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Full text of "Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefakten-Kunde"

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■-Of-^- 


WHITNEY  LIBRARY. 


HARVAED   UNIYERSITY. 


THE  GIFT  OF 
J.    D.    WHITNEY, 

Stuvffis  Hooper  Professor 


MUSEUM  OP  OOMPAEATIVE  ZOOLOGY 


I 


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'L,\c\ti1 


Neues  Jalirbu(ßh 

fiip 
Mineralogie,    Geognosie,    Geologie 

und 

Petrefaktenkunde, 

herausgegeben  • 


Dr*  K,  C.  von  Leonhard  und  Dr*  H.  G,  Bronn, 

Professoren  an  der  Universität  zu. Heidelberg. 


Jahrgang   1834. 


M  i  t     6     Tafeln. 


E.   Schweizerhart' s    Verlagshandlung. 
C  1834. 


A/e://  i-.?30.6 


Inhalt. 


I.  Abhandlungen. 

Seite. 

G.  zu  Münstek:  über  das  Kalkmergel-Lager   von  St.  Cassian  in 

Tyrol,  unddie  darin  vorkommenden  C erat  iten,  (mit Taf.I,  II.)  1—15 

Zeuschner:  über  die  Syenite  und  Diorite  in  den  Umgebun- 
gen von  Cieszyn 16—25 

Kurzer  Bericht  über  die  in  der  mineralogisch-geologischen  Sektion 
der  Versammlung  der  Deutschen  Naturforsclier  im  September 
1833  zu  Breslau  abgehandelten  Gegenstände 26—31 

Von  Leonhard:    einige  geologische  Erscheinungen  in  der  Gegend 

ven  Meisen,  mit  Taf.  III  und  IV 127—150 

Chr.  Kapp:  über  das  erste  Lebens-Alter  der  Erde    ....     151—204 

253—300 

Agassiz:    über  das  Alter   der    Glarner    Schiefer-Formation    nach 

ihren  Fisch-Resten 301—306 

B.  Cotta:  geognostische  Beobachtungen  im  Riesgau  und  dessen 

Umgebungen 307—318 

L.  M.  Kerbten:    Untersuchung   einer    weissen    Pulver  -  förmigen 

Substanz  aus  dem  Dolomit  von   Ebermergen  in  Baiern  .     319 — 321 

Agassiz  :  allgemeine  Bemerkungen  über  fossile  Fische  .     .     .     379—390 

Zenker:  Delthyris  flabelliförmis^  eine  fossile  Muschel-Art 

aus  dem  Thüringischen  Muschelkalke  m.  Abb.  auf  Taf.  V     391-394 
—        Lingulakeuperea    und   L.  calcaria,    zwei  fossile 
Muschel-Arten  aus  Thüringen  m.  Ab.  auf  Taf.  V   .     .     .     394—397 

Studer:  Bemerkungen  zu  einem  Durchschnitte    durch  die  Lu%er- 

ner  Alpen,  mit  Taf.  VI 405—415 

Philippi:   über  das  Verhältniss  der  lebenden  und  untergegangenen 

Konchylien-Arten  in  Siziliens  Tertiär-Eildungen      .     .     .     516—520 

G.  zu  Münster:    vorläufige    Nachricht    übar    einige    neue    Repti- 
lien im  Muschelkalke  Baierns  (Nothosaurus  etc.)      .     521—527 

Zipser:  über  den  Lievrit  aus  Ungarn,  ein  bei  der  Versamm- 
lung  Deutscher    Naturforscher    in    Breslau    1833    gehaltener 

Vortrag 627—631 

* 


IV      — 


A.  Klipsteot:  über  Kontakt-Verhältnisse  zwischen  vulkanischen 
Gesteinen  und  neptunischen  Bildungen  der  Wetterau,  vorge- 
tragen bei  der  Versammlung  Beutscher  Naturforscher  in  Stutt' 
gardt,  1834. t 632—637 

II.    BriefwecliseL 

I.  Mittheilungen  an    den    Geh.  Rath  von  Leonharü  von 
den  Herren : 

A.  Klipstkin  :    T  r  a  c  h  y  t    in    Böhmen  :     gegen    Zippe's    Gebrauch 

BRONGNiART'scher    Gebirgs-Nomenclatur;  Reise  in  Westphalen       32 
ScHLBiDEN :  ?  M  a  m  m  0  n  t  -  Zahn  in  Trachyt-Tuff  von  Mexico ;  körni- 
ger Kalk;  junger  Malachit  und  Kupferlasur  auf  Holzkohle       .       33 
Zevschner:  sein  Handbuch    der  Mineralogie;    geognostische  Bücher 

von  Freyer.  und  Torsiewicz  in  lirakau  und  Lemberg       .     .       34 
Blöde:  über  ?  plutonischen  Kalkstein  hei  Zagdainsko  in  Polen     .     .       34 
ß.  Cotta:    Thonschiefer    mit    Einlagerungen    von   körnigem    Kalke 
u«  s.  w.  zwischen  Öderan  und  Kirchberg',  drei  Arten  körnigen 
Kalkes  ;  Grünsteinschiefer   mit  dcrgl. ;    sublimirter    Graphit  auf 
Gängen  in  Thonschiefer  bei   Chemnitz  .....♦..♦       35 
Hessei,:  Fundorte  pyramidalen  Mangan-Erzes;  alter  ?Baryt-Bau  bei 

Marburg  ',  Unterscheidung  von  Bitterkalk  und  Kalkspath  .  .  39 
Studer:  Untersuchung  der  Italienischen  und  Bündtener  Alpen  .  41 
J.  Schwarz:  Geognostische  Bemerkungen  am  Tepetonco  ixi  Mexico  205 
EZQ.TJERRA  DEL  Bayo  !  Basalt-Ausbruch  durch  Braunkohle  bei  Karlsbad    205 

Lardy:  Axinite  am  Gotthard ♦     205 

V.  Rosthorn:  Chloritschiefer-BIock  im  Granit;  die  Alpen  ruhen  auf 

Gneiss-Kuppen 206 

Hehl:  Braunkohlen  bei  Wemdingen  auf  Jura-Dolomit,  und  \iti  Tutt- 
lingen auf  Jurakalk 206 

R.  T.  Amak:    Brasilische    Golderze    enthalten   Platin,    Osmium  etc. 

Basalt  zersetzte  den  Feldspatli  dos  Gneisses  zu  Annaberg      .     207 
ZiMurERMANN :  dcr  edle  Gang   des  Harzer  Schiefer-Gebirges    durch- 
setzt auch  den  Grüustein ;    Vorkommen   von    Datolith,    Cha- 

basie  etc 208 

Naumann:    Nachtrag  über  den    Lincar-Parallelismus    der  Ge- 

birgs-Arten 209 

Kloben:  Geschiebe,  wie  in  der  Mark,  auch  auf  Rügen    .     .     .     322 
EzQ.uERRA  DEL  Bayo  :  Skcindiiitivische  Felsblöcke  in  Oberschlesien     322 
Gemmellaro:  tertiärer  Sciiwefel,  ein  Erzeugniss  verfaulter  Mol- 
lusken      321 

Hehl:  Braunkoiilon  von   Tuttlingen  (s.  S.  206.) 324 

VoLTz:  Mineralogie  als  Wissenschaft 325 

V.  Hofp  :  Erdfall  bei  Gotha  im  Muschelkalk 327 


—     V      — 

8eKe. 
B.  Cotta:  Verbalten  des   kornigen   Kalkes  im    Triehischthale  bei 

Meisen 329 

V.  Stbitve:  Erdfall  bei  Altona\  Zinnerz  am  Ladoga;  Murchisonit 
aus  Devonshirey  mineralogische  Reise  von  Sartobitts  und  Li- 
sting nach  Sizilien 398 

VoLTz :  Einwirkung  von  Porphyr-Gangen  auf  Schiefer  und  Kalkstein 

bei  Framont 399 

EZQ.VERRA  DKL  Bayo  :  Vorkommen  des  Schwefels  zu  Swoszowice  bei 

Wieliczka',  Porphyr -Durchbrüche  durch  Steinkohlen  in  Schlesien    401 
V.  KoBEiiij:  Unterscheidung  von  Kalk  und  Bitterkalk  (S.  39)  J  nach- 
trägliche Bemerkungen  zu  seinen  „Tafeln"    .......     402 

M.  BiELz:    JK'ar/^atA^n- Sandstein;    über    Boue's    Beobachtungen  in 

Siebenbürgen',  fossile  Wirbelthier-  und  Pflanzen-Reste  daselbst    403 
Lb  Play:  Reise  in  Spanien;  Societe  d'histoire  naturelle  de  Paris    406 
Klepstein:  Braunkohlen-Gebirge  von  Dietesheim  am  Neckar    .     .     528 
Klöden:  Kalklager  bei  Cfifwi?«  in  Po»i»if?rn,  zum  Cor«6r«sA  gehörig    630 
Krantz:  Thonschiefer:  an  seiner  Porphyr-Grenze  mit  Augit-Krystallen     530 
Berzelivs  :  Arbeit  über  die  Meteorsteine      .........     530 

Geyger:  Bleiglanz-Anflug  auf  Steinkohlen  von  Obermoschel      .     .     638 
Blöde:  Enkriniten  in  Weissbleierz,    auf  Bleigängen  in  Übergangs- 

kalk  bei  Kielce 638 

Studer:  geologische    Bemerkungen    in  Bündten;    gegen   Boue    das 

Alter  der  Molasse  betreflFend 639 

B.  Bernhard!  :    Thier-Fährten    auf  Flächen    des    bunten   Sandsteins 

bei  Uildbm'ghausen 642 

II.  Mittheilungen  an  Professor  Bronn  von  den  Herren: 

H.  V.  Meyer:  über  Echiniden     ............      41 

G.  zu  Münster:  fossile  Fische,  Sepien,  Krebse,  Monotis  salinaria, 
Saurier,  Algaciten  von  Öniugen,  Schildkröte  in  Lias  von  Alt- 
dorf, Clymenia,  Glossopteris,  Folliculites;  Tertiär-Formation  in 
Norddeutschland 42 

Jäger:  Naturforscher- Versammlung  in   Stuttgardt,   fossile  Knochen 

in   Württemberg 44 

B.  Cotta:  Kaiami t  e n-Reste  im  Keuper    bei    Eisenach;   im  alten 

Kohlen-Gebilde  von  Hainchen ....211 

Scuübler:    über  Bestimmung    Württemhergischcr    Gebirgsarten   in 

den  Lieferungen  des  Comptoirs     . 212 

Agassiz  :  seine  „Poissons  fossiles",  Heft  II;  Arbeit  über  fossile  Krebse    213 

Ez^vERBA  DEL  Bayo  .'    Kiesel-Konkrezioneu   im   Jurakalk  von    Pod- 

gorce  und  organische  Trümmer  darin 33f 

Hisimgeb:  „Anteckningar  i  Physik  och  Geognosie",  Heft  VI>  Be- 
schreibung fossiler  Reste  darin 831 


—     VI     — 

Seite. 

T.  AtBERTi:  Arbeit  über  den  Muschelkalk J  Conchorhynchus  in 

einem  Sack 338 

Agassiz:  y,Poissons  fossiles",  Heft  III;  fossile  Crustaceen  .  .  ,  339 
V.  Aithaub:  über  Alberti's  Monographie  des  Muschelkalks  .  .  406 
Mather:  fossile  Fische  in  Sandstein  von  Connecticut  ....  531 
L.  V.  Buch  :  Erscheinungen  bei  Meisen  ;   Deutsche    Jura-Bildungen 

und  deren  Versteinerungen;  Nautilus  und  Aganis     .     ,     .     532 
EzqiTERRA  BEI  Bayo  i    gcognostische  Verhältnisse   in  Salzburg,  He- 
bung der  Alpen 535 

r.  AI.THAU3  :  Schildkröten  im  Torf  bei  Diirrheim]    ......     537 

G,  ZV  Münster:  Knochenhöhle  bei  Rabenstein',  Nothosaurus  im 
Muschelkalk,  Fische  (Saurichthys  und  Hai)  im  Muschelkalk; 
Undina,  Hai,  Caturus,  See  schil  d  kr  ö  te,  Limulusvon 
Kehlheim;  Isticus  aus  Grünsand  von  Münster;  Scaphiten, 
Hamiten  etc.  aus  Kreide  in  Westphalen',  Saurier- Zähne 
hl  Grünsand  bei  Regensburg;  Mystriosaurus  in  Lias  von 
Altdorf,  Bairische  Reptilien  der  Flötz-FormationJ  Voltzia  im 
Gypse  des  Steigerwaldes;  Equisetum  etc.  im  Keuper  da- 
selbst; Trippel  und  dessen  Pflanzen-Reste  bei  Regensburg  y 
Equisetum  in  Braunkohle  des  Fichtelgebirges;  Psammo- 
dus-Zahn  im  unteren  Oolith;  nicht  alle  Lumbricarien  sind 

CoIoHthen 538 

W.  W.  Mather:  Vorkommen  von  Cidaritcn-Stacheln  in -dwirnfta    642 

IIL  Neueste  Literatur. 

I.  Bücher: 
Lorenz,  Fr.  Hoffmann,   H.  Davy,   C.  Geiuihei.i.aro,  Prestei., 

Reichenbacu 45 

BoinLi.ET  et  Lecoq^,  Fischer  de  Waidheim,  Gveymard,  Girar- 

»IN,    GlTEYMARD,     HuOT,     SuCKOW,     DuMONT,      EbENEZER   EmMONS, 

Glocker  ,  Shepard  ,  Bakewei.1.  ,  Boase  ,  Boblaye  et  Virlet  , 
H.  Cotta,  Deshayes,  A.  Eaton,  Goldfuss,  Grateloup,  Hib- 
BERT,  LiNDiEY  Und  HüTTON,  Manteh,  REBori,  Uhde,  v.  Zie- 
TEN  ,   Bakeweli.    edit.    Silliman  ,    Deshayes  et  Dvchatel,  des 

LONGCHAMPS,    HiTCHCOCK 214 

ÜRE,  Werber,  Pohl,  v.  Schreibers  und    v.  Holger,  v.  Hoff, 

DE  Bordeaux 340 

Hisinger  ,     Catijllo  ,     Kauf  ,    Keferstein  ,     Klödbn  ,    Kuhn  , 

Schmerling ,     .     412 

Whewell,  de  LA  Beche,  Bertrand  de  Doue,  Boblaye  et  Vir- 
let, BOUBEE,  BkOCHANT  DE  ViLLIERS,   A.  BrONGNIART,    CaUCHY,   Js. 

Hayb,  L.  V.  Buch,  Ehrenberg,  Hartmann,  v.  Hoff,  Bronn, 
CuviKR,  d'Omalius  d'Halloy 543 

DUBUISSON,  KUPFFER,  MoRREN,   J.  ReNNEL,    BeRGHAUS,  J.  R.  BlUM, 

C.  R.  Brard,  (0.  C.  D,),  Davreux,  C.  F.  Gauss,  G.  Gbaulhie, 
Js.  Lba,  Lbco^)  Lindlby  and  Hutton,  Nolan,  Pusch,  C.  C.  R.  . ., 


—      VII      — 

Seite. 
ReIITWABDT,  Le  SaVI.NIEB  de  VAtTHEttO,  Jos.  SCUIKTO,   Starinq, 
WiTHAM,     AlNSWORTH,     T.    AlBERTI,     Db     LA    BeCHK  ,     BerTHIEK, 

De  ByijAndt,    Dufrenoy  et   Elie  de  Beaumont,    DtFUENOY,  J. 
FouBMER,  Th.  HawkinSj    H.  V.  Meyer,    Murchison,    Le  Play, 

Ch.  Zimmermann 643 

II.  Zeitschriften. 

Proceedings  of  the  geological  Society  of  London,  1832,  4.  März  bis 

1833,  1.  Mai,  Lond.  8° 45 

Glocker:   mineralogische    Jahreshefte,    Nürnberg,  8°.  I,  1831, 

II,  1832 47 

Kongl,  Svenska  Vetenskaps  Academiens  llandlingar  for  1831, 

Stockholm  1832,  8"" 21S 

Featherstonehaugh:    the  Monthly  American   Journal  of  Geo~ 

logy  1831—32,  IX  Hefte  8«» 216 

C.  Hartmann;    Jahrbücher   der    Mineralogie,    Geologie,   Berg- 

und  Hutten-Kunde.    Nürnberg  S^,  1834,  I,  i 216 

Annales  des  Mines  (vgl.  1833,  S.  422)  1833,  III,  i.  ii.J  —     .     217 

—  -  -  m;  IV,  I.       .     .     413 
Bulletin  de  la  Societe  geologique  (vgl.  1833,  S.  550)  III,  209—376 

und  I— cixxxTiii ,     ,     . 217 

—  —  —  IV,  1—224  .     544 
Karsten's  Archiv   für  Mineralogie   (vgl.  1833,   S.  332)  Berjin, 

8°,  1833,  VI 341 

Transactions   Of  the    Royal   Geological   Society   of  Cormvall, 

1833,  IV :     ...     341 

Brewster,  Taylor  and  Phillips:    the   London  and  Edinburgh 

PhUosophical  Magazine,  Londons",  1833,  JulylU,  1—320     .     342 

—  November  III,  321—431  :   1834,  IV,  1—159    ♦     413 

Gornoi  Journal,  Petersburg  8",  1833,  Heft  i— iv 646 

Journal  of  the  Geological  Society  of  Bubiin,  1833,  I,  i     .     .     647 
Gornoi  Journal  1833,  Heft  V  und  VI .     645 

TV*  Auszüge« 

I.  Mineralogie,  Krystallographie,  Minei-al-Cheinie  u.  s.  w. 

Kose:  über  die  Krystallform    des  Mesotyps 48 

Boussingault  ;  Analyse  eines  Minerals  von  einer  heissen  Quelle  bei 

Popayan 48 

Breithaupt  :  Bestimmungen  spezilischer    Gewichte   von  Mineralien  48 

Berthibr:  analysirt  Titaneisen  von  Baltimore  in  Maryland      .     .  49 

—  zerlegt  oktaedrisches  Eisenoxyd  von  Framont     ...  50 

—  analysirt  Eisenerz  von  la  Lizolle   und  Servan,   Allier  60 

—  zerlegt  mehrere  Galmei-Abänderungen     ...,.»  50 
Breithavpt  :    über    einige   metallische   Mineralien    aus    dem    Ural, 

welche  zum  Theil  schwerer  als  Platin  sind 53 


Seite. 
Piattrbr:  haplotypes  Eisenerz  der  Schweitz  und   Chondrodit  vom 

Vesuv,  vor  dem  Löthröhre 53 

NoHBBNeKiöi,D :  Pyrargyllit,  ein  neues  Mineral      .......  63 

—               Amphodelit,  —      —           — 53 

Bec^verel:  über  künstliche  Bleiglanz-Krystalle   .......  54 

Don  Pedro  :  Besitzer  der  grössten  Masse  edeln  Berylls    ....  54 

JoimsTON :  Untersuchung  des  geschwefelten  Schwefelblei's  von  Dufton  54 

'Zippe  :  hemiedrische  Abtheilungen  des  pyramidalen  Krystall-Systemes  65 
Stroheyer  u.  Hausuaitn:  mineralogisch-chemische  Untersuchung  des 

Antimon-Nickels  von  Andreasberg ...219 

Gold  im  Alluvial-Lande  bei  Turin 221 

Boussingauiit:  Analyse  des  Halloysit's  von  Guateque  in  Neugranada  221 

Kose:  über  die  Krystallform  des  Plagionits,  eines  Antimon-Erzes  .  221 

Bovssixgavlt  :  Zerlegung  des  Alauns  vom  Vulkan  von  Pasto  .  .  222 
Rose  :  Krystallform  des  Silber-Kupferglanzes  j   Atomen^Gewicht  des 

Silbers 222 

Breithaupt:  Krystallisations-System  des  rothen  Nickel-Kieses   .     .  223 

Berthier:  Analyse  des  Wolkonskoit 223 

—  —       des  Kupfererzes  von  Escouloubre  im  Aude-Deft.  223 

—  —        des  Bant-Kup^ererzes  V.  Nadaud,  Haute- Vienne  223 
PiiAttner:  Analyse  des  braunen  Erdkobalts  von  Saalfeld     .     .     .  223 

NoRDENSKiöiiD :  Analyse  des  Tantalits  von  Tamela 224 

Stromeyer:  ehem.  Untersuchung  des  kohlens.  Mangans  von  Freiberg  224 

Plattner's  Uran-Oxydul  im  Schwedischen  Automolith  ist  irrig      .  225 

Brewster:  über  die  Struktur  und  den  Ursprung  des  Diamants     .  225 

Weiss:  über  den  Haytorit 226 

Erihan:  über  Elektrizität  des  Marekanits,  Turmalins,  Topases    .     .  226 

Breithaupt:  ehem.  Untersuchung  des  schwersten    metall.  Körpers  226 

Bryce:  Mineralien  in  den  Grafschaften  Down,  Antrim  und  Derry  227 

Erdmann:  Analyse  von  Wavellit  u.  Striegisan    von  Langenstriegis  230 

Rose:  Osmium-  und  Iridium-Verbindungen  im  Ural 231 

—     Vanadin-Bleierz  von  Beresow  im  Ural 231 

Weiss:  das  Staurolith-System,  vom  regulären  abgeleitet    ....  232 

Breithaupt  :  Krystallisation  des  Antimonnickel-Kieses  .....  344 

Berthier  :  Zerlegung  zweier  neuen  Varietäten  von  Haidingerit      .  314 

Weiss:  Zwillings-Krystalle  von  Kalkspath  und  Quarz,  u.  Dihexaeder  315 

Breithaupt:  spezifische  Gewichte  verschiedener  Mineralien  .     .     .  345 

Neümann:  das  Krystall-System  des  Albites  und  seiner  Verwandten  345 

Stromeyer  u.  Hausmann:  neue  Alaunart  u.  Bittersalz  aus  äj/Jöp/Wä«  346 

Shepard:  mineralogische  Nachrichten  über  Neu-England       .     .     .  351 

Mather:  über  den  Xanthit     .....4» 352 

Hess:  über  den  Hydroborazit 353 

Bvnsen:  Allophan  bei  Bonn 353 

Glocker:  der  Ozokerit,  ein  neues  Mineral 353 

Svc&ow:  anomale  Bildungen  d.  Schwefelkieses 354 


—      IX      — 

gelte. 

SrcKow:  Colestln-Krystalle  bei  Jena 351 

Fowier:  Saphire  u.  a.  Mineralien  bei  Newton  in  New-Yersey    .  354 
V.  Kobell:     über   Naumann' s    Bezeichnung    vertikaler   Prismen    im 

diklinoedrischen  System 415 

—  über  die  in  der  Natur  vorkommenden  Eisenoxyd-Hydrate  415 

—  Analyse  des   Braun-Eisenerzes    in   After-Krystallen  von 
Eisenkies 416 

Platin  in  Frankreich  entdeckt 417 

Ki.od£n:  einfache  Fossilien  als  Geschiebe  in  der  Mark  Brandenburg  417 

Tyson:  Fundorte  einiger  Mineralien    in    der    Grafschaft  Baltimore  418 

T.  Kob£i.l:  über  Olivenit,  Kupferschaum  und  Kiesel-Malachit     .     .  418 
Shepard:    Devi^eylite  und   dessen   Beziehungen  zu   Tyson's    kieseis. 

Talkhydrat 418 

—  Datolith  und  lolith  (Cordierit)  in  Connektikut  ....  419 
V.  CoBELi.:  Analyse  einiger  natürl.  Verbindungen  des  Eisenoxyds  420 
Neumann:  Elastizitäts-Maass  krystaUin,    Substanzen  der   homoedri- 

schen  Abtheilung    . 420 

V.  Kosell:  Analyse  des  körnigen  Porzellanspathes  von  Passau     .  420 

—         Krystallisafion  des  Nickelglanzes  von  Sparnberg    .     .  421 

Richteh:  über  einige  merkwürdige   Krystallisations-Erscheinungen  548 

Zippe:  über  einige  in  Böhmen  vorkommende  Pseudomorphosen       .  653 

Booth:  über  das  Arseniknickel  von  Riegelsdorf  in  Kurhessen  .     .  561 

Magnus:  über  das  „fossile  Wachs"  der  Moldau   .......  562 

Boussingauxt:  Natur  der  Pbosphorsäure  in  natürlichen  Phosphorsalzen  562 

SucKOw:  merkwürdige  neue  Krystall-Formen 646 

Stromeyer  :  chemische  Analyse  des  Allanits  v,  Iglorsoit  in  Grönland  647 

V.  KoBEi.1.:  über  den  Onkosin  von  Salzburg 648 

CoNNEiii.:  Analyse  des  Levyn 649 

—  über  den  Dysklasit,  von  Feroe 649 

Shepard:  mineralogische  Notizen  über  New  England  .     .     .    .     ♦  650 

Frick:  chemische  Untersuchung  des  Nadelerzes  .     , 651 

Naumann:  über  eine  eigenthümliche   Zwillings-Bildung   des  weissen 

Speiss-Kobaltes 651 

V.  Kobem:  über  das  Titaneisen  aus  dem  Spessart 651 

Rose:  Verhältniss  des  Augits  zur  Hornblende 651 

v.  KoBELi:  Chonikrit  und  Pyrosklerit,    zwei  neue    Mineral-Spezies  654 

Zippe  :  über  den  Steiamannit,  eine  neue  Mineral-Spezies       .     .     ,  655 

Kupffer:  Handbuch  der  rechnenden  Krystallonomie      .....  65S 

II.  Geologie  und  Geognosie. 

Bischof  :  über  die  Quellen-Verhältnisse  am    Teutoburger  Walde     .  55 

Klöden:  über  die  Fels-Geschiebe  der  Mark  Brandenburg     «     .     .  58 

Reichenbach  :  Geognostische  Darstellung  der  Umgegend  von  Blansko  59 


—      X      — 

Seite. 

Ausbruch  des  Vesuvs  im  Jahre  1832      .«,,......  66 

Jautfret  :  Allg.  Notizen  über  die  Geologie  der  Kanarischen  Inseln  66 

Hoffmann:  geognostische  Beschaffenheit  der  Liparischen  Inseln     ,  67 

Dvfrenoy:  Nätüt  und  Lagerungs-Art  der  Calcaires  amygdalins   .  77 

V.  Eschwege  :  geognostische  Übersicht  der  Umgebungen  von  Lissabon  79 
Murchison:  Sedimentäre    Ablagerungen    von  Shropshire   und  Here- 
fordshire ,   durch   Raämr ,   Brecknock   und   Caermathenshires 

sich  erstreckend .     ♦ 83 

Naumann:  über  die  südliche  Weissstein-Grenze   im  Zschopau-Thale  88 

Buckingham:  über  die  geologische  Struktur    der  Insel    Pantellaria  89 
Trimmer:  fossile  See-Konchylien  lebender  Arten  am  Mersey ,   über 

Hochwasserstand ♦ 91 

Murchison:  dessgl.  in  Lancashire ,     .     .     .  91 

T.  Meyer:    „Tabelle    über    die    Geologie,     zur   Vereinfachung    der- 
selben" etc ,     .  92 

Hutton:  der  Whin-Sill  von  Cumberland  und    Northumberland  95 

Murchison:  Bestätigung  dieser  Beobachtungen 96 

PhiiiLips  :  Beobachtung  desselben  Gegenstandes 96 

T.  Bonsdorf:  der  Rapakivi  in  Finnland,  eine  eigene  Gebirgsart  96 

Boblaye:  die  geognostische  Beschaffenheit  von  Morea       ♦     .     .     .  97 
Wagner:  Tabelle  über  die  Überlagerung  der   Formationen,  und  die 

sie  begleitenden  Versteinerungen       , 98 

Schwarzenberg:  die  Grobkalk- Formation  in  Niederhessen     ...  99 

Nota  :  über  das  Erdbeben  in  der  Stadt  und  Provinz  Ä.  Remo  \.  J.  1831  103 
Gemmeharo  :    yyRelazione    dei   fenomeni   del   nuovo    Vulcano  sorto 

dal  mare^^  etc.  (Catania  1851  8".) 103 

Sitr-iMANN:  Anthrazit-Regionen  am  Susquehanna       23t 

—           Bemerkungen  auf  einer  Reise  in  Pensylvanien     .     .     ♦  234 

Mather:  Durchschnitt  eines  Theils  von   Connecticut 235 

SitvERTOP  :  Tertiär-Formation  in  der  Provinz  Granada     ....  236 

Broneniart:  über  Gay's  geologische  Arbeiten  in   Chili     ....  238 

Ehrenberg:  Charakteristik  der  Nordafrikanischen  Wüsten   .     .     .  355 

ViRLET :  geogn.  Bemerkungen  über    die    Nord-Griechischen  Inseln  358 

Winch:  Beiträge  zur  Geologie  von  Northumberland   und  Durham  260 

Carne:  Alter  und  Richtung  der  Gänge  in  Corntvall 361 

V.  Strombeck:  Lagerung  der  Nieder- Rheinischen  Braunkohlen       .  351 

Schmidt:  Kohlenstoff  in  Blasenräumen    basaltisclier  Gebilde       .     .  362 

Verschoyle:  über  die  Geologie  der  Grafschaften    Mayo  und  Sligo  362 

Savi:  über  die  geognostisch-geologischen  Verhältnisse  in  Toskana  364 

V.  Buch:  Lagerung  von  Mclaphyr  und  Granit  \a  Aen  kl^cn  Mailands  421 

Weiss:  das  Süd-Ende  des  Gebirgs-Zuges  ia  Brasilien  nach  Sellow  425 

Mather:  Notizen  über  die  Geologie  der  Hochländer  \on  New  York  4S6 

V.  Rosthorn:  über  die  Gegend  von  Radeboy  in  Croatien      .     .     .  437 

Walker:  die  Ursache  der  Richtung   von    Kontinenten,   Inseln  etc.  438 

Cohybearjb:  Notiz  darüber 439 


—      XI      — 

Seite. 

JoBiTSTOx:  über  die  allmähliche  Hebung  des  Landes  in  Skandinavien  440 
THiRFaA:  carte  geologique  du  departement  de  la  Haiite-Saone  .  441 
Schvbler:  Höhenbestimraungenin  Württetnbery  uxiäGrenz-Gcgenäen  442 
Bayfield:  Geognosie  von  der  Nordküste  des  St  Lorenz-GoUes  an, 

bis  Cap  Whittle 443 

Finch:  Mineralogie    und    Geologie    der    St.    Lawrence  -  Grafschaft, 

New  York 4i4 

Phillips  :  Analyse  zweier  Srhwefel-haltigen  Quellen  bei  Weymouth  447 
Schubler  und  Vogel:  geognostische  Verhältnisse  von  Tübingen  .  447 
Bischof  :  Bildung  des  Eisenockers   etc. ,    durch    Quellen   und    Gas- 

Exhalationen       . 449 

Ditfrenoy:  üb.  Vorkommen  u.  Zusammensetz,  gewisser  Thon-Silikate     451 

Hall's  Maschine  zum  Messen  hoher  Temperatur 453 

H.  Cotta:  der  Kammerbühl  nach  wiederholten  Untersuchungen  .  455 
Villeneute:  Durchschnitt  von  Toulon  bis  zum  Vulkan  von  Rougier  455 
Shepard  :  Mineralogie  und  Geologie  der  Grafsch.  Orange  u.  Siissex  455 
Erdbeben  in   Chili 459 

—  zu  Jassy  u.  a.  O.       , 459 

Croizet:  über  das  Erdbeben  in  Auvergne  im  Oktbr.  1833  .  .  .  459 
Walferdin:  Ableitung  der  Regenvvasser  durch  Artesische  Brunnen  460 
Boue  :  Auszug  aus  mineralogischen  Berichten  über  Russland  ,  .  460 
Botta:  Beobachtungen  über  den  Libanon  und  Antilibanon  .  .  .  464 
Heuser:  zur  Kunde  der  Jüngern  Flötz-Gebilde  an  der  Weser  ♦  ♦  466 
HiBBERT  :  der  Süsswasserkalk  der   Steinkohlen-Formation    zu   Bur- 

diehouse  bei  Edinbxirg 468 

—  Nachträgliche  Bemerkungen  über  jenen  Süsswasserkalk  469 
Conybeare:  über  Hibbert's  Entdeckung  fossiler  Fische,  Saurier  etc.  470 
Murchison:  Süsswasserkalk  zwischen  d.  Kohlenlagen  b.  ÄAr^^ws&Mri/  470 
Fr.  HoFFMAim :  Gebirgs-Verhältnisse  der  Grafschaft  Mas««  Cärrara  563 
DuFRENOY  und  Ehe  de  Beaumont  :    über  die  Gruppen    des  Cantal, 

des  Moni  Dore  und  deren  Hebungen 571 

Alison:  Ersteigung  des  Pic's  von  Teneriffa  im  Febr.  1829  .     .     .  572 

Höhle  bei  Erpfingen  im  Württembergischen  aufgefunden      .     .     .  580 

Dundas-Thomson  :  Geologie  von  Berwickshire 581 

Kapp  :  über  Zentral-  und  Reihen-Vulkane 581 

Rozet  :  Geologie  von  Algier  und  Tittery    .........  582 

Mather:  wichtigste  Silber-Gruben  in  Mexiko    und   Süd-Amerika  585 

Burkart:  geognostische  Bemerkungen  zwischen  Ramos  und  Catorce  589 
Pareto  und  Guidoni:  über  die  Berge  des  Golfes  della  Spezzia  und 

der  Apuanischen  Alpe 590 

De  Villeneuve:  der  Kreide-Gipfel  von  Sainte  Beaume   von  tertiä- 
rem Kalk  umlagert 591 

Felsensturz  bei  Chuv ,  591 

Dessgleichen  daselbst 5Ö1 

Lagerstätte  des  Platins  in  Sibirien 591 


—      XII      — 

Seite- 
Vorkommen  von  Gediegen-Silber  zu  Kongsberg  in  Norwegen  ,  .  592 
Du  Commun:  Hypothese  über  Vulkane  und  Erdbeben     .     «    ,     .    .     593 

AiNBwoRTH :  an  Account  of  the  Caves  of  Ballybunian 693 

Karsten:  über  das  Erz-führende  Kalk-Gebirge  von  Tarnoivitx  .  594 
Keferstein  :  Naturgeschichte  des  Erdkörpers  in  ihren  Grundzügen     606 

Pare.to:  Note  über  den  Gyps  von  Tortona 610 

L.  V.  Buch:  einige  Bemerkungen  über  die  Alpen  in  Baiern  .  ,  612 
S.  HiBBERT :  Geschichte  der  erloschenen  Vulkane  von  Neuwied     .     657 

Erdbeben  zu   Verona    . 688 

Buff:  über  Gang -Bildungen,  von  Lager  -  artiger  Entstehung  ♦  688 
J.  Prideaux:  Geognosic  der  Umgegend  von  Plymouth  ....  689 
N.  Chipman:  Steine,   welche    in    See'n ,    Teichen    u.   s.    w.    bewegt 

werden ,•».....,     689 

BouE :  Geognostische  Nachrichten  von  Narbonne,  Pezenas,  la  Cor- 

niche  und  das   Vicentinische ,     .     .     ,     689 

F.  Le  Piay:  Tagebuch  auf  einer  Reise  durch  Spanien  geführt  .  697 
B.  Studer  :  Geologie  der  westlichen  Schweitzer-Alpen  ....  701 
Hericart  de  Thury:    Kalkhöhlen   von    Cusy   in  den    Beauges-Ber- 

gen  und  Gold  -   und   Edelstein  -  führender  Sand  des  Cheran  in 

Savoyen 707 

Parandier:  Notiz  über  die    Ursachen    der   Existenz    der  Höhlen  im 

Allgemeinen,  und  der  des  Dept's.  du  Dubs  insbesondere  .  ,  710 
Teixier:  Betrachtungen  über  die  Geologie  der  Sieben  Hügej  Roms    713 

III.   Petrefaktenkunde. 

DB  Serres:  sind  Land-Thier-Arten   seit  der    Erschaffung   des  Men- 
schen untergegangen?  etc 103 

L.  V.  Buch:  Silicifikation  organischer  Körper,  nebst  einigen  andern 

Bemerkungen  über  wenig  bekannte  Versteinerungen       .     .     108 

—  über  zwei  neue  tertiäre  Cassidarien  Mecklenburg^  s    109 

—  über    die    A  m^m  0  n  i  t  e  n    in    den    älteren    Gebirgs- 
schichttn 109 

—  über  Goniatiten 109 

Blesson  :  Bemerkungen  über  Sand  und  Dünen 109 

GiRARD,    Prony   und  Geoffroy    St.    Hilaire:    über   Chaudruc    de 

Crazannes's  Abhandlung  „von  Ablagerungen  fossiler  und  nicht 

fossiler  Austern  im  Dept.  Charante-Inferieure^^ HO 

Cole:  Abguss  von  Plesiosaurusmacrocephalus.     .     .     .  112 

Mantei.1.:  die  zoologischen  Charaktere    der   Weal  den -Formation  112 

BrcKiiAND :  über  neue  Megatherium- Reste,  aus  Süd-Amerika  112 
V.  Mayer:  Beiträge  zur  Petrefaktenkunde 

Gnathosaurus • 113 

Conchiosaurus 114 


XIII      — 

Seife. 

Knochen  in  Muschelkalk 115 

—        •    buntem  Sandstein .  115 

Aptychus         116 

Weiss:  fossile  Knochen-  und  Panzer-Stücke  aus  Süd-Brasilien      .  117 
Gemmeharo:  sopra  le  Conchiglie  fossili  delV   argilla  terziaria  di 

Cifali 121 

Brongmart  :  fossile  Conifere  (Taxodium)  &u{  Iliodroma        .     .  240 

Witham:  Vortrag  über  die  fossile  Vegetation 241 

Agassiz:  Recherches  sur  les  poissons  fossiles,  I«  livraison  .     .    .  242 

V.  ZiETEw:  die  Versteinerungen  Württembergs,  Heft  XI,  XII       .  245 
Morton:    organische  Reste    der   Eisen-schüssigen    Sand  -  Formation 

der  Vereinigten  Staaten 246 

—        Analogie  der  Mergel  in  New  Yersey  mit  der  Kreide  ,     .  249 

De  Bonnard:  Knochen  in  den  Höhlen  von  Arcy-sur-Cure   .     .     .  366 

Virlet:  über  Knochenhöhlen <     .     .     .  367 

Prevost:  über  Knochenhöhlen 368 

EwE  DE  Beatjmont:    Hyänen  lebten  in  den   Höhlen    von  Kirkdale  368 

BouBEE :  über  Prevost's  und  Dufrenoy's  Theorie  der  Knochenhöhlen  368 

BucKtAND :  neue  Pterodactylus-  Art  in  Lias  von  Lyme  Regis  369 

Morren:  Sitr  les  ossemens  humains  des  tourbieres  delaFlandre  370 

RiLEY.  Squülo-raja,  ein  Fossil  aus  dem  Lias  von  Lyme  Regis  370 

Kauf:  vier  urvveltliche  Hirsche  des  Barmstädter  Museums    .     .  371 

Taylor:  Vertheilurig  fossiler  Konchylien  durch  Grossbritannien     .  373 
De  BtAiNviLLE :  method.  Anordnung  der  Geschlechter  Purpura,  Ri- 

cinula,  Monoccros  und  Concholepas .     «     .  375 

Serres  :  Beobachtungen  über  die  fossilen  und  humatilen  Arten      .  376 

Knochenhöhlen  bei  Plombieres-lesDijons 376 

Eaton :  über  Crotalus?  reliquus  oder  Arundo?  crotaloidcs  466 

Cooper:  reklamirt  dagegen ,     .     .     .     .  466 

V,  Sternberg's  Uitheil  früher  mitgetheilt 466 

KiÖDEN:  die  Versteinerungen  der  Mark  Brandenburg      ....  470 

Marcel  de  Serres  :  Pflanzen-Abdrucke  in  Kalkschiefern  bei  Lodeve  474 

Guernsey:  hei  Rochester,  New  York,  gefundene  Mas  t  od  on-Reste  475 

Wagner  :  fossile  Insektenfresser,  Nager  und  Vögel  im  Diluviale    .  475 

Agassiz  :  Recherches  sur  les  poissons  fossiles,  II'  livrais.    .     .     .  484 

Kauf:  eine  Berichtigung  den  Hippopotamus  betreffend    .     .     .  489 

—       ossemsns  fossiles  de  Mammiferes  3me  Cahier 490 

LiNDLEY  a.  Hutton:  Fossil  Flora  of  Great  Britain,  Nr.  I—VII  492 
Marcel  de  Serres  :    Menschenknochen   und    Kunst-Erzeugnisse    in 

Kalk-Höhlen 494 

GoLDFuss  :  Abbildungen  und  Beschreibungen  der  Vetre^akten  Deutsch- 
lands, 4te  Lieferung  . 495 

De  Christol;  Thier-Bevölkerung  beider  Becken   des  Herault-T>ept. 

in  der  tertiären  Periode 500 

Cooper:  über  die  Lagerstätte  fossiler  Knochen   im    Big-Bone-Lick  501 


—      XIV      — 

Seite, 
Eaton  :  über  de  Kay's  Brongnlartia,  ehi  neues  Triloblten-Geschlecht    615 
L.  V.  Buch:  über  Terebrateln,  ibre  Klassifikation  u.  Beschreibung^    616 
Marcei.  de  Serres,  Dubrueh  und   Jean- Jean:    Untersuchung  über 

die  fossilen  Knochen  der  Höhlen  von  Lunel-vieil   ,     .     .     .     .     714 

Borson:  Notiz  über  einige  Fossil-Reste  der  Tarentaise  in  Savoyen     726 
Prinsep  :  Analyse  fossiler  Knochen  von  Himalaya   .    ...     .     .     727 

Witham:  Notiz  über  Struktur    und_ Lagerung    eines    fossilen  Stam- 
mes in  den  Brüchen  von  Craigleith 727 

Brown:  über  Reste  einer  Eiche,  aus  dem  Torfe  bei  Lanfyne,  Ayr- 

sJiire,  gezogen 728 

Mettler:  ein  Salamander  und    eine   Schildkröte    aus    den    Öninger 

Brüchen 728 

DE  LA  FoNTENELLE :  Über  das  fossile  Kautschuck  in  den  Steinkohlen- 
Werken  der  Vendee 728 

Geofproy  St.  Hilaire:  paläontologische  Beobachtungen  ....     728 
—  -  —        Notiz  Über  die  fossilen  Knochen  im  Becken 

der  Auvergne , 729 

Neue  Entdeckung  von  Iguanodon-Knochen       ........     729 

Eaton:  Vier  Kardinal-Punkte  in  der  stratiogr.  Geologie  ....     739 

IV.   Verschiedenes 

Brunner  u.  Pagenstecher  :  Analyse  d.  Heilquellen  von  Leuk,  Wallis  121 

Henrici  :  Notiz  über  eine  periodische  Quelle  bei  Kissingen  .     .     .  124 

Hausmann  :  über  die  Rothetif'elder  Quelle 124 

Brewster:  Instrument  zur  Unterscheidung  von  Edelsteinen       .     ,  124 
ScHÜBtER :  Resultate  sechzig-jähriger  Beobachtungen  über  den  Ein- 

fluss  des  Mondes  auf  die  Veränderungen    unserer    Atmosphäre  125 

Meteorsteinfall  bei  Blansko  in  Mähren 125 

Trommsdorff  :  Untersuchung  des  Alexis-^t\mmns  im  Selke-T\\a\e  126 

Andere  Quell-Analysen .     ,    .  126 

SiKLiMAN :  über  den  Fall  der  Meteoriten  von  Tennessee    ....  250 

—  über  das  Meteor  und  den  Aerolithen  in  Georgia  .     .     .  251 

Du  Meniü:  Analyse  des  Heilwassers  zu  Hiddingen  in  Lüneburg  .  252 

Gardner:  über  die  relative  Vertheilung  von  Land  und  Wasser     .  376 

Cot^tJHOUN:  bei  Mexiko  und  Potosi  gefundene  Meteoreisen-Massen  376 

ScHoxrw :  über  den  mittleren  Stand  des  Barometers  am  Meeresspiegel  377 

Jacob:  über  die  früheste  Kenntniss  von  Gold  und  Silber       .     .     .  377 

Henwood  :  Steigen  u.  Fallen  d.  Wassers  in  einigen  Gruben  Cornwalts  378 

IIiHiNGER ;  Anteekningar  i  Physik  och  Geognosi  under  resor,  etc.  l —  V  501 

Erdbeben  in  Peru  zu  Arica,  1833,   18.  Sept 504 

Dessgleichen  zu  Pasto  im  Bogota-Staate,  1834,  20.  Januar  .     .     .  504 
Ehrekberg  :  Natur  und  Bildung  der  Korallen-Insc'.n  und  -Bänke  im 

Eothen  Meere 624 

Zerstörende  Wirkungen  der  Gewitter 731, 


—      XV      — 

Seife. 

Die  Spanische  Stadt  Bergara  und  ihre  Umgebungen 731 

Hakstein:  erklärt,  dass  die  Hypothese  von  einer  doppelten  magneti- 
schen Achse  und  doppelten  Polen  der  Erdkugel  durch  Beobach- 
tungen nicht  bestätigt  werde 731 

V.  Strombeck:    über  die  von  Fox    angestellten    Versuche    in  Bezie- 
hung auf  die  elektro-magnetischen  Äusserungen  der  Metall-Gänge     732 
Bernstein  auf  dem  Landgute  Schirwinti  gefunden     .     i     .     .     .     »     732 

Über  die  Krystallform  des  Eises 732 

Ricii.  Harlan's  Zoological  tind  3Iedical  Miscellany  .....  733 
Preiss-Fragen  der  Sozietät  der  Wissenschaften  zu  Harlem  .  .  .  733 
Verkäufliche  Gebirgsartcn-Sammluug       735 


Verbesserungen. 


s. 


33  ^ 

s?- 

26 

V.   0. 

streiche  „an" 

45 

X 

6 

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statt  „L.  V.  Buch"! 

setze  „Friedr.  Hopf 

77 

„ 

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—    yyCalcaire" 

—  y,Calcaires" 

96 

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18S 

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—     „PmtLiP's" 

—  „Phihips" 

106 

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—     „Dxigatai'* 

—  ,fDzigetaV' 

112 

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16 

-  \ 

-     „Äo««A" 

—  „und  South'* 

242 

» 

15 

-   - 

\-     „Band  II" 

-  „Band  I" 

244 

„ 

8 

-    0. 

\  »V« 

-  „48" 

252 

» 

26 

-   - 

~\yHetdenberges  —  „Heldenbergea' 

413 

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3 

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414 

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—    «io\ 

-  „19" 

439 

)» 

21 

-   - 

~     „SchicJvtung" 

—  „Richtung" 

über 

das  Kalkmergel  -  Lager   von   Sf.    Cassian 
^  in    Tyrol  und    die   darin   vorkommenden 
Ceratiten, 

von 

Herrn  G.  Grafen  zu  Münster, 


Hiezu  Tafel  I.  und  II, 

In  der  Abhandlung  über  die  Versteinerungen  des  Saiza- 
Thaies*)  hat  Bronn  bereits  bemerkt,  dass  fast  alle  Glieder 
des  Süd-Deutschen  ^^e«-Gebirges  eine  Vermengung  fossi- 
ler Arten  aus  verschiedenen  Formationen  darbietet,  welche 
his  jetzt  an  anderen  Orten  ohne  Beispiel  ist ,  und  so  lange 
als  ein  anomales  und  zugleich  völlig  isolirtes  Faktum  betrach- 
tet werden  muss ,  bis  genauere  Untersuchungen  an  Ort  und 
Stelle  uns  nähere  Aufklärungen  geben. 

Einen  neuen  Beweis  zu '  dieser  Bemerkung  habe  ich 
bei  der  näheren  Untersuchurig-  der  Versteinerungen  erhalten, 
welche  in  dem ,  meines  Wissens  bis  jetzt  noch  nicht  geogno- 
stisch  bestimmten  grauen  Kalkmergel-Lager  von  St.  Cassian  un- 
fern Brunecken,  Landgerichts  Enneberg ,  in  Tf/rol  gefunden 
werden,  wo  sie  in  einer  Höhe  von  5000'  bis  6000' über  der 
Meeres-Fläche  vorkommen  sollen. 


'•')  S.  dieses  Jahrbuch  1832.  2tes  Heft. 
Jahrgang  1834. 


—     2     — 

Durch  Leopold  von  Buch  bin  ich  zuerst  auf  diese  Ver- 
steinerungen aufmerksam  gemacht  worden;  er  brachte  vor 
mehreren  Jahren  einige  derselben  aus  Tyrol  mit,  und  hatte 
die  Gefälligkeit,  mir  bei  seiner  Durchreise  einige  davon  zu 
überlassen ,  nämlich  den  Stachel  eines  unbekannten  E  c  h  i= 
niten,  welcher  in  dem  GoLDFUSs'schen  Petrefakten- Werke, 
Heft  II,  Tab.  40,  Fig.  5,  abgebildet  und  Cidarites  B  u- 
chii  benannt  ist;  ferner  einen  neuen,  sehr  flachen  Euom- 
phalus  mit  gegitterter  Streifung,  der  einem  Ammoniten 
sehr  ähnlich  sieht.  Diess  veranlasste  mich,  von  diesen  Ver- 
steinerwngen ,  so  viel  als  möglich,  sammeln  zu  lassen.  Nach- 
dem ich  einige  Tausend  Exemplare  mit  EinscKluss  der  in 
dem  Ferdinandeum  znlnsprudk^  so  wie  in  dem  dortigen  Mi- 
neralien-Komptoir  befindlichen  Exemplare  soi'gfältig  unter- 
sucht und  gezeichnet  hatte ,  war  ich  bemüht ,  die  verschie- 
denen Geschlechter  und  Arten  so  genau  als  möglich  zu  be- 
stimmen. 

Wenn  gleich  die  meisten  Individuen  noch  mit  der  na- 
türlichen Schale  versehen  sind ,  so  kommen  doch  von  vielen 
Arten  nur  Bruchstücke  vor;  die  zweischaligen  Muscheln 
sind  so  fest  geschlossen,  dass  nur  selten  das  Schloss  zu  se- 
hen ist,  und  die  einschaligen  sind  gewöhnlich  an  der  Mund- 
Öffnung  so  beschädigt,  dass  die  Gicschlechter  nicht  immer 
genau  ^u  bestimmen  sind ;  viele  waren  auch  so  fest  mit  ver- 
härteter Mergel-Masse  umgeben,  dass  nicht  mehr  die  Schale 
selbst ,  sondern  nur  die  äussere  Gestalt  erkannt  werden 
konnte:  daher  es  leicht  möglich  ist,  dass  bei  der  Bestim- 
mung einer  oder  der  anderen  Art  ein  Irrthum  vorgefallen 
ist ;  ich  glaube  jedoch  im  Ganzr  .  wenigstens  43  Geschlechter 
und  12S  Arten  erkannt  zu  haben,  wie  aus  der  nachstehen- 
den Übersicht  näher  ersehen  werden  kann.  Die  genauere 
Beschreibung  und  Abbildung  derjenigen  Arten,  von  welchen 
ich  vollständige  Exemplare  besitze ,  wird  in  dem  Goldfuss  - 
sehen  Petrefakten- Werke  erfolgen.  Aus  der  Übersicht  er- 
gibt sich : 


—     3      — 

1)  dass  unter  den  128  zu  erkennenden  Arten  Verstei- 
nerungen 

an  Zoophyten:  24  Arten, 

—  Radiarien:  11  Arten, 

—  Mollusken: 

a)  B  i  V  a  1 V  e  n  :  27  Arten  , 

b)  U  n  i  V  a  1 V  e  n  :  50  Arten , 

c)  Cephalopoden:  13  Arten 

befindlich  waren,  von  welchen  112  Arten  neu,  und  nur  16 
Arten  abgebildet  und  beschrieben  sind. 

2)  Wenn  gleich  die  Zahl  der  einschaligen  Mollusken 
sehr  vorherrschend  ist,  und  man  dadurch  geneigt  werden 
könnte ,  auf  eine  tertiäre  Bildung  zu  schliessen ,  so  bewei' 
set  doch  das  Vorkommen  von  Ammoniten  und  der  Man- 
gel aller  charakteristischen  Versteinerungen  der  neuesten 
Formationen,  dass  diese  Bildung  nicht  zu  den  tertiären  ge- 
zählt werden  kann,  sondern  entschieden  älteren  Ur- 
sprungs ist. 

3)  Auch  zeigt  sich  bei  genauer  Prüfung  der  grossen  Zahl 
ünivalven,  dass  unter  den  vielen  Arten  von  Tracheli- 
poden  nur  die  Phytipha  gen  Lamarck's,  aber  durchaus 
keine  wahren  Zoophagen  vorkommen ,  welche  nach  mei- 
nen bestätigten  Beobachtungen  erst  sehr  sparsam  in  der  Lias- 
Formation  anfangen  zu  erscheinen. 

4)  Der  gänzliche  Mangel  an  Goniatiten,  Clyme- 
nien  nob.  (Planuliten  Park.),  Trilobiten,  Pro- 
ductus  oder  an  andern  charakteristischen  Versteinerun- 
gen der  Übergangs-Formation  lässt  mit  grosser  W^ahrschein- 
lichkeit  schliessen,  dass  diese  Bildung  jüngeren  Ursprungs 
ist,  als  die  Übergangs-Formation;  obgleich  zu  dieser  das 
in  der  Übersicht  bemerkte,  jedoch  nur  selten  vorkommende 
Orthocera  elegans  und  Turritella  prisca  zu  rech- 
nen seyn  möchte;  allein  das  Vorkommen  von  Orthoceren 
in  einer  jüngeren  Formation  ist  in  den  Alpen  keine  neue 
Erscheinung,  da  bei  Hallein   und    bei   Äussee   auch   in    der 

1* 


_     4     — 

Llas  -  Formation     Orthoceren,   Indessen    ebenfalls  selten, 
gefunden  werden. 

5)  Charakteristische  Versteinerungen  der  Kreide-Forma- 
tion, wie  Hippuriten,  Pecten  q  uinquecos  t  a  t  u  s, 
Ostrea  vesieularis,  E  xogyr  a  colu  mb  a,  Belem- 
nites  mucronatus  etc.,  habe  ich  nicht  darin  entdecken 
können ;  nur  ein  paar  Arten  haben  einige  Ähnlichkeit  mit 
Versteinerungen  aus  anderen  Kreide-Formationen. 

Es  würde  hiernach  die  Formation ,  zu  welcher  das 
graue  Kalkmergel-Lager  bei  St.  Cassian  zu  zählen  ist,  in  der 
älteren  oder  in  der  mittleren  Flötz-Periode  zu  suchen  seyn. 

Untersuchen  wir  zu  diesem  Ende  die  bisher  gefunde- 
nen und  bestimmten  Arten  genauer ,  so  linden  sich 
darunter : 

7  Arten,  die  im  Muschelkalk  , 
2     —       —    in  der  Lias-Formation  und 
6     —       —    in  der  Jura-Formation 
vorkommen. 

7)  Unter  den  oben  bemerkten  Versteinerungen  der 
Lias-  und  Jura-Formation  finden  sich  2  Zoophyten,  2 
Cidariten,  2  Nuculae,  1  Turbo  und  iTurritella; 
allein  keine  einzige  charakteristische  Versteinerung  dieser 
Formationen  ,  wie  z.  B.  B  e  1  e  m  n  i  t  e  n  und  eigentliche 
Ammoniten  mit  ausgezackten  Loben  und  Sätteln ,  die  zu 
der:  Annahme  berechtigen  könnten,  dass  dieses  Kalkmergel- 
Lager  dahin  zu  rechnen  seyn  düx'fte. 

,  S)  Dagegen  zeigen  sich  bei  der  näheren  Prüfung  der 
7  Arten  Versteinerungen,  welche  auch  im  Muschelkalk  und 
Keuper  anderer  Gegenden  vorkommen , 

a)  Encrinites  liliiformis  Lamk.  und  Schloth.,  En- 
crinites  moniliformis  Miller  und  Goldfuss  Tab.  53, 
Fig.  8,  und  Tab.  54,  der  als  besonders  charaktei'istisch  für  die 
Muschelkalk-Formation  angenommen  wird. 

b)  Terebratula  vulgaris  (  Schlotheim's  Nach- 
träge, Tab.  37,  Fig.  5  a,  b,  c,  6  a,  b,  c  und  7,  S,  9.), 
die  sich  in  grosser  Menge   im   Muschelkalk    vorfindet,,  und 


—     5     — 

oft  ganze  Felsmassen  bildet.  Auch  bei  St.  Cassian  kommt 
sie  nicht  selten  vor ;  allein  nur  die  kleinere  Spielart ,  T  e- 
reb.  vulgaris  minor,  die  ich  sehr  häufig  im  Westphä- 
lischen  Muschelkalk ,  vorzüglich  bei  Bielefeld  gefunden  habe, 
wo  sie  —  wie  Terebratula  vulgaris  major  bei 
Bayreuth,  ganze  Fels-Massen  bildet. 

c)  Nucula  elongata  und  trigonalis,  die  im  Mu- 
schelkalk bei  Bayreuth  häufig  Familien-weise  in  zahlloser 
Menge  vollkommen. 

d)  Turbo  socialis  und  Turbo  Helic i t e s,  (He  1  i- 
cites  turbilinus  v.- Schlotheim  Nachtrag  Taf.  36,  Fig. 
5);  auch  diese  beiden  Arten  finden  sich  in  den  oberen 
Schichten  des  Muschelkalks  von  Bayreuth,  nicht  selten  Fa- 
milien-weise zusammengehäuft. 

e)  Myophoria  acuticostata  kommt  mit  Avicula 
socialis  und  Myophoria  vulgaris  häufig  im  Keuper- 
Sandstein  von  Hassfurth ,  Bamberg  und  Ziveihrücken  vor. 

8)  Ausserdem  könnte  wohl  auch  die  in  der  Übersicht 
bemerkte  Avicula  arcuata  nur  eine  kleinei'e  Spielart 
von  Avicula  socialis  (Mytilus  socialis  v.  Schloth.) 
seyn,  und  zwischen  den  Stein-Kernen  von  Myophorien 
Bronn  (Trigonellite  s  Schloth.)  im  Muschel-Kalk  kom- 
men einige  vor,  welche  gerade  die  Gestalt  der  Myopha- 
ria  linearis  bei  St.  Cassian  haben;  dessgleichen  schei- 
nen von  den  vielen  Stein-Kernen  von  Turritellen  und 
Melanien  im  Muschel-Kalk  mehrere  zu  den  häufig  bei 
St.  Cassian  noch  mit  der  Schale  vorkommenden  Turritel- 
len und  Melanien  zu  gehören. 

9)  Nicht  zu  übersehen  ist  der  gänzliche  Mangel  anBe- 
lemniten  bei  St.  Cassian,  deren  Vorkommen  bekanntlich 
bis  jetzt  in  keiner  früheren  Bildung  als  in  der  Lias-Forma- 
tion  mit  Sicherheit  nachgewiesen  werden  konnte ,  die  aber 
in  der  ganzen  Muschelkalk-Formation  incl.  buntem  Sandstein 
und  Keuper  stets  fehlen,  so  wie  ebenfalls  der  Mangel  an 
Gryphäen,  Monotis  substriata  etc. 

10)  Die  in  der  Übersicht    beschriebnen   und    abgebilde- 


—     6     - 

ten  Arten  kleiner  Ammoniten  (Cerafeitcn)  mit  ge- 
wöhnlieh schön  opalisirender  Schale,  haben  zwar  äusserllch 
keine  Ähnlichkeit  mit  den  mir  bekannten  4  grossen  Arten 
Ammoniten  (Ceratiten>  aus  dem  Muschelkalk,  son- 
dern scheinen  beim  ersten  Anblick  mehr  der  Jura -Forma- 
tion anzugehören,  wo  einige  ähnliche  Formen  vorkommen; 
betrachten  wir  aber  die  Septa  ihrer  Kammern  nach  vor- 
heriger Entfernung  der  Schale ,  so  zeigen  sich  fast  die  näm- 
lichen Arten  von  Loben  und  Sätteln,  wie  sie  mir  bisher 
nur  ausschliessend  in  der  Muschelkalk-Formation  vorgekom- 
men sind,  nämlich  glatte  Sättel  und  gezähnte  Loben,  mit 
Ausnahme  der  ersten  kleinen  Art ,  Gerat,  glaucus,  bei 
welcher  zwar  die  allgemeine  Form  der  Loben  und  Sättel  wie 
bei  allen  andern  C  e  r  a  t  i  t  e  n  ist ,  allein  an  den  Loben  sind 
keine  Zähne  oder  Ausschnitte  zu  erkennen).  Bei  den  übri- 
gen 7  Arten  haben  die  Loben  2,  3,  4  oder  6  kurze  Zähne. 
Es  würden  mithin  diese  Ammoniten  zu  den  Ceratiten 
der  älteren  Flötz-Formationen  zwischen  dem  Bergkalk  und 
dem  Lias  gehören  können. 

11)  Da  nun  sowohl  auf  der  südlichen,  als  auf  der  nörd- 
lichen Seite  der  aus  Urgebirgen  bestehenden  Central -Axe 
der  Alpen  an  verschiedenen  Stellen  sich  der  bunte 
Sandstein  wie  der  Muschelkalk  vorgefunden  hat,  so  glaube 
ich ,  das  graue  Kalkmergel  -  Lager  bei  St.  Cassian  um  so 
mehr  zu  der  älteren  Flötz  -  Formation  rechnen  zu  müssen, 
als  nach  der  neuen  geognostischen  Karte  der  Alpen  von 
RoD.  Imp.  Murchison  zu  der  Abhandlung  über  die  Struk- 
tur der  östlichen ^//7e«  von  ihm  und  Professor  Ad.  Sedgwick 
in  den  Transactions  vom  Jahre  1832 ,  in  der  Nähe 
von  Brunechen  der  Red  Sandstone  und  Magnesium 
Limestone  auf  dem  Übergangs  -  Gebirge  vorkommen  soll. 
Überdiess  erhielt  ich  unter  den  gesammelten  Versteinerun- 
gen einige  Stücke  Kalkstein  von  *S'^.  Cassian,  welche  im 
Bruch  von  dem  Muschelkalk  Norddeutschlands  nur  durch 
die  darin  vorkommenden  Petrefakten  zu  unterscheiden  sind. 


Übersicht 

der    in    dem    Kalk  mergel-Lag  ei*    von    Sf.    üässimi 
g e f  u n  d  e  n  e  n   V  e  r s  tfe  in  ©  r u n g e  n. 

A.  Z  o  o  p  h  y  t  a. 

I.  Tragos. 

1)  T.  astroites,  nov.  sp.,  hat  einige  Ähnlichkeit 
mit  Tr  a  g  o  s  s  t  e  i  I  a  t  u  m»  Goldfuss  Tab.  30, 
Fig.  2. 

II.  C  n  e  m  i  d  i  u  m. 

1)  C.  rotula     Goldfuss  Tab.  6,  Fig.  6. 

2)  C.  propinquum,  nov.    sp.,  hat  einige    Ähnlich- 

keit mit  der  vorhergehenden  Art,    die  Stferne    si- 
tzen jedoch  auf  knolligen-  Massen.. 

3)  C.  astroites     Goldfuss  Tab.  35,  Fig.  8. 

4)  C.  gracile,  nov,  sp.,  hat  Ähnlichkeit  mit  Myr- 
mecium     Goldfuss. 

III.  S  c  y  p  h  i  a. 

1)  S.  capitata,  nov,  sp: 

IV.  Achilleum. 

1)  A.  granulös  um,  nov.  sp. 

2)  A.  punctat um ,  nov.  sp. 

3)  A.  rugosum,  nov.  .sp. 

4)  A.  milleporatum,  nov.  sp. 

V.  C  erio  p  or  a. 

1)  C.  subrämosa,  nov.  sp. 

VI.  Flustra. 

1)  F.  elegans,  nov.  sp. 

VII.  Cellepora. 

1)  C.  granulata,  nov.  sp. 

VIII.  Anthophyllum. 

1)  A.  caespitosum,  nov.  sp. 

2)  A.  compressum,  nov.  sp. 


—      8     -— 

3)  A.  pygmaeum,  nov.  sp. 

4)  A.  rugosum,  nov.  sp.. 

5)  A.  gracile,  nov.  sp, 

6)  A.  granulosum,  nov,  sp. 
IX.  Lithodendron. 

1)  L.  elegans,  nov.  sp. 

Ausserdem   noch    4   undeutliche ,   nicht   genau    zu 
bestimmende  Zoophyten. 
B.  Radiaria. 

I.  C  i  d  ari  t  e  s. 

1)  C.  maximus   nob.   Goldf.  T.  39,  Fg.  1. 

2)  C.  Blumenbachii,  nob.  Goldf.  Tab.  39, 
Fig.  1. 

3)  C.    Buchii,  nob.  Goldf.  Tab.  40,  Fig.  .«>. 

4 
5 

f   neue  noch  nicht  bestimmte    Arten ,  voi^  welchen 

/   zur  Zeit  nur  die  Stacheln  gefunden  worden  sind, 

7   * 

S 

II.  E  n  c  r  i  n  i  t  e  s. 

1)  liliiformis  Lamk.,  Sloth.  (E.  monilifor- 
mis Müller,  Goldf.) — Die  vielen  untersuchten 
Säulen- und  Gelenk-Stücke  sind  von  dem  gewöhn- 
lichen E.  liliiformis  aus  dem  Muschelkalk  nicht 
zu  unterscheiden.  Einen  vollständigen  Kelch  habe 
ich  von  Enneberg  noch  nicht  gesehen, 
IIL  Apiocrinites. 

1)  A?  granulosus,  nov.  sp. 

Die  Strahlen  auf  den  Rädersteinen  sind  fein 
gekörnt,  gleichen  sonst  aber  denen  des  Apiocr. 
rosaceus     Goldf. 

Vom  Kelche  sind  nur   einzelne  Theile  vorhanden. 
IV.  Pentacrinites. 

1)  P.  propinquus,  nov.  sp.,  hat  einige  Ähnlich- 
keit mit  P.  moniliferus  Goldp.  Tab.  53, 
Fig.  3. 


C.  Annulata. 
I.  S  e  r  p  u  1  a. 

3  neue  Arten. 

D.  Mollusca. 

I.  P  e  c  t  e  n. 

1)  P.  alternans,   nob.    Goldf.  Tab.  88,  Fig.  11. 

II.  Avicula. 

1)  A.  gryphaeata,  nov,  sp. 

2)  A.  deussata,  nov,  sp, 

3)  A.  an^usta,  nov.  sp. 

4)  A.  arquata?  noV.  sp. ,  ist  dem  Mytilus  s  o- 
cialis  V.  ScHLOTH.  aus  dem  Muschelkalk  sehr 
ähnlich. 

III.  Trigonia. 

1)  T.  linearis,  nov,  sp.^  an  ?  Myophoria 
Bronn. 

IV.  Ge  rvillia. 

3  neue  Arten, 

V.  Nucula. 

4  neue  Arten,  von  welchen  jedoch  2  Arten  ana- 
log im  Lias  und  2  andere  im  Muschelkalk 
vorkommen. 

VI.  Cucullaea. 

2  neue  Arten. 
VIL  Cardium. 

1)  C.acüticostatttm,  noV.  Sp.,  an  Myophoria? 
Bronn.  Im  Keuper-Sandstein  von  Bamberg  und 
Hassfurth  kommt  die  nämliche  Art  häujfig  vor. 

VIII.  Cardita. 

1)  C.  decussata,  nov,  sp.,  sehr  ähnlich  der  C. 
lunulata  Sow.  Tab.  232,  Fig.  1,  2.  Längen- 
Striche  durchschneiden  die  öuer streifen, 

IX.  Isocardia. 

1)  ?  Zwei  Arten ,  von  welchen  eine  neu ,  die  andere 
aber  der  I.  minima  Sow.  Tab.  295,  Fig.  1  sehr 
älnilich  ist. 


—     10     — 

X.  A  s  t  a  r  t  e. 

1)  A.  decussata,  nov,  sp,,  an  Venericar- 
dium? 

XI.  L  ucina. 

1)  ?  nov.  sp.,  hat  einige  Ähnlichkeit  mit  L.  c ol um- 
bell a  Lamk.  und  Bast.,  ist  aber  viel  feiner  ge- 
streift. 

XII.  Terebratula. 

1)  T.  vulgaris   v.    Schloth.   var.   minor,    kommt 
sehr  häufig  im  Muschelkalk  vor.     Ferner 
4  neue,  noch  nicht  bestimmte  Arten, 

XIII.  Orbicula. 
1)  ?  nov.  spec. 

XIV.  Dentalium. 

1)  D.  undulatum,  nov.  sp. 

2)  D.  decoratum,  nov,  sp. 

XV.  Emarginula. 

1)  E.  caneellata,  nov.  sp.,  ähnlich  der  E.  cla- 
thrata  Sow.  Tab.  519,  Fig.  1. 

XVI.  Patella. 

1)  P.  costulata,  nov.  sp. 

XVII.  Pileopsis. 

1)  P.  pustulosus,  nov.  sp. 

XVIII.  Turbo. 

1)  Helicites  nob.,  Helicites  turbilinus  v. 
ScHLOTH. ,  findet  sich  auch  im  Museheikalk. 

2)  T.  socialis,  nov.  Äp.,  kommt  Haufenweise 
im  Muschelkalk  vor, 

und  S  neue  Arten. 

XIX.  Monodonta:  2  neue  Arten. 

XX.  Sigaretus:  3  neue  Arten. 

XXI.  Euomphalus(öW.    Delphi nula'O:    S    neue 
Arten. 

XXII.  Trochus:  7  neue  Arten. 

XXIII.  Neritina:  4  neue  Arten. 


—    11    — 

XXIV.  Turritella. 

1)  T.  nuda,  kommt  auch  in  den  Lias- Mergeln  vor. 

2)  T.  prisca,    kommt   auch   im    älteren   Übergangs- 

Kalk  bei  Elhersreuth  mit  Orthoceratiten  vor. 

XXV.  Melania:  12  Arten,  die  sämmtlieh  neu  zu 
seyn  scheinen.  Eine  Art  hat  einige  Ähnlichkeit 
mit  Terebra?  vetusta  Phil. 

XXVI.  R  i  s  s  o  a :  3  neue  Arten. 

XXVII.  Orthocera. 

1)  O.  elegans,  eine  sehr  kleine,  neue  Art. 

XXVIII.  Nautilus:  2  sehr  kleine,  ganz  eigenthüm- 
liche  Arten. 

XXIX.  Ammonites.  Die  nachstehenden  Arten  gehö- 
ren ,  in  so  weit  die  Loben  und  Sättel  durch  Ent- 
fernung der  gewöhnlich  opalisirenden  Muschel- 
Schale  sichtbar  sind ,  der  Abtheilung  Ceratiten 
mit  glatten  Sätteln  und  gezackten  Loben  an ,  und 
möchten  in  dieser  Beziehung  einer  besonderen 
Aufmerksamkeit  werth  seyn ,  da  sie  einen  An- 
halts-Punkt zur  Bestimmung  des  relativen  Alters 
dieses  Kalkmergel-Lagers  bieten.  Desshalb,  und 
da  überhaupt  noch  sowenig  Ceratiten  bekannt 
sind,  habe  ich  die  verschiedenen  Arten  mit  eini- 
gen Varietäten  auf  den  beifolgenden  Tafeln  ab- 
bilden lassen ;  nämlich : 

1)   A.     (Ceratites)     glaucus:    Tab.    I,    Fig.    1 
a,  b,  c,  d. 

Er  ist  sehr  flach ,  discoid ,   wenig  involut ,    und 
hat  bei  vollständigen  Exemplaren  5  Umgänge.    Die 
Schale   scheint   glatt ,  zeigt   aber   durch   die  Lupe 
'  eine   feine   Streifung,    die  ohne  Biegung  über  den 

Rücken  läuft.  Sie  scheint  sehr  klein  zu  bleiben. 
Die  Kammer- Wände  stehen  sehr  nahe  zusammen; 
der  breite  Dorsal-Lobus  hat  einen  flachen  Sattel 
in  der  Mitte ;  er  ist  nur  halb  so  tief,  als  der 
Zungen-förmige  Lateral- Lobus;  der  Lateral-   und 


—     12     - 

Ventral-Sattel  ist,  (wie  bei  allen  nachfolgendem 
Arten )  Bogen-förmig ,  der  Ventral-Lobus  vertieft 
Bogen-förinig.  Weder  die  Lateral  -  Loben  ,  noch 
die  Sättel  zeigen  ausgezackte  oder  gezähnte  Rän- 
der, sondern  nur  der  breite  Dorsal-Lobus  hat 
einen  gewölbten  Einschnitt;  erstere  er- 
scheinen glatt  und  unzertheilt ,  wie  bei  den  G  o- 
niatiten,  zu  welcher  Abtheilung  diese  Art  den 
Übergang  bildet. 

2)  A.  (Cerat)  Beotus,  Taf.  I,  Fig.  2:  a— d.  Er 
ist  flach,  discoidj  wenig  involut  und  hat  5  lang- 
sam abnehmende  ,  schmale  Windungen ,  mit  run- 
zelig gefalteter  Schale ;  zwischen  diesen  feine 
Streifen;  der  Rücken  ist  flach,  vorzüglich  auf 
der  letzten  Windung,  welche  zwei  Reihen  sehr 
kleiner  Knötchen  zeigt,  zwischen  denen  die  fei- 
nen Streifen  tief  rückwärts  gebogen  sind.  Die 
Kammer- Wände  stehen  weit  von  einander;  der 
breite  Dorsal-Lobus  hat  einen  tiefen  Ausschnitt 
in  der  Mitte :  er  ist  um  ein  Drittheil  tiefer  als 
der  Lateral-,  und  dieser  wieder  ^  tiefer  als  der 
Ventral-Lobus;  beide  haben  einen  kurzen  Aus- 
schnitt,   der  zwei  Zähne  an  jedem  Lobus  bildet. 

3)  A.  (Cerat.)  Eusiris,  Tab.  I,  Fig.  3:  a  —  d. 
Er  ist  discoid  und  so  involut ,  dass  zwar  die 
sämmtlichen  5  Windungen  sichtbar,  allein  von 
den  4  innern  Windungen  drei  Viertheile  verhüllt 
bleiben.  Die  opalisirende  Schale  hat  Wellen-för- 
mig  gebogene  Falten  oder  Rippen ,  und  zwischen 
diesen  eben  so  gebogene,  feine  Sti'cifen.  Zuwei- 
len zeigen  sich  auf  den  Rippen  einzelne  Knoten. 
Die  Rippen  endigen  von  beiden  Seiten  mit  einem 
abgerundeten  Knoten.  Die  Kammer -Wände  ste- 
hen nahe  bei  einander.  Der  breite  Dorsal-Lo- 
bus hat  in  der  Mitte  einen  tiefen  Ausschnitt ,  ist 
eben  so  tief  als  der  Zungen-förmige  Lateral,,  wel- 


—     13      — 

eher  wie  der  kürzere  ungleichseitige  Ventral-Lo- 
bus  zwei  kurze  Ausschnitte  hat,  die  drei  kleine 
Zähne  bilden,  von  welchen  der  mittlere  der 
längste  ist. 

4)  A.  (Cerat.)"Aon,  Tab.  I,  Fig.  4:  a  — d.  Er 
ist  discoid ,  fast  ganz  involut ,  so ,  dass  der  enge 
Nabel  an  der  Achse  kaum  die  inneren  3  —  4  Win- 
dungen zeigt.  Auf  den  nahe  zusammenstehen- 
den ,  sehr  ei-habenen  Rippen  ist  §ine  dichte  Reihe 
von  8  — 12  scharfen  Knötchen.  In  den  tiefen 
Zwischen-Furchen  sind  keine  Streifen,  wie  bei  der 
vorigen  Art;  auf  dem  vertieften  Rücken  laufen 
zwei  gleiche  Reihen  Knötchen. 

Die  Kammer  -  Wände  und  Loben  scheinen  von 
denen  des  Cer.  Busiris  nicht  verschieden  zu 
seyn. 

b)A.  (Cerat.)  Aon,  var.  difformis,  Tab.  I, 
Fig.  5:  a^ — d,  ist  eine  Spiel-Art,  welche  sehr 
dick  und  daher  mehr  rund  als  discoid  erscheint. 
Rippen  und  Knoten  stehen  weiter  auseinander, 
und  sind  nicht  so  spitz.  Diese  Vai'ietät  bildet  den 
Übergang  zum  C.  B  r  o  t  h  e  u  s. 

c)A.  (Cerat.)  Aon,  var.?  punctatus.  Von 
dieser  Spielart  besitze  ich  nur  Bruchstücke  mit 
fast  glatten  Rippen ,  die  weniger  erhöhete  Punkte 
und  in  den  Furchen  schwache ,  vertiefte  Grüb- 
chen haben. 

d)  A.  (C  e  r  a  t.)  A  o  n ,  var.  9  bipunctatus.  Bruch- 
stücke dieser  dritten  Spielart  zeigen  auf  den  schar- 
fen Rippen  5  bis  6  Reihen  Paar-weise  stehender 
kleinen  Knötchen. 

5)  A.  (Cerat.)  Brotheus,  Taf.  II,  Fig.  6:  a  —  d. 
Er  ist  völlig  involut ,  noch  Kugei-förmiger  ,  als  der 
Cer.  Aon.,  und  bleibt  kleiner.  Der  Rücken  ist 
gewölbt ,  auf  den  Rippen  sind  nicht  so  viele,  aber 
dickere  Knoten. 


—     14     — 

Die  Kammer-Wände  sind  nicht  sichtbar.  Es 
ist  möglich,  dass  diese  Art  nur  eine  ausgezeich- 
nete Varietät  der  vorigen  bildet,  obgleich  sie  we- 
sentliche Verschiedenheiten  von  den  Varietäten 
Aon  punctatus  und  bipunctatus  bietet. 

6)  A.  (Cerat.)  Acis,  Taf.  II,  Fig.  7:  a,  b.  Er 
ist  mehr  discoid,  als  rund,  sehr  involut,  so  dass 
3  Viertheile  der  irinern  Windungen  verhüllt  blei- 
ben. Wie  Schale  hat  feine,  jedoch  sehr  scharfe, 
Wellen-förmige  Streifen ,  von  Avelchen  einige  ge- 
gen den  Rücken  2-  bis  3-gabeIig  werden,  sich 
dann  tief,  fast  Zungen-förmig  auf  dem  eingedrück- 
ten Rücken  zurückbiegen.  In  weiten  Zwischen- 
räumen hat  die  Schale  schwache  Furchen.  (In 
der  Abbildung  sind  die  Streifen  nicht  stark  ge- 
nug, und  die  Kammer -Wand  ist  unrichtig  ge- 
zeichnet). 

Die  Kammer- Wände  sind  bei  den  untersuchten 
Exemplaren  sehr  undeutlich,  scheinen  aber  wie 
bei  dem  Ceratites  Achelous  zu  seyn. 

7)  A.  (Cerat.)  Achelous,  Taf.  II,  Fig.  S:  a, 
b,  c.  Er  ist ,  wie  der  vorhergehende  ,  mehr  dis- 
coid, als  rund  und  eben  so  involut,  aber  die 
Schale  ist  nicht ,  —  wie  in  der  Abbildung  unrich- 
tig angedeutet,  —  gestreift,  sondern  glatt,  nur 
gegen  die  Achse  sind  schwache  Eindrücke  und  eins 
zelne  Wachsthums-Streifen  sichtbar,  welche  aber 
auf  dem  ganz  glatten ,  abgerundeten  Rücken  nicht 
vorhanden  sind. 

Die  Kammer- Wände  stehen  nah  zusammen.  Der 
Dorsal-Lobus ,  welcher  einen  flachen  Ausschnitt 
hat,  ist  nicht  breiter,  aber  kürzer,  als  der  Late- 
ral ;  der  Ventral-Lobus  ist  flach  und  breit.  Die 
beiden  letzteren  haben  in  der  Mitte  zwei  kurze 
aber  scharfe  Zähne ,  und  auf  der  Seite  zwei  etwas 
kürzere,  mithin  4  Zähne  und  3  Ausschnitte.    , 


-     15     — 

8)  A.  (Cerat.)  Agenor,  Taf.  II,  Fig.  9:  a,  b.  Die- 
sei"  in  der  Sammlung  des  Ferdinande  um  zu  Inn- 
spruck  befindliche  Ceratit  mit  glatter  Schale  ist 
discoid  5  sehr  involut  und  zeichnet  sieh  vorzüglich 
durch  seine  Kammer  -  Wände  aus ,  welche  einen 
sehr  bi'eiten,  in  der  Mitte  sehr  tief,  einfach  und 
an  den  Seiten  zweimal  ausgeschnittenen  Rücken- 
Lobus  5  zwei  fast  gleiche  Lateral-Loben  mit  6  Zäh- 
nen am  Rande  und  einen  Venti'al-Lobus  mit  3  Zäh- 
iuen  haben,  und  daher  den  Kammer- Wänden  der 
bekannten  Ceratiten  aus  dem  Muschelkalk  sehr 
ähnlich  sind. 

9)  A.  (Cevat.)  Eryx,  Taf.  II,  Fig.  10:  a,  b,  c.  Er 
ist  discoid,  sehr  involut,  die  Schale  hat  Wellen- 
förmig gebogene  Rippen,  welche  nach  vorn  in  ei- 
nem spitzen  Winkel  zusammenlaufen,  und  eine  er- 
höhete  Rücken-Linie  bilden. 

10)  A.  (Cerat.)?   eingulatus,  Taf.  11,  Fig.  11  ;  a, 
b,  c.     Dieser  zierliche  Ceratit  ist  discoid ,    we- 
nig involut,  und  hat  eine  fast  Zirkel-runde  Mund- 
Öffnung;   die    Schale   ist    ungewöhnlich  dick,   mit 
starken ,    weit    auseinander    stehenden ,   ringförmi- 
gen Rippen  umgeben,   bleibt  aber  sehr  klein.    Bei 
3  Exemplaren  meiner   Sammlung   war   wegen  der 
dicken   Schale    die   Form   der  Loben  nicht   zu  er- 
kennen. 
Ausser    diesen  Arten    scheinen    nach    den   untersuchten 
Bruchstücken  noch  mehrere  S  p  e  c  i  e  s  bei  SL   Cassian  vor- 
zukommen. 


über 


die  Syenite   und  Diorite  in  den  Umge- 
bungen von  Cieszyn , 

von 

Herrn   Professor   Zeuschner, 


Am  nördlichen  Fasse  der  Karpathen  in  einer  anmuthi- 
gen  Gegend  liegt  Cieszyn  {Teschen),  umgeben  mit  üppig  be- 
waldeten Hügeln.  Es  ist  ein  grauer  Kalkstein,  der  diese 
zusammensetzt  und  sich  von  Kenty  über  Beata  nach  Cieszyn 
und  weit  in  Mähren  hinein  zieht.  Anfangs  bildet  er  nur 
einen  schmalen  Zug,  aber  je  w^eiter  südlich,  um  desto 
breiter  wird  derselbe.  Der  Kalkstein  ist  dicht,  von  lichte 
gelblichen  und  graulichen  Farben ;  in  der  Gegend  von  Cier- 
licko  iZierlizko)  und  Kocobenc  (Kozobenz)  aber  wird  er  grau 
und  körnig.  An  diesem  Orte  finden  sich  Versteinerungen 
darin,  aber  so  fest  verwachsen  mit  der  Felsart,  dass  die 
Species  nur  sehr  schwierig  bestimmbar  sind.  Gryphiten 
finden  sich  unbezweifelt  dabei.  Bei  Beata  und  Bielsko  ent- 
deckten wir,  Hr.  PuscH  und  ich,  auf  einer  Reise,  die  wir 
diesen  Sommer  in  die  Karpathen  machten.  Im  Kalksteine, 
besonders  in  den  schieferigen  Abänderungen,  Fucoiden 
und  darunter  F.  Targionii  Ad.  Brongniart. 

Im  Kalksteine  von  Cieszyn  finden  sich  untergeordnete 
Lager  von  Schieferthon  und  von  schiefrigem  Sandstein,  koh- 
lenschwarze   Schiefer   mit    eingesprengtem  Schwefelkies    bei 


__     17     — 

Grodziszcze,   nicht  fern  von  Skoczow  {Skotschau).     An  vie- 
len   Punkten    in    der    zuletzt    genannten  Gegend    trifft    man 
viele  Eisen-haltige  Kalksteine ,  die  verschmolzen  werden,  ge- 
wöhnlich   aber    ist    die  Felsart   arm  an  Erzen.     Bei   Ustron, 
S^oezöw  wird  Bergbau  betrieben.     Hr.  v.  Oeynhausen  rech- 
net  den   kleinen  Zug    des  Kalksteins    gegenüber  Inwald  zur 
Cieszyner  Formation  ■■■).     Es    ist    ein   weisser   derber  Kalk- 
stein   mit  häufig    eingewachsenem    Kalkspath,     der   sich    an 
manchen    Stellen    auch    in     seltenen    Krystallisationen    zeigt. 
Petrographisch  betrachtet    hat  der  Imvalder  Kalkstein  keine 
Ähnlichkeit   mit    dem    Ciescyner^    aber   viel  Übereinstimmen- 
des  mit   dem   Krakauer  Jura-Kalk;   obwohl   auch   zwischen 
beiden    sich    wesentliche   Unterschiede   finden.       Der    Jura- 
Kalk  von  Krakau  führt  nur  sehr  selten  Kalkspath;  aber  oft 
kommen  Nieren  und  Knollen,  selbst  dünne  Lager  von  Feuer- 
stein vor,  welche  man  nie  im  Inwalder  Kalksteine  gefunden. 
Diese    drei    verschiedenen  Kalksteine   sind    ganz    heterogen. 
Die  Kalksteine    bei  Krakau   sind  Jux*a  -  Kalk.     Über  das  Al- 
ter der  Cieszyner  Gebilde  will  ich  nicht  entscheiden,  indem 
meine  zu  kurze  Beobachtungen  hier   nicht   ausreichen;    Fu- 
coides  Targionii  und  die  Gryphiten  weisen  indessen 
auf  ein  jugendliches  Alter  hin.     Was  den  letzten  Kalkstein 
betrifft,  dessen  schroffe  Klippen  gegenüber  Inwald  hervorra- 
gen, so  ist  derselbe  ein  untergeoi'dnetes  Lager  im  Karpathen- 
Sandstein,  denn  seine  Felsen  werden  von  allen  Seiten  durch 
den  Sandstein  eingeschlossen.     Südlich    sind  zwar  schwarze 
und   braune    schiefrige    Sandsteine    und    Thonschiefer- artige 
Gebilde    vorhanden  j    die    manchmal   Ähnlichkeit    zeigen   mit 
Grauwacke- Schiefer;    im  Norden    aber  zieht  sich  noch  eine 
Meile  weit  mürber  Karpathen  -  Sandstein,  dessen  anstehende 
Felsen  gut  zu  beobachten  sind. 

Somit  unterliegt  es  keinem  Zweifel,   dass  dieser  weisse 
Kalkstein    nicht  zum  Übergangs  -  Gebirge    gerechnet    werden 


*)     Geognost.  Beschreib,   von  Oberschlesien. 
Jahrgang  1834. 


—      18     — 

kann,  sondern  ein  untergeordnetes  Glied  des  Karpathen- 
Sandsteins  ausmacht.  Er  beschränkt  sich  übrigens  nicht  auf  diese 
Stelle;  Lill  v.  Lilienbach  und  Pusch  erwähnen  Kalksteine 
bei  Sygneczow  {Sygnetzow)'^  im  Berge  von  Mogilany  ent- 
deckte  ich  mitten  im  Sandsteine  Kalkstein -Lager,  die  voll- 
kommen übereinstimmen  mit  denen  von  Imvald.  Zieht  man 
eine  Linie  auf  der  Karte  durch  die  drei  benannten  Punkte, 
nämlich  durch  Inwald,  Mogilany  und  Sygneczotv  ^  so  wird 
diese  ziemlich  gerade  ausfallen,  und  ich  glaube,  dass  die 
Kalksteine  ununterbrochen  fortlaufen ,  und  nur  durch  ter- 
tiäre Gebilde  bedeckt  sind.  Dieser  neue  Zug  würde  also 
parallel  seyn  mit  dem,  welcher  auf  der  anderen  Seite  der 
Bieshiden  sich  befindet,  beim  Dorfe  Czarny  Dunajec  anfängt 
und  gegen  Osten  fortläuft  über  Szaflory ,  Czorsztyn,  das 
Gebirge  Piening  ausmacht  und  dann  nach  Ungarn  sich  wen- 
det. Die  Breite  der  Bieshden  ist  durch  beide  Kalk -Züge 
genau  angegeben ,  ihi-e  Länge  aber  bis  jetzt  auf  eine  so  be- 
stimmte Weise  nicht  bezeichnet. 

Wie  wir  schon  bemerkten,  liegt  Cieszyn  (Tescken)  um- 
geben von  Hügeln  grauen  Kalkes  5  als  untergeordnete  Glie- 
der zeigen  sich  in  dieser  Formation  schiefrige  Kalkmergel 
und  Sandsteine ,  und  schiefriger  Thon  macht  ganze  Hügel 
aus.  Aus  diesen  Gebilden  treten  grobkörniger  Syenit  und 
Diorit  hervor. 

Wo  Syenite  oder  Diorite  die  geschichteten  Gesteine  be- 
rühren, da  ist  eine  unvei'kennbare  Veränderung  in  letztern 
zu  beobachten.  Der  Kalkstein  erscheint  körnig,  die  schie- 
frigen  Kalkmergel  und  Sandsteine  werden  viel  fester ;  dünne 
Schichten  von  Kalkspath  sind  darin  ausgeschieden;  ihre 
graueren  Farben  verwandeln  sich  in  bunte :  gelbe,  rothe  und 
grüne  Streifen  wechseln  mit  einander,  so  dass  Ähnlickeit  mit  so- 
genanntem Band- Jaspis  entsteht.  Die  schiefrigen  Thone  wer- 
den hart  und  dunkelgrau,  fast  schwarz. 

Das  Vorkommen  der  Syenite  und  Diorite  ist  durchaus 
abnorm.     Sie    bilden    keine    zusammenhängende    Berge ,    nur 


—      19     — 

hie  und  da  sieht  man  sie  in  einzehien  Stöcken  zwischen 
die  Schichten  des  Mergels  eindringen,  so  dass  eü  scheint, 
als  wären  sie  mit  denselhen  abgelagert;  aber  diess  ist  nur 
Täuschung,  denn  theils  keilen  sich  ihi*e  Schichten  aus,  theils 
heben  sie  sich  in  die  Höhe  und  durchbrechen  die  normalen 
Gesteine ,   gleich  den  basaltischen  Gängen. 

Der  Syenit  ist  grobkörnig:  weisser,  seltner  röthlichep 
deutlich  blättriger  Feldspath,  und  schwai'ze  Hornblende  sind 
die  Gemengtheile.  Fremde  Einmengungen  fand  ich  nicht. 
Hr.  V.  Oeynhausen  *)  will  darin  Kalkspath  gesehen  haben; 
mir  gelang  es  nicht ,  dieses  Mineral  zu  entdecken ,  obwohl 
ich  sehr  viele  Stücke  mit  Säuren  prüfte :  darum  bin  ich  ge- 
neigt zu  glauben,  dass  der  weisse  Feldspath  dafür  gehalten 
worden.  Manchmal  scheiden  sich  Kugeln  von  Hornblende 
aus  5  die  zuweilen  die  Grösse  einer  Faust  erreichen.  Der 
Syenit  ist  nicht  geschichtet,  nur  zufällige  Sprünge  ziehen- 
sich  dui'ch  das  ganze  Gestein.  Er  ist  im  Allgemeinen  sehr 
fest;  manche  Abänderungen  aber,  besonders  die,  welche  iji 
Berührung  mit  der  Atmosphäre  stehen,  sind  zersetzt,  und 
zerfallen  in  Grus.  Der  Feldspath  wird  früher  zerstört  und 
die  Hornblende-Krystalle  lassen  sich  sodann  aus  der  Masse 
leicht  herausklauben ,  jedoch  haben  sie  auch  an  Frische  ab- 
genommen. 

Die  Diorite  sind  von  dunkelgrüner  Farbe  und  feinkör- 
nig, so  dass  man  die  Bestandtheile  nicht  unterscheiden  kann. 
Weisse  Kalkspath  -  Adern  durchziehen  manchmal  das  ganze 
Gestein,  und  es  scheint,  dass  dieses  Fossil  sich  inniger  mit 
dem  Diorit  verbindet,  denn  gewöhnlich  brauset  er  stark  mit 
Säuren.  Ob  es  Felsart  die  Hemithrene  von  Al.  Buono- 
NiART  ist,  will  ich  nicht  entscheiden.  Der  Kalkspath  er- 
scheint auch  in  der  Diorit-Masse  in  Erbsen-grossen  Kugeln, 
und  wenn  diese  sich  anhäufen ,  so  geht  das  Gestein  in  den 
sogenannten  Kugelfels  (Hausmann)  über.    Der  Diorit  ist  gleich 


*)     Geognost.  Beschreib,  von  Obcrschlesien  p.  333. 


—     20     — 

dem  Syenit  nicht  geschichtet.  Oeynhausen  fand  ihn  bei 
Bacanowice  (Bazanowize)  konzentrisch  kugelig  abgesondert. 
Der  Durchmesser  der  Kugeln  beträgt  mitunter  einen  Fuss, 
aber  er  vermindert  sich  auch  bis  zu  einem  Zoll.  Der  Dio- 
rit  widersteht  der  Verwitterung  sehr,  aber  in  unmittelbarer 
Berührung  mit  andern  Felsarten  und  an  höheren  Punkten 
zerfällt  er  leichter. 

Im  Allgemeinen  nimmt  der  Diorit  die  höheren  Punkte 
ein,  der  Syenit  die  niedrigeren. 

Bei  Stanislawic,  einem  nahe  bei  Cieszyn  gelegenen  Dorfe, 
ist  ein  verlassener  Steinbruch ,  wo  die  feurige  Entstehung 
des  Diorits  sehr  deutlich  ausgesprochen  ist.  In  der  ganzen 
Umgebung  herrscht  ein  derber ,  grauer  Kalkstein ;  an  dem 
erwähnten  Orte  werden  seine  Schichten  durchbrochen  vom 
Diorit j  der  sich  nicht  ergiessen  konnte,  indem  eine  Fuss 
dicke  Schicht  von  schwarzgebranntem  Mergelkalk  denselben 
bedeckt.  Der  mit  dem  Diorit  in  unmittelbai-er  Berührung 
stehende  Kalkstein  ist  in  einen  grobkörnigen,  blauen  Kalk- 
Marmor  umgewandelt;  das  körnige  Gefüge  verliert  sich  aber, 
je  mehr  man  sich  vom  Diorit  entfernt ,  und  in  einer  Weite 
von  15  Schritten  erscheint  wieder  der  gewöhnliche,  dichte 
Kalkstein.  Die  Schichtung  h«t  keine  merkliche  Störung  ei*- 
litten.  Der  Steinbruch  von  Stanislawic  gleicht  vollkommen 
dem  Berge  Canzocoli  bei  Predazzo'^  nur  sind  die  Verhält- 
nisse am  letzt  genannten  Punkte  in  viel  grösserem  Maas- 
stabe entwickelt.  Des  Canzocoli  Höhe  wird  gegen  tausend 
Fuss  über  Predazzo  betragen ;  die  eine  Hälfte  besteht  aus 
Granit,  die  andere  aber  aus  weissem  Marmor,  dem  Carrari- 
schen  völlig  gleichend.  In  der  Höhe  wird  der  Kalk  grob- 
körniger und  blau.  Diese  Farbe  stimmt  ganz  überein  mit 
jener  des  Marmors  von  Stanislawic.  Woraus  besteht  das  Pig- 
menti Ist  es  vielleielit  ein  organischer  Stoff,  der  dieselbe 
Fai'be  beim  Anhydrit  und  anderen  Mineralien  veranlasst. 
In  einer  Strecke  von  einigen  Tausend  Fuss  verliert  sicli  das 
spathige    Gefüge    des    Marmors    und    es   'tritt   gewöhnlicher 


-     21     - 

Kalkstein  auf,   wie  er  sich  an  so  vielen  Punkten  im   Val  di 
Fiume  findet. 

Ähnliche  Umwandlungen  des  Kalksteines  kann  man  be- 
obachten auf  dem  Plateau  des  Berges,  der  am  nächsten  bei 
Cieszyn  liegt.  Diorit  ist  bis  in  die  Höhe  vorgedrungen. 
Seine  Farbe  unterscheidet  ihn  deutlich  von  den  angrenzen- 
den Gesteinen:  er  ist  ganz  verwittert  und  in  kleine  Stücke 
zerfallen;  der  Kalkstein  ist  in  jener  Höhe  zu  blauem,  grob- 
körnigem Marmor  geworden;  die  schieferigen  Thone  aber 
erscheinen  schwarz  und  hart  gebrannt.  Nichts  unterschei- 
det also  diese  beiden  beschriebenen  Punkte,  obgleich  am 
letzteren  die  Verhältnisse  nicht  so  klar  aufgedeckt  sind. 
Besonders  deutlich  erweisst  sich  der  feurige  Ursprung  des 
Diorites  am  Abhänge  des  Berges  in  der  Richtung  gegen 
Wyzsze  Pastwiska  ( Wischsche  Pastwiska).  Der  grosse  Stein- 
bruch, welcher  gerade  stark  betrieben  wurde,  liess  Hrn. 
PuscH  und  mir  keinen  Zweifel  über  den  vulkanischen  Ur- 
sprung des  Diorites.  Er  durchbricht  den  schieferigen  Kalk- 
mergel und  schieferigen  Sandstein,  hat  sich  aber  nicht  über 
die  festen  Schichten  ergossen,  sondern  ist  zwischen  dieselben 
eingedrungen,  und  bildet  da  drei  paralelle  Lager,  2  —  3  Fuss 
mächtig.  An  einem  nicht  aufgedeckten  Ende  findet  sich 
Diorit  in  Masse,  und  es  scheint,  dass  von  hier  die  flüssige 
Lava  eingedrungen  ist  zwischen  die  neptunischen  Ablage- 
rungen. In  diesem  Steinbruche  hat  der  Diorit  seine  grüne 
Farbe  meist  verloren ,  gewöhnlich  findet  er  sich  von  hell- 
grauer Farbe ,  und  hat  mehr  ein  erdiges ,  als  körniges  Ge- 
füge :  öfters  sieht  man  Kalkspath  ausgeschieden.  Diese  Um- 
wandlung des  Diorites  scheint  wohl  dui'ch  die  bedeutende  Auf- 
nahme von  kohlensaurer  Kalkerde  hervorgegangen  zu  seyn  ; 
dieses  beweisst  das  starke  Brausen  mit  Säuren.  Vor  dem 
Löthrohre  zeigt  sich  diese  Abänderung  leicht  flüssig,  und 
gibt  eine  schwarze  Perle.  Schwefelkies  findet  sich  öfters 
eingesprengt,  an  manchen  Stellen  häuft  er  sich  bedeutender  an, 
und  bildet  kleine  Schichten.  Ausser  dem  Schwefelkies  findet  sich 


—     22     — 

ein  rothes  Fossil  mit  deutlich  blättrigem  Bruche ;  es  ist  theils 
einzeln  eingestreut,  theils  häuft  es  sich  an  und  durchzieht 
das  Gestein  in  gewissen  Richtungen.  Es  hat  viel  Ähnlich- 
keit mit  Glimmer;  ob  es  damit  identisch  ist,  kann  nicht  ent- 
schieden werden  wegen  der  kleinen  Quantität,  die  aufge- 
funden war. 

Die  mit  dem  Diorit  wechsellagernden  Schichten ,  beste- 
hend aus  schieferigem  Kalkstein,  Kalkmergel  und  zum  Theil 
aus  Sandstein,  sind  vollkommen  durchgebrannt  und  in  ein 
festes  Gestein  umgewandelt;  die  Farbe  ist  auch  vei'ändert: 
man  sieht  schöne  gelbe  und  grüne  Streifen;  letztere  werden 
durch  die  Diorit-Masse  bewirkt,  und  namentlich  durch  Horn- 
blende. Die  abwechselnden  bunten  Farben ,  wozu  noch  ei- 
nige graue  treten ,  geben  dieser  gebrannten  Masse  ein  sehr 
angenehmes  Ansehen.  Zuweilen  dringen  kleine  Lagen  von 
Kalkspath  ein ;  seltener  ünden  sich  dünne  Lagen  von  Schwe- 
felkies, die  dem  Diorit  anzugehören  scheinen. 

Der  grosse  Steinbruch  von  Wyzcze  PastwisJia  besteht 
aus  folgenden  Schichten :  der  oberste  Theil  aus  Damm- 
erde; sodann  folgt  eine  dünne  Schichte  von  schwarzem  schie- 
ferigen Letten;  darunter  liegt  ein  grünliches  kalkiges  Ge- 
stein, vom  Diorit  gefärbt,  als  eine  vielfach  gesprungene  mas- 
sige Schicht.  Nun  folgen  Schichten  von  gebrannten  Schie- 
fern, mit  deutlich  erhaltener  Schichtung.  Darunter  kommt 
die  erste  Lage  von  Diorit,  die  sich  mit  der  zweiten  verbin- 
det: zwischen  beiden  liegen  die  erwähnten  Schiefer,  wie 
auch  zwischen  ihnen  und  der  dritten  Diorit -Lage. 

Die  Schiefer  sind  auf  ähnliche  Weise  umgewandelt, 
wie  die  Sandsteine  der  blauen  Kuppe  bei  Eschwege :  ebenso 
drang  hier  die  Diorit-Masse  zwischen  die  Schichten,  wie 
dort  der  Basalt. 

Am  Fusse  desselben  langgestreckten  Berges,  dicht  am 
Dürfe  Bogucice  (Bo-juzize)  sieht  man  eben  so  deutlich  die 
Umwandelung  neptunischer  Gesteine ;  sie  sind  ähnlich  denen 
im  grossen  Steinbruche.     Nicht    nur    die  Veränderungen   an 


—     23     — 

den  wässrigen  Niederschlägen  treten  hier  deutlich  hervor: 
man  sieht  auch,  Avie  aus  Syenit  Diorit  wird.  Der  Syenit 
von  Bogucice  ist  grobkörnig,  die  schwarzen  Hornblende - 
Säulen  laufen  strahlig  auseinander  und  walten  vor.  Je  hö- 
her das  Gestein  aufsteigt,  desto  kleiner  werden  die  Körner 
und  unmerklich  wird  es  zu  einem  deutlichen  Diorit,  mit  dem 
Unterschiede,  dass  in  den  niedrigeren  Theilen  ein  gröberes, 
in  den  höheren  ein  kleineres  Korn  sich  findet.  Es  scheint 
daraus  zu  folgen ,  dass  die  flüssige  Syenit-Lava ,  indem  sie 
kalkige  oder  mergelige  Gebilde  berührte,  diese  in  sich  aufge- 
lösst  und  sich  so  in  Diorit  verwandelt  hat.  Durch 
diese  Verbindung  aber  erkaltete  dieselbe  zum  Theil  und 
hatte  nur  noch  so  viel  Wärme ,  um  die  nicht  aufgelössten 
Gesteine  durchzubrennen. 

Ähnliche  Verbindungen  von  Syenit  und  Diorit,  die  in 
Berührung  mit  Kalkstein  stehen,  finden  am  Mowzom- Berge 
Statt,  den  ich  im  J.  1828  bestieg,  wo  ich  die  vortreffliche 
v.  Bucn'sche  Beschreibung  vollkommen  bestätigt  fand.  Blaue 
hörnige  Kalksteine  mit  vielen  eingeschlossenen  prächtigen 
Fossilien,  nämlich  Pleonast,  Idokras,  Fassait  etc.,  bilden 
das  oberste  Lager.  Das  erste  Mineral  ist  der  oberen  Kalk- 
stein-Schichte, Idokras  und  Fassait  den  unteren  eigen.  Zwi- 
schen diesem  Kalksteine  und  dem  deutlichen  Syenite ,  der 
den  Fuss  und  einen  grossen  Theil  des  Abhanges  der  Monzoni- 
Alpe  bildet ,  findet  sich  ein  Mittel  -  Gestein  zwischen  Diorit 
und  Sei'pentin :  an  seiner  Grenze  aber  zeigt  der  Syenit 
ein  unverkennbares  Schwanken:  das  Korn  wird  kleiner, 
weniger  deutlich  krystallinisch  und  stai'k  zersetzt;  man  er- 
blickt noch  weisse  Feldspath- Punkte,  bis  er  endlich  zu  Dio- 
rit wird. 

Es  ist  wohl  möglich,  dass  alle  Diorite  Deiitscklandts, 
Schottlands  u.  s.  w.  aus  Syenit  entstanden  sind :  durch  Auf- 
nahme von  Kalkstein.  Die  krystallinische  Syenit -Masse 
konnte  nicht  auskrystallisiren ,  indem  ein  neuer  Bestandtheil 
hinzugetreten.      Gewöhnlich    haben    Dioi'ite    eingesprengten 


—     24     - 

Kalkspath,  oder  machen  einen  Übergang  in  Diorit- Mandel- 
stein (Haüsmann's  Kugelfels),  dessen  Mandeln,  mit  Kalkspath 
ausgefüllt,  durch  eine  bedeutende  Anhäufung  des  Kalkes 
entstunden.  Von  wenigen  Geologen  wird  bei  dem  jetzigen 
Stande  der  Wissenschaft  bezweifelt,  dass  Syenit  und  Dio- 
rit pyrogener  Natur  sind  5  es  können  also  gar  wohl  beide 
gleichzeitig  gebildet  seyn  und  nur  verschieden  erscheinen, 
indem  einige,  welche  mit  Kalkstein  in  Berührung  kamen, 
zu  Diorit  umgewandelt  wurden,  andere  aber,  welche  die- 
ses Material  nicht  bei  ihrem  Durchbruche  trafen,  Sye- 
nit blieben  und  so  in  die  Höhe  stiegen. 

Dieselben  Umwandlungen  geschichteter  Gesteine ,  wie 
man  sie  bei  Cieszyn  so  deutlich  sieht,  finden  sich  in  der 
Umgebung  an  vielen  Orten;  nur  treten  die  geognostischen 
Verhältnisse  nicht  so  klar  hervor.  Einige  genauer  beobach- 
tete will  ich  erwähnen.  Bei  Kozobenz,  bei  der  Schanze 
dicht  am  Schlosse,  trittDiorit  hervor.  Der  schieferige  Thon 
ist  hier  schwach  gebrannt  und  schwarz.  Der  Diorit  zeigt 
sich  sehr  kalkreich ,  und  am  Ende  des  Dorfes  Kozobenz 
wird  er  zu  Kugelfels  oder  Diorit  -  Mandelstein.  Bei  Grad- 
ziszcze  (  Grodschitsche ) ,  wo  thoniger  Sphärosiderit  zu  Tage 
gefördert  wird,  der  im  Kalkstein  eingelagert  ist,  bricht  an 
zwei  Punkten  Diorit  hervor ;  an  einem  ist  er  feinkörnig, 
am  anderen  von  gröberem  Korne. 

Schliesslich  will  ich  noch  eines  Phänomenes  gedenken,  das 
für  den  ersten  Bück  in  keinem  Zusammenhang  mit  den  Dio- 
riten  zu  stehen  scheint.  Ich  meine  den  Karpathen-Sandstein 
der  Bieskiden,  der  von  Cieszyn  bis  weit  hinter  den  Aus- 
fluss  der  Raba  eine  südliche  Schichten  -  Neigung  zeigt.  An 
einigen  Stellen  sind  die  Schichten  beinah  auf  dem  Kopfe 
stehend,  und  dieses  Einfallen  dauert  bis  zum  Fusse  der 
Tatra ,  wo  sie  theils  horizontal  liegen  (  Zakopana ) ,  theils 
sehr  zerrüttet  sind  ( Poronin ).  Der  Diorit  findet  sich  am 
nördlichen  Fusse  nicht  nur  bei  Cieszyn^  sondern  auch  an 
anderen  Punkten.     Bei  Sygnecxow  ^  einem  unfern  Wieliczka 


-     25     _ 

gelegenen  Dorfe  in  hügeliger  Gegend,  hat  Pusch  viele 
Diorit  -  Blöcke  beobachtet.  Weiter  gegen  Osten  ist  ein 
Trachyt  -  Kegel,  der  Bei'g  Ktviatkowka  bei  Szczawnica 
(_Schawniza^,  Das  Gestein  besteht  aus  Feldspath  (Ryako- 
lith  ? )  und  deutlichen  Krystallen  von  Hornblende ,  und  hat 
Vieles  gemein  mit  dem  Syenit  von  Bogucice.  Zieht  man 
eine  Linie  über  Cieszyn,  Sygneczow  und  Szczawnica,  so 
wird  sie  ziemlich  gerade  ausfallen.  Sollte  nicht  das  süd- 
liche Einschiessen  des  Karpathen- Sandsteins  in  den  JBieshi- 
den  durch  die  erwähnten  Felsarten  bewirkt  werden? 


Kurzer   Bericht 

über 

die  in  der  mineralogiscli-geologischen  Sek- 
tion  der  Versammlung    der    Deutschen  Na- 
turforscher  im  September    1833  in  Breslau 
abgehandelten  Gegenstände. 

(Eingesandt.) 


Die  mineralogisch-geologische  Sektion  bei  der  Versamm- 
lung der  Deutschen  Naturforscher  in  Breslau  (im  Septem- 
ber 1833)  hat  im  Ganzen  6  Sitzungen  gehalten,  welche  alle 
sehr  zahlreich  besucht  waren  und  eine  grosse  Thätigkeit 
entwickelten.  Durch  die  hohe  Theilnahme  Sr.  Exe.  des 
Herrn  Grafen  K.  v.  Sternberg  und  Sr.  Exe.  des  wirklichen 
Geheimen  Rathes  Herrn  Al.  v.  Humboldt  wurden  dieselben 
ganz  vorzüglich  belebt  und  lehrreich  gemacht. 

Von  den  in  diesen  Sitzungen  abgehandelten  Gegenstän- 
den ist  Folgendes  ein  ganz  kurzer,  übersichtlicher  Bericht, 
nach  den  verschiedenen  Zweigen  der  Wissenschaft  geordnet. 

1.  (Krystallographie  und  Mineral-Physik.) 
Einen  krystallographischen  Vortrag  hielt  Prof.  Frankenheim, 
dessen  Gegenstand  die  Ausbildung  der  Krystall  -  Reihen  und 
deren  Verhältniss  zu  den  Kohäsionsgraden  war.  —  über 
verschiedene  Einschlüsse  in  Chalzedon  und  Berg  -  Krystall 
theilte  Prof.  Glocker  einige  Bemerkungen  mit,  unter  Vor- 
zeigung von  Exemplaren  beider  Mineralien.   v"n   dpnen    eui 


-      27     - 

Berg-Krystall  kleine  isolirte,  vollkommen  durchsichtige,  edle 
Gi'anaten  in  scharf  begrenzten  Rhombendodekaedei'n,  ein 
paar  Chalzedone  aber  wahre  Flechten  enthalten. 

2.  (Mineralchemie.)  Von  mehreren  Schlesischen 
Fossilien  machte  Hof- Apotheker  Zellner  aus  Pless  neue 
chemische  Analysen  bekannt,  nämlich  vom  Striegauer  Bolus, 
vom  Stilbit  von  Nimztsch,  vom  Kalait,  von  einem  neu  ent- 
deckten Chrom -Ocher  aus  der  Waldenhurger  Gegend,  vom 
Landshiiter  Steinmark,  von  einem  feldspathigen  Mineral  vom 
Zohten  und  Von  einem  Kalkspathe  aus  Tarnowitz,  welcher 
0,01  HumussHure  enthält. 

3.  (Specielle  Oryktognosie. )  Oberbergrath 
Singer  aus  Brieg  sprach  über  den  jetzt  sehr  selten  gewor- 
denen Lievrit  von  Kupferherg  '^  Prof.  Zipser  aus  Neusohl 
über  mehrere  Ungarische  Mineralien,  namentlich  über  den 
Ungarischen  Lievrit,  Obsidian,  Opal  und  Menilit;  Al,  v, 
Humboldt  über  verschiedene  Schwefel- Vorkommnisse  5  Prof. 
Glocker  über  ein  neues  Vorkommen  von  Schwefel  auf  Blei- 
glanz und  Bleierde  in  dem  Dolomit  des  Muschelkalks  bei 
Tarnowitz,  —  über  den  von  ihm  in  Mähren  entdeckten  Spodu- 
men,  —  über  einen  durch  die  eigenthümliche  lineare  Gruppi- 
rung  seiner  Kügelchen  merkwürdigen  Hyalith  von  Striegau 
—  und  über  ein  mit  Braunkohle  durchsetztes  Steinsalz  aus 
Wieliczhay  das  einen  ausserordentlich  starken,  Ekel  erregen- 
den Geruch  verbreitet.  —  Dr.  v.  Mayer  aus  Bukarest  hielt 
einen  Vortrag  über  eine  neue,  in  der  Moldau  entdeckte 
Wachs-artige  Substanz  von  bituminösem  Gerüche,  welche  in 
ökonomischer  Beziehung  sehr  wichtig  zu  werden  verspricht, 
indem  daraus  Lichter,  die  den  Wachslichtern  ähnlich  sind 
und  einen  angenehmen  Geruch  verbreiten,  verfertigt  werden 
können.  Prof.  Glocker  brachte  für  dieses  neue  Mineral 
den  in  alle  Sprachen  passenden  Namen  Ozokerit  ( von 
o^or,  riechend,  und  v.r]Qoq^  Wachs)  in  Voi'schlag,  statt  des- 
sen jedoch  in  der  Deutschen  Sprache  auch  die  Benennung 
Erdwachs  gebraucht  werden  kann.  —  Vorgezeigt  wurden 
«nter  Begleitung   von   wenigen  Bemerkungen:    ein    schöner. 


—     28     — 

welsslich  gelber  Bernstein,  der  in  Schlesien  gefunden  wor- 
den war,  durch  den  geheimen  Medicinalrath  Dr.  Wendt; 
ein  Silber-haltiger  Bleischweif  aus  der  Bukowina  durch 
den  Prof.  Sa  w  AD  SKI  aus  Lemberg',  einige  zeolithische  Mi- 
neralien ,  besonders  M  e  s  o  t  y  p ,  aus  dem  in  der  Nähe  von 
Oppeln  vorkommenden  Basalte ,  durch  den  Apotheker  Gra- 
BowsKi  aus  Oppeln i  eine  sehr  feste  Kennelkohle  aus 
Asfurien,  dort  Azabache  genannt,  vom Bergwerks-Tngenieur 
EzftUERRA  DEL  BaYO  aus  Tudclß  in  Spanien ;  einige  Exem- 
plare des  vor  Kurzem  bei  Friesdorf  unweit  Bonn  entdeck- 
ten Elhuyarit's  durch  den  Prof.  Glocker,  und  ein 
grosser  Feldspath-Zwilling  von  Lomnitz  im  Riesenge- 
birge durch  den  Herrn  Grafen  Schaffgotsch  aus  Breslau. 

4.  (Geognosie,  Geologie,  physische  Geo- 
graphie.) L.  v.  Buch  liess  das  auf  Ersuchen  der  vor- 
jährigen Versammlung  von  ihm  angefertigte  Farben- 
schema  zur  Illuminirung  g  eognos  tisch  er  Kar- 
ten in  einer  Anzahl  von  Exemplaren  vorlegen  und  zu  nähe- 
rer Prüfung  vertheilen.  Zugleich  wurde  die  nach  diesem 
Farbenschema  illuminirte  neue  geognostische  K  ar  te 
von  Deutschland,  eine  zweite  Auflage  der  bekannten, 
bei  Schrupp  in  Berlin  herausgekommenen  Karte,  im  Auf- 
trage V.  Buch's  vorgezeigt.  Al.  v.  Humboldt  machte  auf 
mehrere  Vorzüge  dieser  Karte  aufmerksam,  und  empfahl 
bei  dieser  Gelegenheit  für  Profile  noch  eine  andere  Be- 
zeichnungsart ohne  Farben,  mit  symbolischen  Zügen,  deren 
er  sich  auf  einer  von  ihm  eben  in  Paris  erscheinenden 
Karte  des  Thaies  von  Mexico  bedient  hat.  Inspektor  Zippe 
aus  Prag  machte  einige  Bemerkungen  über  die  Darstellung 
Böhmens  auf  der  genannten  ScHROPp'schen  Karte.  —  Prof. 
Zeune  aus  Berlin  schilderte  ein  Relief  des  Riesenge- 
birgs,  welches  ein  Lehrer  in  Bunzlau  (in  Schlesien')  ange- 
fertigt hat,  und  Diakonus  Berndt  erinnerte  an  ein  ähnliches 
Relief  ebendesselben  Gebirges,  welches  sich  in  der  Bres- 
lauer Bauschule  befindet.  —  Major  v.  Strantz  zeigte  einen 
Pendelquadranten  zum  Höhemnessen  vor. 


—     29      - 

EzauERRA  DEL  Bayo  theilte  allgemeine  Betrachtungen 
über  die  Bildung  der  ürfelsarten  mit.  Seine  Theo- 
rie gab  zu  einer  Diskussion  Veranlassung,  wobei  besonders 
die  geäusserte  Idee  des  Niederschlags  des  Kohlenstoffs  aus 
der  Atmosphäre  von  Seiten  des  Herrn  v.  Humboldt  Wider- 
spruch fand.  —  Oberbergrath  Steinbeck  aus  Brieg  hielt 
einen  Vortrag  über  den  Granit  der  Niederschlesischen 
Ebene,  und  machte  vornehmlich  auf  die  demselben  eingela- 
gerten Gneiss-Brocken  aufmerksam,  an  deren  Grenzen  der 
Granit  durch  Auflösung  des  Feldspaths  sich  umgewandelt 
zeigt.  Derselbe  verbreitete  sich  auch  über  die  Basalte  bei 
Sfrtegau,  in  deren  Nähe  er  den  Granit  gleichfalls  verändert 
antraf,  und  über  das  ausgedehnte  Quarz- Gebirge  jener 
Gegend.  —  Prof.  Glocker  sprach  über  die  bisher  noch 
nicht  mit  Sicherheit  bekannt  gewesene  Kreide-Forma- 
tion im  südlichen  Theile  Oberschlesiens  ^  und  zeigte  eine 
bei  Lasswitz  unweit  Neustadt  in  Oberschlesien  aus  einer 
Tiefe  von  40  Ellen  unter  Thon-  und  Mergel-Lagen  ausgegra- 
bene reine  Kreide  und  einen  weissen  körnigen  Kalkstein 
vor,  welcher  von  ihm  mitten  in  dem  dichten  Kreide -Kalk- 
stein bei  Oppcln  gefunden  worden  war. 

Der  Betrachtung  über  die  Bildung  des  Erdöls 
war  ein  Vortrag  des  Bergamts  -  Direktors  Dr.  Reichenbach 
aus  Blansko  gewidmet  * ).  Er  bemühte  sich  zu  beweisen, 
dass  dasselbe  ein  präexistenter  Bestandtheil  der  Steinkohlen 
und  zwar  nichts  Anderes,  als  das  Terpenthinöl  der  Pinus  - 
Arten  der  Vorwelt  sey,  wogegen  v.  Humboldt  die  Einwen- 
dung machte,  dass  die  Pflanzenreste,  die  man  in  Steinkoh- 
len findet ,  bei  Weitem  grösstentheils  keinen  Pinus  -  Arten, 
sondern  Palmen  und  Farrenkräutern  angehören,  daher  denn 
die  Pflanzen  wohl  erst  später  von  dem  Öle  durchdrungen 
worden  seyn  mögen. 

Diakonus  Berndt  machte  den  Vorschlag  zur  Stiftun<y 
eines  Vereins   zur  Förderung   der   allseitigen 


*)     Vigl.  dieees  Jahrbuch  1833.  S.  523. 


-     30      - 

Kenntniss  der  Sudeten,  sowohl  Schlesischen  als  Böhmi- 
schen und  Mährischen  Antheils,  und  zugleich  zur  Heraus- 
gabe eines  diesem  Zwecke  dienendenJournals. 
Graf  V.  Sternberg  erklärte  sich  geneigt,  von  Seiten  der 
Gesellschaft  des  Bähmischen  National-Museums  die  Hand  zu 
einem  solchen  Vereine  zu  bieten;  Dir.  Dr.  Reichenbach 
versprach  seine  Unterstützung  von  Seiten  Mährens,  Der 
Gegenstand  wurde  in  zwei  Sitzungen  besprochen  und  ein- 
stimmig der  Beschluss  gefasst,  zu  dem  angegebenen  Zwecke 
durch  gemeinschaftliches  Zusammenwirken  der  Schlesischen 
und  Mährischen  patriotischen  Gesellschaften  und  der  Gesell- 
schaft des  vaterländischen  Museums  in  Böhmen  ein  Journal 
herauszugeben,  dessen  Redaktion  in  Breslau  seyn  soll.  Die 
einzelnen  Abtheilungen  dieser  Zeitschrift,  die  mineralogisch 
geognostische,  botanische  u.  dgl.,  sollen  auch  unter  besonde- 
ren Titeln  zu  erhalten  seyn ,  und  namentlich  soll  sich  die 
mineralogisch  -  geognostische  Abtheilung  an  Glocker's  Bei- 
träge zur  mineralogischen  Kenntniss  der  Sudetenländer  (Heft  1, 
1S27),  deren  Fortsetzung  gewünscht  wurde,  anschliessen. 
Alles  Weitere  über  diesen  Gegenstand  und  die  Art  der 
Ausführung  bleibt  späteren,  desshalb  zu  veranstaltenden  Zu- 
sammenkünften der  ÄcÄ/m^CÄ-patriotischen  Gesellschaft,  und 
gemeinsamen  Verabi'edungen  der  drei  genannten  Gesellschaf- 
ten vorbehalten. 

Prof.  Glocker  theilte  den  Inhalt  eines  vom  Sekretär 
der  geologischen  Gesellschaft  in  Frankreich,  Hrn.  A.  Boue, 
aus  Paris  erhaltenen  Schreibens  mit ,  welches  über  die  dor- 
tige geologische  Gesellschaft,  deren  neueste  Arbeiten,  deren 
Versammlung  in  Clermont,  über  die  grosse  naturwissenschaft- 
liche Thätigkeit,  die  gegenwärtig  in  Paris  herrscht,  u.  dgl. 
sehr  interessante  Nachrichten  gibt. 

5.  (Petrefaktenkunde.)  Oberbergrath  v.  Decken 
hatte  einige  noch  unbestimmte  Fisch-Abdrücke  im  Kalk- 
schiefer der  rothen  Sandstein  -  Formation  von  Ruppersdorf 
in  Böhmen  eingesandt.  Medicinalrath  Dr.  Otto  legte  eine 
arosse  Anzahl  von  Versteinerungen  vor ,    a u s    v e r - 


—     31     — 

schiede nen  Kalksteinen  Oberschlesiens ,  Niederschle- 
siens und  der  Lausitz,  sowohl  aus  dem  Oberschlesischen  Mu- 
schelkalk, als  aus  Geschieben  Niederschlesiens  und  der  Lau- 
sitz ,  von  denen  ein  grosser  Theil  aller  Wahrscheinlichkeit 
nach  aus  Skandinavien  stammt.  Prof.  Zeune  sprach  über 
die  zumal  in  Geschieben  vorkommenden  Versteinerun- 
gen der  Mark  Brandenburg  nach  des  Direktors  Klö- 
DEN  Beobachtungen ,  und  hob  besonders  hervor ,  dass  nach 
des  letztern  Ansicht  das  Vaterland  der  Märkischen  Ge- 
schiebe durch  die  Versteinerungen  zweifelhaft  werde,  in- 
dem 4  aller  Skandinavisch- Märkischen  Versteinerungen  bloss 
Märkisch,  y  bloss  Skandinavisch^  \  aber  gemeinschaftlich  Mär- 
kisch und  Skandinavisch  seyen.  —  Markscheider  Bocksch  aus 
Waidenburg  zeigte  sehr  schön  erhaltene  Terabuliten 
aus  dem  Übergangs-Kalkstein  bei  Freyburg  in  Schlesien^  und 
eine  neue  Trilobiten- Art ,  Prof.  Sawadski  einen  gros- 
sen Ammoniten  aus  den  Zentral  -  Karpathen ,  Apotheker 
Grabowski  verschiedene  nieu  aufgefundene  Versteine- 
rungen aus  dem  Kreide -Kalkstein  von  Oppeln. 
Prof.  Agassiz  aus  Neufchatel  sprach  über  die  fossilen  Fi- 
sche, sofern  sie  zur  Bezeichnung  der  Gebirgs- Formationen 
dienen,, und  über  die  von  ihm  gemachte  Eintheilung  dersel- 
ben nach  dem  Baue  der  Schuppen  in  Plakoideri,  Ganoi- 
den,  Ktenoiden  und  Cykloiden. 

Vom  Mai'kscheider  Bocksch  wurde  in  einer  der  Sitzun- 
gen nebenbei  ein  grosser  Grubenschwamm ,  dem  Boletus 
turritus  am  nächsten  verwandt ,  vorgelegt ,  welcher  in 
der  Gotthelf-Grnhe  bei  Hartau  unweit  Gottesberg  in  Schle- 
sien gefunden  worden  war. 


Unter  den  Vorträgen,  welche  in  den  allgemeinen  Sitzun- 
gen der  diessjährigen  Naturforscher  -  Versammlung  gehalten 
wurden,  befand  sich  auch  ein  minei'alogischer ,  nämlich  der 
Vortrag  des  Prof.  Glocker  über  die  Grundsätze  der 
Klassifikation  in  der  Mineralogie  und  Geo- 
g  n  o  s  i  e. 


Briefwechsel. 

Mittheilungen  an  den  Geheimenrath  v.  Leonhard 
gerichtet. 


Giesen,  den  17.  März  1832  *). 
Eine  Mittheilung  im  1.  Hefte  des  II.  Jahrganges  Ihres  Jahrbuches 
über  meine  Bemerkungen  auf  einer  Reise  durch  Böhmen  hätte  ich  bei- 
nahe übersehen.  Ich  wünschte  sehr,  einige  Handstücke  der  als  Phono- 
lith  bekannten  Massen,  welche  theilweise  gewiss  einen  trachytischen 
Charakter  nicht  verleugnen,  aus  Böhmen  mitgebracht  zu  haben,  um  sie 
Ihnen  zur  Entscheidung  vorlegen  zu  können.  Zwischen  dem  Trachyt, 
welchen  Sie  am  Pferdskopfe  im  ÄAöw-Gebirge  erkannten ,  und  diesen 
Gesteinen  würden  Sie  'kaum  einen  Unterschied  entdecken.  Ich  muss 
dcsshalb  bezweifeln ,  dass  Herr  Zippe  mit  den  lokalen  Verhältnissen 
der  dortigen  Gebirge  sehr  vertraut  geworden  ist.  Die  Berichtigungen 
von  Ortes-  und  Berges-Namen,  welche  er  daselbst  S.  81  gibt,  ist  sehr 
dankenswerth.  Übrigens  sind  auf  der  von  ihm  bezeichneten  Karte,  welche 
ich  auf  meiner  Reise  auch  benutzte,  die  meisten  in  meinen  Mittheilungen 
enthaltenen  Berges-Namen  nicht  enthalten,  und  ich  war  auf  die  Angaben 
meines  wohl  Lokal-kundigen,  aber  mit  der  Kunst  zu  buchslabiren  wenig 
vertrauten  Führers  beschränkt.  Ausser  den  Arbeiten  des  Kaiserl.  General- 
Quartiermeister-Stabes  ~  welche,  so  viel  mir  bekannt,  noch  nicht  publik 
gemacht  worden  —  besitzt  man  über  jene  Gegenden  keine  gründlich 
ausgeführte  topographische  Karte,  so  dass,  wie  Herr  Zippe  sich  ausdrückt, 
hiernach  leicht  Böhmische  Dörfer  zum  Vorschein  kommen  können.  Doch 
denke  ich,  sind  Böhmische  Dörfer  dieser  Art  immer  noch  mehr  zu  ent- 
schuldigen, als  solche,  welche  man  in  die  Wissenschaft  einkleidet,  zumal 
wenn  das  in  Böhmen  selbst  geschieht.  Denn  die  unsonor  klingen- 
den Kunstwörter  Brongniart's  ,  welche  Herr  Zippe  in  seine  Übersicht 
der   Böhmischen  Gebirgs-Bildungen  aufnahm,   dürften    am    wenigsten  in 


*)  Durch  Zufall  verspnfet. 


—      33      — 

Deutschland,  dem  Vatcriande  der  Geologie,  als  empfehlenswerth  erschei- 
nen. Ein  ganz  eigentliümlicher  Geschmack  gehört  dazu ,  die  bisher 
bräuchliche,  verständlichere  Nomenklatur  gegen  ein  solches  Musterwerk 
von  Wort-Kombinationen  vertauschen  zu  wollen.  — 

Auf  der  neulich  nach  Westphalen  unternommenen  Reise  habe  ich 
leider  bei  fast  beständig  schlechter  Witterung  nicht  zur  Hälfte  meinen 
Zweck  erreicht,  aber  doch  einiges  Bemerkenswerthe  gesehen.  Meine 
Beobachtungen  liegen  noch  im  Tagebuche  da.  Sobald  es  mir  die  Zeit 
gestattet,  werde  ich  sie  zusammentragen  und  Ihnen  zusenden.  Was  sich 
mir  aber  vorzugsweise  zu  ergeben  scheint,  ist,  wenigstens  in  vielfacher 
Hinsicht,  die  grosse  Ähnlichkeit  des  Norddeutschen  old  red  sandstone 
mit  den  alten  Sandstein-Bildungen  des  linken  Mittelrheins  zwischen  der 
Haardt  und  dem  Hundsrück,  sodann  mit  dem  Darmstädter  und  Vilbeler 
Sandstein  und  noch  anderen.  Ich  fange  an  zu  glaubeUj  der  old  red 
sandstone  der  Engländer  sey  in  Deutschland  nicht  in  beschränkter  Ver- 
breitung vorhanden. 

Mit  der  Einreihung  einiger  Kalksteine  in  Westphalen  zu  denJ  moun- 
tain  limestone  ist  man,  dünkt  mir,  etwas  zu  voreilig  gewesen.  Denn 
dieser  müsste  doch  zwischen  dem  old  red  sandstone  und  den  Steinkohlen 
zu  suchen  seyn.  Aber  da  ist  kein  Kalkstein.  Man  hat  also  wohl  den 
zwischen  Thon-Schiefer  und  Grauwacke-Schiefer  weit  sich  erstreckenden 
Übergangs-Kalk  damit  verwechselt.  Diesem  Übergargs-Kalk  gehört  auch 
der  versteinerungsreiche  Kalkstein  von  Bensberg  an,  welcher  von  dem 
Mineralien  -  Komptoir  einige  Mal  in  den  geologisch  -  petrefaktologischen 
Lieferungen  als  Bergkalk  ausgegeben  ist,  wie  mich  Herr  Bergmcisfer 
ScHiHiDT  in  Siegen  mit  Bestimmtheit  versicherte^  »«•  ")• 

A.  Klipstein« 


Mexico,  am  29.  Mai  1833  =•'*)• 
Die  letzten  Tage  meines  Aufenthaltes  in  Angangneo  beschäftigte  ich 
mich  noch  mit  gcognostischen  Untersuchungen  für  eine  später  auszuar- 
beitende Revier-Beschreibung.  Auf  der  Reise  hierher  machte  ich,  unge- 
achtet der  dringenden  Eile,  eine  interessante  Entdeckung ;  ich  fand  näm- 
lich einen  Zahn  von  einem  sehr  grossen  Kräuterfresser  (wahrscheinlich 
Manimuth)  im  Trachyt-TufF,  welcher  allem  Anscheine  nach  ein  Produkt 
der  Zersetzung  des  Trachytes  ist.  Später  werde  ich  weitere  Nachsu- 
chungen anstellen  und  die  Resultate  derselben  nachfolgen  lassen.  Der 
hiesige  Trachyt  selbst  enthält  auf  den  Klüften  sehr  häufig  einen  IJbcr^ 
zug  von  Hyalith. 

Der  körnige  Kalkstein  vowSt.  Jasidel  Oro  scheint  viele  Phänomene 


*)  Jene  Angabe  geschah  nach  den  Versteinerungen  ;    —   Nacliweisnng    entscheidender 
Lagerungs-Verliältnisse  werden  sehr  dankenswerth  seyn.  D.  R. 

*-)  Der   Brief  iit   an   Hr.    Dr.   B.  CorxA  gerichtet,   und   von    diesem    mir   niitg-ethcilt 
worden.  h. 

Jahrgang  1834.  3 


-     34     — 

darzubieten ,  weiche  für  Leonhard's  Ansicht  sprechen.  Er  komiut  mit 
Syenit  und  Trachyt  zusammen  vor,  und  häufig  entspringen  heisse  Quel- 
len aus  ihm.  Doch  auch  hierüber  muss  ich  die  ausführlicheren  Mitthei- 
lungen versparen,  bis  ich  Zeit  gewonnen  habe,  diese  Erscheinungen  ge- 
nauer zu  untersuchen. 

Mineralogisch  interessant  schienen  mir:  Malachit  und  Kupferlasur, 
die  ich  als  ganz  jugendliche  Bildungen  auf  einer  Holzkohle  in  einer  al- 
ten Schlackenhalde  fand,  und  Eisenvitriol  eingeschlossen  in  ganz  der- 
ben Schwefelkies,  von  einer  unserer  hiesigen  Gruben. 

£.    SCHLEIOEN. 


Krakaif,  den  6.  August  1833. 

Mein  Handbuch  der  Mineralogie  ist  schon  seit  einiger  Zeit 
fertig  und  fülirt  folgenden  Titel :  Systemat  Mineralow  wedlug  rasad 
J.  J.  Ber%(dius%a  iilozyl  Liidwik  Zeiszner  (d.  h.  System  der  Mineralien, 
nach  den  Grundsätzen  von  Berzelius  geordnet  von  L.  Z.),  Krakäu  in 
8.  1833. 

Auch  ist  hier  vor  Kurzem  eine  Dissertation  erschienen  von  Dr. 
Freyer,  unter  dem  Titel:  O  Bursztynie.  Krakau  in  8.  1833. 

Beide  diese  Bücher  habe  ich  Ihnen  durch  Reisende  zugesendet,  und 
hoffe,  dass  Sie  vielleicht  schon  eines  davon  erhalten  haben. 

In  Lemberg  ist  ein  Werk  erschienen  über  die  Schwefel-Quelle  von 
Konopowka,  von  einem  recht  tüchtig  wirkenden  Manne,  Herrn  Toro- 
siEWicz ;  es  führt  den  Titel :  Rozbiur  fizyczno-chemiczny  %rodla  siar- 
czystego  u  Konopowce  u  Galicyi  przez  Teodora  Torosiewicza  in  8. 
(Physikalische  und  chemische  Untersuchungen  über  die  Schwefel-Quelle  von 
Konopowka  in  Gallizien  v.  T.  T.) 

Zeuschner. 


Kklce,  den  12.  August  1833. 

Es  dränct  mich,  Ihnen  eine  Mittheilung  zu  machen,  die  gewisser- 
maasen  durch  Ihren  letzten  so  lehrreichen  Brief  angeregt  ward,  und 
vielleicht  mit  den  denkwürdigen  Thatsachen  in  einen  gewissen  Einklang 
zu  bringen  ist,  die  Sie  mir  über  den  körnigen  Kalk  von  Auerbach  mit- 
thcilten. 

Schon  seit  längerer  Zeit  ist  mir  immer  ein  Kalkstein  aufgefallen, 
der  zwei  Meilen  von  meinem  Wohnort,  im  Dorfe  Zagdainsko,  die  Kuppe 
eines  länglichen  Berges  bildet,  dessen  Fuss  und  unteres  Höhendrittel 
nebst  der  ganzen  dortigen  Umgegend  aus  rothem  Sandstein  oder  Todt- 
Liegendem  besteht.  Dieser  Kalkstein,  mit  dem  kein  anderer  von  den 
mehrfachen  hierländischen  Kalkstein-Bildungen  ganz  übereinstimmt,  ist 
im  Allgemeinen  von  theils  grauen,  theils  bunten  Farben,  meist  ausser- 
ordentlich schwer  zersprengbar,  schwer,  und  afficirt,  obwohl  nur  theil- 
weise   und    schwach,    die    Magnetnadel,  —    Zweifelsohne    rühren    beide 


—      35     - 

let^^tcre  Eigenschaften  von  einem  gewiss  nicht  unbeträclitlichen  Eisen- 
gehalt her,  der  sich  übrigens  aucli  nocli  sichtbar  in  einzelnen  Körnern 
Parthieen  und  Adern  von  Spatheisenstein,  Eisenocker  und  Eisenglinimer, 
jedoch  diesen  mehr  nur  in  Flinimerclien,  zu  erkennen  gibt,  und  vorzüg- 
lieh  die  Eigenthümliclikeit  des  Kalksteins  mit  markircn  hilft.  Im  Ein- 
zelnen  gleichen  manche  Kalkstein-Varietäten  der  Wackc,  in  andern  spricht 
sich  ein  Jaspis-artiger  Habitus  aus,  und  alle  diejenigen,  welche  ein 
körniges  Gefiige  und  viele  eingemengte  Kalkspath-Blättchen  wahrnehmen 
lassen,  sind  häufig  mit  Versteinerungen  von  Madreporiten  erfüllt.  Ge- 
wöhnlich aber  haben  diese  wieder  eine  Umwandlung  in  Spatheisenstein 
erlitten,  oder  sie  sind,  mit  Zurücklassung  leerer  Räume,  gänzlich  ver- 
schwunden, und  die  Wände  der  letzteren  wieder  mit  kleinen  Spatheisen. 
stein-Krystallen  begleitet,  worunter  vielleicht  auch  noch  sehr  kleine  Do- 
lomit [Bitterspath-]  Krystalle  seyn  könnten.  Doch  wage  ich  dieses  Letztere 
noch  nicht  bestimmt  zu  behaupten.  Ausser  jenen  genannten  Einmengun- 
gen sind  mir  keine  andere  Fossilien  zu  Gesicht  gekommen,  eben  so  wenig 
bis  jetzt  Bruchstücke  oder  Brocken  anderer,  besonders  benachbarter, 
Gesteine ;  aber  es  ist  auch  die  ganze  Kalkstein-Parthie  nur  wenig  noch 
entblösst,  und  desshalb  weder  ein  Beziehungs-Verhältniss  zum  rothen 
Sandstein,  noch  die  Art  und  Weise  der  Schichtung,  und  ob  wirklich  eine 
solche  vorhanden  ist,  wahrzunehmen ;  nur  Das  sieht  man,  dass  das  Ge- 
stein sehr  zerklüftet  ist,  und  die  Zerklüftungen  seiger  niederzusetzen 
scheinen. 

Ich  habe  zeither  diesen  Kalkstein  für  eine  dem  rothen  Sandstein 
eubordinirte  Einlagerung  angenommen,  und  so  darüber  in  meiner  Schrift 
über  die  Polnischen  Gebirgs-Formationen  Erwälinung  gethan,  und  ihn, 
in  der  derselben  beigefügten  petrographischen  Karte  angedeutet.  Ihre 
neuen  Beobachtungen  aber  über  die  Bildung  körniger  Kalke,  und  dabei 
der  Umstand,  dass  die  Fesseln  des  absoluten  Neptunism  immer  mehr 
zu  zerbrechen  scheinen,  lassen  mich  in  diesem  Kalkstein  vielleicht 
ein  plutonisches  Gebilde  erkennen.  Ich  sage ,  beim  Mangel  noch  erst 
aufzufindender  mehrfacher  Fakta ,  nur  vielleicht ,  und  unterwerfe 
meine  Ansicht  Ihrer  Meinung.  Hauptsache  bleibt  es  nun,  noch  viel- 
fältigere Thatsachen  auszuforschen;  ein  Geschäft,  das  leider  aber  nicht 
ohne  bergmännische  Schurf-Arbeiten  zu  bewirken  ist,  weil  Dammerde  und 
Ackerland  nicht  bloss  die  Scheiden  des  Kalk-  und  Sand-Steins,  sondern 
auch  bis  auf  geringe  Entblössungen  beide  Fclsarten  selbst  gänzlich  be- 
decken. 

Blöde. 


Tharand,  den  30.  August  1833. 

So  eben  bin  ich  von  einer  geognostischen  Reise  zurückgekehrt,  die 

ich  auf  Veranlassung    des  Oberbergamtes    unternalim.     Der    Hauptzweck 

dieser  Reise  war    die    Untersuchung    der  Thonschiefer-Parthie  zwischen 

Öderan  und  Kirchberg,  welche  auf  der  Südseite  vom  Gneiss  und  Glim- 

3* 


nierschiefer  des  höheren  Erzgebirges,  auf  der  Nordseite'votn  Roth-Liegen- 
den und  von  einzelnen  Porphyr-Parthieen  der  Gegend  von  Zwickau  und 
Chemnitz  begrenzt  wird. 

Dieser  Thonschiefer  geht  so  vollkommen  in  Glimmerschiefer  über, 
dass  seine  Grenze  gegen  denselben  nur  an  einzelnen  Orten,  vro  zufalli- 
ge Merkmale  zu  Hülfe  kommen,  genau  zu  bestimmen  ist ;  ja  ich  bin  oft, 
während  ich  mitten  im  Thonschiefer  wandelte,  zweifelhaft  geworden,  ob 
nicht  Alles,  was  man  hier  als  Thonschiefer  kennt,  eigentlich  zum  Glim- 
merschiefer zu  rechnen  sey.  Fast  immer  erkennt  man  noch  den  Glanz 
des  Glimmers  und  sieht  deutlich,  dass  dieser  Thonschiefer  aus  einem 
schieferigen  Aggregate  von  laufer  höchst  feinen  Glimmerblättchen  be- 
steht. Auch  Quarz  ist  überall  in  grosser  Häufigkeit  eingemengt  zu  fin- 
den, nur  gehört  er  nicht  mehr,  wie  im  eigentlichen  Glimmerschiefer,  zu 
den  feineren  Gemengtheilen,  sondern  er  durchzieht  in  Lagen  von  einer 
Linie  bis  zu  mehreren  Zollen  Dicke  das  schieferige  Glimmergestein,  wel- 
ches oft  deutlicher  Glimmerschiefer  wird,  sobald  der  Quarz,  feiner  ver- 
theilt,  das  Gestein  als  eigentlicher  Gemengtheil  zusammensetzen  hilft. 
Jene  Abänderungen,  wo  der  Quarz  als  gesonderte  Massen  das  schiefe- 
rige Glimmer-Aggregat  durchzieht,  kann  man  noch  eher  mit  dem  Namen 
Thonschiefer  bezeichnen :  man  muss  dann  den  Quarz  für  einen  zufälli- 
gen Gemengtheil  nehmen,  wie  er  im  Thonschiefer  sehr  häufig  als  sol- 
cher vorkommt ;  aber  man  kann  auch  eben  so  gut  das  Ganze  einen  gi- 
gantisch ausgebildeten  Glimmerschiefer  nennen ,  in  welchem  die  einzel- 
nen Glimmerblättchen  des  gewöhnlichen  Glimmerschiefers  durch  ein 
schieferiges  Glimmer-Aggregat,  und  die  Quarztheile  durch 
grossere  Linsen-  oder  PI  a  t  ten  -  f  ö  rmige  Quarz-Massen 
ersetzt  werden. 

Wenn  im  eigentlichen  Thonschiefer  einzelne  Quarz-Massen  vorkom- 
men, so  bringen  diese  in  ihrer  Nähe  gewöhnlich  auffallende  Biegungen 
und  Windungen  der  Schieferung  hervor ;  —  das  ist  hier  nur  selten  der  Fall, 
und  man  sieht  daraus  um  so  mehr,  dass  der  Quarz  ganz  eigentlich  zum 
Gesteine  gehört  —  nicht  als  ein  fremdartiger  Körper  störend  auf  das- 
selbe eingewirkt  hat. 

"^  Die  Schieferiing  und  daraus  abzuleitende  Schichtung  dieses  Gesteins 
ist  oft  so  gebogen  und  gewunden  und  an  den  verschiedenen  Orten  so 
abweichend,  dass  man  aus  ihr  durchaus  keine  sicheren  Schlüsse  ziehen 
kann.  Im  Ganzen  zeigt  sich  zwar  ein  der  Längenverbreitung  unge- 
fähr paralleles  Streichen  von  ONO.  nach  WSW.  mit  nordwestlichem 
Einfallen ,  dieses  wird  aber  durch  so  häufige  und  auffallende  Abwei- 
chungen widerrufen,  dass  man  nur  wenig  darauf  geben  kann.  Es  schei- 
nen danach  die  Schichten  als  unregelniässige  Schlangen-Linien  in  der 
Längenrichtung  der  ganzen  Verbreitung  fortzuziehen. 

Li  diesem  sogenannten  Thonschiefer  findet  sich  nun  eine  Menge 
anderer  Gesteine  eingelagert;  z.  B.  Grü  ns  tein  ,  Gr  uns  tei  n  -  Seh  ie- 
fer,  Alaunschiefer,  körniger  Kalkstein  u.  s.  w.  Der  letz- 
tere ist  es  eigentlich,  vvelcher  mich  veranlasst,  Ihnen  darüber  zu  scin-ei- 


—     37      - 

beil.  Sie  haben  es  zuerst  ausgesprochen:  dass  vieler  körniger  Kalk 
wahrscheinlich  nicht  aus  dichtem  in  körnige»  umgewandelt,  sondern  aus 
dem  Erd-Innern  emporgequollen  sey,  so  wie  viele  der  übrigen  abnormen 
Gesteine,  Jetzt,  wo  es  einmal  ausgesprochen  ist,  werden  sich  von  vie- 
len Seiten  her  Bestätigungen  dieses  Satzes  ergeben,  und  Sie  selbst 
sind  darüber  die  ausführlicheren  Mittheilungen  dem  grösseren  Publikum 
noch  schuldig. 

Einen  kleinen  Beitrag  zu  Ihrer  reichen  Sammlung  von  Thatsachen 
können  Ihnen  auch  die  erwähnten  körnigen  Kalksteine  des  Thonschiefera 
geben.  Ich  glaube  zwar  nicht,  dass  diese  als  feurig  -  flüssige  Ge- 
bilde den  vorhandenen  Thonschiefcr  durchdrungen  haben,  dagegen  spricht 
hier  Vieles ;  aber  ich  glaube  sicher,  dass  sie  mit  demselben  gleichzeitig 
entstanden,  d.  h.  gleichzeitig  an  der  feurig- flüssigen  Erd- 
oberfläche erstarrt  sind.  Wenn  diess  nun  der  Fall  ist,  wie  ich 
für  meine  Person  es  überzeugt  bin,  so  ist  es  ein  neuer  Beweis  für  Ih- 
ren Satz;  denn  dann  ist  auch  hier  das  Kalzium  als  kohlensau- 
rer Kalk  (körniger  Kalkstein)  aus  der  f  e  ur  ig- f  lü  s  si  g  en  Pla- 
neten-Masse ausgeschieden,  und  somit  die  Möglichkeit  seines 
späteren  selbstständigen  Empordringens  um  so  mehr  zugesichert. 

Wir  würden  demnach  dreierlei  Formationen  des  körnigen  Kalkstei- 
nes zu  unterscheiden  haben : 

1)  ursprüngliche  Erstarrung,  zugleich  mit  den  plutonischen  Schie- 
fergesteinen, 

2)  selbstständiges  Empordringen, 

3)  Umwandlung  aus  dichtem  Kalkstein. 

Doch  ich  kehre  zurück  zu  den  obenerwähnten  körnigen  Kalksteinen ; 
sie  bilden  unter  andern  bei  Flaue  und  Erdmannsdorf  unweit  Augustus- 
burg  mehrere  sogenanjite  Lager  im  Thonschiefcr,  d.  b.  der  Thonschic- 
fer  ist  hier  Kalk -haltig.  Denn  nicht  als  abgesonderte  Lager-Massen 
findet  sich  der  körnige  Kalkstein,  er  ist  vielmehr  völlig  mit  dem  Thon- 
schiefcr verwebt  und  kommt  in  demselben  ähnlich  vor,  wie  an  anderen 
Orten  der  Quarz.  Oft  ist  er  schön  weiss  und  körnig,  wie  der  Auerba- 
cher Marmor,  und  macht  dann ,  als  mehrere  Zoll  dicken  Lage ,  alle 
Windungen  des  Glimmer-glänzenden  Thonschiefers  mit;  oft  ist  er  röth- 
lich  und  grau,  weniger  deutlich  körnig,  von  vielen  Glimmer-glänzenden 
Thonschiefer-Blättern  durchzogen.  Nie  fand  ich  eine  Spur  von  fremd- 
artigen Mineralien  in  ihm,  oder  in  seiner  Nähe;  das  war  mir  Anfangs 
sehr  auffallend ,  aber  ich  sah  bald  ein ,  dass  es  eine  natürliche  Folge 
seiner  gleichzeitigen  Entstehung  mit  dem  Thonschiefcr  ist  ")?  denn  hier 
fallen  nun  die  chemischen  Einwirkungen  des  heissflüssigen  Kalks  auf 
das  Nebengestein  und  die  Modifikationen  der  Erkaltung  weg,  welche  an 
den  Grenzen  vieler  anderen  körnigen  Kalksteine  so  denkwürdige  Er- 
scheinungen, so  manchfache  Kontakt-Produkte  hervorgerufen  haben. 


')  Auf  gleiche  Weise  entstanden,  denke  ich  mir,  die  körnigen  Kalksteine  bei  TÄar«»rf, 
bei  BrauHsdorf  und  bei  Zaunhatis  unweit  Altenlerg. 


-       38      - 

Aber  nicht  nur  im  Thonschiefer  selbst,  sondern  auch  in  einem  da- 
iwischen  liegenden  wohl  später  entstandenen  Griinsteinschiefer  bei  Hat* 
thau  unweit  Chemnitz  findet  sich  körniger  Kalkstein,  dort  jedoch  nur  iii 
sehr  kleinen  Massen ,  die  höchstens  die  Grösse  einer  Hand  erreicbenj 
ebenfalls  so  innig  mit  der  Masse  verwebt,  dass  man  an  dem  gleich^ei' 
tigen  Plössigseyn  beider  Gesteine  nicht  zweifeln  kann,  wenrt  auch  viel- 
leicht dieser  Kalk  dem  Griinstein-Schiefer  nicht  eigentlich  zUgehören. 
Aöndern  etwa  durch  denselben  aus  dem  Thonschiefer  mit  in  die  Höhe 
gerissen  und  nmgeschmolzen  seyn  sollte. 

Dieser  Grünstein-Schiefer  ist  überhaupt  sehr  merkwßrdig,  er  ent- 
hält eine  grosse  Menge  Talk,  der  in  Schuppen ,  etwa  von  der  Grösse 
und  Gestalt  kleiner  Weidenblätter,  ziemlich  gleichförmig  Vertheilt  in  der 
ganzen  Masse,  stets  der  Schieferung  parallel  umherliegt  *)•  Dadurch 
erscheint  das  ganze  Gestein  als  grüner  Schiefer,  überall  mit  gelben  fet- 
tig  glänzenden  Flecken  bedeckt.  Einzelne  Drusenräume  des  Gesteins 
sind  oft  mit  Glimmer  überzogen,  und  enthalten  zuweilen  Krystalle  von 
Kalkspath,  Prehnit  und  Magneteisen.  Diese  ttjögen  wohl 
als  Kontakt-Produkte  anzusehen  seyn,  d.  h.  ihr  Vorhandenseyn  ist  be- 
dingt durch  das  verschiedene  Alter  des  Grünsteinschiefers  und  Thon- 
Schiefers. 

Dass  ich  diesen  sogenannten  Thonschiefer  zwischen  Öderan  Und 
Kirchberg  für  ein  ursprüngliches  Erstarrungsprodukt  der  feurig  flüssi- 
gen Erdmasse,  und  somit  für  eines  der  ältesten  Gesteine  halte,  Werdeti 
Sie  aus  dem  Vorhergehenden  ersehen  haben.  Dafür  sprechen  nicht  nur 
die  ungeregelte  Pachtung  der  Schieferung  und  der  gänzliche  Mangel 
organischer  Reste,  sondern  auch  die  deutliche  krystallinische  Zusammen- 
setzung des  Gesteins  aus  Glimmer  und  Quarz ,  der  genaue  Übergang 
in  Glimmerschiefer,  und  noch  vieles  Andere,  was  freilich  Alles  nur  Dem 
Gründe  sind,  der  überhaupt  die  Erde  für  einen  erstarrten,  ursprüng- 
lich feurig-flüssigen  Weltkörper  hält. 


Noch  eines  interessanten  Phänomens  Inuss  ich  hier  gedenken,  was 
ich  unterhalb  Olbersdorf  bei  Chemnitz  beobachtet  habe.  Hier  baut  man 
mit  einem  Stollen  mehrere  Graphit  Gänge  ab.  Welche  im  Thonschiefei 
aufsetzen.  Das  Gebirge  ist  daselbst  wahrscheinlich  Von  sehr  vielen 
solchen  Gängen  durchsetzt:  desshalb  ist  der  Stollen,  den  man  gern  in 
einem  Hauptstreichen  treiben  wollte,  so  mannigfach  gewunden,  indem 
man  bald  den  einen,  bald  den  anderen  Gang  verfolgte,  und  sich  nach 
kurzer  Zeit  immer  wieder  nach  der  ursprünglichen  Richtung  zurück 
wendete.  Alle  diese  Gänge  haben  sehr  glatte  Wandflächen,  und  sind 
gewöhnlich  nur  wenige  Zoll  mächtig,  mit  einem  Graphit-haltigcn  Thonc 
ausgefüllt.  Der  Thonschiefer  in  ihrer  Nähe  ist  ganz  schwarz  und  eben- 
falls von  vielen  glatten  schwarzglänzenden  Kluftflächen  durchsetzt,  wel- 


■'')  Sie  erhalten  davon  ein  Stück,  in  der  bereits  abgegangenen  Kiste. 


—     39     — 

che  meist,  wie  die  Gänge,    eine  der  Scliieferung  ziemlich  paralle  Rich- 
tung haben. 

Fragt  man  nun:  wie  sind  diese  Erscheinungen  zu  erklären,  so  drängt 
sich  gewiss  sehr  leicht  der  Gedanke  auf,  dass  der  Graphit  hier  durch 
Sublimation  in  die  Höhe  gekommen,  und  durch  Zämentation  mit  dem 
Thone  und  Thonschiefer  verbunden  sey.  Irgend  eine  plutonische  Kraft 
mochte  das  Gebirge  spalten,  Klüfte  aufreissen  und  durch  Aufeinander- 
reiben des  Hangenden  und  Liegenden  derselben  Rutschflächen,  und  als 
Reibungs-Produkt  feines  Thonschiefer-Mehl  erzeugen,  während  flüchtiger 
Kohlenstoff  in  die  Höhe  getrieben  ward  und  den  Thonschiefer  durch- 
drang, wie  er  den  Pfeifenthon  durchdringt,  ,wenn  weisse  thönerne  Pfei- 
fen durch  Zämentation  schwarz  gefärbt  werden.  Natürlich  konnte  er 
das  losgeriebenc  Thonschiefer-Mehl  am  leichtesten  durchdringen  und  die- 
ses ist  es  nun,  welches  abgebaut  und  statt  Graphit  benutzt  wird. 

B.    COTTA. 


Marburg,  den  22.  Oktober  1833. 

1)  Da  die  Anzahl  der  bisher  bekannten  Fundorte  des  sogenannten 
pyramidalen  Manganerzes  noch  nicht  übermässig  gross  ist,  so  erlaube 
ich  mir  Ihnen  anzuzeigen,  dass  ich  aus  der  hiesigen  Gegend  von  Leisa 
bei  Battenberg  kürzlich  Exemplare  von  Manganerzen  erhalten  habe, 
welche  man  dort  versucht  hat  abzubauen.  Sie  waren  Gemenge  aus 
Weich-Mangan,  Hart-Marigan  und  pyramidalem  Manganerz,  das  letztere 
zumTheil  in  kleinen,  jedoch  ziemlich  deutlichen  Krystallen  von  etwal"' 
im  Durchmesser ;  dabei  war  ein  erdiges  schwarzes  Manganerz  (vielleicht 
ein  Gemenge  aus  mehreren  Arten),  etwas  Spath-Eisenstein  und  Schwerspath. 

2)  Bei  Gisselberg,  ^  Stunde  süd- südwestlich  von  Marburg  ist  vor 
Kurzem  der  Eingang  zu  einem  Stollen-artigen  Gruben -Gebäude  aufge- 
funden worden,  das  ziemlich  weit  in  horizontaler  Richtung  in  den  Berg 
hinein  sich  erstreckt,  aber  noch  nicht  so  weit  von  dem  darin  enthaltenen 
Wasser  befreit  ist,  dass  man  eine  gründlichere  Untersuchung  hätte  vor- 
nehmen können.  Es  ist  wahrscheinlich  ein  Versuchsbau,  vielleicht  veranlasst 
durch  die  in  der  Nähe  beobachtbaren  Baryt-Gänge ,  welche  schwache 
Spuren  von  Eisen  und  Kupfer  enthalten.  —  Das  Merkwürdige  dabei  ist, 
dass  bisher  keine  geschichtliche  Nachweisinig  über  diesen  Stollen  hat 
aufgefunden  werden  können;  nur  in  einer  Flurkarte  ist  der  vor  der 
Mündung  gelegene   Acker    als   „Acker    unter   dem  Bergloch"  bezeichnet. 

3)  Zu  einer  Zeit,  als  meine  Sa.iimlung  noch  nicht  sehr  reich  an  Bitter- 
kalken war,  prüfte  ich  Bitterkalk  und  Kalkspath  etc.  vergleichend  mit 
Säuren  und  glaubte  als  Resultat  aufstellen  zu  müssen ,  dass  Bitterkalke 
und  die  Glieder  der  Kalkspath-Gattung  durch  Prüfung  mit  Säuren  leicht 
zu  unterscheiden  seyen,  indem  jene  sehr  schwach  oder  fast  nicht,  diese 
dagegen  stark  mit  kalten  Säuren  aufbrausten,  und  bei  jenen,  wenn  sie  braus- 
ten, dafür  die  Erscheinung    weit    länger   dauerte.    Als   ich   aber    später 


—     40      — 

mehrere  Arten  ächten  Bitterkalkes  unter  die  Hände  bekam  und  der  Prü- 
fung mit  Säure  unterwarf,  sah  ich  mich  genöthigt,  diesen  Ausspruch  als 
irrig  zu  betrachten,  indem  zwar  allerdings  manche  Bitterkalke  jenes 
schwächere  und  langsamere  Aufbrausen  zeigten,  andere  aber  ebenso  le- 
bendig und  rasch  aufbraustenj  wie  Bittererde,  rein  kohlensaurer  Kalk  etc., 
und  überhaupt  zeigten  die  Bitterkalke  so  verschiedene  Abstufungen  in 
der  Stärke  und  Schnelligkeit  des  Aufbrausens,  dass  man  diese  Ver- 
schiedenheiten nicht  wohl  auf  Rechnung  etwaiger  Verschiedenheit  in  dem  Ver- 
hältniss  von  Kalk-  und  Bitter-Erde  in  ihrer  Mischung  schreiben  durfte.  — 
Da  nun  in  neuerer  Zeit  von  Leuten,  die  wie  v.  Kobell  "•')  als  tüchtige 
Chemiker  bekannt  sind,  der  obere  als  irrthümlich  bezeichnete  Satz  nur 
in  einer  noch  weniger  allgemeingültigen  Fassung  öffentlich  ausgespro- 
chen und  verbreitet  wird,  so  möchte  es  nicht  überflussig  seyn,  ihn  auch 
öffentlich  zu  berichtigen.  Nach  desshalb  angestellter  Wiederholung  der 
Versuche  führe  ich  daher  als  Beispiele  von  lebhaft  brausenden,  allge- 
mein als  acht  anerkannten  Bitterkalken  an: 

a)  Dolomit  von  Campo  longo,  der  durch  seine  weisse  Farbe  und 
^uckerrartig  körnige  Beschaffenheit  bekanntlich  ausgezeichnet  ist. 

b)  Zechstein -Dolomit  von  Bieter  im  Hanauischen  und  von  Kahl 
bei  Bieber.  Er  kommt  als  Zucker-artig  körnig  abgesondertes  Ge- 
stein, d.  h.  als  Rauhstein  vor,  der  zum  Theil  Rogenstein-artige  Beschaf- 
fenheit annimmt,  ?;ura  Theil  ins  Feinerdige  und  Pulver-Förmige  übergeht 
und  dann  Asche  heisst,  theils  sich  ins  krystallinischkörnig  Zusammen- 
gesetzte und  ins  Dichte  verläuft  und  in  jeder  dieser  Modifikationen 
ip  den  manchfachsten  von  Eisen,  Mangan,  Kohlenstoff  und  Bitumen  erzeug- 
ten (gelben,  rothen,  braunen,  grauen  und  weissen)  Farben  auftritt,  so  dass 
eine  und  dieselbe  Schichte  stellenweise  vertheilt,  die  verschiedenen  Far- 
ben sowohl,  als  auch  die  verschiedenen  Grade  der  Feinheit  des  Korns  zeigt. 

c)  Jura-Dolomit,  vom  Sternenberg  bei  Urach,  der  bekanntlich  gleich- 
falls Zucker- artig  körnig  (Rauhstein- artig)  ist,  und  gelblich  weisse 
Farbe  besitzt. 

Beim  Zechstein-Dolomit  insbesondere,  der  im  Allgemeinen  schwächer 
bjraust,  als  die  beiden  anderen  aufgeführten  Sorten,  schienen  mir  die  rei- 
neren Varietäten  stärker,  die  mehr  kohligen  und  bituminösen  dagegen 
sowie  die  feinerdigeren  und  die  dichteren  schwächer  zu  brausen,  — 

Die  reineren  Varietäten  dieser  unter  a,  b  und  c  aufgeführten  Do- 
lomjt'-Sorteii,  die  ich,  als  allgemein  bekannt,  zu  Beispielen  gewählt  habe, 
brausten   mit    Salzsäure    so   ^tark,   dass    man  sie  dadurch  nicht  mit    Si- 


')  Tafeln  ?ur  Be^timnmjig  der  Mineralien  ipittelst  einfacher  ehemjschef  Versuche  auf 
trockenem  und  nassem  Wege.  München  18.J3.  Er  sagt  auf  Seite  V,  vom  Dolomit: 
„Man  befeuchtet  das  Mineral  mit  einem  Tropfen  Salzsäure,  es  braust  nicht."  Seite 
34  sagt  er:  „Bitterkalk  und  Magnesit  brausen  mit  Salzsäure  befeuchtet  nicht,  und 
nur  vorübergehend,  wenn  sie  »u  Pulver  zerriebeti  sind.  Bei  Einwirkung  der  Wär- 
me lösen  sie  sipli  aber  mit  lebiiaftem  Brausen  auf."  Walchher  14  s,  Handbuch 
der  Mineralogie  in  technischer  Beziehung  II.  S.  57.  „Lösst  sich  in  Salzsäure  weit 
Jangsamer  auf  als  Kalkstein,  uijd  braust  damit  weit  schwächer  als  djestr." 


—     41     — 

clierheit  von  Kalksteinen  unterscheiden  kann.  Dass  das  Pulver  de» 
Dolomite  nur  vorübergehend  brause,  ist  gegen  die  Erfahrung  bei  den 
von  mir  geprüften  Dolomiten,  indem  hier  das  Brausen  meist  länger 
dauert  als  bei  den  Kalken.  Auch  die  verchiedenen  Sorten  des  Bittererde- 
freien kohlensauren  Kalkes  brausen  in  Säuren  mit  sehr  verschiedener 
Lebhaftigkeit  und  in  sehr  verschieden  langer  Dauer.  Kalk  und  Bitter- 
kalk sind  also  keineswegs  durch  die  Prüfung  mit  kalter  Salzsäure  leicht 
zu  unterscheiden. 

Hessel. 


Bern,  den  1,  November  1833. 
Auf  die  Untersuchung  der  Italienischen  Alpen  würde  ich  gern  län- 
gere Zeit  verwenden.  Das  Konglomerat  an  der  Basis  des  S.  Salvador 
bei  Jjiigano  ist  nur  das  westliche  Ende  einer  im  Bergamaskischen  un- 
geheuer mächtigen  Bildung,  die  ganz  mit  jener  von  Mels  oder  von 
Valorsine  übereinstimmt,  und  sich  hier,  bei  längerem  Nachforschen,  wohl 
als  ein  wirkliches  Porphyr-Konglomerat  erweisen  würde.  Es  setzt  diese 
Bildung  im  Bergamaskischen  zwei  oder  drei  gegen  6000  Fuss  hohe,  an 
Eisenerzen  reiche,  Gebirgs-Ketten  zusammen.  —  Auch  Bündten  ist  in 
hohem  Grade  merkwürdig,  mehr  vielleicht  als  irgend  ein  anderer  TheiJ 
der  Schweitx.  Die  Gebirgsart,  besonders  im  Thale  von  Reichenau  und 
Bissentis,  so  wie  gegen  den  Julier  zu,  schwankt  immerfort  zwischen 
Kalk,  gewöhnlich  Mergelschiefer,  Talkschiefer  und  Serpentin.  Ausser- 
dem treten,  oft  wo  man  es  am  wenigsten  erwartet,  wieder  die  bunten 
Valorsiner  Konglomerate,  Granit-ähnliche  Grauwacken  und  prachtvolle 
Granite  und  Syenite  auf  in  Verhältnissen,  welche  auf  eine  genaue  Un- 
tersuchung äusserst  gespannt  machen  und  mit  einander  alle  Räthsel, 
welche  gegenwärtig  die  Geologie  beschäftigen,  zu  lösen  versprechen. 
Allein  ein  oder  zwei  Sommer  würden  nicht  hinreichen  zu  dieser  Unter- 
suchung, und  die  Dauer  unserer  Ferien  ist  zu  beschränkt.  Auch  be- 
sitzt Bündten  nicht  einmal  eine  mittelmässigc  Karte. 

B.  Studer. 


Mittlicilungen  an  Professor  Bronn  gerichtet, 

Frankfurt,  23.  Novemb.  1833. 
Meine  Untersuchungen  über  die  Echiniden  habe  ich  nun  wieder 
aufgegriffen.  Ich  habe  sehr  viel  Merkwürdiges  gefunden,  und  gedenke 
nach  und  nach  diese  ganze  Thierbildung  darzulegen.  Galeritc» 
spcciosus  Mt;NST.  (Goldf.  130.,  tf,  XLI.,  fg.  5)  ist,  wie  sich  auch 
schon  aus  der  Beschaffenheit  der  Stachelwärzchen  auf  der  Unterseite 
ergibt,  kein  Galerit,  sondern,  nach  dem  davon  abgebildeten  Th  eile  zu 


—      42      — 

urtheilen,    mein    Nucleolites    discus,   wovon    ich    ein   vollständiges 
ExeiupIaF  bekannt  machen  werde. 

Herm.  V,  Meyer. 


Bayreuth,  den  1.  Dezemb.  1833. 
Unter  den  fossilen  Fischen  meiner  Sammlung  fand  Professor  Agas- 
siz  7  neue  Geschlechter  und  über  50  neue  Arten.  Merkwürdig  ist  ein 
Fisch  aus  dem  hiesigen  Muschel-Kalk,  der  —  so  wie  die  Ichthyosau- 
ren  den  Übergang  von  den  Sauriern  zu  den  Fischen  bilden,  umge- 
kehrt —  von  den  Fischen  zu  den  Sauriern  übergeht,  daher  Agassiz  ihn 
Saurichthys  genannt  hat. 

Von  Solenhofen  *)  habe  ich  wieder  einige  neue  Versteinerungen 
erhalten. 

Besonders  interessant  darunter  sind  2  neue  Arten  Sepien,  von 
welchen  die  eine  noch  die  am  Kopfe  befindlichen  Arme  mit  den  daran 
sitzenden  Saugnäpfchen  (Ventouses)  zeigt.  Bisher  besass  ich  zwar 
schon  mehrere  dergleichen  Arme  von  Sepien  auf  Solenhofer  Schie- 
fer **) ;  allein  die  eigene  Form  der  Saugnäpfchen  machte  es  mir  unge- 
wiss, zu  welcher  Art  von  Cephalopoden  diese  Arme  gehört  haben  könn- 
ten! Bei  der  kleinen  neuen  Art  ist  aber  noch  der  ganze  Sack  vorhan- 
den. Alle  bisher  von  mir  beobachteten  Sangnäpfchen  sind  nämlich 
nicht  rund,  wie  bei  den  lebenden  Arten,  sondern  fast  wie  ein  S  gebo- 
gen; es  scheinen  mithin  diese  Cephalopoden  aus  der  Jura-For- 
mation sich  eben  so  wesentlich  durch  die  Gestalt  ihrer  Saugnäpfchen 
von  den  jetzt  Lebenden  zu  unterscheiden,  wie  die  Fische  der  älteren 
Formationen  durch  ihre  Schuppen  von  den  neuern  verschieden  sind. 
Von  der  zweiten  Art  Sepia  ist  der  Sack  fast  1^  Schuh  lang,  hat 
grosse  Seiten  -  Lappen  {Nageoires))  wie  ein  Loligo,  und  am  Ende 
einen  langen  Schwanz-förmigen Fortsatz.  Kopf-Knochen  einer  Schild- 
kröte auf  einer  «SoienÄo/fer  Platte  gehören  einem  ganz  neuen  Genus 
anj  auch  von  Insekten  von  daher  habe  ich  wieder  einige  neue  Arten 
worunter  ein  Käfer  ist,  erhalten.  Unter  den  neuen  Krebsen  befindet 
sich  einer,  der  sich  durch  sehr  breite,  Ruder-förmige  Antennen  und 
breite  gleichgeformte  Beine  auszeichnet. 

Meine  Sammlung  von  fossilen  Krebsen  hat  sich  so  vermehrt,  dass 
ich  —  aufgemuntert  durch  Prof.  Agassiz  —  den  Plan  habe,  mit  ihm 
gemeinschaftlich  dieselben  bekannt  zu  machen,  wobei  Agassiz  vorzüg- 
lich die  Bearbeitung  des  generellen  Theils  übernehmen  wird. 

Das  Vorkommen  Ihrer  Monotis  salinaria  in  der  obersten 
Lage  des  Jura-Kalkes  bei  Regensbnrg  wurde  bisher   von  einigen  Geog- 


♦)  Auch  ist  eine    schöne   Sammlung    Solenhofer    Versteinerungen  von   Pappenhelin 

nach  Leyden  um  750  fl.   verkauft  worden,  ob  sie  gleich   nicht  den   dritten  Theil 
der  Arten  enthält,  die  ich  von  daher  besitze.  M. 

*'•')  Wozu  auch  Caulerpiteft  princeps  in  v.  Sternb.'s  Flora. 


--     43     — 

gnostcn  bezweifelt;  iiri  verflossenen  Sommer  fand  ich  indessen  zwischei 
Streitberg  und  Heiligenstadt  in  der  nämlichen  Formation  eine  grosse 
Röhren-Koralle  (Scyphia),  die  mit  vielen  zusammengebackenen 
Exemplaren  von  Mono tis  salinaria  angefüllt  war  und  meine  frühere 
Behauptung  ausser  Zweifel  setzt* 

Auch  mit  Überresten  neuer  Saurier  ist  niciiig  Sammlung  veir- 
inebrt  worden,  vorzüglich  aus  dem  Mujschel-Kalk  von  Leineck  bei  Baif' 
reuth  und  aus  dem  Pläner-Kalk  bei  Dresden. 

Vom  Karlsruher  Naturalien-Kabinette  habe  ich  eifle  schöne  Suite 
Öninger  Fische,  Insekten,  Pflanzen  etc,  eingetauscht,  und  vor  ei- 
nigen Wochen  auch  eine  grosse  Petrefakten -Sammlung  in  Augs-^ 
bürg  gekauft,  welche  eine  ansehnliche  Folge  von  Versteinerungen  auf 
Eichstädter  Schiefern  enthält,  vorzüglich  von  Algaciten,  worunter 
viele  neue  von  Sternberg  im  5ten  und  6ten  Heft  der  Flora  noch  nicht 
beschriebene  Arten,  welche  ich  ihm  für  das  nächste  Heft  mittheileri 
werde;  auch  aus  den  ganz  eingegangenen  Steinbrüchen  von  Altdorf 
waren  seltene  Sachen  dabei,  unter  andern  Überreste  einer  Schild- 
kröte auf  Lias-Kalk. 

A.  BouE  will  meine  Abhandlung  über  Planuliten  und  Goniati- 
ten  übersetzen  —  für  äie  Annales  des  Sciences  naturelles  — ;  ich  habe 
ihn  gebeten,  den  beanstandeten  Namen  Planulites  Parkinson  abzu- 
ändern und  statt  dessen  Clymenia  *)  —  von  Clymene,  Tochter  des 
OcEANs  —  zu  setzen.  Überhaupt  habe  ich  noch  einige  neue  Arten, 
welche  ich  seit  der  Herausgabe  der  Abhandlung  im  hiesigen  Übergangs- 
Kalk  gefunden,  zugesetzt  und  kleine  Änderungen  vorgenommen. 

Bisher  kannte  man  meines  Wissens  von  dem  Fahrenkräuter-Genuf 
Glossopteris  nur  einzelne  Blätter;  ich  war  jedoch  so  glücklich,  aus 
dem  Keuper-Sandstein  des  Steigerwaldes  einen  Stengel  zu  erhalten,  an 
welchem  4  Blätter  Quirl-förmig  um  den  Stengel  sitzen;  es  ist  eine  sehr 
grosse,  neue  Art,  welche  ich  wegen  der  breiten  Blätter  Glossopteris 
latifolia  genannt  habe. 

Den  Folliculites  Kalte nnordhemensis  Z.  habe  ich  auch 
in  der  Braunkohle  der  Rhön  bei  Than,  und  in  der  Braunkohle  des  Fich- 
tel-Gebirges  bei  Seussen  gefunden. 

Lyell  hat  mich  dringend  gebeten,  meine  Abhandlung  über  die  ter- 
tiäre Formation  Nord-Deutschlands  bekannt  zu  machen,  da  die  nähere 
Kenntniss  des  Beckens  von  Osnabrück  y  wie  er  es  im  vierten  Bande 
seiner  Principles  nennen  wird,  von  allgemeinem  Interesse  wäre.  Die 
Versteinerungen,  welche  er  von  dort  bei  mir  gesehen,  haben  ihn  bewo- 
gen, nächstes  Frühjahr  dahin  zu  reisen. 

Sehr  viele  Franzosen  werden  in  nächstem  Jahre  von  Strasburg 
aus  die  Versammlung  der  Naturforscher  in  Stuttgart  besuchen,  und 
Brongniart,  Bertrand  -  Gesslin  und  Bove  machen  mir  Hoffnung,  bis 
hieher  zu  kommen. 

Münster. 


<)  Eine  Clymenc  beiteht  schon  unter  den  Anneliden. 


—     44     — 

Stuttgart,  den  19.  Dezemb.  1833. 

Da  zu  erwarten  ist,  dass  bei  der  Versammlung  der  Naturforscher, 
die  im  nächsten  Herbste  hier  Statt  finden  wird,  wegen  zu  hoffenden 
Besuchs  von  Mitgliedern  der  Societe  geologique  von  Strasburg  her,  die 
Anzahl  der  Geologen  ansehnlich  seyn  werde,  so  wäre  es  vielleicht  pas- 
send, über  gewisse  Probleme  übereinzukommen,  welche  bei  dieser  Ver- 
anlassung erläutert  und  entschieden  werden  könnten.  —  Otto  in  Bres- 
lau \i&t  m\v  ein  Va&v  Tafeln  über  Reptilien  aus  dem  Muschelkalk 
gesendet,  und  es  wäre  zu  wünschen,  dass  bei  jener  Gelegenheit  deren 
fossilen  Reste  aus  dieser  Formation  von  mehreren  Orten  her  zusammen- 
gebracht und  verglichen  würden. 

In  den  fossilen  Knochen  aus  Württemberg  habe  ich  jetzt  aus  der 
Molasse  7,  aus  den  Bohnerz-Gruben  48,  aus  dem  Süsswasser-Kalke  von 
Steinheim  Q  Arien  von  Säugethieren  erkannt,  wovon  einige  neu 
sind.  Auch  hiibe  ich  ein  paar  neue  Arten  in  der  Diluvial-Formation 
aufgefunden. 

Jäger. 


Neueste   Literatu 


A.    Bücher. 
1831. 

F.  Lorenz  dissertatio  inauguralis  geognostica  de  territorio  Cremsenai 
Viennae. 

^^     ,^  .1833. 

L.  V.  Buch-  über  die  geognostische  Beschaffenheit  der  Liparischen  In- 
sehi.     Leipzig.  8^;  4  Taf. 

H.  Davy  die  letzten  Tage  eines  Naturforschers,  oder  tröstende  Betrach- 
tungen auf  Reisen.  Nach  der  dritten  Englischen  Ausgabe  ver- 
deutscht von  C.  Fr.  Ph.  v.  Martius.     München  8*»  [2  fl.  24  kr.]. 

C.  Gemmellaro  :  Cenni  sopra  le  Conchiglie  fossili  delV  argilla  terzia- 
ria  di  Cifali  presso  Catania.     Catania  13  pp.  4". 

M.  A.  E.  Prestel  Anleitung  zur  perspektivischen  Entwertung  der 
Krystall-Furaien.  Für  Mineralogen.  Göttingen,  66  S.  und  7  Stein- 
druck-Tafeln [1  tl.  12  kr.]. 

1834. 

K.  Reichenbach  Geologische  Mittheilungen  aus  Mähren.     Wien  8**. 

B.    Zeitschriften. 

Proceedings  of  the  geologicalSociety  of  London.  Lon- 
don 8". 

(Seit  der  Jahresfeier  der  Gesellschaft  von  1832). 
Vom  14.  März  1832  bis  13.  Juni. 

R.  J.  MuRCHXsoN  über  die  Struktur  der  Cotteswold-Berge  und  Gegend 
um  Cheltenham,  und  das  Vorkommen  fossiler  Pflanzen-Stämme  in 
senkrechter  Stellung  im  Sandsteine  des  Inferior  Oolite  der  Cleve- 
land-Bevs,c.     [>  Jahrb.   1833,  S.  351.]. 


—     46 


'.■»■'»«WVi»-#^..>^fn>tj44W*<J»  . 


J.  W.  Ward:  Skizze  der  Geologie  von  Pulo-Pinang  und  den  benach- 
barten Inseln  [>  Jahrb.  1833.  S.  455—456]. 

A.  L.  Necker:  Versuch,  die  relative  Lagerung  die  Erz-Lagerstätten 
rücksichtlich  auf  die  Felsgebilde,  woraus  die  Erdrinde  zusammen- 
gesetzt ist,  unter  allgemeine  geologische  Gesetze  zu  bringen  [Jahrb. 
1833,  S.  584]. 

G.  Gordon  :  Brief  über  das  Vorkommen  des  Lias  auf  der  Südseite 
des  Murray-Firth.    [Jahrb.  1833,  S.  584]. 

D.  Sharpe  :  über  die  Gebirgs-Schlchten  In  der  unmittelbaren  Nälie 
von  Lissabon  und  Oporto.    [Jahrb.  1833.  S.  444]. 

MoNTicELLi:  Versuch  über  die  krummlinige  Struktur  der  Lava.  [Jahrb. 
1833,  S.  222—223]. 

J.  Bryce:  über  die  geologische  Struktur  des  NO.-Theiles  der  Graf- 
schaft Antrim  [Jahrb.  1833,  S.  584]. 

A.  Sedovitick:  über  die  geologischen  Beziehungen  der  geschichteten 
und  ungeschichteten  Fels-Gruppen ,  welche  die  Cuvihrian  Moun- 
tains zusammensetzen.     [Jahrb.  1833,  S.  444 — 446]. 

J.  R.  Wright:  über  den  Basalt  auf  dem  Titterstone  Clee  Hill,  Shrop- 
shire ,  als  Schluss  einer  Abhandlung  über  den  Ludlow -Bez'uk. 
[Jahrb.  1833.   S.  455]. 

J.  Maxwell:  über  einen  grossen  Boulde  r -Stein  an  der  Küste  von 
Appin,  ArgylesUre  [Jahrb.  1833,  S.  453—454]. 

E.  Stanley:  über  die  Entdeckung  von  Rhinoceros-  und  Hyänen- 
Knochen  in  einer  der  C^'pi-Höhlen  Im  Cyff^redan-Tha.\e,  Denbigshire, 
[Jahrb.  1833,  S.  599—600]. 

N.    Th.    Wetherell's:     Beobachtungen    über    den   London -Thon    im 

Highgate-lBiOgenweg  [Jahrb.  1833,  S.  456]. 
WooDBiNE  Parish:   über  die    Entdeckung  von  Thellen  dreier    Mega-- 

th  e  rium- Skelette    in    der  Provinz    Buenos-Ayres.     [Jahrb.- 1833, 

S.  607—608]. 

Proceedings   ofthe   geological   Society   of  London. 
(Fortsetzung). 
Nro.  2  8.  7.  Nov. --5.  Dez.  18  3  2. 

W.   J.    Hen%vood  :     über   einige    Durchsetzungen    von    Erzgängen    In 

Cornwall.     S.  405—407.     [<  Jahrb.  1833.  S.  638]. 
J.  Yates:  Notiz  über  einen    untermeerischen    Wald  in  Cardigan-Bay. 

S.  407  [Vgl.  Jahrb.    1833.  S.  620—621]. 
Verschoyle  :    Notizen  über  die    Geologie    des  NW.-Theiles    der  Graf- 
schaften Majo  und  Sligo.  S.  407—409. 
A.  Sedgwick:  über  gewisse  fossile  Konchylien,    welche  auf  der  Insel 

Sheppey  über  London-Thon   liegen.  S.  409— 410  [^  Jahrbuch  1833, 

S.  614]. 
G.  Maistell:  Beobachtungen  über  die  Reste  des   Iguanodon  u.  a. 

fossilen    Reptilien     der    Schichten    von    Tilgate-Forest   in    Susst^x. 

S.  410—411.     [>  Jahib.  1835,  S.  245]. 


—     47     — 

Nro.  29:  vom  19,  Dezemb.  1832  bis  6.  Febr.  1833. 

W.  LoNSDALE :  Übersicht  über  die  oolithischen  Formationen  in  Glott- 
cestersMre  S.  415—415.  [>  Jahrb.  1833.  S.  360—361]. 

W.  Hutton:  Beobachtungen  über  Kohle.  S.  415  —  417.  [Jahrb. 
1833.  S.  622]. 

N.  Th.  Wethep.ell:  über  eine  zu  ChiWs  Hill  bei  Hampstead  ge- 
fundene Ophiura.  S.  417.  [>  Jahrb.  1833.  S.  615]. 

W.  H.  SyKEs:  über  einen  Theil  von  Dukhun,  Ostindien,  S.  417—419. 
[;>  Jahrb.  1333,  S.  361]. 

J.  Trimmer:  über  See-Konchylien  lebender  Arten  auf  dem  linken 
Ufer  des  Mersey-Tlusses.     S.  419—420.     [>.  Jahrb.  1834]. 

H.  Maclauchlan:    Noten    zu  einer    geognostischen    Karte  des  Forstes 
von  Dean  und  der  Umgegend.     S.  420 — 422. 
Nro.  50:  vom  15.  Febr.  183  5. 

R.  J.  MuRCHisoN :    Jahresbericht  über  die  Fortschritte   der  mineralogi- 
schen Wissenschaften  seit  dem  letzten  Jahre.     S.  438—464. 
Nro.  31:  vom  27.  Febr,  bis  1.  Mai  1835. 

Cook:  Beschreibung  eines  Theiles  der  Königreiche  Valencia,  Murcia 
und  Granada  in  Süd-Spanien.     S.  465.    [Jahrb.  1833.  S.  704]. 

D.  Brewster:  Beobachtungen  über  Struktur  und  Entstehung  des 
Diamants.     S.  466. 

Anker:  über  das  Vorkommen  von  Thierknochen  in  Kohlen-Gruben 
Steyermarks.     S.  469—467.     [Vgl.  Jahrb.  1833.  S.  61]. 

Leonh.  Horner  :  Geologie  der  Umgegend  von  Bonn  S.  467—470. 
[;>  Jahrb.  1835.  S.  570—572] 

R.  J.  Murcfuson:  über  die  Sedimentär- Ablagerungen,  welche  die 
westlichen  Theile  von  Shropshire  und  Herefordshire  einnehmen, 
und  sich  von  NO.  nach  SW.  durch  Radnor,  Breeknock  und  Caer- 
marCaenshires  erstrecken  j  nebst  Beschreibung  der  sie  begleitenden 
Gesteine  von  feurigem  Ursprung.     S.  470—477. 

J.  Hall:  Notiz  über  eine  Maschine  um  hohe  Temperaturen  zu  regu- 
liren.     S.  478—479. 


E.  F.  Glockbr:  mineralogische  Jahreshefte,  zugleich  als 
fortlaufende  Supplemente  zu  des  Verfs.  Handbuch  der 
Mineralogie.     Heft  I.  uud  H.  für  1831  und  1832.     Nürnberg  8^\ 


A  II 


S     Z     II 


I.  Mineralogie,  Krystallograpliie,  Mineralchemie. 

G.Rose:  über  die  Krys  tall -For  m  des  Mesotyps.  (Poggend. 
Ann.  d.  Phys.  XXVIII.  B.  S.  424  ff.)  Die  aufgefundenen  ZwilHngs- 
Krystalle  aus  Island  setzen  es  ausser  Zweifel,  dass  die  Krystalle  2-  und 
l-gHedrig,  und  nicht,  wie  man  früher  annahm,  2-  und  1-axig  sind.  (Der 
übrige  Theil  des  Aufsatzes  würde,  ohne  die  Figuren,  unverständlich  seyn.) 


BoüssiNGAULT :  Analyse  einer  Mineral-Substanz,  welche 
von  der  heissen  Quelle  von  Coconuco  b  e  i  Popayan  abgesetzt 
wird.  CAmu  de  Ch.  et  de  Ph.,  Avril  1833.,  p.  396 J  Die  Therme, 
deren  Temperatur  72'*,8  c.  beträgt,  entspringt  aus  Trachyt  J  zugleich 
haben  Ausströmungen  von  geschwefeltem  Wasserstoff-  und  von  kohlen- 
saurem Gase  in  Menge  Statt.     Als  Resultat  der  Zerlegung  ergab  sich  : 

Kohlensaurer  Kalk        . 74,2 

Kohlensaures  Mangan 21,0 

Kohlensaurer  Talk 4,0 

Schwefelsaures  Natron 0,8 

100,0 


A.  Breithaüpt  theilte  neue  Bestimmungen  s  p  e  c  i  f  i  s  c  h  c  r 
Gewichte  verschiedener  Mineralien  mit  (Schwktogkr-Seidel, 
n.  Jahrb.  d.  Chem.   1833,  16.  Heft,   S.  441  ff.). 

Kokkolith  oder  eumetrischer  Pyroxen,  von  Arendal  in  Nor- 
wegen =  3,299. 

Schwarzer  Pyroxen,  aus  Finland  =i  3,3.^6. 

Cancrinit  —  2,287. 

Glasiger  Felsit,  vom    Vesuv  =  2,577. 

Blassgrüne«  Felsit,  von  Bodemais  in  Baiern  n  2,583. 

Lasulit,  von   Voran  im   Wiener-Walde  =  3,047. 


—     49      — 

Chondrodit,  vom   Vesuv  —  3,122  bis   3,136. 
Amethyst  =  2,744  bis  2,659. 

Kapnianer  Quarz  (Raucli  quarz),  von  Chesterfield  in  Nord- 
amerika zu  2,651. 
Dergl.,  von  Haddam  in  Connektikiit  rr  2,658. 
Rosen  quarz,  von  Zwiesel  in  Baiern  :=:  2,651  bis  2,658. 
Dergl.,  von  Neustadt  bei  Stolpen  in  Sachsen  =:  2,655. 
Milchquarz,  aus  Grönland  iiz.  2,658. 
Chrysopras,  aus  Schlesien  =  2,618. 
Opal,  veeingelber,  von  der  Insel  Elba  =r  2,074. 
Dergl.,  edier,  aus  Ungarn  =  2,108. 

Prismatischer  Andalusit,  von  der  Insel  Elba  zz  3,095. 
Dergl.,  Krystall  -  Geschiebe  ,   von   Krumen-Hermerdorf  bei  Freiberg 

=  3,126. 
Tetragonaler  Anatas,  aus  der  Schiveitz  =  3,759. 
Schaliger  Granat,  aus  Tyrol  =:  4,048 
Almandiner  Granat,  von  Haddam  zz  4,226. 
Hessonit  (Granat)  von  Ala  in  Piemont  =:  3,615. 
Eumetrischer  Zirkon,  von  Brevig  in  Norwegen  rz  4,636. 
Dergl.,  von  Slatoust  in  Sibirien  zz  4,719. 
Rh omboedri scher  Korund  =  3,995  bis  4,023. 
Hexagonaler  Beryll,  von  Haddam  in  Connektikut  zz  2,695. 
Archigonaler  Topas,  von  Adontschelon  in  Daurien  zz  3,545. 
LeichteresMagneteisenerz,von  Haddam  in  Connektikutzz  5,048. 
Haplotypes  Eisenerz,  aus  dem  Tavetsch-Thale  in  der  Schweitz. 

zz  4,985  bis  5,051  bis  5,087. 
Glanziges  Eisenerz,  aus  Norwegen  zz  5,271, 
Dergl.,  aus  der  Gegend  von  Schwarzenberg  in  Sachsen  zz  5,260. 
Dergl.,  vom  St.  Gotthard  zz  5,217  bis  5,225  bis  5,270. 
Äschinit,  aus  Sibirien  zz  5,188  bis  5,210. 


Titaneisen  von  Baltimore  in  Maryland,  analysirt  von  P. 
Berthier  CAnn.  des  Min.  3«»»«  serie ;  T.  III.,  p.  4lcet.J.  Findet  sich, 
sehr  mächtige  Bänke  ausmachend,  im  Gneisse,  mit  dessen  Elementen  es 
zum  Theil  innig  gemengt  ist,  und  erlangt  sodann  ein  schieferiges  Ge- 
füge. Eigenschwere  =:  4,9.  Strichpulver  grau  ,  aber  häufig  mit  einem 
Stich  ins  Rothe,  in  Folge  einer  sichtlichen  Beimengung  von  Eisen-Per- 
oxyd.    Resultat  der  Analyse  : 

metallisches  Eisen 60,0 

Sauerstoff       .     ,     .     , 21,4 

Titansäure       .,...,,...     16,6 
Quarz    ..,..,.,,...       2,0 

100,0 


Jahrgang  1834. 


—     50     — 

Oktaedrisches  Eisenoxyd  von  Framont,  zerlegt  von 
demselben  Clbid.  p.  44.cet.J.  Unter  Eisenerzen,  welches  die  zu  Fra- 
mont ahgehauten  Gänge  liefern,  kommt  eines  vor,  welches  mine  noire 
genannt  wird.  Es  besteht  aus  eisenschüssigen  und  sehr  Mangan-halti- 
gen Thonen,  in  denen  man  zahllose  kleine  und  lebhaft  glänzende 
Krystalle  erkennt;  ähnliche  Krystalle  finden  sich  auch  im  Quarz  und  im 
Eisenglanz,  die  den  Thon  häufig  begleiten.  Die  Gestalten  sind  wohl 
ausgebildete  regelmässige  Oktaeder  von  eisenschwarzer  Farbe;  sie  tra- 
gen alle  äusserliche  Merkmale  des  Magneteisens,  aber  es  zeigt  sich  keine 
Spur  von  magnetischen  Wirkungen.  Es  sind  diese  Krystalle  aus  ihrem 
Mutter-Gestein  nicht  ganz  isolirt  erhalten ;  aber  durch  Waschen  und 
Schlämmen  verschafft  man  sich  dieselben  nur  mit  Eisenglimmer-Blättchen 
gemengt.  Die  Untersuchung  auf  nassem  Wege  ergab  auch  nicht  das 
geringste  Anzeichen  von  reinem  Eisen-Protoxyd.  Die  Krystalle  gehören 
folglich  nicht  der  Gattung  E  i  s  e  n  -  O  x  y  d  u  1  an ,  sie  müssen  p s  e  u  do- 
rn orphisch  es  Eisen -Per  oxyd  seyn. 


Eisenerz  von  la  Li%olle  und  von  Servan  im  Allier -De  psCrt, 
analysirt  von  demselben.  Clbid.  p.  45  cet.J  Häufig  ist  das  "Vor- 
kommen von  phosphorsauren  Eisenerzen,  allein  bis  jetzt  war  die  Gegen- 
genwart  von  Arseniksäure  noch  nicht  auf  unzweifelhafte  Weise  darge- 
than  worden.  Die  Erze  von  la  Lizolle  und  von  Servan  enthalten  die- 
selbe in  namhafter  Menge.  Man  trifft  sie  an  der  Oberfläche  des  Bo- 
dens, bei  Montaign ;  das  ersterc  unfern  Gros-Boinats  in  der  Gemeinde 
von  la  Lizolle,  das  zweite  bei  Bioules  in  der  Gemeinde  von  Servan. 
Es  gehören  dieselben  übrigens  einem  Urgebilde  an.  Das  Erz  von  la 
Lizolle    ist  dicht,    dunkelbraun,    uneben  im    Bruche   und  glänzend.     Es 

ergab: 

Eisen-Peroxyd     .........     79,0 

Phosphorsäure      .........        1,1 

Arseniksäure ^     .       0,7 

steinige  Substanzen      .......       4,6 

Wasser 14,^ 

100,0 

Das    Erz   von  Servan  ist    braungelb,    von  blätteriger  Struktur  und  mit 

zahlreichen  kleinen  Glimmer-Blättchen  durchwebt.  Es  ergab,  auf  nassem 

Wege  geprüft,  0,013  Arseniksäure. 


C  h  e  m  i  s  c  h  e  Z  e  r  1  e  g  u  n  g  e  n  mehrerer  G  a  1  m  e  i  -  A  b  ä  n  d  e  r  u  n- 
gen,  von  demselben.  (Tbid.  paff.  51.  cet.J  Der  Galmei  besteht 
wesentlich  aus  Wasser-freiem  kohlensauren  Zink  ;  aber  nur  selten  wird 
diese  Substanz  rein  darin  gefunden,  sondern  fast  stets  mit  einer  gewis- 
sen Quantität  kohlensauren  Eisens  verbunden,  und  liäufigcr  noch  ge- 
nien'»'t   mit   kohlensaurem    Blei,    mit   koblensaurem  Kalk   und  Talk,    mit 


-~     51     - 

Wasser-haltigem  Zink-Silikat  und  mit  Eisenoxyd-Hydrat.  Zuiveilen  ent- 
hält der  Galmei  auch,  gleich  den  Eisenerzen,  etwas  Manganoxyd  und 
erscheint  dadurch  schwärzlich  gefärbt.  Die  von  B.  unternommenen  Ana- 
lysen thun  dar,  in  wie  mannichfaltiger  Weise  jene  verschiedenen  Sub- 
stanzen mit  einander  verbunden  seyn  können.  Die  untersuchten  Erze 
waren  von  folgenden  Fundorten : 

I.  Galmei  von  Ampsin  unfern  Huy  in  Belgien.  Blasig,  porös, 
durchscheinend,  graulich  und  von  Chalzedon-artigem  Aussehen.  Hin  und 
wieder  mit  gelben  Flecken  von  Eisenoxyd-Hydrat. 

n.  Galmei  aus  dem  Ural.  Grosse,  innen  hohle  Stalaktiten  mit 
Nieren-förmiger  Oberfläche  und  von  krystallinischer  Struktur.  Gefärbt 
durch  Eisenoxyd-Hydrat. 

in.  Galmei  aus  den  westlichen  Pyrenäen.  (Angeblicher  Fundort 
eine  sehr  erhabene  Stelle  in  der  Gegend  von  Saint-Jean-Pied-de-Port.) 
Derb,  gelblich,  gemengt  mit  Bleiglanz.  (Enthält  Spuren  von  Cadmium.) 

IV.  Galmei  von  Montoulin  im  Heraiilt-Depa.rtement.  Dicht,  gelb 
(wie  Eisenoxyd-Hydrat),  glanzlos,  durchmengt  mit  krystallinischen  Ker- 
nen von  kohlensaurem  Blei. 

V.  Galmei  von  Tunis.  Derb,  nur  hin  und  wieder  gelblich,  körnig 
im  Bruche,  roth  (wie  Eisenoxyd),  undurchsichtig,  auch  durchscheinend.'. 
Enthält  vollkommen  Silber-freien  Bleiglanz  in  Nestern  und  Adern.  Der 
kohlensaure  Kalk  und  kohlensaure  Talk,  welchen  die  Analyse  geliefert, 
rühren  vom  Muttergestein  her  und  weisen  darauf  hin,  dassdasErz,  wie 
die  meisten  Galmeien  in  Europa,  im  Kalk-Gebilde  gefunden  werden. 

VI.  VII  und  VIII.  Galmei  von  Iserlohn  in  Westphalen.  Nr.  VI 
ist  voller  kleiner  Höhlungen,  deren  Wände  mit  Nicren-förmigem  kohlen- 
sauren Zink,  oder  mit  Eisenoxyd- Hydrat  bedeckt  sind.  Hin  und  wieder 
findet  sich  eingesprengter  Bleiglanz.  Nr.  VII  zeigt  zerfressene  Massen, 
fast  zerreiblich,  ockergelb.  Nr.  VIII  zerfressen,  schwarz  (durch  Mangan-' 
Hydrat)  und  glanzlos. 

Die  Ergebnisse  der  Analysen    waren    (die 
auf  vorstehende  Notizen); 

III. 
87,0 


I. 

II. 

Kohlensaures  Zink     89,0  . 

87,3 

Kohlensaures  Eisen      6,5 

5,3 

-            Blei        -    . 

— 

Kohlensaurer  Kalk       —    . 

■— 

Kohlensaures  Mangan  —    . 

— 

Zink-Silikat    ....,— 

— 

Eisen-Hydrat     .  .  .  .  — 

5,3 

Mangan-Hydrat    .  .  .  — 

— 

Bergart     4,2 

0,4 

99,7 

98,3 

1    (die 

Nummern    beziehen    .sich 

IV. 

V.        VI.       VII.     VIIL 

60,0 

28,9  .  81,5  .  71,8  .  86,2 

— 

.     —    .     3,8  .     —    .      — 

18,9 

12,9  .     4,4  .     —    .       ^ 

— 

.  35,7  .     —    .     _    .      -^ 

— 

.  H,6  .     -    .     _    .      _ 

5,6  .  20,1  .  2,0  .  1,4  .  22,2  .  2.6 
—  .  —  .  —  .  —  .  1,8  ,  10,0 
3,6  .  1,0  .  0^  .  6,4  .  _3^  *  1.0 
99,4  100,0  97,6  97,5  99,6  99,8 
Der  in  Belgien  und  im  Rheinischen  Grossherzogthuni  vorkommende  Gal- 
mei wird  häufig  von  Eisenerzen  begleitet.  Bei  Anglar  unfern  Lütticli 
findet   sich  eine  solche  Eisen-Niere,    welclie  einen  beträciitlichen  Antbeil 

4  - 


—     52     — 

von  kohlensaurem  Zink  und  von  Zink-Silikat  enthält.  Sie  ist  dicht  (nur 
hin  und  wieder  nimmt  man  kleine  Höhlungen  wahr),  und  dunkelgelb  mit 
roth  untermengt.     Die  Zerlegung  ergab: 

Eiseuoxyd 62,6 

Kohlensaures  Zink .     14,0 

Wasser-haltiges  Zink-Silikat     ;     .     .     .     12,2 

Wasser H,2 

100,0 


A.  Breithaupt:  über  einige  mc  tallische  Mineral- Körper 
aus  dem  Ural)  welche  zum  Theil  das  bekannte  höchste  spe- 
ci fische  Gewicht  des  Platins  übersteigen.  (Schwbigger- 
Seidel  n.  Jahrb.  d.  Chem.  u.  Phys.  1835.  1.  H.  S.  1  ff.)  Aus  der 
Gold-  und  Platin-Wäsche  von  Nischno-Pagilsk  am  Ural  erhielt  B.  einen 
merkwürdigen  Mineral-Körper,  von  dem  er  folgende  Merkmale  angibt : 
starker  und  vollkommenerMetallglanz ;  äusserlich  silberweiss,  stark  ins  Gelbe 
fallend ,  innen  silberweiss  ins  Platingraue  ziehend ;  gerundete  Körner 
mit  Konkavitäten  und  Porositäten  (ein  Stückchen  zeigte  Krystallisation, 
scheinbar  ein  Fragment  eines  Oktaeders);  im  frischen  Innern  spaltbar 
in  drei  Richtungen  (wie  es  scheint  in  denen  des  Hexaeders) ;  Härte  8  bis  9 
(der  BREiTHAUPT'schen  Skale;  demnach  härter  als  alle  Metalle  und  Me- 
tall-Kompositionen) ;  Dehnbarkeit  in  niedrigem  Grade ;  sehr  schwer  zer- 
^prengbarj  spezifisches  Gewicht  mindestens  rz:  22,1995  "id  im  vollkom- 
men reinen  und  dichten  Zustande  wahrscheinlich  auf  24  bis  25  steigend. 
Ohne  Zweifel  ist  das  fragliche  Metall  mineralogisch  eine  neue  Specie. 
Über  den  Gehalt  müssen  chemische  Untersuchungen  entscheiden)  allein 
wenn  die  zeitherigen  Bestimmungen  der  chemisch-reinen  Metalle  richtig 
wären  —  der  Verf.  erklärt  dieselben  zum  Theil  für  sehr  mangelhaft  — 
so  würde  die  neue  Mineral-Specie  wohl  auch  ein  neues  Metall  ent- 
halten. —  Unter  den  Rückständen,  die  man  in  der  Münze  zu  St.  Pe- 
tersburg bei  Ausziehung  des  Platins,  als  in  Salpeter-Salzsäure  unlöslich, 
erhält,  fand  B.  ein  grosses  Korn  des  neuen  Körpers ;  dasselbe  ist  jedoch 
so  porös,  dass  vorherzusehen  war,  es  werde  im  unzerkleinten  Zustande 
kein  reines  Resultat  der  Wägung  geben,  allein  dessen  ungeachtet  war 
das  spezifische  Gewicht  iz:  20,887.  —  Unter  jenen  Rückständen  findet 
sich  auch  viel  chromatisches  Eisen -Erz,  zum  Theil  in  deutlichen 
Oktaedern.  Eigenschwere  ir:  4,566.  Meist  stark  magnetisch.  —  Das 
iridische  Osmin  von  Beresofsk  bei  Niscimo-Pagilsk  (nicht  das 
bekannte  Beresofsk  bei  Katharinenberg)  scheint  mit  dem  iridis  chen 
Osmin  von  Goroplogodatsk  nicht  vereinbar  zu  scyn.  Es  hat  eine 
schöne  weisse  Farbe  und  steht  in  der  Härte  dem  vorhin  erwähnten  neuen 
und  schwersten  Körper  ganz  nahe.  Eigenschwere  r::  21,511  bis  21,698. 
Das  Krystallisations- System  und  die  basische  Spaltbarkeit  sind  jedoch 
bei  beiden  ganz  einerlei. 


—     53     — 

C.  F.  Plattner  untersuchte  das  haplotjrpe  Eisenerz 
aus  dem  Tavetsch -Thalein  der  Schweitn,  und  den  Chondrodit 
vom  Vesuv  vor  dem  LöthrohrJ  jenes  Mineral  besteht  aus  Eisen- 
oxyd  und  Titanoxyd,  in  diesem  wurde  Kieselsäure,  Talkerde,  Fluor-Was- 
serstoffsäure und  Eisenoxyd  nachgewiesen.  (A.  a.  O.  S.  7.  ff.) 


PyrargylUt,  ein  neues  Mineral,  von  Nordenskiöld  entdeckt  und 
untersucht.  (Berzeliüs  Jahresber.,  Übersetz,  von  Wöhler.  XII.  Jahi-g. 
S.  174  ff.)  Schwarz  und  glänzend,  auch  blaulich,  körnig  oder  roth  und 
glanzlos.  Sehr  selten  rein  in  Massen  vorkommend,  deren  Form  sich 
zuweilen  einem  vierseitigen  Prisma  mit  abgestumpften  Kanten  nähert; 
öfter  mit  feinen  Chlorit-Schuppen  durchzogen.  Eigenschwere  r=  2,505; 
Härte  =:::  3  bis  3,5.  Salzsäure  zersetzt  den  Pyrargyllit  —  der  den  Na- 
men nach  der  Eigenschaft  erhalten  hat,  beim  Erhitzen  Thon-Geruch  zu 
geben  —  vollkommen.  Findet  sich  in  und  um  Helsingforss  in  FiM- 
land  im  Granit.    Resultat  der  Analyse: 

Kieselerde 43,93 

Thonerde 28,93 

Eisenoxydul        .........       5,30 

Talkerde  mit  etwas  Mangan-Oxydul      .       2,90 

Kali 1,05 

Natron 1,85 

Wasser 15,47 

Verlust 0,58 

100,01 
NoRDENSKiÖLD  berechnet  daraus  die  Formel: 
f     \ 
m    f 

mgy  S'  +  4  AS+Aq. 
n    i 
k    7 


Derselbe  hat  ein  anderes  neues  Mineral,  den  Amphodelit,  be- 
schrieben und  analysirt  (A.  a.  O.  S.  174.).  Vorkommen  im  Kalkbruche 
von  hojo.  Die  Krystallform  hat  viel  AMalogie  mit  der  des  Feldspaths ; 
Farbe  röthlich;  zwei  Durchgänge,  welche  einen  Winkel  von  94"  19'  bil- 
den. Härte  rz  4,5 ;  Eigenschwere  r=  2,763.  Chemischer  Gehalt : 

Kieselerde 45,80 

Thonerde 35,45 

Kalkerde 10,15 

Talkerde 5,05 

Eisenoxydul       .........       1,70 

Feuchtigkeit  und  Verlust    ..... 1,85 

100,00 


-     54     - 

Difse  Zusammensetzung  kann  so  ausgedrückt  werden : 
C 

f     }    S  +  5  AS. 
mg 


Becqüerel :  über  künstliche  Bleiglanz-Krystalle  (Ann. 
Vhim.  Phys.  1S33.  Mai  LIII.  105—108).  Man  kann  bekanntlich 
schwefelsaures  Blei  durch  Sublimation  in  Würfeln  und  Oktaedern  dar- 
stellen. Allein  es  kömmt  natürlich  auch  auf  Gängen  vor,  die  sich  auf 
nassem  Wege  gebildet  zu  haben  scheinen.  Daher  B.  versuchte  und  er- 
zielte Krystalle  davon  auf  elektro-chemischem  Wege  darzustellen ,  wo 
sie  jedoch  die  Form  von  Tetraedern  annahmen. 

Er  füllt  nämlich  eine  unten  geschlossene  Glas-Röhre  von  Oj'^OOS 
Weite  und  Om,!  Länge  zuerst  O'^^OZ  hoch  mit  Schwefel -Quecksilber, 
giesst  eine  Auflösung  von  Magnesium -- Chlorur  darüber,  steckt  ein 
Bleiplättchen  bis  auf  den  Boden  hinein,  und  überlässt  den  Apparat  her- 
metisch verschlossen  dem  elektro-chemischen  Prozesse.  Nach  4 — 6  Wo- 
chen erscheint  an  den  Wänden  der  Röhre  über  dem  Schwefel-Quecksil- 
ber eine  sehr  dünne  Schichte  eines  metallgrauen  glänzenden  Nieder- 
schlags, der  sich  leicht  ablösst  und  mit  andern  Kryställchen  bedeckt. 
Es  sind  die  Bleiglanz-Tetraeder.  Zweifelsohne  hatte  sich  hier  ein  Dop- 
pel-Chlorur  von  Blei  gebildet,  Magnesium  war  frei,  das  Blei  — ,  die 
Flüssigkeit  -j-  elektrisch  geworden;  das  Blei  zog  nun  das  Quecksilber 
aus  seiner  Verbindung,  machte  so  den  —  elektr.  Schwefel  frei,  der 
sich  nach  -dem  Doppel-Chlorur  begab,  und  theils  diesem  eine  gewisse 
Menge  seines  B 1  e  i's  entzog  (daher  die  Bleiglanz-Krystallisation),  theils 
mit  dem  frei  werdenden  Chlor  und  dem  Reste  des  Doppel-Chlorurs  ein 
Magnesium^Sulpho-Chlorur  bildete. 


Pie  grösste  Masse  edeln  Berylls  be  s  itz  t  Don  Pedro. 
Sie  hat  bis  9|"  Länge,  bis  6|"  Breite,  und  225  Unzen  Troy-Gewicht 
(18  Pfd.  9  Unz.).  Auf  einer  Seite  sind  schwache  Andeutungen  einer 
KrystallrFläche.  Sonst  ist  sie  ganz  von  Wasser  abgerundet,  ihre  Ober- 
fläche d^her  matt,  die  Masse  darunter  aber  ganz  hell  und  durchschei- 
nend und,  so  gross  sie  ist,  ohne  allen  Riss.  Die  Farbe  ist  schön  blass 
Bojiteillen-grün.  (Allan  in  „Report  of  the  1  and  2  meetings  of  the 
British  Assuc",  London  1833,  S.  86). 


J.  F.  W.  Johnston  :  Untersuchung  des  geschwefelten  Schwe- 
fel-Bleis von  Dußon  (Report  ofthe  1  and  2  meetings  ofthe  British  Assoc, 
Lond.  1833.,  p.  572).  Es  ist  das  „supersulphuretted  Lead'^  von  Phillips  und 
{)csitzt  eine  reine  weisse  bis  ins  tief  Bleigrauc  ziehende  Farbe ;  — nimmt 
bald  Eindrücke  von  dem  Nagel  an,  bald  widersteht  es  dem  Federmes- 
per}  —  ist  stets  derb^  zuvyeijen  ajfs    Schichten    yon    verscliiedener  Fär- 


—     55     — 

bung  zusammengesetzt  und  enthält  zuweilen  Bleiglanz-KrystaHe.  Eine 
dunkle  Varietät  dieses  Minerals  besitzt  5,275  Eigenschwere.  Im  Ker- 
zenlicht entzündet  es  sich  und  brennt  mit  blauer  Flamme  und  Ent- 
wickelung  von  Schwefelgeruch.  In  geschlossener  Röhre  erhitzt,  setzt 
es  viel  Schwefel  ab.  Terpenthin-01  und  kochender  Alkohol  nehmen,  wenn 
es  fein  gepulvert  ist,  einen  Antheil  Schwefel  daraus  auf,  welcher  daher 
nicht  chemisch  an  das  Blei  gebunden  ist. 

Wird  das  Mineral  in  freier  Luft  bis  zum  Rothglühen  erhitzt,  so 
verliert  eine  bleigraue  Varietät  davon  0,10,  eine  weisse  0,07  an  Gewicht. 
Mit  erwärmter  Salzsäure  behandelt  zersetzt  es  sich  und  lösst  sich,  bis 
auf  den  Schwefel,  auf.  Die  Zusammensetzung  einer  bleigrauen  Va- 
rietät ist  Schwefel  ....  0,0871 
Schwefelblei  .  .  .  0,9038 
0,9909 

Es  kommt  zu  Dußun  mitten  in  regelmässigen  Gängen  vor.  Ohne 
eine  Kenntniss  der  Lokalitäten  ist  es  schwer,  die  Quelle  des  überschüs- 
sigen Schwefels  nachzuweisen. 


Zippe  sprach  bei  der  Versammlung  der  Naturforscher  in  Wien 
(Isis  1833.  S.  389.)  über  die  hemiedrischen  Abtheilungen  des  pyramida- 
len Krystall-Systemes;  wies  am  Scapolith  auch  die  trapezoedrische, 
den  hemirhomboedrischen  Formen  des  Quarzes  analoge  Abtlieilung  nach, 
und  hemiedrische  vierseitige  Prismen  am  molybdänsauren  Blei,  das  an- 
geblich aus  Scliemnitz,  in  Wirklichkeit  aber  von  Ruskberg  im  Baimat 
stammt. 


II.     Geologie  und  Geognosie. 

G.  Bischof:  über  die  Quellen -Verhältnisse  des  westli- 
chen Abhanges  vom  Teutoburger  Walde.  (Schweigger- Seidel, 
n.  Jahrb.  d.  Chem.  B.  VIII,  S.  249  ff.).  Aus  dem  aufgeschwemmten  Lande 
der  WestphälischeH  Niederung  erhebt  sich  das  Kreide-Gebirge:  höher 
aufwärts  erscheint  der  zunächst  untergelagerte  Quader-Sandstein,  und 
jenseits  des  Teutoburger  Waldes  treten  die  altern  Glieder  der  Flotz- 
Formation  auf.  Das  Kreide- Gebirge  fällt  gegen  die  Westphälische  Nie- 
derung, meist  unter  10",  und  so  wie  sich  die  Schichten  ihr  nähern,  wer- 
den sie  allmählich  horizontal.  Grosse,  häufig  1^  Fuss  starke  Spalten  lassen 
sich  Meilen-weit  verfolgen,  und  auf  der  Oberfläche  bemerkt  man  nicht 
selten  Erdfälle,  in  welche  die  Meteorwasser  eindringen.  Die  Zerklüf- 
tungen gehen  durch  sämmtliche  Lagen  der  Kreide-Formation  und  setzen 
auch  in  den  darunter  liegenden  Quader-Sandstein  fort.  Auf  solche 
Weise  erklärt  sich  der  ungeheure  Wasser-Reichthum  dieses  Landstrichs. 
Die  Zerklüftungen,  die  dadurch  gebildeten  Höhlen,    bieten  grosse  unter- 


—     56     — 

irdische  Wasser-Sammlungen  dar;  sie  geben  die  Vorraths-Kammerii  für 
die  Quellen  ab.  In  Quader-Sandstein  scheinen  alle  die  zahlreichen  und 
so  äusserst  ergiebigen  süssen  Quellen  des  westlichen  Abhanges  des 
Teutoburger  Waldes  und  des  nördlichen  der  Haar  zu  entspringen.  Das 
Kreide-Gebirge,  welches  den  Quader-Sandstein  bedeckt,  und  die  letzte 
Hügelreihe  am  westlichen  Abhänge  des  Teutoburger  Waldes  und  am 
nördlichen  der  Haar  bildet,  lässt  zwischen  sich  und  dem  Sandstein 
eine  Thalmulde,  in  welcher  ein  grosser  Theil  der  Wasser  des  letztern 
zu  Tag  kommt.  —  Die  Becke  versinkt  in  Spalten  des  Kreide-Gebirges. 
—  Bei  Lippspringe  kommen  bedeutende  Wasser-Massen  aus  den  Kreide- 
Gebirgen  zum  Vorschein.  Ihre  Temperatur  beträgt  7",  4  bis  7",  5  R. 
Aus  dem  Kessel  der  Lippe-Qaelle  erhebt  sich  von  Zeit  zu  Zeit  ein 
Strom  von  Gasblasen;  ebenso  entwickeln  sich  überall  aus  den  süsse 
Quellen  in  Lippspringe  Gasblasen,  wie  aus  Kohlen-Säuerlingen,  Das 
untersuchte  Gas  bestand  aus: 

SauerstoiFgas 5,75  M. 

Stickgas        94,25  — 

100,00  — 
Nur  40  Fuss  von  der  Lippe-Quelle  entfernt  entspringt  eine  Therme, 
deren    Temperatur  -|-   16",  6  R.    beträgt.      Auch     aus     dieser    Mineral- 
Quelle  entwickelt  sich  ziemlich  reichlich  Gas,  welches  aus: 

SauerstoflFgas ;     .     .       2,66  M. 

Stickgas 82,44  — 

Kohlensäuregas 14,90  ~ 

100,00  — 
besteht.  Diese  Verschiedenheit  in  der  Zusammensetzung  gegen  die 
Gas-Exhalationen  aus  den  heissen  Quellen  deutet  darauf  hin,  dass  die 
Mineral-Quellen  in  andern  Regionen,  als  die  so  nahen,  süssen  entsprin- 
gen müssen ,  wenn  nicht  schon  die  um  9*',4  höhere  Temperatur  eine 
Entstehung  in  grösserer  Tiefe  vermuthen  Hesse.  —  Am  merkwürdigsten 
zeigt  sich  das  Hervorquellen  sehr  bedeutender  Wasser-Massen  zu  Pa- 
derborn.  Im  untern  Theil  der  Stadt  sollen  130  Quellen  entspringen, 
wovon  stets  mehrere  in  gedrängtem  Raum ,  oft  nur  1  bis  2  Schritte 
von  einander  entfernt,  zu  Tag  kommen  und  sogleich  ansehnliche  Bäche 
bilden,  die  in  ihrer  Vereinigung  die  Pader  ausmachen.  Sämmtliche 
Quellen  kommen  in  einer  Strecke  von  0.  nach  W.  hervorj  die  am  wei- 
testen gegen  O.  entspringenden  haben  die  niedrigste  Temperatur,  welche 
aber  ziemlich  regelmässig  gegen  W.  zunimmt.  Mit  der  Wärme  scheint 
in  gleichem  Verhältnisse  der  Gehalt  von  Chlor- Verbindungen  (Kochsalz?) 
zuzunehmen.  Ebenso  zeigen  sich  Gas-Entwickelungen  in  den  kalten 
Quellen  beinahe  nicht  oder  gar  nicht;  sie  nehmen  aber  fast  in  gleichem 
Verhältnisse  mit  der  Temperatur  zu.  —  Die  so  verschiedene  Tempera- 
tur der  so  nahe  neben  einander  entspringenden  Pader-Quellen,  7"  bis 
12",  96  R.,  ist  eine  merkwürdige  Erscheinung.  Sie  beweisst,  dass  im 
dortigen  Kreide-Gebirge  eine  grosse  Zahl  einzelner  Kanäle  (mehr  oder 
weniger   senkrechte   Spalten)   neben   einander   vorhanden    seyn  .müsse, 


—     57     - 

urelche,  wenigstens  nahe  am  Ausflüsse  der  Quellen,  nicht  mit  einander 
konimuniziren  können,  so  dass  die  Wasser  sehr  selten,  oder  doch  nur 
auf  höchst  beschränkte  Weise,  in  den  Schichtungs-Flächen  sich  fortbe- 
wegen *).  —  Über  den  Ursprung  der  Gas-Exhalationen,  so  wie  des 
Gas-Gehaltes  dieser  Quellwasser  dürften  sich  folgende  Hypothesen  mit 
grosser  Wahrscheinlichkeit  aufstellen  lassen.  Die  Spalten  und  Klüfte 
des  Kreide  -  und  Quadersandstein  -  Gebirges  konimuniziren  mit  der 
Atmosphäre  und  sind  daher  mit  Luft  angefüllt.  Das  Wasser  dieser 
Klüfte  absorbirt  von  dieser  atmosphärischen  Luft,  und  zwar  um  so 
mehr,  je  höher  die  darüber  stehenden  Wasser-Säulen  sind,  d.  h.  je 
stärker  der  Wasserdruck  ist.  Ein  Theil  des  absorbirten  Sauerstoffgases 
oxydirt  Kohlenstoff-haltige  Substanzen ,  wahrscheinlich  organische  Über- 
reste in  Kalk  u.  s.  w.,  und  so  bildet  sich  Kohlensäure,  welche  mit  dem 
Wasser  verbunden  bleibt  und  die  Auflösung  kohlensaurer  Erde  bewirkt. 
Kommt  nun  dieses  Quellwasser  zu  Tag,  so  reisst  sich  der  Rest  der  un- 
ter höherem  Wasserdruck  aufgenommenen  atmosphärischen  Luft  mit  Aus- 
nahme des  in  Kohlensäure  umgewandelten  Sauerstoffes  los,  und  es  ent- 
wickelt sich  eine  an  Sauerstoffgas  ärmere  atmosphärische  Luft.  Derje- 
nige Antheil  der  absorbirten  atmosphärischen  Luft,  welchen  das  Wasser 
auch  unter  dem  gewöhnlichen  Luftdrucke  zurückhalten  hann,  bleibt  zu- 
rück. (Der  Verf.  ist  jedoch  weit  entfernt  anzunehmen,  dass  alle  Koh- 
lensäure, die  in  Quellen  und  namentlich  in  Säuerlingen  gefunden  wird, 
auf  gleiche  Weise  entstehe;  schon  jenseits  des  Teutoburger  Waldes, 
am  östlichen  Abhänge,  müssen  die  dortigen  Mineral-Quellen  ihren  Koh- 
lensäure-Gehalt ganz  andern  Prozessen  verdanken.  Mit  gleicher  Wahr- 
scheinlichkeit können  wir  indessen  annehmen,  dass  die  nie  fehlende 
Kohlensäure  in  allen  Brunnen  -  Wassern ,  selbst  in  denen  in  aufge- 
schwemmtem Lande,  eine  Folge  der  Oxydation  der  Pflanzeneide  (Humus) 
auf  Kosten  des  atmosphärischen  Sauerstoffes  sey).  —  Die  Bestimmung 
der  mittleren  Temperatur  der  Luft  durch  Quellen  kann  bei  so  sehr  ver- 
schiedenartiger Temperatur  so  nahe  bei  einander  entspringender  süsser 
Quellen,  wie  diess  bei  manchen  der  oben  erwähnten  der  Fall  ist,  nur 
unzuverlässige  Resultate  geben.  —  Was  die  vorzüglichsten  fixen  Be- 
standtheile  der  untersuchten  Wasser  betrifft,  so  enthielten  10,000  Ge- 
wichttheile  Wasser  aus  der  12",  85  warmen  Pa<?er-Quelle : 

Chlor       3,726 

Schwefelsäure        0,2779 

Kalk  mit  etwas  Magnesia. 


=). Diess  dürfte  beim  Erbolireii  Artesischer  Brunnen  in  diesen  und  in  andern  Land- 
strichen von  ähnlicher  geognostischer  Beschaffenheit  ein  wohl  zu  beachtender 
Umstand  seyn ;  denn  von  zwei  ganz  nahe  neben  einander  getriebenen  Bolirlöchern 
kanndns  eine  einen  ^rfmjcÄf«  Brunnen  geben,  je  nachdem  es  eine  senkrechte  Spalte 
trifft,  das  andere  nicht;  oder  beide  können  Wasser  von  sehr  ungleicher  chemischer 
Beschaffenheit  und  Temperatur  liefern,  je  nachdem  das  eine  Bohrloeh  eine  mehr, 
das  andere  eine  weniger  tief  herabgehende  Spalte  trifft. 


—     58     — 

10,000  Gew.  Theile  Wasser    aus   Karpen's    Garten   enthielten   an    fixen 
Bestandtheilen  überhaupt  7,9873  Gew.  Theile,  worin 

Chlor 2,8169 

Schwefelsäure     ........     0,2400 

Kalk  mit  etwas  Magnesia. 
Ist  das  Chlor  an  Natrium  gebunden,  so  beträgt  das  Kochsalz  im  ersten 
der  erwähnten  Fälle  =  7,9873  Gew.  Theile,  im  zweiten  aber  =  4,6606 
Gew.  Theile.  Ungeachtet  der  Kochsalz-Gehalt  nicht  ganz  unbeträcht- 
lich ist,  so  beträgt  dennoch  die  Menge  der  fixen  Bestandtheile  über- 
haupt nicht  viel  mehr,  als  man  sie  in  gewöhnlichen  süssen  Quellen 
findet.  Man  kann  daher  die  wa-vinen  Pader-QiieUen  keineswegs  für  Mi- 
neral- oder  eigentliche  Soolquellen  halten.  —  Seitdem  die  neuerdings 
von  verschiedenen  Orten  Deutschlands  u.  s.  w.  erbohrten  Artesischen 
Brunnen  konstant  eine  die  mittlere  Lnft-Wärme  des  Ortes  übersteigende 
Temperatur  gezeigt  haben ,  und  damit  die  Temperatur-Zunahme  nach 
dem  Erd-Innern  auf  sehr  genügende  Weise  dargethan  worden  ist,  so 
hängt  natürlich  die  Temperatur  einer  Quelle,  sey  sie  eine  süsse  oder 
eine  Mineral-Quelle,  erstens  von  der  mittlem  Luftwärme  des  Orts  und 
zweitens  von  der  Tiefe  ab,  bis  zu  welcher  das  Meteorwasser  gelangt. 
Nur  in  dem  Fall  also,  in  dem  diese  Wasser  nicht  bis  zu  der  Teufe  ge- 
langen, wo  die  Wärme-Zunahme  schon  merklich  wird,  kann  aus  der 
Quellen-Temperatur  die  mittlere  Lufwärme  bestimmt  werden.  Da  man 
dieses  aber  von  keiner  Quelle  wissen  kann,  und  nach  den  bisherigen 
Beobachtungen  die  Temperatur  in  80  F.  Tiefe  schon  um  1"  R.  zunimmt, 
so  bleibt  es  bei  jeder  Quelle  unbestimmt,  ob  sie  die  mittlere  Luftwärme, 
oder  die  höhere  Temperatur  aus  grössern  Tiefen  angibt;  obwohl  in 
den  meisten  Fällen  in  nicht  sehr  zerklüfteten  Gebirgen  jener  Fall  der 
gewöhnliche  seyn  mag. 


K.  F.  Klöden:  über  die  Felsarten,  welche  in  der  Mark 
Brandenburg  als  Geschiebe  vorkommen.  (Beiträge  zur  min.  und 
geognost.  Kenntniss  der  Mark  Brandenburg,  Berlin  y  1833.)-  Bei  der 
grossen  Manchfaltigkeit  und  dem  Vielartigen  der  einzelnen  Gesteine 
müssen  wir  uns  auf  Andeutung  des  Wichtigen  beschränken.  Granit 
(unter  allen  Geschieben  vorherrschend;  von  sogenannten  zufälligen  Ein- 
mengungen :  u.  a,  Zirkon,  Pyrorthit,  Orthit,  Spodumen,  Natron-Spodumen, 
Flussspath,  Apatit);  Syenit;  Diorit;  Dolerit;  Gabbro,  (unter 
den  fremdartigen  beigemengten  Fossilien  werden  genannt:  Rosenquarz, 
Magneteisen  u.  s.  w.);  Hornfels;  Gneiss  (enthält  u.  a.  grosse  Kör- 
ner von  Dichroit);  Glimm  erschiefer;  Diorits  chiefer;  T  hon- 
schiefer} Feldstein-Porphyr;  A  u  gi  t-Porph  yr;  Aphanit; 
Granulit;  Quar  z  -  G  es  t  ein;  Hornblende-Gestein;  kör- 
niger K  alk;  kör  nig  er  Gypsj  Dolomit;  körniger  Stink- 
kalkj  Talkschiefer;  Hornblende- S  chiefer ;  Ch  lor  i  tschie- 
fer;  Serpentin}  Basalt}   Übergangs-Kalk  und  Bergkalk 


—     59     — 

(beide  sehr  reich  an  Versteinerungen) J  Muschelkalk  (dessgleichen) •, 
O  olith  (ebenso);  Kreide  und  Kreide-artige  Gest  ei  ne,  Feu- 
erstein (enthalten  ebenfalls  viele  Petrefakten);  Mergelj  dichter 
Stinkkalkj  ThonJ  Roth -Li  egen  des  ;  oolithischer  Sandstein  (mit 
manchfaltigeu  Versteinerungen).  (Die  Fortsetzung  wird  der  Verf.  bei 
einer  spätem  Gelegenheit  liefern.) 


Geognostische  Darstellung  der  Umgegend  von  Blans- 
ko  von  K.  Reichenbach  in  dessen  „Geologischen  Mittheilungen  aus  Mäh- 
ren*^ Wien;  1834.)r  Wir  empfehlen  aus  diesem  Buche,  dessen  Erscheinen 
Oberhaupt  jedem  Freund  der  Wissenschaft  willkommen  seyn  niuss,  als  beson- 
dere Beobachtung  verdienend :  die  Schilderung  der  Verhältnisse  des  Mähri- 
schen Syenits ;  die  Nachricht  von  der  Auffindung  des  alten  rothen  Sand- 
steins Cold  red  sandstone ;  R.  schlägt  dafür  den  Warnen  Lath  o  n  vor), 
so  wie  jene  über  vermeintliche  Mährische  Grauwacke  und  über  das 
rothe  Todt-Liegende;  die  Ansichten  über  dieBohnerze;  endlich  die  Nach- 
weisung des  Leitha-Kalkes,  so  weit  im  Norden  der  Donau,  als  man 
diess  bis  jetzt  nicht  vermuthete.  Nachstehendes  entlehnen  wir  aus  dem 
am  Schlüsse  des  Buches  (S.  208.  ff.)  befindlichen  geognostischen  Über- 
blick. „Es  däucht  mir  unverkennbar",  sagt  der  Vf.,  „dass  die  Na- 
tur hier  das  Geschäft  dessen,  was  wir  Urbildung  nennen,  mit  dem  Sye- 
nite beendigt,  und  dann  das  der  Flötz-Bildung  mit  dem  Lathon  begonnen 
habe.  Will  man  aber ,  unsern  Systemen  gemäss,  eine  Übergangs-Reihe 
haben,  so  folgt  beinahe,  dass  beide  in  dieselbe  eingerechnet  werden  müs- 
sen. Im  Liegenden  des  Syenits  fehlt  es  an  keinem  der  bekannten  Über- 
gangs-Glieder,  als  an  der  Grauwacke  und  dem  ihm  mehr  oder  minder 
verwandten  Thonschiefer,  im  Hangenden  desselben  aber  sieht  man,  wie 
das  Lathon ,  nach  seinem  ganzen  Verhalten ,  mehr  oder  minder  zu  dem 
Wesen  des  Thonschiefers  und  der  Grauwacke  hinneigt.  So  fühle  ich 
mich,  Alles  zusammengenommen,  sehr  zu  der  Meinung  hingezogen,  dass 
der  Syenit  hier  im  Ganzen  genommen  der  Stellventreter  der  alten  Über- 
gangs-Grauwacke  sey,  in  welche  er  in  seinem  letzten  Stadium  ge- 
wisser Maassen  wirklich  überging,  indem  er  nämlich  mit  Lathon  endigte, 
und  somit  schliesslich  seine  eigentliche  Natur  einzugestehen  genöthigt  war." 

„Ich  verkenne  hiebei  nicht  den  grossen  Einwurf,  welchen  man  mir 
durch  den  Umstand  entgegenhalten  kann,  dass  das  Lathon  ebensowenig 
als  der  Syenit  ein  Trümmer-Gestein  ist,  welcher  Charakter  wesentlich 
der  Grauwacke  anklebt.  Indessen  muss  man  doch  wohl  auch  in  der 
Trümmer-Grauvvacke  ein  Verbundenes  und  ein  Verbindendes  unterschei 
den  —  ein  Passives  und  ein  Aktives  —  Gerolle  und  Geschiebe,  welche 
einem  äusseren  Antriebe  folgsam  sind,  und  eine  Formations-Substanz, 
welche  selbstthätig  wirkt,  jene  beherrscht,  bewegt,  konglomerirt  und 
verkittet.  Will  man  den  Fall  zulassen,  dem  nichts  im  Wege  steht,  dass 
es  dieser  Foraiations-Substanz  stellenweise,  sey  es  an  Material  von  je- 
ner, oder  sey  es  an  zureichender  Fortbewegungs-Kraft  gemangelt  habe,  um 


—     60     — 

sich  Geschiebe  zu  schaffen ,  so  muss  sie  sich  in  solchen  Gegenden  ab- 
gelagert haben  ohne  selbe}  also  in  ihrer  Reinheit,  in  ihrer  Eigenthüm- 
lichkeit  und  ungestört  überlassen  ihrem  eigenen  Bildungs-Triebe,  ihrem 
Gestaltungs-Gesetze,  das  keinem  irdischen  Wesen  mangelt.  In  diesem 
Falle  nun  scheinen  mir  die  Dinge  zur  Zeit  ihrer  Entstehung  hier  gewe- 
sen zu  seyn  und,  wo  unter  gestörten  Umständen  anderswo  Thonschiefer 
und  Übergangs-Grauwacke  sich  ablagerten,  da  bilden  sich  in  Mähren 
unter  ungestörteren  Verhältnissen  Syenite,  die  sich  nun  mit  jenen  paral- 
lelisiren.  Endlich  denn,  als  diese  Periode  sich  schloss ,  die  Bildungs- 
Kräfte  sanken,  hüllte  sich  der  Syenit  in  eine  Haut  von  einer  Art  Ge- 
stein, das  Ähnlichkeit  mit  der  Grauwacke  hat,  abei'  immer  ohne  Trüm- 
mer, nämlich  in  die  Lathon-Formation ,  die  auch  hier  ganz  schwach 
auftritt.  In  England,  wo  der  old  red  sandstone  mächtig  wird  und 
2000  Fuss  übersteigt,  enthält  er  schon  Trümmer-Gesteine  und  Bakewejli. 
will  ihn  mit  der  Übergangs-Grauwacke  indentificirt  wissen ;  diess  stimmt 
mit  unserer  Ansicht  vortrefflich  überein,  da  das  Lathon  chemisch  aus  den- 
selben Elementen  besteht,  wie  der  Syenit;  und  da  der  Syenit  in  das 
Lathon  so  allmählich  übergeht,  dass  man  die  Herausbildung  des  letzteren 
ans  dem  ersteren  Schritt  für  Schritt  nachweisen  kann,  so  dient  diess 
meinem  Dafürhalten  sehr  zur  Stütze,  dass  das  Lathon,  so  zu  sagen,  die 
Nachgeburt  des  Syenites  sey,  dass  es  aus  demselben  Material,  aus  demsel- 
ben Bildungstriebe,  aus  derselbem  Richtung  der  Kräfte  hervorging,  je- 
doch in  dem  letzten  Stadium,  in  welchem  sie  sanken  und  bald  darauf 
erloschen.  Das  Lathon  hat  daher  hier  eine  geringe  Mächtigkeit ,  und 
hat  die  ruhige  Ablagerung  des  Syenits  ruhig  beschlossen,  daher  Trüm- 
mer weder  aufgewühlt,  noch  konglomerirt.  Die  geringe  Mächtigkeit 
des  Lathons  ist  ein  Zeuge  mehr  dafür,  dass  das  ordnungsvolle  Bildungs- 
Geschäft  des  .Syenits,  so  zu  sagen,  bis  zu  dem  letzten  Augenblick  unge- 
stört fortgewaltet  hat  und  nur  der  letzte  Rest  zu  Grauwacke-artigem 
aber  Trümmer-freiem  Lathon  sich  gestaltete." 

„Die  grössere  Mächtigkeit  des  Old  red  Sandstone  in  England  ent- 
spricht vollkommen  einer  grösseren  Kraft  -  Entwicklung  in  der  Periode 
seiner  Bildung,  und  damit  einer  gewaltsameren  Einwirkung  auf  das  Lie- 
gend-Gestein,  wovon  die  Folge  Geschiebe  und  Trümmer-Einschluss  dort 
war,  was  unter  den  hiesigen  ruhigeren  Umständen  nicht  geschah.  Dort 
tritt  also  die  Ähnlichkeit  mit  Grauwacke  mit  allen  Charakteren  stark 
hervor,  und  zur  völligen  Gleichheit  fehlt  es  nur  noch  an  der  grünen 
Farbe,  die  statt  dessen  braun  ist.  Da  aber  grün,  grau  und  rothbraun 
nur  Wechsel-Farben  in  der  Geognosie  sind,  die  sich  alle  Augenblicke 
einander  vertreten",  so  gibt  diess  keinen  wesentlichen  Unterschied  ab, 
und  Bakewell  hatt  nach  meiner  Ansicht  vollkommen  Recht,  der  rothen 
Farbe  unerachtet  auf  Vereinigung  des  Old  red  sandstone  mit  der  al- 
ten Grauwacke  der  Gattung  nach  zu  dringen,  wenn  er  gleich  der  Art 
nach  sich  immer  von  ihr  unterscheiden  und  seine  eigene  Stelle,  sey  es 
vielleicht  unter  dem  Namen  Lathon,  einnehmen  wird.  Meine  Meinung 
geht  also  dahin,  dass  Cict  Mährische  Syenit  und  das  Lathon  zusammen- 


—     61     — 

genommen  aus  ein-  und  -derselben  Thätigkeits-Äusserung  der  Natur  her- 
voro-egangen  seyen ,  ungefähr  wie  Hagel  und  Regen  aus  einem  und 
demselben  Gewitter  hervorgehen;  dass  die  Veränderung,  welche  in  je- 
ner Thätigkeit  vorging,  und  in  deren  Folge  sie  vom  Syenit  zum  Lathon 
übero-ing,  in  einer  Schwächung  der  waltenden  Bildungs-Kräfte  bestand, 
in  Folge  deren  das  Krystallisations- Geschäft,  das  den  Syenit  bildete, 
herabgestimmt,  und  dieselbe  Materie  nur  noch  als  Sand  und  Thon  schnell 
abgelagert  wurde,  ungefähr  wie  Graupeln  und  nasser  Schnee,  die  sich 
auf  einen  schönen  krystallinischen  Reif  werfen,  wenn  das  Wetter  durch 
ein  Windumschlagen  schnell  sich  ändert;  dass  kollektiv  das  ganze  Ge- 
bilde des  Syenits  und  Latbons  die  alte  Übergangs-Grauwacke  hierlands 
vertreten,  und  zwar  in  dem  Sinne  und  aus  dem  Grunde  vertreten,  weil 
die  schaffende  Kraft,  die,  anderswo  durch  Konflikte  beunruhigt,  Grau- 
wacke  mit  Trümmer-Gestein  lieferte,  hier  in  freierer  Entwicklung  ruhig, 
Syenit  bilden  konnte,  der  dann  in  dem  letzten  Stadium,  in  welchem 
endlich  Herabstim niung  eintrat,  in  Lathon  stufenweise  umschlug  und 
damit  endete." 

„In  dieser  Schwächung  der  waltenden  Bildungs-Kräfte  aber,  ver- 
möge deren  die  Ablagerung  der  vorhandenen  Materie  vom  Krystallini- 
schen zum  Erdigen  bestimmt  wurde,  liegt  gerade  jener  grosse  Unter- 
schied, der  das  Ür-Gebirge  vom  Flötz-Gebirge  trennt,  und  so  nahe  von 
der  einen  so  eben  entwickelten  Seite  Syenit  und  Lathon  einander  lie- 
gen, so  dass  ich  sie  so  zu  sagen  für  Eins  ansehe,  so  gross  ist  auf  der 
anderen  Seite  die  Kluft,  die  in  naturhisforischer  Hinsicht  zwischen  bei- 
den liegt,  dergestalt,  dass  der  eine  an  der  äussersten  Grenze  der  Ur- 
Bildungen, das  andere  aber  an  der  Spitze  der  Flötz-Bildungen  steht. 
Brüder  sind  sie  wohl  von  einem  Vater  der  Materie  nach,  aber  von 
verschiedenen  Müttern  den  bildenden  Kräften  nach ,  die  ihnen  Gestalt 
und  Entwicklung  gaben." 

„Ungeachtet  der  grossen  Mannichfaltigkeit  der  BeschaflFenheit  und 
des  Ansehens,  unter  welchem  der  Syenit  im  hiesigen  Gebirge  vorkömmt, 
habe  ich  doch  keine  einzige  Thatsache  auffinden  können,  welche  mit 
einiger  Wahrscheinlichkeit  zeugte  für  die  Vermuthung,  dass  er  aus  ei- 
ner unbekannten  Tiefe,  sey  es  in  fester  Gestalt,  oder  in  halbflüssigem 
Zustande,  herausgetrieben,  mit  einem  Worte ,  dass  er  ein  emporgehobe- 
nes Gebirge  wäre.  Die  ganze  Struktur  desselben  spricht  sich  viel, 
mehr  geschichtet  aus;  es  zeigt  sich  nirgends  etwas  über  einander  Ge-. 
worfenes  ;  nirgends  habe  ich  Stöcke  oder  Stückgebirge  darin  wahrneh- 
men können;  Alles,  und  selbst  der  Porphyr  und  Klingstein,  so  wie  die 
Basalt-ähnlichen  Diorite,  zeigen  ein  unläugbares  Streichen,  das  man  in 
allen  Straten  auf  halbe  und  ganze  Stunden  weit  verfolgen  kann,  hei 
einer  verhältnissmässig  meist  nur  sehr  geringen  Mächtigkeit.  Dieses 
als  Regel  ohne  Ausnahme,  wie  sich  bei  genauer  Untersuchung  der 
Natur  hier  nachweisen  lässt,  ist  nach  meiner  Ansicht  unvereinbar  mit 
tumultuarischer  Hebung,  und  ich  kann  den  Mährischen  Syenit  nur  für 
ein    Gebirge     ei kennen,     das    sein    Daseyn     dem     nämliphen    Bildupgs» 


—     62     - 

Gange  der  Natur,    wie    die   anderen   geschichteten   Übergangs-Gebirge 
und  keinem  örtlichen  Ausnahms-Gesetze  zu  danken  hat." 

„Wenn  das  Syenit-Gebirge  jetzt  auch  nicht  mehr  in  der  Riclitung 
gegen  die  Kugelfläche  der  Erde  liegt,  in  welcher  sich  ursprünglich  sein 
Stoff  abgelagert  hat,  so  scheint  doch  alles  dahin  sich  zu  vereinigen, 
dass  diese  erste  Ablagerung  nach  dem  jetzigen  Gesetze  der  Schwere 
und  folglich  in  einer  Richtung  geschah,  welche  mit  der  Erdoberfläche 
entweder  vollkommen  parallel,  oder  bei  unebener  Unterlage  wenigstens 
einem  solchen  Parallelismus,  d.  h.  dem  Horizontalen  zustrebte.  Aller 
Stoff  scheint  von  oben  nach  unten  hernieder  gegangen  zu  seyn ,  wie 
ein  Reif,  wie  ein  Schnee,  wie  ein  Hagel,  wie  ein  Regen,  jeder  der 
verschiedenen  Stoffe  nach  seiner  Art.  Aus  welchem  Medium,  oder  aus 
welchen  übereinander  befindlichen  Straten  von  Medien,  etwa  wie  aus 
verschiedenen  Wasserschichten,  Wolkenschichten  und  Luftschichten  über 
einander,  diese  Stoffe  sich  tibgelagert  haben,  ob  es  Wasserdämpfe  in 
hoher  Hitze  gewesen  seyn  können,  oder  welche  andere  Substanzen,  dar- 
über können  wir  nach  dem  jetzigen  Stande  der  Wissenschaft  uns  nur  erst 
schwankende  Muthmassungen  erlauben;  so  viel  möchte  inzwischen  da- 
von doch  hierher  gehören,  dass  dieses  Medium  mit  demjenigen  gleich 
gewesen  seyn  wird,  von  welchem  alle  anderen  geschichteten  und  geschie- 
ferten Übergangs-Gebirge  ihre  Herkunft  ableiten." 

„Als  dem  Lathon  in  stetiger  Fortbildung  der  Erd-Oberflüche  Berg- 
Kalk  folgte,  so  traten  Erscheinungen  gleichzeitig  ein,  wie  Muscheln, 
Korallen  etc.,  von  denen  wir  wissen,  dass  sie  nur  im  Wasser  ent-  und 
bestehen  können.  Wasser  war  es  also,  welches  unmittelbar  nach  dem 
Lathon  erweisslich  in  Meeres-Massen  hier  vorhanden  war,  und  auf  des- 
sen Boden  der  Kalk  sich  ablagerte  (ohne  desswegen  aber  notliwendig 
ein  Niederschlag  aus  diesem  gewesen  seyn  zu  müssen  ;  denn  Vieles 
legt  sich  am  Boden  eines  Wasser-Behälters  nieder,  ohne  darum  eine 
chemische  Ausscheidung  zu  seynj  es  kann  von  oben  herein  gekommen 
seyn).  Wenn  nun  erweisslich  der  Berg-Kalk  schon  ein  Gebilde  ist,  auf 
dessen  Gestaltung  Wasser  Einfluss  nahm;  wenn  viele  auf  den  Berg- 
Kalk  folgende  Glieder  fast  sämmtlich  Zeichen  einer  gleichen  Mitwirk- 
samkeit von  Wasser  bei  ihrer  Entstehung  aufweisen,  wenn  unter  die- 
sen viele,  wie  R,oth-Todtes,  bunter  Sandstein,  Keuper  etc.,  in  ihren  physi- 
schen Eigenschaften  manclie  Übereinstimmung  mit  dem  Lathon  haben, 
namentlich  in  der  Art  der  Schichtung  der  Schiefer,  der  Sandsteine,  der 
Konglomerate  und  allem  dem,  was  das  Wesen  der  Flötz-Formation  aus- 
macht; so  hat  man  nicht  bloss  Ursache ,  sondern  man  ist  nothwendig 
zu  dem  Schlüsse  hingeführt,  dass  auch  das  Lathon  bei  seiner  Bildung 
vom  Wasser  abhängig  gewesen  sey,  dass  ebendasselbe  auch  in  Bezie- 
hung auf  letzteres  das  Medium  war,  welches  seine  Ablagerung,  oder 
vielmehr  die  Form  derselben  bedingte;  und  dass  folglich  überhaupt 
Wasser  und  Meer  sicherlidi  wenigstens  von  da  an  herrschte,  wo  das 
Lathon  beginnt,  also  ganz  unmittelbar  an  den  Grenzmarken  der  Über- 
gangs-Formation." 


—     63     — 

„In  welchem  Zustande  hiebei  das  Wasser  gewesen  sey,  ob  hei'ss 
oder  kalt,  unter  welcher  Pressung  es  gestanden,  ob  unter  jetziger  at- 
mosphärischer von  0,76  Meter  Quecksilber,  oder  aber  unter  einem  viel- 
hundertmal stärkeren  Drucke,  bleibt  hier  unerörtert,  und  es  kann  höch- 
stens mir  noch  die  Bemerkung  nachgesehen  werden,  dass,  wenn  wirk- 
lich diese  Umstände  bedeutend  von  den  jetzigen  verschieden  gewesen 
seyn  sollen,  diese  Verschiedenheit  im  Alter  aufwärts  vom  Lathon  gegen  das 
Übergangs-Gebirge  sehr  abweichend  von  der  gewesen  seyn  muss,  welche 
vom  Lathon  abwärts  im  Alter  gegen  die  Flötz-Gebirge  Statt  hatte j  dass 
jedoch  diese  Verschiedenheit  denkbaren  Falls  so  gross  gewesen  seyn 
kann,  dass  sie  die  Mitwirksamkeit  des  Wassers  bei  Bildung  der  Über- 
gangs-Gebirge weder  nach  physischer  noch  nach  chemischer  Nothwendio-- 
keit  ausschliesst,  was  die  Plutonisten  ja  nicht  zu  leicht  übergehen  möch- 
ten; endlich  dann,  dass  überhaupt  die  unorganische  Natur,  in  ihrem 
Bildungs-Geschäfte  der  Erdrinde,  da  eine  sichtbare  Katastrophe  traf  wo 
bei  uns  der  Syenit  mit  schnellen  Schritten  in  Lathon  umsetzt,  und  dass 
die  Grenze  zwischen  beiden  in  ihrer  Geschieht  -  Epoche  einen  Zeitein- 
schnitt macht,  von  wo  aus  eine  neue  Periode  beginnt." 

„Eine  ruhigeFortbildung  des  Meeresgrundes ,  auf  welchem  sich  nun 
Bergkalk  mit  seinen  Muschelbänken  und  Korallen rififen  ablagerte,  —  des- 
sen mit  organischen  Geschöpfen  bevölkerten  Stellen  vorzugsweise  schwärz- 
lich und  bituminös  geworden,  —  dessen  Schichtung  und  Pressung  die 
zahlreichen  Gewundenheiten  bewirkte,  —  die  Auflagerungen  von  einigen 
schwachen  Steinkohlen-Häutchen,  —  die  stellenweise  Abwesenheit  des  Kal- 
kes durch  Strömungen  im  Grunde  des  Meeres  veranlasst  und  besonders 
da  verursacht,  wo  dem  Zuge  des  Wassers  Grundgebirge,  hervorrao-ende 
Syenit-Massen,  sich  entgegenstämmten ,  ein  Anprallen,  eine  verstärkte 
Bewegung,  herverbrachten,  —  der  Übergang  des  Kalkes  in  die  jüngere 
sogenannte  Grauwacke  oder  die  Hauptsteinkohlen-Formation,  —  die  durch 
dieselben  Meeres-Strömungen  geschafifenen  Geschiebe  und  KonoJonierate 
die  übergreifend  stellenweise  den  Kalk  überlagern,  —  das  Fortschreiten 
in  Rothsandstein,  —  die  Ablagerung  von  Pflanzen-Resten  und  Steinkohle 
in  ruhigen  Buchten  desselben  u.  s.  w. :  alles  dieses  geht  mit  der  herr- 
schenden Theorie  Hand  in  Hand  und  bedarf  keiner  Erörterun'^." 

„Nun  aber  beginnt  die  weite  leere  Kluft,  die  zwischen  hier  und 
dem  Quadersand  in  hiesigen  Gegenden  Statt  hat,  und  die  Theorie  hat  die 
Aufgabe,  die  Abwesenheit  aller  der  Formationen  zu  rechtfertigen,  welche 
in  anderen  Ländern  zwischen  der  Hauptsteinkohlen-Formation,  und  dem 
Quadersand  inne  zu  liegen  pflegen.  Ob  sie  hier  nie  vorhanden  •»•ewesen 
oder  aber  ob  sie  alle  nach  einander  aufgelagert  und  weggerissen  worden 
sind,  diess  ist  die  grosse  Frage,  welche  nicht  bloss  mich,  sondern  in 
ähnlicher  Art  alle  Geognosten  aller  anderen  Länder,  Jeden  in  seiner 
Sphäre,  zur  Naturforschung  auffordert.  Ich  habe  aus  der  Beschaffen- 
heit und  dem  Ausfülhnigs-Matcrial  unserer  Bergkalk  -  Gruben  einen  Be- 
weis herzuleiten  versucht,  dass  das  Meer,  das  muthmaasslich  mit  dem 
Lathon  stehend  zu  werden    begann,    fortdauernden    Stand    hier    behaup- 


—     64     — 

tete,  bis  nahe  zum  Eintritt  der  Quadersand-Formation.  Habe  ich  mich 
in  dieser  Berechnung  nicht  getäuscht ,  und  darf  ich  von  ihr  ein  Anhal- 
ten abnehmen,  so  leistet  sie  nicht  unwichtige  Aushülfe  zur  Aufklärung 
mancher  geologischen  Zweifel  und  Ungewissheiten ,  und  wird  sie  noch 
weiter  und  umfassender  leisten,  wenn  andere  Geognosten  die  Zustände 
und  Ausfüllungs  -  Materien  anderer  Gruben  in  .  anderen  Ländern,  und 
besonders  in  anderen  Kalk-Formationen  ,  von  demselben  Gesichtspunkte 
aus  untersucht  haben  werden,  den  ich  für  die  hiesigen  aufzustellen 
mich  bestrebte." 

„Hiernach  zu  urtheilen,  muss  das  Meer  in  hiesiger  Gegend  diese 
Periode  über  in  einer  solchen  Bewegung  gewesen  seyn,  dass  sie  die  Abla- 
gerung der  mittleren  Flötz- Gebirge  entweder  unmöglich  machte,  oder 
wenn  sie  theilweise  Statt  gefunden  haben  sollte,  eine  völlige  Vernich- 
tung dieser  Theile  wieder  nachgefolgt  seyn  musste.  Dieses  Letztere 
wird,  wenn  nicht  das  Wahrscheinlichere,  doch  in  so  weit  von  dem  Zu- 
stande des  hiesigen  Gebirgs  unterstützt,  dass  daraus  eine  gewaltige 
Wasserbewegung  unverkennbar  hervorgeht ,  die  in  solchem  Grad  Statt 
gefunden  haben  muss,  dass  sie  einen  grossen  Theil  des  Hauptstein- 
kohlen-Gebirges ,  des  Kalkes ,  des  Lathons  und  des  Syenits  nieder- 
riss  und  fortschwemmte,  und  so  unseren  Syenit  wieder  entblösste,  der 
wo  nicht  von  den  späteren  Formationen ,  doch  von  dem  Lathon ,  dem 
Bei'gkalke  und  der  theilweise  selbst  barometrisch  höher  liegenden  Haupt- 
steinkohlen-Formation überdeckt  seyn  müsste." 

„Mit  dem  Abzug  des  alten  Meeres  ,  unter  dessen  Mitwirkung  das 
alte  und  mittlere  Flötz-Gebirge  sich  ablagerte,  trat  jene  grosse  Wasser- 
Bewegung  ein,  niiter  deren  Einfluss  erst  die  Kalk-Höhlen  im  Bergkalk 
entstehen  konnten,  was  nicht  bloss  ein  einfaches  Abziehen  des  Wassers, 
sondern  ein  gewaltiges  und  häufiges  Wiederkehren  desselben  in  Form 
unermesslicher  und  langdauernder  Regen,  rauthmaasslich  in  höheren  Tem- 
peraturen voraussetzt.  In  die  Zeit  dieser  Rotation  des  Wassers  durch 
die  Atmosphäre  über  die  Erd-Oberfläche  wieder  hinab  und  hinein  in 
die  Zerklüftungs-Spalten  des  Kalkes,  wo  es  gelegentlich  davon  kleine  An- 
theile  auflösste,  fällt  dann  zunächst  die  Bildung  und  Ausätzung  der 
Kalk-Höhlen,  und  die  ähnliche  Wirkung  grosser  Wasser-Bewegung,  näm- 
lich der  Ausfurchung  unserer  meisten  Thäler,  besonders  der  Hauptthäler, 
und  das  Durchreissen ,  oder  vielmehr  durch  fortgewälzte  Geschiebe  be- 
wirkte Durchkratzen  derselben  durch  felsige  Passagen  ,  die  so  entstan- 
den, wie  man  mit  Sand  und  platten  Eisen-Schienen  ohne  Zähne  Steine 
zu  zersägen  pflegt.  Diesen  Ereignissen  unmittelbar  folgten  die  Höhlen- 
Einstürzungen,  die  Bildungen  von  Kalk-Abgründen,  senkrechten  Felsen- 
Wänden  darin  u.  s.  w." 

„Die  hiesigen  Verhältnisse  also,  und  darunter  namentlich  die  Um- 
stände, dass  in  den  Kalk-Gruben  sich  nirgends  Ausfüllungen  aus  der 
mittleren  Flötz-Zeit  vorfinden,  dienen  der  Ansicht  zur  Stütze,  dass  diese 
sich  nicht  vor  Abzug  des  Meeres  gebildet  haben  können,  dass  aber  um- 
gekehrt  das  Meer    dann    aucli    wirklich    abgegangen    seyn    nuisse.,  weil 


—     65     — 

ohne  seine  Entfernung  keine  Wasser -Fälle  und  folglich  keine  Höhlen- 
Auswaschungen  möglich  waren,  und  endlich  dass  in  der  That  das  Meer  so 
lange  vorhanden  gewesen  seyn  müsse,  bis  die  Zeit  der  Höhlen-Bildung 
begann.  Eines  folgt  aus  dem  Andern  unmittelbar.  Lehrt  uns  die  Be- 
schafFenheit  der  Ausfüllung  durch  die  Quadersand-Formation,  dass  bis 
au  diese  Periode  hin  jenes  Ereigniss  gegrenzt  habe,  so  kann  man  einen 
Rückblick  über  die  Formationen  versuchen,  vrelche  alle  unter  dem  Ein- 
flüsse dieses  muthmasslichen  alten  Meeres  sich  gebildet  haben  müssten: 
es  waren  die  vom  Lathon  an  bis  zum  Jura-Kalke  hin.  Und  in  der 
That  wird  man  dann  mit  Befriedigung  wahrnehmen,  dass  alle  die  hier 
unter  einem  gemeinschaftlichen  Gesichtspunkt  zusammengefassten  Forma- 
tionen eine  gewisse  Geraeinschaftlichkeit  des  allgemeinen  Charakters 
haben,  der  so  vielfach  und  so  in  die  Augen  fallend  ist,  dass  man  längst 
schon  sie  unter  dem  gemeinschaftlichen  Namen  der  mittleren  Flötz-For- 
mation  zusammen  fasste,  eine  Vereinigung,  die  dann  aus  den  hier  ent- 
wickelten Verhältnissen  in  Mähren  nur  Verstärkung  ihrer  Bande  ent- 
nehmen könnte.  Die  Formationen  dann,  welche  mit  dem  Quadersand- 
stein, oder  vielleicht  schon  mit  dem  Jura-Kalk  beginnen,  machen  eine 
andere,  nicht  mehr  unter  denselben  Umständen ,  sondern  unter  ganz  ab- 
geänderten Verhältnissen  gebildete  Gruppe  aus.  Es  tritt  ein  neuer  Zeit- 
Einschnitt  in  der  Bildungs-Geschichte  der  Erdrinde  ein,  eine  abermalige 
Epoche ,  wovon  sich  auf  diese  Weise  ein  Grund  mit  einiger  Wahr- 
scheinlichkeit und  Klarheit  vor  Augen  stellen  lässt." 

„Weil  nun  diese  Kalk-Abgründe  und  Untiefen  folgerecht  unmöglich 
früher,  als  gerade  unmittelbar  vor  der  Periode  der  Quadersandstein- 
Bildung  entstanden  seyn  konnten,  so  legte  sich  dann  auch  diese 
unmittelbar  da  hinein,  und  bildete  unsere  Bohnerz -Formation  in 
den  Kalk-Gruben.  Wasser-Massen  müssen  dann  aufs  Neue  stationär 
geworden  seyn,  und  haben  von  ilirem  Daseyn  in  den  Muscheln  Urkunde 
hinterlassen,  die  wir  im  Quader-Sandstein  finden.  —  Auch  der  Abzug 
dieses  zweiten  Meeres  war  mit  Verwüstungen  und  Beschädigungen  des 
festen  Grundes  verbunden  ,  jedoch  weniger  mit  langdauernden  Nachlie- 
ferungen starker  atmosphärischer  Wasser,  da  die  Kreide  und  der  Kreide- 
Kalk  nicht  den  Reichthum  an  Höhlen  besitzen,  von  welchem  der  Berg- 
Kalk  ganz  durchschwärmt  ist.  —  Endlich  haben  spätere  Ereignisse  noch 
den  durch  die  Braunkohlen -Formation,  den  älteren  Grobkalk  u.  s.  w. 
ziemlich  weit  davon  abstehenden  jüngeren  Grobkalk,  sogenannten  Lcitha- 
Kalk,  nebst  dem  dazu  gehörigen  Tegel  abgesetzt,  dessen  Erscheinung 
in  die  Verwicklungen  der  tertiären  Formationen  sich  einschliesst,  die 
grösstentheils  örtlich  sind,  und  hier  nur  eine  untergeordnete  Rolle  spie- 
len. Er  ist  ein  Ausläufer  aus  dem  grossen  Ungarischen  Becken,  und 
nimmt  durch  seine  theils  oolithische,  theils  krystallinische  Bildung  einige 
Aufmerksamkeit  in  geognostischer  Hinsicht  in  so  fern  in  Anspruch,  als 
er  diese  Formen  unerwartet  spät  zum  Vorschein  bringt." 


Jahrgang  1834. 


—     66     - 

Ausbruch  des  Vesuvs  im  Jahre  1832.  (Osservatore  del 
Vesuvio,  No.  3.  ]>.  Bibl.  univers.  Avril,  1833,  p.  350.  etc.J  Heftige 
Gewitter  hatten  an  den  Tagen  Statt,  welche  den  Eruptionen  im  Julius 
und  August  vorangingen  und  die  unmittelbar  darauf  folgten.  Besonders 
in  den  gegen  N.  vom  Vulkane  gelegenen  Provinzen  war  diess  der  Fall} 
allein  sie  zogen  sich  auch  in  östlicher  Richtung,  bis  in  die  Capitanate, 
Die  Temperatur  erlangte  plötzlich  einen  ungewöhnlich  niederen  Stand. 
Nach  dem  31.  Julius  hörten  die  Gewitter  im  Norden  des  Königreichs 
Neapel  auf,  und  nun  wurde  es  sehr  bald  wieder  wärmer.  Der  Ätna 
war  während  des  Vesuvischen  Aashvnchs  vollkommen  ruhig,  erst  am  31. 
Oktober  begann  er  thätig  zu  werden  und  seine  Katastrophen  dauerten 
bis  zum  22.  November.  Während  des  Septembers  und  später  entstieg 
dem  inneren  Kegel  des  Vesuv's  eine  kaum  sichtbare  Rauch-Säule.  Am  16. 
Dezember  endlich  ereignete  sich  eine  abermalige  sehr  bedeutende  Erup- 
tion. Die  Erzeugnisse  der  Eruption  im  Julius  und  August  lassen  sich 
in  vier  Klassen  theilen: 

1.  Laven,  welche  dem  Krater  entflossen,  theils  mehr  Stein- artig, 
theils  mehr  schlackig,  letztere  zeigen  häufig  Kerne  von  schwarzer  porö- 
ser Lava,  Gemenge  aus  Augit-  und  Leuzit-Körnern,  denen  sich  mitunter 
selir  kleine  Glimmer-Blättchen  beigesellen. 

2.  Auswürflinge:  Schlacken  verschiedener  Grösse,  Eisen-schwarz 
und  von  sehr  regelloser  Gestalt,  im  Inneren  dicht,  mit  kleinen  Leuzit- 
Krystallen  und  mit  Augit-Theilchen.  Die^  beträchtlichsten  Auswürflinge 
von  Bomben-Gestalt  wogen  250  Pfund. 

3.  Sublimationen  undErzeugnisse  chemisch  er  Reaktion. 
Dahin:  Steinsalz  (sehr  häufig  auf  dem  Plateau  des  Kraters  und  in 
den  zahllosen  Spalten,  Staub-artig,  als  Effloreszenz,  stalaktitisch  u.  s.  w.) ; 
salzsaures  Eisen;  Eisen -Peroxj^^d  (in  Karmin-rothen  Schüpp- 
chen); sal  zsaure  s  und  Schwefel  sau  res  Kupfer,  endlich  eine 
eigenthümliche,  in  kleinen  Tropfsteinen  sich  darstellende  Substanz,  welche 
den  vorgenommenen  chemischen  Versuchen  zu  Folge  von  sehr  zusam- 
mengesetzter Natur  ist. 

4.  Gas-artige  und  flüchtige  Substanzen:  wässerige. 
Dämpfe,  salzsaures  und  schwefelsaures  Gas.  (Kolensaures  Gas  scheint 
sich  bei  diesem  Ausbruch  nirgends  entwickelt  zu  haben.) 


Allgemeine  Notizen  über  die  Geologie  der  Kanarischen 
Inseln  von  Jaüffret.  (Bibl.  univers. ;  Avril  1833,  p.  347.  etc.J *) 
Vier  grosse  und  scharf  von  einander  abgeschiedenen  Formationen  sollen 
jene  Inseln  zusammensetzen :  augitische  Gesteine,  fcldspathige  Gesteine, 
tertiäre    Gebilde,    neue   Laven    und    Produkte    der    letzten    Eruptionen. 


*)  Wir  glauben  die  ausdrückliche  Bemerkung  des  Verf's.  nicht  übergehen  zu  dürfen, 
dass  ihm  L.  v.  Buch's  Werk  über  die  Kanarisehen  Inseln  uu  bekannt  geblieben 
sey,  weil  er  sich  solches  nicht  zu  verschaffen  gewnsst  habe.  D.  R. 


—     67     — 

Die  augitischen  Felsarten  nehmen  das  Küstenland  und  die  mittlere 
Höhen  ein;  sie  enthalten  viele  Hornblende-  und  Olivin-Krystalle  [?] 
und  nehmen  oft  Säulen-Gestalt  an.  Die  Ablagerungen  dieser  Gesteine 
werden  durch  unermessliche  Schichten  von  Tuff,  von  Konglomeraten,  von 
vulkanischem  Sand  und  Thon  geschieden.  Die  Haufwerke  von  Bims- 
steinen, welche  den  Distrikt  von  Arico  de  las  Bandas  bedecken,  so  wie 
jene  des  grossen  Plateaus  von  Las  Canadas ,  gehören  ohne  Zweifel 
einer  viel  früheren  Zeit  an.  Die  Basalte  und  Tuffe  von  Madera  sind 
jenen  der  Kanarischen  Inseln  beinahe  identisch.  Bei  Jeod-el-alto  auf 
Teneriffa  enthalten  die  Tuffe  Abdrücke  von  Blättern.  Die  inneren  Berge 
der  Eilande  und  die  Abhänge  ihrer  ungeheuren  primitiven  Kratere  be- 
stehen aus  feldspathigen  Gesteinen.  In  dem  unteren  Theile  der  Kalk- 
tuffe trifft  man  grosse  Blöcke  und  Bruchstücke  von  Basalten.  Die  Kalk° 
Ablagerung  ist  nicht  sehr  mächtig  auf  den  Kanarischen  Inseln.  Sie 
enthält  in  dem  oberen  Theile  Land-,  und  in  dem  unteren  Meeres-Miischeln 
u.  s.  w.  [Unsere  Leser  werden  aus  obigen  Mittheilungen  das  sehr 
Dürftige  der  jAUFFREx'schen  Notizen  entnehmen  können.] 


Fr.  Hoffmann:  über  die  geognostis  che  Besch  affenh  eit 
der  Liparischen  Inseln  '^).  Das  erste  unter  den  Gliedern  dieses  klei- 
nen Systemes  von  Vulkanen  ist  der  immer  ihätige  Stromboli,  ein  Kegel- 
förmiger, steil  aufsteigender  Berg  von  2775  F.  Meereshöhe  und  von 
kaum  mehr  als  2  Stunden  im  Umkreis  an  seiner  Basis.  Unter  den  Kir- 
chen von  S.  Vicenzo  und  >S.  Bartolo  dehnt  sich  ein  sanft  geneigtes  Vorland 
an  der  Basis  des  sonst  überall  steil  abgeschnittenen  Kegelberges  aus, 
das  der  Bewohnung  und  dem  Anbau  die  am  meisten  geeigneten  Grund- 
lagen darbietet.  Die  Hauptmasse  dieses  Vorlandes  besteht  aus  schwar- 
zem, sehr  feinkörnigem  Eruptions-Sand  (kleinen  Bruchstücken  von  Augit, 
minder  häufigen  Oliyin-  und  noch  selteneren  glasigen  Feldspath-Körnern). 
Aus  dem  Sande  ragen  die  Überreste  zweier  Lavenströme  hervor,  deren 
Masse  den  Üf«a-Laven,  doch  mehr  noch  jenen  des  bekannten  Stromes 
delV  Arso  auf  Ischia  gleicht.  Ganz  damit  übereinstimmend  ist  die 
Natur  jener  Laven,  welche  noch  heute  stets  der  Krater  von  Stromboli 
bildet.  Aufsteigend  vom  Landungs-Platze  nach  den  steilen  Gehängen 
des  Insel-Berges  sieht  man  sehr  bald  einen  ausgezeichnet  verschieden- 
artigen Charakter  in  der  Zusammensetzung  des  Landes  hervortreten. 
Parallel  mit  der  Oberfläche  des  Abhanges  setzen  überall  rings  umher 
Band-artige  mächtige  Lavenbänke,  abwechselnd  mit  Konglomeraten  von 
aus  ihren  Schlacken-Krusten  gebildeten  Bruchstücken  und  mit  hellfar- 
bigen Tuff-Bänken  auf.  Die  Natur  dieser  Gesteine  ist  sehr  wesentlich 
verschieden  von  den  gleichnamigen  Produkten,  welche  der  gegenwärtig 
ihr  Inneres  durciibrechende  Vulkan  liefert.  Die  Laven-Masse  stellt 
sich  als  ein  Trachyt-Porphyr,  oder  als  eine  Porpliyr-artige  Trachyt-Lava  dar ; 


*)  Ltipxig}  1832  (Abdruck  au»  den  Ann.  d.  Pliyn.  und  ChemJ. 


—     68     — 

denn  tiass  die  Massen  wahre  Ströme  bilden,  dafür  bürgen  ihre  ge- 
samniten  Verhältnisse.  Der  TuiF,  welcher  daztvischen  liegt,  ist  lichte 
braungelb,  voll  Lavastiicken  und  von  Bimsstein -Streifen  durchzogen. 
Dieses  Terrain  bedeckt,  in  sehr  ungleichen  Verhältnissen  des  Wechsels 
und  der  Mächtigkeit,  wenigstens  zwei  Drittheile  von  der  Oberfläche  der 
Insel.  Seine  Masse  bildet  den  Kern  und  das  Gerippe  des  ganzen  Kc- 
gelberges.  Diese  Verhältnisse  dauern  an  bis  etwa  200  oder  300  F. 
unterhalb  des  Gipfels,  und  ehe  man  die  höchste  Bergspitze  erreicht 
hat,  zeigt  sich  das  Ende  der  Erscheinung  im  Ausgehenden  der  Lava- 
und  Tuff-Bänke,  welche  E^ing-förmig  fast  wagerecht  fortlaufen.  Wir 
stehen  auf  dem  Rande  einer  Krater-formigen  Bildung,  ^velche  wir 
leicht  einen  Erhebungs-Kr  a  t  er  nennen  dürften.  Aber  der  Ring 
dieses  Kraters  ist  nur  zur  Hälfte  wirklich  gebildet,  zur  Hälfte  vielleicht 
einst  wieder  zerstört  worden.  Sobald,  man  die  ausgehenden  Felsrän- 
der verlassen  hat,  tritt  man  in  das  Gebiet  des  sich  fortvi^ährend  ent- 
wickelnden Eruptions-Kegels.  Ein  Rücken,  aus  Asche,  aus  schwarzem 
Sand  und  grossen  Schlacken-Klumpeu  gebildet,  erhebt  sich,  und  hin- 
aufsteigend steht  man  bald  am  oberen  Theile  des  Randes  von  der  im- 
mer thätigen  Werkstätte,  welcher  die  Insel  ihre  Entstehung  verdankt. 
Der  Gipfel  ist  gleichfalls  ein  halbkreisförmig  geordneter  schmaler  Berg- 
kämm,  und  der  neue,  wie  der  alte  Krater  öffnen  sich  mit  nur  halb 
erhaltenen  Wänden  ihrer  Einfassung,  dereine  im  andern,  gegen  das  Meer 
hin  im  NW.  steil  abgerissen.  Im  Sande  des  deutlich  geschichteten  in- 
nern  Ringes,  dessen  Schichten  meist  sehr  steil,  theils  nach  aussen, 
theils  nach  innen  fallen,  finden  sich,  neben  schwarzen  Schlacken-Klum- 
pen und  grossen  Bimsstein-Stücken,  zahllose  Augit-Krystalle.  In  einem 
tiefsten  Theile  der  Biegung,  welche  die  Mantel- förmige  Einfassung  des 
alten  Erhebungs-Kraters  bildet,  hängen  die  Aufschüttungen  des  neuen 
Eruptions-Kegels  fast  unmittelbar  mit  den  Rändern  der  alten  Lavabänke 
zusammen;  das  Innere  des  alten  Kraters  ist  hier  vollkommen  von  den 
Bildungen  des  neuen  erfüllt  worden.  Im  SW.  und  SO.  aber  ragen  die 
Flügel  der  alten  Einfassung  zum  Theil  hervor,  besonders  an  dem  von 
»S.  Vincenzo  nach  dem  Dörfchen  Inostra  führenden  sehr  steilen  ^ege. 
Der  neue  Eruptions-Krater  hat  einen  Durchmesser  von  Iweni^stens 
2000  F.  In  ungefähr  600  F.  mittler  Tiefe  liegen ,  auf  scliwarzem 
Sandboden,  die  Mündungen  seines  immer  thätigen  Schlundes ,  deren 
nach  Zeit  und  Umständen,  was  Zahl  mid  Grösse  betrifft,  sehr  verschie- 
dene vorhanden  sind.  Die  von  H.  beobachtete  Haupt-Mündung  lag  ziem- 
lich in  der  Mitte  des  Krater-Ringes,  hatte  200  F.  Durchmesser, 
dampfte  sanft  und  gleichförmig,  und  die  Wände  ihi'cs  Rauchfangs 
waren  mit  einer  Schwefel-Rinde  bekleidet.  Im  Innern  einer  andern 
kleinen  Öffnung,  die  ununterbrochen  explodirte  und,  in  fast  regelmäs- 
sigen Abständen,  Dampfwolken  ausstiess  und  Tausende  glühender  Lava- 
stücke emporschleuderte,  blieb  die  auf-  und  niedersteigende  flüssige 
Lavasäule  noch  stets  20  bis  30  F.  unter  der  Öffnung  ihres  Schach- 
tes, und  es  zeigte  sich  klar,    dass    das    Gewicht  dieser    Lavasäule   nur 


—     69      - 

durch  die  ungeheure  Spannung  erhitzter  Wasserdämpfe  getragen  und 
bewegt  werden  konnte.  Etwa  100  F.  tiefer  lag  eine  dritte  Mündung, 
und  aus  ilir  quoll  ein  kleiner  Lavastrom  am  Abhänge  hinunter.  —  Die 
von  PouLETT  ScROPE  vcrsuchte  Erklärung  der  stets  fortdauernden 
schwachen  Ausbrüche  von  Stromboli  scheint  dem  Verf.  die  richtige.  — 
Eine  anziehende  geognostische  Erscheinung  zeigen  die  vorspringenden 
steilen  Felswände,  welche  dem  Schlacken-Felsen  zur  Einfassung  dienen. 
Hunderte  von  Band-artig  übereinander  gelagerten  Lavaströmen  senken 
sich  hier  und  meist  sehr  steil  ins  Meer  nieder.  Zwischen  ihnen  lagern 
sich  oft  fest  zusammengebackene  Schlacken- Konglomerate  Und  lockere 
Sandschichten,  und  ihr  Vei'lauf  ist  im  Allgemeinen  so  regelmässig,  dass 
man  sie  aus  der  Ferne  für  Massen  eines  stark  geschichteten  FIötz-Ge- 
birges  halten  könnte.  Nur  selten  haben  sich  einzelne  Lavenströme 
durch  die  lockern  Substanzen  hindurchgewunden.  Besonders  merkwür- 
dig sind  die  seiger  durchsetzenden  Gangplatten,  entschieden  von 
neuer  Entstehung  und  dem  heutigen  Eruptions-Kegel  angehörig. 

Etwa  in  15  Miglien  Entfernung  von  Stromboli  gegen  SW.  ragt 
aus  dem  Meere  jene  zusammenhängende  Felsen-Gruppe  hervor,  deren 
Hauptinseln  der  hoch  aufsteigenden  Panaria,  und  nächst  dem  der  viel 
minder  bedeutende  Basiluzxo  bilden.  Die  Gestalt  des  letztern  ist  nicht 
Kegel-fdrmig  j  er  senkt  sich  sanft  gegen  SO.  und  sehr  steil  gegen  NW. 
Das  herrscliende  Gestein  ist  ein  Trachyt  von  eigenthümlicher  Zusam- 
mensetzung (wir  müssen,  was  eine  sehr  umfassende  Schilderung  des- 
selben betrifft,  auf  die.  Schrift  selbst,  S.  17  ff,  verweisen),  auf  deren 
Oberfläche  locker  zerstreut  einzelne  kleine  Bimssteine  liefen.  An  der 
Südküste  von  Panaria  ist  das  Haupt-Gestein  ausgezeichneter  Trachyt- 
Porphyr.  Einzelne  Stücke  der  Massen  sind  mit  Rinde  weissen  Kiesel- 
sinters bekleidet,  obwohl  man  in  der;Nähe  keine  Fumarolen  oder  warme 
Mineral-Quellen  findet.  Dolomieu  und  Spallanzani  sehen  die  Fels- 
trümmer als  Reste  eines  zerstörten  Kraters  von  wahrscheinlich  6  Mig- 
lien Durchmesser  an;  nach  H.  dürften  sie  die  nur  veränderten  und  abge- 
nagten Theile  einer  ungleichförmig  zu  ihrer  gegenwärtigen  Höhe  em- 
porgetriebenen Masse  von  der  Oberfläche  des  vormaligen  Meeresgrun- 
des seyn. 

Die  Hauptinsel  Lipari,  welche  dem  ganzen  kleinen  Arch'ipelagus 
den  Namen  ertheilt  hat,  weicht  auffallend  von  Stromboli  und  Panaria 
ab.  Ihre  Oberfläche  zerfallt  in  drei  deutlich  von  einander  geschiedene 
Abtheilungen,  Am  Südrande  der  mittlem  derselben,  der  beträchtlichsten 
und  unstreitig  der  ältesten  unter  den  Bildungen,  welche  das  Innere  der 
Insel  zusammensetzen,  erliebt  sich  der  Kegel  des  Monte  St.  Angela. 
Gegen  0.  fällt  er  sanft  und  sehr  glcicliformig  ab  bis  zur  Meeresküste; 
gegen  S,  ruht  derselbe  auf  einer  bereits  ansehnlich  über  dem  Meere 
erhabenen  Basis,  welche  von  0.  gegen  W,  mehr  und  mehr  ansteigt.  In 
nordöstlicher  Richtung  verbindet  sich  der  Abhang  des  Hauptberges  mit 
dem  Monte  di  tre  puore  durch  ein  flaches  weites  Thal ,  welches  etwa 
1000  F.  über  dem  Meere  liegt,  und   man    nennt   hier    den   vom   letzter- 


—     70     - 

irähnten  Berge  zu  ihm  libersetzentlen  sanften  Höhenzug  S.  Eremo 
Das  ganze,  ringsum  scharf  begrenzte  Stück  Landes,  welches  das  Innere 
und  den  Kern  der  Insel  bildet,  besteht  vorherrschend  aus  einer  braunen, 
erdigen  Tuffmasse,  von  vielfach  zerkleinerten  Bruchstücken  vulkanischer 
Erzeugnisse  gebildet.  Dieser  Tuff  hat  viel  Ähnliches  mit  jenem  von 
der  Wilhelmshöhe  bei  Kassel.  Kleine,  schwarze,  auch  grau  oder  röth- 
lich  gefärbte  Lavenstücke  mit  vielen  eingeschlossenen  Feldspath-,  seltner 
mit  Augit-Körnern ,  sind  die  vorzüglichsten  Gemengtheile^  ausnahms- 
weise finden  sich  einzelne  Schlackenbrocken  und  Bimsstein-Stücke.  Die 
ganze  Tuff-Bildung  erscheint  auf  das  Vollkommenste  geschichtet.  Nähert 
man  sich  dem  Abhänge  des,  auf  diesen  Grundlagen  ruhenden  Kegels, 
«o  richten  sich  die  ringsum  wagerechten  Tuff-Schichten  auf.  Der  Haupt- 
berg der  Insel  ist  also  sehr  deutlich  ein  alter  Eruptions-Kegel. 
Diess  beweisen  seine  Schichten-Bildung  und  die  von  ihm  ausgegangenen 
Lavaströme.  Der  Krater  ist  eine,  von  sanft  gewundenen  Abhängen  ein- 
gefasste,  fast  Ei-förmige  Vertiefung.  Seine  Längenaxe  von  0.  nach 
W.  laufend ,  hat  etwa  700  bis  800  Schritte.  Gegen  W.  ist 
«r  offen ,  und  von  dorther  erheben  sich  die  Ränder  seiner  Einfas- 
sung bis  zum  höchsten  ihrer  Punkte  an  der  Nordseite,  dessen  Schei- 
tel-Linie etwa  200  F.  über  dem  Boden  dieser  Vertiefung  erhöht  liegt. 
Wie  der  Monte  S,  Angela,  nur  in  kleinem  Massstabe,  sind  auch  die 
Monti  rossi  gebildet.  Beide  Kegel  bestehen  aus  konzentrischen,  sie  rings- 
um einschliessenden  Tuff-Schichten,  und  die  Vertiefung  in  ihrer  Mitte 
ist  sehr  wahrscheinlich  der  Rest  ihres  eingefallenen  Kraters.  —  Auf 
der  Westseite  der  Insel  bildet  der  Rand  der  Hochebene  von  Quattro- 
pani  einen  senkrechten  Absturz  von  etwa  200  F.  Höhe.  Die  Felswand 
besteht  aus  wagerechten  Tuffbänken,  zwischen  denen,  wohl  hundertfach 
wiederholt,  ein  grauer,  stark  erhärteter  Thon  1"  bis  3"  starke,  dem 
Gängen  stets  deutlich  parallel  laufenden  Bänder  bildet.  Sehr  häufig 
geht  dieser  Thonstein  in  eine  vollkommen  dichte  Kieselmasse  über. 
In  dieser  Kieselmasse,  nicht  selten  aber  auch  in  den  Thonsteinen  und  im 
Tuff,  erscheinen  die,  bereits  von  Dolomieu  erwähnten  Pflanzen-Reste; 
keine  Überbleibsel  von  Fucus,  wohl  aber  Dikotyledonen-Blätter  und 
Blätter-Abdrucke  scheinbar  den  im  nahen  Sicilien  wachsenden  Fächer- 
Palmen  zugehörig.  Gewiss  befand  sich  hier  ein  mit  Palmen  und  Diko- 
tyledonen-Sträuchern  bewachsenes  Festland  in  der  Nähe,  als  die  das 
Tuffland  erzeugenden  Eruptions-Kegel  in  Thätigkeit  waren.  Ein  un- 
tergeordnetes Glied  der  Tuffmassen  sind  die  mit  ihm  zahlreich  auftre- 
tenden Lavabänke.  Der  Monte  S,  Angelo  trägt  am  obern  Theile  seines 
Abhanges  noch  die  Reste  zweier  deutlich  unterscheidbaren  Ströme.  Ihre 
Masse  ist  sehr  dicht,  reich  an  Feldspath,  ein  wahrer  Feldstein-Porphyr; 
auf  der  Oberfläche  zeigen  sie  keine  Schlackenrinde,  ein  Beweis  von 
s^ehr  hohem  Alter,  der  noch  durch  ihre  vollkommene  Zertheilung  in 
unförmliche  Felsblöcke  vermehrt  wird.  Eine  ähnliche  Lava  deckt  den 
Abhang  des  westlichen  unter  den  Monti  rossi.  Ungleich  manchfaltiger 
ist  die  Beschaffenheit  der  Lava-Massen,   welche   im   Innern   der  Tuff- 


—     71     — 

bänke  sich  eingeschlossen  finden;  einzehie  gleichen  ganz  den  neuen 
Ätna-haven.  —  An  der  steil  abgerissenen  Westküste  entströmen  noch 
dem  Innern  des  Monte  S,  Angelo ,  ausser  den  heissen  Quellen  der 
Grotte  di  S,  Cälogero,  auch  die  vielleicht  eben  so  reichhaltigen  Was- 
ser-Massen der  Bagni  caldi.  Sehr  nahe  bei  den  erst  bezeichneten 
Orten  entweichen  ferner  noch  immer  dem  Boden  die  mit  Schwefel  ge- 
schwängerten Wasserdämpfe  einer  ununterbrochenen  Fumarole,  die 
Stufe  di  S.  Cälogero,  oder  auch  wohl  il  bagno  secco  genannt.  Die 
zersetzenden  und  umändernden  Einflüsse  dieser  Dämpfe  auf  die  mit  ihnen 
in  Berührung  kommenden  umliegenden  Gesteinmassen  sind  in  hohem 
Grade  merkwürdig  und  müssen  früher  noch  viel  ansehnlicher  und  aus- 
gedehnter gewesen  seyn.  Aus  dem  dunkelfarbigen  Tuftbande  der  Stu- 
fe diS.  Cälogero  tritt  man  plötzlich  in  eine  schneeweise  Fläche.  Die 
Bank  einer  ausragenden  dunkeln  Feldspath-Lava  ist  in  ein  dichtes, 
groberdig  körniges ,  fast  Tripel-äbnliches  Gestein  umgewandelt.  Der 
nahe  TufiF  zeigt  sich  gelblichweiss,  sehr  uneben,  und  ganz  unregelmäs- 
sig ragen  rauhe  Knollen  eines  an  Opal  oder  Pechstein  erinnernden 
Gesteins  hervor,  mit  Überzügen  von  Cbalzedon  und  Hyalith-ähnlichera 
Kieselsinter.  In  innigster  Verbindung  mit  den  zahlreichen  Zersetzun- 
gen und  Verwitterungen,  welche  hier  bewirkt  worden,  sieht  man  überall 
an  den  Wänden  der  Abhänge  der  Stufe  di  S.  Cälogero  wohl  ausge- 
bildete Gypsmassen  auftreten.  Die  ganze  TuflFmasse  ist  von  schnee- 
weissen  oder  blassrothen  Gyps-Trümmern  durchzogen,  seidenglänzend, 
von  faserigem  Gefüge  und  bis  zu  1  Zoll  stark.  Sehr  häufig  erscheint 
der  Tufi  längs  den  Abhängen  in  eine  schmierige,  unrein  ockergelbe 
Thoumasse  verwandelt.  Und  dieser  Thon  ist  voll  von  Gyps-Blättern 
und  durchzogen  von  Fasergyps  Schnüren.  Diese  Erscheinung  findet 
man  keineswegs  auf  eine  eng  umschriebene  Ortlichkeit  beschränkt;  fast 
überall  an  den  Abhängen  einer  stundenlangen  Küste  wird  sie  getroffen, 
und  die  Höhe  der  von  Gypsmassen  durchdrungenen  Bergwände  erreicht 
häufig  200  F.  ;  auch  an  einem  andern  Orte  der  Insel  findet  sich  Gyps- 
Bildung  unter  ähnlichen  Verhältnissen.  —  Die  beiden  andern  Bezirke, 
welche  Lipari  zusammensetzen ,  sind  unter  sich  im  Wesentlichen  von 
gleichartiger  Beschaflfenheit.  An  die  Stelle  der  bisher  beschriebenen 
Tuffmassen  treten  Bimssteine  und  Obsidian-Konglomerate, 
und  der  Charakter  jener  Stein-artigen  Feldspath-Lava  ist  in  den  einer 
aufgeblähten  oder  dichten,  glänzenden  Glasmasse  verwandelt.  Ob  der 
Monte  Guardia,  dessen  Seehöhe  1100  bis  1200  F.  beträgt,  auf  seinem 
Gipfel  einen  Krater  habe,  scheint  keineswegs  ausser  Zweifel;  aber 
an  der  Nordseite  des  Berges,  etwa  600  F.  unter  dem  Gipfel,  findet  man 
einen  Kessei-förmigen  Thalgrund ,  la  fossa  della  valle  del  monte,  der 
sich,  durch  die  Richtung  der  ringsum  von  ihm  abfallenden  Laven-Strö- 
me und  Konglomerat-Schichten,  als  wahrer  Krater  zu  erkennen  gibt. 
In  der  dritten  Abtheilung  von  Lipari  herrscheu  zumal  die  Bimssteine, 
deren  Mächtigkeit  und  Reinheit  diese  Gegend  bereits  seit  Jahrhunder- 
ten zur  Fundgrube  jenes  Produktes  für  die  Versorgung   von   ganz  JE«- 


~     72     —       • 

ropa  gemacht  hat.  Ausgezeichnet  schöne  Übergänge  und  Verbindungen 
des  Obsidians  mit  dem  Bimsstein  trifft  man  hier  in  allen  Graden  und 
Verhältnissen.  Bei  weitem  vorwaltend  wechseln  beide  Fossilien  in  zahl- 
reich wiederholter,  oft  vollkommen  schieferiger  Streifung.  Eine  andere 
schöne  Erscheinung  bieten  ferner  die  zahlreichen  Beispiele  der  Entgla- 
sung,  welche  die  schwarzen  glänzenden  Glasstücke  darbieten.  Sie  be- 
ginnt mit  den  exzentrisch  faserigen  Krystall-Kugcln  und  endigt  allmäh- 
lich mit  einer  röthlichgrauen,  dichten,  feinerdigen  Thonstein-Masse.  In 
Obsidian-Masse  eng  eingeschlossen,  fand  H.  zwei  Granit-Stücke.  Auf 
dem  Gipfel  des  im  N.  von  Caneto  emporsteigenden  Monte  Campo  bianco 
sieht  man  sich  am  steil  abgestürzten  Rande  eines  prachtvollen  Kraters  J 
der  mit  steilen  Bergwänden  umschlossene  Halbkreis  hat  wenigstens 
3000  F.  Im  Durchmesser  und  500  F.  Tiefe.  Der  Lavastrom  vom  Capo 
Castagno,  den  man  vom  Meere  bis  zu  seiner  Quelle  im  Krater  des 
Campo  bianco  verfolgen  kann,  ist  von  wunderbarer  Frische.  Seine 
sichtbare  Mächtigkeit,  längs  den  steil  aufsteigenden  Rändern,  beträgt 
über  100  F.,  die  Breiten  unter  h  Miglie,  die  Längen-Erstreckung  we- 
nigstens \\  M.  Seine  Hauptmasse  ist  Bimsstein-Lava,  deren  Fasern 
stets  der  Erstreckung  des  Stroms  parallel  laufen.  Eigentliche  Schla- 
cken-Krusten werden  an  der  Oberfläche  nicht  gefunden.  Aber  am  An- 
fange des  Stroms  im  Krater  hat  sich  ein  breiter  Ring-förmiger  Wall 
von  Bimsstein- und  Obsidian-Stücken  locker  aufgehäuft,  ivelche  eine  innere 
konzentrische  Einfassung  in  den  steil  abgerissenen  blendend  weissen 
Kraterwänden  bilden.  Aber  diese  grossartige  Fossa  am  Campo  bianco 
war  einst  durch  eine  viel  riesenhaftere  eingeschlossen,  von  welcher  die 
kreisförmig  gebogene  Westhälfte  noch  gut  erhalten  ist.  Ganz  Lipari 
stellt  sich  uns  sonach  als  eine  mehr  zufällig  zusammenhängende  Reihe 
von  Eruptions-Bergen  dar,  es  ist  keine  in  sich  abgeschlossen  zugerun- 
dete Vulkan-Insel,  wie  Stromboli  und  Vulcano',  aber  die  Produkte  der 
Ausbrüche  von  Lipari  sind  so  manchfaltig  und  so  auffallend  von  einan- 
der verschieden,  dass  die  Art  der  Aufeinander-Folge  ihrer  Bildungs- 
Periode  nur  von  höchstem  Interesse  seyn  kann.  Die  Tuffmassen  und 
die  Porphyr-Laven  sind  die  ältesten  der  successiv  entwickelten  Erzeug- 
nisse ;  die  Bimsstein-  und  Obsidian-Stücke  des  nördlichen  und  südlichen 
Bezirkes  finden  sich  häufig  auf  der  Oberfläche  des  Tufflandes  zerstreut, 
und  zwar  keineswegs  bloss  unregelmässig,  oder  zufallig.  Am  Abhänge 
des  Monte  S.  Angela  u.  A.  findet  man  den  braunen  Tuff  mit  dünner 
Bimsstein-Rinde  wie  beregnet,  und  auf  dieser  Rinde  ruht  sodann  sehr 
deutlich  der  Lavenstrom  della  Perera  u.  s,  w. 

Vulcano  —  der  Verf.  bezieht  sich  auf  die  früheren  und  späteren 
Schilderungen  von  Dolomieu  und  P.  Scrope  —  ist  das  vollkommenste 
Modell  einer  in  sich  abgeschlossenen  Vulkan-Insel.  Von  der  Bucht, 
welche  das  Aufsteigen  von  Volcanello  an  der  Ostseite  der  Insel  erzeugt 
■!^^  hat,  erhebt  sich  sogleich  sehr  steil  der  oben  breit  und  flach  abgeschnit- 
tene Eruptions-Kegel  zu  1224  Pariser  F.  Meereshöhe.  Sein  Abhang  an 
der   Nordseite   ist  aus   fein   geschlämmten   Tuff-Schichten  zusammenge- 


—     73     - 

setzt,  die,  im  Allgemeinen  regelmässig  geordnet,  dem  Abhänge  parallel 
laufen.  In  der  Richtung  und  Verbindung  dieser  Streifen-weise  braun, 
grau,  selbst  schwarz  gefärbten  Schichten  sieht  man  nicht  selten  einige 
Unregelmässigkeiten:  oft  sind  sie  gebogen  und  gewunden  J  oft  ruhen 
die  Produkte  einer  späteren  Überschüttung  auf  den  älteren  in  übergrei- 
fender und  abweichender  Lagerung.  Hat  man  den  oberen  Rand  des 
grossen  Kegels  erreicht,  welcher  etwa  800  F,  hoch  ist,  denn  der  Berg- 
gipfel befindet  sich  an  derSüdostseite,  so  trifft  man  auf  eine  schwach  gegenN. 
geneigte  Ebene,  welche  in  nie  aufhörende  Schwefel-Dämpfe  gehüllt  ist. 
Diese  Dämpfe,  meist  mit  Schwefel-Wasserstoff  beladene  Wasser-Dämpfe, 
zischen  siedendheiss  aus  den  mit  Schwefel-Krusten  dick  bedeckten  Spal- 
ten des  Bodens  hervor.  Von  der  N.W.-Seite  ist  ein  rauher  Lavenstrom 
ausgeflossen.  Der  Haupt-Krater  erscheint  als  eine  ringsum  geschlossene, 
kreisrunde  Vertiefung  von  etwa  3000  F.  oberen  Durchmessers  und  mi.. 
oft  600  F.  hohen,  senkrecht  absteigenden  Felswänden  umgeben.  Der 
Aufenthalt  in  der  Tiefe  ist  sehr  lehrreich  durch  den  Anblick  so  zahlrei- 
cher veränderter  C  *  ine,  welche  von  den  Wirkungen  der  Däm])fe  bis 
ins  Innerste  zersetzt  wurden,  und  dennoch  Festigkeit  und  Zusammen- 
hang behalten  haben.  Die  harte,  schwarze  Obsidian-Masse  selbst  i  it 
hier  sehr  deutlich  in  Schnee-weissen,  dichten  Thonstein  verwandelt;  ai  f 
den  Klüften  hat  sich  Schwefel  gebildet;  in  kleinen  Höhlungen  findet  man 
zierliche  Gyps-Drusen,  und  fortwährend  setzt  sich,  als  Produkt  von  Sub- 
limation, Borsäure  in  seidenartig  glänzenden  Schüppchen  ab.  Auf  dem 
Boden  des  Kraters,  in  507  F.  Meereshöhe,  liegt  ein  etwa  80  F.  hoher  Hü- 
gel von  vielen  durcheinander  geworfenen  Steinblöcken,  welchen  die 
Schwefel-Dämpfe  mit  besonderer  Heftigkeit  und  Stärke  entströmen.  Aus 
dem  Krater  wieder  hinaufgestiegen  sieht  man  deutlich,  wie  die  Produkt  '■ 
verschiedener  Aufschüttungen  den  oberen  Rand  seiner  Einfassungen  zu 
wiederholten  Malen  verändert  und  erhöht  haben.  Der  Lavastrom,  von 
dem  oben  bereits  die  Rede  war,  ist  Produkt  des  Ausbruches  von  1775< 
Er  besteht  vorwaltend  aus  Glas-  und  Bimsstein-Lava  und  hat  auf  seinei 
Oberfläche  stets  eine  Email-Kruste.  In  seiner  Grundmasse  finden  sich 
sehr  häufig,  fest  eingebackene,  Nuss-grosse  Kerne  von  röthlichgrauem 
und  grauem  dichten  Thonstein,  voll  weisser  glasiger  Feldspath-  und 
Augit-Körner.  Der  mächtige  äussere  Ring,  welcher  die  Einfassung 
des  Eruptions-Kegels  von  Volcano  bildet,  verhält  sich  zu  diesem  genau 
so,  wie  der  Somma  zum  neuen  FfJÄMW-Kegel.  Auch  er  ist  zur  Hälfte 
zerstört  oder  vielleicht  nie  an  beiden  Seiten  völlig  ausgebildet  worden, 
und  ein  tief  eingeschnittener  Zirkei-förmiger  Thalgrund  trennt  den  inne- 
ren vom  äusseren  Ringe;  aber  die  Natur  der  Gesteine,  welche  beide 
Vulkane  bilden,  ist  von  ganz  heterogener  Beschaffenheit.  Auf  seinem 
oberen  scharfen  Rande  theilt  sich  der  Ring  von  Vulcano  in  zwei  Gipfel, 
deren  südwestlicher,  stumpfKegel-förmiger  Monte  Saraceno,  der  südöst- 
liche, ein  sanfter  langer  Rücken,  Colle  chiano  genannt  wird.  Auf  dem 
Wege  nach  dem  M.  Saraceno  sieht  man  deutlich  das  Ausragen 
der  Schichten-.Köpfe  regelmässig  wechselnder  Laven-,  Tufif-  und  Konglo- 


—     74     — 

nierat-Bänke.  In  4—500  F.  Höhe  erreicht  man  die  ersten  ansehnlichen 
Lavabänke,  deren  Masse  ein  wahrer  Trachyt-Porphyr  ist,  mit  kleinen 
Höhlungen,  in  denen  sich  Anflüge  von  Eisenglimmer  zeigen,  theils  auch 
mit  erdigen,  lebhaft  grünen  Malachit-Krusten  beschlagen.  Übrigens  lässt 
die  Lava  zahlreiche  Abänderungen  wahrnehmen;  zuweilen  wird  dieselbe 
dem  Augit-Porphyr  vollkommen  ähnlich,  in  andern  Fällen  dem  Hornstein- 
Porphyr,  Der  Lava  folgt  im  Aufsteigen  eine  ansehnliche  Tuff-Masse, 
braun,  locker,  feinkörnig,  und  den  Gipfel  des  Berges  bildet  eine  sehr 
starke  Decke  von  unzusammenhängenden  rothen  Schlacken-Stücken.  Das 
Ganze  liegt  sehr  gleichförmig  aufeinander  und  fällt  sanft  gegen  SW, 
Nach  dem  Innern  des  alten  Kraters  biegen  sirh  jene  Schichten,  Laven, 
Tuffe  und  Schlacken  Haufen  nicht  selten  über  und  fallen  sodann  dem 
Centrum  ihrer  vormaligen  Eruption  zu.  Beim  Hinabsteigen  ins  Thal 
kehren  noch  zwei  Mal  etwa  10  F.  starke  Bänke  des  Trachyt-Porphyrs 
wieder,  und  ihre  deutlich  erkennbaren  Schlacken-Krusten  an  der  oberen, 
wse  an  der  unteren,  Fläche- beweisen,  dass  sie  einst  wirklich  als  Lava- 
ströme geflossen  sind.  —  Ausser  dem  grossen  Eruptions-Kegel  gibt  es 
im  N.  desselben  noch  zwei  minder  bedeutende  Kegel  der  Art,  einen  dicht 
neben  dem  Landungs-Platze,  den  anderen  in  dem  fast  isolirten  Volcanello. 
Die  Schichten  des  ersten,  von  welchen  gegenwärtig  nur  noch  die  süd- 
lich fallenden  vorhanden  sind,  bestehen  aus  einem  Wechsel  von  Laven- 
und  Konglomerat-Bänken.  Was  sie  sehr  auszeichnet,  ist  die  weit  vor- 
schreitende Zersetzung,  in  welcher  sich  das  Innere  ihrer  Massen  befin- 
det. Man  findet  im  Allgemeinen  die  nämlichen  Erscheinungen,  wie  oben 
im  Krater,  oder  wie  solche  früher  als  Wirkungen  der  Furaarolen  auf 
lApari  beschrieben  worden.  Volcanello  hat  sich  wahrscheinlich  200 
Jahre  vor  Christus  zu  bilden  begonnen.  Dieser  Eruptions-Kegel,  etwa 
300  F.  höher,  als  die  Meeres-Fläche,  ist  mit  der  Hauptinsel  durch  eine 
sehr  flache,  sandige  Landzunge  verbunden.  Er  besteht  aus  ringsum  kon- 
zentrisch abfallenden,  rothbraun  gefärbten,  sehr  feinerdigen  Tuff-Schich- 
ten, und  der  Gipfel  zeigt  noch  deutlich  drei  Krater-Mündungen. 

Saline,  von  Lipari  gegen  NW.  gelegen,  ist,  nächst  dieser 
wohl  die  bedeutendste  unter  den  Inseln  der  Gruppe.  Die  beiden  höch- 
sten Gipfel  steigen  etwa  3500  F.  über  die  Meeres-Fläche  empor.  Der 
eine  heisst  Monte  della  Fossa  di  Filici  (auf  den  Karten  M,  Salvatore)^ 
der  andere  M.  della  Volle  di  Spina  CM.  VergineJ.  Die  Abliänge  des 
ersten  bestehen  aus  Tuff-Bänken ,  welche  sehr  an  die  gleichnamigen 
Massen  von  Lipari  erinnern.  Sie  fallen  stets  den  Abhängen  parallel 
mit  20°  oder  30"  gegen  O.  oder  SO.  In  Zwei- Drittel  der  Erhebung 
dieses  Berges  erscheinen  zahlreiche  Lavenbänke  zwischen  den  Tuff-La- 
gen. Der  M.  della  Valle  di  Spina  hat  eine  auffallend  regelmässige 
Kegel-Gestalt.  Konglomerat  -  Massen,  aus  grossen  eckigen  Schlacken- 
Stücken  gebildet,  welche  meist  lose  aufgeschüttet  über  einander  liegen, 
setzen  den  Berg  zusammen.  Auf  dem  Gipfel  unterscheidet  man  deutlich 
die  Gestalt  einer  hier  vormals  befindlich  gewesenen  Krater-Vertiefung, 
und  ihr  nahe   finden  sich  wieder  Bänke  von  Porphyr-Laven.    An  der 


—     75     - 

Nordseite  der  Basis  von  M,  della  Valle  di  Spina,  westlich  von  Amälfa^ 
sieht  man  über  dunkelbraune  Tuff-Massen  ganz  locker  aufgeschüttete 
Bimsstein-Konglomerate.  Obsidian-Stücke  sind  nicht  darunter,  wohl  aber 
Fragmente  schwarzer  und  rother  Porphyr-Laven  J  auch  fand  H.  ein  Gra- 
nit-Geschiebe. Bis  Pedara  ziehen  sich  die  Bimssteine  und  ihre  lockeren 
Schichten  fallen  stets  sehr  gleichförmig  unter  Winkeln  von  12  bis  15°. 

Felicudi  und  Alicudi  besuchte  der  Verf.  nicht.  Nach  den  Mitthei- 
lungen von  G.  GussoNE  in  Neapel  zeigt  Felicudi,  der  Hauptmasse  nach, 
einen  einzigen  Kegelberg  von  2853  Pariser  Fuss  Seehöhe.  Man  findet 
hier  die  Bildung,  zweier  Kratere ,  deren  einer  dem  Gipfel  nahe,  der  an- 
dere niedrigere  an  der  Südseite  liegt.  In  ihrem  geognostischen  Bestän- 
de gleicht  die  Insel  im  hohen  Grade  den  Bildungen  von  Saline',  sie 
wird  vorzüglich  von  Tuffen  zusammengesetzt,  welcher  in  Bänken  vorkommt, 
und  die  ihm  untergeordneten  Lava-Schichten  tragen  ganz  den  Charakter 
der  Feldspath-  und  Porphyr-Laven  von  Saline,  oder  vom  älteren  Theile 
von  lApari,  —  Alicudi  ist  noch  einfacher  als  Felicudi :  ein  Kegelberg, 
dessen  Gipfel  von  1497  Par.  Fuss  Seehöhe  die  Spuren  eines  Kraters 
trägt.  Seine  Tuff-Massen  scheinen  verhältnissmässig  bedeutend  geringer 
im  Vergleich  zu  den  Laven,  welche  eben  so  sehr  als  die  von  Felicudi 
den  gleichnamigen  von  Saline  oder  von  Lipari  ähnlich  sind.  —  Das  weit 
entfernte  Eiland  Ustica  unterscheidet  sich  schon  in  seiner  Form  von 
allen  bisher  beschriebenen  Inseln.  Statt  eines  ringsum  steil  abfallenden 
Kegelberges  bildet  Ustica  einen  sanft  aufsteigenden,  langgezogenen  Rü- 
cken. Der  höchste  Punkt  erreicht  964  Par.  F.  über  der  Meeres-Fläche. 
Die  Hauptmasse  des  Eilandes  besteht  aus  den  innig  verwachsenen  Rän- 
dern zweier  sehr  grossen  und  halb  eingestürzten  Kratere.  Die  Tuff- 
Massen  und  die  Laven  zeigen  sich  übrigens  von  der  oft  beschriebenen 
Beschaffenheit.  Im  Tuffe  finden  sich,  bei  der  Marina  di  Sta.  Maria, 
einige  Reste  von  See-Muscheln,  u.  a.  Pectunculus,  aber  zugleich  wohl 
kenntliche  Landschnecken  von  der  Gattung  Helix.  Ferner  trifft  man  auf 
der  Insel  sehr  ausgezeichnete  Bimssteine;  sie  bedecken  die  Lava  vom 
Krater-Rande  der  Guardia  di  mezzo.  Endlich  zeigen  sich  an  vielen 
Stellen  längs  der  Küste  augenscheinlich  sehr  neu  entstandene  Kalkstein- 
Bildungen,  welche  bei  Torre  di  Sta,  Maria  bis  zu  320  F,  Meereshöhe 
emporsteigen.  In  den  Kalk-Massen  kommen  häufig  Reste  wohl  erhalte- 
ner See-Muscheln  vor. 

Am  Schlüsse  seiner  lehrreichen  Schilderung  sagt  der  Verf.:  „Aus 
der  vorliegenden  Beschreibung  geht  hervor,  was  unstreitig  auch  wohl 
Niemand  bezweifelt  hat,  dass  diese  Inseln  keineswegs  wie  die  abhängi- 
gen und  untergeordneten  Glieder  eines  Zentral-Vulkans  auftreten!  Denn 
ihr  ansehnlichster  genannter  Vulkan,  Stromboli,  ist  zu  unbedeutend  und 
zeigt  durchaus  keine  so  erweisbaren  Verhältnisse  der  Wechsel-Wirkung 
und  Abhängigkeit  von  den  Vorgängen  in  den  anderen  Theilen  dieses 
kleinen  Archipelagus,  dass  wir  irgend  daran  denken  könnten,  diesen  un- 
bedeutenden Eruptions-Kegel  auf  einen  so  einflussreichen  Standpunkt 
zu  erheben.    Ganz  dasselbe  gilt  auch  sehr  wahrscheinlich  von  dem  eben 


•—     76     — 

so  wenig  bedeutungsvollen  Vulcano.  Es  bleibt  uns  daher  nur  übrig, 
diese  Inseln  als  Reihen-Vulkane  zu  betrachten;  doch  es  lehrt  uns  ein 
Blick  auf  die  Karte,  dass  auch  in  dieser  Beziehung  keine  Einfachheit 
ihrer  Vertheilung  könne  nachgewiesen  werden.  Denn  sie  bilden  weder 
eine  einfache  Kette,  noch  erheben  sie  sich  in  mehrfachen  Parallel-Reihen, 
welche  der  Richtung  einer  Hauptspalte  folgten.  Wir  würden  daher  sicher 
in  Verlegenheit  über  die  Art  ihrer  naturgemässen  Deutung  kommen, 
zeigte  uns  nicht  eine  genauere  Untersuchung,  dass  wirklich  eine  erweiss- 
bare, und  bei  erstem  Anblick  vielleicht  kaum  geahnte  Verbindung  Statt 
finde.  Unstreitig  ist  es  wohl  von  Wichtigkeit,  beim  Beginnen  dieser 
Darstellung  auf  den  sehr  wesentlichen  Unterschied  in  der  Bildungsweise 
dieser  Inselländer  zurückzukommen ,  welcher  aus  der  mitgetheilten  Be- 
schreibung hervorgeht.  Denn  Stromboli,  Vulcano,  Lipari,  Saline,  Fe- 
licudi  und  Alicudi  sind  sehr  deutliche,  und  zum  grossen Theile  äusserst 
einfache  Eruptions-Inseln,  welche  durch  Ausschüttung  ilirer  ausgebroche- 
nen Masse  und  durch  späteres  Verwachsen  einer  mehr  oder  minder  be- 
deutenden Anzahl  von  Eruptions-Kegeln  ihre  gegenwärtige  Ausbildung 
erlangt  haben.  Panaria  aber,  Basiluzzo  und  die  umgebenden  Fels- 
massen sind  entschieden  auf  eine  ganz  andere  Weise  gebildet.  Ihre 
gleichförmige  und  sehr  deutliche,  niemals  in  Strömen  abgesonderte  Tra- 
chyt-Masse,  ihre  ringsum  scharf  aufsteigende  Beschaffenheit  und  die  auf- 
fallende Verschiedenheit  ihrer  Gestalt  von  der  Ringform,  oder  den  Kegel- 
Bergen  der  ändern  Inseln  nöthigen  uns  gleich  sehr,  ihren  Ursprung  als 
von  dem  aller  Nachbar-Inseln  verschiedenartig,  ja  als  wesentlich 
von  ihm  abweichend  zu  betrachten.  Solche  ansehnliche  und  ganz  mas- 
sive Felsblöcke ,  solche  steil  und  scharf  abgerissene  Formen ,  welche 
nichts  destoweniger  doch  von  wirklich  einmal  geschmolzenen,  oder  im 
Innern  ganz  aufgelockerten,  erhitzten  Bestandtheilen  gebildet  werden, 
führen  uns  natürlich  zur  Vorstellung,  dass  einst  hier  ein  grosser  Theil 
von  dem  Meeres-Grunde  gesprengt  und  in  abgerissenen  Stücken  erhoben 
wurde,  um  das  Auftreten  einer  Gruppe  scliarf  abgeschnittener  Insel-Fel- 
sen zu  veranlassen.  Wir  möchten  ferner  wohl  zugleich  sehr  geneigt 
seyn,  diesen  Vorgang  in  einer  verhältnissmässig  sehr  alten  Periode  zu 
suchen.  Denn  die  ringsum  auftretenden  Ausbrüche  mussten  damals  hier 
den  Meeres-Grund  nicht  verändert,  oder  mit  Spuren  ihrer  Erzeugnisse 
bedeckt  haben.  Keine  Tuff-Schicht,  noch  weniger  irgend  ein  Lavastrom, 
war  gebildet,  als  die  Oberfläche  der  Erdrinde  hier  aufbrach,  und  doch 
waren  höchst  wahrscheinlich  die  emporgehobenen  Felsmassen  sclion  fest 
und  verhärtet,  als  sie  der  Oberfläche  des  Meeres  entstiegen.  Ihre  Ge- 
steine sind  den  sicher  hier  sehr  nahe  liegenden  Graniten,  oder  der  Gnefss- 
Masse,  welche  die  Küstenländer  des  benachbarten  Siciliens  und  Cala- 
briens  entblössten,  in  so  auffallender  Weise  ähnlich  und  so  vollkommen 
aus  denselben  Bestandtheilen  gebildet,  dass  wir  ferner  nicht  umhin  kön- 
nen, auch  von  dieser  Seite  die  Felsmassen  von  Basiluzxo ,  Panaria 
u.  s.  w.  als  die  ältesten  jener  Bildungen  anzusehen,  welche  durch  den 
Einfluss  vulkanischer   Vorgänge  in   dem   Gebiete  dieser  Inselländer  er- 


—     77     — 

zeugt  wurden.  Ganz  ähnlich  hatten  wir  auch  einst  als  die  Grundlage 
des  Ätim,  in  dem  Innersten  seiner  oft  genannten  alten  Caldera  grosse, 
weit  von  einander  getrennte  Felsmassen  von  gleichförmiger  Trachyt- 
Bildung  angetroffen,  welche  wahrscheinlich  den  ältesten  Theil  von  der 
Masse  dieses  wichtigen  Zentral-Vulkans  bilden.  Mit  sehr  ansehnlicher 
Höhe,  steilen  Abstürzen  und  mit  breit  ausgedehnter  Easis  fest  wurzelnd 
in  dem  Innern  seines  tief  aufgeschlossenen  Bergkörpers,  dann  bedeckt 
und  vereinigt  von  den  später  über  sie  ausgebreiteten  Lavaströmen,  Tuff- 
und  Konglomerat-Massen,  war  es  sehr  leicht,  hier  im  Monte  Colanna, 
Giannicola  u.  s.  w.  die  hervorragenden  Theile  von  den  Grundpfeilern 
dieses  riescngrossen  Bauwerkes  zu  erkennen,  und  die  Ähnlichkeit  ihrer 
zusammensetzenden  Gebirgsarten  mit  den  Trapp-Gesteinen,  Syeniten  u. 
s.  w.  zog  schon  damals  eben  so  sehr  unsere  Aufmerksamkeit  auf  sich, 
als  der  Anblick  der  Granit-,  Gneiss-  und  Porphyr-ähnlichen  Gesteine, 
welche  die  Felsen-Gruppe  der  Umgegend  von  Panaria  bilden.  Nichts 
kann  auffallender,  Nichts  wohl  merkwürdiger  und  befriedigender  seyn, 
als  die  Auffindung  solcher  anstehenden  und  ausgedehnten  Felsmassen  in 
dem  Innern  eines  uns  aufgeschlossenen  Vulkan-Kegels,  und  die  Anwen- 
dung dieser  am  Ätna  gefundenen  Verhältnisse  auf  den  augenscheinlich 
am  Frühesten  gebildeten  Theil  von  der  Insel-Gruppe  von  Lipari  zeigt 
uns  sehr  sicher  den  Weg  an,  den  wir  bei  Deutung  des  Zusammenhanges 
ihrer  Glieder  mit  Erfolge  jetzt  zu  betreten  hoffen  dürfen.  Panaria  also, 
Basilu^xo  und  das  Gebiet  ihrer  umgebenden  Insel-Felsen  sind  die  Reste 
von  den  Grundpfeilern  eines,  in  diesem  Theile  des  Meeres  von  Sicilien 
einst  .sich  festsetzenden  Zentral-Vulkans.  Hier  war  es,  wo  der  Meeres- 
Boden  gesprengt  und  erhoben  wurde,  um  die  Öffnung  eines  bleibenden 
Eruptions-Weges  zu  erzeugen,  dessen  Umfang  und  Grösse  die  Entste- 
hung eines  dem  Ätna  ähnlichen  Feuerberges  zu  versprechen  schienen. 
Doch  die  frei  gewordenen  Kräfte,  welche  den  Umkreis  einer  Erhebungs~ 
Insel  erzeugt  haben,  deren  Grösse  reichlich  dem  Umfange  von  Lipari 
gleichkommt,  die  nun  frei  gewordenen  Dampf-Massen  und  Gasarten 
vermochten  nicht  zwischen  den  aufgetriebenen  Felsen-Inseln  nun  die 
Ausbrüche  der  im  Innern  liegenden  geschmolzenen  Gestein-Masse  her- 
vortreten zu  lassen.  Keine  Lavaströme,  keine  Auswürfe  verbanden  diese 
vereinzelt  stehenden  Bruchstücke,  welche  die  Zeugen  einer  hier  Statt 
gefundenen  Explosion  waren,  des  ersten  und  gewiss  würdigen  Aktes  der 
Thätigkeit,  welche  die  umliegende  Insel-Gruppe  gebildet  hat," 


Über  Natur  und  Lagerungs-Art  der  unter  dem  Namen 
Calcairef  amygdalins  bekannten  Kalksteine,  von  DuFKENor. 
CAnn.  des  Min.  3^'««  Ser.  T.  III,  p.  123.  etcj  Das  Übergangs-Ge- 
bilde der  Pyrenäen  hat  an  vielen  Stellen  mit  Tlionschiefer  gemengt  vor- 
kommende Kalk-Lagen  aufzuweisen,  und  die  Verbindung  beider  Gestei- 
pe  ist  sehr  innig;  der  Kalk  stellt  sich  im  Allgemeinen  in  kleinen  mehr 
oder  weniger  rundlichen  Massen  oder  Nieren  dar,  die  vom  Schiefer  um- 


—     78     — 

schlössen  werden ,  so  dass  das  Ganze  eine  gewisse  Ähnlichkeit  mit 
manchen  Mandelsteinen  hat,  woher  der  Provinzial  -  Name  calcaire 
amygdalin  rühren  dürfte.  Die  verschiedene  Färbung  des  Schiefers 
und  des  Kalkes  verleiht  den  Gesteinen,  wenn  sie  geschliiFen  und  polirt 
sind,  ein  ungemein  schönes  Ansehen.  Von  den  Arbeitern  wird  die  Fels- 
art als  Marbre  griotte  bezeichnet,  wenn  der  den  Kalk  begleitende 
Schiefer  röthlich  gefärbt  ist,  und  als  Marbre  Campan,  wenn  derselbe 
eine  grünliche  Farbe  hat  *). 

Eine  genaue  Untersuchung  zeigte,  dass  in  den  meisten  Fällen  die 
Kalk-Mandeln  oder  Nieren  nichts  sind,  als  Steinkerne  von  Nautilus, 
deren  Gestalt,  wenigstens  in  einzelnen  Theilen,  mitunter  noch  wohl  er- 
kennbar ist.  Es  zeigen  sich  demnach  diese  „Calcaires  amygdalins" 
welche  man  lange  Zeit  hindurch  den  alten  Formationen  beizählen  zu 
müssen  glaubte ,  eben  so  reich  an  fossilen  Körpern ,  als  die  sekundären 
Kalke.  Die  Lagen  jenes  Kalks,  in  denen  deutliche  Petrefakten  vorkom- 
men, haben  selten  weniger  als  4  F.  Mächtigkeit,  allein  in  manchen 
Fällen  erlangen  sie  eine  Stärke  von  mehr  als  10  F. ,  und  dabei  ist  ihre 
Erstreckung  bedeutend,  so  dass  fast  in  allen  Pyrenäen-Thixlern  von  de- 
nen an ,  in  welchen  die  Thermen  entspringen ,  bis  in  die  Gegend  von 
Perpignan,  man  dieselben  zu  Tage  gehen  sieht.  Die  Gegenwart  einer 
Menge  von  Nautiliten  in  jenen  Calcaires  amygdalins  beweisst, 
dass,  zur  Zeit  ihrer  Ablagerung  die  Thiere,  welche  die  Meere  jener 
Gegend  bevölkerten  eben  so  zahlreich  waren,  als  in  irgend  einer  Periode, 
wo  sedimentäre  Absätze  entstanden.  Im  y^Marbre  griotte^''  erschei- 
nen die  fossilen  Reste  bei  Weitem  deutlicher,  als  im  „M.  Cam- 
pan^'.  Am  frühesten  beobachtete  der  Vf.  die  Gegenwart  der  Petrefak- 
ten in  den  „Marbres  amygdalins^*  im  Thale  von  Pardes  unfern 
des  Dorfes  Sirach.  Ausser  den  Nautilus -Resten  wurden  auch  noch 
manche  andere,  dem  Übergangs-Gebiete  zustehende  Versteinerungen  auf- 
gefunden. Es  erfüllt  diese  Formation  bei  Pardes  nur  ein  Becken  von 
sehr  geringer  Erstreckung,  welches  nach  allen  Seiten  hin  durch  Granit 
umgeben  ist.  Die  Stadt  Pardes  selbst  steht  auf  Granit.  Gegen  Mont- 
Louis  hin  treten  Schiefer-Gebilde  auf,  aber  schon  um  Villefranclie  sieht 
man  dieselben  nicht  mehr.  Unmittelbar  auf  Granit  liegen  Thonschiefer 
von  dunkelgrüner  Farbe.  Sie  enthalten  einige  feldspathige  Adern  und 
kleine  Haufwerke  von  Eisen-Glimmer,  Roth-Eisenstein  und  von  Eisen- 
spath.  Die  regelrechte  Schichtung  des  Schiefers  zeigt  deutlich,  dass 
derselbe  in  die  libergangs-Zeit  gehöre.  Durch  Beimengungen  von  Kalk- 
theilen  verlauft  sich  derselbe  allmählich  in  der  „Marbre  Campan*', 
Die  kalkigen  Nieren  desselben  sind  sehr  krystallinisch ;  bestimmte  Spu- 
ren von  Organisation  waren  jedoch  darin  nicht  beobachtbar.  Auf  den  grü- 


*)  D«r  Ausdruck  Marbre  Campan  rührt  daher,  dass  die  bedeutendsten  Steinbrüche 
im  oberen  Theile  des  Campa/i-tXiaXcs  sich  iw^finden ;  der  Kalk  hingegen,  welcher 
das  Gehänge  am  Adoiir  zusammensetzt,  vom  Dtufe  Campan  bis  Jiaf^neres-de-Hi- 
gorrfi,  und  den  man  seither  als  ein  Übergangs-Gbbilde  betrachtete,  gehört  zum 
Jurakalk. 


—  To- 
nen Marmor  foigt  ein  Kalk,  der  zugleich  splitterig  und  körnig  ist ,  und 
von  Thonschiefer-Adern  durchzogen  wird.  Dieser  Kalk  setzt  die  Mas- 
sen des  Berges  zusammen,  welcher  bei  Villefranche  emporsteigt.  Er 
enthält  mehr  oder  weniger  mächtige  Marmor-Lagen,  aus  kalkigen  Nie- 
ren und  Schiefer  bestehend.  Nur  sehr  sparsam  zeigen  sich  hier  in  den 
Nieren  Spuren  von  Organisation.  Ausser  den  Nautilus -Resten  triflft 
man  in  den  nämlichen  Schichten  auch  Orthoceratiten  und  Terebrateln. 
Der  splittrige  Kalk  aber  führt  Polypiten  und  Enkriniten.  -^  Die  ver- 
einzeinte Lage  des  kleinen  durch  Schiefer  und  Kalk  erfüllten  Beckens 
von  Sirach  bietet  keine  direkten  Beweise  über  das  Alter  der  Kalke  J 
aber  in  der  nämlichen  Berg-Gruppe  und  in  unbedeutender  Entfernung 
kommt  bei  Tuchan  ein  Streifen  von  Schiefern  vor ,  jenen  von  Sirack 
durchaus  ähnlich ,  und  diese  werden  durch  älteres  Steinkohlen  -  Gebilde 
bedeckt.  In  der  Gegend  von  Saint-  Girons  folgt  unmittelbar  auf  die 
Kalke  und  Thonschiefer  der  bunte  Sandstein,  und  über  diesen  erscheinen 
der  Lias  und  sodann  der  Jurakalk.  Man  sieht  deutlich,  wie  die  Schich- 
ten des  Übergangs-Gebildes  bei  Weitem  mehr  Störungen  erlitten  haben, 
als  die  Jurakalk- Ablagerungen.  — •  Im  Baigorry -ThdX ,  fast  am  westli- 
chen Ende  der  Pyrenäen-lLeite,  tritt  der  Schiefer  unter  buntem  Sand- 
stein hervor.  —  Der  ,yCalcaire  amyydalin"  findet  sich  ziemlich 
mächtig  im  Übergangs-Gebiet  der  Montayne  Noire,  er  trägt  auch 
hier  die  bekannten  Merkmale.  Die  Kalk-Lagen  bilden  mehrere,  den  äl- 
teren Formationen  parallele  Streifen]  ein  Theil  des  Gesteins  ist  sehr 
krystallinisch  und  frei  von  Petrefakten,  aber  an  Stellen,  wo  dasselbe 
nicht  von  feldspathigen  Massen  umgeben  wird,  führt  es  mitunter  fossile 
Reste  in  grösster  Häufigkeit.  —  Bei  Caunes  endlich  ruhen  die  oberen 
Kreide-Ablagerungen  unmittelbar  auf  dem  Übergangs-Gebilde ;  allein  im 
O.  der  Stadt  nimmt  die  Kohlen-Formation  von  Bedurrieux  ihre  Stelle 
über  grünen  Schiefern  ein,  welche  eine  Fortsetzung  des  Übergangs-Ge- 
bildes von  Caunes  sind. 


V.  Eschwege:  g  eo  gn  os  tis  ch  e  Übersicht  der  Umgebun- 
gen von  Lissabon  (Karsten,  Archiv  für  Min.  V.  B.,  S.  365.  ff.)  Die 
Niederung  zwischen  der  Serra  da  Cintra  und  der  Serra  da  Arrahida 
bildet  auf  dem  rechten  Tajus-\}£ev  hügeliges  Land,  das  gegen  die  zu- 
erst genannte  Serra  mehr  ansteigt,  während  sich  am  linken  Strom-Ufer 
grössere  Ebenen  zeigen,  die  erst  in  der  Nähe  der  erhabenen  Serra  da 
Arrabida  ("oder  d''Arrabida  ?J  zu  Hügeln  und  niederen  Vorbergen  em- 
porsteigen. Die  Schichten  fallen  von  der  Cintra  aus  NW",  nach  SO, 
und  von  Arrabida  in  entgegengesetzter  Richtung,  so  dass  eine  grosse 
Mulden-förmige  Vertiefung  (Spalte)  nicht  zu  verkennen  ist.  Der  bunte 
Sandstein  und  die  Jura-Bildung  verschwinden  auf  der  rechten  Tajns- 
Seite  unter  jüngeren  Gebirgs-Arten  und  kommen  auf  der  linken  Seite 
nicht  wieder  zum  Vorschein.  Die  tertiären  Forznationen  hingegen  setzen 
auf  dieser  Seite  noch  fort,  verlieren  sich  unter  angeschwemmtem  Lande, 


—     80      — 

erheben  sich  jedoch  sodann  am  Fusse  der  Serra  da  Arrabida  mit  dem 
aufgerichteten  Aipeukalkstein  wieder.  —  Das  Ciwfr«- Gebirge  —  eine 
isolirte  Berg-Gruppe  aus  Primitiv-Gesteinen  zusammengesetzt  —  erhebt 
sich  von  der  NW.-Seite  aus  dem  Meere  zu  1829  Engl.  Fuss.  Granit 
herrscht  vor  3  er  führt  u.  a.  Magneteisen  eingesprengt  und  in  eingewach- 
senen Stücken.  In  der  Richtung  gegen  das,  allen  Seefahrern  so  be- 
kannte, Cap  Rock  hin  tritt  Feldstein-Porphyr  auf,  welcher  beim  Dorfe 
Biseaya  von  Syenit  begrenzt  wird.  So  einfach  die  Zusammensetzung 
dieses  hohen  Gebirgsstockes,  so  manchfaltig  stellen  sich  die  geogno- 
stischen  Verhältnisse  der  niederen  Gegend  dar.  Dem  Urgestein  legen 
sich  unmittelbar  sekundäre  Felsarten  an.  Östlich  vom  Gebirge  erstreckt 
sich  nach  Erigaira  Maffra  und  Igrega  nova,  ein  hügeliges  Land,  in 
dem  bunter  Sandstein  und  Jurakalk  vorherrschen.  Auf  der  SO-  und  S.- 
Seite ruht,  zunächst  an  dem  Granit,  ein  Kalk,  den  der  Verf.  Alpen- 
Kalkstein  nennt;  Petrefakten  werden  hier  nicht  darin  gefunden,  allein 
weiter  gegen  W.,  zwischen  Charneca  und  Cascaes,  kommen  Muscheln 
darin  vor,  wie  solche  dem  Übergangs-Kalk  nicht  eigen,  und  so  wird 
jeder  Zweifel,  als  sey  die  Felsart  dahin  zu  zählen,  beseitigt.  Der 
„Alpen-Kalkstein"  imischliesst  Einlagerungen  eines  Mergel-artigen  Sand- 
steines, und  auf  denselben  trift't  man  grosse  Bruchstücke  eines  Konglo- 
merates, welche  dem  rothen  Todt-Liegenden  anzugehören  scheinen,  das 
an  der  Küste  in  grossen  Massen  ansteht  und  den  Alpen-Kalkstein  un- 
terteuft. Aus  dem  Kalke  treten  auf,  von  S.  Pedro  nach  O.  laufenden, 
Vorsprüngen  des  Berges  grosse,  2  bis  4  Fuss  mächtige  Bänke  eines 
Stinkkalkes  hervor,  von  blendend  weisser,  auch  ins  Blauliche  sich  ver- 
laufender Farbe  und  von  krystallinischem  Korne.  Ob  dieser  Stinkkalk 
geschichtet  sey,  ist  nicht  ausgemittelt,  und  eben  so  wenig,  ob  ein  Über- 
gang aus  dem  Alpen-Kalkstein  in  denselben  Statt  habe;  unverkennbar 
aber  erscheint  der  Stinkkalk  an  der  tiefer  gelegenen  Seite  des  Städtchens 
Cintra  unmittelbar  an  Granit  ruhend,  und  folglich  muss  der  Kalkstein 
bei  (S.  Pedro  von  ihm  unterteuft  werden.  Von  S.  Pedro  nach  Lissabon 
fallen  die  Kalkstein-Schichten  gegen  SO.  Auf  der  Höhe  von  Covern, 
stossen  mehrere  Trachyt-  und  Phonolith-Kuppen  daraus  hervor ;  auch 
Kuppen  von  schieferigem  Grünstein  werden  getroffen.  Der  Kalk  ver- 
birgt sich  auf  der  genannten  Höhe  von  Cocem  unter  buntem  Sandstein, 
welcher  auf  den  basaltischen  Kcgelbergen  von  Montachique,  1541  Engl, 
F.  über  dem  Meere,  seine  bedeutendste  Höhe  erreicht  zu  haben  scheint, 
indem  er  bis  zu  1239  F.  noch  wahrgenommen  wird.  Der  Sandstein  von 
Montachique  überlagert  einen  Kalk,  der  kaum  150  F.  mächtig  und,  nach 
dem  Verf.,  der  Jura-Bildung  beizuzählen  ist.  Aus  dem  Kalkstein  erhebt 
sich,  als  höchster  Punkt  der  Kuppe  des  Montachique,  Säulen-Basalt.  — 
Von  Cintra  in  westlicher  Richtung  gegen  die  Meeresküste  von  Cascaes 
hin  bildet  bunter  Sandstein  das  hohe  steile  Ufer,  und  aus  der  Mitte  des- 
selben steigt  ein  mächtiger  Basalt-Fcis  hervor,  dessen  Masse,  wie  ge- 
sagt wird^  grösstentheils  aus  scliillcrnder  Hornblende  bestehen  soll. 
Nicht   fern   vom   Busait  stellt    in    Sandstein    ein    senkrechter    Gang  von 


—     81     — 

mürben  kohligcn  Substanzen  zu  Tag,  überfüllt  mit  verwitterten  Eisen- 
biesen. Zur  Zeit  der  Ebbe  treten  an  derselben  Stelle  aus  dem  Meere 
grosse  Felsniassen  eines  grobkörnigen  Konglomerates,  aus  Roth-  und 
Thon-Eisenstein-Brocken  und  aus  wenigem  Quarz  bestehend.  Der  bunte 
Sandstein  erstreckt  sich  nach  S.  an  der  Küste  bis  zum  Badeorte  JB«<on7, 
wo  salzige  Quellen  hervorsprudeln.  Ferner  koilimen  aus  dem  Sandstein, 
der  14  Stunden  weit  nach  N.  und  NO,  an  der  Küste  bis  Peniche  und 
Caldas  da  Rainha  reicht,  viele  und  verschiedenartige  warme  und  Eisen- 
haltige Quellen.  —  Beim  Dorfe  Cogem  fängt  die  Auflagerung  des  Jura- 
Kalkes  auf  den  bunten  Sandstein  an ;  sie  erstreckt  sich  von  hier  unter- 
halb der  Strasse  Boa  Vista  in  Lissabon  bis  ans  Tajus-Vfer ,  und 
längs  desselben  weiter  gegen  W.  hinab  bis  zum  Meere,  und  östlich  bis 
zur  Serra  da  Montachique  am  Abhänge  von  Loures.  Die  Jurakalk- 
Schichten  sind  meist  2  bis  5  F.  mächtig,  und  fallen  unter  15  bis  20  Grad 
nach  Süden.  Parallel  den  Schichten  findet  man  hin  und  wieder,  be- 
sonders im  J.icaHt«r«-Thale ,  Feuersteine  in  Nestern  und  in  schmalen 
Streifen.  Auch  dünne  Thon-Schichten  und  mürbe  Mergel-artige  Lagen 
kommen  mitunter  zwischen  den  festen  Kalkstein-Bänken  vor.  Andere 
mergelige  Thon-Schichten  enthalten  Kalkstein-Knauern  und  Hippuriten; 
sie  finden  sich  nicht  nur  zwischen  den  Kalk-Bänken,  sondern  auch  den- 
selben aufgelagert.  An  manchen  Stellen,  u.  a.  bei  Carcavellos,  endigen 
die  oberen  Lagen  des  Kalksteins  mit  einer  blendendweissen  Kreide. 
Einige  Bänke  des  Kalksteins  haben  ein  vollkommen  krystalliuisches  Korn 
und  sind  von  Quarzadern  durchzogen;  andere  zeigen  sich  als  dichter 
sehr  fester  Kalk.  Von  fossilen  Resten  wird  theils  jede  Spur  verraisst, 
theils  sind  sie  so  häufig  vorhanden,  dass  fast  die  Hauptmasse  der  Fels- 
art daraus  besteht.  Besonders  zahlreich  sind  die  Hippuriten.  —  Aus 
dem  Jura-Gebilde  steigen  Basalte  in  isölirten  Kuppen  und  in  ausgedehn- 
ten Bergrücken  hervor.  Im  Thale  von  Bemfica  und  Porcalhota  bis  nach 
Litmiar  und  Loures  tritt,  an  Jurakalk  und  Basalt  gelagert,  ein  Kon- 
glomerat auf  aus  Kalkstein-  und  Mergel-Bruchstücken  und  Basalt-Frag- 
menten bestehend.  Auf  der  Jura-Formation  liegen  plastischer  Thon, 
Grünsand  [?],  Kalkmergel  und  Grobkalk.  Diese  tertiären  Gebilde  rei- 
chen von  den  Höhen  von  Campo  Lide,  Ltimiar  und  Friellas  bis  an  die 
Ufer  des  Tajus  und  längs  dieses  Stromes ,  von  der  Strasse  Boa 
Vista  in  Lissabon  aufwärts,  über  Saccaveru  hin  bis  Poroa  und  Alverca. 
Die  niedrigsten  und  erhabensten  Punkte  um  Lissabon,  letztere  mitunter 
von  mehr  als  300  F.  Seehöhe,  bestehen  aus  jener  Formation.  Die  Schich- 
ten neigen  sich  noch  geringer,  als  jene  des  Jurakalkes.  Die  ganze 
tertiäre  Bildung  dieser  Geg„,id  zerfällt  in  vier  Hauptglieder.  Das 
erste  ,  wahrscheinlich  bis  zum  Jurakalk  hinabreichende ,  Hauptglied  be- 
steht aus  einem  sandigen,  gelben,  mürben  Kalkstein,  der  oft  sehr 
reich  an  Muscheln  sich  zeigt.  Der  Verf.  führt  Turritellen,  Terebrateln  [?], 
Belemniten  [?],  Echiniten,  Heliciten,  Melanien,  Cardien,  Orthocera  [?] 
und  Encriniten  an,  vi'elche  mit  dazwischen  gelagerten  Bänken  von  Au- 
stern, deren  Schalen  meist  noch  in  ihrem  natürlichen  Zustande  sind, 
Jahrgang  1834.  6 


—     8*2     — 

wechseln.  Auf  dieses  Kalkstein-Lager  folgt,  4  bis  15  F.  mächtig,  pla- 
stischer Thon,  theils  Muscheln  enthaltend,  auch  Zähne  von  Hayii- 
schen,  so  wie  Rückenwirbel  von  Fischen,  seltner  Beinröhren  von  grossen 
vierfüssigen  Thieren.  Am  merkwürdigsten  war  der  Fund  eines  grossen 
yersteinten  Kopfes,  der  wahrscheinlich  zu  den  Cetaceen  gehört,  den  man 
an  der  Seeküste  von  Adiga  in  den  Gold-Gräbereien  getroffen  hat ,  und 
welcher  muthm  aas  sli  ch  aus  dem  Thon-Lager  losgespült  worden  war. 
Auf  den  Thon  folgt  das  dritte  Hauptglied  dieser  Bildungs-Periode,  ein  feiner, 
thoniger,  gelblich-grüner  Sand,  an  Mächtigkeit  wechselnd  zwischen, 
6  und  35  Fussi  mitunter  enthält  der  Sand  knollige  Konkretionen,  auch 
fossile  Konchylien.  Der  Verf.  bezeichnet  den  Sand,  nach  seiner  grün- 
lichen Farbe ,  mit  dem  Ausdrucke  Grünsand  [was  nicht  zu  billigen 
seyn  dürfte,  da  solches  leicht  zu  Missverständnissen  führen  könnte].  Aus 
diesem  sogenannten  „Grünsande"  sprudeln  an  mehreren  Orten  iwsa&o««  he- 
patische Quellen  hervor,  auch  führt  derselbe  hin  und  wieder  Gediegen-Queck- 
silber.  Über  dem  „Grünsand"  liegt  die  vierte  Abtheilung,  aus  verschie- 
denen Kalkstein-Schichten  bestehend,  von  welchen  der  Verf.  glaubt,  dass 
sie  vielleicht  mit  dem  Pariser  Grobkalk  übereinkommen  möchten.  Das 
Gestein  umschliesst  viele  Muscheln,  auch  Zwischen -Lagerungen  von 
Kiesel-haltigem  und  mergeligem  Sandstein,  in  welchem  ebenfalls  zer- 
trümmerte fossile  Konchylien  vorkommen.  Die  bedeutendsten  Höhen  vo» 
Lissabon  bestehen  aus  jener  Kalkstein-Bildung.  Vorzüglich  schön  ent- 
wickelt findet  man  die  gesammten  tertiären  Formationen  längs  des  linken 
Tajus-Vfers  bis  hinab  nach  Trafaria.  In  südlicher  Richtung  gegen  das 
Meeres-Ufer  aber  fehlen  alle  über  dem  plastischen  Thon  ausserdem  ihre 
Stelle  einnehmenden  Schichten.  Sie  scheinen  von  hier  durch  die  früher 
ins  Meer  sich  stürzenden  Wasser  des  Tajus  fortgespült  und  aufge- 
schwemmte Sandlagen  an  ihre  Stelle  gekommen  zu  seyn,  welche, 
einem  mehr  als  200  E.  hohen  Walle  gleich ,  die  ganze  drei  LegoaS 
lange  Küste  bis  zur  Lagoa  de  Albufeira  begleiten.  Dann  senken  sich 
allmählich  die  Thon-Lager  unter  die  Meeres-FIäche  und  werden  vom  an- 
geschwemmten Sande  verdrängt.  Diese  neuesten  Anschwemmungen 
haben  eine  Erstreckung  von  3  bis  4  Stunden,  sie  reichen  von  der  Meeres- 
küste ins  Land  hinein  bis  Monta  und  Coina,  und  ihre  Breite-Ausdehnung 
beträgt  ebenfalls  über  3  Stunden ;  ausserdem  verdienen  sie  besondere 
Beachtung,  weil  dieselben  durchgängig  Gold-fülirend  sind.  Diese  An- 
schwemmungen bestehen  meist  aus  einem  feinkörnigen  Quarz-Sande,  der 
nur  locker  zusammengebacken  und  weiss,  gelb  oder  röthlich  gefärbt  ist. 
Längs  der  Küste  zeigt  sich  der  Sand,  auf  weite  Erstreckung  landein- 
wärts, von  aller  Vegetation  entblösst.  An  mehreren  Stellen  wurden  Blitz- 
röhren, sogenannte  Fulgurite,  ausgegraben.  Was  den  Gold-Gehalt  be- 
trifft, so  ist  derselbe  am  reichsten  da,  wo  die  Sandmasse  auf  dem  Thon- 
Lager  ruht.  Der  mehr  oder  weniger  vortheilhafte  Betrieb  der  Gold- 
wäscherei hängt  von  der  Witterung  ab,  je  nachdem  Winde  und  starke 
Regengüsse  den  Gold-führenden  Sand  tieferen  Stellen  zu  wehen  und 
spülen  u.  s.  w.  —  Überschreitet  man  das  aufgeschwemmte  Terrain  vom 


—     83     — 

Orte  Piedaäa  nach  der  Serra  d'Arrabida,  so  tritt  aus  demselben  in  der 
Nähe  von  Azeitaö,  im  Val  de  Pixaleiro,  ein  Konglomerat  hervor,  wie 
es  sclieint  nur  Lokal-Bildung.  Abgerundete  Quarz-Brocken,  untermengt 
mit  Kalkstein-Rollstücken,  liegen  in  Thon  oder  eisenschüssigem  Sande. 
Lager-  und  Nester-weise  erscheint  im  Trümmer-Gesteine  thoniger  Sphä- 
rosiderit.  Worauf  das  Konglomerat  ruht,  ist  nicht  entschieden.  —  Die 
Thal-Niederung  im  N.  der  Serra  d'Arrabida  findet  man  ganz, mit  auf- 
geschwemmtem Gebirge  augefüllt-  Die  Serra  d'Arrabida^  steil  und 
von  1744'  Meereshöhe,  besteht  ganz  aus  Alpen-Kalk. 


Sedimentäre  Ablagerungen,  die  westlichen  Theile 
V  on  Shropshire  un  d  Herefordshire  einnehmend,  und  von  da 
in  nordwestlicher  und  südwestlicher  Richtung  durch 
Radnor,  Brecknock  und  Caermarthenshires  sich  erstreckend.  (R. 
J.  MuRCHisoN,  in  Proceed.  of  the  geol.  Soc,  of  London ;  1833,  No,  31, 
p.  470.  ect.J'  Di?  Abhandlung  zerfällt  in  drei  Theile  :  der  erste  han- 
delt von  den  Ablagerungen  unter  dem  neto  red  sandstone,  (bunten  Sand- 
steine und  rothen  Todt-Liegenden) :  den  Kohlen-Gebilden,  dem  Bergkalk 
und  dem  old  red  sandstone  (alten  rothen  Sandstein),  die  sämmtlich  in  ei- 
nem Theile  der  geschilderten  Gegenden ,  mehr  oder  weniger  nahe,  von 
Transitions-Gesteinen  (Grauwacke  u.  s.  w.)  begrenzt  werden.  Der  zweite 
Theil  befasst  sich  mit  grösserer  Ausführlichkeit  mit  den  einzelnen  Glie- 
dern der  Grauwacke -Formation,  wie  solche  zwischen  dem  Wrekin  bei 
Shrewsbury  und  der  Mündung  des  Towey  unfern  Caermarthen  verbrei'» 
tet  sind.  Der  dritte  Theil  wii'd  die  emporgetriebenen  oder  vulkanischen 
Gebilde  und  ihre  Wirkungen  auf  die  Schichten  abhandeln. 

Der  new  red  sandstone  ist  die  jüngste  mit  Transitions-Gesteinen  in 
Berührung  tretende-Sekundär-Formation.  Er  überlagert  an  beiden  Ufern 
des  Sevem  das  Übergangs-Gebilde,  die  verschiedenen  Glieder  der  Graur 
wacke  und  wird,  so  wie  diese  Felsarten,  von  manchen  Trapp-Massen 
begleitet,  ohne  dass  diese  auf  die  Schichtungs-Beziehungen  störend  ein- 
gewirkt hätten.  Die  ältesten  Lagen  des  new  red  sandstone  werden  dem 
FOthen  Todt-Liegenden  Deutscher  Geologen  verglichen,  oder  mit  dem  older 
new  red  sandstone  im  nördlichen  iSngland ;  sie  unterteufen  ein  dolomi- 
tisches  Konglomerat  in  Alberbury  und  Cardeston.  Die  oberen  Glieder 
des  Gebietes  am  nördlichen  Severn-\ii&v  bestehen  aus  feinkörnigem, 
meist  roth  gefärbtem  Sandsteine.  Hin  und  wieder  kommen  Kobalt- 
und  Kupfer -Erze  in  geringer  Menge  in  der  Formation  vor,  so  bei 
Grinshill  und  Haivkstone  u.  a.  e.  a.  0.  Barytspath  ist  sehr 
häufig  verbreitet  durch  die  Massen  jener  Gesteine.  Von  fossilen 
Resten  wurde  bis  jetzt  keine  Spur  nachgewiesen. 

Kohlen -Gebilde  von  Coalbrookdale.  Liegt  bei  Steeraways 
und  in  der  Nähe  von  Little  Wentock  auf  einem  gering  mächtigen  Kalk- 
stein, der  nach  seinen  Petrefakten  sich  als  unzweifelhafter  Bergkalk  dar- 
thutj  während  die  nicht  unterbrochene  Fortsetzung  der  Kohlen-Ablage- 

6  * 


—     84     — 

rung  in  ungleichförmiger  Stellung  auf  verschiedenen  Gliedern  der  Grau- 
wacke-ßildung  ruhen.  Durch  aus  der  Tiefe  hervorgetretene  Gänge  vonBasal- 
ten  undDioriten  erlitten  die  Schichtungs-Beziehungen  manche  Störungen. 

Kohlen-Gebilde  in  unmittelbarer  Nähe  von  Shrewsbury.  Das 
bedeutendste  erstreckt  sich  in  krummliniger  Zone  von  der  nordwestlichen 
Seite  der  Brythin-Betge  nach  Wellbatch.  Die  Kohlen- Schichten  ruhen 
auf  dem  geneigten  Ausgehenden  der  Grauwacke  und  fallen,  von  new 
red  sandstone  bedeckt,  einem  gemeinsamen  Centrum  zu.  Einzelne  Thei- 
le  jenes  Streifens  werden  zu  Sutton  und  zu  TJffington  getroffen;  sie 
folgen  den  gebogenen  Richtungen  der  Grauwacke  auf  der  nördlichen 
Seite  ^on  hongmynd  und  Caer-Car&doc.  Bei  Pitchford  sttellt  sich  die 
ganze  Kohlen-führende  Serie  als  ein  bituminöses  Trümmer  -  Gestein  von 
einigen  Fuss  Mächtigkeit  dar.  —  In  der  Regel  sind  es  drei  Kohlen-Lagen  von 
wenig  beträchtlicher  Stärke,  und  dazwischen  kommen  Kalksteine  vor,  im 
äusseren  Ansehen  dem  Süsswasser-Kalk  des  mittleren  Frankreichs  ähn- 
lich; diese  Kalke  enthalten  übrigens  auch  Süsswasser-Muscheln.  Die  in 
den  Kohlenschiefern  (Schieferthon)  vorhandenen  Pflanzen-Reste  sind  ana- 
log den  in  anderen  Kohlen-Becken  vorkommenden ;  allein  jene  vcn  Le 
Botwood  zeigen  sich  reich  an  neuen  Gattungen,  wie  Neuropteris 
cor  data,  während  die  Schiefer  von  Pontesbury  Pecopteris  blech- 
noides  von  ungemeiner  Schönheit  aufzuweisen  haben.  , 

Kohlen-Gebilde  in  den  Ciee-Bergen.  Man  findet  sie  beträcht- 
lich emporgetrieben  über  den  ^nstossenden ,  im  alten  rothen  Sandstein 
gebildeten  Landstrich  ;  dress  hat  sowohl  in  dem  Brown-Clee-,  als  in  dem 
Titterstone-Clee-Berge  Statt,  wo  man  die  Kohlen  in  der  Regel  von 
Basalt  überlagert  findet.  Der  Brown-Clee  ist  durch  zwei  Gipfel ,  aus 
schwarzem  Basalt  bestehend,  ausgezeichnet  *)^  der  höchste  steigt  1806 
F.  über  das  Meer  empor.  Die  Kohlen  -  Schichten  ruhen  auf  einem  har- 
ten Sandstein,  der  mitunter  sich  auch  als  ein  wahres  Konglomerat  dar- 
stellt :  er  gehört  dem  millstonegrit  an.  Auf  drei  Seiten  des  Bergzugs 
aber  Hegen  die  geringhaltigen  Kohlen  auf  altem  rothen  Sandstein,  der 
gegen  W.  hin  mehr  und  mehr  den  Charakter  einer  groben  Breccie  an- 
nimmt ;  auf  der  vierten,  der  süd-östlichen  Seite,  ist  zwischen  dem  alten 
rothen  Sandstein  und  den  Kohlen  ein  wenig  mächtiger  Kalkstein-Strei- 
fen vorhanden ;  es  dürfte  derselbe  dem  Bergkalk  angehören.  Mehrere 
Rücken  und  Wechsel  durchsetzen  die  Kohlen  -  Ablagerungen  aus  SW. 
nach  NO.;  durch  einen  dieser  Spalten  hatte  ein  Ausbruch  basaltischen 
Materials  Statt.  Am  Titter stone-Clee-hill  trifft  man  fünf  Kohlen-Lagen 
und  einige  Eisenstein-Streifen.  Die  Schichten  rund  um  den  Rand  des 
Beckens,  welches  die  Kohlen  umschliesst,  sind  sehr  geneigt;  ihr  Fall- 
Winkel  nimmt  jedoch  ab,  so  wie  sich  dieselben  dem  gemeinsamen  Mit- 
telpunkte nähern.  Profile,  das  kleine  Becken  durchschneidend,  lassen 
beträchtliche  Rücken  und  Wechsel  wahrnehmen.  Man  erkennt  an  den- 
selben stets  eine  Richtung  nach    dem    oberen  Theile  der  Hügel;   es  ist 


*)  Die  Felsart  führt,  in  dieser  Gegend,  den  seltsamen  Namen  Jtwttone  (Ju^enstein). 


—     85     — 

dieselbe  Richtung ,  der  die  basaltischen  Massen  folgten.  Die  Kohle, 
zwischen  beiden  Spalten  ihre  Stelle  findend,  ist  sehr  dicht  und  gehört 
der  sogenannten  Kannelkohle  an.  —  In  den  Knowlbury  und  Gatter 
Worhs  (Kohlen-Gruben)  trifft  man  manche  fossile  Pflanzen  von  bis  jetzt 
unbekannt  gebliebenen  Gattungen;  Lindley  hat  solche  untersucht  und 
beschrieben.  Neuere  Beobachtungen  von  Lewis  habe  das  Vörhandenseyn 
eines  Central-Ganges  von  Basalt  dargethan  J  eine  Bestätigung  der  schon 
früher  durch  Bakewell  dargelegten  Ansicht.  Aus  einem  vollständigen 
Queer-Durchschnitt  der  erwähnten  Berge  ergibt  sich,  dass  einige  Kohlen- 
Lagen  durch  den  aufgestiegenen  Basalt  hoch  emporgehoben  worden, 
dass  jedoch  die  vulkanischen  Massen  sich  zugleich  über  dieselben  ergos- 
sen haben.  Im  Allgemeinen  ruhen  zwar  die  Kohlen-Lagen  auf  altem 
rothen  Sandstein  J  indessen  erscheint  stellenweise  auch  Bergkalk  zwi- 
schen beiden  Gebilden,  er  wechselt  in  seiner  Mächtigkeit  von  eini- 
gen wenigen  bis  zu  60  Füssen ,  so  namentlich  unterhalb  einem 
Theile  des  Cornbroük^'field.  Am  zuletzt  erwähnten  Orte  enthält  dersel- 
be untergeordnete  Schichten  feinkörnigen  Ooliths,  verschiedenartig  ge- 
färbte Mergel,  viele  bezeichnende  organische  Reste,  dabei  zeigen  sich 
seine  Lagen  sehr  gewunden  und  zerstört. 

Alter  rother  Sandstein.  Der  Vf.  zählt  dahin  die  rothen  und 
grünen  Mergel,  die  Konglomerate,  die  Sand-  und  Kalk-Steine,  welche  unmit- 
telbar über  dem  Bergkalk,  oder  unterhalb  der  eigentlichen  Kohlen-Ablagerun- 
gen beginnen  und  bis  zur  Grauwacke  reichen.  Die  Formation  nimmt  ein 
weit  gedehntes  Becken  in  Shropshire,  Herefordshire  und  Brecknock- 
ehire  em.  Das  herrschende  Streichen  der  Schichten  ist  aus  NO.  nach 
SW.,  das  Fallen  gegen  SO.  Die  oberen  Lagen  des  Gebildes,  unfern 
Brown  Clee  und  theilweise  auch  bei'm  Titterstone-Clee-hill,  sind  gering 
mächtige  Konglomerate,  sodann  folgen,  in  absteigender  Ordnung,  rother 
oder  grüner  Mergel  mit  Schichten  unreinen  Kalks  (genannt  cornstone)', 
ferner  treten  Glimmer-reiche  Kalksteine  (flagstone)  auf,  begleitet  von 
mergeligen  Lagen;  noch  tiefer  sieht  man  rothen  und  grünen  Mergel  in 
Wechsel  mit  dem  sogenannten  cornstons  erscheinen.  Bauwürdige 
Kohlen-Lagen  hat  man  bis  jetzt  im  alten  rothen  Sandstein  nicht  aufge- 
funden. Lloyd  entdeckte  neuerdings  unfern  Leominster  und  Ludlow  in 
den  mittleren  Kalk-führenden  Sandstein-Lagen  der  Formation,  Petrefak- 
ten,  die  bis  jetzt  noch  unbeschriebenen  Gattungen  des  Trilobiten-Geschlechts 
anzugehören  scheinen,  ausserdem  auch  einige  Reste  vegetabilischer  Abkunft 
(wahrscheinlich  Landpflanzen).  Der  alte  rothe  Sandstein  erstreckt  sich 
unterhalb  des  ganzen  Waldes  von  Mynidd  Eppint  und  ruht  auf  den 
obersten  Grauwacke  -  Schichten  ,  in  welche  er  sich  allmählich  verläuft. 
Aber  der  alte  rothe  Sandstein  und  die  Grauwacke  müssen  als  zwei 
scharf  geschiedene  Gebilde  angesehen  werden;  das  eine  derselben  ist 
eben  so  arm,  als  das  andere  reich  an  versteinerten  Überbleibseln ;  eben- 
so zeichnen  sich  beide  durch  Färbung  und  andere  mineralogische  Merk- 
male wesentlich  aus.  Das  Maximum  der  Mächtigkeit  der  Formation 
dürfte  über  4000  F.  betragen. 


—     86     — 

Im  Verfolg  seiner  Abhandlung  trennt  der  Verf.,  nach  dem  Verschie- 
denartigen fossiler  Reste  und  der  Lagerun»^s-FoIge ,  die  oberen  Theile 
dieser  so  sehr  mächtigen  sedimentären  Anhäufungen,  welche  man  bis 
jetzt  unter  die  Ausdrücke  Transitions-Gesteine  und  Grauwacke  zusam- 
menfasste,  in  mehrere  bestimmte  Formationen.  Von  dem  alten  rothen 
Sandsteine  an,  in  absteigender  Folge,  sind  es  nachstehende: 

I.  Upper  Ludlow  Rock  =  Grauwacke  u.  s.  w.  Die  Gruppe 
trägt  ihren  Namen  nach  der  Burg  von  Ludluw,  welche  darauf  erbaut  ist, 
und  ist  eben  so  ausgezeichnet  durch  zahlreiche  organische  Reste,  als  der 
alte  rothe  Sandstein  durch  den  Mangel  derselben.  Vorzugsweise  charak- 
terisirt  werden  die  oberen  Lagen  durch  zwei  Spezies  von  Strophomena 
oder  Leptaena,  eine  Orbicula,  eine  Terebratula  u.  s.  w.,  die 
sämmtlich  noch  unbeschrieben  sind.  In  den  mittleren  Lagen  trifft  man 
verschiedene  Orthozeratiten,  Serpuliten(?)u.  s.  w.  von  ansehnlicher 
Grösse.  Die  unteren  Lagen  zeigen  sich  überreich  an  kleinen  Ter e  bra- 
tein. Trilobiten  und  die  Geschlechter  Homalonotus  und  Caly- 
m  e  n  e  kommen  ebenfalls  vor.  Die  Gruppe  erreicht  in  ihrer  Mächtig- 
keit etwa  1000  Fuss.  Ihre  Glieder  stellen  sich  meist  als  dünn-geschich- 
tete Sandsteine  dar,  bald  sehr  Kalk-haltig,  bald  sehr  thonig.  In  Shrop- 
shire  treten  die  Gesteine,  erhabene  Bergrücken  bildend,  zwischen  dem 
alten  rothen  Sandstein  und  dem  unteren  Kalkstein  auf. 

II.  Wenlock  Limestone  =  Dudley  limestone  und  Übergangs- 
Kalk.  In  der  Gegend  imi  Wenlock,  namentlich  an  den  Ufern  des 
Severn  ist  die  Gruppe  ganz  besonders  reich  an  Korallen  und  Enkrini- 
ten,  und  beinahe  alle  diese  Spezies,  so  wie  gewisse  Mollusken  -  Reste, 
erscheinen  auch  in  den  bekannten  Kalksteinen  von  ßudlei^.  Die  tief- 
sten Lagen,  unter  dem  Imdlotv  rock  auftretend,  sind  dünn  geschichich- 
tet  und  enthalten  viele  Konkretionen  von  sehr  krystallinischer  Struktur  und 
mitunter  ausgezeichnet  gross.  Im  ganzen  Landstrich  zwischen  dem  Oney- 
und  ZiM^r- Flusse  wird  der  Kalkstein  vorzugsweise  charakterisirt  durch 
die  Menge  einer  Spezies  von  Pentamerus,  und  zu  Aymestrey  findet 
man  sowohl  diese,  als  viele  andere  fossile  Körper.  Man  schätzt  die 
Mächtigkeit  dieses  Kalkstrichs  auf  ungefähr  100  Fuss. 

III.  Unterer  Ludlow  rock  =  „D  i  e  E  a  r  t  h".  Die  Gruppe  be- 
steht zumal  aus  lockerem,  grauem,  thonigem,  selten  Glimmer- haltigem 
Schiefer.  Die  höheren  Lagen  zeigen  sich  stellenweise  erfüllt  von  ver- 
schiedenen Orthozeratiten,  neuen  und  unbeschriebenen  Arten  an- 
gehörend; ferner  führen  sie  Lituiten,  Asaphus  caudatus^u.'s.  w.In 
anderen  Lagen  trifft  man  vorzugsweise  Konkretionen  von  thonigem  Kalk- 
stein^ die  Korallen  und  andere  organische  Überbleibsel  umhüllen.  Ge- 
gen die  Basis  der  Ablagerung  ist  in  Shropshire  ein ,  wenig  starker, 
Kalkstreifen  bemerkbar,  der  P  e  n  t  a  m  e  r  u  s  1  a  e  v  i  s  enthält,  und  eine  neue 
Spezies  von  jener  Bivalve,  beide  abweichend  von  der  in  der  überlie- 
genden Gruppe  Nro.  IL  bezeichneten  Art.  Die  Mächtigkeit  soll 
über  2000  F.  betragen.  Durch  Störungen,  Rücken  und  Wechsel,  am 
Severn,  hat  dieser  unfruchtbare  Schiefer,  »Die  Earth",  in  Beziehung^ 


—     87      — 

zu  den  Kohlen-Gebildeu  von  Madeley  und  Brosely,  bald  eine  ungleich- 
förmige Lagerung  angeaomen ,  bald  aber  unterteuft  er  dieselben, 
wie  gewöhnlich. 

IV.  Shelly  Sandstone  =  ?.  Rothe  und  grüne  Farbe  herrschen  in 
diesem  Sandsteine  vor,  jedoch  findet  man  auch  weisse  Nuanzen.  Durch 
ihren  mineralogischen  Charakter,  wie  durch  die  in  demselben  enthalte- 
nen organischen  Reste,  zeichnet  sich  diese  Formation  von  allen  höher 
gelagerten  Gruppen  aus.  Mit  den  sandigen  Schichten  kommen  kalkige 
Lagen  vor,  die  beinahe  ganz  aus  Productus,  Leptaena,  Spiri- 
fer  und  Crinoideen  bestehen:  alle  sehr  abweichend  von  den  in 
den  darüber  ihre  Stelle  einnehmenden  Felsmassen.  In  Shropshire 
stürzt  das  Gebilde  aus  den  Thälern  des  unteren  Ludlow  rock,  oder  Die 
Barth,  allmählich  empor  und  verbreitet  sich  an  der  Südost- Seite  des 
Wrekin  und  des  Caer  Caradoc.  Einer  ungefähren  Schätzung  nach  be- 
trägt die  Mächtigkeit  1500  bis  1800  F. 

V.  Black  Trüobite  Flagstone  =  ?.  Der  in  dieser  Formation  vor- 
herrschende Trilobit  ist  der  grosse  Asaphus  Buchii,  welchen  man 
mit  den  anderen  ihm  verbundenen  Gattungen  nie  in  der  darüberliegen- 
den  Gruppe  antrifft.  In  der  Longmynd  besteht  der  „Flagstone^'  ganz 
aus  schwarzen  Schiefern  ^  aus  hartem ,  dunkelgefärbtem  Grauwacke- 
Sandstein  u.  s.  w.,  in  denen  bis  jetzt  keine  Trilobiten  wahrgenommen 
wurden,  obwohl  dieselben  sehr  bezeichnend  sind  für  die  nämlichen  Ge- 
steinmassen in  ihrer  weiteren  Erstreckung  durch  Radnor- ,  Brecknock- 
und  Caermarthenshire ,  wo  jene  Fossilien  im  schwarzen  Kalksteine,  so 
wie  im  kalkigen  „Flagstone'*  und  im  „Grit''  vorkommen.  Wahrschein- 
lich ist  diese  Gruppe  mächtiger,  als  irgend  eine  der  bisher  geschilderten. 

VI.  Rothes  Konglomerat,  Sandstein  und  Schiefer. 
Eine  weit  erstreckte  Ablagerung,  mehrere  Tausend  Fuss  mächtig.  Sie 
besteht  aus  sehr  groben,  quarzigen  Konglomeraten,  welche  mit  einigen 
schieferigen  Lagen  und  mit  dunkenlroth  gefärbtem  Sandstein  wechseln. 
Die  Schichten  zeigen,  namentlich  bei  Haughmoni,  Pulverbatch  u.  s.  w., 
starke  Neigung,  oft  stehen  gie  senkrecht.  Organische  Überbleibsel  hat 
man  bis  jetzt  nicht  gefunden:  dieser  Umstand,  so  wie  eine  gänzlich 
verschiedenartige  und  eigen thümliche  mineralogische  Beschaffenheit  schei- 
den diese  Gruppe  sehr  bestimmt  von  der  vorhergehenden. 

Die  beschriebenen  sechs  Ablagerungen  treten  alle  in  Shropshire  auf; 
sie  erstrecken  sich  aus  NO.  nach  SW.j  mehrere  Bergrücken  und  Thäler 
bestehen  daraus.  Weiterhin  erscheint  der  yyU}Jj)er  Ludlow  rock".  Ge- 
stein-Schichten und  Bänke ,  von  demselben  petrographischem  Charakter 
und  die  nämlichen  fossilen  Überbleibsel  führend,  steigen  sehr  konstant 
unterhalb  des  alten  rothen  Sandsteins  in  den  Grafschaften  Hereford^ 
Radnor,  Brecknock  und  Caermarthen  hervor.  Der  Schichtenfall  ist  oft 
sehr  unbedeutend,  allein  an  manchen  Stellen,  wie  z.  B.  bei  den  Vorge- 
birgen von  Ludlow  und  Brecon,  erheben  sich  dieselben  Sattei-förmig,  und 
an  der  südwestlichen  Grenze  von  Brecknock  und  Caermarthen  stehen 
sie   senkrecht,   oder  fallen  doch  sehr  steil.  —   Die  zweite  Ablagerung, 


-     88     - 

der  „Wenlock  (oder  DudleyJ  limestone",  verliert  sich  allmählich  gegen 
Aymestrey  hin,  und  da  die  mit  1  und  III  bezeichneten  Gruppen  nur 
einander  berühren ,  so  bilden  diese  nun ,  in  ihrer  weiteren  Erstreckuug 
durch  Süd-Wallis,  die  nämlichen  jähen  Abstürze.  Darum  schlägt  der 
Verf.  den  Namen  Ludlow-Formation  vor  (indem  das  obere  und  un- 
tere iMdlow-Gestein  nur  subordinirte  Glieder  sind)  als  anwendbar  auf 
die  ganze  obere  Abtheilung  dieser  Reihe  ,  welche  sich  gleichsam  unter 
dreifach  verschiedenem  Charakter  in  Salop  und  Hereford  darstellt,  eine 
Folge  der  Zwischen-Lagerungen  von  den  Wenlock-  und  Aymestrey- 
Kalksteinen.  —  Die  Ablagerungen  Nro.  IV,  V  und  VI  sind  als  drei  zu- 
gleich abgesonderte  Formationen  zu  betrachten,  wesentlich  von  einander 
verschieden,  sowohl  was  den  mineralogischen  Charakter  und  ihre  Petre- 
fakten  betriflPt,  als  hinsichtlich  der  Lagerungs-Beziehungen.  Es  lassen 
sich  dieselben  übrigens  in  ihrer  Erstreckung  von  Shropshire,  an  der 
nordöstlichen  Seite,  nach  Caermartitenshire,  von  der  Seite  gegen  SW., 
keineswegs  ohne  Unterbrechung  verfolgen.  —  In  jenen  Landstrichen, 
wo  parallele  Züge  der  genannten  Formation  am  Tage  erscheinen  inner- 
halb einer  Zone  von  verhältnissmässig  geringer  Breite,  zeigen  sich  Trapp- 
artige oder  andere  vulkanische  Gebilde  als  gewöhnliche  Begleiter  der- 
selben, wie  z.  B.  in  der  Nähe  vom  Wrekin  und  vom  Caer  Caradoc  in 
Shropshire,  und  wieder,  nach  einem  langen  Zwischenraum,  in  der  Ge- 
gend von  Old  Radnor,  Builth  und  Llandegley.  In  den  waldigen  Distrik- 
ten von  Clun,  Knuckless  und  Radnor,  wo  keine  solche  platonische  Ein- 
treibungen wahrgenommen  werden,  erscheint  die  iiMdio«; -Formation 
allein  in  Wellen-förmigen  Massen  verbreitet,  und  auf  ihrer  Oberfläche 
triflFt  man  häufig  einzelne  und  hoch  gelegene  Becken  von  altera  rothen 
Sandstein  erfüllt.  —  Die  Erhabenheiten  der  verschiedenen  Gruppen  wech- 
seln ,  was  ihre  Meereshöhe  betrifft ,  zwischen  500  und  2000  Fuss.  — 
(Die  Schilderung  der  zahlreichen  Trapp-  und  Porphyr-Gesteine,  welche 
das  Grauwacke  -  Gebilde  durchbrochen  und  manchfaltige  Störungen  und 
Umwandlungen  hervorgerufen  haben,  für  den  dritten  Abschnitt  seines 
Aufsatzes.) 


C.Naumann:  über  die  südliche  Weissf  ein- Grenze  im 
Zsc/io/^aM-Thale  (Karsten,  Archiv  für  Min.  V.  B.  S.  393.  ff.).  Das 
Sächsische  Weissstein-  oder  Granulit-Gebirge  ist  eine  in  vieler  Hinsicht 
merkwürdige  Bildung.  Die  Feldstein-artige  Masse  mit  ihren  charakteri- 
stischen Granat-Punkten,  die  innige  aber  durchaus  regellose  Verknüpfung 
mit  kleinkörnigem  Granit,  die  Nester  und  Gänge  von  grob-  und  gross- 
körnigem Granit,  die  zahlreichen  Serpentin-Stücke,  der  scheinbar  kon- 
zentrische, in  sich  abgeschlossene  Schichten -Bau,  endlich  die  Verhält- 
nisse zur  umgebenden  Schiefer- Formation  müssen  die  besondere  Auf- 
merksamkeit der  Geognosten  anregen.  —  Von  Sachsenburg  aus,  das 
rechte  Zschopau-Viev  thalabwärts,  tritt  Grünstein-  und  sodann  Thon- 
Schiefer  auf,  bis  jenseits  der  Schenktelle,    Nun  erscheint  Glimmerschie- 


—     89     — 

fer,  der  Stunde  4  streicht  und  unter  40—50  Gr.  in  SO.  fallt;  er  ist  bis 
«um  Ausflusse  des  Vogelyesang-Baches  zu  verfolgen,  wo  sich  das  Strei- 
chen allmählich  ändert:  Stunde  7,  Fallen  unter  70  Gr.  im  S.  Weiter 
aufwärts,  im  Bette  des  Baches,  steht  Weissstein  an,  von  ausgezeich- 
neter ebenflächiger  Textur,  dessen  Schichten  sehr  bestimmt  Stunde  1 
bis  1,4  streichen,  und  20  Gr.  in  0.  fallen.  In  der  Höhe  zeigen  sich 
undulirte ,  durcheinander  geschlungene  Schichten  eines  Mittel-Gesteins 
zwischen  Weissstein  und  Glimmerschiefer,  welche  Stunde  7,4  bis  8  strei- 
chen und  entweder  vertikal,  oder  mit  80  Gr.  im  S.  fallen.  Sodann  folgt 
charakteristischer  Weissstein.  Abwärts,  am  steilen  Zschopau-Vfer :  Glim- 
merschiefer, und  im  Flussbette  ein  kleiner  Riff  von  grobkörnigem  Gra- 
nit. Klimmt  man  aufwärts:  dieselbe  Gestein -Folge.  Im  Zschopau- 
Thale  bietet  sich  dann  noch  die  merkwürdige  Erscheinung  dar,  dass  der 
zuletzt  theils  Gneiss-,  theils  Diorit-artige  Glimmerschiefer  in  senkrech- 
ten Felstafeln  endigt,  dass  an  dieser  Grenzwand  der  Weissstein  sich 
anlegt,  dass  das  Streichen  des  ziemlich  flach  fallenden  Weisssteines 
rechtwinkelig  auf  jenes  des  Glimmerschiefers  ist,  dass  jedoch  die  unmit- 
telbar an  einander  grenzenden  Massen  beider  Gesteine  verworren  un- 
dulirt  und  in  ihrer  Beschaffenheit  einander  sehr  genähert  sind.  Eben 
so  grenzen  am  entgegengesetzten  Zschopau -TJier  wieder  Weissstein 
und  Glimmerschiefer  in  höchst  abweichender  Lagerung  an  einander. 
Als  Resultat  ergibt  sich,  dass  die,  bisher  angenommene,  regelmässig- 
gleichförmige  Aufeinanderfolge  des  Weisssteins  und  Glimmerschiefers 
für  den,  durch  das  Zschopau-Thail  entblössten,  Theil  der  Grenze  nicht 
bestätigt  gefunden  wurde  J  aber  der  plutonische  und  eruptive  Charakter 
der  Weissstein-Formation  und  ihre  Posteriorität  hinsichtlich  der  sie  um- 
gebenden Schiefer  erscheinen  als  unbezweifelbare  Thatsache;  der  so 
ausgezeichnete  Platten-förmige  und  geschichtete  Weissstein  verhält 
sich,  nach  dem  Verf.,  zum  Granit,  wie  etwa  Phonolith  zu  körnigem 
Trachyt. 


Der  Herzog  von  Buckingham  über  die  geologische  Struktur 
der  Insel  Pantellaria  C Report  of  the  i.  and  2.  meetings,  1833. 
684—587X  Der  Vf.  hatte  diese  Insel  1828  mit  Donati  aus  Neapel 
besucht.  Sie  liegt  56  Seemeilen  von  Sicilien  und  36  von  Afrika,  ist 
elliptisch,  10  Meil.  lang,  von  NW.  nach  SO.  5  Meil.  breit,  und  bis 
3500'  hoch.  Der  Berg  Bosco  mit  konischen  Seiten  und  abgestutzter 
Spitze  nimmt  deren  Mitte  ein  und  erstreckt  sich  von  NO.  nach  SW. 
Aus  ihm  scheint  sich  die  erste  Lava  ergossen  zu  haben,  welche  Feld- 
spath-Kry stalle,  aber  weder  Augit  noch  Glimmer  enthält,  oberflächlich 
verschlackt,  durch  Eisenoxyd  gefärbt  und  in  rechtwinkelige  Prismen 
zerspalten  ist.  Drei  Fumarolen  sind  an  den  Bergseiten  J  eine,  au  der 
Stelle,  welche  Favaro  heisst,  gibt  nur  wässerigen  Dampf  von  60"  R,, 
ohne  eine  Sublimation  zu  bilden,  oder  die  Schlacken  nächst  ihrer 
Mündung  zu  zersetzen;    die  zweite  an  der  SW.-Seite  des   Berges,   am 


—     90     — 

s.  g.  Bagno  Secco  befindlich,  entspringt  nächst  einem  Trachyt-Strome 
mit  grossen  Feldspath-  und  unzählichen  mikroskopischen  Eisenoxyd- 
Krystalleo,  welcher  gerade  vom  Gipfel  herabgekommen  zu  seyn  scheint ; 
—  sie  gibt  ebenfalls  nur  Wasserdämpfe,  die  zu  antirheumatischen  Bä- 
dern benützt  werden.  —  —  Am  SO. -Ende  der  Insel  erhebt  sich  ein 
abgestutzter  Kegel,  Codia  di  Scaviri  Supra  genannt,  500'  hoch  über 
das  Meer.  Die  Lavaströme,  welche  sich  aus  ihm,  und  zwar  alle  nach 
dem  Innern  der  Insel,  ergossen,  bestehen  aus  halbglasiger  Materie  mit 
kleinen  Feldspath-Krystallen  und  Glimmerblättchen,  welche  mit  Bims- 
stein durchmengt  ist  und  Geoden  mit  zarten  Nadei-förmigen  Krystallen 
enthält.  Fumarolen  waren  zu  verschiedenen  Zeiten  im  Innern  seines 
Kraters  geöffnet,  jetzt  aber  keine  in  Thätigkeit.  Steinmark,  Hyalith, 
Cachülong  und  verschiedenfarbiger  Chalzedon  erscheinen  unter  den  vul-* 
kanischen  Erzeugnissen,  die  Chalzedon-Gebilde  ebensowohl  an  der  Spitze, 
als  am  Fusse  des  Berges  nächst  dem  Meere,  als  endlich  in  Lava-Strö- 
men an  der  WSW.-Spitze  der  Insel  bei  einer  kochenden  Quelle,  durch 
deren  Dämpfe  sie  stellenweise  zei'setzt  worden  zu  seyn  scheinen.  — 
Der  westliche  Theil  der  Insel  ist  ein  weiter  Krater,  wohl  begrenzt, 
elliptisch  im  Umfange,  von  N.  nach  S.  \  Meile  lang,  300'  tief,  innen 
erfüllt  mit  zerfallenen  prismatischen  Lava-Blöcken.  Einige  ihm  entflos- 
sene Lava-Ströme  enthalten  Geoden  von  braunem  Obsidian  mit  Feld- 
spath-Kryställchen  und  von  Bimsstein.  Alle  diese  Lava  begleitende 
Schlacken  sind  zellig  und  glasig  und  zeigen  Lagen  von  Obsidian  und 
Bimsstein.  Weder  Fumarolen  noch  andere  Spuren  neuerer  Thätigkeit 
sind  an  diesem  Krater  wahrnehmbar.  — —  Unfern  dem  Tioxie  II  Bagno, 
am  Fusse  des  Berges  gleichen  Namens,  sind  warme  Quellen  von  70**  R., 
aus  denen  sich  viel  kohlensaures  Gas  entwickelt,  und  welche  in  einen 
J  Meile  haltenden  See  abfliessen,  dessen  Wasser  milchwarm  und  seifig 
anzufühlen  und  zu  schmecken  ist.  Es  enthält  salzsauren  Kalk  mit 
etwas  Schwefel  und  kohlensaurem  Alkali  und  ist  zum  Waschen  der 
Leinwand  sehr  gebraucht.  —  Der  Berg  il  Bagno  ist  ein  300'  hoher 
Kegel  mit  deutlichem  Krater,  halb  mit  Detritus  erfüllt,  woraus  ein 
Strom  glasiger  Lava  in  NW.-Richtung  gekommen  war.  Unweit  davon 
zeigt  ein  anderer  Strom  chloritischen  Thon  mit  Feldspath  -  Blättchen. 
Beide  sind  nicht  über  8'  — 10'  dick.  —  Der  Berg  Area  della  Zelia  ist 
ein  anderer  Kegel  mit  Resten  eines  ganz  runden,  50'  tiefen  Kraters 
auf  seiner  Spitze.  Er  zeigt  überall  trachytische  Lava,  die  theils  Bims- 
stein-artig, theils  glasig,  aussen  schlackig  ist  und  grosse  Perlit-  und 
Feldspath-Massen  enthält.  —  Auch  Blonte  Saterno  und  einige  andere 
kleine  Berge  sind  von  einander  unabhängige  vulkanische  Kegel,  die 
sich  nach  einander  auf  Basen  von  vulkanischen  Stoffen,  die  der  Monte 
del  Bosco  ausgeworfen,  erhoben  zu  haben  scheinen.  —  —  Die  Kästen 
der  Insel  bestehen  aus  wechsellagernder  Lava,  Breccie  und  Detritus 
von  Schlacken,  Bimsstein  und  Puzzolane,  die  mit  Sand  zusammen  er- 
härtet sind.  Die  ganze  SW.-Küste  besteht  aus  trachytischer  Lava,  die 
allmählich  in  Obsidian  übergeht.     Einen   grossen  Theil    der   NO.-Küste 


—      91      — 

nimmt  ein  Meerbusen  ein,  der  von  basaltischen  Höhlen  eingeschnitten 
und  von  allen  möglichen  Lava-Arten  eingefasst  ist.  In  allen  Räumen  auf  der 
Insel,  welche  die  verschiedenen  Lava-Strörae  zwischen  sich  lassen,  sind 
Lagen  von  Bimsstein  und  Schlacke  mit  Sand  und  Brocken  von  Obsi- 
dian  und  Lava.  Dazwischen  werden  an  la  Codia  di  Scaviri  Supra 
grosse  Granitello-Massen,  die  aus  Fe.ldspath-  und  Augit-Krystallen  be- 
stehen, und  einige  kleine  Stücke  ächten  Granites  gefunden.  —  Die 
Baum-Vegetation  der  Insel  ist  lebhaft,  das  Wein-Erzeugniss  reich;  aber 
alle  Quellen  sind  mehr  oder  minder  Schwefel-haltig.  Reines  Wasser 
muss  man  in  Zisternen  sammeln. 


J.  Trimmer  über  fossile  See-Konchylien  lebender  Arten 
auf  dem  linken  Ufer  des  Mersey-Y\\x.sses  über  dem  Niveau 
des  Hoch  Wasserstandes  CP^oceed.  of  the  geol.  Soc  1833.  23. 
Januar,  N.  29,  S.  419 — 420J.  Bei  einem  kürzlichen  Besuche  zu 
Runcorn  fand  T.  an  einer  niedrigen  Stelle  am  Mersey  einen  26'  dicken 
Durchschnitt  des  Ufers  aufgeschlossen  mit  folgender  Schichtenfolge  von 
oben  nach  unten  : 

1.  Grober  gelber  Sand  mit  einigen  Geschieben,  ohne  Konchylien,  3' — 6' 

2.  Zersetzte  vegetabilische  Materie 6'" — 3" 

3.  Eine  Schichte,  oben  aus  Sand,  unten  aus  Thon  bestehend,  bis  zum 
Hochwasserstand  14'  mächtig,  mit  einigen  Stücken  von  New  red  aus 
der  Umgegend,  und  vielen  zerstreuten  Trümmern  von  Granit,  Syenit, 
Grünstein,  Kalk,  Grauwacke  und  Quarzfels,  je  -^"—6"  dick,  mit  eini- 
gen bis  j  Tonne  schweren  Blöcken.  Im  untern  Theile  dieses  Flötzcs 
nun  kommen  Reste  lebender  Arten  von  Cardin m,  Turritella  und 
Buccinum  in  Trümmern  vor,  wie  auf  AemNoel  Tryfane  [Jahrb.  1833, 
S.  97.], 

Aus  diesen  Verhältnissen  lassen  sich  drei  Ereignisse  folgern: 

a)  Ein  Meeres-Einbruch,   welcher  Seethier-Reste  und  Trümmer  dort 

nicht  anstehender  Felsarten    mit    sich    führte  j    b)  eine  Absetzung  eines 

Torf-Lagers ;  c)  und  eine  Sand-Anhäufung. 

Diese  Nachforschungen  weiter    verfolgend,    entdeckte    der  Vf.  über 

den   Sandstein-Brüchen   von    Weston,  100'  über    Hochwasserstand,    ein 

Bett   sandigen   Lehms   mit    ähnlichen    zerstreuten    Geschieben,    wie    bei 

3,  doch  ohne  thierische  Reste, 


MxmcHisoN  Beobachtungen  über  gewisse  Anhäufungen 
von  Thon,  Kies,  Mergel  und  Sand  um  Preston  in  Lancashire, 
welche  See-Konchylien  von  noch  lebenden  Arten  enthal- 
ten. C Report  of  the  1.  and  2.  meetings  of  the  British  Associat,  Land. 
1833,  p.  82-'83J.  Die  ersten  Beobachtungen  über  diesen  Gegen- 
stand rühren  von  Gilbertson  in  Preston  her.  M.  wiederholte  sie  1831. 
Er  fand  unter  einer   oberflächlichen  Decke   von  Thon   mit   grossen  Stü- 


-     92     — 

cken  von  in  der  Nähe  nicht  anstehenden,  Cumberland^schen  Felsarteir, 
mächtige  Anhäufungen  von  Mergel,  Kies  und  Sand,  der  gewöhnlich  die 
tiefste  Stelle  einnimmt,  über  dem  ganzen  Delta  von  der  Küste  bei 
Blackpool  bis  einwärts  bei  Preston  und  von  hier  bis  zu  ansehnlichen 
Höhen  hinauf,  die  als  Hochebenen  an  den  Ufern  dtes  Ribble  und  Bür- 
went  sich  mehrere  Ehffl.  Meilen  landeinwärts  erstrecken.  Jene  An- 
häufungen nun  enthalten  an  verschiedenen  Stellen  See-Konchylien  von 
noch  dort  lebenden  Arten  (Gilbertson  zählt  deren  über  20  auf),  und 
zwar  bis  zu  Höhen  von  80'— 300'  über  dem  Meere  hinauf.  Jene  An- 
häufungen tragen  keine  Spuren  ruhiger  Absetzung  und  regelmässiger 
Schichtung,  sondern  scheinen  vielmehr  eiii  an  unruhiger  Küste  entstan- 
dener Detritus,  Ihre  Emporhebung  niuss  eine  lange  Zeit  hindurch  fort- 
gewährt haben. 

Diese  Gebilde  liegen  auf  geneigten  und  gewundenen  Schichten  voir 
Millstone-Grit  und  Schiefer,  auf  darüber  ruhendem  rothem  Sandstein, 
und  auf  dem  Ausgehenden  der  reichen  Steinkohlen  -  Schichten  voir 
Chorletf. 

DieiZentral-Höhen  von  Nord-Englanä  müssen  daher  ihre  letzten 
Hebungen  erst  nach  Entstehung  von  noch  jetzt  lebenden  Thier-Arten 
erfahren  haben. 


Herm.  von  Meyer:  Tabelle  über  die  Geologie,  zur  Ver- 
einfachung derselben  und  zur  naturgemäs  sen  Klas  sifi- 
kation  der  Gesteine  (Nürnb.  1833.  XII.  u,  112  SS.  8»).  I.  Ge- 
schichtliches  und  Allgemeines  (S.  1—28).  Kurze  Andeutungen 
über  die  geologischen  Leistungen  der  Geologen  in  chronologischer  Ord- 
nung nach  der  Weise  Lyell's  und  Desnoyers's,  bis  zu  Entwickelung 
und  Entscheidung  des  Streites  zwischen  Neptunisten  und  Vulkanisten. 
—  Aufzählung  der  verschiedenen  bisher  üblichen  Klassifikations-Weisen 
für  die  Gesteine,  welche  bald  auf  rein  petrographische,  bald  auf  geolo- 
gische Grundlagen  gestützt  gewesen ,  wovon  erstere  die  verwandten 
Gesteine  zu  sehr  von  einander  trennen  und  andere  Nachtheile  haben, 
und  auch  die  letzteren  nicht  genügend  sind ,  da  „zur  Grundlage  der 
natürlichen  Klassifikation  eine  Vereinbarung  zwischen  den  Lagerungs- 
Verhältnissen  und  der  Mineral-Beschaffenheit  des  Gesteines  zu  versu- 
chen ist",  wobei  die  Mineral-Bestandtheile  auf  ihren  oryktognostischen 
Werth  erkannt  werden  und  ihnen  eine  geologische  Bedeutung  eröflfnet  wird. 
Nun  ist  die  Gestein-Bildungs-Thätigkeit  zweifach,  zentral  und  periphe- 
risch, Feuer  oder  Wasser,  und  die  Gesteine  zerfallen  daher  in  „Mas- 
sen-Gesteine", durch  die  Art  ihres  Auftretens  bezeichnet,  und  in 
„Abgesetzte,  Versteinerungen  führ  ende  Gesteins-Schich- 
ten", welche  auch  beide  durch  eine  Zusammensetzung  aus  verschie- 
denen Mineralien  charakterisirt  sind,  jedoch  so,  dass  in  jeder  dieser  Ab- 
theilungen gewisse  Mineralien  sich  gegenseitig  vertreten  können,  übri- 
gens in  wesentliche  und  ausserwesentliche  unterschieden  werden..  We- 


-      93     — 

sentliche  Bestandtheile  der  Massen-Gesteine  sind  Quarz,  Feldspath, 
Ampliibol,  Pyroxen,  Glimmer,  Magneteisen  und  etwa  noch  Topas.  Augit 
und  Hornblende,  obschon  aus  gleichen  Elementen  entstanden,  und  mit 
aufeinander  fast  reduzirbaren  Krystallwinkeln  versehen ,  letztere  wahr- 
scheinlich nur  in  Folge  langsameren  Erkaltens  gebildet,  können  zur 
Bezeichnung  der  zwei  Haupt  -  Gruppen  der  Massen  -  Gesteine  dienen. 
Labrador  kommt  gerne  mit  Augit,  gemeiner  Feldspath  gewöhnlich  mit 
Hornblende  vor.  Augit-Gesteine  bilden  sich  noch  fortwährend  J  Horn- 
blende-Gesteine sah  noch  Niemand  entstehen.  Beiderlei  Gebilde  haben 
nie  einen  gemeinsamen  Ursprung;  wohl  aber  haben  ihn  oft  sehr  unähnliche 
Gesteine,  die  je  einer  dieser  zwei  Gruppen  angehören.  Doch  hat  die 
Bildung  pyroxener  Gesteine  schon  begonnen,  als  die  der  Hornblende 
haltigen  noch  fortdauerte.  Säulen-förmige  Absonderung  ist  den  Mas- 
sen-Gesteinen allein,  doch  lange  nicht  überall  eigen,  es  seye  denn,  dass 
abgesetzte  Gesteine  diese  Absonderungsweise  durch  Einwirkung  der 
Massen-Gesteine  angenommen.  Gänge  bieten  keinen  Anhalt  zu  Haupt- 
Abtheilungen.  In  der  Zusammensetzung  sehr  ähnliche  Gesteine  können 
zu  verschiedenen  Zeiten,  sehr  unähnliche  gleichzeitig  entstanden  seyn. 
Auch  manche  Massen-Gesteine  zeigen  Schiefer-artige  Absonderungen, 
die  aber  wohl  nur  Folge  des  Grades  schnelleren  oder  langsameren  Auf- 
tretens oder  Erkaltens  sind. 

II.  Massen-Gesteine  (S.  29—70). 

A.  Amphib  olis  che  M.,  grossentheils  die  s.  g.  Urgesteine,  ob- 
schon ihre  Entstehungszeit  mitunter  sehr  neu  ist.  Feldspath,  Quarz, 
Glimmer,  Hornblende  und  Magneteisen  sind  die  wesentlichen  Gemeng- 
theile,  die  sich  gegenseitig  überwiegen,  selbst  vertreten,  ja  sogar  von 
anderen  Mineralien  vertreten  werden  können,  wesshalb  die  Massen- 
Gesteine  dieser  Abtheilung  nicht  unumgänglich  Amphibol  zu  enthalten 
brauchen,  da  er  durch  Glimmer,  und  mit  dem  Glimmer  durch  Chlorit 
und  Talk  ersetzt  werden  kann,  auch  „theilweise  oder  ganz  sogar  von 
Hypersthen,  Diallagon  oder  Augit,  die  alsdann  die  Bedeutung 
von  Amphibol  haben";  zuweilen  sondert  sich  der  Amphibol  nur  in  un- 
tergeordneten Lagern  aus.  In  diese  Abtheilung  gehören  Granit  mit 
seinen  Unterarten  (Schrift-Granit,  Kugel-Granit,  Granulit,  Aplit,  Gra- 
niteil u.  s.  w.),  Gneiss,  Porphyr,  Syenit,  Diorit,  dann  die 
mehr  untergeordnet  vorkommenden  Bildungen:  Quarz  fels,  Itacolu- 
mit,  Tapanhoacango,  Kryolith,  Magneteisen,  Protogyn, 
Turmalin-Schiefer,  Glimmer-Schiefer,  auch  Urkalk  und 
Ur-Dolomit.  Vollkommene  Übergänge  lassen  sich  zwischen  diesen  ein- 
zelnen Gesteinen  wahrnehmen. 

B.  Pyr oxenische.  Ihre  Bildung  hat  später  begonnen  und 
dauert  noch  fort.  Die  wesentlichen  Bestandtheile  dieser  Abtheilung 
sind  Feldspath,  Augit  und  Magneteisen  J  Quarz  und  Glimmer  können 
ebenfalls  vorhanden  seyn,  doch  sind  sie  es  in  untergeordneteren  Verhält- 
nissen, als  bei  der  amphibolischen  Gruppe.  „Die  Hornblende  ist  gerade 
nichts   Ungewöhnliches   und    hat  die    Bedeutung    des  Augites".    Tra- 


—     94     — 

chyte,  Phonolithe,  Dolerite,  Basalte,  Laven  „u.  a.  Gesteine 
von  augenscheinlicherer  vulkanischer  Entstehung"  gehören  hieher,  wie 
Obsidian,  Pech  st  ein,  Perlstein,  Bimsstein.  Manche  der- 
selben zeichnen  sich  noch  durch  eine  blasige  Struktur,  eine  Schlacken- 
artige,  glasige  und  Tuff-Form  aus. 

„Unter  Berücksichtigung  der  Zulässigkeit ,  dass  Hornblende  und 
Aügit  sich  gegenseitig  vertreten,  besteht  keine  strenge  Grenze  zwischen 
beiden  Abtheilungen  der  Massen-Gesteine  in  Ansehung  der  Natur  ihrer 
Gesteins-Massen.  Es  ist  jedoch  der  Übergang  der  Gebilde  jeder  Ab- 
theilung unter  sich  weit  inniger,  als  der  der  einen  Abtheilung  in  die 
andere."  Porphyr  und  Trachyt  nähern  sich  von  beiden  Seiten  am  mei- 
sten. Viele  ausserwesentlirhe,  aber  bezeichnende  Mineralien  sind  bei- 
den Abtheilungen  gemeinsam,  worüber  detaillirte  Nachweisungen  folgen. 
„Die  Allgemeinheit  gewisser  Mineralien  drückt  daher  den  gemeinsamen 
Ursprung  der  Massen-Gesteine  aus.  Die  Verschiedenheit  in  der  Summe 
der  Mineralien  der  Massen-Gesteine,  die  wirklich  besteht  und  bei  der 
Vergleichung  sich  herausstellt,  ist  ein  Mittel  zur  genauem  Unterschei- 
dung der  Massen-Gesteine,  das  nicht  bloss  eine  mineralogische,  sondern 
auch  eine  geologische  Bedeutung  hat,  indem  die  Entstehung  sich  mit 
den  Umständen  im  Zusammenhang  befinden  werde,  unter  denen  das 
Massen-Gestein  auftritt  und  sich  gleichsam  ausbildet.  Die  Minerale- 
Verschiedenheit  kann  entweder  im  Mangel,  oder,  in  der  Gegenwart, 
oder  auch  im  Zusammenvorkommen  gewisser  Mißeralien  enthalten  seyn. 
Ein  ähnliches  Gesetz  lässt  sich  auch  über  die  Versteinerungen  in  den 
abgesetzten  Gesteins-Schichten  aufstellen." 

Auch  das  Meteoreisen  gehört  zu  den  Massen-Gesteinen,  mit 
welchen  seine  Zusammensetzung  übereinstimmt,  und  dessen  Entstehung 
innerhalb  der  Grenzen  unserer  Atmosphäre  dem  Verf.  wahrschein- 
lich ist. 

III.  Abgesetzte,  Versteinerungen  führende  Gestein- 
Schichte  n  [soll  doch  wohl  heissen  „Schicht-Gesteine"].  Sie  sind 
Alluvium;  Diluvium  (Quaternar-Gebilde,  Knochen-Breccie,  Löss); 
obere  Tertiär-Gebilde  (Quaternär-Gebilde  noch  zum  Theil,  Kno- 
chen-Breccie z.  Th.,  Crag,  Paläotherien-Kalk,  Knochen-Gyps,  Subapen- 
ninen-Formation ,  Moellon  [eine  sonderbare  Vereinigung!]);  untere 
Tertiär-Gebilde  (Grobkalk,  Londonthon,  Töpferthon,  Braunkohle, 
Molasse  und  Nagelflue  zum  Theil,  Tegel-Formation?);  Mas  trieb  t- 
Schichten;  Kreide  (weisse  Kreide,  Scaglia);  Kreidemergel 
(Craie  tufau,  Plänerkalk  z.  Th.) ;  0  b  e  r  g r  ü  n  s  a  n  d  (Glauconie  craieuse, 
Chloritische  Kreide,  Plänerkalk);  Gault  (Glauconie  compacte);  Unter- 
grünsa.nd  (Quader-  und  Karpathen-Sandstein  z.  Th.);  Waldthon; 
Hastingssand;  Purbeckstein;  Porti  and  s  tein;  Kimmeridge- 
Thon;  Coralrag  (Astarten-  und  Nerineen-Kalk);  Oxford-Thon- 
Cornbrash;  Forstmarmor  (Stonesfield  -  Schie£et) ;  Bradford- 
Thon;  Gro  ssolit  (Great  Oolit  etc.);  Walkerde;  Unter  oolith;. 
Ober-Liassandstein;  Lias;  Unter-Liass  andstein;  Keuper; 
Muschelkalk;  bunter  Sandstein;  Zechstein;  Tod  t-Liegen- 


-     95     — 

des;  Steinkohlen- Gebirge;  Bergkalk;  Roth  liegendes  (oW 
red)y  Grauwacke.  Jedem  dieser  Gesteine  sind  noch  viele  Synonyme 
und  Äquivalent-Angaben,  öfters  einige  sie  charakterisirende  Worte  und  eine 
sehr  vollständige  Liste  der  Versteinerungen  beigefügt.  Darauf  folgen 
noch  einige  allgemeine  Bemerkungen  über  die  wenigen  Substanzen, 
woraus  diese  Gesteine  alle  bestehen,  über  deren  chemische  oder  mecha- 
nische oder  organische,  konglomerirende,  regenerirende  u.  s.  w.  Ent- 
stehungsweise mit  Rücksicht  auf  einzelne  Lokalitäten,  über  die  Entste- 
hung des  Dolomites  durch  Veranlassung  der  Bildung  von  ]VIassen-Ge- 
steinen  u.  s.  w. 

Den  Beschluss  macht  eine  Musterung  der  einzelnen  Thier-  und 
Pflanzen-Gruppen,  welche  organische  Reste  in  den  Gesteinen  hinterlas- 
sen haben,  mit  Rücksicht  auf  die  Folge  ihres  Auftretens,  ihre  Andauer, 
ihr  Verschwinden  u.  s.  w. 


W.  Hutton  hielt  bei  der  Versammlung  in  York  einen  Vor- 
trag über  denWhin-Sill  von  Cumberland  und  Northumberland 
CReport  of  the  1.  and  2.  meetings  of  the  British  Assoc,  Lond.  1833, 
p.  76  u.  77. J.  Whin-Sill  heisst  in  Aiston  Moor  und  der  Umgegend 
ein  in  Nord-England  sehr  ausgedehntes  Lager  von  Schichten-förmigem 
Basalt  in  Verbindung  mit  Bergkalk.  Es  geht  zu  Tage  in  mehreren 
Flussbetteu,  welche  von  W.  her  nach  dem  South  Tyne  gehen  und  im 
Tpne-Bette  selbst  bei  Tyne-head.  Es  erscheint  im  Wear-,  im  Teesdale- 
Bette  sehr  ausgedehnt,  im  Lune-l&eit  und  durch  den  ganzen  Distrikt  hin, 
wo  Wasser-Rinnen  und  Gruben-Arbeiten  tief  genug  einschneiden,  und  sein 
oberes  Ausgehendes  kann  fast  ununterbrochen  von  Heiton  in  Westmore- 
land  bis  Tindale-Fell  in  Northumberland  verfolgt  werden.  Hier  wird 
die  ganze  Steinkohlen-Formation  von  dem  grossen  Stublick-Byke  durch- 
brochen, welcher  den  Whin  Sill  mit  den  ihn  begleitenden  Schichten 
zu  einer  unermesslichen  Tiefe  hinabdrückt,  dessen  Ausgehendes  jedoch 
wieder  an  der  Nordseite  jenes  Bykes  zu  Wall  Town  Crags  bei  Glen- 
whelt  in  Northumberland  erscheint,  rasch  gegen  N.  ansteigt,  und  von 
dieser  Stelle  an  durch  die  ganze  Grafschaft  bis  zur  Seeküste  bei  Newton 
verfolgt  werden  kann.  Mit  anderen  Schichten  der  Kohlen-Formation 
kommt  er  in  Folge  einer  allgemeinen  Schichten  -Einsenkung  etwas 
südlich  von  Bamborough  wieder  vor,  zieht  sich  um  Beiford  im  Bogen 
nach  Kyloe  an  der  Küste  und  verschwindet  hier.  In  seiner  Erstreckung 
nördlich  von  Aiston  Moor  dringt  er  in  die  Schichten-Folge  aufwärts  ein 
und  kömrat  dadurch  allmählich  mit  allen  Varietäten  der  Gesteine  der 
Kohlen-Formation  in  Berührung.  Gewöhnlich  bildet  er  nur  ein,  zuwei- 
len zwei,  und  zuletzt  drei  Lager.  —  Die  Wirkung  der  Hitze  auf  die  ihn 
begrenzenden  Gesteine,  in  deren  Folge  sie  härter  und  die  Kalksteine 
krystallinisch  geworden  sind,  kann  man  in  seinem  Verfolge  allgemein, 
aber  nirgends  in  solchem  Grade,  wie  in  High  Teesdale  erkennen.  Der 
Vf.  glaubt,  dass  dieses  Basalt-Lager  durch  Ausströmung  aus  einem  Vul- 
kane während  der   Absetzung  der  Bergkalk- Gruppe  und  zwar  nach  der 


-     96     - 

der   tieferliegenden   und   vor   der  der  dasselbe  überlagernden   Schichten 
entstanden  seye. 

MüRCHisoN  bestätigte  die  Genauigkeit  dieser  Beobachtungen  (a.  a.  O. 
S.  77),  schloss  sich  jedoch  rücksichtlich  der  Entstehungs-Zeit  des  Whin 
Sill's  an  Sedgwick's  Ansicht  an.  Die  Anordnung  der  basaltischen 
Massen  in  High  Teesdale,  die  umgeänderte  Beschaflfenheit  der  sie  dort 
begleitenden,  unterteufenden  wie  aufgelagerten,  Kalk-,  Sandstein-  und 
Schiefer  -  Schichten,  die  gelegentliche  Verästelung  seiner  Masse  durch 
die  angrenzenden  und  zumal  höher  liegenden  Schichten  scheinen 
ihm  dafür  zu  sprechen,  dass  der  Whin  Sill  erst  nach  der  Ab- 
lagerung des  ganzen  von  ihm  durchsetzten  Gebirgs  -  Systemes  sich 
gebildet  habe.  —  —  Er  wünscht,  dass  die  Whin  JDykes  in 
Burham  mit  Rücksicht  auf  Sedgwick's  Theorie  weiter  verfolgt  wer- 
den, um  zu  bestimmen,  ob  sie  Ausflüsse  vom  grossen  Whin  Sill,  oder 
erst  nach  ihm  entstanden  seyen.  Einige  derselben  lösen  sich  in  ver- 
schiedene Äste  auf,  welche  sich  alle  gegen  den  Whin  Sil  richten,  was 
eine  Alters-Beziehung  zwischen  beiden  anzudeuten  scheint. 


Phillip^  hat  früher  ebenfalls  den  Whin  Sill  sorgfältig  verfolgt 
(ib.  S.  77.),  und  glaubt,  dass  die  zwei  vorstehenden  Ansichten  sich  mit 
einander  verbinden  lassen.  Die  beharrliche  Lagerung  dieser  beträcht- 
lichen Basalt-Masse  zwischen  denselben  Sandstein-Schichten  auf  eine 
ansehnliche  Erstreckung  hin,  die  allgemeine  Beschränkung  der  Wirkung 
ihrer  Hitze  auf  die  zunächst  unterlagernden  Schichten  allein,  ihr  Meilen- 
weiter Verlauf,  ohne  einen  einzigen  Dyk  abzugeben  oder  in  die  vielen 
natürlichen  Spalten  des  Kalkes  einzudringen,  das  Durchsetztwerden  der- 
selben durch  Erz-Gänge  deutet  auf  die  Bildung  eines  grossen  Theiles 
des  Whin  Sill  durch  untermeerische  Lava- Ausbrüche,  die  sich  während 
des  Niederschlags  der  damit  verbundenen  Kohlen-Formation  wiederhol- 
ten. Eben  so  erweisen  die  Beispiele  heftiger  Einbrüche  des  Basaltes 
in  die  Straten  über  seinem  gewöhnlichen  Niveau,  dass  Teesdale  der 
Sitz  von  mehreren  vulkanischen  Ausbrüchen  gewesen,  deren  Heerde  mit 
Wahrscheinlichkeit  zu  Caldron  iSnout  in  Teesdale  zu  erforschen  seyn 
würden. 


VON  BoNSDORp  charakterisirte  bei  der  Wiener  Versammlung  (Isis 
183  3.  S.  4  84  —  4  8  5.)  den  in  Finnland  sogenannten  Rapakivi,  d.  i. 
Trebernstein,  als  eine  eigene  Gebirgsart.  Sie  ist  nach  ihm  aus  Feld- 
spath.  Quarz  und  Glimmer  zusammengesetzt,  und  aus  einem  den  Feld- 
spath  Schalen-förmig  umgebenden  Natron-Silikat.  Die  Säulen  der  Isaaks- 
Kirche  in  Petersburg  und  die  kolossale  AlexandersS'Äxile  bestehen  dar- 
aus. —  Mehrere  anwesende  Mitglieder  hielten  jedoch  das  angebliche 
Natron-Silikat  für  Albit,  die  Felsart  mithin  für  eine  blosse  Abänderung 
des  Granites. 


—     97     - 

Boblaye:  Beobachtungen  über  die  geo  gn  o  st  is  che  Be- 
schaffenheit von  Morea  (Ann,  sc.  nat.  1831,  XXII.  113—134. 
pl.  VI.J.  Die  Halbinsel  erhebt  sich  von  allen  Seiten  steil  aus  dem 
Meere,  hat  eine  mittle  Höhe  von  400«»,  einzelne  Bergspitzen  von 
lOOOm  _  15001»,  und  im  Taygetes  selbst  von  2405"«.  Drei  grosse  Thä- 
Icr  erhejjen  sich  vom  Meere  nach  dem  Arcadischen  Plateau  in  Form  Staffel- 
artig  übereinander  liegender  Becken.  Alte  Thon- und  einiger  Glimmer-Schie- 
fer bilden  die  Basis  der  hohen  Monevibasischen  und  Taygetischen  Gebirgs- 
Ketten  und  des  Plateaus  der  Chelmos-Bev^e  nördlich  von  Sparta.  Die 
Schichten  streichen  von  N.  nach  S.  ~  Talk-  und  Dach-Schiefer  nebst 
anderen  Übergangs-Gebirgen  mit  Marmor-ähnlichen  Kalken  vergesell- 
schaftet, kommen  in  den  nämlichen  Gebirgen  so  wie  noch  in  Attica  und 
der  Insel  Salamis  vor.  Die  Phorphyre  und  Amygdaloide  mit  Ophit 
(antiker  grüner  Porphyr)  von  Relos  «nd  andern  Punkten  Laconiens  mö- 
gen zur  nämlichen  Formation  gehören.  Die  Lagerung  ist  abweichend 
von  der  vorigen.  —  Rauchgraue  kompakte  Kalke  mit  Belemniten, 
grüne  Kalke,  lithographische  Kalke  mit  Jaspis  sind  mit  vorigen  innigst 
verbunden,  und  wahrscheinlich  gleicher  Formation.  —  Grünsand  und 
Kreide  mit  Diceras,  Hippuriten  und  Nerineen,  wie  am  Mont 
Perdit  zu  2300ni  Seehöhe  ansteigend,  streichen  von  NW.  nach  SO.  — 
Eine  Thon-  und  Pudding-Formation  mit  vielartigen  Gestein-Trümmern 
und  Geschieben,  selbst  aus  dem  Grünsand  und  der  Kreide,  erhebt  sich 
mit  aufgerichteten  Schichten  in  Arcadien  zu  SOOm,  in  Ziria  zu  1500"» 
Seehöhe  J  sie  scheinen  die  Stelle  der  ältesten  Tertiär-Schichten  einzu- 
nehmen. Darauf  folgt  indessen  erst  das  eigentliche  Tertiär- Gebirge,  zu- 
erst nämlich  blaue  Mergel  mit  Ligniten,  drei  Arten  von  Austern,  Ano- 
mien,  Gryp  häen ,  Pectuncu  Jus  glycimeris,  Venus  decus- 
sata,  Cerithium  vulgatum,  Spondylus  u.  s.  w. >  —  dann  san- 
dige Kalke  mit  Ter  e  brat  ula  vitrea,  Pecten  soleare,  S  p  a- 
tangus,  Cidarites,  Clypeaster;  —  endlich  mehr  lokale  Süss. 
wasser-Kalke,  Puddinge  u.  dgl.  —  Die  Sandmergel-Gruben  der  Ebene 
von  Napoli  bieten  viele  Univalven  noch  lebender,  doch  jetzt  am  schlam- 
migen Gestade  des  Golfes  nicht  vorfindlicher  Arten,  und  verbinden  die 
vorigen  mit  den  Gebilden  aus  heidnischer  Zeit,  die  viele  Töpfer- Waare  u. 
dgl.  enthalten.  Das  Tertiär-Gebilde  hat  nirgend  grosse  Störungen  er- 
litten, ist  aber  im  Ganzen  gehoben  und  stellenweise  umgebogen  J  seine 
meerischen  Glieder  steigen  jedoch  nirgend  über  200"»  Seehöhe  an.  Zei- 
chen eines  einst  höheren  Meeresslandes  und  zugleich  Statt  gehabter  Be- 
wegungen des  Bodens  bemerkt  man  an  der  kompakten  harten  Kreide 
C^ftvarinJ,  am  Grobkalk  C^odon)  und  an  einem  Konglomerat  mit  Land- 
schnecken (Napoli).  Das  Gestade  auf  der  ganzen  Südseite  der  Halbinsel  er-  " 
hebt  sich,  welches  auch  seine  mineralogische  Natur  seyn  mag,  in  4— 5  Terras- 
sen. —  Von  Napoli  aus  besuchte  B.  die  Insel  Ägina.  Er  schiflPte  sich  zu  Epi- 
äaurus  ein  und  legte  unterwegs  noch  an  der  unwirthlichen  Halbinsel 
MetJiana  an,  wo  ein  steil  abfallendes  verbranntes  Vorgebirge  sich  auis 
der  See  erhebt,  welches  aus   rothen  schon  zersetzten,  und  aus  dunkel- 

Jahrgang  1834.  7 


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blauen  halbflässig  gewesenen  Porphyr-Trachyten  besteht,  die  den  dortigen 
harten  Kalkstein    gehoben  und   umgeändert  haben ;    so  dass  er   theils  in 
erdigen,  theils    in    faserigen    Zustand    übergegangen    ist.     Nach   Ovid's 
u.  a.   Dichter  Anspielungen  gehören   die   vulkanischen  Ereignisse  dieser 
Gegend   schon    der  geschichtlichen    Zeit    an.     Aber   diese    Halbinsel   ist 
nicht  auf  einmal    emporgehoben    worden;    sie  gehört   dem    von  Saiitorin 
nach   Äffina   aus  NW",  nach  SO.  ziehenden   breiten    trachytischen  Bande 
an,  dem  vielleicht  auch  auf  dem  Isthmus  von  Korinth  die  warmen  Quellen 
entspringen.     Die    Hebung    scheint  zvnschen  der  Absetzung  der  blauen 
Mergel    und    des    sandigen  Kalkes    mit   Terebratula   vitrea    Statt 
gefunden   und   die  scharfe  Trennung    dieser  zwei  Gebilde    veranlasst  zu 
haben.  —  Auf  Ägina  selbst   findet    man  einen  harten  oft  körnigen  Kalk 
von    blaugrauer  Farbe ,    dessen    unteren    Schichten   roth    und    schieferig 
werden ,    und    Jaspis  aufnehmen ;    —    dann   grüne   Mergel  mit  Pflanzen- 
Abdrucken  ,     Austern     und     Anomien,      welche     nach      dem     In- 
nern    der    Insel    aufgerichtet     sind    und    mit     Puddingen    aus     Quarz 
und     hartem     Kalke     wechsellagern  J     zuletzt     folgt     sandiger     Kalk. 
Inzwischen  aber  erheben  sich  hohe,  von  tiefen,  engen,  senkrechten  Klüf- 
ten  zerrissene,    an    der   Oberfläche    sehr  zersetzte  Trachyt-Massen ,    oft 
zugleich    zur   Bildung  von    trachytischem    Sande    und   Konglomerat  mit 
Kalk-Zäment  Veranlassung  gebend,    welche    bald   auf  den  grünen  Mer- 
geln, bald  auf  dem  sandigen  Kalke  unmittelbar  ruhen,  sich  selbst  in  die 
oberen  Schichten    des  ersten   einmengen,    so  zwei  Epochen  der  Hebung 
der  Trachyte  genau  zu  bezeichnen  scheinen     und    zu  oberst  wieder  von 
einer  langen  Reihe  von  Alluvionen  bedeckt  werden.  Wo  der  grüne  Mer- 
gel auf  dem  Trachyte  liegt,  ist  er  erhärtet  und  blätterig.  —   Das  Strei- 
chen   der    Kalkschichten,    das    der    kleinen  ArgoWschen    Berg- Ketten, 
das  der  Trachyt-Klüfte  von  Methana  und  Ägina  ist    ONO.,  wie  das  der 
Alpen    von    Wallis   nach   Österreich.  —    Der  Boden  der  Insel  war  von 
vielen  Höhlen  durchwühlt  worden,    theils    um  diese  zu  Gräbern  zu  ver- 
wenden ,    nachdem   sie  mit  Stuck    ausgekleidet   worden,     theils    um    das 
Material    zu    den  dortigen  antiken  Töpfereien  zu    gewinnen,    theils  end- 
lich um    bessere   Erde    auf  die    Oberfläche  kahler  Felsen  zu  landwirth- 
schaftlichen  Zwecken  zu  erhalten. 


R.  Wagner's  Tabelle  zum  Verstand niss  der  Überlage- 
rung der  Formationen,  welche  die  Erdrinde  bilden,  und 
der  sie  begleitenden  Versteinerungen  (Kastn.  Arch.  1831. 
III.  95—98.,  aus  Wagners  Geschichte  der  Menschen  und  Völker  und 
ihrer  Krankheiten  u.  s.  w.)  enthält  nichts  Neues  auszuheben;  wohl  aber 
mehrere  Unrichtigkeiten ;  die  obere  Grenze  der  Nummuliten  im  alten 
Grobkalk  ist  zu  tief,  die  obere  Grenze  der  Orthozeratiten  fraglich  im 
Keupcr  viel  zu  hoch,  die  Belemniten  und  ?Echiniten  im  Muschelkalk 
unrichtig     ( wenigstens      hier      gewiss      höchst     zufällig ,      die      obere 


—      99      - 

Grenze  der  TrJlobi'ton  im  Zechstein  zu  hoch,  die  untere  der  Fische  eben- 
daselbst zu  hoch  angegeben  q.  s.  w. 


ScHWARZENBERG  Übet  das  Vo*r kommen  der  Grobkalk-Fcr» 
mation  in  Niederhessen.  (Stud.  d.  Götting.  Vereins  bergmänn. 
Freunde.  1833.  III.  219—252.) 

1.  Verbreitung:  Im  Kreise  Hofgeismar:  bei  Hohenkirchen 
SSO.  von  Waitzrott  an  der  Langenmasse ;  NNW",  und  W.  von  Holz- 
haus en ;  am  N.-Fusse  des  Gahrenberges ;  W.  und  NW.  von  Immen- 
Jiaxsenf  an  dem  Hopfenberge  und  den  Abhängen  des  von  hier  nach 
Burgaffeln  ziehenden  Thaies;  W.  vom  Ahlberg  gegen  Mariendorf;  zwi- 
schen Mariendorf  und  Udenhausen  ;  WSW.  von  Beckerhagen  im  schwar- 
zen Loch;  am  NW.-Fusse  des  Warteberges  hei  Friedrichsdorf ;  W,  von 
Beberbeck ;  NO.  vom  Hombressen ;  N.  von  Sababurg',  N.  und  NO.  von 
Gottsbüren;  W.  und  NW.  von  Gieselwerder.  —  Im  Kreise  Cassel:  NO. 
von  Niederkauffungen ;  0.  vom  Eichwäldchen  bei  Bettenhausen;  NO. 
und  SO.  von  Ochshausen;  auf  dem  Möncheberge  bei  Cassel  und  bei 
Wolfsanger ;  am  0,-Fusse  des  Habichtswaldes,  namentlich  auf  WH- 
heimshöhe,  zu  Moulang,  Montcheri,  am  Apolloberge  u,  s.  w.;  im  Ahne- 
thal am  Habichtswalde  bei  Nieder-  und  Ober-Zwehren',  N.  von  Alten- 
baune,  zwischen  Kirchbaune  und  Grossenritte ;  im  SO.  von  Rengers- 
hausen. —  Im  Kreise  Fritzlar:  besonders  bei  Gudensberg,  am  S.-Hange 
des  Odenberges,  am  SO.-  und  SW.-Fusse  des  Lammsberges,  am  O.-Fusse 
des  Kammerberges ;  S.  und  SW.  von  Fritzlar  gegen  Obervorschütz ; 
beim  Posthause  von  Bissen  ;  am  Lechenkopf  bei  Wehren.  —  Im  Kreise 
Melsungen:  zumal  unweit  Dorf  Beute  an  der  Felsberger  Strasse;  NO. 
vom  Laudenberg  zwischen  Niedervorschütz  und  Böddiger;  SO.  von 
Niedermöllerich;  NO.  von  Gensungen  am  Heiligenberge ;  0.  von  Gen- 
sungen  Am  RMindaer'QtY^',  O.  von  Rhünda  am  Hahnenwinkel.  —  Im 
Homburger  Kreise:  bei  Hebel,  Falckenberg,  Mardorf m.  s.  w,  —  Im 
Kreise  Wolfhagen:  am  S.-Fusse  des  Laknerholzes,  N.  von  Elberberg ; 
am  N.W.-Fusse  des  Erzeberyes  unweit  Balhorn. 

2.  Hauptgebirgs  -  Lager  dieser  Formation  sind:  Kalkstein, 
nicht  selbstständig,  sondern  nur  untergeordnet,  aber  bezeichnend,  in  Nie- 
ren-förmigen  u.  a.  Stücken  in  den  Mergeln,  öfters  Versteinerungen  ent- 
haltend, wie  die  andern  Glieder;  auch  Quarz,  Chalzedon  und  Grünerde 
einschliessend  ;  —  dann  Mergel,  meist  Thon-,  doch  auch  Kalk-Mergel, 
schieferig,  im  Bruche  erdig,  sandig,  von  sehr  mancherlei  Farben  ;  wohl- 
erhaltene Schaalthiere,  auch  Abdrücke  von  Laubholz-Blattern  und  Schilf- 
stengeln CHopfenbergJ  einschliessend.  —  Thon:  plastisch  und  rein  oder 
sandig  und  kalkig  von  verschiedener  Farbe,  zuweilen  Nieren  von  thoni- 
gem  Sphärosiderit  und  Thon-Eisenstein  CWilhelmsUöhe ,  Oclishausenj 
aufnehmend.  —  Sand:  bald  fein,  bald  in  grobe  Geschieb-Massen  über- 
gehend, meist   ockergelb,    auch    graulichweiss,    bräunlichroth,    schwarz, 

7* 


100 


durch  Chlorit  berggrün  u.  s.  w.  Kalkigen  Sand  mit  Versteinerungen 
hat  man  in  der  Hoheitsgrube  bei  Hohenkirchen,  an  der  SW.-Seite  des 
Ahlbergs,  im  Giesebach  NW.  von  Hombressen,  zu  Montcheri.  am  Apollo- 
berg bei  Wülielmshöhe,  im  Ahnethal,  zu  Niederkauffungen,  am  Odenberg 
und  bei  Beute  gefunden.  Oft  enthält  er  auch  Nieren  und  Schnüre  von 
braunem  Thon-Eisenstein,  schlackigem  Gelb-Eisenstein  und  eisenschüssi- 
gem Sandstein.  Sandstein,  körniger  Quarzfcls  imd  Hornstein 
träten  vorzüglich  bei  Hohenkirchen  xmA  Immenhausen,  zxa  Wilhelmshöhe ^ 
oberhalb  Zwehren,  im  Ahnethal,  bei  Niederkauffungen  und  am  Rhündaer 
Berg  auf.  Was  seine  Natur  anbelangt,  so  können  wir  hier  auf  das  ver- 
weisen, was  Hausmann  darüber  gesagt  bat  (Jahrb.  1833.  S.  588.).  — 
Auch  €r  e  s  c  h  i  e  b  e  von  Quarz,  Kieselschiefer,  Hörn-  und  Feuer-Stein  fin- 
den sich  in  dieser  Formation,  oft  in  grosser  Verbreitung  und  Mächtig- 
keii,  doch  dann  weniger  genau  bestimnAar  rücksichtlich  der  ihnen  zu- 
kommenden Einreihung  in  der  Gebirgs-Folge  CP^itzlar),  da  sie  auf  der 
Thon-  und  Sand-,  wie  auf  der  Grobkalk-Formation  ruhen.  —  Muscheliger 
und  ockeriger  Gelb-Eisenstein,  gemeiner,  gelber  und  brauner  Thon-Ei- 
senstein, sandiger  gemeiner  gelber  Thon-Eisenstein  setzen  manchmal 
Lager  und  Flötze  in  der  Grobkalk-Formation  zusammen.  Ein  wichtiges, 
stockfdrmiges  Lager  bildet  der  muschlige  Gelb-Eisenstein  amjEro;?j%n&fr^ 
bei  Berguffeln,  dessen  grosse  Unregelmässigkeiten  durch  mehrere  das- 
selbe Gang-förmig  von  N.  nach  S.  durchsetzende  Basalt- Massen  veran- 
lasst werden.  Es  führt  Graubraunstein,  hat  bis  26'  Mächtigkeit,  fallt  Id*'  N., 
und  scheint  nächst  bei  dem  Basalte  etwas  gehoben  zu  seyn.  Nach  den  Un- 
tersuchungen von  4  BergbeflisseneD  ist  dieser  Gelb-Eisenstein  ausam- 
mengesetzt  aus 

nach  Mann         Schwarzkopf       Sfiecker       Ziegler 
Eisenoxyd     .    ^ 
Wasser     .....    0,1433 
Manganoxyd      .     . 
Kieselerde     .    .     . 
Thonerde       .    .     . 
Kalkerde  .... 
Salzsaure  Talkerde 


0,8166  . 

.  0,81225  . 

.  0,832  . 

.  0,8430 

0,1433  . 

.  0,14000  . 

.  0,133  . 

.  0,1250 

0,0050  . 

.  0,03025  . 

.  0,003  . 

.  0,0109 

0,0346 

.  0,01700  * 

.  0,014 1 
.  «,011)  ' 

.  0,0070 

0,0100  . 

— 

— 

.  0,0064 

— 

— 

.  0,003   . 

— 

1,0095  . 

.  0,99950  . 

.  0^996  . 

.  0,9923 

Die  Hoheits-  und  die  Erbfmnx-Gruhe  von  Hohenkirchen  bauen  auf  ei- 
nem Flötz  aus  ockrigem  Gelb-Eisenstein,  gemeinem  gelbem  und  braunem 
Thon-Eisenstein,  welches  4'— 10'  Mächtigkeit  und  Mulden-Form  besitzt. 
Auf  der  W.  Hälfte  fällt  es  6,00.,  auf  der  0.  aber  nach  W.  und  ist  in 
zwei  je  2'  mächtige  Lager  getrennt,  zwischen  welchen  eine  1^'  mäch- 
tige Schichte  quarzigen  Sandes  auftritt.  Buckeln  und  Mulden  im  Lie- 
genden des  Flötzes  und  Wechsel  von  ^  Lachter  machen  das  Flötz  un- 
regelmässig. Es  führt  ebenfalls  Wad  und  Graubraunstein  in  Menge 
und  sein  Eisenstein  besteht 


-r  101 


nach  Mann, 

aus  Eisenoxyd 0,5466 

Wasser 0,1300 

Manganoxyd       0,0613 

Kieselerde ».  0,2130 

Thonerde       0,0510 

Kalkerde       ,.....,  — 


Schwarzkopf 

Ziegler 

.     0,67725 

0,6800 

.     0,13800 

OjlOOO 

.     0,03400     . 

0,0220 

.     0,09925     . 

0,1300 

.     0,04075     . 

0,0650 

— 

0,0040 

1,0019      .     0,98295      .       1,0010 
I>as  Eisensteln-Flötz   der  ehemaligen  ilfiaa:-Grube  scheint    nur  eine 
Fortsetzung  hieven   gewesen    zu  seyn :  es  besass    12' — 16'  Mächtigkeit, 
bestand   vorzugsweise   aus    schwarzem    Eisenstein     und  lag  in  höherem 
Niveau.     Desgleichen  das  Flötz  der  eingegangenen  Königsgrube. 

An  der  Langenmasse,  ^  Stunde  von  Holzhausen,  brechen  ockriger 
Gelb-Eisenstein  und  sandiger  gemeiner  gelber  Thon-Eisenstein,  der  weni- 
ger reich  ist,  miteinander  in  6" — 12"  mächtigen  übereinanderliegenden 
Fläta-Trümmern,  welche  mit  S**— 12®  0.  fallen  und  in  einem  thonigen 
Sande  aufsetzen.     Der  Thon-Eisenstein  enthält 


nach 

Mann 

Schwarzkopf 

Spiecker 

Ziegler 

Eisenoxyd       .     .     . 

0,6950 

.     0,50157       . 

0,528     . 

0,6300 

Wasser      .... 

0,1600 

.     0,10400 

0,110     . 

0,105p 

Phosphorsäure    .     . 

— 

.     0,07800       . 

0,009    . 

0,0200 

Manganoxyd       .     . 

Spur 

.     0,01525       . 

Spur     . 

0,0135 

Kieselerde      .     .     . 

0,0866 

.     0,24000 

0,305     . 

0,2150 

Tlionerde        .     .     . 

0,0526 

.     0,06000       . 

0,035     . 

0,0200 

Kohlens.  Kalkerde 

— 

— 

0,012     . 

0,0030 

-       Talkerde 

Spur 

— 

— 

0,0055 

0,9942      .     0,99882       .     0,999      .      1,0120 
Ob  die  Flötze  von  erdiger  Braunkohle  am  Möncheberge  bei  Casself 
am  SW.  Fusse    des   Lammsberges  bei  Gudensberg  noch  der  Grobkalk- 
Formation  angehören,  ist  nicht  nachgewiesen. 

3.  Fossile  Konchylien  sind  häufig  in  dieser  Formation.  Ih- 
re Schaale  ist  meist  wohl  erhalten,  doch  locker.  Angeführt  werden  nur 
die  Namen  der  Genera.  Wichtige  Fundorte  sind  der  Apolloberg ,  Mont- 
cheri  und  das  Ahnethal  am  Habichtswald,  der  Ahlberg  und  Hohenkir- 
chen,  Niederkauffungen  und  Deute, 

4.  Allgemeine  Lagern  ngs- Verhält  ni  s  s  e.  Es  herrscht 
kein  allgemeines  Streichen  und  Fallen,  sondern  beides  scheint  von  der 
Beschaffenheit  der  Auflagerungs  -  Flächen  abzuhängen.  Die  Grobkalk- 
Formation  ruht  auf  derThon-  und  -Sand-  (Braunkohlen-)  Formation,  auf 
buntem  Sandstein  {Hopfenberg  bei  Hohenkirchen ,  Udenhatisen,  Giesel- 
werden),  auf  Muschelkalk  {Ahnethal,  Warteherg)\  —  und  wird  über- 
lagert von  den  mittleren  Lagen  der  tertiären  Gebilde,  namentlich  Süss- 
wasserkalk  (Burguffeln,  Obervorschütz),  von  Dammerde,  Basalt-Konglo- 
merat und  Basalt  (Warteberg,  Ahlberg,  Qdhrenberg  bei  Sababurg  und 
AhnethalJ.    Die  Lagerungs-Folge   der  Glieder  der  Grobkalk  -  Formation 


—     102     — 

unter  einander  scheint  im  Allgemeinen  von  oben  abwärts  folgende  zu 
seyn  :  ockergelber  und  gelblichbrauner  Sand  mit  Geschieb-Lagern ,  — 
kalkiger,  Versteinerung-reicher  Sand,  —  grüner  Sand,  zuweilen  mit  vo- 
rigem noch  wechsellagernd  und  mit  Versteinerungen ,  —  Kalkstein-füh- 
rende Mergel-Lager,  —  zuweilen  weisser  Saud  (HoheitscfrubeJ ,  —  ein 
schwaches  Lager  grünen  Versteinerung» -leeren  Sandes  oder  weisser 
Sandstein,  Quarzfels  und  Hornstein,  —  saudiger  und  reiner  Letten,  — 
Braunkohlen-Formation  u.  s.  w. 

5.  Verhältnisse  zum  Basalte.  In  der  Nähe  des  Hopfen- 
b.erges  setzen  Gang-artige  Basalt-Massen  in  dieser  Formation  auf;  so 
in  den  dortigen  Eisenstein-Werken  J  so  einige  hundert  Schritte  thalauf, 
wo  eine  aus  dichtem  Basalt  bestehende  Ausfüllung  von  N.  nach  S.  streicht ; 
so  auch  einige  Hundert  Schritte  thalabwärts  am  rechten  Berghange,  wo 
eine  Ausfüllung  aus  rothem,  an  Mergelthon  reichen  Basalt-Konglomerat 
zwischen  gelben  und  grünen  Sandmassen  ebenfalls  aus  N.  nach  S.  streicht ; 
so  endlich  im  Ahnethal,  wo  der  Basalt-Gang  2'  mächtig  in  den  Grob- 
kalk tritt ,  und  der  schwarze  Thon ,  wo  er  mit  ersterem  in  Berührung 
kommt,  mehr  erhärtet  erscheint. 

6.  Der  Grobkalk  bildet,  wo  er  selbstständig  genug  auf  die  B  e  r  g- 
Formen  einwirkt,  CHofgeismarj  Cassel ,  Fritzlar,  MelsungenJ  flache 
Hügel  uud  Thäler. 

7.  Die  Quellen  kommen  vorzüglich  in  Thon  und  Mergel,  unter 
Sand  zu  Tage,  und  sind  oft  Eisen-  {Hopfe^iberg)  und  Kalk-haltig. 

8.  Zersetzung.  Die  Thon-  und  Sand -Massen  zersetzen  sich 
leichter  und  sind  der  Vegetation  günstiger,  als  jene  der  Braunkohlen- 
Formation,  weil  sie  reicher  an  Kalk  sind.  Doch  sind  die  Mergel  selbst 
meistens  nur  Thonmergel ,  und  daher  nicht  eben  sehr  fruchtbar,  ver- 
bessern sich  aber  durch  Beimengung  von  Sand  und  Lehm.  Die  Kalk- 
und  Gelb-Eisensteine  widerstehen  der  Verwitterung;  der  thonige  Sphä~ 
rosiderit  aber  (kohlens.  Eisenoxydul)  geht  an  der  Luft  in  gelbeu  und 
braunen  Thoneisensteiu  (Eisenoxyd-Hydrat)  über, 

9.  Anwendung.  Thon  zu  Thonwaaren  ,  doch  ist  er  selten  frei 
VC»  Eisen  und  Kalk.  —  Weisser  Quarz-Sand  zum  Streuen,  auch  zu 
Smalte-Glas.  —  Thonmergel  zur  Verbesserung  des  Sandbodens ,  nach 
dem  er  an  der  Luft  zerfallen.  —  Hornstein  zum  Wegebau.  —  Lockerer, 
körniger  Quarz  zum  Abschleifen  von  Steinen  und  Metallen.  —  Geschiebe 
zur  Wegebesserung. 

Die  Eisensteine  werden  insbesondere  gewonnen:  am  Hopfenberff 
bei  Burgujfeln  für  die  Veckerhager  Hütte  ;  zu  Huhenkirchen  und  an 
der  Langimmasse, 

[Es  bedarf  übrigens  kaum  der  Erinnerung,  dass  diese  sogenannte 
Grobkalk-Formation  kein  Äquivalent  der  Pariser  seye,  sondern  dem  so- 
genannten jüngeren  Grobkalke  der  Subapenninen-VovmdAion,  dem  Tegel 
dem  Moellon  u.  s.  w.  entspreche.] 


—      103      — 

Alb.  Nota  über  das  Erdbeben  in  der  Stadt  und  Provinz 
S.  Remo   im  J.  18  31.  (Bibliot.    Ital.  1833.  Febr.  XC,  824—230.  aus 

desselben  Vfs.  besonderer  Schrift:  cfr.  Jahrb.  1833.  S.  328.).  Die  er- 
wähnte Schrift  des  Vfs.  zerfällt  in  drei  Theile ;  im  ersten  gibt  er  die 
Erzählung  der  Ereignisse  selbst ;  im  zweiten  die  der  Erscheinungen,  welche 
der  Erderschütterung  vorangingen,  oder  sie  begleiteten;  im  dritten  einige 
geologische  Beobachtungen  und  die  Ansichten  der  Physiker  über  derar- 
tige Phänomene  im  Allgemeinen.  —  Im  J.  1831  den  26  März  um  11  Uhr 
25  Minuten  (nach  der  Sonnenuhr)  erfolgte  zu  S.  Remo  nach  einem  un- 
terirdischen Getöse,  einem  starken  Wagen-Gerassel  ähnlich,  eine  heftige 
Erderschütterung,  mit  vertikalen  Stössen  und  länger  fortdauernden  Schwin- 
gungen, Alles  zusammen  14  Sekunden  während.  Die  Gebäude  wankten 
sichtlich  und  ein  dichter  Nebel,  vielleicht  Staub,  erhob  sich  über  die 
Dächer,  wornach  ein  grosser  Theil  der  Einwohnerschaft  (die  12,000 
Seelen  beträgt)  aus  der  Stadt  floh. 

Am  28.  wurde  eine-  starke  Erschütterung  zu  Taggia  und  Castel' 
laro  gespürt.  Der  Vf.  SaMe  sich  unmittelbar  nachher  an  letzteren  Ort 
begeben,  wo  er  die  Brücke  geborsten  und  unbrauchbar,  52  Häuser  zur 
Erde  gestürzt,  49  dem  Einstürze  nahe,  die  drei  Kirchen  zerstört  und 
viele  andere  Häuser  beschädigt  fand.  Auf  der  Ebene  wie  auf  der  West- 
seite des  Hügels  war  der  Boden  durch  Spalten  geöffnet.  Fünf  Personen 
waren  umgekommen,  sechszehn  verwundet  worden. 

Am  4.  Dezember  um  2j  Uhr  {Italienisch)  wurde  die  Bevölkerung 
dieser  Gegenden  durch  neue  Erschütterungen  in  Schrecken  gesetzt, 
welche,  wie  das  erste  Mal,  zu  Taggia  und  Castellaro  heftiger  als  an- 
derwärts waren,  so  dass  es  scheint,  das  Thal,  welches  beide  Städte 
trennt,  seye  dem  Mittelpunkte  des  Erdbebens  am  nächsten. 


C.  Gemmellaro  Relnzione  dei  fenomeni  del  miovo  Vuleano  sorto 
dal  mare  fra  la  eosta  di  Sicilia  e  Visola  di  Pantelleria  nel  tnese  di 
Uiglio  1831.  Catania  1831.  48  u.  XXIV.  pp.  8.  et  1  tav.  litogr.  fol. 
Die  ersten  48  Seiten  enthalten  den  Bericht  des  Vfs.  etwas  ausführlicher, 
als  wir  ihn  aus  seinem  Original-Briefe  schon  in  diesem  Jahrbuche  (1832. 
S.  65—69.)  mitgetheilt  haben.  Die  letzten  XXIV  Seiten  bieten  eine  Zu- 
sammenstellung zerstreuter  ZeitungssNachrichten,  die  sich  ebenfalls  schon 
grösstentheils  in  diesem  Jahrbuche  finden,  geringerentheils  aber  auf 
blossen  Gerüchten  beruhen. 


III.     Petrefaktenkunde. 

Marcel  de  Serres:  Abhandlung  über  die  Frage,  ob  Land- 
thier-Arten  seit  der  Erschaffung  des  Menschen  unterge- 
gangen sind,  und  ob  der  Mensch  Zeitgenosse  von  solchen 


—     104     ^ 

Arten  gewesen,  die  verschwunden  sind  oder  wenigstens 
keine  Repräsentanten  mehr  zu  haben  scheinen.  Biblioth. 
univers.,'  Scienc.  et  Arts;  1833,  Juillet;  LIII,  277— 314).  Jene 
Frage  kann,  ausser  durch  die  geologischen  Untersuchungen  über  das 
Zusammenvorkommen  menschlicher  Reste  mit  solchen  von  ausgestorbe- 
nen Thieren,  auch  weiter  beleuchtet  werden  mittelst  der  historischen 
Darstellungen  von  Thiere  bei  den  Römern,  Griechen  und  Ägyptern,  und 
mittelst  der  Prüfung  der  in  Grabmälern  aufbehaltenen  Reste. 

Die  auf  alten  Münzen  und  in  B  i  Idhauer- Arbci  ten 
und  Gemälden  dargestellten  Thiere  sind  theils  phantastischer, 
theils  wirklicher  Art.  Aber  die  ersten  sind  meistens  aus  Theilen  von 
wirklichen  Thieren  zusammengesetzt,  und,  wenn  schon  die  Künstler 
keine  Naturforscher  gewesen,  so  verdienen  ihre  Darstellungen  doch 
'ebensoviel  Vertrauen,  als  die  der  heutigen:  ihre  Darstellungen  wirkli- 
cher Thiere  vde  die  der  Elemente  der  phantastischen  sind  im  Allgemei- 
nen getreu.  Eine  Idee  von  dem  gegenseitigen  Bedingen  der  Formen  in 
den  Organen  eines  Thieres  bestund  bei  ihnen  schon,  obgleich  nicht  aus- 
gebildet, und  dieses  Prinzip  ist  es  auch,  wornach  die  phantastischen 
Zusammensetzungen  sich  leicht  erkennen  lassen. 

I.  Mythologische  Thiere.  Wenn  die  Griechen  und  Römer 
einem  solchen  Wesen  den  Kopf  oder  den  Rumpf  des  Menschen  gaben,  so  be- 
hielt es  doch  immer  Füsse  von  einer  anderen  Art,  wie  sie  demselben 
nach  seiner  mythologischen  Natur  und  Lebensweise  zusagen  mussten. 
Die  Ägypter  benahmen  sich  ganz  anders  hierin  und  ohne  Regel.  —  Die 
Centauren,  Hippocentauren  und  Onocentauren  waren  halb 
Mensch,  halb  Pferd  oder  Esel,  welchem  sorgsam  überall  ungespalteue  Hu- 
fen verliehen  wurden.  —  Die  Bucentauren  oder  Taurocentauren 
besassen  den  Rumpf  des  Menschen  mit  dem  Kopfe,  aber  auch  den  ge- 
spaltenen Hufen  des  Stieres  vereinigt.  —  Umgekehrt  verband  der 
Minocentaurus  mit  dem  Kopfe  des  Menschen  den  Rumpf  des  Stie- 
res, aber  auch  wieder  seine  gespaltenen  Hufen.  —  Inzwischen  soll  nach 
Pausakias  u.  A.  ,  als  Ausnahme,  der  Centaur  des  Cypselus  u.  s.  w, 
vorn  Menschen-Füsse  gehabt  haben,  zweifelsohne,  weil  er  auch  einen 
doppelt  gearteten  Rumpf  besessen.  —  Die  obenerwähnte  Regel  bestä- 
tigt sich  wieder  bei  den  Satyren,  Faunen,  Panen,  Ägipa- 
neu,  Faunisken,  welche  vom  Menschen  nur  Gesicht,  Hals  und 
Rumpf,  aber  Haare,  Hörner,  Ohren  und  Schwanz  mit  den  gespaltenen 
Hufen  des  Bockes  besassen,  auf  dessen  Geilheit  sie  anspielen  sollten. 
(Die  Künstler  haben  die  Beziehungen  zwischen  den  Formen  überhaupt 
so  wohl  begriffen,  dass  man  manche  Details  auf  ihren  Werken  richtig 
angegeben  findet,  auf  welche  die  Zoologen  jener  Zeit  wenig  Aufmerk- 
samkeit richteten).  —  Die  S  y  r  e  n  e  n  und  H  a  r  p  y  e  n  waren  halb 
Frauen,  halb  Vögel.  Erstere  bedurften  zum  Wohlklang  ihrer  Stimme 
des  Kopfes  einer  Frau  und  um  ihre  Opfer  zu  verderben,  des  Rumpfes 
mit  den  Krallen  eines  Raubvogels.  Doch  erscheint  auf  den  Münzen 
von  Cumae  die  Syrene  PARTHBftopE  mit  dem  Kopfe  und  Obertheil  eines 


—     105     ~ 

Weibesj  mit  Flügeln  an  den  Schultern  und  mit  dem  üritertheile  von 
See-Säugethieren  entlehnt,  wie  bei  den  Nereiden.  Die  letztgenannten 
obiger  Wesen  verbanden  das  Gesicht  einer  Frau  mit  den  Zehen  eines 
Vogels,  und  zwar  den  Griffen  eines  Geyers,  um  ihre  Gefrässigkeit  an- 
zudeuten. Andere  gaben  ihnen  Kopf,  Hände  und  Füsse  des  Menschen 
mit  den  Flügeln  der  Geyer  und  den  Ohren  des  gefrässigen  Bären.  — 
Die  S  tymph  aliden,  durch  Wildheit  der  Sitten  ausgezeichnete  Vögel, 
hatten  einen  starken  und  scharfen  Schnabel  und  stark  gekrümmte 
Klauen,  aber  nie  z.  B.  an  den  Füssen  einen  Sporn,  da  er  sich  nie  mit  sol- 
chen Klauen  findet.  —  Ohne  dafür  eine  Theorie  zu  bilden,  vde  wir 
sie  Camper'n  verdanken,  verliehen  die  Alten  ihren  obersten  und  schön- 
sten Göttern  (Jupiter,  Apoixo)  einen  Gesichtswinkel  von  fast  90**,  und 
die  neuern  waren  bei  allem  Fortschreiten  des  Wissens  nicht  im  Stande, 
ihnen  hierin  noch  etwas  zuvor  zu  thun.  —  Die  Sphynxe,  welche 
Stärke  mit  Klugheit  ausdrücken  sollen,  haben  einen  menschlichen  Kopf 
mit  dem  Rumpfe  und  den  Füssen  eines  Löwen.  —  Den  Greifen,  ana- 
log den  Adlern  und  Geyern,  gab  man  starke  und  gebogene  Krallen, 
wie  sie  die  Katzen  besitzen,  —  und  die  Seepferde  wurden  mit  ein- 
hufigen  Füssen  versehen.  —  Der  Pegasus  war  ein  vollkommenes 
Pferd  mit  Flügeln  *).  —  Die  Tritonen  waren  Männer  mit  einem 
Hinterleibe  wie  bei  den  Cetaceen,  —  die  Nereiden  halb  Frau, 
halb  Fisch.  —  So  verschieden  und  aus  so  vielen  Elementen  auch  dieChy- 
maera  zusammengesetzt  seyn  mag,  immer  sind  diese  Elemente  wenig- 
stens naturgetreu.  — 

Die  Ägypter  in  ihrer  blühendsten  Zeit  vereinigen  wenigstens  noch 
immer  gespaltene  Hufen  mit  Hörnern  auf  der  Stirne,  Raubthier-Ge- 
bisse  mit  Raubthier-Füssen.  Aber  sie  überliessen  sich  im  Ganzen  zu 
sehr  einer  ungeregelten  Phantasie,  um  einer  Thierart  Realität  zuschrei- 
ben zu  dürfen ,  welche  bei  allem  Anscheine  der  Wahrheit  heut  zu 
Tage  unbekannt  wäre.  Und  doch  finden  sich  auf  den  alten  Ägyptischen 
Denkmälern  die  Bilder  von  mehr  als  50  Thieren  aller  Klassen,  deren 
Art  beim  ersten  Anblick  kenntlich  ist. 

Die  phantastischen  Zusammensetzungen  neuerer  Künstler  haben 
ihre  Elemente  nicht  von  bestehenden  Originalien  entlehnt  und  entbehren 
daher  des  Zierlichen  und  Angenehmen  in  den  Formen. 

Griechen  und  Römer  haben  auch  viele  kleinere  Thiere  und  Pflan- 
zen sogar  mit  einer  bewundernswürdigen  Tieue  abgebildet. 

n.  Wirklich     existirende     Thiere.      Winkelmann  *'^)    und 


*)  Bei  dieser  Komposition  seye  es  ein  Mal  statt  vieler  erwähnt:  Wo  liegt  hier  auch 
nur  eine  Ahnung  der  Beziehung  der  Formen,  die  sich  gegenseitig  bedingen?  Ein 
Vogel  mit  Menschenkopf  mag  fliegen,  ein  Weibsrumpf  mit  Seehund-Flossen  statt 
der  Füsse,  noch  wie  dieser,  schwimmen  können,  aber  ein  Pferd  mit  den  gröss- 
ten  Vogel -Flügeln  versehen  würde  sich  nie  einen  Zoll  vom  Boden  erheben 
können!  Bn. 

**)  WiNKELMAWH  Deseription  des  pierres  grave«$  du  Baron  Stoscii,  Ftorent, 
176«,  l.  40. 


—     106 


MiLLiN  *)  sind  schon  mit  Untersuchung  der  Thierarten  auf  Münzen  und  Bild- 
werken beschäftigt  gewesen,  und  derVf.  hat  diese  Untersuchungen:  weiter 
ausgedehnt.  Diejenigen  Thiere,  wovon  man  Abbildungen  vergefunden  und 
die  Art  erkannt  hat,  werden  unten  verzeichnet.  Selbst  die  verschiiede- 
nen  Rassen  unserer  Hausthiere,  insbesondere  der  Pferde,  lassen  sich  da- 
bei unterscheiden,  wenn  sie  schon  zum  grossen  Theile  von  unseren 
jetzigen  Europäischen  abweichend  seyn  mussten.  Man  würde  die  mei- 
sten der  (etwa  15)  Pferde-Rassen  so  wieder  entdecken  können  ,  welche 
Oppian  beschreibt  {CynegeU  J.  170),  Weniger  gewissenhaft  ist  z. 
B.  auf  den  Amerikanischen  hieroglyphischen  Bildern  die  Natur  nach- 
geahmt, wo  Tiger  und  Leoparden  mit  Pferdehufen  erscheinen. 

19.  Felis  leo,  Löwe. 

20.  —      tigris,  Tiger. 

21.  —      pardus,  Panther. 

22.  Castor  Danubii  Geoffr., 
gemeiner  Biber. 

23.  Mus  araphibius,  Was- 
serratte. 

24.  Dipus  Sagitta,  Springhaase. 

25.  Sciurus  vulgaris,  Eichhorn. 

26.  Hystrix  cristata,  Stachel- 
schwein. 

27.  Lepus  timidus,  gemeiner 
Haase. 

28.  —  cuniculus,  Kanin- 
chen. 

29.  Elephas  Indicus,  Asiat. 
Elephant, 

30.  —  Africanu  s ,  J.fn- 
Äan.  Elephant. 

31.  H  i  p  p  op  0  t  amu  s  major, 
Nilpferd. 

32.  Sus  scropha,  Schwein. 

33.  —  Africanusj  Äthiopi- 
sches Schwein. 

34.  Rhinoceros  Indicus, 
einhörniges  Nashorn. 

35.  —  Africanus 
zweihörnig.  —  (Der  Äthiopi- 
sche Stier  des  Paüsanias,  auf 
mehreren  Münzen  des  Domitian.) 

36.  Equus  caballus,  Pferd  in 
verschiedenen  Rassen. 

37.  —  h  e  m  i  o  n  u  s ,  ?  der 
Dzigfttai. 

38.  —  a  sin  US,  Esel. 

39.  —  Zebra. 

40.  Camelus  Bactrianus, 
zweihöckeriges  Kameel. 

41.  —  dromedarius, 
einhöckeriges  K. 


I.  Säugethiere. 

1.  Simiae,  Affen,  die  meisten 
Arten  des  alten  Kontinentes  fin- 
det man  abgebildet  oder  beschrie- 
ben unter  dem  Namen  P  i  t  h  e- 
cus,  Sphynx,  Cebus,  Cy- 
nocephalus,  Cercopithe- 
cus,  Satyrus,  doch  auf  den 
Abbildungen  immer  ohne  Ent- 
stellung der  Füsse  u.  s.  w. 

2.  Vespertilio  muri  uns  (Ve- 
spertilio  Cuv.)  gemeine  Fle- 
dermaus. 

3.  —  auri  tus  (PI  e- 
cotus  Geoffr.) 

4.  Erin  accus  Europaeus, 
gemeiner  Igel. 

5.  Talpa  Europaea,  gemei- 
ner Maulwurf. 

6.  Ursus  arctos,  brauner  Eu- 
ropäischer Bär. 

7.  —         maritimus,  Eisbär. 

8.  —         m  e  1  e  s  ,  Dachs. 

9.  Mustela  furo,  Frett. 
IP,         —        vulgaris,  grosses 

Wiesel. 

11.  —  foina,  Marder. 

12.  —  lutra,  Fischotter. 

13.  Canis  fa miliaris  Haushund. 
Man  erkennt^  unseren  Schäfer- 
hund {oixovpos  Homer's),  Dog- 
gen, Windhund,  Fanghund  etc. 

14.  —        1  u  p  u  s ,  Wolf. 

15.  —  V  u  1  p  e  s  ,  gemeiner 
Fuchs. 

16.  Viverra  Gen  e  tta.  Genette. 

17.  Hyaena  Indica,  gestreifte 
Hyäne. 

18.  ?     —         er ocuta,  gefleckte H. 


'i')MiLMN  Disiertation  tut  quelques  medailles  des  villes  Greeques,  qui  offrent  la  re- 
presentation  d'ohjets  d'histoire  naturelle  —  im  Magaiin   e7icydopedique,  tom.  F. 


—     107 


42.  Cervus  Alces,  Elenn. 

43.  —        Tarandus,  Renn. 

44.  —        D  a  m  a  ,  Damhirsch. 

45.  —        ElaphuSj  Edelhirsch. 

46.  —        a  X  i  s. 

47.  —        capreolu  s  Reh. 

48.  Camelopardalis  giraffa. 

49.  Antilope  dorcas,    Gazelle. 

50.  —  Corinna. 

öl.  —  bubalis      (sehr 

kenntlich  auf  mehreren  Münzen 
etc.  an  dem  Mützen  -  förmigen 
Vorsprung  der  Stirne). 

52.  —  oryx,  den  Ägyp- 
tern wohl  bekannt.  Wenn  ein 
Hörn  durch  Abortus  verschwin- 
det, scheint  sie  das  Einhorn  der 
Alten  zu  seyn. 

53.  —  saiga  (Colus 
Strabo's). 

54,.  —  redunca(Kemas 

Älian's). 
65.  —        gazella  (Algaiel). 

56.  —         g  n  "• 

67.  —        rupicaprajGemse, 

68.  Capra  aegagrus,  Ziege. 

69.  Ovis  tragelaphus,  d.  Muff- 
lon, mit  mehreren  Ragen. 

60.  —  a  m  m  0  n  ,  d.  Argali , 
Mufflon. 

61.  Bos  taurus,  Ochse  mit  ver- 
schiedenen Ragen. 

62.  —  b  u  b  a  1  u  s ,  Büffel,  der 
Ochse  Äracliosiens  bei  Aristo- 
teles; bei  grösseren  Hörnern 
der  Arni  des  Älian  u.  s.  w. 

63.  —  urus,  Auerochse,  (Bo- 
nasus Arist.). 

64.,,—  grunniens,  Yack 
(Älian.). 

65.  Trichechus  manatus, 
Lamantin. 

66.  D  e  1  p  h  i  n  u  s  d  e  1  p  h  i  s,  Delphin. 

67.  Balaena  niysticetus, 
Wallfisch. 

n.  Vögel.     Hievon  lassen  sich 
erkennen  ,t. 

68.Vultur  fulvus,  brauner  Geyer. 

69.  —  percnopterus,ü^i//?- 
tischer  Aas-G. 

70.  —      barbatus,  Lämmer-G. 

71.  Falco  communis,  Falke  — 
u.  m.  a.  A. 

72.  Strix  bubo,  Schuhu,u.ni.  a.  A. 

73.  Turdus,  Drossel. 

74.  Oriolus,  Goldamsel. 


75.  MotaciUa,  Bachstelze. 

76.  Hirundo,  Schwalbe» 

77.  Alauda,  Lerche. 

78.  Parus,  Meise. 

79.  Fringilla,  Finke. 

80.  S  t  u  r  n  u  s ,  Staar. 

81.  C  or  vus,  Rabe, 

82.  Upupa  Epops,  Wiedehopf. 

83.  Picus,  Specht. 

84.  Yunx,  Wendehals. 

85.  C  u  c  u  1  u  s ,  Kuckuck , 

86.  P  s  i  1 1  a  c  u  s  ,    Psittich  ,    durch 
Alexander  etc. 

87.  Pavo  er istatus,  Pfau,  desgl. 

88.  Phasianus  pictus,    Gold- 
fasan (Phönix  d.  A.). 

89.  —  g all  US,  Haushuhn. 
90. Tetra 0  einer  eus,  Feldhuhn. 

91.  —        rufus,  rothes  F. 

92.  —        coturnix,   Wachtel, 
93.Columba  palumbus,  Wald- 
taube. 

94.  —  o  e  n  a  s ,  Holztaube. 

95.  —  livi  a,  Felsentaube 
(domestica). 

96.  —  t  u  r  t  u  r  ,  Turtel-T. 

97.  Struthio  camelus,  Straus. 

98.  Ardea  grus,  Kranich. 

99.  —        cinerea,         Fisch- 
Reiher. 

100.  —        ciconiä,  Storch. 

101.  Scolopax     rusticola, 
Waldschnepfe. 

102.  Ph  o  enicop  ter  US  ruber, 
Flamingo. 

103.  Pelecanus  onocrotalus, 
Pelikan. 

104.  Anas  olor,  stummer  Schwan. 

105.  —       a  n  s  e  r ,  wilde  Gans. 

106.  —       :  mehrere  Enten-Arten» 

m.  Reptilien. 

107.  Testudo    graeca,  Land- 
schildkröte. 

108.  —  Europaea, 
Sumpfschildkröte. 

109.  Lacerta  Gangetica,  Ga- 
vial  des    Ganges. 

110.  —  Crocodilus, Nil- 
Krokodil. 

111.  —  viridis,     grüne 
Eidechse. 

112.  Coluber  Aesculapii,  Äs- 
culaps-Schlange. 

113.  —         naja,  Brillen-Schi. 
114*         —  her  US,  Viper. 
115.  Vipera  haje,  Geoffr. 


108     — 


110.  Rana  esculenta,   Frosch. 

117.  —      arborea,  Laubfrosch. 

118.  —       bufo,  Kröte. 

IV.    Fische. 

119.  Accipenser  sturio,  Stör. 

120.  Syngnathus   hippocam- 
p  u  s ,  Seepferdchen. 

121.  Saimo  Salar,  Salm. 

122.  —        fario,  Forelle. 

123.  Clupea  hären gus  Häring. 

124.  Esox  lucius,  Hecht. 

125.  Cyprinus  carpio,    Karpf. 

126.  —  barb  US,  Barben. 

127.  —  tinca,  Schleih. 

128.  Silurus  glanis,  Wels. 

129.  Gad  US  merlanguSj  Merlan. 

130.  PleuronectesSole  a,Butte. 

131.  Muraena  anguilla,  Aal. 

132.  —  helena,  Muräne. 

133.  Mullus  batbatus. 

134.  Mugil  cephalus. 

135.  Perca  f  luv iatilis.  Barsch. 

136.  —      labrax. 

137.  Sconiber     scrombrus, 
Makrele. 

138.  Z  eus  faber. 


V.  Mollusken» 

139.  Sepia  octopodia. 

140.  —       officinalis,  Sepie. 

141.  Ostrea  edulis,  Auster. 

VI.  Insekten. 

142.  Cancer   moenas,   Krabbe. 

143.  Palinurus  quadricornis, 
Languste. 

144.  Ast acusmarinuSjHumnier. 

145.  Astacus     fiuv iatilis, 
Bachkrebs. 

146.  Squilla  fusca. 

146.  Ateuchus  sacer. 

147.  Cetonia? 

148.  Dermestes? 

149.  Gryllalocusta. 

150.  Formica. 

151.  Vespa. 

152.  Apis. 

153.  Tabanu  s. 

154.  Asilus. 

155.  Mu  s  ca. 

156.  S  CO  rpio. 

157.  Lepidoptera. 


Nun  bleibt  aber  eine  Anzahl  alter  Darstellungen  übrig,  welche  we- 
der etwas  Phantastiches  an  sich  tragen,  noch  mit  unseren  jetzt  bekann- 
ten Arten  übereinstimmen,  welche  man  daher  für  die  zuletzt  ausgestor- 
benen Arten  ansehen  muss.  Wären  darunter  Formen,  wie  die  Orni- 
thorhynchen  und  Echidnen,  oder  Ichtyosauren,  Plesio- 
sauren,  Megalosauren,  und  diese  uns  noch  unbekannt,  wir  wür- 
den sie  gewiss  für  Phantasie  -  Gebilde  erklären ,  wenn  wir  sie  unter  je- 
nen Darstellungen  fänden.  Und  doch  existirten  diese  Geschlechter  einst, 
oder  sie  existiren  noch.  Aber  diejenigen,  welche  zur  Zeit  der  Ägypter,  Grie- 
chen und  Römer  noch  lebten,  müssen  im  Allgemeinen  mit  den  jetzigen 
mehr  Übei;'einstimmung  zeigen ,  als  jene,  weil  sie  den  jetzigen  geologi- 
schen Verhältnissen  angemessen  und  viele  Veränderungen  zu  überstehen 
im  Stande  seyn  musstcn. 

In  einer  nachfolgenden  Abhandlung  sollen  die  Darstellungen  von 
uns  jetzt  unbekannten ,  aber  mit  dem  Gepräge  der  Wahrscheinlichkeit 
versehenen  Formen  geprüft ,  —  in  einer  dritten  untersucht  werden ,  ob 
wir  wirklich  alle  Mineralien  und  Gebirgsarten  kennen,  deren  sich  die 
Alten  zu  ihren  Kunstwerken  bedient  haben.  — 


L.  v.  Buch  über  die  Silizifikation  organischer  Körper, 
nebst  einigen  andern  Bemerkungen  über  wenig  bekannte 
Versteinerungen    (Abhandl.  d.  Akad.  d.  Wissensch.  z.  Berlin,  von 


—     109     — 

1828,  Berlin  1831,  Physikal.  Klasse  S.  43—59).    Ausgezogen  ioi  Jahrb, 
1832,  'S,  249—250  nach  besonderen  Abdrücken. 


L.V.Buch  über  zwei  neue  Arten  von  Gas  sidarien  in  den 
Tertiär-S  chichten  von  Mecklenburg  (Ebendas.  S.  61—71). 
Vgl.  Jahrb.  1831,  S.  463;  und  1832,  S.  249. 


L.  v.  Buch  über  die  Animoniten  in  den  älteren  Gebirgs- 
S chichten.  (Abhandl.  d.  K.  Akad.  der  Wissensch.  z.  Berlin.  Von 
1830.  Berlin  1832  J  Physik.  Klasse,  S.  135—158  =  übersetzt  in  den 
Ann.  scienc.  nat,  1833,  Mai;  XXIX,  5—42).  Steht  im  Jahrbuche  von 
1833,  S.  231—234  schon  nach  einem  besondern  Abdrucke. 


'  L.  v.  Buch  über  Goniatiten  (ebendas.  S.  159—187),  übers,  in 
den  Ann.  scienc.  nat.,  1833,  Mai;  XXIX,  43—88.  Vgl.  das  Jahrbuch 
1832,  S.  221—222,  und  1833  S.  234. 


Blesson:  Bemerkungen  über  Sand  und  Dünen.  (Herthß 
1838,  XI,  II.  S.  177—196;  in.  879—391;  iv.  416—435).  Die 
Vielzahl  einzelner  Beobachtungen  und  Folgerungen  in  dieser  lehrreichen 
Abhandlung  erlaubt  nicht,  einen  Auszug  des  Ganzen  zu  geben.  Nur 
zwei  Gegenstände  daraus  können  wir  nicht  übergehen. 

S.  420 — 425,  Bernstein  wird  in  einzelnen  Stücken  längs  der 
ganzen  Südküste  der  Ostsee  gefunden}  eine  geregelte  Fischerei  aber  be- 
steht hauptsächlich  nur  zwischen  dem  Danziger  Weichsel- Arm  und 
Palmnicken  oder  Brüsterort,  nördlich  von  Lochstedt.  Tritt  nach  einem 
Sturme  Seewind  ein,  so  beginnt  das  Meer  Bernstein  nebst  einer  gros- 
sen Menge  eines  vegetabilischen ,  zum  Brennen  tauglichen  Mulms, 
„Sprockholz",  auszuwerfen.  Die  Anwohner  der  Küste  begeben  sich  nun 
an  den  Strand  und  gehen  mit  ihren  Hamen-förmigen  Netzen  dem  Wel- 
lenschlag entgegen;  nur  die  grossen  Wellen  sind  ergiebig;  je  1—2—3 
derselben  sind  hinreichend,  die  Hamen  mit  Sprockholz  zu  füllen,  wel- 
ches der  Fischer  nun,  ans  Ufer  zurückgekehrt,  ausleert,  worauf  Weib 
und  Kinder  solches  nach  Bernstein  durchsuchen  und  diesen  sortiren. 
So  lange  der  Seewind  währt,  dauert  diese  Beschäftigung  Tag  und 
Nacht  [?];  hört  er  auf,  so  findet  man  an  dem  alsbald  verlassenen 
Strande  nur  hin  und  wieder  noch  Stücke  aufzulesen,  welche  selten  von 
Werth  sind.  Eine  Welle  kann  bisweilen  mehrere  Pfund  des  schönsten 
Bernsteins  ins  Netz  werfin.  Zu  heftige  Winde  zerschlagen  denselben 
in  frischeckige  Stücke.  Der  erwähnte.Mulm  besteht  aus  braunem,  stark 
ausgelauchtem  (nicht  bituminösem)  Holze,  welches  beim  Trocknen  hel- 
ler wird  und   zerfällt,  und  worunter  man  Holzsplitter  von  Eichen,  Rinde 


—     110     — 

von  Birken  und  Erlen,  Zweige  von  Haseln,  höchst  selten  Spuren  von 
Kieferholz  erkennt,  obschon  diese  Baumart  allein  häufig,  die  andern 
aber  selten  am  Ufer  wachsen.  Es  ist  der  NW.-Wind,  welcher  den 
Bernstein  am  häufigsten  nach  Polski,  der  NO. -Wind,  der  ihn  nach  Neu- 
fähr bei  DaiKüig,  der  N.-Wind,  welcher  ihn  nach  Stutthof  bringt.  Diese 
drei  Linien  aber  kreutzen  sich  in  36", 50"  O.-Länge  von  Ferro  und 
54^38"  N,-Breite,  d.  i.  4  Meilen  nördlich  von  Stutthof,  im  Meere,  wo 
also  sein  Lager  seyn  müsste.  Auch  landeinwärts  in  den  Fluss-Gebie- 
ten  der  Spree,  Havel,  Elbe,  Moldau,  Saale,  Oder,  Weichsel  werden 
einzelne  Bernstein-Stücke  gefunden. 

S.  427— 431.  über  Versandung  der  Baumstrünke  an 
der  Ostsee:  Schlägt  man  auf  der  Kurischen  Nehrung  den  We^^  vom 
Seestrande  nach  Kahlberge  am  Haff' über  die  Düne  ein,  so  sieht  man 
zwischen  dem  jetzt  versandeten  Dorfe  Schmergrube  und  dem  nahen 
Walde  eine  Menge  Kieferstubben,  deren  Stämme  nach  Angabe  der  Be- 
wohner von  Kahlberge  vor  50  Jahren  abgehauen  worden,  wo  auch  die 
Versandung  von  Schmergrube  begonnen  hat.  Die  Stubben  stehen 
etwa  1^'  hoch  aus  dem  Boden  hervor,  und  bestehen  grösstentheils  nur 
nach  aussen  aus  Rinde,  innen  aus  Sand,  welcher  von  der  Hiebfläcbe 
an  bis  12'  weit  sich  in  den  Wurzeln  fortzieht,  sie  entweder  ganz  allein 
ausfüllend,  oder  (hauptsächlich  zu  unterst)  nur  eindringend  in  Zwischen- 
räume zwischen  den  härteren  Theilen  der  einzelnen  Jahresringe,  so  dass 
dadurch  die  Holz-Textur  deutlich  bewahrt  wird.  Beobachtung  an  nur 
wenig  mit  Sand  erfüllten  Stubben  ergab,  dass  der  vom  Wind  auf  der 
Hiebfläche  bewegte  Sand  zuerst  die  weicheren  Theile  zwischen  den 
einzelnen  Jahresringen  allmählich  ausschleife,  etwas  langsamer  die  här- 
teren Theile  derselben,  während  er  die  Rinde  gar  nicht  angreift.  Allein 
es  ist  schwer  zu  erklären,  warum  die  letztere  völlig  unangegri£Fen 
bleibe;  noch  schwerer,  auf  welche  Weise  der  Sand  bis  auf  12'  Entfer- 
nung von  der  Hiebfläche  aus  das  Holz  in  den  Wurzeln  zerstöre,  und 
sich  dahin  Bahn  mache.  Die  stehenbleibende  Rinde  ist  schwärzlich- 
braun, gleichsam  verkohlt.  Die  Überreste  des  Holzes  sind  ganz  ver- 
trocknet, den  Bruchstücken  gleich ,  die  man  im  Sande  findet.  Der  Vf. 
sucht  jene  Erscheinung  zu  erklären  durch  die  Annahme  einer  von  „den 
kleinen  Zwischenrauraeu  des  (nur)  trockenen  Sandes  bewirkten  Resorp- 
tion der  holzigen  Materie,"  ohne  sich  jedoch  selbst  zu  verhehlen,  dass 
diese  Annahme  nicht  ohne  Schwierigkeit  seye,  und  dass  sie  namentlich 
unerklärt  lasse,  warum  die  Borke  unangegriffeu  bleibe? 


GiRARD,  Front  und  Geoffroy  St.  Hilaire:  Bericht  über  Baron 
Chaudrüc  de  CRAZA^fNEs's  Abhandlung  „über  einige  natürliche 
Ablagerungen  von  fossilen  und  nicht  fossilen  Austern 
im  Dept.  Charente-Inferieure."  CAnn.  sc.  nat.  1833.  Mars,  XXVIU, 
280—291.J  Zu  Saintes  (Mediolanum  Santonum)  fand  man  vor  mehre- 
ren Jahren  Reste  Römischer  Gebäude,  deren  innerer  Fussboden,  ebener 


—    111    - 

Erde,    aus    einer   Schichte    Mörtel    bestand,    worunter  eine  Scliicht  von 
flach  neben  einander  gelegten  Austern,  OjlS"»— 0,20  dick,  befindlich  war, 
auf  die  eine  aus  Kohle  und  Asche  folgte.    Diese  ganze  Grundlage  hatte 
0111^30— om,50  Dicke.     An   allen    Austern  waren  beide  Klappen  noch  bei- 
sammen, durch  das  wohl  erhaltene  knorpelige  Band  vereinigt,  und  innen 
mit  einem     eingetrockneten    Schlamme    ausgefüllt.     Diese    Austern   sind 
nach  Brongniart's  Untersuchungen  völlig  von  der  Varietät  der  Ostrea 
edulis,    die    man    noch   jetzt    an  den  Küsten  von  Saintonge  fischt.  — 
Zur  Trockenhaltung  ihrer  Gebäude  bedienten  sich  die  Römer  bekanntlich 
einer  kü  istlichen  dreifachen  Schichtung  des  Bodens,    die    sie  als  Statu- 
men,  Ruderatio  und  Nucleiis  unterschieden,  und  welche  der  obigen  ähn- 
lich zu  seyn  pflegte,  nur  dass  man  sich  statt  der  Austern  sonst   zerbro- 
chener Kieselsteine,  zerstossener  Ziegel  und  Irdgefasse  u.  s.  w.  bediente; 
die  hinreichende   Lücken    zwischen  sich  fassten,    um  die  Capillar-Attrak- 
tion  zu  unterbrechen.  Die  Ausfüllung  jener  Austern  mit  thonigem  Schlam- 
me  schien    anzudeuten,   dass    die   Austern  aus  einem  Lager  ausser  dem 
Meere  entnommen  worden  seyen.    Nach  einem  ersten  Berichte  über  die- 
sen Gegenstand  1823  wünschte  die  Akademie  vom  Verf.  Nachweisungen 
über  das  Vorkommen  solcher  Lager  in  der  Nähe  von  Saintes  zu  erhalten, 
die  er  erst  jetzt  zu  geben  im  Stande  war.  Unmittelbar  in  der  Nähe  von 
Saintes  konnte  er  das   Verkommen  solcher  Austern-Lager  zwar   nur  auf 
die   Angabe    des    Tribunal-Präsidenten    Goübault  anführen,    wornach  an 
den  Kästen    von  Saintonge   ganze   Felsen    aus    Austern  bestehen  sollen« 
Sie    mögen   an    der  Scudre-Münäung  wohl  in  ähnlicher  Art  vorkommen, 
wie    bei    Soubise  an  dem  Ufer  und  der  Mündung  der  Charente,    wo  sie 
Ch.    selbst    ebenfalls    ganz  wohl  erhalten  fand,  vielleicht  Bern.  Palissy 
schon  beschrieb.     Noch   andere  Bivalven,    doch  von  Arten,    die  im  dorti- 
gen Meere  nicht  vorkommen,  setzen  Bänke  dort  zusammen.  —  Auch  Pa- 
ter Arcere,  Verfasser  einer  Geschichte  von  La  Rochelle  von  1756,  führt 
an,    dass  \    Stunde  von  der  Abtei  St.    Michel  en  f  Herrn,    bei  Marans 
und  La  Röchelte,  sich  auf  der  grossen,  bis  zum  Ozean  reichenden  Ebene 
drei    Stellen  finden,    wo    Austern    an  Form,  Farbe  und  Konsistenz  wohl 
erhalten,  10m — lim  über  dem  Meere  und  in  einer  Ausdehnung*  von  300m 
schichtweise    abgelagert   sind.    —    Nach  demselben  Autor  kommen  auch 
bei    der    Stadt  Luqon  Hügel  von  wohlerhaltenen  Austern,    20  Kilometer 
vom  Meere,    vor.    Der  Vf.    hat   auch    diese   Austern-Lager    an  den  von 
Arcere  angegebenen  Orten  selbst  beobachtet,  aber  das  Band  daran  fast 
ohne    alle  Konsistenz  gefunden ,    und    Fleuriau    de  Bellevue  führt  an, 
dass  die  fossilen  Austern  dieser  Gegenden  von  der  noch  jetzt  im  Meere 
gemeinen  Art  sind  (Journ.  d.  Min.  XXXV.).  —  Schon  i.  J.  1801  hatten 
zwei  Mitglieder  obi<:;:er  Kommission  während  der  Französischen  Expedition 
in  Ägypten  am  Sattel  der  Vallee  de  Vegarement,  des  nördlichsten  Queer- 
Thales  xom  Nil  nach  dem  rothen  Meere,  ein  5— 6  Meter  mächtiges  Schutt- 
und   Austern -Lager,    60    Kilometer  von    diesem   Meere   beobachtet,    wo 
die   knorpeligen   Bänder    zwischen  beiden   Klappen  ebenfalls  noch  wohl- 
erhalten und  die  Erd-Oberfläche  mit  Seesalz-Krystallen  bedeckt  war. 


—     112     — 

Hiernach  erinnern  die  Kommissäre  noch  an  Risso's  Beobachtung  von 
Ablagerungen  noch  lebender  Konchyllen-Arten  bei  Nizza,  17  M.  über 
dem  Seespiegel  CJourn.  d.  Min.  XXXIV J.  —  Sie  glauben,  dass  der 
überaus  seltene  Regen  in  jenen  Gegenden  von  Afrika  das  Seesalz  seit 
der  Trockenlegung  des  Bodens  noch  nicht,  wie  bei  uns,  habe  auswaschen 
können,  und  dass  dieses  Seesalz  im  einen  Falle,  die  Art  der  Einschlies- 
sung  der  Austern  in  jenen  Fundamenten  seit  15  Jahrhunderten  in  dem 
anderen  Falle  zu  einer  besseren  Konservirung  der  Konsistenz  des 
Schlossbandes  beigetragen  habe. 


Viscount  CoLB  hat  der  geologischen  Sozietät  in  London  i.  J.  1832 
einen  Abguss  von  einem  schönen  Exemplar  seines  Plesiosaurus 
macrocephalus  zum  Geschenke  gemacht  (Geol.  Proceed.  Nr,  30. 
S.  423.),  einer  Art,  die  uns  noch  nicht  näher  bekannt  ist. 


Mantell:  die  zoologischen  Charaktere  der  Wealden- 
Formation  (Report,  of  the  1.  and  2.  meetings  of  the  Brit.  Assoc, 
Lond.  1833.  S.  580—581.)  zeigen  am  Besten  die  Art  ihrer  Absetzung 
und  dienen  am  sichersten  zur  Wiederauffindung  derselben  in  anderen 
Theilen  Englands.  Sie  bestehen  vorzüglich  in  dem  Vorhandenseyn  der 
Süsswasser-Konchylien  in  den  Tilgate-Schichteti  und  in  der  Abwesen- 
heit aller  Reste  von  ausschliesslichen  Meeresbewohnern,  als  Z  o  o  p  h  y- 
ten,  Echiniden,  Ammoniten,  Belemniten  u.  s.  w.  in  der  gan- 
zen Wealden-^eihe.  Der  I  g  u  a  n  o  d  o  n  ist  bisher  nur  zwischen  den  North 
^^-^   South  Downs  gefunden  worden. 

Die  Kreide  ;Von  Lewes  hat  kürzlich  ein  vollständiges  Exemplar  ei- 
nes Hippuriten  geliefert,  von  welchem  Geschlechte  man  bisher  nuT 
Trümmer  daselbst  gefunden  hatte. 


BucKLAND  über  die  fossilen  Megatherium-Res  te,  welche 
neuerlich  von  Südamerika  nach  England  g  e  b  rächt  w  ord  en 
sind.  (Report  of  the  1.  and  2.  meetings  of  the  British  Assoc,  Lon- 
don 1833,  p.  104:— 107.),  Nach  vorstehendem  Texte  hielt  S.  Hochwür- 
den eine  Rede,  deren  erster  necrologischer  Theil  sich  auf  Cüvier,  der 
zweite  teleologische  auf  das  Megatherium,  der  dritte  theologische 
auf  die  Allmacht  und  Weisheit  Gottes  bezieht.  Wir  können  daher  nur 
aus  dem  zweiten  Einiges  ausheben.  Er  handelt  von  den,  von  Woodbi- 
neParish  überbrachten  Resten*).  —Wenn  die  Organisation  des  Megathe- 
rium, gleich  der  des  ihm  nahe  verwandten  Faulthieres,  in  so  vielen  Stücken 
abweichend,  ja  zurückbleibend  hinter  der  der  übrigen  Landsaugethiere  er- 
scheint,  so  ist  sie  bei  beiden  gleichwohl  höclist  angemessen    und  voU- 


♦)  Jahrbuch  1833.  S.  60T. 


—      113     — 

kommen  in  Beziehung  zn  der  ihnen  angewiesenen  Lebensweise.  —  Das 
Thier  war  über  8'  hoch  und  12'  lang.  Die  Zähne  sind  zum  Zermal- 
men der  Wurzehi  vortrefflich  eingerichtet.  Die  Vordcrfüsse,  fast  einen 
Yard  lang  und  über  1'  breit,  waren  mit  3  über  Fnss-langen  Klauen  zum 
Ausscharren  dieser  Wurzein  aus  dem  Boden  versehen.  Kopf^  Hals  und 
Vordertheil  des  Rumpfes  waren  verhältnissmässig  leicht  und  klein,  der 
Hintertheil  dagegen  schwerer ,  als  beim  grössten  Elephanten.  Diese 
Einrichtung  sollte  dem  Thiere  erleichtern^  auf  drei  Beinen  zu  stehen,  um 
sich  fortwährend  eines  der  Vorderfüsse  zum  Ausziehen  der  Wurzeln  be- 
" dienen  zu  können.  Seiten  und, Rücken  des  Körpers  waren  mit  einem 
Panzer,  wie  bei  dem  Armadill,  bedeckt,  welche  seine  Nahrung  ebenfalls 
durch  beständiges  Aufwühlen  des  Bodens  suchen  niuss.  Er  war  über 
1"  dick.  B.  glaubt,  dieser  Panzer  solle  beide  Thiere  schützen  gegen 
die  Belästigung  durch  Sand  und  Koth  ,  deT  sich  bei  ihrer  Lebensweise 
sonst  in  ihr  Fell  setzen  würde,  dann  gegen  die  Myriaden  von  sie  be- 
ständig  umschw^ärmenden  Insekten,  endlich  gegen  Raubthiere.- 


H.  V.  Meyer   Beiträge    zur   Petrefaklenkund  e    (Mus,  Sen- 
kenberg.  1833.  I.  i.  1—26.  Tf.  /.  //.). 

I.  Gnathosaurus  subulatus  v.M.  (S.  1—7  Tf.  I,  Fg.  1.  2.). 
Name  von  yvd3of,  Kiefer,  da  der  unterscheidende  Charakter  im  Unter- 
kiefer liegt,  den  man  nur  allein  kennt.  Der  grösste  Theil  eines  solchen, 
woran  nur  der  hintere  Theil  fehlt,  befindet  sich  nämlich  in  der  Samm- 
lung des  Grafen  Münster,  aus  dem  lithogr.  Kalke  von  Solenhofen. 
Seine  lange  Form  deutet  auf  eine  der  des  Gavials  ähnliche  Schnautze. 
Zäh  n  e  entfernt  stehend,  bis  in  die  Wurzeln  hohl,  welche  in  gesonder- 
ten Alveolen  stecken,  wie  bei  den  Krokodilen.  Einige  kleinere  Zähne 
finden  sich  neben  der  Basis  von  grösseren,  wahrscheinlich  bestimmt, 
dieselben  zu  ersetzen.  Man  zählt  in  einer  Kieferhälfte  40,  und  zwar 
hinter  der  Symphyse  12  Zähne,  doch  dürfte  der  vollständige  Kiefer  deren 
hinten  noch  mehr  besessen  haben.  Die  8  vorderen  stehen  dichter,  sind 
auff'alleud  stärker,  die  folgenden  nehmen  an  Grösse  allmählich  ab.  Sie 
sind  glatt,  Pfriemen-förmig,  oben  etwas  schneller  zugespitzt,  von  aussen 
nach  innen  wenig  zusammengedrückt ,  vorwärts  gerichtet  und  etwas 
nach  hinten  gekrümmt.  Die  Befestigungs-Art  der  Zähne  entfernt  die- 
ses  Thier  von  den  Lazerten,  und  nähert  es  den  Krokodil-artfgen  Sau- 
riern ,  die  Kieferform  noch  insbesondere  dem  Gavial ,  der  aber  nur 
25—50  Zähne  in  einem  Kieferaste  und  nur  3—4  hinter  der  Symphyse 
besitzt,  welche  verhältnissmässig  kleiner,  und  wovon  die  hinteren  gleich 
gross  sind.  Auch  besitzen  die  Kieferäste  hinter  der  Symphyse  nicht 
die  eigenthümliche  Reif-artige  Biegung  und  grosse  Entfernung,  vorn 
nächst  der  Spitze  nicht  die  Ausbreitung,  wie  bei  dem  Gavial.  So  un- 
terscheidet sich  dieser  Saurier  von  allen  lebenden  Geschlechtern  und 
nähert  sich  unter  den  fossilen  vorzüglich  dem  Aelodon,  der  nur 
25 — 26  feingestreifte  Zähne  von  alternirender  Grösse  und  nur  3 — 4 
derselben  hinter  der  Symphyse  hat,  obschon  diese  verhältnissmässig 
Jahrgang  1834.  8 


—     114      — 

ebenso  lang,  als  hier,  ist.  Vorn  ist  sie  auch  etwas  mehr,  als  hier,  aus- 
gebreitet, wie  beim  Gavial.  Von  Rhacheosaurus  und  PI  euro- 
sau rus  kennt  man  den  Kopf  nicht,  um  eine  Vergleichung  versuchen 
zu  können,  doch  deuten  die  bekannten  Reste  des  ersten  auf  ein  viel 
grösseres,  die  des  zweiten  auf  ein  viel  kleineres  Thier,  Plesiosau- 
rus  verbindet  den  Charakter  der  grösseren  Vorderzähne  mit  einer  weit 
geringern  Anzahl  von  Zähnen  (27),  einer  kürzeren  Schnautze  und  kur- 
zen Symphyse.  Kein  Pterodactylus  hat  über  30  Zähne,  die  zudem  eine  volle 
Zahnwurzel  besitzen;  die  Form  des  Unterkiefers  ist  sehr  verschieden, 
die  Symphyse  kürzer.  —  So  steht  dieses  Thier  noch  dem  Aelodon 
am  nächsten,  unterscheidet  sich  aber  durch  diejenigen  Charaktere  am  meis- 
ten von  ihm,  durch  welche  sich  dieser  dem  Gavial  am  meisten  nähert. 

II.  Conchiosaurus  clavatus  v.  M,  (S.  8— 14.  Tf.  I,  Fg.  3—4). 
Ein  Kopf-Fragment,  ebenfalls  in  v.  Münster's  Sammlung,  aus  dem 
Muschelkalk  von  Leineck  bei  Bayreuth,  wesshalb  dieses  Thier  obigen 
Namen  (von  Kovxiov,  kleine  Muschel ,  —  Muschelkalk-Saurier)  erhal- 
ten hat.  Auch  dieses  Geschlecht  hat  die  eingekeilten  Zähne  der  Kro- 
kodil-artigen Saurier,  aber  die  abgekürzte  Schnautze  der  eigentlichen  , 
Krokodile  und  selbst  der  Kaimane.  Indessen  ist  nur  die  Innenseite  der 
unteren  Knochenbedeckung  dieses  Schädels  gut  erhalten.  Mit  dem 
Schädel  des  Crocodilus  rhombifer  verglichen,  hat  dieses  fossile  Thier 
dieselbe  Gestalt  und  Lage  der  unteren  Augenhöhlen ,  aber  verhältniss- 
mässig  breitere  Gaumenbeine  und  wohl  einen  hinter  den  Augenhöhlen 
kürzeren  Schädel.  Die  allgemeine  Form,  das  Hinterhaupt,  Hinterhaupt- 
loch und  der  darunter  stehende  Condylus  sind  wie  bem  Krokodil.  Doch 
stehen  die  Kieferknochen  vor  dem  vordem  Winkel  der  Augenhöhlen  am 
weitesten  auseinander;  beim  Krokodil  ist  der  Schädel  hier  verengt  und 
am  hintern  Augenhöhlen-Wiukel  am  breitesten.  Die  Schnautzcn-Spitze 
ist  abgebrochen;  doch  ergaben  zwei  an  der  abgebrochenen  Stelle  er 
scheinende  Löcher,  dass  die  Nasenlöcher,  wie  bei  den  Crocodiloiden, 
an  der  Spitze  der  Schnautze,  nicht  an  deren  Anfange  lagen.  Die 
Zähne  sind  gleichförmig,  gerade,  OnJjOüS  weit  vorstehend,  0,001  bis 
0,0015  dick  ,  doch  zeichnet  sich  gegen  das  Ende  der  Schnautze  ein 
etwas  schlankerer ,  ein  -  und  zurückgekrümmter  Zahn  von  0,012 
Länge  und  0,003  Dicke  aus.  Die  im  Queerschnitt  runden  Zähne  ver- 
dicken sich,  so  wie  sie  über  der  Kiefer-Fläche  erscheinen,  etwas,  um 
sich  dann  zuzuspitzen,  die  kleineren  mit  sphärisch  spltz-kegeltörmiger, 
der  grössere  mit  pfriemen-förmiger  Gestalt.  Sie  sind  auf  dem  Schmelie 
gestreift,  bei  den  kleineren  jedoch  erreichen  mehrere  Streifen  die  Spitze 
nicht.  Wenigstens  e  i  n  kleiner  Zahn  stund  noch  vor  dem  grossen  ;  ob 
mehrere,  erlaubt  der  Mangel  des  Schnautzen-Endes  nicht  zu  beurthci- 
len.  Die  kleinen  Zähne  sind  an  Form  und  Grösse  gleich ,  an  Zahl 
kaum  12  in  einer  Hälfte,  wie  es  scheint,  alle  vor  dem  vordem  Augen- 
höhlen-Winkel  stehend,  gewölmlich  hohl,  und  an  einer  Stelle  sieht  man 
die  Wurzeln  zweier  Zähne  theil weise  in  einander  liegen.  In  den  Kro- 
kodilen sind  die  Zähne  ungleicher,  jedoch    übertrifft    kein    Zahn    in  dem 


—      115     ~ 

Grade  die  andern  an  Grösse,  wie  liier  der  grosse:  ilire  Zähne  sind 
nicht  gestreift,  an  der  Basis  wohl  verdickt,  aber  auch  nicht  so  spitz; 
ihre  Anzahl  geht  bis  zu  19—20—28  (—30),  ihre  Stelle  reicht  bis  unter 
die  Mitte  der  Augenhöhle,  —  Aelodon  hat  nur  den  grösseren  Zahn  mit 
diesem  Fossile  gemein;  von  Rh  ache  os  aurus,  Pleurosaurus  und 
Macrospondylus  kennt  man  den  Kopf  nicht;  Geosaurus, 
Mastodöntosaurus,  Megalos aurus,  Iguanodon,  Mosasau- 
rus,  Saurocephalus  und  Saurodon  haben  andere  Zähne,  auch 
eine  andere  Schädelbildung;  bei  Ichthyosaurus  stehen  die  Zähne 
dicht  in  einer  Rinne  J  bei  Phytosaurus  sind  sie  angewachsen;  Teleo- 
saurus,  Streptospondylus  und  Metriorhynchus  haben  sehr 
lange  Schnautzen.  Protor  osaurus  hat  in  den  Zähnen  Ähnlichkeit, 
besitzt  jedoch  nicht  den  starken  vorderen  Zahn;  Plesiosaurus  wie 
Ichthyosaurus  hat  keine  terminale  Nasenlöcher,  mehr  und  unglei- 
chere Zähne,  doch  ohne  jenen  grossen  Vorderzahn.  Cuvier  erwähnt 
noch  eines  Saurier-Unterkiefers  [<ws.  foss.  V.  ii.  4Si.]  aus  dem  Mu- 
schelkalk von  Liinevüle,  worin  man  aber  27  alternirend  grössere,  eben 
falls  eingekeilte  Zähne  zählt.  —  Die  Muschelkalk-Schichten  derselben 
Gegend  enthalten  noch  Fischreste,  Riesen-Schildkröten,  Plesiosaurcn 
und  Saurier  unbekannten  Geschlechtes. 

III.  Knochen  und  Zahne  aus  dem  Muschelkalk. 
(S.  15—17.  Tf.  II,  Fg.  1  —  6). 

A)  Die  Knochen  Fg.  1 — 3  stammen  aus  Sachsen,  wahrscheinlich 
aus  Muschelkalk.  Es  sind  ein  Wirbel  (Fg.  1.),  ein  Wadenbein  (Fg.  2), 
und  ?  das  untere  Ende  eines  Schienbeins,  welches  auf  einem  besondern 
Steine  liegt.  Ersterer  hat  einige  allgemeine  Ähnlichkeit  mit  dem  von 
Plesiosaurus,  das  zweite  gleicht  dem  der  Schildkröten  (Chclonia 
oder  Testudo),  das  dritte  aber  weicht  von  dem  der  Schildkröten  sehr 
ab.     [Weiteres  im  Orginal]. 

B)  Die  Zähne  Fg.  4—6  stammen  aus  dem  Muschelkalk  von  Güttin- 
yen;  sie  sind  von  dreierlei  Form;  ob  sie  aber  von  Sauriern  oder  Fi- 
schen herstammen,  ist  schwer  zu  sagen.  Schuppen-Fragmente  liegen 
darneben.     [Detail  in  der  Abhandlung  selbst]. 

IV.  Knochen  aus  dem  bun  te  n  S  a  n  ds  t  c  in  e  (S.  18  —  23, 
Tf.  II,  Fg.  7—18).  Es  sind  Reptilien-Knochen,  dergleichen  bekanntlich 
bisher  vor  dem  bunten  Sandsteine  nur  wenige,  in  demselben  keine  be- 
kannt geworden  sind.  Erstere  bestehen  nur  in  einem  Saurier-Wirbel 
im  Bergkalk  Northumberlands  (W^KViovC)  unA  dem  Protoros  aurus 
des  Zechsteins:  da  Murchison  nach  einer  brieflichen  Mitthciluug  an 
den  Vf.  den  Kalk  von  Caithness  mit  seinen  T  r  i  o  n  y  x-Resten  nun  zum 
Lias  rechnet.  Im  bunten  Sandsteine  selbst  haben  nur  Merian  Knochen 
zu  Bezelen  bei  Basel,  und  Voltz  ein  Cctaceen-Kieferstück  zu  Wasslen- 
heim  angeführt. 

Im  bunten  Sandsteine  von  Bahenhausen  bei  Ziveibrüc/een  hat  Dr. 
Al.  Braun  nun  Reptilien-Knochen  aufgefunden.     So    fünf  noch  ancinan- 

S  - 


—     116     — 

derliegende  Wirbel,  dann  Rippen  u.  s.  w.  Da  die  Untersuchung  der- 
selben jedoch  zu  keinen  näheren  Bestimmungen  führt,  so  übergehen  wir 
hier  deren  Detail. 

Im  bunten  Sandstein  zunächst  unter  dem  Muschelkalke  im  Jenzicf 
bei  Jena  hat  Prof.  Credener.  ebenfalls  Saurier-Rippen  gefunden  und 
dem  Vf.  mitgetheilt.  —  Andere  Reptilien-Reste  von  da  hat  inzwischen 
Zenker  beschrieben  *)  und  zu  einem  neuen  Geschlechte  Psammo- 
saurus  Zenk.  (nicht  Fitzinger's)  gerechnet. 

V.  Aptychus  ovatus  v.  M.  und  zur  Kenntniss  von 
Aptychus  überhaupt.  (S.  24—26.  Tf.  II.)  Aptychus  ovatus 
nov.  spec.  (Fg.  19 — 20.)  findet  sich  im  Lias  von  Banz  0,045  lang  und 
0,021  breit,  so  wie  (kleiner)  im  obersten  Liasschiefer  des  Badener  Ober- 
landes, wo  ihn  Walchner  gefunden.  Schaale  dünn,  oval,  innen  mit 
feinen  Anwachsstreifen,  aussen  mit  dem  Schlossraiide  parallel  auflie- 
genden, oft  etwas  geschlängelten  Wülstchen ,  die  aber  nicht  gekörnt 
sind,  wie  die  dem  entgegengesetzten  Rande  parallel  ziehenden  des 
A.  bullatus.  Ihre  Anzahl  beträgt  9— -10,  bei  obigem  grösseren 
Exemplare  aber  wenigstens  noch  einmal  soviel.  Bei  A.  bullatus  lie- 
gen sie  sich  näher  und  sind  daher,  obschon  stärker,  doch  zahlreicher 
und  nach  dem  äusseren  Rande  hin  gedrängter,  als  innen ,  was  bei  die- 
ser neuen  Art  umgekehrt  ist. 

Von  A.  elasma  (Fg.  21—22)  hat  der  Vf.  neuerlich  Exemplare  aus 
dem  Württemberg^ sehen  Lias  erhalten,  welche  bestätigen,  dass  die 
äussere  Fläche  der  dünnen  Schaale  mit  dünnen,  entfernt  liegenden 
Längsstreifen  oder  Wülsten  besetzt  seye,  die  mehr  denen  von  A.  im- 
bricatus,  als  von  A.  elasma  gleichen.  Da  sich  aber  Verschieden- 
heiten in  den  Umrissen  und  im  Verlauf  der  Wülste  verschiedener 
Exemplare  zeigen,  so  ist  zweifelhaft,  ob  nicht  noch  mehrere  Arten  hier 
zusammenliegen. 

Der  Vf.  warnt  durch  zuweilen  vorkommende  Ablösungen  einer 
innern  Schichte  von  Aptychus-Schaalen,  welche  durch  eine  ebenso  feine 
äussere  Streifung,  als  sie  sonst  nur  innen  vorkommt ,  und  durch  eine 
schwärzere  Farbe  bezeichnet  werden,  sich  nicht  verleiten  zu  lassen  zur 
Aufstellung  einer  neuen  Art.  Er  habe  solche  Ablösungen  zu  bewirken 
selbst  versucht  und  sich  über  die  Wirklichkeit  der  Erscheinung  so 
versichert. 

Bei  den  dickschaaligen  Arten  verlängern  sich  die  zwei  Hälften  über 
ihre  Verbindungs-Grenze  hinaus;  nicht  bei  den  dünnschaaligen,  obschon 
sie  alle  länglich  sind.  Erstere  sind  aussen  glatt  (A.  laevis),  oder 
gestreift  (A.  imbricatus).  Letztere  haben  entweder  aufliegende  Wül- 
ste parallel  dem  gerade  innern  Rande  (A.  ovatus),  oder  dem  äussern 
gebogenen  (A.  bullatus),  oder  solche,  die  mehr  vertieft  liegenden  Strei- 
fen gleichen  (A.  elasma). 


*)  Jahrbuch  1833.  S,  243. 


—     117     — 

Weiss  :  Beschreibung  fossiler  Knochen-  und  Panzer- 
Stücke  aus  dem  südlichen  Ende  des  Brasilischen  Gebirgs- 
zuges (Abhandl.  d.  K.  Akad.  d.  Wissensch.  zuBerlin  von  1827. 
Berlin,  1830,  Physik.  Klasse,  S.  276—293.  Tf.  I— V,  als  Anhang  zu  ei- 
ner geognostischen  Abhandlung.).  Die  folgenden,  in  natürlicher 
Grösse  abgebildeten  Stücke  stammen  aus  der  Banda  oriental,  der  jetzi- 
gen Republik    östlich    am  Uruguay,  von  wo  sie  Sellow  eingesendet. 

A.  Die  Pan  zer  s  tu  cke ,  am  Arapey  chico  unfern  Cassapava 
gefunden,  gehören  ohne  Zweifel  Cuvier's  Megatherium  an,  von  des- 
sen Panzerkleide  Pfarrer  Laragnaga  in  Montevideo  schon  lange  zwei 
Bruchstücke  aus  der  Gegend  zwischen  dieser  Stadt  und  Maldonado  be- 
sessen, wie  CuviER  {Oss.  foss.  V.  i.  191,  Note)  mittheilt.  Aber  die  ein- 
zelnen Theile  dieses  Panzers  besitzen  keine  Gürtel-förniige  Anordnung, 
wie  Laragnaga  geglaubt  hatte.  Drei  Stücke  (Tf.  I,  Fig.  i;  Tf.  II,  Fig.  4, 
5)  sind  einander  ziemlich  ähnlich.  Sie  sind  aus  platten,  unregelmässig  5 — 7 
eckigen  Knochenstücken  von  7'"— 13'"  Dicke  und  l"— 2"  Durchmesser 
zusammengesetzt,  welche  in  der  Mitte  ein  rundliches,  etwas  höheres, 
mit  vielen  kleinen  unregelmässigen  Vertiefungen  ausgefressenes  Feld, 
und  um  dieses  eine  niedrigere  Einfassung  mit  wenigen,  aber  noch  grös- 
seren Vertiefungen  und  vielen  nach  den  Rändern  hin  auslaufenden  un- 
regelmässigen Falten  und  Streifen  besitzen.  Am  Rande  des  Panzers 
dagegen  erheben  sich  diese  Knochenstücke  noch  höher  in  unregelmässi{c 
pyramidaler  oder  Zitzen-Form  in  ihrer  Mitte,  und  haben  keine  Falten 
(Tf.  I,  Fig.  2,  3).  Von  der  Beschaffenheit  jener  unregelniässigen  Ver- 
tiefungen und  Falten  wird  man  sich  eine  richtigere  Vorstellung  ver- 
schaffen ,  wenn  man  sich  der  verschiedenartig  zelligen  Struktur  der 
Knochen  überhaupt  und  insbesondere  der  Oberflächen-  und  Textur-Be- 
schaffenheit der  Hirsch  -  Geweihe  erinnert.  Doch  besteht  diese  Panzer- 
Masse  vorzugsweise  aus  kohlensaurem  Kalke.  Die  Nähte  zwischen  den 
einzelnen  Knochenplatten  gehen  durch  die  ganze  Dicke  des  Panzers 
hindurch,  und  lassen  somit  dessen  Zusammenfügung  auch  auf  der  un- 
teren oder  inneren  Seite  erkennen ,  wo  auch  die  Scheiben-förmigen  Er- 
höhungen der  Aussenfläche  durch  entsprechende  Vertiefungen  angedeutet 
sind.  —  —  Ein  Tf.  II.  Fig.  7  abgebildetes  Panzer-Stück  scheint  einer 
andern  Spezies  anzugehören.  Die  sechseckige  Gestalt  der  Schilder  er- 
lischt und  geht  in  die  rhomboidale  über,  die  Nähte  bilden  daher  auf 
grosse  Erstreckungen  hin  gerade  oder  nur  etwas  WeHen-förmige  Li- 
nien,  welche  nur  gegen  den  Rand  des  Panzers  hin  zackiger,  wie  die 
Schilder  wieder  sechseckig  und  Zitzen-förmig  worden.  Aber  die  Ober- 
fläche der  Schilder  ist  überall  nur  flach  gewölbt,  ohne  jene  Vertiefun- 
gen und  Falten,  was  vielleicht  zum  Theil  wenigstens,  einer  weiter  gekomme- 
nenen  Zerstörung  der  Oberfläche  zuzuschreiben  ist  —  —  Die  grösseren 
Panzerstücke  war  S.  genöthigt  worden,  nach  Rio  Janeiro  abzugeben. 
Eines  darunter,  welches  mit  Knochen  der  linken  Vordcr-Extremität  zu- 
sammengelegen, schien  ihm  vom  vorderen  und  unteren  Theile  der  linken 
Seite  zu  seyn :  es  besass  nur  0"6  bis  0"9  Dicke,  war  der  Queere  und  der 


—      118      - 

Länge  nach  gewölbt,  so  dass  die  Längen-Sehne  23"  Engl,  längs  der 
Basis  der  Randzacken,  die  Tiefe  des  entsprechenden  Bogens  2"4,  die 
Queer-Sehne  10"  und  die  Tiefe  des  ihr  entsprechenden  Bogens  0"4  be- 
trug, wornach  S.  die  Länge  des  ganzen  Thieres  auf  10',  seine  Breite 
auf  4§',  seine  Höhe  auf  3'  schätzte.  —  An  einem  andern  Stück  war  der 
grösste  Höcker  vom  Rande  des  Panzers  unten  2"  breit  und  l"7  hochj 
die  übrigen  nahmen  „nach  unten  zu"  ab ,  so  dass  der  vierte  nur  l"5 
hoch  w&T.  Von  dem  damit  vorgekommenen  Unterarm  nebst  dem  gröss- 
ten  Theile  der  Hand-Knochen,  so  wie  vom  linken  Fusse  und  einen  Theil 
der  Fibula  hat  S.  Zeichnungen  eingesendet,  welche  später  bekannt  ge- 
macht werden  sollen.  Schädel,  Zähne  und  Nagelglieder  fehlten  durch- 
aus. —  Das-  ganze  Skelett ,  wovon  diese  Reste  herrühren  ,  war  schon 
14  Jahre  früher  von  Einwohnern  gefunden ,  und  unbeachtet  geblieben, 
vor  3  Jahren  wieder  entdeckt  und  theils  zerschlagen,  theils  zerstreut 
worden  ;  ausserdem  niuss  der  Fluss  allmählich  vieles  weggeschwemmt 
haben.  —  Es  lag  3'  tief  in  einem  Thonmergel  voll  kleiner  oft  ver- 
ästelter  Kalkröhren,  welcher  auf  Basalt  und  Trümmer-Mandelstein  ruhet, 
zwischen  der  Estancia  des  Beraldo  und  der  Cliacara  del  Larcon,  ^  Le- 
goa  von  beiden,  am  linken  Ufer  der  Sanja  pelada  genannten  Schlucht, 
welche  in  den  Arapi;y  chico  von  der  rechten  Seite  her  eintritt,  in  einer 
Höhe,  die  noch  jährlich  von  den  Überschwemmungen  des  Flus- 
ses erreicht  wird.  Dieser  mündet  4  Lcgoas  tiefer  in  den  Arapey  grün- 
de, auf  dessen  rechtem  Ufer,  und  10  Legoas  ober  dessen  Mündung  in 
den  Uruguay  ein. 

B.  Ein  anderes  Knochenstück  von  Megatherium  hatte 
S.  schon  i.  J.  1823  am  Queguay ,  welcher  südlich  vom  Arapey  in  den 
Uruguay  fliesst,  zwischen  ersterem  Flusse  und  dem  Arroyo  del  Que- 
bracho  bei  der  Estancia  de  Don  Pedro  Ansuateque  oder  Don  Pedrito, 
an  der  Erd -  Oberfläche  gefunden,  wohin  es  von  einem  benachbarten 
Bache  gebracht  worden  war.  Es  ist  das  untere  Ende  des  Schenkel- 
knochens (Tf.  HI,  Fig.  1,2),  fast  nur  der  Gelenkkopf,  welcher  von 
dem  des  Megatherium,  wie  ihn  Cuvier,  auch  Pander  und  d'Al- 
TON  beschrieben,  nicht  abweicht. 

C.  Zwei  E  ckzä  h  n  e,  d  enen  ein  es  Bär  en  ni  cht  un  äh  n- 
lich,  doch  in  einem  kaum  fossil  zu  nennenden  Zustande  und  sonst 
ohne  Angabe  eines  Fundortes  von  S.  eingesendet,  sind  Tf.  HI,  Fig,  3, 
4  —  und  5  abgebildet.  Auf  der  inneren  Seite  macht  eine  scharfe  Kante 
die  Grenze  zwischen  der  noch  ursprünglichen  und  der  durch  Reibung 
beim  Kauen  entstandenen  Oberfläche. 

D.  Ein  r  ä  t  h  selha  ftes  Knochenstück  mit  Schilder- 
Eindrücken  (Tf,  IV,  Fig.  1,  2,  3.)  hat  ein  Dragoner  von  einem 
grösseren  Stücke  in  dem  Passo  del  Catalan  ,  dem  über  den  Queguay 
nach  dem  Salto  grande  führenden  Fürth  abgeschlagen.  Durch  ver- 
schiedene Hände  kam  es  an  Sellow.  Es  ist  fast  die  Hälfte  eines  sehr 
nnregelmässigen,  der  Länge  nach  gespaltenen  hohlen  Cylinders.  Legt 
man  es  der  Länge  nach  vor  sich ,   so  ist  es  etwa  10"  Par.  lang ,   fast 


—     119     — 

4"  breit  und  bis  2i"  dick,  vorn  und  hinten  abgebrochen,  von  oben  oder 
aussen  queer  gewölbt  und  mit  mancherlei  Schilder-artigen  Eindrücken 
besetzt,  unten  queer  konkav,  so  nämlich,  dass  es  auf  beiden  ungleichen 
Seiten  der  Länge  nach  abgebrochen,  und  zwischen  diesen  Bruch-Flä- 
chen von  einem  offnen  Längen-Kanäle,  der  von  dichterem  Knochen-Ge- 
webe umschlossen  ist,  durchzogen  wird.  Betrachtet  man  nun  dieses 
Stück  von  seiner  äusseren  oder  gewölbten  Seite,  so  lässt  sich  nur  nächst 
dem  einen  (in  der  Zeichnung  linken)  Längenbruche  das  Vorhandenge- 
wesenseyn  einer  Mittellinie  vermuthen ,  an  die  sich  dieses  Stück 
von  einer  Seite  anlegte.  Die  Oberfläche  ist  von  Furchen  so  durchzo- 
gen, dass  sie  in  vier-  bis  viel-eckige  Felder  von  sehr  ungleicher  Grösse 
getheilt  wiid,  auf  deren  jedem  ein  Schild  aufgesessen  seyn  muss. 
Denn  die  Nähte  zwischen  den  einzelnen  Feldern  setzen  nicht 
durch  die  Dicke  der  Knochenmasse  hindurch :  sie  sind  nnr  oberflächlich, 
und  die  Masse  selbst  brausst  weniger  mit  Säuren  und  hat  demnach 
mehr  die  Zusammensetzung  eigentlicher  Knochen,  als  die  des  Megathe- 
therium-Panzersr  In  den  Furchen  zwischen  den  Feldern  stehen  rund- 
liche Öffnungen  mit  grösserer  Regelmässigkeit  vertheilt,  als  man  sonst 
an  den  für  den  Austritt  der  Gefässe  bestimmten  Öffnungen  gewahrt. 
Zunächst  längs  der  muthmaaslichen  Mittellinie  ist  eine  grosse  Anzahl 
nur  kleiner  3— Teckiger  Felder.  Darauf  folgen  in  einer  Längenreihe 
ziehend  sechs  ovale  grössere  ,  doch  sonst  an  Form  und  Grösse  unglei- 
che, deren  grösstes  bis  13'"  Breite  und  21'"  Länge  hat.  Jenseits  der- 
selben endlich  liegen ,  durch  kleine  Zwischenräume  von  ihnen  getrennt, 
drei  noch  grössere  Felder,  deren  vorderstes  und  hinterstes,  von  mehr 
kreisrunder  Form  ,  sich  etwas  zwischen  die  Pieihe  der  vorigen  und  das 
mittlere  —  ovale  und  grösste  von  allen  —  von  vorn  und  hinten  her- 
einschieben. Diese  9  grösseren  Felder  sind  mit  grossen  und  kleinen 
Unebenheiten,  der  Knochentextur  entsprechend,  besetzt,  die  sich  nach 
unregclmässigen  von  deren  Mittelpunkten  ausstrahlenden  Linien  ordnen. 
Sie  sind  alle  flach  vertieft,  bei  den  drei  grösseren  aber  erhebt  sich  die 
Mitte  wieder,  und  bei  dem  grössten  zu  einer  ansehnlichen  Höhe.  Die- 
ses ist  über  6"  lang.  —  Sellow  hatte  geglaubt ,  dieses  Stück  gehöre 
dem  Panzer  des  Megatherium  und  zwar  an  dessen  Schwänze  an.  — 
Weiss  vermuthet,  dass  es  ein  Schädelstück  von  einem  Reptile  oder 
vielleicht  Fische  seye,  ohne  ihm  jedocii  eine  bestimmtere  Lage  anwei- 
sen zu  können,  was  auch  bis  dahin  keinem  Zoologen  oder  Osteo- 
logen,  der  es  gesehen,  gelungen  war. 

C.  Nicht  ferne  von  dem  obenerwähnten  Feinur  Stücke  sind  Pan- 
zer-Stücke  einer  Schildkröte  von  ansehnlicher  Grösse 
(Tf.  V.  Fig.  1 — 13)  gefunden  worden,  die  sich  insbesondere  denen  einer 
Landschildkröte  analog,  in  manchen  Punkten  aber  auch  von  der  bekann- 
ten Bildung  abweichend  zeigen,  wesshalb  W.  diese  Art  Testudinites 
Sollovii  nennt.  Sie  bestehen  zum  grössten  Theilc  aus  kohlensaurem 
Kalk.  Es  sind,  mit  Ausnahme  von  2  Stücken,  lauter  Randtheile  des  Pan- 
zers.   W.  beschreibt  und  deutet  sie  in   folgender  Weise. 


—     120     — 

Vom  Rückenpanzer  der  vorderste  Rand-Schild  rechts,  welcher, 
auf  sonst  nicht  gewöhnliche  Weise ,  von  einem  entsprechenden  linken 
Knochen-Schilde  durch  eine  Naht  getrennt  [nämlich  in  2  Schilde  geschie- 
den] ist  (Fig.  3,  4).  Die  äussere  Fläche  ist  rauher,  als  bei  den  meisten  fol- 
genden ,  auf  eine  einstige  Bedeckung  mit  stärkeren  Hornschuppeii  deu- 
tend. Es  erhellt  aus  der  Form  dieses  Stückes  ,  dass  der  Rücken-Pan- 
zer vorn  in  der  Mitte  den  gewöhnlichen  Ausschnitt  besessen. 

2.  Der  unvollständige  Rand-Schild  der  linken  Achsel  oder  des  Ein- 
schnittes über  dem  linken  Arm,  welcher  wegen  der  Theilung  von  1 
nicht,  wie  gewöhnlich,  der  dritte,  sondern  der  vierte  Schild  ist  (Fig.  1,  2.) 
Auch  hier  ist  die  äussere  Oberfläche  sehr  rauh,  die  innere  aber  offen- 
bar, in  Folge  der  hier  Statt  gefundenen  Muskularbewegung ,  geglättet. 
Die  eigenthümliche  Krümmung  und  Bildung  des  wohl  erhaltenen  äus- 
seren Randes  bis  zur  Stelle,  wo  der  Rücken-  mit  dem  Brust-Panzer 
verwachsen  war,    lässt  über  die  Deutung  dieses  Beines  keinen  Zweifel. 

3.  Der  hintere  der  beiden  mittelsten  Schilde  vom  Seitenrande  der 
der  linken  Seife,  wo  Rücken-  und  Bauch-Panzer  verwachsen  sind  (Fig. 
IJ.).  Durch  die  Theilung  von  1  wird  es  der  siebente  Ptand-Schild  statt 
des  sechsten.  Der  Rand  des  Panzers  war  hier  schärfer,  die  Rand-Schilde 
waren  kürzer  und  nicht  so  nach  oben  in  die  Länge  gedehnt,  wie  bei  Tes- 
tudo Ind  i  ca. 

4.  Das  vorletzte  Randschild  der  rechten  Seite  (Fig.  6.).  Sein  äus- 
serer oder  Hinter-Rand  ist  mit  einem  tief  stumpfwinkeligen  Ausschnitte 
versehen,  so  dass  der  Hinterrand  des  Panzers  mit  mehreren  Zacken 
versehen  gewesen  seyn  muss,  wie  T.  Indica  deren  3  auf  jeder  Seite 
hat.  Dieses  Bein  ist  von  aussen  konkav.  Der  Eindruck  der  Scheide- 
linie zweier  Hornschuppen  zieht  auf  demselben  mitten  herab  in  die  tief- 
ste Stelle  des  Ausschnittes,  und  die  zwei,  dieses  Bein  vorn  und  hinten 
begrenzenden  Knochen-Nähte  laufen  in  die  Spitzen  zweier  Zacken  aus. 
Den  Linear-Dimensionen  nach  ist  es  2j — 2^  Mal  so  gross,  als  das  ana- 
loge bei  T.  Indica,  deren  Rücken-Panzer  15"  Par.  lang  igt. 

Vom  B  a  u  G  h  r  P  a  n  z  e  r : 

5.  Das  vorderste  Rand-Schild  rechts  (Fig  .9, 10),  etwas  beschädigt, 
doch  mit  dem  analogen  der  Testudo  Indica  sehr  genau  übereinkom- 
mend. Der  ausspringende  Winkel  dieses  Beines,  in  welchem  es  mit 
dem  gleichnamigen  der  linken  Seite  und  dem  unpaarigen  mittleren  Bei- 
ue  des  Bauch-Panzers  zusammentrifft,  beträgt  135°.  Die  Vertiefung 
der  inneren  Fläche  des  Knochens  geht  ganz  nach  vorn,  wo  er  bei  T. 
Indica  eine  tiefe  Queer-Wölbung  in  der  Halsgegend  hat.  Die  Linear- 
Dimensionen  sind  nur  li  mal  so  gross,  als  bei  ebengenannter  Art. 

6.  Der  innere  vordere  Theil  des  vorderen  linken  von  den  vier  Bei- 
nen,  durch  welche  der  Bauch  mit  dem  Rücken-Panzer  verwachsen  ist 
(Fig.  5.).  Er  hat  den  freien  Rand  des  Panzers  nirgends  berührt,  son- 
dern ist  auf  zwei  Seiten  abgebrochen,  auf  2  andern  mit  Nähten  ver- 
sehen, deren  eine  der  Mittellinie,  die  andere  konkave  dem  Hinterrande 
jips- jinpia.arigen  Beijjcs  des   Bauch -Panzers  entspricht.    Die  innere  Flä- 


—     121     — 

che   ist    durch    eine    strahh'ge   Textur    ausgezeichnet,    die   äussere  sehr 
schwammig. 

7.  Ein  über  die  Hälfte  mit  Bruchrändern  umgebenes  Bruchstück 
entweder  des  dem  vorigen  entsprechenden  rechten,  oder  des  unpaarigen 
Mittelbeines  (Fig.  12.). 

8.  Wahrscheinlich  das  vordere  Rand-Ende  des  rechten  hinteren  Za- 
ckenstückes des  hintersten  Bauchpanzer-Beines  (Fig.  13.). 

9.  Der  Zacken-Fortsatz  des  linken  von  diesen  2  Knochen  selbst 
(Fig.  7,  8).  Er  ist  vollkommen  entsprechend  dem  analogen  Theile  bei 
Testuda  Indica,  jedoch  nach  den  Linear-Dimensionen  2^— 2i-  mal 
so  gross. 


C.  Gemmellaro  :  Cenno  sopra  le  Conchigh'e  fossili  delV  argilla 
ierziaria  di  Cifali  presso  Catania  {Catania  1833.  13  pp.  4".  Ein 
Abdruck  aus  den  Atti  della  Accademia  Gioenia).  Bei  Catania  kommt, 
von  Lava  überdeckt  und  nur  im  sg.  Poggio  di  Cifali  entblösst ,  ein 
unreiner  Ziegelthon  vor,  welcher  von  Gängen  röthlichen  Sandes  durch- 
setzt ist,  gleich  dem  der  Thon-Hügel  der  Umgegend.  Er  be- 
steht aus  Körnern  von  Glas-artigem  Quarz,  feinerem  Saude  und  Eisen- 
oxydj  und  ist  voll  mikroskopischer  Orbuliten  und  Len  ti  cu  li  t  e  n, 
aber  bis  jetzt  ohne  die  schönen  Nummuliten  und  Milioliten, 
welche  im  Sande  der  Hügel  von  Trezza  vorkommen.  Dieser  Sand  nun, 
nicht  der  Ziegelthon  selbst,  ist  voll  fossiler  Konchylien,  deren  der  Vf. 
Anfangs  eine  kleine  Anzahl,  Hoffmann  und  Philippi  nachher  in  Folge 
ausgedehnter  Nachgrabungen  62  Arten  aufgefunden  haben ;  der  Vf.  be- 
sitzt deren  jetzt  59,  die  er  namentlich  aufzählt  nebst  mehreren  Ser- 
pein, Madreporen,  Celleporen  und  Krebs-Scheeren.  [Alle  sind  in 
Brocchi  schon  enthalten,  ausser  (wenigstens  nicht  unter  diesen  Namen) 
Pandora  rostrata,  Tellina  rostrata  Born.,  ?  T.  incarnata, 
Venus  pseudocardia,  Area  lactea[?],  Ostrea  Mediter- 
ranea  (0.  ?edulis  Brocch.),  Natica  solida,  TrochusPha- 
raonis,  Cerithium  cancellatum  Phil.,  Buccinum  Ascsinias, 
Columbella  rustica  und  Mitra  plumbea].  Sie  leben  alle 
noch  im  Mittelmeere,  ausser  — nach  des  Vfs.  Versicherung  — Buccinum 
musivum  Brocch.,  Dentalium  elephantinum  LiN. ,  wenn  es 
nicht  vielmehr  das  dort  häufig  lebende  D.  striatum  ist,  Cyrenae 
spec.  diib.  und  Venus  pseudo-cardia  Gemi«.  [die  aber  nach  der 
Beschreibung  des  Vfs.  wohl  nichts  anderes  ist,  als  Venus  radiata 
Brocch.  ,  welclie  nach  Renieri  auch  im  Mittelmeere  vorzukommen 
scheint].  Diese  Konchylien  besitzen  grösstentheils  noch  Spwren  ihrer 
anfänglichen  Färbung  und  ihren  Perlmutterglanz. 

Der  Poggio  di  Cifali  liegt  aber  heutzutage  300'  über  dem  Meere 
und  bildet  nur  den  untersten  Theil  des  Hügels,  welcher  bei  Fasano 
600'  Seehöhe  erreicht.  Auch  ist  dieser  Thonhügel  schon  von  dem  ge- 
schichteten AUuvial-Gebirge  von  Fasano  überlagert ,  welches  die  Härte 


—     122      - 

eines  Tuffes  besitzt,  und  seiner  jetzigen  Lagerungs-Weise  zufolge  ein- 
mal den  Grund  eines  Wasserbeckens  eingenommen  haben  muss ,  das 
von  dem  nämlichen  Sand  und  Thon  gebildet  gewesen,  welche  heutzu- 
tage dessen  übrig  gebliebenen  Theil  bilden.  Dazu  kommt  endlich  die 
Natur  der,  jenes  Gebirge  (beim  Poggiö)  überlagernden  Laven,  die  nach 
ihrer  Masse,  ihrer  Struktur,  ihrer  Zersetzung,  ihrer  Bedeckung  von  an- 
dern anerkannt  alten  Lavaströmen  und  von  verschiedenen  mächtigen  AUu- 
vial-Bildungen  zu  den  ältesten  gerechnet  werden  müssen,  welche  dieser 
Vulkan  ergossen  hat.  So  liegen  auch  die  Basalte  von  Tre%%a  auf  dem  schon 
erwähnten  Nummuliten-  und  Mi lioliten- Gesteine  dieses  Ortes,  das 
der  Vf.  mit  dem  von  Cifäli  im  Alter  gleich  zu  stellen  geneigt  ist. 

Jene  mikroskopischen  Orbuliten  und  Lenticuliten  möchte  der 
Vf.  schon  als  in  dem  Sande,  der  das  Material  zu  obigen  Ausfüllungen 
geliefert,  fossil  präexistirend  ansehen  [wohl  weil  er  sie  ausgestorbenen  Arten 
zuschreibt,  was  aber,  wenigstens  für  die  Mehrzahl  derselben,  wohl  der 
Fall  nicht  ist]. 


IV.  Verschiedenes» 

Brünner  und  Pagenstecher  Chemische  Analyse  der  Heil- 
quellen von  Leuk  im  Kanton  Wallis  (Denkschrift  d.  allgem. 
Schweitz.  Gesellsch.  f.  d.  gesammt.  Natur  wiss.  1829.  I.  i. 
239—270).  Die  allgemeine  Schweitzerische  Gesellschaft  hat  ein  eigenes 
Comite  zur  Einleitung  einer  allmählichen  Untersuchung  der  Mineral- 
Quellen  der  Schweitz  ernannt,  welches  dann  die  erwähnten  zwei  Ge- 
lehrten zur  Analyse  der  Leuker  Quellen  veranlasst  hat.  Diese  gedenken 
zuerst  der  älteren  vorhandenen  Arbeiten  darüber,  ehe  sie  ihre  eigene 
beschreiben.  Die  Quellen  von  heuk  entspringen  auf  einer  Wiese  am 
Fusse  der  fast  senkrechten  Gemmi-Felsen,  4400'— -4500' über  dem  Meere, 
aus  den  obersten  Schichten  eines  Thonschiefer-Gebirges,  welches  nach 
Ebel  von  Alpeukalk  überlagert  ist.  Diese  Quellen  sind  die  L  Haupt- 
oder Lor  en  z- Q  u  e  1  le,  welche  sich  2 — 3  Mal  jährlich  zu  unbestimmter 
Zeit  plötzlich  auf  24 — 48  Stunden  trübt  und  einen  weissen  Schlamm  mit 
sich  führt.  Das  Goldbrünnlein  scheint  nur  ein  Zweig  derselben. 
II.  Die  drei  Quellen  des  Armenbades  liefern  nur  etwa  |  so  viel  Was- 
ser, als  erstere.  Einer  derselben ,  der  Kotzgülle,  wurde  eine  Zeitlang 
Brechen-erregende  Kraft  zugeschrieben.  III.  Das  Heilbad  ist  nur 
eine  schwache  Quelle.  IV.  Der  entfernter  liegenden  Hügel-Quellen 
sind  zwölf.  V.  noch  2—3  andere  liegen  weiter  aufwärts  an  der  Dala; 
welche,  so  wie  VI.  die  Roosgülle,  und  VII.  noch  eine  letzte  Quelle 
in  deren  Nähe  jenseits  des  Flusses,  zu  medizinischen  Zwecken  nicht  be- 
nutzt werden.  Die  Temperatur  der  Haupt-Quelle  ist  ziemlich  konstant; 
die  der  schtvächern  aber  scheint  durch  zufliesscnde  Tagewasser  u.  s.  w. 


123     — 


etwas  abzuändern.  Nach  mittleren  Resultaten,  in  den  letzten  Tagen  des 
Julius  erhalten,  ist  sie  nach  Reaumür's  Scale 

I.  II.  IIL  IV.  V.  VI.  VII. 

40",37   =   37»,2   =   3l",35   =   SS^'jaO   =   30°   =   29^,5   =  27«,7 

Die  Untersuchung  der  Gasarten  wurde  an  Ort  und  Stelle,  die  der  fixen 

Bestandtheile  in  Bern  vorgenommen.     Sie    ergab   auf  24  Unzen  Medizi- 

nal-Gewicht  für  die 


L 

orenz- 

Quelle 

die  Arme  n-  ( 

Quelle 

Kohlensäure     .     .     . 

0,357 

c'  Var. 

.     .     .       0,312 

2/ 

SauerstofiFgas       .     ^ 

0,256 

— 

.     .     .       0,256 

StickstoflFgas    ,     .     . 

0,462 

- 

.     .     .       0,487 

Schwefels.  Kalk       . 

17,083 

Gran 

.     .     .     17,361 

Gran. 

-         Talkerde 

2,654 

— 

.     .     .       1,879 

— 

—         Natron    . 

0,678 

— 

.     .     .        0,508 

— 

—          Strontian 

0,045 

— 

.     .     .       0,037 

— 

Chlor- Natrium      .     . 

0,073 

— 

.     .     .       0,124 

— 

Chlor-Kalium        .     . 

0,027 

— 

.     .     .       0,010 

— 

Clilor-Magnium     .     . 

0,036 

— 

.     .     .       0,032 

— 

Chlor-Calcium      .     . 

0,001 

— 

.     .     .       0,001 

— 

Kohlens.  Kalk      .     , 

0,476 

— 

.     .     .       0,613 

— 

-        Talkerde     . 

0,003 

— 

.     .     .       0,018 

— 

—        Eisenoxydul 

0,032 

— 

.     .     .       0,028 

— 

Kieselerde   .... 

0,132 

— 

.     .     ,     .       0,100 

— 

Salpeters.  Salze  .     . 

0,001 

— 

.     .     .     .       0,001 

— 

21,243     — 
Ausserdem    entwickelt    sich    aus    den   Quellen   in 
dauernd  ein  Gas,  nach  2  Versuchen  bestehend  aus 

Kohlensäure      .     .     1,017  Volum.     .     .     0,964  Volum. 


20,712     — 
grossen  Blasen  fort- 


Sauerstoffgas    .     .     0,462 
Stickstoffgas     .     .  98,521 

Der  in  der  Loren%-Q.\x&\\e  niederge- 
schlagene Ocker  = 
Schiefersand    .     .     ;     14,00  Gran 
Kohlens.  Kalk     .     .       2,40      — 
Kohlens.  Talkerde    .       0,24     — 
Eisenoxyd  ....     32,50      — 
Wasser       ....     10,00      — 
Verlust        ....       0,86      — 

60,00      "^^ 
Bittersalz  wittert  an  mehreren 


100. 


.     .     0,266 
.     .  98,770 
derThonschiefer,  woraus  die  Quel- 
len entspringen,  besteht  aus 

46,9  Gran 
0,35  — 
0,68  — 
3,95  — 
7,10  — 
1,02  — 


Kieselerde      .     .     .     . 

Kalk 

Talkerde 

Eisenoxd    

Thonerde   

PKohlensäure  u.  Verlust 


60,00  — 
Stellen  aus  den  Thonschiefcr-Fclsen  aus. 
Das  Trinkwasser  zu  Leuk  rührt  aus  Quellen  her,    welche  ebenfalls 
bei    obiger  Quelle  entspringen;    es  ist,  ausser  einem  Gehalt  an  kohlens. 
Kalke,  völlig  rein  und  hat  8<>  R.  Temperatur  bei  16^0  Luftwärme. 


~     124     - 

F.  C.  HtNRici  Notiz  über  eine  periodische  Quelle  bei 
Kissingen  (Studien  des  Götting.  Vereins  bergmänn.  Freunde, 
183  3.  III.  321—324).  Die  Salz-Quelle  bei  Jfmiw^r^JM  liefert  nach  Pfeüfer 
in  1  Minute  40  Kub.  Fuss  Wasser  von  16°j5  R.,  dessen  äusserst  schwa- 
cher Salz-Gehalt  durch  Abteufen  eines  325'  tief  im  bunten  Sandstein 
getriebenen  Bohrloches  nicht  vermehrt  werden  konnte.  (Auch  ein,  \  Stunde 
höher  im  Saale-T\\a\e  über  330'  tief  niedergetriebenes  Bohrloch  lieferte 
weder  Soole,  noch  durchdrang  es  den  bunten  Sandstein.)  Die  vielen 
Mineral-Quellen  der  Umgegend  von  Kissingen  enthalten  alle  Kohlen- 
Säure;  einige  sind  starke  Säuerlinge.  Jene  Säurf»,  in  Gasform  sich 
entwickelnd ,  ist  auch  die  Ursache  der  periodischen  Erscheinungen  in 
oben  erwähnter  Salz-Quelle.  Diese  hat  bei  ruhigem  Stande  ihren  Spiegel 
15'  unter  der  Oberfläche  des  Bodens ;  bei  stärkerer  Entwickelung  des 
Kohlensäure-Gases  beginnt  sie  stark  aufzuwallen  und  zugleich  anzustei- 
gen, womit  jenes  Wallen  und  Brausen  in  erstaunlichem  Grade  zunimmt, 
bis  ihr  Wasser  nach  Verlauf  einer  halben  Stunde  einen  Kanal  an  der 
Oberfläche  erreicht,  durch  den  es  abfliesst.  So  erhält  es  sich  schäumend 
etwa  2  Stunden  lang  und  erreicht  dann  binnen  20  Minuten  wieder  seinen 
tiefsten  Stand ,  auf  dem  es  aber  selten  über  14  Minuten  ruhig  bleibt. 
Ein  höhei'er  Wasserstand  der  Ä«a?tf  soll  die  Erscheinung  etwas  schwächen. 


Hausmann  über  die  Rothenfelder  Quelle  (a.  a.  O.  III.  S.  324— 
325).  Bei  Rothenfelde  im  Osnabrück' sehen  ist  eine  Quelle  von  14"  oder 
15<*  R.,  aus  welcher  ebenfalls  periodisch  schwächere  und  stärkere  Entwicke- 
lungen  von  Kohlensäure  Statt  finden.  Auch  setzt  dieselbe  so  viel  KalktufF  ab, 
dass  ein  ganzer  Hügel  dadurch  gebildet  worden,  welcher  viele  Blätter- 
Abdrucke  und  auf  den  Absonderungs-Flächen  konzentrirten  Gelb-  und 
Braun-Eisenstein  enthält.  Vermuthlich  kommt  diese  Quelle  aus  der  Kreide- 
Formation  hervor. 

Die  Entbindung  der  Kohlensäure  scheint  unabhängig  von  einem 
Salz-Gehalte  der  Quellen  zu  seyn,  da  zuweilen  nahe  beisammen,  doch 
völlig  von  einander  getrennt,  Salz-Quellen,  Säuerlinge  und  Eisenwasser, 
und  selbst  CPyrmont)  Ausströmungen  von  Kohlensäure  vorkommen.  Ver- 
bindet sich  aber  die  Kohlensäure  nur  zufällig  während  ihres  Verlaufes 
mit  der  Kissinger  Salz-Quelle,  so  erklärt  sich  um  so  leichter  das  perio- 
dische Steigen  und  Fallen  derselben  durch  dieses  Gas. 


Brewster  hat  ein  Instrument  zur  Unterscheidung  von 
Edelsteinen  und  Mineralien  erfunden  CReport  of  thei.  and 
2.  meetinijs  of  the  British  Assoc.,  Land.  1833.  p.  7ä—73J.  Es  be- 
steht aus  einem  dreiseitigen  Prisma  von  Glas,  zwischen  dessen  unterer 
Fläche  und  der  dazu  parallelen  oberen  des  zu  prüfenden  Minerals  man 
eine  Öl-Schichte  bringt ;  doch  so,  dass  man  durch  die  Einrichtung  des 
Instrumentes  die   zwei   erwähnten   Flächen  in    beliebigem  Grtjde  gegen 


—     125     — 

einander  neigen  kann.  Hält  man  das  Prisma  nun  so,  dass  die  Sonne 
oder  ein  anderer  leuchtender  Körper  von  bleibender  Intensität  von  bei- 
den Flächen  zurückgespiegelt  wird,  so  gibt  die  gleichbleibende  Spiege- 
lungsfähigkeit der  Fläche  zwischen  Prisma  und  Öl,  verglichen  mit  der 
jedesmal  veränderten  des  jedesmal  zu  prüfenden  Minerals,  wenn  man 
Stärke  des  Lichtes  und  der  Farbe  zugleich  beachtet,  einen  Maass- 
stab ab. 


G.  Schübler  Resultate  sechzigjähriger  Beobachtungen 
über  den  Einfluss  des  Mondes  auf  di  e  Ve  rä  n  d  er  u  n  ge  n 
in  unserer  Atmosphäre.  Synodiscjier  Um  lau  f  (Kastn.  Ar  eh. 
f.  Chera.  u,  Meteorolog.  1832.  V.  169—212).  Der  Umlauf  des  Mon- 
des um  die  Erde  scheint  in  der  That  nicht  ohne  Einfluss  auf  die  atmo- 
sphärischen Ereignisse  der  letztern  zu  seyp.  Der  Regenniederschlag  ist 
an  den  Tagen  des  letzten  Viertels  am  geringsten,  einige  Tage  vor  dem 
Vollmond  am  grössten  (an  einzelnen  Tagen  zr  84,9  :  100).  Ein  kleineres 
Minimum  tritt  nach  Neumond  zur  Zeit  des  ersten  Oktanten  und  ein 
kleineres    Maximum   an    den    Tagen   des    Neumondes  selbst  ein. 


Meteorstein  fall  hei  Blansko  in  Mähren.  Es  war  schon  die  Nacht 
eingetreten,  als  am  25.  Nov.  unsere  Stadt  durch  eine  plötzliche  so  helle 
Erleuchtung  erschreckt  wurde,  dass  die  Meisten  glaubten,  in  einem  der 
nächsten  Häuser  sey  Feuer  ausgebrochen.  Ein  darauf  gefolgtes  anhal- 
tendes Donner-ähnliches  Getöse  in  der  Höhe  zeigte  indessen ,  dass  die 
Erscheinung  ein  Meteor  gewesen,  und  Personen ,  die  sich  im  Freien 
befunden,  hatten  den  ganzen  Himmel  von  Norden  her  stark  erleuchtet 
gesehen.  Dieselbe  Beobachtung  wurde  zu  Posoriz,  Bittschowiz,  Auster- 
lix,  Sokolniz,  Boskowiz,  Raiz,  Lissi-i^  Tischnowix  und  an  vielen  an- 
deren Orten,  auf  einem  Flächenraume  von  70  bis  80  Quadratmeilen  ge- 
macht. In  der  Mitte  dieser  Gegend  hatte  man  einen  glänzend  feurigen 
Körper  am  Himmel  ziehen  sehen,  der ,  Anfangs  klein ,  mit  reissender 
Geschwindigkeit  sich  vergrösserte,  so  dass  er  bald  an  Umfang  dem 
Vollmonde,  dann  einer  Tonne,  und  endlich  einem  ganzen  Hause  gleich 
kam.  Auf  der  Postlinie  von  Lipiwka  bis  Goldenbrunn  steigerte  sich 
diess  so,  dass  man  glaubte,  ganze  Feuermassen  wie  Wolken  aus  dem 
Himmel  niederstürzen  zu  sehen.  Auf  der  Strasse  bäumten  sich  die 
Pferde,  und  viele  Landleute  waren  von  solchem  Schrecken  ergriflfen, 
dass  sie  sich  betend  auf  die  Kniee  warfen ,  ja  manche  plötzlich  krank 
wurden.  Der  Lichtglanz  war  so  ausserordentlich  intensiv,  dass  ihn 
das  Auge  nicht  auszuhalten  vermochte.  In  der  Nähe  folgten  ihm  meh- 
rere starke  Donnerschläge,  die  auf  viele  Meilen  weit  im  Lande  verhall- 
ten. Aber  ungeachtet  man  aus  diesem  prachtvollen  Meteore  an  meh- 
reren Orten  feurige  Streifen,  einem  Feuerregen  ähnlich,    zum  Erdboden 


—     126     — 

niedergehen  gesehen  haben  wollte,  so  verlautet  doch  nichts  von  einem 
Steinfalle,  und  man  blieb  lange  in  Ungewissheit  über  die  eigentliche 
Natiir  des  ausserordentlichen  ,  Himmels-Ereignisses.  Erst  am  eilften 
Tage  gelang  es  den  ausdauernden  Bemühungen  des  Dr.  Reichenbach 
zu  Blansko,  der  den  Naturforschern  Deutschlands  durch  verschiedene 
Entdeckungen  bekannt  ist,  die  Spur  aufzufinden,  und  eine  Stunde  von 
seinem  Wohnorte  am  Saum  eines  Waldes  den  ersten  frisch  gefallenen 
Meteorstein  zu  entdecken.  Am  folgenden  Tage  wurden  noch  zwei 
andere  gefunden,  so  dass  man  jetzt  bereits  drei  Beweis-Stücke  der  sel- 
tenen Begebenheit  besitzt.  Hoffentlich  wird  man  noch  mehrerer  hab- 
haft werden,  und  die  Meteorologen  haben  Hoffnung,  ihre  Sammlungen 
und  Verzeichnisse  bald  durch  den  Meteorstein  von  Blansko  bereichert 
zu  sehen.  Hr.  Dr.  Reicheneach  wird  wahrscheinlich  selbst  nähere 
Mittheilungen  über  den  Hergang  liefern. 

(Allgem.  Zeitung). 


Quell- An  alysen.  Trommsdorff  che  mische  üntersuchu  ng 
des  Alexis  -Brunnens,  eines  neu  entdeckten,  salinisch- 
k  ohlens  auren  ,  eisenhaltigen  M  in  e  r  al  w  as  s  er  s  im  Ä^/Ar^?- 
Thale  am  Harze  (Trommsdorff  Neues  Journ.  f.  Pharmazie. 
1830.  XXI.  n.  S,  1— 35.).  —  Trommsdorff  chemische  Analyse  des 
Mineralwassers  des  Alexis  -Bades  (ebendas.  S.  35—68).  —  J. 
E.  Hereercer  die  Heilquelle  zu  Überlingen  am  Bodensee j  eine 
Inaugural-Dissertation  (in  freiem  Auszuge  in  Kastn.  Archiv  f.  Che- 
mie etc.  1830.  n.  II.  297—308).  —  Kastner  (und  Kinast)  über  Er- 
langens  Bohrbrunnen  (ebendas.  S.  288—297). 


Einige 

geologische  Erscheinungen   in  der  Gegend 
um   Meissen 

geschildert 

von 

Leonhard. 


(Hiezu  die  Tafeln   III  und  IV.) 


Im  Herbste  des  Jahres  1833  unternahm  ich  einen  Aus- 
flug durch  Frankerif  Baiern,  Böhmen  und  Sachsen.  Er  ver- 
schaffte mir  die  erwünschte  Gelegenheit,  mich  mit  vielen 
dortländischen  wichtigen ,  belehrenden  und  interessanten 
geognostisch-geologischen  Erscheinungen  durch  Selbst-Ansicht 
vertraut  zu  machen.  Haupt- Absicht  meiner  Reise  waren  aller- 
dings die  körnigen  Kalke  der  Gegend  von  Wunsiedel  unfern  Bai' 
reuth.  Ich  wollte  an  Ort  und  Stelle  sehen  —  denn  so  manche  lehr- 
reiche Mittheilungen,  mündliche  und  schriftliche,  waren  mir 
früher  durch  die  zuvorkommende  Gefälligkeit  der  Herrn 
Grafen  von  Münster,  F.  C.  Fikenscher,  Rentamtmann  Bra- 
ter und  anderer  dortländischen  Freunde  der  Wissenschaft 
geworden  —  ich  wollte  durch  eigenes  Anschauen  mich  über- 
zeugen, sage  ich^  in  wiefern  diese  und  jene  Thatsachen, 
Jahrgang  1834.  9 


—     128     — 

welche  ich,  ala  mit  dem  Auftreten  des  körnigen  Kalkes, 
desi  ehemals  sogenannten  ürkalkes  verbunden,  neuerdings 
bei  Auerbach  an  der  Bergstrasse  zu  beobachten  Gelegenheit 
hatte  *),  auch  um  Wunsiedel  sich  bestätigt  fänden,  wo  die 
Felsart  in  so  schöner  Entwickelung  vorhanden,  und  an  vielen 
Stellen  ihrer  Verbreitung  dui-ch  bedeutende  Steinbrüche  auf- 
geschlossen ist.  Nun  will  ich  zwar  keineswegs  gegenwärtig 
in  eine  Darlegung  von  dem  in  Betreff  des  körnigen  Kalkes 
Wahrgenommenen  eingehen;  diess  behalte  ich  mir  für  eine 
umfassendere  Arbeit  vor,  welche  mich  seit  mehreren  Jahren 
beschäftigt.  Aber  die  Bemerkung  sey  mir  gestattet,  dass 
die  Beziehungen,  unter  denen  der  Baireuther  Kalk  gefunden 
wird,  mit  den  von  mir  über  dessen  Ursprung  gefassten  An- 
sichten nicht  nur  nicht  im  Widerspruche  stehen ,  sondern 
dass  sich  mir  vielmehr  weitere  und  sehr  werthvolle  Beweise 
für  jene  Meinung  dargeboten  haben.  —  Noch  ehe  wir  Wim" 
siedel  erreichten ,  waren  die  Gegenden  um  Sireitberg  und 
Muggendorf,  mit  ihren  ausgezeichneten  Jurakalk-  und  Dolo- 
mit-Bildungen, und  mit  den  schönen  Grotten,  Gegenstände 
der  Untersuchung,  und  Baireuth  wird  kein  Geognost  durch- 
reisen, ohne  sich  den  Genuss  der  Ansicht  jener  seltenen 
Schätze  zu  verschaffen,  welche  Herr  Graf  von  Münster  be- 
sitzt. Es  nimmt  diese  Petrefakten-Sammlung,  was  Vollstän- 
digkeit, Ausgezeichnetes  fast  eines  jeden  Exemplars  betrifft, 
so  wie  das  Belehrende,  ohne  Widerrede  unter  denen,  welche 
sich  in  den  Händen  von  Privaten  befinden,  gegenwärtig  die 
erste  Stelle  ein,  ja  sie  möchte,  mit  Ausnahme  des  Reichthums 
an  Knochen-Resten  im  Museum  zu  Darmstadt,  selbst  allen  öffent- 
lichen Kabinetten  den  Rang  streitig  machen.  Von  Baireuth  führ- 
te unser  Weg,  nachdem  wir,  wie  gesagt,  die  Wunsiedeler  Gegend 
besucht,  auch  ^ev  Luisen-  oder  Luwburg  unfern  Alexanderbad  im 
Fichtelgebirge,  um  ihrer  merkwürdigen  Haufwerke  kolossaler 
Granit-Blöcke  willen,  einen  Vormittag  gewidmet  hatten,  über 
Hof  und  Falkenau  nach  Eger.    In  der  ersten  der  genannten 


•)  Jahrb.  d.  Min.  183J.  S.  312  flf. 


—     129     - 

Städte  besitzt  Herr  Rentamtmann  Brater  eine  ungemein  schöne 
oryktognostisehe  und  geognostische  Sammlung  —  welche  na- 
mentlich die  Erzeugnisse  dieser  Gegend  von  Baiern  in  selte- 
ner Vollständigkeit  und  Schönheit  aufzuweisen  hat  —  und  in 
FaUienau  trifft  man  die,  an  Böhmischen  Mineral-Produkten 
sehr  reiche,  Sammlung  des  Herrn  Justitiar  Loessl.  Die 
nächste  Umgebung  von  Falhenau  verdient  um  der  Erdbrand- 
Erzeugnisse  willen,  und  wegen  der  manchfachen  mit  ihi-em 
Auftreten  verbundenen  Phänomene,  die  Aufmerksamkeit 
reisender  Geognosten.  In  nicht  bedeutender  Entfernung  fin- 
den sich,  am  berühmten  Kammerberge  oder  Kammerbühl  bei 
Eger,  die  interessanten  vulkanischen  Erscheinungen,  welche, 
in  sehr  verschiedenen  Zeiten,  bald  aus  diesem,  bald  aus  jenem 
wissenschaftlichen  Standpunkte,  von  Born,  Reuss,  Göthe, 
CoTTA  d.  V.  u.  A.  geschildert   wurden  *).     In  Karlsbad  — 


')  Herr  Oberforstrath  Cotta  beschäftigte  sich,  als  ich  bei  ihm  in  Tha- 
randt  war,  mit  einer  Arbeit  über  den  Kamnierberg.  Ich  glaube 
nicht,  dass  irgend  einer  seiner  Vorgänger  die  denkwürdige  Stelle 
genauer  und  öfter  durchforschte;  seine  Mittheilungen  —  die  kleine 
Schrift  soll  den  Titel  führen:  der  Kammerbiihl  nach  wiederholten 
Untersuchungen  aufs  neue  beschrieben  von  H.  Cotta  —  werden 
darum  als  das  am  meisten  Genügende  zu  betrachten  seyn,  —  Das 
Resultat  dieser  anziehenden  Forschungen  ist:  „dass  der  Vulkan 
bei  Eger  unter  Wasser  ausgebrochen  sey,  und  die  Eruptions-Pro- 
dukte von  den,  sanft  nach  Osten  strömenden,  Flutheu  als  wech- 
selnde Schichten  abgelagert  worden,  wie  man  diess  auf  der  Süd» 
ostseite  des  Hügels  im  grossen  Bruche  deutlich  au  den  geschich- 
teten Schlacken  sehen  kann.  An  der  Westseite  steht  basaltische 
Lava  an."  In  Tharandt  sieht  man  eine  ungemein  vollständige 
und  sehr  lehrreiche  Sammlung  der  verschiedenartigen  Erzeugnisse 
des  Kammerbühls.  Unter  den  CoTTA'schen  Schätzen  verdienen 
die  schlackigen  Auswürflinge,  die  Boraben,  weichein 
geringeren  und  höheren  Graden  veränderte  Glimmerschiefer-  und 
Quarz -Stücke  umschliessen,  besondere  Beachtung,  ferner  die 
Glimmerschiefer-Fragmente  mit  verglaster  Oberflä- 
che (sie  sind  von  den,  vor  uns  liegenden,  Vesuvischen  Auswürf- 
lingen ähnlicher  Art  nicht  zu  unterscheiden),  endlich  die  unver- 
kennbaren Bimsstein-Brocken  t). 


(t    IniAugenblicke,  als  diese  Blätter  dem  Setzer  übergeben  werden  sollten,    erhalte 
ich  die  CoTTA'scbe  Druckschrift.    Mächte  solche  recht  bald  in  den  Häadea  vieler 

9  * 


—     130     ^ 

dessen  wondcrsamer  Sprudel  allein  eine  weite  Reise  lohnt, 
aaeh  wenn  man  nicht  hierher  kommt,  nra  der  Hygiea  zu 
huldigen  —  war  mein  Aufenthalt  von  zu  beschränkter  Dauer, 
auch  die  Witterung  keineswegs  günstig;  ich  vermag  darum 
nicht  zu  sagen,  in  wiefern  die  dortigen  Granite  Thatsachen 
wahrnehmen  lassen,  weiche  den  von  mir  in  den  letzteren 
Jahren  an  den  gleichnamigen  Fels-Gebilden  um  Heidelberg, 
und  «n  einigen  Punkten  des  nachbarlichen  Odenwaldes  auf- 
gefundenen entsprächen;  d.  h.  ob  Granite  aus  verschiedenen 
Alters-Perioden  neben  und  mit  einander  unter  so  lehrreichen 
Beziehungen  vorkommen.  Was  ich  zunächst  um  Karlsbad 
sah,  lässt  sich  mit  den  Phänomenen  am  Neckar  nicht  ver- 
gleichen. In  Elbogen,  wo  die  Karlsbader  Granite  vorzüglich 
schön  aufgeschlossen  seyn  sollen,  konnte  ich,  leider !  nicht 
V0rweilen.  —  Bei  Teplüz  wurde  der  Schlossberg  bestiegen. 
Ich  erachte,  unter  den  mir  bekannt  gewordenen  Umgebun- 
gen des  berühmten  Badeortes,  diese  Stelle  für  besonders  be- 
lehrend, wegen  der  Durchbrüche  von  Feldstein-Porphyr  und 
von  Phonolith  durch  die  Kreide-  (Plänerkalk-)  Ablagerungen. 
An  der  unmittelbaren  Grenze  der  kalkigen  Formation  und 
des  Phonoliths  namentlich  sieht  man  an  mehreren  Punkten 
sehr  deutlich  die  Störungen,  welche  die  neptunischen  Ge- 
bilde durch  vulkaiiische  Auftreibungen  erlitten,  und  nicht 
minder  augenfällig  zeigen  sich  die  Änderungen  in  der  Ge- 
stein-Beschaffenheit des  Pläners;  die  Felsart  erscheint  er- 
härtet, umgewandelt,  klingend,  oft  wie  Erz.  Dabei  ist 
an  solchen  Stellen  der  Boden  übersät  mit  Blöcken,  zum 
Theil  gross,  wie  anstehende  Felsen,  von  in  geringeren  und 
höheren  Graden  umgewandeltem,  hin  und  wieder  augenfällig 
gefrittetem   Sandstein,  wohl   ohne   Zweifel   vom  Grün-  oder 


Freunde  der  Wissenschaft  seyn.  Der  würdige  Verfasser  bestimmte  seine  Abhand- 
lung zunächst  für  die  Badegäste  von  Franxenhrunn,  welche  oft  die  sonderbarsten 
Ansichten  über  den  Kammerberg  mit  sich  herumtragen,  die  sie,  ohne  ausführ- 
liche Widerlegung,  nicht  aufzugeben  geneigt  seyn  dürften ;  aber  die  umfassende 
Entwiekelung,  in  welche  C.  sich  einliess,  wird  auch  gar  manchen  Andern  zu  Nutzen 
nnd  Frommen  gereichen,  welche,  was  die  Basalt •  Genese  betrifft,  noch  an 
Hydropiiie  Uiden. 


/  —     131     — 

Öuader-Sandsteln  5  der  Unterlage  des  Plänera  abgerissene 
und  gewaltsam  emporgeschleuderte  Trümmer.  In  der  „Säch- 
sischen Schweitz^^  —  so  ausgezeichnet  und  mit  gutem  Grunde 
berühmt  durch  die  herrlichen  Formen  ihres  Sandsteines, 
durch  die  malerisch  schönen  Gegenden  und  Aussichten  — 
zogen  uns  die  Umgebungen  von  Schandau  zunächst  an.  Herr 
Bergamts-Assessor  Haering  von  Freiberg^  dessen  persönliche 
Bekanntschaft  ich  in  Teplitz  machte,  hatte  die  Güte,  un- 
sere Aufmerksamheit  einigen  Punkten  jener  Gegend  zuzu- 
wenden. An  der  Ostrauer  Mühle,  dicht  am  Wege,  welcher, 
längs  des  linken  Ufers  von  dem  in  die  Elbe  sich  crgiessen- 
denÄ'em^ÄCÄ -Bache,  nach  der  unter  dem  Namen  des  Kuhstalles 
so  bekannten  offenen  Grotte  führt,  sieht  man,  wie  in  un- 
mittelbarer Nähe  des  Granites  und  des  Grün-  oder  öuader- 
Sandsteines  die  Schichten  der  letztern  Felsart  gestört  und 
mitunter  wahrhaft  zerrissen  worden.  An  einer  Stelle,  nicht 
fern  von  der  Mühle ,  tritt  Granit  sehr  deutlich  aus  dem 
Sandstein  hervor.  Die  Schichten  des  neptunischen  Ge- 
bildes fallen  der  plutonischen  Masse  zu,  und  ihre  Windun- 
gen, die  in  der  Tiefe  nicht  unbedeutend  sind,  nehmen  gegen 
oben  allmählich  ab.  (S.  Fig.  .5.  auf  Taf.  IV).  Ähnliche  Er- 
scheinungen sahen  wir  noch  an  mehreren  Punkten  der  Säch" 
sischen  Schweüz;  was  aber  die  Ostrauer  Mühle  besonders 
denkwürdig  macht,  das  sind  die  Reibungs-  oder  Rutsch-Flä- 
chen —  Spiegel,  Harnische  —  welche  der  Sandstein  da  zeigt, 
wo  der  aufsteigende  Granit  durch  ihn  gewaltsam  emporge- 
stiegen. Der  Sandstein,  welcher  in  solchen  Fällen  zugleich 
auffallend  härter  geworden  —  am  härtsten  in  unmittelbarer 
Berührung  mit  dem  Granite,  so  dass  man  das  Phänomen  er- 
littener Umwandelung  in  mannichfaltigen  Abstufungen  ver- 
folgen, eine  gradweise  Wirkung  deutlich  erkennen,  und  die 
belehrendsten  Handstücke  sammlen  kann  —  stellt  sich  wie 
polirt  dar,  theils  mit  Längsstreifen  in  der  Richtung,  in  wel- 
cher die  Granite  aufstiegen.  Die  granitische  Grenze  ist 
auch  oberflächlich  (c,  c)  durch  sehr  wasserreiche  Schluch- 
ten zu  erkennen.  —   Besondere   Auszeichnung   erlangte  der 


—     132     — 

Grün-Sandstein  der  Gegend  von  Schandau  durch  die  in  ihm 
hin  und  wieder,  und  selbst  in  gewisser  Häufigkeit,  enthal- 
tenen Versteinerungen.  Ich  erwähne,  ausser  Ostrea  ca- 
rinata  Sow.,  Lam.,  Brongn.,  Exogyracolumba  (Gry- 
phaea  columba,  Lam.)?  Pecten  aequicostatus, 
Lam.,  besonders  des  Catillus  latus  Lam.,  von  welchen 
ich  ein  seltenes  Pracht-Exemplar,  zu  erwerben  Gelegenheit 
fand. 

Eine  andere  höchst  denkwürdige  Stelle  der  Schandauer 
Gegend  ist  ffohenstein,  wo,  wie  bekannt,  der  Granit  über 
Jurakalk  gelagert  erscheint,  welcher  auf  Öuader-Sandstein 
rnht.  Weiss  hat  uns  eine  genaue  Schilderung  von  diesem 
wichtigen  Orte  geliefert  *).  Die  Verhältnisse  des  Granits 
gegen  den  Grün-Sandstein  sind,  nach  Beobachtungen  von 
B.  CoTTA,  zwischen  Lohnten  unfern  Pirna  und  Taubitz  in 
Böhmen  durchaus  die  nämlichen:  Überlagerungen  des  Gra- 
nits über  dem  Sandstein,  und  Einlagerungen  von  Gliedern 
der  Jura-Formation  zwischen  beiden.  Die  Durchschnitts- 
Zeichnungen  Fig.  1,  2,  3  und  4  auf  Taf.  IIL  stellen  jene 
Beziehungen  in  der  Nähe  von  Hohenstein  auf  das  Deutlich- 
ste dar,  und  allen  liegen  bergmännische  Arbeiten  zum 
Grund,  so  dass  die  Angaben  vollen  Glauben  verdienen.  Die 
Verhältnisse,  wie  man  solche  in  Fig.  1  sieht,  wurden  durch 
die  Versuchs-Rösche  im  Kohlicht  aufgeschlossen,  jene  in 
Fig.  2,  durch  die  Versuchs-Rösche  im  Schietza-GvAhen'^  was 
die  Fig.  3  und  4  zeigen,  ist  ostwärts  von  Hohenstein  wahr- 
zunehmen, die  erste  Stelle  liegt  1  Stunde  entfernt,  die  zweite 
nur  f  Stunden  **).  Ahnlich  im  Ganzen  sieht  man  auch  die 
Beziehungen  zwischen  Granit,  Jura-Gebilden  und  Grünsand- 
stein in  einem  unterirdischen  Steinbruche,  welchen  ein  Pri- 
vatmann ganz  in  der  Nähe  von   Hohenstein   betreiben   lässt. 


*)  Karsten,  Archiv  für  Bergb.  XVI.  B.  S.  10  ff. 

**)  Hr.  Dr.    Cotta    hatte   die   grosse    Gefälligkeit,    die    Aufnahme   für 
mich  an  Ort  und  Stelle  zu  machen. 


—     1S3     — 

Hie*  treten  die  Kalksteine  reiner  und  mächtiger  auf,  und 
enthalten  sehr  viele  Versteinerungen.  —  Was  die  im  Jura- 
kalke dieser  denkwürdigen  Stelle  eingeschlossenen  fossilen 
Reste  betrifft,  so  beziehe  ich  mich  auf  den  Ausspruch  des 
Herrn  Grafen  von  Münster.  Er  sagt  in  einem  unter  dem 
12.  Dezember  1833  an  Herrn  Professor  Bronn  erlassenen 
Schreiben: 

„Nachdem  ich  schon  im  September  1829  für  den  VII. 
Bd.  von  KEFERsTErN's  Deutschland  die  Versteinerungen  im 
Jurakalke  von  Höllenstein  aufgezeichnet,  hatte  ich  Gelegen- 
heit, noch  mehrere  derselben  zu  erhalten  und  im  Septem- 
ber d.  J.  viele  in  der  ausgezeichneten  Sammlung  Cotta'3 
zu  Tharandt,  und  der  Lokal-Sammlung  des  kürzlich  ver- 
stoi'benen  Barons  von  Odeleben,  zu  untersuchen,  wodurch 
ich  in  meiner  früheren  Ansicht  im  Allgemeinen  zwar  be- 
stärkt Worden  bin;  nur  dass  ich  jene  Schichten  jetzt  nicht 
mehr  den  untersten  Lagen  der  eigentlichen  Jura-Forma- 
tion, dem  Under  oder  Inferior  Oolite  der  Engländer 
allein,  sondernden  unteren  und  mittleren  Lagen  der 
Jura-For mation  zuschreibe.  Das  Bruchstück  von  Pla- 
giö Stoma,  welches  Sie  von  da  besitzen,  würde  sich,  wenn 
es  vollständiger  w^äre,  wahrscheinlich  als  von  PI.  cardii- 
forrais  Sow.  Taf.  114,  Fig.  3  aus  dem  Great  Oolite  Eng- 
lands (und  dem  hiesigen  dichten  Jurakalke)  erkennen  las- 
sen: Ich  habe  diese  Art  wenigstens  in  Odeleben's  Samm- 
lung gefunden.  Sie  ist  den  P.  spinosum  sehr  ähnlich. 
Das  Verzeichniss  der  Versteinerungen  würde,  wie  folgt,  zu 
vervollständigen  seyn. 

1.  Ammonites  planulatus  v.  Sohl,  *). 

2.  -^  bipunctatus  v.  Sohl.  (A.  biarmatus  Sow.  -f- 
A.  longispinus  Sow.  Tab.  501,  Fig.  2,  wovon  die 
erste  Form  im    untern  Oolith ,    die    zweite    im    dichten 


*)  Besitze  ich  ebenfalls  von  diesem  Fundorte.  Bronn. 


-     134     - 

• 
Jurakalk    vorkommt.      Auch     A»   bispinosus  Zibt. 

Tab.  XVI.  Fig.  4). 

3.  Ammonites  Parkinsonii  Sow. 

4.  —  annularis  Rein.  Tab.  VI,  Fig.  56  (Ziet.  Tab.  X. 
Fig.  10.),  welcher  häufig  im  Oxford-clay  von  Raberf 
sfeirij  Thurnau,  Langheinty  Utzing  und  im  Württembergi- 
schen bei  Gammelshausen  vorkommt. 

5.  —  coronatusv.  Sohl.,  vrelcher  in  Baiern  in  dich- 
tem Jurakalke,  immer  in  Oxford-clay  und  unterem  Ooli- 
the,  ebenso  im  untern  Oolithe,  aber  kaum  im  Lias 
Württembergs  vorkommt,  wo  ihn  Zieten  anführt. 

6.  Terebratula  bicanaliculata  v.  Schl.  (T.  biplicata 

Sow.  Tab.  437,  Fig.  3.)  Ziet.  (Tab.  40.  Fig.  5.  var.), 
auch  im  untern  Oolith  und  dichten  Jurakalke  Württemr 
hergs  und  Baierns,  Eine  sehr  ähnliche  Art,  die  aber 
stets  kleiner  bleibt,  weit  stärkere  und  tiefere  Falten 
hat  und  nie  in  vorige  übergeht,  findet  sich  in  der 
Kreide  -  Formation  von  Neufchatel  und  im  Greensand 
Englands  *). 

7.  —  bisuffarcinata  v.  Sohl.  Ziet.  Tab.  40,  Fig.  3. 
(T.  perovalis  Sow.  Taf.  436,  Fig.  3),  findet  sich 
sonst  auch  in  der  obern  und  untern  Jura-Formation 
Nord-   und    Süd-Deutschlands    und    im    ünder   Oolite 


8.  —  cornuta  Sow.  Taf.  446,  Fig.  4.  Im  Jurakalk 
Baierns  und  im  Great  Oolite  Englands. 

9.  —  plicatella  Sow.  Taf.  503.  Fig.  1.  In  den  unteren 
und  mittleren  Lagen  des  Jurakalkes  in  Baiern  und  im 
Inferior  Oolite  von  England, 

10.  '—  trilobata  Münst.  Ziet.  Taf.  42,  Fig.  3.  Im  obern 
Jurakalk  Baierns^  und  im  Jurakalk  und    Oxford-clay 


*)  Diese  Art  aus  Englischem  Grünsande,  die  sich  auch  zn  Essen 
wiederfindet,  kommt  viel  besser  mit  der  in  Württembergs  und 
Baierns  Jurakalke  gewöhnlichen  Form,  so  wie  mit  jener  von  Uo- 
henstein,  als  mit  der  NeufcJiateler  überein.  BRonir. 


—     135     — 

11.  Terebratula  inconstans  Sow.  Taf.  276,  Fig.  8,  4, 
(T.  dissimilis  v.  Schl,  und  T.  difformis  Ziet. 
Taf.  42j  Fig.  2).  Im  Jurakalk  Baierns  und  Württem- 
bergs, und  im  Oxford-day  Englands. 

12.  Gryphaea  gigantea  Sow.  Taf.  391.  Im  Iron  shot 
oder  Inferior  Oolite  Englands, 

13.  Trigonia  costata  v.  Schl.,  Sow.  Taf.  85,  Ziet. 
Taf.  58,  Fig.  5,  Im  untern  Oolithe  Baierns,  Würt^ 
iemhergs,  Englands,  und  im  schwarzen  Jurakalk  der 
Weser-Kette. 

14.  —  Clav  eil  ata  SoW.  Taf.  87,  Ziet.  Taf.  58,  Fig.  3.  Im 
untern  Oolith  Baierns,   Württemhbergs  und  Englands. 

15.  Pholadomya   acuticostata   Sow.    Taf.    546,    Fig. 

1,  2.  Im  schwarzen  Jurakalk  der  Weser-Kette  bei 
Luhheke  und  bei  Brora  in  Yorhshire}  dann  zu  StO' 
nesfield. 

16.  —  clathrata  Münst.  (De  la  Beche  übers,  v.  Decken 
S.  394).  Im  mittlem  Jurakalk  Baierns  und  Würt- 
tembergs. 

17.  Cucullaea  oblonga  Sow.  Taf.  206,  Fig.  1,  2.  Im 
untern  Oolithe  Englands  und  Baierns, 

18.  Modiola   cuneata    Sow.    Taf.  211,    Fig.  1.     Im  /«- 

ferior  Oolite  Englands,  Baierns,  Württembergs, 

19.  Nautilus  sinuosus  Park.  In  dichtem  Jurakalke 
von  Streitberg  und  Muggendorf, 

20.  Trochus  speciosus  n,  sp.,  in  den  untern  Schich- 
ten des  Bairischen  Jurakalkes. 

21.  Pleurotomaria  ornata  ?  Defr.,  Ziet.  Taf.  35, 
Fig.  5.  im  untern  Oolith  von  Aalen  und  Frankreich, 

22.  —    decussata  Münst.  n,  sp.,   eben  so  zu  Rabenstein 

und  Thurnau. 

23.  Cidarites     maximus     Münst.,     Goldf.     Taf.    39, 

Fig.  1.     In  den  obersten  und  untersten  Lagen  der  Ju- 
ra-Formation Baierns. 
34.  Galerites  depreesus  Lamk«,  Goldf.  Taf.  41,  Fig.  3. 
Ebendaselbst. 


—     136     — 

25.  Zähne  und  Ganmenstücke  einer  Sphaerodu  s- Art,  die 
auch  im    Jurakalk    der    Weser-Kette    am    Olinger  Berg 
vorkommen. 
Endlich  Serpuliten,  Zoophyten,  Holz,  zum  Theil 
rIs  Steinkohle  u.  s.  w.  *)." 

Unter  den  vielen,  für  den  Geologen  wichtigen,  Punk- 
ten der  reizenden  Umgebungen  von  Dresden,  zog  mich  be- 
sonders der  Plauensche  Grund  und  das  Tharandter  Thal 
an.  Geführt  von  einem  jungen,  mir  überaus  vrerthen 
Freunde,  dessen  schöne  Kenntnisse  der  Wissenschaft  reiche 
Erndte  bringen  werden,  wurde  es  mir  leicht,  in  der  kur- 
zen Zeit  M^eniger  Tage,  mich  mit  den  bedeutendtsten  Phäno- 
menen durch  eigene  Ansicht  vertraut  zu  machen.  löh  sah, 
geleitet  von  Dr.  B.  Cotta:  die  schönen  Gänge  von  Augit- 
Porphyr  in  Syenit  an  der  Königs-M.»h\e  im  Plauen  sehen 
Grunde ;  den  Durchbruch  des  Augit-Porphyrs  zwischen  dem 
altern  Kohlen-Gebilde  und  dem  Syenit  am  Sauberge;  den 
Feldstein-Porphyr,  welcher  zwischen  dem  Weissritz-Thale 
und  dem  Zeisiggrunde  oberhalb  Tharandt,  durch  Gneiss  und 
durch  Thonschiefer,  oder  vielmehr  an  der  Grenze  beider 
Gesteine  emporgestiegen  ist  **)  5  an  der  O  ber-Mühle  wurde 
der  sogenannte  Kalkofen  besucht,  wo  körniger  Kalk  un- 
ter besonders  Beachtungs  -  werthen  Beziehungen  auftritt 
u.  s.  w,  —  Ich    kann    mich,    was    alle    diese    interessanten 


*)  Ausserdem  habe  ich  noch  eine,  wie  ich  glaube,   neue  schöne  Spa- 

tangus-Art  von  da.  Broniv. 

**)  Nach  Mittheiluugen  von  B.  Cotta  hatte  ich  schon  früher  (Lehr- 
buch der  Geologie,  als  Beitrag  zur  Naturgeschichte  der  drei  Rei- 
che, Stuttgart',  1833,  S.  181)  Gelegenheit,  der  vpichtigen  Erschei- 
nungen zu  erwähnen,  welche  mit  dem  Auftreten  dieses  Porphyrs 
verbunden  sind.  Es  wird  die  plutonische  Masse  nämlich  auf  jeder 
Seite  von  einem  Konglomerat  begleitet,  das  bei  ihrem  Hervortre- 
ten entstanden  ist.  An  der  Grenze  des  Porphyrs  und  des  Thon- 
schiefers  sieht, man  die  Breccie  aus  Thonschiefer-  und  Porphyr- 
Bruchstücken  zusammengesetzt,  gebunden  durch  porphyritischen 
Teig;  längs  der  Berührung  des  Porphyrs  und  des  Gneisses  aber 
tritt  ein  Trümmer-Gestein  auf,  das  aus  Gneiss-Fragraenten  be- 
steht, welche  durch  Porphyr-Masse  verkittet  werden. 


—     137     — 

Thatsachen  betrifft,  um  so  mehr  auf  blosse  Andeutungen 
beschränken,  da  wir  sehr  bald  eine  umfassende  g  e  o  g  n  o- 
stische  Besehreibung  der  Umgegend  von  Tharandt 
durch  B.  Cotta  zu  erwarten  haben. 

Von  Dresden  wendeten  wir  uns  zunächst  nach  Wein- 
lökla,  um  die  höchst  wichtigen  Verhältnisse  zwischen  Sye- 
nit und  Plänerkalk  zu  sehen,  durch  deren  Auffindung  und 
Untersuchung  Herr  Professor  Weiss  sich  so  verdient  ge- 
macht *)♦  Endlich  gelangten  wir  zur  Stelle,  deren  nähere 
Schilderung  Absicht  dieser  Mittheilung  ist,  nämlich  nach 
Zscheila  (Zscheilau).  Man  gestatte  mir,  die  einfache  Erzäh- 
lung gesehener  Phänomene  mit  Wenigem  zu  bevorworten. 

Als  die  Spanischen  Bergwerks-Oö'iziere,  die  Herren 
von  EzauERRA,  von  Amar  und  von  Bauza,  in  Heidelberg 
verweilten,  war  Zscheila  oft  Gegenstand  unserer  Unterre- 
dungen. Herr  von  EzauERRA  namentlich  erzählte  mir,  wie 
durch  einen  eben  so  genauen  als  unbefangenen  Beobachter, 
durch  Herrn  Prof.  C.  Naumann  von  Freiberg,  daselbst  PI ä- 
nerk  alk- Bruch  stücke  eingeschlossen  in  Granit 
gefunden  worden  seyen.  Indessen  wurde  die  Sache  von 
anderen  Seiten  her  in  Zweifel  gezogen;  man  berief  sich 
selbst  auf  eine,  aus  Sächsischen  Mineralogen,  Geognosten 
und  Bergleuten  zusammengesetzte,  Kommission,  welche, 
nach  an  Ort  und  Stelle  vorgenommener  Untersuchung,  der 
Meinung  gewesen:  es  sey  der  Plänerkalk  auf  Gangspalten 
in  den  Granit  eingedrungen.  —  Die  Erscheinung,  w^ie  soI>- 
che  Naumann  sehr  richtig  aufgefasst  hatte,  konnte  übrigens 
für  den  Unbefangenen,  nach  dem  was  durch  Weiss  über 
Weinböhla  bekannt  geworden,  nichts  Befremdendes  darbie- 
ten;  warder  Syenit  hei  Weinböhla  durch  Plänerkalk- Ab- 
lagerungen emporgestiegen,  und  lag  nun  stellenweise  als 
Decke  über  denselben,  so  konnte  bei  Zscheila  ebenso  gut 
Granit  durch  jene  neptunischen    Gebilde  aufgedrungen  seyn, 

*)  Karsten,  Archiv  f.  Bergb.  XVI.  B.  S.  3  ff.,  und  Karüten,   Archiv 
f.  Min.  I.  E.  S.  155  ff. 


—     138     — 

nnd  Brachstficke  derselben  als  Einschlüsse  enthalten.  Man 
müsste  denn,  mit  den  wenigen  Anhängern  der  neptunischen 
Hypothese,  die  Phänomene  unfern  Weinhöhla  für  „Über- 
rollungen des  Syenits  über  den  Plänerkalk", 
oder  für  ,>ü nterwaschungen  des  Syenits  und  Ein- 
spülungen  des  Plänerkalkes"  zu  betrachten  für 
gut  finden,  und  sich  auf  solche  Weise  beruhigen. 

Herr  von  EzauERRA  hatte  —  zur  Zeit  da  er,  mit  sei- 
nen Landsleuten ,  geognostisch  -  petrefaktologischer  Studien 
wegen,  bei  uns  in  Heidelberg  lebte  —  Zscheüa  noch  nicht 
selbst  gesehen.  Ich  bat  ihn  darum  als  er,  dem  ausdrückli- 
chen Befehle  der  Spanischen  Regierung  gemäss,  von  hier 
mit  seinen  Begleitern  nach  Sachsen  zurückkehren  musste, 
an  Ort  und  Stelle  sich  zu  begeben,  und  mir  von  dem,  was 
er  sehen  würde,  Nachricht  zu  ertheilen.  Unter  dem  8. 
November  1832  schrieb  mir  der  werthe  Freund  aus  Frei- 
berg :  „Sie  erhalten  anbei  ein  Bruchstück  der  Plänerkalk- 
Breccie  aus  dem  Granit  mit  Terebratula  biplicata, 
nnd  ein  Stück  Granit  mit  einsitzender  ähnlicher  Breccie, 
beide  von  Zscheila.  An  derselben  Stelle,  wo  Herr  Prof. 
Naumann  im  Jahr  1830  die  kalkigen  Einschlüsse  im  Granite 
fand.  Sah  ich  ähnliche  Erscheinungen  vor  wenigen  Wochen ; 
eines  der  von  mir  beobachteten  Fragmente  misst  2  Leipziger 
Fuss  Länge.  Am  Granit  selbst  habe  ich  mehrere  deutliche 
Rutsch-  (Reibungs-)  Flächen  wahrgenommen**. 

Meine  Reise  -  Genossen  —  Professor  Kapp,  Dr.  Cotta 
nnd  mein  Schwager,  Dr.  R.  Blum  —  und  ich  fanden,  ob- 
wohl erst  nach  einer  Stunde  vergeblichen  Suchens,  die  Stelle ; 
denn  sie  war  uns  ganz  im  Allgemeinen  bezeichnet  worden, 
als  „in  der  Nähe  des  Weges,  welcher  die  Kinder  vom  nahen 
Dorfe  zur  Schule  führt"  befindlich.  —  Am  südvrestlichen 
Abhänge  der  granitischen  Höhen ,  unmittelbar  neben  dem 
Kirchwege  von  Nieder-Fehre  (oder  Fähre\  Meissen  gegen- 
über, nach  Zscheila,  da  wo  jener  Weg  in  einer  kleinen 
Schlucht  an  dem  ziemlich  steilen  Hügel  hinanzieht,  welcher 
die   Kirche    trägt,    ist    das    Phänomen    beobachtbar.      Ein 


—     139     - 

Blick  auf  Fig.  1.,  Taf.  IV.,  wird  zureichen,  nm  dem  Leser 
ein  Bild  von  den  Umgebungen  zu  verschaffen  *).  Die  Massen 
des  Hügels,  die  steilen  Felsen  zur  Seite,  bestehen  aus  Granit, 
der,  nach  allen  Merkmalen,  zu  den  Jüngern  oder  jüngsten 
Abänderungen  dieses  Gesteines  zu  gehören  scheint.  Er  ist 
von  grobem  Korne,  sehr  reich  an  Feldspath,  der  häufig 
mehr  oder  minder  zersetzt  und  zu  Erdigem  umgevt'andelt 
ist,  und  wird  hin  und  wieder  von  sehr  schmalen  graniti- 
schen Adern,  oder  von  Feldspath-Schnüren  durchzogen,  Nur 
an  wenigen  Stellen  neigt  sich  das  granitische  Gefüge  zum 
Gneiss-artigen.  Die  Kirche  von  Zscheila  ruht  auf  Pläner- 
kalk,  der  zu  dieser  Höhe  durch  den  emporgestiegenen  Granit 
gehoben  wurde;  auch  im  Norden  der  Kirche  findet  man 
jenes  Gestein,  und  ausserdem,  einzeln  auf  den  Feldern  um- 
herliegend ,  grosse  Blöcke  harten  Sandsteins ;  dass  sie  von 
der  den  Pläner  unterteufenden  Öuader-Sandstein-Formation 
abstammen,  ist  sehr  glaubhaft. 

Um  deutlicher  sehen  zu  können,  Hessen  wir  vor  Allem 
die  ganze  Stelle,  den  Gegenstand  unserer  Untersuchung, 
mit  Wasser  abspülen.  Nun  zeigten  sich,  auf  unzweideutig- 
ste Weise,  mehrere  eckige  Plänerkalk-Bruchstü- 
cke  von  verschiedener  Grösse  im  Granit  und  zwar 
ringsum  eingeschlossen;  (a,  Fig.  1.  Tf.  IV);  nichts  erin- 
nerte, auch  nur  im  entferntesten,  an  Gang-artige  Spalten,  wel- 
che das  kalkige  Gebilde  durch  Infiltration  aufgenommen  hätten ; 
die  Bruchstücke  ragten  wenig  über  die  granitische  Oberflä- 
che hervor,  während  sie,  ich  wiederhole  es  absichtlich, 
nach  allen  andern  Seiten  von  frischem  Granite 
umgeben  waren.  Dass  mit  den  gewöhnlichen  Geräth- 
schaften  des  reisenden  Geognosten  hier  nichts  auszurichten 
sey,  weder  um  die  Kalk-Einschlüsse  mehr  frei  zu  legen, 
noch  weniger  um  zu  Handstücken  gelangen  zu  können,  diess 


•)  Hr.  von  Ezquerra  entwarf  mir  die  Skizze  in  einem  seiner  Briefe; 
ich  benutze  dieselbe,  da  sie  alle  wesentlichere  Verhältnisse  deut- 
lich darstellt. 


—     140     — 

sahen  wir  sogleich;  es  wurden  daher  am  Morgen  des  fol- 
genden Tages,  durch  einen  Steinbrecher  aus  Meissen  *),  zwei 
Schüsse  weggethan.  Von  den  Erscheinungen,  welche  sicht- 
bar wurden,  folgt  nun  ausführliche  Rechenschaft  **). 

Es  boten  sich  unserem  Blicke  —  nachdem  die  Stelle 
abermals  durch  Abspülung  mit  Wasser  gereinigt  worden  — 
die  unteren  Hälften  von  drei  Plänerkalk-Bruckstücken  im 
festen  granitischen  Gesteine  sitzend  dar.  (Fig.  2  auf  Tafel 
IV).  Diese  Trümmer  —  deren  grösstes  2  Fuss  Länge  und 
4  bis  6  Zoll  Breite  hatte  —  waren  dem  Granite  in  dem  Grade 
verbunden,  oder  vielmehr  verschmolzen,  dass  man  mit 
grösster  Leichtigkeit  Handstücke  schlagen  konnte,  zur  Hälfte 
aus  Granit,  zur  Hälfte  aus  Plänerkalk  bestehend. 

Der  Kalk  der  eingeschlossenen  Bruchstücke  —  wie  es 
alles  Ansehen  hat  meist  von  den  tiefsten  sandigen  Lagen 
des  Pläners  herrührend  ***)  —  enthält  Versteinerungen  in 
grosser  Menge ,  und  nur  solche ,  welche  als  der  Kreide- 
Formation  zugehörend  bekannt,  ja  für  dieselbe  charakte- 
ristisch sind.  Mein  Kollege  Bronn  hat  die  Gefälligkeit  ge- 
habt, alle  durch  mich  von  Zscheila  mitgebrachte,  fossile 
Reste  enthaltende,  Handstacke  genau  zu  untersuchen.  Nach- 


*)  Ich  glaube  Mineralogen,  welche  nach  uns  die  Stelle  besuchen 
wollen,  keinen  unangenehmen  Dienst  zu  erweisen,  wenn  ich  den 
Namen  des  Mannes  beifüge,  da  er  die  Örtlichkeit  genau  kennt; 
er  heisst  Kerst,  und  ist  im  Gasthause  zum  Hirsch  in  Meissen  zu 
erfragen, 

*■••)  Wir  kamen  überein,  meine  Reise-Gefährten  und  ich,  dass  jeder  von 
uns,  Alles,  was  ihm  Denkwürdiges  vorgekommen,  aufzeichnen 
solle  j  die  durch  mich  verfasste  Zusammenstellung  ist  also  gewis- 
sermassen  als  ein  Gemeingut  zu  betrachten,  an  welchem  Dr.  Cotta 
wesentlichen  Antheil  hat,  denn  von  ihm  erhielt  ich,  unmittelbar 
nach  meiner  Heimkehr  eine  sehr  umfassende  schriftliche  Mit- 
theilung. 

***)  Man  unterscheidet  beim  Sächsischen  Pläner,  wie  bei  der  Kreide, 
drei  Lagen:  eine  obere  mehr  thonige,  eine  mittlere,  die  am  mei- 
sten kalkig  ist,  und  eine  untere,  die  sandige.  Becker's  Beschrei- 
bung des  Plauen'schen  Grundes  enthält  manche  genaue,  den  Plä- 
ner betreflfende  Angaben,  die  verglichen  zu  werden  verdienen. 


-       141     - 

stehend  schalte   ich    seine   Äossernng    über   dieselben  wört- 
lich ein. 

„Die  Versteinerungen  von  Zscheila  lassen  nur  schwie- 
rig eine  Bestimmung  zu,  weil  sie  nicht  leicht  aus  dem  Ge- 
steine ausgelösst  werden  können.  Innen  enthalten  sie  eine 
weissliche  weiche,  Kreide-artige  Masse,  aussen  aber  sind 
sie  fest  mit  dem  sehr  harten,  mit  vielen  Geschieben  durch- 
mengten, oft  Feuer  gebenden  Gesteine  von  grauer ,  oft  et- 
was röthlicher,  violetter  u.  s.  w.  Farbe  verwachsen.  Die 
Schalen  der  Terebrateln  und  der  andern  fossilen  Körper, 
die  Oberfläche  ihrer  Steinkerne  und  ihrer  Eindrücke,  sieht 
man  häufig  mit  einer  dünnen  Rinde  von  Eisen-Silikat  be- 
kleidet. Was  ich  von  Petrefakten  vorgefunden,  lässt  sich 
jedoch  auf  folgende  Arten  zurückführen: 

I.  Turitella? 

Drei  Kerne  von  einem  verlängerten,  Thurm  -  förmigen 
Konchyle.  Einer  derselben  hat  von  d^r  Spitze  an  ab- 
wärts O^jOSO  Länge  auf  0,010  unterer  Dicke  mit  5 — 6 
Umgängen ;  der  zweite  0"',023  Länge  mit  5  Umgängen ; 
der  dritte  besitzt  nur  noch  die  drei  unteren  Umgänge  mit 
0,020  Länge  und  0,015  unterer  und  0,010.  oberer  Dicke. 
Die  Umgänge  der  Kerne  sind  sehr  konvex,  im  Durch- 
schnitte fast  ganz  rund.  Die  der  Schale  selbst  sind  es 
fast  eben  so  sehr,  da  sie  durch  eine  tiefe  Furche  von 
einander  getrennt  sind.  Das  zweite  Exemplar  allein  zeigt 
den  Abdruck  eines  Theiles  seiner  Oberfläche,  welche 
völlig  glatt  ist.  Dieses  ungewöhnlichen  Charakters  unge- 
achtet kann  ich  eine  nähere  Bestimmung  des  Gesclilech- 
tes  und  der  Art  nicht  wagen. 

II.  Trochus. 

Ein  Kern,  welcher  auf  0,025  unterer  Breite  etwa  0,023 
Höhe  bis  zur  Spitze,  besitzt,  und  4  sehr  plattgedrückte 
Umgänge  hat.  Der  unterste  derselben  hat  einen  grossen 
Theil  des  äusseren  Abdruckes  der  Schale  hinterlassen, 
deren  Oberfläche  fast  glatt  gewesen  zu  seyn  scheint.  Sie 
war  ganz  flach,  an  allen  Umgängen  gleichmässig  abfallend, 


—     142     — 

diese  nicht  durch  eine  Vertiefung  an  der  Naht  getrennt. 
Auch  erscheint  die  Unterseite  der  Schale  des  vorletz- 
ten Umganges  selbst,  welche  Spiral-förmig  gestreift  ist. 
Alle  diese  Merkmale  stimmen  völlig  mit  denen  des  Tro- 
chilites  niloticif ormis  Schloth.,  und  nur  allein  mit 
diesem  überein,  welcher  in  der  Kreide  von  Rouen, 
Aachen,  Dänemark,  Westphalen  u.  s.  w.  sehr  verbrei- 
tet ist.  .dH'i   i\i)  ...i 

III.  Pecten. 

1)  Eine  Art,  welche  etwa  0,031  Höhe  auf  0,032  Breite, 
neben  und  unten  einen  fast  Kreis-förmigen,  gekerbten 
Umriss,  8 — 9'  breite,  flachgewölbte,  mit  je  3  scharfen 
Furchen  auf  dem  Rücken  eines  jeden  und  mit  ebenso 
vielen  in  den  Zwischenräumen  zwischen  je  zweien  der- 
selben besitzt.  Auch  zeigen  sich  Spuren  von  schwa- 
cher Queerstreifung.  Diese  Art  steht  dem  P.  quin- 
quecostatus  Sow.  nahe,  jedoch  ist  die  einzige  Klappe 
flacher  als  dessen  untere,  und  konvexer  als  dessen  obe- 
re Klappe.  Es  istP.  decemcostatus  v.  Münst.  Goldp. 

2)  Eine  sehr  flache  und  längliche  Art  scheint  nicht  sel- 
ten zu  seyn,  welche  bei  vollständiger  Breite  über  40 
feine,  aber  scharfe,  fein  gekerbte,  strahlige  Längen- 
streifen besitzt,  zwischen  je  zweien,  von  welchen  ge- 
wöhnlich noch  ein  feinerer,  ebenfalls  gekerbter,  befind- 
lich ist.  Sonst  ist  die  Schale  fast  platt,  und  von  ei- 
nem Ohre  nichts  zu  sehen.  Die  Höhe  ist  ungefähr 
0,035  auf  0,030  Breite.  Diese  Art  scheint  recht  wohl 
mit  Nilsson's  P.  serratus  aus  Schwedischer  Kvei^e 
übereinzustimmen. 

3)  Eine  kleinere  Art  hat  den  untern  Theil  einer  ebenfalls 
länglichen,  noch  feiner  gestreiften  Klappe  zurückge- 
lassen. 

4)  Eine  andere  den  Abdruck  einer  noch  länglichem 
Klappe,  aber  mit  gröberer  Streifung  als  Nr.  2. 

IV.  Terebratula. 

1)  Eine  sehr  unvollständige,   breite,  dicke  Art   mit  abge- 


—     143     — 

rundeten  Strahlen,  welche  nach  dem,  was  davon  erhalten 
ist,  vielleicht  mit  T.  ala  Dalm.  (T.  alata   Nils.)  ver- 
glichen werden  könnte. 
yii2)  Terebratula  ?  octoplicata  Sow.,    die  sonst  auch 
in  Englischer,  Französischer,  Westphälischer  Kreide  und 
in  Böhmischem  Plänerkalk  vorkommt. 
3)  Eine  kleine  fast  Kugei-förmige  Species  mit  (14)  20—40 
Strahlen  und  sehr  spitzem  Schnabel  und    feiner  Schna- 
bel-Öffnung, welche  völlig   mit  meiner    T.    parvirost- 
ris  übereinstimmt,  die  sonst  in  der  Kreide  von 5ocäm/» 
in  Westphalen  und  im  Pläner   von  Strehla  bei  Dresden 
,ii     vorkommt. 

-•i4)  Terebratula  biplicata  Sow.  in  2  Abdrücken,  die 
sonst  auch  im  Grünsand  von  Essen  in  Westphalen  und 
in  England  vorkommt. 
6)  Eine  glatte  Art  scheint  T.  semiglobosa  Sow.  zu 
seyn,  die  ausser  der  Englischen  und  Französischen 
Kreide  auch  im  Plänerkalk  von  Strehla  bei  Dresden 
gefunden  worden  ist. 

unter  diesen  fossilen  Resten  halte  ich  die  Terebra- 
tula bip  licata  Sow.,  den  Trochilites  niloticifor- 
mis  V.  ScHLOTH.,  und  die  Terebratula  parvirostris 
für  die  deutlichsten  und  bestbestimmten,  so  dass  ich  in 
zweifelhaftem  Falle  sie  für  genügend  halten  würde,  die  Ge- 
birgsart  für  ein  Glied  der  Kreide-Formation  anzusprechen; 
obschon  beide  Terebratel-Arten  viele  Ähnlichkeit  mit  eini- 
gen Arten  des  Jura-Gebildes  besitzen". 

Was  die  Kalk-Masse  betrifft,  so  ist  diese  meist  unge- 
wöhnlich fest,  dicht,  zumal  in  ihren  dunkelgrau  oder  braun- 
gefärbten  Theilen.  Sehr  oft  sieht  man  darin,  und  stellen- 
weise in  grösster  Häufigkeit,  kleine,  lebhaft  glasig  glänzende 
Quarz-Körner,  auch  ist  der  Kalk  fast  immer  durch  die  be- 
kannten schwärzlich-grünen  Punkte  und  Köi'nchen  von  Ei- 
sen-Silikat —  Grünerde-  oder  Chlorit-Ähnliches  —  bezeich- 
net. Dunkelgraue  Trümmer  des  dichten  Plänerkalkes ,  mit 
Jahrgang  1834.  10 


-     144     - 

scharfen  Umrissen  und  mit  vielen  grünen  Punkten  liegen, 
Brekzien-artig,  in  dem  lichter  gefärbten ,  an  Gruserde- 
Theilchen  und  an  Quarz-Körnern  überreichen  Planerkalk, 
und  in  solchen  Bruchstücken  finden  sich  zuweilen  kleine 
rundliche  Parthieen  krystallinischen  Kalkspafhes  und  ^eckige 
Quarz -Körner  eingeschlossen.  Auch  Theile  reinen  glän- 
zenden Feldspathes  kommen  unter  ähnlichen  Verhältnis- 
sen vor. 

Der  Granit,  welcher  die  Bruchstücke  zunächst  einschliesst, 
zeigt  sich,  in  der  Runde  um  dieselben^  in  höheren  und  ge- 
ringeren Graden  verändert^  teäh  ^kenrtt  eiiie  Itelä  imehr, 
bald  weniger  deutliche,  ^  bis  1  Zoll  starke  Kontakt-Rinde, 
die  durch  ihre  braune,  von  Eisenoxyd-Hyidrat  herrühi'en- 
de  Färbung  auffallend  gegen  die  übinge  gi'anitische  Masse 
absticht.  An  der  Grenze  sind  gewöhnlieh  Grünerde-Theil- 
chen  in  den  Granit  eingedrungen ;  mitunter  erscheint  derselbe, 
auf  einen  Zoll  weit  und  mehr,  von  solchen  grünen  Punkten 
wie  durchsäet.  —  Die  Scheidung  beider  Gesteine  ist  theils 
scharf  und  bestimmt,  selbst  ziemlich  geradlinig,  theils  aber 
auch  höchst  ungleich  ;  das  Granitische  drang  stellenw^eise  in 
das  Kalkige  ein  und  umgekehrt;  beide  stellen  sich  mit  ein- 
ander verflochten  dar.  Kleine  Granit-Trümmer j  liegen  h^n 
und  wieder  ganz  umschlossen  in  den  Plänerkalk-Fragmenten  5 
sie  haben  in  der  Regel  vielen  Kalk-Gehalt  in  sieh  aufgenom- 
men, wie  das  lebhafte  Aufbrausen  mit  Säuren  darthut.  Die 
kleinen  granitischen  oder  Feldspath-Adern,  von  welchen  iia 
Vorhergehenden  gesagt  worden,  dass  sie  die  Granit-Masse 
durchziehen,  erscheinen  an  den  eingeschlossenen  Plänerkalk- 
Stücken  bald  wie  abgeschnitten,  bald  sind  dieselben'mefhrere 
Linien  weit  in  das  Kalkige  vorgedrungen. 

Ehe  wir  versuchen,  aus  den  erzählten  Thatsachen  all- 
gemeine Schlüsse  abzuleiten,  wie  sich  solche  bei  ruhigem 
Nachdenken  und  Vergleichen  darbieten,  wird  es  nothwen- 
dig  seyn ,  einen  Blick  auf  Weinhöhla  zu  werfen.  In  den 
dasigen  Kalkbrüchen  liegt   der   Syenit  augenfällig   auf   dem 


—     145     — 

Plänerkalk  *) ;  die  Erscheinungen  sind  im  Ganzen  dieselben, 
wie  solche  Weiss,  mit  der  ihm  eigenen  Klarheit  und 
Genauigkeit,  beschrieben,  einige  wenige  Thatsachen  abge- 
rechnet, welche  der  vorgeschrittene  Steinbruchbau  auf- 
gedeckt hat  **). 

Im  Pläner  erkennt  man  Spuren  gewaltsamer  Erschüt- 
terungen, welche  er  erlitten.  Nahe  beim  Syenit  ist  das 
Gestein  von  unendlich  vielen  Reibungs-  oder  sogenannten 
Rutsch  -  Flächen  durchzogen,  welche  fast  alle  gegen  Aeß. 
Syenit  geneigt  sind  5  und  ausserdem  zeigt  sich  dasselbe 
durch  Spalten  getheilt,  deren  Hangendes  in  der  Regel  um 
etwas  an  dem  Liegenden  in  die  Höhe  geschoben  ist,  wie  man 
diess,  besonders  im  EcKERschen  Steinbruche,  an  den  ab- 
wechselnd mehr  und  minder  mächtigen  Schichten  und  an 
<len  Rutsch-Flächen  beobachten  kann,  welche  sich  auf  den 
Klüften  finden.  Auch  diese  Klüfte  sind  gegen  den  Syenit 
geneigt.  Ferner  ist,  so  zumal  in  dem  Königlichen  Stein- 
bruche, ungemein  deutlich  wahrzunehmen,  wie  Plänerkalk- 
Massen  an  einander  hin  und  her,  und  theilweise  aufwärts 
geschoben  worden  (Fig.  3  auf  Taf-  IV,).  Der  Syenit,  der  auf 
dem  Plänerkalk  liegt,  wird  an  mehreren  Stellen  von  Granit-Gän- 
gen durchsetzt,  die  fast  biossaus  Feldspath  ujiid  öuarz  bestehen, 
und  offenbar  jüngerer  Entstehung  sind,  als  der  Syenit.  An  den 
Sahlbändern  dieser  Gänge  —  sie  haben  eine  Mächtigkeit 
von  li  bis  2  Fuss,  —  sieht  man,  zumal  im  I^iegenden,  ein 
auffallendes  Kontakt-Produkt,  meist  Eisenoxyd  mit  einge- 
backenen  Stücken  des  benachbarten  Gesteins.  Ferner  ist 
der  Syenit  in  der  Nähe  jener  Gänge  sehr  zerrüttet  und 
oft  in  eine  Art  Reibungs-Konglomerat  iiBig0Wfindelt,  das  aus 


*)  Man    vergleiche  die  sehr  getreuen  bildlichen    Darstellung-en,  welche 

Hr.  Hofrath  Carus  entworfen  und  die  von  Hrn.  Prof.  Weiss  (a.  0. 

a.  O.  Taf.  VI  und  VII)  mitgetheilt  worden. 
'"■■')  Hr.  Prof.  PvEiCH  zu  Freiberg  sah  —  so  erzählte  man  uns  in  Sach- 

sen  —    bereits  1818    die  Auflagerung    des   Syenits    auf  Planer  bei 

Weinböhla. 

10* 


—     146     — 

Granit-  und  Syenit-Tiümraern  besteht.  Zwischen  dem  Sye- 
nit ond  dem  Plänerkalk  zeigt  sich  —  besonders  deutli«h  im 
grossen  Bruche  neben  dem  Kunst-Gestänge  —  ausser  dunkel- 
farbigen Thonlagern,  ein  Trümmer-Gestein,  dessen  Binde- 
mittel thonige  Kalkmassen,  und  dessen  Einschlüsse  (um 
nicht  Geschiebe  zu  sagen)  gewöhnhch  sehr  rundliche  Gra- 
nitstücke sind,  von  derselben  Beschaffenheit,  wie  die  oben 
beschriebenen  granitischen  Gänge.  Die  Granitstücke  enthal- 
ten oft  Eisenkies  in  kleinen  Krystallen  und  eingesprengt, 
auch  sind  dieselben  mitunter  zerklüftet,  und  auf  den  Kluft- 
wänden von  Kalkspath-  und  Bitterspath-Krystallen  bedeckt. 
Dieses  Konglomerat  findet  sich  nicht  nur  zwischen  Syenit 
und  Plänerkalk ,  sondern  auch  als  Hacken-förmige  Masse 
von  5  bis  6  Fuss  Länge  (Fig.  4  auf  Tafel  IV.)  in  den  Sye- 
nit hineingedrängt.  Zwischen  dem  Syenit,  und  dem  unter 
ihm  liegenden  Plänerkalk,  erscheint  an  dieser  Stelle  eine 
kalkig -bituminöse  Schicht  —  schwarze  Lage  nennen  sie 
die  Arbeiter  — ;  auch  dringen  hier,  wie  an  andern  Orten^ 
wo  Syenit  und  Plänerkalk  einander  berühren,  häufig  Quel- 
len hervor. 

Diess  waren  die  Erscheinungen,  welche  wir  bei  Wem- 
höhla  wahrnahmen.  Dr.  Cotta,  unser  Führer,  hatte  die 
Stelle  wenige  Wochen  früher  schon  besucht,  seinem  geübten 
Blicke  waren  die  Thatsachen  nicht  entgangen ,  durch  ihn 
wurden  wir  aufmerksam  auf  die  einzelnen  Phänomene.  Diö 
Stelle,  wo  die  auflPallendsten  Störungen  im  Plänerkalk  zu 
sehen  war«n,  das  Geneigts^yn  der  Reibungs-Flächen  gegen 
den  Syenit  u.  s.  w.,  befand  sich  leider  in  Abbruch,  ajs  Will' 
?r"mÄöÄ/ß  besuchten*). 

Der  oben  erwähnten  schriftlichen  Mittheilung,  die  von 
uns  gemeinschaftlich  beobachteten  Thatsachen  betreffend, 
fügte  CoTTA  noch  einige  Bemerkungen  bei;    sie  gehen  Phä- 


*)  Hr.  Prof.  C.  Naumann  sah,  seiner  mündlichen  Äusserung  gegen 
Dr.  Cotta  zu  Folge ,  diese  Verhältnisse  früher  noch  um  Vieles 
deutlicher. 


— -     147     — 

nomene  an,  welbhe  er  an  andern,  van  mir  nicht  besuchten,  Stel*- 
len  wahrnahm,  verdienen  aber  jedenfalls  mit  WeinhÜhla 
und  Zscheila  im  Zusammenhange  aufgefasst  zu  werden. 

„Hinter  der  Krähenhütte  bei  Plauen  unweit  Dresden 
enthält  der  Plänerkalk,  welcher  daselbst  viele  Versteinerun- 
gen fuhrt,  eine  Menge  eckige,  zuweilen  etwas  verwitterte 
Syenit-Bruchstücke." 

„Bei  KoschitZy  am  oberen  Rande  des  rechten  Weissritz- 
Gehänges,  so  wie  in  der  Nähe  von  Döltschen  —  beide  Orte 
liegen  nicht  fern  von  Dresden  —  findet  man,  zwischen  Plä- 
nerkalk und  dem  auf  Syenit  ruhenden  Quader -Sandsteine 
eine  mächtige  Konglomerat-Schicht,  deren  Bindemittel  gegen 
die  Tiefe  hin  sandig,  nach  oben  aber  kalkig  ist,  während 
die  Geschiebe  derselben  nichts  Anderes  sind,  als  grosse  völ- 
lig abgerundete  und  oft  sehr  verwitterte  Syenit-Massen  *)»" 

„MitdemjE/Äe-Stollen,  welcher  die  ZöMÄerorfer  Kohlengru- 
ben lösen  soll  ■■■■%  und  mit  seinen  Lichtlöchern  hat  man  an 
mehreren  Orten  den  Pläner  und  Quader -Sandstein  bis  auf 
den  Syenit  durchfahren,  überall  aber  eine  sehr  ungestörte 
Auflagerurg,  und  das  grobe  Konglomerat  —  von  welchem 
bei  Kochitz  und  Döltschen  die  Rede  gewesen  —  zwischen 
den  Schichten  des  Sandsteins  gefunden." 

Was  nua  die  allgemeinen  Schlussfolgen  betrifft,  zu  wel" 
chen  die  wahrgenommenen  Thatsaehen  führen,  so  würde 
aus  dem  Umstände: 

dass ,  wie  wir  gesehen ,  der  Plänerkalk  bei 
Weinhöhla  durch  Syenit  überlagert  wird, 
und  bei  dessen  Hervorbrechen  manchfaltige 
Störungen  erlitten  hat,  dagegen  aber  b  ei  P/ßwew 
Syenit-Trümmer  im^Plänerkalk  vorkoiBr 


*)  Schon  in  Beckers  Beschreibung^  des  Plauenschen  Grundes  (T£  II,  S. 
8)  hat  Tauber  dieses  Konglomerates  erwähnt,  auch  ist  dasselbe 
von  ihm  recht  gut  beschrieben  worden. 
**)  Fig.  XXVIII.  auf  Tf.  III  des,  zur  geologisch-geognostischen  Ab- 
theilung der  Naturgeschichte  der  drei  Reiche  gehörigen,  Atlasses 
stellt  den  Eibe-StoWen  im  Profil  dar. 


—     148     — 

men,  unfern  Koschitz  und  Döltschen  auch  das 
letztere  Gestein  dem  erstem  aufgelagert  ist  — 
eine  Thatsache,  die  durch  die  bergmännischen 
Arbeiten  bei  Zaukero  de  bestätigt  worden, 

der  sonderbare  Widerspruch  sich  ergeben,  dass  der 
Syenit  der  Gegend  von  Dresden  auf  der  einen 
ElbeSei  te  j  ü  n  ger  als  Plänerkalk  sey,  während 
derselbe  auf  dem  anderen  Stromnfer  dem  Qua- 
der-Sand  stein  im  Alter  voranginge.  Al- 
lein dieser  Widerspruch  ist  nur  scheinbar.  Berück- 
sichtigen wir  nun : 

die  Granit-Gänge,  welche  den  Weinböh- 
laer  Syenit  durchsetzen,  sowie  die  Konglo- 
merate, vondenen  oben  gesagt  wor  d  en,  dass  sie 
zwischen  Syenit  und  Plänerkalk  auftreten, 
und  beachten  wir  sämmtliche  mit  beiden  That- 
sachen  verbundene  Erscheinungen; 

rufen  wir  uns  alle  bei  Zscheila  wahrgenom- 
menen Phänomene  ins  Gedächtniss  zurück ,  und  fügen 
dem    noch  bei,  dass  man : 

an  den  Felsen,  welche  sich  links  neben  der 
Strasse  von  Meissen  nach  Dresden  gleich 
oberhalb  Nie  der  f  ehre  erheben,  im  Syenit—  der 
weiterhin  eine  sehr  scharfe  Grenze  gegen  Porphyr  zeigt  — 
mehrere  Granit-Gänge  aufsetzen  sieht,  deren 
Masse  zunächst  jener  vergleichbar  ist,  wel- 
che die  Gänge  im  Syenit  bei  Weinb'ö hla  bil- 
det *) ;  so  vereinigen  sich  alle  einzelnen  Beobachtungen  zu 
einem  schönen  Ganzen,  und  diess  um  so  mehr,  wenn  auch 
die,  im  Vorhergehenden  berührten,  Verhältnisse 
bei  Hohenstein  —  die  Überlagerung  von  Jura- 
kalk durch  Granit  —  mit  in  den  Bereich  der  aufzu- 
stellenden Schlussfolgen  gezogen  werden. 


*)  Nur  scheinen,  so  weit  Beobachtung  möglich,  in  der  Nähe  von  Meis- 
sen die  granitischen  Gänge  auf  den  Syenit  weniger  störend  ein- 
gewirkt XU  haben,  als  diess  um  Weinhöhla  der  Fall  gewesen. 


—     149     — 

Die  sehr  wahrscheinlichen,  bei  genauer  Betrachtung 
sich  ergebenden,  Haupt-Resultate  wären  folgende: 
.;.  I.  In  der  Gegend  um  Dresden  und  Meissen  sind  die 
Glieder  der  Kreide-Gruppe  —  Grün-  oder  Quader-Sand- 
stein und  Plänerkalk  —  jüngerer  E n tstehung,  als 
der  Syenit,  denn  sie  erscheinen  diesem  plutonischen  Gebil- 
■de ,  und  stellenweise  sehr  regelmässig,  aufgelagert.  Diess 
ergibt  sich: 

1.    aus    den  lehrreichen  Aufschlüssen,   welche   der   Elbe- 
StoUen    dargeboten;    Plänerkalk  und  Quader  -  Sandstein 
wurden   m    lange^törter    Auflagerung   über    Syenit   ge- 
funden I  , 
%..  a.m  Äßn  Verhältnissen  um  KoßcMlz  und  DoUschen^   wo 
jeueneptunischen  Fc^rmationen  von  ihrer  plutonischen  Un- 
terlage durch    eine  Konglomerat  -  Schicht  getrennt  wer- 
dcBi,    deren   uns    bekannten  Beziehungen  darthun,    dass 
PJänierkalk  und  Quader-Sandstein  über  den  vorhandenen 
Syenit  abgesetzt  worden;  auch  sprecheij  dafür: 
3.   die    syenitischen  Bruchstücke,   welche    der  Plänerkalk 
bei  Plcmen  in  sich  aufgenommen  hat. 
Ili    .Jener  Granit  hingegen,  welcher  bei  Zscheila  Vlü- 
nei*kalk  -  Fraguiente  umschliesst^  der  bei  Nieder -Fehre  und 
bei   Weinböhla  Gänge  im  Syenit  bildei;,    endlich    der  Granit, 
von    dem    der    Jurakalk    bei    Hohenstein    über    den   Quader- 
Sandstein  gehoben  worden,  ist  jünger,  nicht  nur  im  Ver- 
gleich   zum    Syenit,    sondern    auch    was    den  Quader-  oder 
Grün -Sandstein    und    den  Plänerkalk  betrifft.     Es  erscheint 
mithin  als  sehr  glaubhaft, 

III.  dass  dieser  jüngere  Granit  bei  Weinböhla  den 
Syenit  ebenso  über  den  Plänerkalk  geschoben  habe,  wie 
der  Jurakalk  bei  Hohenstein  von  ihm  über  den  Quader- 
Sandstejin  getragen  worden  seyn  dürfte.  Die  geringe  Mäch- 
tigkeit der  Granit-Gänge  im  Syenit  bei  Weinböhla' j  wie  wir 
solche  oben  angegeben,  widei'streitet  dieser  Ansichff  keines- 
wegs; jene  Gänge  sind  nur  Verzweigungen  sehr  mächtiger 
Granit-Massen,  welche  in  grösserer  Tiefe  ihren  Sitz  haben» 


—     150     — 

IV.  Hin  und  wieder  ist  der  Granit  5  wie  wir  wissen^ 
in  Bomben  -  Form  in  den  Plänerkalk  eingedrungen,  um  sieh 
mit  ihm  zu  einem  Konglomerate  zu  vereinigen  iWeinbÖhla.'), 

V.  Einzelne  Plänerkalk-Bruchstücke  sanken  durch  Zu- 
fall ziemlich  tief  in  die  granitischen  Massen;  dass  es  deren 
so  weit  die  gegenwärtigen  Beobachtungen  reichen,  nur  we- 
nige sind,  darf  nicht  befremden,  denn  das  Kalkige  war 
spezifisch  leichter,  als  der  feuerig-flüssige  Granit.  Jene  Trüm- 
mer schmolzen  fest  mit  dem  sie  umgebenden  Granit  zusam- 
men ;  dabei  konnten  einzelne  Theile  des  Kalksteines  zu 
Kalkspath  umgewandelt  werden  *),  während  das  Ganze 
seiner  Masse  an  Härte  bedeutend  zunahm;  einzelne  krystal- 
linische  Feldspath-Parthieen   und  zahlreiche  öuarz- Körner 

drangen  in  das  Kalkige  vor,  mit  einem  Worte :  es  traten  al- 
le die  Erscheinungen  ein,  welche  wir  geschildert,  wie  wir 
solche  bei  Zscheila  zu  sehen  Gelegenheit  hatten,  und  wie 
eine  Folge  ausgewählter  Handstücke  zeigt,  die  wir  an  Ort 
und  Stelle  aufnahmen. 

VI.  Auch  die  Gegenwart  der  Blöcke  festen  Sandsteins, 
von  denen  gesagt  worden,  dass  man  sie  im  Norden  der  Zschei- 
laer  Kiinihe  einzeln  umherliegend  finde ,  erklärt  sich  leicht, 
wenn  man  den  in  ihrer  Nähe  anstehenden  Granit  für  jün- 
ger erkennt,  als  den  Quader-Sandstein. 


Zum  Schlüsse  noch  eine  Bemerkung  von  Cotta.  Die 
Verbreitung  des  Granits,  welchem  wir  einen  neuen  Ursprung 
zuschreiben,  ist  ungefähr  dem  Elbe-Thale  parallel;  es  dürfte 
daher  die  Emportreibung  desselben  wohl  mit  der  Bildung 
jenes  Thaies  im  unmittelbaren  Zusammenhange  stehen. 


")  Man  vergleiche,  was  ich  über  ähnliche  Umwandelungen  durch  Ein- 
wirkungen basaltischer  Gebilde  in  meiner  Schrift  über  die  Basalte, 
I.  Abtheil;,  S.  2*8  ff.  mit  ziemlicher  Evidenz  dargethan  zu  haben 
glaube. 


über 
das  erste  Lebensalter  der  Erde  *) 

von 

Herrn  Professor  Christun  Kapp. 


„Es  hiesse  den  hSheren  Zweck  eines  wissenschaftlichen  Er- 
„kennens,  einer  philosophischen  Naturbetrachtung  ver- 
„fehlen,  wenn  man  sich  mit  den  Einzelheiten  sinnlicher 
„Anschauung,  mit  der  rohen  Anhäufung  ausschliesslich 
„sogenannter  Thatsachen  (des  Wahrgenommenen,  Ver- 
„suchten  und  Erfahrenen)  begnügte,  und,  so  die  Einheit 
„der  Natur  verkennend,  nicht  das  Allgemeine  und  We- 
„sentliche  in  den  Erscheinungen  vorzugsweise  zu 
«erforschen  suchte." 

Worte  Alexander's  v.  Humboldt. 
(Abhandl.   lierlineT  Akad.    1827.   3,  Jul.   S.  295.  ff.  mit 
S.  305  f.) 


Die  Entstehung  und  Ausbreitung  de»  Menschenge- 
schlechts auf  der  Erde,  der  Anfang  der  Geschichte, 
ohne  dessen  Verständniss  keine  wissenschaftliche  Geschichte 
möglich  ist,  bleibt  ein  Räthsel,  wenn  uns  die  verschiedenen 
Stufen  und  Wege  verborgen  sind,  auf  welchen  die  Oberflä- 
che und  Rinde  des  Planeten^  den  wir  bewohnen,  ihre  ge- 
genwärtige Gestalt    und  Ausbildung    gewonnen.      Die  Reste 


*)  Dieser  Versuch  einer  neuen  Lösung  des  Räthsels  der  Geogonie 
bildet  den  Vorläufer  einer  kritischen  Abhandlung  über  Ex.ie  de 
Beaumont's,  J.  Thurmann's  und  Anderer  Ansichten  von  den  ver- 
schiedenen Erhebungs-Epochen  der  bekanntesten  Gebirgs-Systeme. 


—     152     — 

organischen  LeJ)ens,  die  sie  enthält,  die  Folge  der  Pflanzen- 
und  Thierarten,  die  wir  in  den  verschiedenen  Schichten  der 
Erdrinde  in  mehr  oder  minder  deutlichen  Überbleibseln 
wahrnehmen,  die  Beständigkeit  dieser  Folge  selbst  da,  wo 
die  Symmetrie  der  einzelnen  Reihen  durch  gleichzeitiges  Auf- 
treten sehr  verschiedenartiger,  höher  und  tiefer  stehender 
Organismen  gefährdet  *)  scheint,  so  wie  die  Beständigkeit 
der  Aufeinander-Folge  verschiedener  Felsarten  unter  allen 
Zonen,  vorzüglich  das  sogenannte  abnorme  Auftreten  jener 
massigen  oder  plutonischen  Gebilde,  die  in  verschiedenen 
Epochen  auf  ähnliche  Art  aufgestiegen.  Alles  dieses  weckt 
das  Interesse  des  denkenden  Menschen  und  lässt  ihn,  bil- 
dend, in  der  heutigen  Physiognomie  der  Erde  und  ihrer 
Ceschöpfe  das  Resultat  von  Ereignissen  ahnen,  deren  gesetz- 
mässige  Folge  die  belebte  und  beruhigte  Weltgestalt  ist,  die 
ihm  heute  vor  Augen  liegt.  Die  Gesetze,  unter  denen  diese 
Welt  der  Manchfaltigkeit  sich  entwickelte,  zeigen  sich  in 
der  Allgemeinheit,  in  der  sie  Alles  durchdringen,  höchst 
einfach  und  lassen  das  Band  aller  Dinge  erkennen,  welches 
den  Reichthum  des  Weltalls  in  ewiger  Harmonie  erhält  und 
selbst  da  sich  offenbart,  xyo  dem  Auge,  das  gerne  auf  vor- 
übergehenden Erscheinungen  weilt  und  ruht,  die  Ordnung 
einzelner  Weltkörper  auf  Augenblicke  gestört  erscheint. 

Wie  nach  Alexander  von  Humboldt  jedes  Bestreben 
des  Menschen  nach  einem  wissenschaftlichen  Begreifen 
von  Natur-Erscheinungen  sein  höehstes  Ziel  nur  in  dem 
klaren  Erkennen  unserer  eigenen  Natur  erreicht**),  so  for- 
dern, auch  umgekehrt,  gleich  die  ältesten,  meist  mythischen 
Spuren  vom  Anfang  des  Menschen-Geschlechtes  J^den  auf, 
über  die  älteren  Geschöpfe,  über  die  Arten,  die  erst  nach 
der  Entstehung  des  Menschen  oder  schon  vor  derselbe» 
von  der  Erde  verschwunden ,  sich  zu  verständigen.  Die 
Frage  nach  der  Schöpfung  des  Menschen  schliesst  sich  dem- 


*)  Vgl.  Lyell'«  Geologie.  B.  I. 

0  Äbhandl.  Berlm.  Akad.  d.  3.  Jul.  1827.  S.  315. 


—     153      — 

nach  an  die  Frage  nach  dem  Untergang  anderer  Geschöpfe 
an,  und  diese  steht  in  der  innigsten  Beziehung  mit  der  Frage 
nach  der  Bildung  der  Schichten,  die  uns  die  Hieroglyphen 
dieser  Vergangenheit  in  organischen  Resten  aufbewahren. 

Je  tiefer  man  in  die  Betrachtung  dieser  Vei*hältnisse 
eingeht,  desto  bestimmter  dürfte  man  auf  die  Ansicht  geführt 
werden,  dass  der  Untergang  solcher  Organismen 
meist  auf  demselben  Grunde  beruht,  aus  dem 
die  Bildung  der  Schichten  hervorging,  in  w^el- 
chen  sich  Reste  von  ihnen  finden,  ohne  die  wir 
nur  eine  hypothetische  Gewissheit  von  ihrem  vormaligen 
Daseyn  haben  würden* 

Man  wird  daher  diesen  Untergang,  wie  die  Schöpfung 
neuer  Reihen,  als  Folge  tiefer  Prozesse  betrachten  müs- 
sen und  das  Lebensziel  ganzer  Gattungen  in  den  Gren- 
zen der  grossen  Epochen  suchen ,  in  welchen  auch  die 
Wärme  der  Erdoberfläche  grosse  Veränderungen  erlitten 
hat,  die-  den  Untergang  solcher  Natui'bildungen  durch  Zer- 
störung ihres  Lebens-Prinzips,  nicht  bloss  durch  die 
mechanischen  Ursachen  des  Stosses  und  Druckes  erschütter- 
ter Gebirgs-Massen  und  Meere  herbeigeführt.  (Tod  und 
Leben  ganzer  Systeme  der  höheren  organischen  Schö- 
pfung gehen  nie  von  untergeordneten,  bloss  oberflächlichen 
Bewegungen  —  nie  von  irgend  einer  nur  einzelnen, 
wenn  auch  noch  so  hoch  stehenden  Kraft  der  Erde  aus)  *). 

Wenn  wir  daher  vor  Allem  auf  die  Geschichte  der 
Wärme  unserer  Erde  und  ihrer  Oberfläche  aufmerksam 
machten,  so  geschah  diess  nicht  darum,  dass  wir,  wie  man- 
che Naturforscher  und  Dichter  gethan ,  in  der  alleinigen 
Wärme  das    belebende  Prinzip   der  Erde    suchen:    vielmehr 


*)  Wir  erinnern  an  Treviranus  und  Anderer  bekannte  Ansichten 
über  den  Lebens-Zyklus  gewisser  Thiergeschlechter.  Denn  diese  An- 
sichten sind  der  Sache  nach  begründet,  wenn  sie  gleich  in  der 
Form,  in  der  sie  gegeben  und  in  andere,  selbst  in  universal-histo- 
rische Werke  (z.  B.  Schlosser'«)  aufgenommen  wurden,  nicht  be- 
sonders haltbar  erscheinen. 


^     154     — 

wirkt  deren  ganze  Natur  belebend.  In  einer  alleinigen 
Wärme  würde  Alles  in  Fäulniss  und  Auflösung  verschwin- 
den; ja,  eine  solche  Wärme  selbst  wäre  an  sich  undenkbar. 

Die  Natur  konnte  im  grossen  Ganzen  unseres  Planeten 
nie  einseitig  nur  Eine  Lebensquelle  herauskehren.  Wärme 
ohne  Kälte  lässt  sich  schon  nicht  denken.  Wo  man  aber 
im  grossen  Ganzen  der  Natur  eines  Planeten,  und  des  Welt- 
systems, mit  dem  er  zugleich  entstanden,  Wärme  und 
Kälte,  da  muss  man  auch,  will  man  nicht  aller  gesunden 
Theorie  und  Erfahrung  spotten,  Licht  und  Finster niss, 
Schwere  und  Ausdehnung  *),  magnetische,  elek- 
trische und  chemische  Kräfte  als  gleich  alt 
denken.  Denn  diese  Momente  sind  die  grossen  Kategorien 
der  unorganisch-lebendigen  Natur,  und  von  ihnen  kann  keine 
ohne  die  andere  gedacht  werden  **). 

Die  Wärme  mussten  wir  hervorheben,  um  auf  dem 
Grunde  der  Thatsachen ,  deren  Feststellung  der  neueren 
Geologie  vorbehalten  war  ***)j  darauf  hinzuweisen,  dass  der 
älteste  Zustand  unseres  und  wohl  auch  der  anderen  Plane- 
ten eine  Temperatur  voraussetzt,  deren  Hitze  seine  ganze 
Masse  in  einer  Form  erhielt,  die  wir  mit  Mitscherlich 
und  Andern  flüssig  nennen  würden,  wäre  das  nicht  zu  be- 
stimmt gesprochen. 


*)  Das  Wort:  „Ausdehnung"  ist  hier  nur  der  Kürze  wegen  gewählt. 

**)  So  hat  man  die  Erde  in  neueren  Zeiten  z.  B.  einen  Thermelek- 
tromagnet  genannt.  Vgl.  Munke  in  Poggendorf's  Annal.  XX, 
417.  und  in  Gehleres  phys.  Wörterb.  VII  1833.  S.  260.  mit  v. 
Leonhard  Bedeut.  und  Stand  der  Mineralogie.  Frankf.  a.  M.  1816. 
S.  104. 

***)  Vorzüglich  durch  Nachweisung  des  Zusammenhangs  der  inneren 
Erdhitze  mit  der  Bildung  pyrogenetischer  Gesteine  etc.  Hätte  die 
Erde  ihre  Warme  nur  von  der  Sonne  (oder  wie  De  Luc  sagte,  vom 
sog.  Lichts  toff)^  so  müsste  sie  in  der  finsteren  Tiefe  immer  kälter  wer- 
den. Übrigens  vergleiche  man  Alexander  v.  Humboldt  über  die 
Temperatur  -  Verschiedenheit  auf  dem  Erdkörper  in  den  Abhandl. 
der  Berliner  Akad. ,  3.  Jul.  1827.  S.  a06.  und  über  das  Klima 
Asiens  a.  a.  0.  18.  Jul.  1831. 


—     155     — 

In  diesem  ersten,  allseitig  einfachen  Zustand  ist 
nämlich  noch  kein  rein  Flüssiges  zu  denken,  weil  hier  noch 
kein  bestimmt  Festes,  noch  kein  Meer,  weil  kein  Festland,  nicht 
einmal  unser  heutiges,  von  der  Erde  und  ihrem  Dunstkreis  be- 
stimmt geschiedenes  Wasser   angenommen   werden  kann. 

Die  sog.  physikalischen  Elemente,  Wasser, 
Feuer,  Luft  und  Erde,  stehen  mit  jenen  erwähnten  Katego- 
rie'n  in  wesentlicher  Beziehung.  Das  Wasser  ist  als  phy- 
sikalisches Element  ohne  Zweifel  so  alt,  wie  das  Feuer; 
aber  die  anfängliche,  mit  ihm  und  mit  dem  Planeten  gleich- 
zeitig geborene  Wärme  durchdrang  nothwendig  und  mehr 
oder  weniger  gleichmässig  den  ganzen  Erdkörper,  was 
schon  daraus  hervorgeht,  dass  dieser  dabei  im  Zustande  ei- 
ner Ungeschiedenheit  gedacht  werden  muss,  die  keine  (an- 
ders entscheidende)  Differenz  zulässt.  Demnach  konnte 
schon  die  ursprüngliche  Wärme,  —  überhaupt 
die  uranf  angliche  ,  Natur,  des  Erdkörpers,  — 
Wasser  nicht  rein  als  Wässeir  auftreten  lassen  *). 


*)  Ad  hominem:  bestimmtes  Wasser  lä^st  sich  nicht  denken,  ohne  et- 
was, das  ihm  in  Form  eines  Beckens,  Bodens  oder  irgend  einer, 
noch  so  ätherischen  Umhüllung  eine  Grenze  gesetzt  (einen  Auf- 
enthalt verliehen)  hätte.  Wäre  nun ,  um  das  Feinste  zu  wählen, 
der  Dunstkreis  der  Erde  gleich  und  ausschliessend  der  erste  Auf- 
enthalt des  Wassers  gewesen,  so  wäre  dieser  älter  als  Meer  und 
Land.  Aber  aller  Analogie  seiner  heutigen  Verhältnisse  zu  Folge 
ist  er  ohne  beide  nicht  denkbar.  Sollte  er  auf  neptunische  Man- 
nier  so  vorgestellt  werden ,  so  ist  es  gleich  mit  dem  Neptunismus 
aus.  Er  erstickt  in  seinen  Dünsten,  wie  in  seinen  Wassern. 
Will  man  rein  vulkanisch  dabei  zu  Werke  gehen ,  so  wird  man 
sich  verirren,  wenn  man  die  allseitige  Einfachheit  verkennt,  die 
der  reelle  Begriff  des  Anfangs,  gegen  den  eine  Untersuchung  des 
ursprünglichen  Standes  der  Erde  nicht  fehlen  darf,  unabweisbar 
fordert.  Denn  in  der  Annahme  einer  Feuer-flüssigen  Erdmassc 
mit  einem  wasserhaltigen  Dunstkreis  wäire  der  letztere  nicht  nur 
eine  blosse  Voraussetzung  zur  Erklärung  des  vorhandenen  Wassers, 
sondern  man  hätte  nichts  als  Flüssigkeit  und  zwar  eine  sehr  be- 
stimmte,  doppelte  schon  in  zwei  Gebiete  und  Formen  getrennte 
Flüssigkeit.  Diese  Fluidisirung  wäre  allerdings  Resultat  der 
Hitze:  die  Ansicht  wäre  mithin  durch  die  Hitze  vulkanisch,  durch 
die  Form,  die  sie  mit  sich    führt,    neptunisch,  also,  wie  es  scheint, 


—     X56     — 

Eckelt  es  aUch  den  kritischen  Geologen  an,  sich  diesen 
Zustand  fortan  in  einer  B  r  e  i  -  a  r  t  i  g e  n  Form  —  wohin  die 
Theorieen  vom  Urschleim  zum  Theil  gehören —  vorzustelleuj 
so  wird  er  gerne  gestehen,  dass  der  tropfbare  Zustand 
einer  reinen,  bestimmten  Flüssigkeit  nicht  älter  seyn  kann, 
als  der  Gas-förmige,  und  sich  erinnern,  dass  noch  heute 
in  gewisser  Tiefe ,  bei  einer  bestimmten  Temperatur  das 
Wasser  nur  in  Form  von  Dämpfen  erwartet  *)  werden 
kann,  deren  chemischer  Inhalt  ganz  in  diese  Form  aufge- 
nommen ist  **). 

Chemisch  ist  das  Wasser  kein  Element«  Wasserstoff 
und  Sauerstoff,  in  die  es  unsere  Wissenschaft  zersetzt,  sind 
seine  Abstraktionen:  es  selbst  ist  ursprünglich  ihre 
einfache,  oder  einfach  konkrete  Einheit  und  Totalität  ]n\^eif 

■  .  r       .       .  ..      ...         -Il.L 

allseitig;.  Aber  diese  Allseitigkeit  ist '  liiii  eiiier  Trennung  ver- 
bunden, die  der  Begriff  des  reinen  Anfangs  ^äbhörrirt,  d«r  jede  be* 
stimmte  Scheidung,  mitbin  auch  die  des  Starren  im  Lande,  des 
tropfbar  Flüssigen  im  Meere  und  des  Gas-förmig  flüssigen  in 
der  Atmosphäre  koordinirt  entstehen  lassen  will.  So  scheint 
uns  wenigstens  das  Verhältniss  der  Sache,  dessen  völlige  Ausfüh- 
rung hier  natürlich  unterbleiben  muss.  Man  mag  nämlich  das 
Feste,  das  Flüssige  und  das  Gas-förmige  als  gleichberechtigt,  oder 
man  mag  die  Sache  so  ansehen,  als  seyen  die  beiden  letzten  nur 
Glieder  Eines  BegriflFs ,  immerhin  wird  man  Land,  Meer  und 
Atmosphäre  auf  unserer  Erde  als  kodrdinirte  Begriffe  im  All- 
gemeinen betrachten  müssen,  da  es  nicht  bloss  auf  ihr  quantitatives 
Verhältniss  ankommt,  bei  welchem  sogar  die  Natur  des  Meeresbo- 
;' '  dens,  die  Expaiision  des  Flüssigen  u.  s.  w.  erwogen  werden 
müsste.  —  Nun  lässt  sich  aber  die  Entstehungszieit  dieser  koordinir- 
ten  Sphären  nur  unter  drei  Fällen  denken  :  entweder  eine  dieser 
Sphären,  oder  zwei  sind  zuerst  entstanden,  oder  alle  drei  gleichzei- 
tig in  Ein  er  umfassenden  Epoche:  da  ergibt  sich  bald,  welcher 
Fall  die  höchste  Wahrscheinlichkeit  für  sich  hat. 
*)  Vgl.  V.  Hoff's  treflfliche  Monographie  über  Karlsbad.  ISiS. 
**)  Soll  man  fragen,  was  hier  die  Worte  Dampf,  Dunst,  Brei  u.  s,  w. 
noch  bedeuten?  Der  Begriff  der  Dämpfe  ist  noch  heute  lange 
nicht  genug  bestimmt,  aber  doch  so  weit  enträtbselt,  dass  obige 
Bemerkung  als  Thatsache  feststeht.  Es  ist  eben  so  natürlich  als 
misslich ,  dass  in  der  Betrachtung  des  Ursprungs  die  Worte  sehr 
leicbt  ihre  Grenze  verlieren.  , 


—     157     — 

nem  bestimmten  Ma  a  s  s  -  Verhältnisse.  Gleicher  Weise  die 
L  u  f  t.  Das  reine  Scheinen  des  Feuers,  seine  verbrenn 
nende  Kraft  (d^s  lauteste  Mysterium  der  Natur  —r )  wird 
in  dieiser  Beziehung  weniger  angefochten  *).  Am  härtesten 
ist  der  Streit  über  das,  was  man  Erde  nennt**).  Erden 
sind  oxydirte  Metalle!  Aber  wer  gibt  dem  Hypothetiker 
das  Recht,  das  Metall  de  ssw,  ege  n  für  einen  rein  ursprüng- 
lichen Körper  zu  ei4iläreh  und  es  noch  heute  dem  Zentrum 
unseres  Planeten  anzuweisen  7  Sind  die  Metalle  nicht  offeur 
bar  schon :  viel  zu  l)estimmtiey  SMihs  p  e  zifis  eh  entschiedene 
Körper,  als  Massen  d«s  reineJi  Anfangs  und  der  innersten 
Tiefe  iCinds  Zenti-ums^eyn  rus  können,  unter  -welchem  man 
sich,  ohne  allen  Halt  an  sicherer  Erfahrung,  einen  festen 
K  e  r  n:  vorstellt  **^)  ?;  Wer;  kaiin:  uns  überhaupt  Jiente;sclioii 
V  er  b  ü  r  g  e  n ,  ob  die  Metalle  nicht  «us  Düremtiojien  seimer 
Masse  hervoi^iugen,  die  von  JNlatur  allseitiger  iund  ;uneiit«- 
schiedener  wai'j  »als  die  Metalle.  WaS  hindert  iflns,  hier  —^ 
an  Erden  zu  denken?  Die;  Zersetzung; derselben  hew^isst 
viel,  aber  ge^en  diese  Annähme  nichts.  Die  Oxydation  der 
Metalle  könnte  eine  Art  Rückgang  in  ihren  Ursprung  Iseyüj 
das  Metall  könnte  zur  Erde  werden,  Avie  es  dui*eh  Dii'effl- 
tion  aus  Erde  geworden  f).     Rein  Chemiker  wird  sich  heute 


*)  Alte  Völker  (z.  B,  die  Ägypticr)  geben  jedem  Element  eine  dop- 
pelte  Natur.  Die  Persische  Sprache  djücki  Erzeugen  und  Ver- 
brennen mit  Einem  Worte  aus.  Dicss  findet  sich  in  den  Spra- 
chen mehrerer  Völker,  die  ihre  Todten  verbrannten.  —  In  vielen 
Sprachen  Orientalischer,  besonders  derjenigen  Völker,  die:im  Feuer 
eine  Mutter  des  Lebens  verehrten,  ist  das  Feuer  vpeibjichcn 
Geschlechts. 

"*;, Vergleiche  Christus  und  die  Weltgeschichte,  jr<??<?eW.  bei  ]\Iohr, 
1823.  S.   148. 

^**)  Mit  den  Bevi'eisgründen,  die  man  in  dieser  Hinsicht  auf  die  spe- 
zifische Schvrere  der  Erde  stützt,  kann  man  Kinder  in  den  Sclilaf 
singen.  Sie  sind  für  das  Innere  der  Erde  ungefähr  dasselbe,  was 
für  ihre  Oberfläche  die  Gründe ,  aus  denen  die  sogenannte  Natur- 
philosophie die  Basalt-,  Anamesit-  und  Dolerit-Gebirge  der  Erde  als 
Meteorsteine  vom  Himmel  fallen  lassen  wollte, 
t)  Die  Chemie  ist,  wie  v.  Hoff  sagt,  d?r  Prüfstein  aller  geologischen 
Hypothesen  und  Theorieen.     Aber  die  Natur  ist  ein  grösserer  Che- 


—     158     — 

schon  für' so  unterrichtet  halten,  dass  er  sich  zutraute,  eine 
absolute  Priorität  des  Einen  oder  des  Anderen  beweisen 
zu  können.  In  einem,  noch  immer  trüben  Gebiete, 
dessen  jugendliche  Aufdämmerung  durch  jedes 
beschränkte  Festhalten  an  unb  ewiesenen  Vor- 
aussetzungen nur  verzögert  wird,  darf  sich  neben 
jeder  Hypothese  eine  andere  aufthun,  wenn  sie  nur,  wiie 
Kant  ^-i)  gefordert,  die  Möglichkeit  der  Gründe,  auf  denen 
sie  beruht,  beweisen  kaum  is;jb;.  /;  ;!;  ü!;.»; 

Die  Berücksichtigung  dert  piiysika<li.s«h<&n  Elemente, 
die  wir  uns  hier  erlaubt,  will  an  sich  keineswegs  als  sichere 
Überzeugung  betrachtet  seyn  und  sollte  nur  den  Boden 
bereiten,  auf  dem  wir  mit  Vorsicht  unsere  Aufgabe  weiter 
verfolgen  müssen.  Denn  sie  lenkt  unsere  Blicke  genauer  auf 
das  Innere  des  Planeten^  und  zugleich  auf  seine  Atmo- 
sphäre, indem  wir  ihn  fortan  in  permanenter  Thätigkeit 
erblicken.  Hier  handelt  es  sich  darum,  zu  erkennen,  ob  der 
erste,  allgemeine,  aus  dem  Entstehen  und  Daseyn  der  Erde 
unmittelbar  hervorgehende  Akt  ihres  Lebens  derselbe  war, 
der  die  elliptische,  doch  der  Eiförm  sich  nähernde  **),  G  e- 


,  .;  niikus,  als  Mancher  glauben  dürfte.  So  lange  unsere  Chemie 
nicht  die  wichtigsten  Pseudomorphosen,  z.  B.  die  Afterkrystalle 
des  Specksteins  von  Wunsiedel,  welche  in  den  verschiedenen  For- 
men des  Quarzes  und  Bitterspaths  auftreten,  zu  erklären  vermag, 
wird  sie  über  die  Primogenitur  der  Metalle  —  das  sphinxische 
Räthsel  ihres  eigenen  Ursprungs  —  nicht  entscheiden  wollen.  Über 
solche  Pseudomorphosen  hat  mir  Blum  Ansichten  mitgetheilt, 
deren  Gehalt  mich  zur  Äusserung  des  Wunsches  veranlasst,  dass 
er  sie  bald  öflFentlich  aussprechen  möchte. 
*)  Kritik  der  reinen  Vernunft. 

**)  Eine  Ansicht,  die  ich  schon  vor  Jahren  geäussert,  und  die  auch  Klö- 
DEN  aufgestellt,  ja  mathematisch  durchgeführt  hat.  Die  Erdgestalt 
hat,  zwar  wie  Alles  auf  der  Erde,  ihre  Geschichte.  Aber  im 
Ganzen  hat  sie  nur  sehr  untergeordnete  Veränderungen  erlitten,  wie 
neuerdings  wieder  aus  Sommerville's  Untersuchungen  über  die  Ver- 
änderlichkeit der  Drehungsachse  der  Erde  hervorgeht,  da  (seit  der 
Scheidung'des  Meeres  undLandes)  nur  die  jetzige  Lage  dieser  Achse 
gegen  die  Form  der  Erde  eine  beharrliche  seyn  kann.  S.  v.  Leonhard's 
nnd  Bronn's  N.'  Jahrb.  f.  M.  1833.  H,  4-  S.  438.  Über  die  Figur  der 


—     159     — 

st  alt  der  Erde,  den  Gesetzen  ihrer  Bewegung  gemäss,  fe- 
ster begründete ,  der  das  Flüssige  vom  Festen,  den 
Dunstkreis  von  beiden  und  das  Innere  der  Erde  von 
dem  schied,  was  wir  ihi'e  Rinde  nennen  können,  ohne  darum 
ihr  Inneres  als  einen  festen  Kern  zu  betrachten.  Wir  wer- 
den, um  es  wiederholt  zu  sagen,  nicht  übersehen,  dass  man 
voneiner  Existenz  der  Erde  gar  nicht  reden  kann,  ohne  an- 
zuerkennen, dass  der  erste  Nu  ihres  Daseyns  gleich 
der  Beginn  ihrer  Entwickelung  nach  allen  Sei- 
ten hin  war.  —  Ist  man  mit  den  tieferen  Einsichten,  die 
uns  die  astronomischen  Sphären  der  Natur  eröffnen,  nur 
einiger  Maassen  vertraut,  so  wii'd  man  sehr  geneigt  seyn, 
die  Schöpfung  des  Welt-Syst emes,  in  welchem 
die  Erde,  um  wenig  zusagen,  eines  der  wichtigsten 
Gestirne  ist,  im  Ganzen  als  Einen  Weltakt  zu  be- 
trachten und  die  Erde  unmöglich  für  älter  halten,  als  ihr 
(dermaliges)  Verhältniss  zur  Sonne  *).  In  dem  Gebiete  des 
Himmels  aber,  der,  wie  Aristoteles  sich  äussert,  nie  er- 
müdet, vielmehr  ewig  in  Bewegung  ist,  drückt  sich  diese 
gleichzeitig  doppelte  Beziehung  mathematisch  —  als  Bewe- 
gung der  Erde  um  sich  und  um  die  Sonne  aus,  wie  sich 
die  eigene  Differenz  der  Erde,  die  conditio  sine  qua  non 
ihres  Lebens,  in  dem  Unterschiede  ihres  Äquators  und  der 
Ekliptik  mathematisch  an  ihr  selbst  ausdrückt.  —  Man  kann 
nach  Kepplers  grosser  Weltanschauung  in  jener  Bewegung 
einen  kosmischen  Magnetismus  finden.  Sie  ist,  in 
jedem  Planeten  so  alt  als  dieser  selbst,  die  erste 
Begründerin  seiner  sphärischen  Gestalt.  Diese  geht  sowohl 
aus  seinem  Wesen,  aus  seinem  Innern  hervor,  wie  aus  seinem 
Verhältniss  zum  Ganzen,  dessen  Glied  er  ist  **), 

Die  Bewegung  des  Planeten  im  Weltraum,  um  sich  und 


Erde  s.  Poselger    in  Abhandlung.  Berliner  Akad.  25.  Okt.  1827. 
S.  59.  ff. 
*)  d.  h.  als  ihre  Beziehung  auf  sich  und  auf  die  Sonne. 
•'")  Vgl,  Platon's  Tiniäos. 

Jahrgang  1834.  H 


—     160     - 

um  die  Sonne,  ist  daher  ohne  innere  Bewegung,  d.  h.  ohne 
Entwickelung  seiner  selbst  gar  nicht  zu  denken.  Wer  nur 
«twas  die  philosophischen  Ansichten  von  dem  Wesen  der 
Materie  und  Bewegung  inne  hat,  kann  unmöglich  diesen  Zu- 
sammenhang (das  Band,  welches  die  Existenz  der  Welt- 
körper und  ihre  Bewegung  vex^bindet)  bezweifeln. 

Was  aber  ist  das  Innere  der  Erde,  da  es  so  wenig  wie 
der  ursprüngliche  einfache  Zustand  ihres  Ganzen  als  ein  entschie- 
den Festes  oder  Flüssiges  gedacht  werden  kann?  Was  die 
Umgebung,  die  den  Planr  ^en  mit  seiner  ganzen  Atmosphäre 
einschliesst  und  den  Weltraum  füllt?  Mit  welchen  Vor- 
stellungen wäre  es  wohl  leichter  und  bedenklicher,  Spiel  zu 
treiben,  als  mit  diesen  beiden?  Können  sie  aber  ganz  um- 
gangen werden,  wenn  man  nach  einem  Letzten  fragt  ?  Beide 
Räthsel  scheinen  uns  so  innig  verbunden,  als  habe,  wer  das 
eine  gelöst,  das  andere,  im  Allgemeinen,  schon  beantwortet. 
Dürfen  wir  dabei  verweilen? 

Der  Mensch  kann  sich  den  Weltraum  nicht  anders,  als 
unendlich  denken,  und  doch  kann  ihm  keine  bloss  sinnliche 
Erfahrung  irgend  etwas  rein  Unendliches  zeigen.  Ja,  der 
Gedanke  einer  so  unbestimmten  Unendlichkeit  *)  erregt 
im  Gemüthe  des  ernsten  Naturforschers  eine  gewisse  Un- 
ruhe, weil  er  bei  dieser  Unbestimmtheit,  die,  selbst  unruhig, 
sich  aufzuheben  droht,  nicht  verweilen  kann :  er  will  nicht 
den  bloss  unendlichen,  er  will  den  unendlich  geordneten 
Himmel,  das  System  der  Welten,  betrachten,  das  sein  be- 
waffnetes Auge  zu  verspotten  scheint. 

Eben  so  das  Innere  der  Erde,  das  den  menschlichen 
Sinnen  ewig  unzugänglich  seyn  wird.  Da  bleibt  dem  Men- 
schen nichts  übrig,  als  an  der  Hand  des  erfahrungsreichen 
Begriffes  mit  freier  Besonnenheit  Schlüsse  auf  Schlüsse  zu 
bauen,  die  auf  unerschütterliche  Thatsachen  vollständig  ge- 
gründet sind.  Nur  auf  solchem, Wege  kann  er  in  die  Schachte 


*)  Vgl.    meine  Einleitung   in  die  Philosophie.    Berlin  und  Leipxig  bei 
Reimer  1825.  I,  1.  §.  15.  S.  123.  ff. 


—     161     — 

seiner  eigenen  Vergangenheit,  der  Urgeschichte,  nur  da- 
durch in  die  unnahbaren  Tiefen  des  Weltkörpers  dringen, 
dessen  Herrn  er  sich  nennt? 

Dass  das  Centrum  der  Erde  dem  anfänglichen  Zu- 
stande ihres  Ganzen  noch  am  meisten  analog  ist,  erhellt  aua 
seiner  Einfachheit  wohl  von  selbst.  Dass  es  aber  diesem 
nicht  völlig  gleich,  ergibt  sieh  schon  daraus,  dass  das  Erd- 
innere erst  mit  der  Bildung  der  Erdrinde  zu  dem  geworden, 
was  es  ist.  Eine  fest  entschiedene,  diflferente  Masse  ist  in 
ihm,  sahen  wir,  nicht  zu  suchen.  Sie  widerstreitet  seiner 
Natur.  Man  könnte  sagen:  das  Centrum  der  Erde  sey 
hohl,  wenn  man  mit  der  Hohlheit  nicht  die  unhaltbare  Vor- 
stellung eines  leeren  Raumes  verbinden  und  das  Innere  zu 
einseitig  von  der  Rinde  scheiden  würde.  Man  könnte  mit 
demselben  Rechte  sagen :  es  sey,  wie  die  Alten  dachten, 
der  Sitz  des  Chaos  *)  und  der  Hestia,  der  stille  Heerd 
ihrer  nie  ersterbenden  Flamme  **).  Denn  bei  Aristoteles 
heisst  das  Chaos,  das  Aufgähnende,  gerade  so  viel  als  der 
leere  Raum  und  der  Weltraum  heisst  in  alten  Hymnen  die 
Lunte  der  Schöpfung. 

Der  Mangel  an  aller  Bestimmtheit,  die  volle,  reine, 
ungeschiedene  Einheit  wurde  von  den  Griechen  und  andern 
Völkern  unter  dem  schönen  Bilde  der  Armuth,  der  Penia, 
gedacht  ***)  und  in  ihm  das  Prinzip  der  Bewegung,  der 
Durst  und  Drang  nach  Erfüllung,  der  Keim  aller  Wirklich- 
keit, der  erste  Impuls  des  Lebens  gesucht  f). 

*)  Erklärer  zu    Hesiod's   Theogonie.     Die  Vorstellung   des  Chaos    als 
eines  Irrsais  und  Wirrsals  ist  nicht  die  älteste,    vielmehr    das  Er- 
zeugniss  einer  störenden  Reflexion. 
**)  Erklärer  zu  Platon's  Phädros. 

***)  Erklärer  zu  Pi,aton's  Gastmahl,  zu  Aristophanes  Plutos,  zu  Mat- 
thäus 5,3.  (Vgl.  meine  Schrift:  über  den  Ursprung  der 
Menschen  und  Völker,  nach  der  Mosaischen  Gene- 
s  i  s.  Nürnberg  bei  Schräg  1829.  §.  16.)  Denselben  Gedanken 
stellten  andere  Mythen  unter  dem  Bilde  der  Nacht  vor,  der  Mut- 
ter aller  Dinge. 
t)  V.  ScHELLiNG  Über  die  Geheimnisse  von  Samothrake.  Dahin  gehen 
ferner  die  Mythen  von  dem  Welt-Ei, 

11  * 


—     162     — 

Halten  wir  dieseH  Gedanken,  der  so  deutlich  ist  als  ein- 
fach, auch  hier  fest,  so  finden  wir  in  der  O  d-e  des  Welt- 
raums (d.  i.  in  dem  inneren  "Widerspruch,  den  der  Ge- 
danke eines  Äthers  enthält,  welcher  das  Unendliche  und 
Einfachste,  die  Werkstätte  aller  Keime  der  Welten,  die  er 
umschliesst ,  die  Lunte  des  Lebendigen,  vorstellen  soll)  zu- 
gleich den  Impuls  seiner  Erfüllung.  Eben  so  in  der  Ode 
des  ursprünglichen  Zustandes  unserer  Erde  das  treibende 
Prinzip  der  Scheidung  ihres  Inneren  und  ihrer  Rinde.  Auf 
dieser  kommt  zum  Daseyn,  zur  Entfaltung,  was  in  jenem 
bloss  schlummert. 

Parva  licet  componere  magnis.  Die  Natur  ist  in  Allem 
Alles,  darum  können  wir  Grosses  mit   Kleinem  vergleichen: 

Betrachten  wir  durch  ein  Sonnen-Mikroskop  die  Phä- 
nomene einer  krystallisirenden  Flüssigkeit:  Hier  sehen  wir 
und  dort  einzelne  Punkte  hervortreten,  die  sich  ihrer  Um- 
gebung gleichzeitig  zu  bemeistern  scheinen :  es  sind  die  frisch 
anschiessenden  Krystalle.  Warum  tritt  gerade  dieser,  warum 
jener  Punkt  hervor?  Betrachten  wir  die  CHLADNi'schen 
KJang-Figur  e  n,  die  für  das  Reich  der  Töne,  was  für 
das  Reich  des  Auges  die  Krystalle  sind,  gleich  erklärte 
und  gleich  unerklärte  Phänomene :  Warum  beruft  gerade  die 
Oktave  das  Achteck  *)?  Blicken  wir  auf  die  Gebirge  der 
Erde,  die  eine  falsche  Philosophie  für  Krystalle  erklärt  hat : 
warum  treten  sie  gerade  da ,  warum  nicht  dort  hervor  ? 
warum  in  dem  Momente  und  in  keinem  anderen? 

Wie  jene  Punkte  aus  der  krystallisirenden  Flüssigkeit, 
so  treten  im  Weltakt  der  Schöpfung  eines  Sternen-Systeraes 
mitten  im  Äther  die  Gestirne  desselben  —  noch  unbegrif- 
fen —  in  die  Wirklichkeit.  Selbst  ihr«  Entfernung  folgt 
einem  Gesetz, 


*)  Man  denke  z.  B.  »n  die  inneren  Oktaeder  in  Flussspathwürfeln, 
wo  die  Würfelecken  weiss  erscheinen ,  während  das  innere  Ok- 
taeder blau  ist,  wie  z.  B.  in  v.  Leonhard's  Sammlung-  ein  treff- 
liches Musterstück  zeigt.  (Das  Oktaeder  ist  die  Kernform  des 
fluBssauren  Kalkes.) 


—     163     — 

Was  der  Äther  als  ihre  Umgebung,  ist  für  die  Pla- 
neten selbst  ihr  Innerstes,  das  Einfachste,  Unentwickelte- 
ste, und  doch  unmöglich  gatiz  das,  was  der  unergründete 
Äther,  vielmehr  bestimmter  als  dieser,  bestimmt  nach  der 
Individualität  des  Weltkörpers,  dessen  Inneres  es  ist.  Das 
Innerste  der  Erde  dürfte  mithin  seyn,  wa-s  der 
Ät  h  eruns  eres  Weltsystem  es,  aber  in  di  vi  dualisirt 
nach  dem  Charakter  der  Erde*).  Denn  nur  im  allgemeins 
sten  Sinne  Hesse  sieh  sagen:  die  ganze  Erde  sey  eine  Indivi- 
dualisirung  des  Äthers,  womit  gar  wenig  gesagt  wäre :  nicht  weil 
ans  dar  Äther,  so  gut  als  der  Nerv  der  Erd-Individualität,  ein 
Räthsel  ist,  sondern  schon  weil  der  älteste  Zustand  der  Erde 
von  dem  jetzigen  so  spezifisch  abweicht,  dass  eben  mit  der  Schei- 
dung der  Rinde  und  des  Innern  die  sprechende  Analogie  nur 
letzterem;  verbleiben  konnte.  (In  das  Innere  der  Erde  wer- 
fen die  Alten  ihre  Titanen,  die  Götter  der  Vorzeit.) 

Verfolgen  wir  diese  Analogie,  so  müssen  wir  den  un- 
reifen Zustand  unserer  Naturkenntnisse  in  diesen  Sphären 
gestehen,  denn  wir  werden  nur  schwankende  Antworten 
erhalten,  wenn  wir  nach  den  Grenzen  des  Äthers  und 
der  Welitkörper —  fi^agen,  die  in  ihm,  wie  Aristoteles 
sagt,  sich  selbst  tragen. 

Die  Atmosphäre  ist  unserer  Oberfläche  so  wesentlich, 
als  Land  und  Meer.  Sie  gehört  durch  und  durch  zur  Erde, 
vermittelt  ihr  organisches  Leben  und  bewegt  sich  mit  ihr,  im 
Umschwung  derselben  um  sich  und  um  die  Sonne.  Ihre  Grenze 
gegen  den  Äther  hin  ist  aber  in  ein  noch  undurchdrungenes 
Dunkel  gehüllt,  und  dieses   Dunkel  überfällt  uns,    wenn  wir 


*)  Nach  dem  noch  uhenträthselten  Begriff,  der  die  Erde  zu  dem  macht, 
was  sie  ist.  Der  Äther  ist  der  Heerd  der  Prinzipien ,  Anfänge 
Elemente,  Keime  (wie  man  sich  ausdrücken  möge)  alles  dessen, 
was  in  den  Weltkörpern  konkret  auftritt.  Das  Erd-Innere  ist  die- 
ser Heerd  für  die  Erde.  Wie  jener  nie  bestimmt  ohne  Welten,  ist 
dieses  nie  bestimmt  ohne  Erdrinde  zu  denken.  —  Die  bestimm- 
ten  Prinzipien  der  Planeten  etc.  liegen  aber  in  diesen  selbst^ 
nicht  erst  im  Äther.    Vgl.  S.  167. 


—     164     — 

fragen,  ob  Wärme  oder  Wasser  oder  irgend  etwas  von  der 
Erde  in  den  Äther  entweichen  konnte.  Es  überfällt  uns  noch 
mehr,  wenn  wir  die  Analogie  der  Atmosphäre  mit  dem  Äther 
verfolgen,  da  jene,  sozusagen,  eine  entsprechende,  eineKehr- 
Seite  des  Inneren  der  Erde  zu  seyn  scheint  *).  Gestehen  wir, 
dass  wir  nichts  wissen,  wo  wir  noch  nichts  wissen,  aber  hal- 
ten wir  auch  fest  an  dem,  was  das  Wissen  sich  erworben  hat ! 
Misstrauen  wir  jeder  Theorie,  die  sich  durch  keine  Erfah- 
rung, aber  auch  jeder  vorgeblichen  Ex'fahrungj  die  sich  durch 
keine  Theorie  begründen  lässt ! 

Die  Parallele  des  Innern  und  der  Atmosphäre  der  Erde 
kann  uns  überzeugen,  dass  wir  nicht  geneigt  sind,  jenem  eine 
geringe  Bedeutung  zuzuschreiben.  Dass  es  aber  lauteres  Me- 
tall sey  und  die  höchste  Bedeutung  habe,  halten  wir  für  eben 
so  irrig,  als  die  alte  Ansicht,  die  das  Mark  der  Bäume  und 
der  animalischen  Knochen  für  das  wesentliche  Lebens-Element 
dieser  Gebilde  hielt,  weil  es  ihr  Innerstes  ist.  Wir  verkennen 
darum  nicht  die  Eigenthümlichkeiten  der  einzelnen  organischen 
Sphären  und  wiederholen :  gerade  durch  ihre  Ode,  durch  ihr 
Bedürfniss  nach  Erfüllung  ist  vorzüglich  die  Mitte  der  Erde 
ein  einfach  allseitiges,  feuriges  Agens,  wie  es  vor  ihrer  Schei- 
dung von  der  Rinde  ungetheilt  der  ganze  Planet  war. 

Vieles,  was  sich  an  diese  Betrachtungen  sohliesst,  müssen 
wir  übergehen.  Nur  zwei  Punkte  erlauben  wir  uns  heraus- 
Kuheben,  gerade  weil  sie  zu  den  misslichsten  gehören  und 
Eur  speciellen  Anwendung  des  Bisherigen  dienen.  Da  wir 
es  gewagt,  dieses  Gebiet  zu  betreten,  müssen  wir  offen 
genug  seyn,  Blossen,  die  eine  hochgespannte  Konsequenz  geben 
und  finden  möchte,  selbst  zu  zeigen.  Der  eine  Punkt  betrifft  die 
Parallele  der  Atmosphäre  mit  dem  Innern  der  Erde,  der  andere 


•>  Und  wenn  in  der  Bewegung  der  Erde  ein  kosmischer  Magnetis- 
mus, so  kann  im  meteorologischen  Prozess  derselben  ein  telluri- 
scher  Chemismus  gesucht  werden.  An  diesem  Prozess  ha- 
ben Land,  Meer  und  Atmosphäre  Theii.  Letztere  ist  sein  Heerd 
und  entspricht  auch  io  so  fern  dem  chemischen  Heerde  des 
Inneren. 


—     165     — 

die  Ansichten  über  den  Heerd  unserer  heutigen  Vulkane  — 
beide  gehen,  so  wenig  es  scheinen  mag,  in  einander  über, 
wie  die  Untersuchung  zeigen  soll.  Für  jene  spricht  unter 
andern  das  Übereinstimmende  der  Meteorsteine 
mit  dole ritischen  Masse Hj  das  sich  sogar  in  ihren 
Einschlüssen  (Augit,  Olivin  etc.),  wie  in  ihrer  Struktur 
zeigt*).  Interessant  vor  Allem  könnte  da*  eine  Betrachtung 
der  Angabe  oder  Thatsache  werden,  dass  jene  bisweilen 
(z.  B.  der  bei  Richmond  in  Virginien  am  4.  Juni  1828  ge- 
fallene Äerolith)  5  wie  manche  unserer  Granite,  und  zwar 
solchej  die  man  bisweilen  zu  den  älteren  rechnet,  Apatit- 
spath  enthalten,  also  —  phosphor sauren  Kalk,  der 
sich  in  ihren  Drusenräumen  —  vielleicht  gleich  bei  der  Ent- 
stehung dieser  Räume  —  gebildet  hat  **).  Auch  der  köi'- 
nige  Kalk,  der  z.  B.  hei  Skr  ob  alle  in  Ftnland ,  nebst  Fluss- 
spath  und  Graphit,  die  ihm  auch  sonst  eigen  sind,  Apatit- 
spath  führt,  ist  so  gut  pyrogenetiseh,  als  der  Granit  und 
die  Äerolithe,  oder  als  das  glasige  Feldspath-  und  Horn- 
blende-Gestein des  LaacherSees  und  der  Gneiss  und  die 
Laven,  die  alle  Öfters  Apatitspath  führen,  wie  auch  der 
Talk  am  Greiner  im  Zillertkal  und  die  sogenannten  Lager 
—  ohne  Zweifel  Gänge***)  von  Magneteisen  in  Arendal, 
Grengeshergj  Karingbriha  und  Gellivara  in  Schweden»  Un- 
sere   chemische  Werkstätte    bereitet    den.  Phosphor   aus 


*)  VgU  in  Poggendorf's  Annal.  d.  Phys.  IV,  173—198  die  Aufsätze 
V.  G»  Rose  und  Walmstedt.  S.  v.  Leonhards  Basalt-Gebilde  B.  I. 
Dessen  Oryktognosie  (1833.)  S.  143.  333.  f.- 

"*)  Nach  W.  E.  PafvRy's  zweiter  Entdeckungsreise.  (Hamb.  1822.  S. 
196—515)  gleicht  das  gewöhnlich  blasse  Licht  des  Nordscheins 
ganz  vorzüglich  dem  Lichte,  das  der  verbrennende  Phosphor 
entbindet.  Auf  seiner  dritten  Reise  sah  Parry  viele  Nordlichter  nahe  an 
der  Erdoberfläche  (nur  wenige  Grade  über  derselben)  wie  es  schien. 
Aus  einem  dieser  Nordlichter  schoss  ein  Lichtstrahl  plötzlich  in 
das  Meer  nieder,  zwischen  Parry's  Schiffe  und  dem  Lande,  von 
dem  das  Schifif  nur  3000  Schritte  entfernt  war. 

***)  Nach  von  Leonhard's  glücklicher  Hypothese  trotz  des  sogenannten 
Magneteisens  von  Neuschottland,  welches  Versteinerungen    führt 


—     166     — 

organlsehen  Substanzen.  Aber  diese  Substanzen  ent- 
stammen am  Ende  doch  dem  unorganischen  Le- 
bens-Elemente, dessenNatur  die  Organi  smen  in 
sie  h  ver  wandeln.  —  Man  mag  über  die  Phosphorsäure, 
die  Einige^  wie  die  Ameisen-Säure,  in  mineralischen  öuellen 
entdeckt  *)  haben  wollen,  so  oder  anders  urtheilen,  man 
mag  sie  der  Quelle  selbst  oder  einer  zufälligen  Beimischung 
organischer  Stoffe  durch  nahe  liegende  Ameisenhaufen  und 
was  dergleichen  mehr  ist,  zuschreiben,  —  bei  unserer  ün- 
kenntniss  des  Äthers  kann  man  immerhin  fragen,  ob  nebst 
anderen  Gründen,  der  Apatitspath  der  Äerolithe  nicht  be- 
sonders darauf  hindeute,  dass  sie  höchstens  den  Grenzen 
unserer  Atmosphäre  und  des  Äthers  entstammen 
oder  doch,  da  die  Grösse  z.  B.  des  Lichtglanzes,  der  ihre  Ent- 
stehung begleitet,  nebst  den  Resultaten  zahlreicher,  zum  Theil 
wohl  gelungener  Berechnungen  der  Entfernung  so  flüchti- 
ger Erscheinungen  auf  höhere  Gebiete  bezogen  wird,  an  die- 
sen Grenzen  innerhalb  der  Atmosphäre  zu  dem 
geworden,  was  sie  eigentlich  sind.  Denn  eine 
überkühne  Einbildungskraft  würde  dazu  gehören,  sie  ohne  drin- 
gende Noth  als  ausserirdische  Gebilde  zu  betrachten.  —  Dass  in 


Das  Schwedische  Magneteisen  wenigstens  ist  plutonisch.  Ich  sah 
bei  Blüm  ein  Handstück  desselben  mit  deutlicher  Spiegelfläche. 
*)  Spuren  von  Phosphorsäure  traf  man  noch  in  mehreren  einzelnen 
Mineralien,  z.  B.  nach  C.  G.  Gmelin  im  Lepidolith  von  Roze- 
na  (Glimmer),  nach  Andern  im  Huraulit  (auf  kleinen  Adern  im 
Granit),  im  Hetepozit,  im  Uran  glimm  er,  im  Wagnerit, 
im  Phosphorblei  etc.  Das  Phosphoreisen  etc.  ist  postdiluvisch 
(Raseneisenstein),  das  k'.inorhombische  Phosph  or  eis  en  kommt 
mit  Quarz  etc.  auf  Lagern  in  Grau wacken- Gebirgen,  das  oktaedri- 
sche  in  Drusenräumen  eines  Glimmerschiefers,  phosphorsaurer 
Thon  in  Höhlungen  vulkanischer  Gesteine  vor.  Auf  Quarz-Gängen 
in  Granit  zeigt  sich  bisweilen  phosphorsaures  Mangan.  Phosphor- 
saure Yttererde  (Ytterspath)  trifft  man  im  Granit  von  Lin- 
desnäs  in  Norwegen.  Zu  den  bezeichnenden  Begleitern  des 
L  ithion -haltigen  Glimmers  (Lepidoliths)  gehört  nach  v.  Leon- 
HARDT  (Oryktognosie  1833.  S.  218)  auch  der  Apatit  (vgl.  v.  Gö- 
THB  zur  Naturw.  S.  193). 


—     167     — 

äerollthischen  Erzeugnissen  gediegenes  Eisen  zumal  da  auf- 
tritt, wo  unsei'e  ältei-en  Laven  Eisenoxyd-Oxydul  (Magnet- 
eisen) enthalten,  beweisst  nichts  gegen  unsere  Ansicht  über 
die  Metall-Bildung  der  Erde,  spricht  vielmehr  für  dieselbe, 
da  man  das  Eisen  der  Meteorsteine  weder  im  Athei*,  noch 
in  der  höheren  Atmosphäre  als  fertig  vorhanden  an-^ 
nehmen  darf.  Seine  Schöpfung  ist*)  jeden  Falls  Re- 
sultat eines  ( —  noch  unbekannten  — )  Prozesses,  w^enn, 
dieser  auch  darauf  hindeuten  sollte,  dass  die  Grenzen  des 
äussersten  Erdgebietes  oder*  der  Atmosphäre  tiefer  in  den 
Äther  hinausreichen,  als  man  gewöhnlich  glaubt. 

Irren  wir  aber  nicht,  wenn  wir  die  Meteorsteine  (einen 
Theil  derselben,  oder  alle,  nach  ihrem  spezifischen  Charak- 
ter) als  Resultat  eines  kosmisch-tellurischen  Prozesses 
an  den  Grenzen  des  Äthers  innerhalb  unserer 
Atmosphäre  betrachten**),  ( —  wie  auch  die  Bildung 
z.  B.  des  Eisens  im  Schooss  der  Erde,  dem  allgemeinen  (S.  163. 
not.)  Prinzip  nach,  gleich  allen  ihren  einfacheren  Stoifen,  durch 
ihre  Schöpfung  im  Äther  bedingt  ist  — )  und  erkennen  wir  eine 
Analogie  dieses  Inneren  mit  jenen  Höhen  überhaupt  an,  erwägen 
wir  die  Gründe,  durch  welche  man  einen  Zusammenhang  vulka- 
nischer Phänomene  mit  meteorischen  nachgewiesen,  u.  s.  w. 


*)  So  gut  als  die  Bildung  anderer  Metalle  des  Meteor-Eisens  (z.  B. 
des  Kupfers.  Vgl.  Stromeybr  in  Schweigger-Seidei.  .  n.  Jahrb.  d. 
Chem.  1833.  H.  5.  S.  266.). 

*)  Wir  nannten  oben  den  meteorologischen  Prozess  einen  tellurischen 
Chemismus.  Wie  in  seiner,  W  olk  en  b  ild  u  n  g  eine  Analogie 
mit  der  Bildung  ko  m  etar  is  c  h  er  Körper,  so  zeigt  sich  in  der 
Schöpfung  von  Meteorsteinen  schon  der  Versuch  einer 
bestimmten  Kernbildung.  Nicht  vom  Monde,  wie  Viele  sagten, 
kommen  die  Meteorsteine  —  diess  scheint  uns  eine  reine  Unmög- 
lichkeit —  aber  ihre  Natur  mag  der  des  Mondes  in  dem  Maasse 
analog  seyn,  in  welchem  die  Wolken  der  der  Kometen.  Doch  mit 
solchen  Vergleichungen  wird  nicht  viel  gesagt,  wenn  gleich  mehr 
als  mit  manchen  beliebteren.  Übrigens  scheinen  die  Nordlichter 
eine  sehr  extreme,  wenn  auch  in  tiefen  Regionen  der  Atmosphäre 
vor  sich  gehende  Äusserung  des  meteorologischen  Prozesses 
zu  seyn,  der  die  einfache  Mitte  seiner  Kraft  in  Ge  wi  tter  n  offen- 
bart, die  in  den  Regionen  der  Nordlichter  höchst  selten  sich  entwickeln. 


—     168     — 

worauf  wird  uns  dann  jene  überefnstimraung  ärollthischer^ 
und  doleritischer  Massen  führen  ?  Keineswegs  so  schneit 
auf  eine  Thatsache^  wohl  aber  auf  eine  Hypothese,  die  viel- 
leicht der  Mühe  lohnt,  im  Vorübergehen  erhoben  zu  wer* 
den  und  dann  auf  lange  Zeit  zu  verschwinden»  Diese  Ana- 
logieen  würden  nämlich  die  doleritischen  Gebilde  denjeni- 
gen Tiefen  der  Erdrinde  entquellen,  lassen,  die  jenen: 
höchsten  Höhen  der  Atmosphäre  entsprechen  und  dies»  wä- 
ren die  tiefsten  Tiefen  nicht  des  Erdinnern.  überhaupt,  son- 
dern der  Erdi-inde,  innerhalb  deren  ihre  Bildung  entschie- 
den wurde,  wie  die  jener  Aerolithe  innerhalb  der  Atmo» 
Sphäre.  Denn  der  Athei'  selbst  lässt  sieh  noch  allgemeinerj^ 
als  die  Atmosphäre  dem  Erdinnern  vergleichen.  —  Versinn- 
lichen wir  diese  Vorstellung,  ehe  wir  sie  durch  andere 
Gründe  zu  stützen  suchen.  Sie  wurde  durch  eine  Unter- 
redung mit  einem  Naturforscher  geweckt,  dessen  Name  in 
einer  geeigneteren  Stunde  genannt  werden  wird,  da  wir 
den  Tadel ,  den  die  Verwegenheit  dieser  Betrachtungen 
nach  sich  ziehen  dürfte,  auf  uns  allein  zu  nehmen  berech- 
tigt sind. 

Denken  wir  uns  gleichsam  in  einem  senkrechten  Durch- 
schnitt das  Erdcentrum  und  den  Äther  in  diesem  Sinne 
als  Extreme,  jenes  als  der  Erde  selbst,  diesen  als  ihrem 
Bereiche  nicht  mehr  angehörig,  beide  im  Wesentlichsten  ver- 
wandt: Die  lebensvolle  Mitte  der  Erde  ist  ihre  Oberfläche, 
j^uf  der  ihr  wahres  Wesen  sich  am  herrlichsten  entfaltet*). 


'')  Wir  würden  die  wechselseitigen  Sphären  des  tellurischen  Lebens 
zu  einseitig  scheiden,  wollten  wir  die  Oberfläche  geradehin  den 
Heerd  des  organischen,  die  Atmosphäre  den  des  meteorischen  und 
das  Innere  den  des  chemischen  Prozesses,  der  Wärme  der  Erde 
nennen.  Und  doch  kann  man  sich  vorübergehend  so  oder  ähnlich 
ausdrücken ,  wenn  man  sich  im  Ganzen  über  solche  Ausdrücke 
schon  genauer  verständigt  hat.  Man  könnte  aber  dann  eben  so 
sagen :  das  Innere  sey  das  Reich  des  Feuers,  die  Atmosphäre,  das 
der  Luft,  die  Oberfläche  das  der  Erde  und  des  Wassers.  Da  in- 
dess  diese  Glieder  nicht  so  koordiuirt,  noch  überhaupt  so  getrennt 
sind,  so  wird  jede  solche  Darstellung  einseitig   und  unlogisch  aus- 


—     169     - 

Die  tiefste  Tiefe  der  jetzigen  Atmosphäre  würde  sich  dem- 
nach zu  ihrer  höchsten  Höhe  verhalten,  wie  sich  die  tief- 
sten Regionen  der  Erdrinde  zum  Erdcentrum  verhalten 
würden  (mit  dem  Unterschiede,  dass  jene  ein  ideelleres, 
fi*eieres  Gebiet  ist).  Wiederum  würden  sich  die  tiefsten 
Tiefen  der  Erdrinde  zum  Erd-Centrum  verhalten,  wie  sich 
im  Allgemeinen  die  Atmosphäre  zum  Äther  verhält  (mit 
dem  Unterschiede,  dass  jene  als  ein  konkreteres  Gebilde 
mit  der  ganzen  Erde  sich  vom  Äther  unterscheidet).  Wollte 
man  sich  auch  die  Meteorsteine  und  Sternschnuppen  -^ 
denn  der  Unterschied  beider  ist  angeblich  nur  quantitativ  —  als 
Bildungen  des  Äthers  denken,  so  würde  diese  Analogie 
zwischen  ihm  und  dem  Erdinnersten  sich  gleich  blei- 
ben.    Aber  dazu  hat  man  keine  entscheidende  Ursache. 

Die  äussersten  Grenzen  der  Erdrinde  gegen  ihr  tiefe- 
res Innere  (gegen  das  unmittelbare  Gebiet  ihres  Centrums 
oder  wie  man  es  nennen  will)  wären  demnach  der  Heerd 
derDolerite  u.  s.  w.,  wie  die  äussersten  Grenzen  der  Atmosphäre 
gegen  den  Äther  *),  der  Heerd  der  Meteorsteine.  Für  diese  Ver- 
gleichung,  der  zu  Folge  die  letztenDolerite  einergrös- 
seren  Tiefe  entquollen  seyn  dürften,  als  z.  B.  die  älteren 
Granite,  spricht  ferner  das  jugendliche  Alter  der  Basalt- 
Gebilde.  Doleritische  Laven  entströmen  noch  heute  vul- 
kanischen Tiefen,  aber  die  fester  gewordene  Erdrinde  ver- 
gönnte seit  der  diluvischen  Katastrophe,  über  die, 
unseres    Wissens,    kein    Meteorstein    der   Erde  **)    hinaus^-. 


fallen,  «elbst  wenn  wir  sagen  wollten,  Alles  sei  nur  Ein  Prozess,  das 
Innere  sei  nur  der  von  unten  nach  oben  wirkende  chemische  Heerd, 
der  Atmosphäre  gegenüber,  in  welcher  der  höhere  Chemismus  der 
Erde  von  oben  nach  unten  wirkt  etc.  Humboldt  beruft  sich  in- 
dess  mit  Recht  zur  Erklärung  vulkanischer  Phänomene  auf  stec- 
ke oder  vorübergehende  Verbindungen  zwischen 
dem  Inneren  und  Äusseren  des  Planeten. 

")  über  diese  Grenzen  weiter  unten. 

'')  Würden  die  Meteorsteine  und  Sternschnuppen,  wie  einige  Materia- 
listen unter  den  Meteorologen  annehmen,  schon  vorlängst  vorhan- 
dene Trümmer  anderer   Erdkörper  im  Alher  seyn,   so  liesse  sich 


—     170     - 

reicht  —  solchen  Bildungen  der  Tiefe  bis  daher  nicht  mehr,, 
weit  umfassende  Gebirgs spalten  mit  Alles  erhebender  Ge- 
walt sich  zu  brechen.  Doch  mit  den  einzelnen  Lavafluthen 
der  Tiefe  erinnern  die  höchsten  Regionen  des  Erdgebie- 
tes durch  seltene  Winke  an  eine  Vergangenheit,  deren  Ge- 
genbild nur  dann  wieder  eintreten  möchte,  wenn  die  Erde 
von  Neuem  ihre  Stirne  runzeln  sollte;  eine  Zeit,  welche 
die  Theologen  den  jüngsten  Tag  nennen. 

An  diese  Betrachtung  knüpft  sich  eine  Reihe  von  Prob- 
lemen :  Stehen  z.  B.  die  Höhen  gewisser  und  dann  wel- 
cher plutonischen  Gebii'gsmassen  in  einem  ähnlichen  Verhält- 
niss  zu  den  Schachten  der  Tiefe,  denen  sie  enthoben  sind, 
wie  die  Höhe  der  Gebirge  überhaupt  zu  den  Tiefen  des 
Meeres?  —  die  späte  Emporhebung  der  Protogyne  des 
Montblanc  dürfte  •■')  ihrer  Höhe  und  ihrem  Alter  nach  als 
Beispiel  erwähnt  werden.  Diese  Frage  darf  man  indess 
nicht  einseitig  auffassen,  sonst  würde  sie  zu  eben  so  unhalt-r 
baren  Resultaten  führen,  als  Elie  de  Beaumont's  geistreiche 
Ansicht  von  der  Gleichzeitigkeit  der  Erhebung  aller  gleich- 
streichenden Gebirgshöhen  **),  da  er  übersehen,  die 
älteren  Hebungen  so  weit  zu  beachten,  um  die  Schwierig- 
keit erwägen  zu  können,  die  schon  die  Verschiedenartigkeit 


kein  Grniid  denken ,  warum  sie  in  keiner  älteren  Formation  vör- 
komnien,  es  sey  denn,  dass  man  sie  alle  von  den  Asteroiden  her- 
leiten und  diese  erst  während  der  Diluvial  -  Zeit  entstehen  lassen 
wollte. 

*)  Sollten  wir  niissverstanden  werden  können,  um  erst  an  die  Worte 
Alexander's  V.  Humboldt  errinnern  zu  müssen ,  wo  er  sich  in 
seiner  Pvcise  in  die  Äquinoktial  -  Gegenden  des  neuen  Kontinent'» 
gegen  die  Vorstellungen  ausgelöschter  Vulkane  sicher  stellt.  (B, 
V.  Kap.  14.  Theil  III.  S.  21.):  „Man  wird  den  Montblanc,  sagt 
er,  und  den  Mont  Bore  nicht  in  die  nämliche  Klasse  zusammen 
ordnen,  wird  die  Auvergne  und  das  granitische  Thal  von  Caracas  nicht 
unter  dem  gemeinsamen  Namen  einer  Landschaft  ausgelöschter 
Vulkane  bezeichnen". 

**)  Gleich  hier  im  Vorübergehen  die  Bemerkung,  dass  alle  körnigea 
Kalke  Deutschlands  und  Oberitaliens  (nach  v.  Leonhard  oflfenbar 
plutoniscbe  Gebilde)  dieselbe  Streichungsliaie  hatten. 


—     171     — 

<le8  Widerstandes  gewisser  Tiefen  in  verschiedenen  Erdre- 
gionen hervorbringen  musste.  —  Diese  Schwierigkeit  wird 
«uch  hier  von  Bedeutung,  wo  wir  nach  einem  Vcrhältniss 
der  Höhe  der  Gebirge,  wie  ihrer  S  t  r  e  i  ch  u  n  g  s  -  L  i  n  i  e  n 
KU  den  Tiefen  fragen,  denen  ihre  Masse  entstammt  und 
zu  den  Epochen,  denen  sie  ihre  letzte  Hebung  vei'dankt. 
Weitere  Ausführung  würde  eine  Darlegung  der  Länder- 
Vertheilung  unserer  Erdtheile,  die  Ritter  Erdindivi- 
duen nannte,  nach  den  Polen,  im  Verhältniss  zur  Achse, 
nach  dem  Äquator,  im  Verhältniss  zur  Ekliptik,  nach  den 
Länge-  und  Breite-Graden  im  Verhältniss  zum  Ganzen,  mit- 
hin ein  eigenes  Buch,  fordern,  in  welchem  zugleich  die  Na- 
tur der  magnetischen  Pole  untersucht  werden  müsste,  weil 
diese  in  einem  gewissen  Zusammenhang  *)  mit  dem  Verhält- 
niss zwischen  Land  und  Meer  zu  stehen  scheinen  —  und 
ebenso  die  Natur  der  isothermen  Linien  **). 

Fei'ner:  Da  das  Innere  der  Erde,  und  schon  der  Erd- 
rinde in  gewissen  Tiefen,  keine  scharfen  Differenzen 
zulässt,  und  als  das  einfachste  Gebiet  des  Planeten  auch 
dasjenige  ist,  welches  sich  in  seiner  Entwickelung  unter 
allen  am  wenigsten  verändern  konnte,  so  müssen  alle 
Gebilde,  welche  diesen  Tiefen  entstammen,  (manche  ältei'e 
und  jüngere)  einen  ziemlich  gleichartigen  Teig  vor- 
aussetzen. Nur  im  Erdinnersten  ist  die  Möglichkeit  einer 
Umwandlung  aller  Stoffe  in  alle,  oder  vielmehr,  da  in 
ihm  bestimmte,  gesonderte  Stoffe  gar  nicht  gedacht  werden 
können,  der  grosse  Heerd  ihrer  Stoffschöpfung  zu 
denken  *•=•).     Die  Grenze   dieses    Innersten    gegen   die  Erd- 


*)  MuNKE  in  Artik.  Nordlicht  in  Gehler's  phys.  Wörterbuch  VII. 
(1833.)  S.  260.    Vgl.  hier  oben  S.   159. 

"-'"')  Vgl.  Ai>.  V.  Humboldt  neuerdings  in  den  Abhandlungen  d.  Berliner 
Akad.  3.  Juli  1827. 

***)  Umwandlungen  zu  Tage  ausgegangener  Felsarten,  z.  B.  der  Krei- 
de und  anderer  Kalke  in  körnigen  Kalk  durch  plutonische  Einflüsse, 
konnte  man  bisher  nie  tiefer,  als,  auf  mehrere  Fuss  mit  Zuverläs- 
sigkeit nachweisen,  Veränderungen  höchstens  auf  30  F.   Was  man 


—     172     — 

rinde  hin  ist  aber  eine  allmähiige  und  die  letztere  ist  in 
einer  gewissen  Tiefe  von  dem  Inneren  nur  so  weit  bestimmt 
geschieden,  so  weit  Alles,  was  dem  Grade  nach  fort  und 
fort  verändert  wird,  am  Ende  auch  der  Art  nach  sich  än- 
dert, wie  z.  B.  ein  Ton  durch  allmähliges  Höherstimmen 
in  einen  anderen  Ton  umschlägt.  Dieser  Übergang  der 
Quantität  und  Qualität  ist  die  Kraft  des  M  a  a  s  s  e  s ,  ohne 
die  keine  Wirklichkeit,  keine  Natur  gedacht  werden  kann. 
—  Mithin  nimmt  mit  derEntfernung  vom  Erdcen- 
trum das  Erdinnere  an  Differenz,  jedoch  so  all- 
m  ä  h  1  i  g  zu,  dass  erst  in  bestimmten  Regionen  der 
Erdrinde  bestimmte  D  i  ff  e  r  e  nz  e  n  zu  einvarten  sind.  — 
Steigen  wir  vom  Erdinnern  nach  oben,  so  kommen  wir  aus  der 
ätherischen  Hitze  allmählig  in  die  Regionen  feuer-flüssiger, 
so  zu  sagen,  erdiger,  d.  h.  solcher  Massen,  die  den  Keim 
sowohl  der  Metalle ,  als  aller  anderen  Stoffe,  (mithin  auch 
unserer  Erden)  vrie  sie  zu  Tage  liegen,  immer  bestimmter 
in  sich  tragen  und  entwickeln.  Höher  hinauf  nimmt,  stets 
mit  der  Hitze,  die  Feuerflüssigkeit  ab.  Wo  das  Reich  des 
starren  Festen  begonnen,  beginnt  auch  das  Reich  des 
tropfbar  Flüssigen  und  über  beide  wölbt  sich  das  Fir- 
mament der  Atmosphäre.  Erst  mit  und  unter  ihr  kann  auch 
das  Feuer  als  Feuer,  wie  es  uns  in  die  Augen  scheint  (und 
wie  es  schon  Herakleitos  von  seinem  Wesen  und  Prinzipe 
unterschieden  hat)    zum    Daseyn  kommen. 

Nach  Cordier's  geistreichen  Berechnungen  dürfte  die 
erstarrte  Rinde  der  Erde  mindestens  12  bis  15  Meilen 
Tiefe  haben,  und  auf  jede  12  bis  15  Meter  die  Temperatur 
nach  unten  um  1"  Cels.  steigen.  Die  Berechnung  der  Tiefe 
der  Erdrinde  ist  natürlich  unzuverlässig.  Die  uns  bekannte 
Tiefe  beträgt  kaum  3000  Fuss  oder  nicht  ein  Viertel  einer  geo- 
graphischen Meile,  der  Erdradius  aber  860  Meilen.  „Nach 
mehreren  Erfahrungen,  besonders  den  vulkanischen  und  den 


ausserdem  Umwandelung  nannte,   ist   entweder  nur  plutonisch  ge- 
hoben oder  gleich  plutonisch  emporgetriebeu. 


—     173     — 

damit  im  Versande  stehenden,  sind  wir,  wie  Blum*)  sagt, 
vor  der  Hand  wenigstens  zu  dem  Schlüsse  berechtigt,  dass 
in  grösserer  Tiefe  die  Bestandtheile  der  Erde  noch  diesel- 
ben sind.  —  Da  nun,  je  tiefer  wir  steigen,  um  so  mehr  die 
Differenz  der  Stoffe  abnimmt,  so  müssen  ( —  abgesehen 
von  der  Geschichte  des  Erdinnern  — )  bei  dem  verschie- 
denartigen Einflüsse  der  Bildungsweisen  während  des  Em- 
pordringens  und  allmähligen  Erkaltens  in  den  höheren  Re- 
gionen —  vei'schiedenartige  plutonische  Gebilde  in  dem 
Maasse,  in  welchem  sie  aus  grösseren  Tiefen  stammen, 
aus  einem  gleichartigeren  Teige  gebildet  seyn.  Diejenigen 
vulkanischen  Gebilde  also,  die  sich,  abgesehen  von  dem  Mi- 
nimum der  Veränderung,  die  das  Innerste  der  Erde  wäh- 
rend der  Ausbildung  dieses  Planeten  erfahren  und  abgese- 
hen von  den  sekundären  Einflüssen  während  ihres  Empor- 
quellens, am  meisten  ähnlich  sind,  dürften  wohl  auch  aus 
gleich  tiefen  Regionen  kommen,  natürlich  dass  man  sich 
weder  die  Tiefe  solcher  Regionen  auf  einige  Meilen,  noch 
ihre  peripherische  Ausdehnung  übei^haupt  anders  beschränkt 
denken  darf,  als  die  Grösse  und  Gleichartigkeit  ihrer  Tiefe 
unter  allen  Zonen  zulässt.  Ermüden  wir  nicht,  diese  Punkte 
weiter  zu  verfolgen  **),  als  hier  geschehen  darf,  so  stellt 
sich  die  Frage,  ob  sich  die  Erdrinde  im  Laufe  der 
Zeiten  gar  nicht  nach  der  Tiefe,  ob  sie  sieh 
bloss  nach  der  Oberfläche  hin  und  auf  ihr  aus- 
gebildet hat.  Beides  in  einem,  der  Natur  der  Sache 
gemäss,  umgekehrten  Verhältnisse :  auf  der  Oberfläche  näm- 


*)  Blum,  Lehrb.  d.  Oryktognos,  Stuttgart.  Schweizerbart.  1832.  S.  7. 

")  Indem  ich  dieses  wieder  durchlese,  tritt  mir  Cordier's  Ansicht  in 
die  Erinnerung-,  nach  welcliem  die  Übereinstimmung  h  e  u- 
tiger  Laven  mit  den  ältesten  vulkanischen  Erzeug- 
nissen zu  beweisen  scheint,  dass  diese  Feuergebilde  aus  dem- 
selben Behälter  kommen.  Betrachtet  man  gleichmässig  die  Über- 
einstimmung  granitischer  und  porphyrischer  Gebilde ,  so  wie  ihr 
Abweichendes  von  einander  und  von  andern  plutonißchen  Gebilden,  so 
wird  man  auch  von  dieser  Seite  auf  unsere  Ansicht  getiiebeu 
werden  oline  Cordijjr's  Bemerkung  zu  verkennen. 


—     174     — 

lieh  durch  Bildung  fester,  scharf  begrenzter,  und  mannig- 
faltiger, in  der  Tiefe  durch  fortgesetzte  Bildung  feuer-flüs- 
siger,  ausgedehnterer  und  einfacherer  Stoffe,  so  dass  die 
qualitative  Veränderung  auf  der  Oberfläche  ihr  Maxi- 
mum, im  Erdcentrum  ihr  Minimum  behauptet.  —  Nun  muss- 
ten  sich  aber  im  Beginn  der  Erd-Entwickelung,  d.  h.  wäh- 
rend der  Scheidung  des  Innern  und  der  Rinde,  des  Landes, 
Meeres  und  der  Atmosphäre,  das  Innere  offenbar  in  d  e  m- 
selben  Maässe  —  die  Atmosphäre  mit  eingerechnet  — 
mehr  expandiren,  in  welchem  die  Oberfläche  sich  zu  einer 
Rinde  konzentrirt  hat.  Denn  diese  Scheidung  dürfen  wir 
nur  als  eine  E  n  t  Scheidung,  Entwickelung,  denken  -).  Es 
gibt  aber  keinen  Grund,  der  mehr  als  scheinbar  wäre,  an- 
zunehmen, dass  sich  dieses  Verhältniss  seit  jener  Scheidung 
umgekehrt  habe.  Vielmehr  wäre  die  zunehmende  Bildung 
feuer-flüssiger  Massen  —  also  trefflicher  sog.  Wärmeleiter 
—  an  den  untersten  Regionen  der  Erdrinde  die  Folge  einer 
fortwährenden  Regung  und  Ausscheidung  aus  dem  tieferen 
Inneren,  das  sich  dadurch  immer  reiner  setzen  würde,  der 
Atmosphäre  vergleichbar,  die  heute,  aller  Analogie  zu 
Folge,  reiner  ist,  als  sie  ursprünglich  war.  —  Die  üner- 
schöpflichkeit ,  oder  doch  der  un gemessene  Reieh- 
thum  dieser  innersten  Quelle  spricht  für,  wenig- 
stens auf  keine  Weise  gegen  diese  Vorstellung ,  die  die 
gani^e  Erderhaltung  als  eine,  beständige  Schö- 
pfung und  Selbst-En  t  Wickelung  ansieht.  Ja  man 
könnte  sagen  —  seit  mit  der  diluvischen  Katastrophe  die 
finsteren  Gewalten  der  Vorzeit  auf  dem  Boden  des  organi- 
schen Lebens  einem  beruhigten  Weltentage  weichen  muss- 
ten,  habe  ihr  Feuer  in  der  Tiefe  fortgewirkt  und  zürnend, 
um  eines  mythischen  Bildes  mich  zu  bedienen,  selbst  die 
ätherischen  Höhen  der  Atmosphäre  zu  Hülfe  gerufen.  Diese 
vermochten  nur  —  mit  Meteoren  zu  antworten  und  seine 
eigenen  wilden  Gewalten  konnten  die  fest  gewordene  Rinde 


*)  Ad  hominem:  Sonst  wären  ja  neue  Stoffe  dazu  gekommen! 


—     175     — 

nicht  sprengen,  deren  obere  Regionen  durch  minder  dichte 
Massen  noch  überdiess  die  Ausstrahhing  der  Wärme  aus 
jenen  Tiefen  hemmten,  so  dass  eine  Zeit  zu  erwarten  ist,  in 
welcher  die  innere  Hitze,  immer  in  sich  zurückgebannt,  bei 
Ausscheidung  immer  neuer,  feuertlüssiger  Massen  in  den 
Tiefen,  durch  die  gewaltsamsten  Eruptionen  einst  wie- 
der losbrechen,  die  Erde  —  durch  ihre  eigene  Ent- 
wickelung;  —  zersprengen ,  die  Entfaltung  neuen  Lebens 
einem  anderen  Planeten  überlasseUj  und  in  ihrem  Ende 
das  wahre  Gegenbild  ihres  Ursprungs  geben 
wird.  Wer  daher  das  letzte  nicht  bedenkt,  kennt  auch  den 
Anfang  und  die  Mitte  nicht.  So  in  der  Geschichte  der  Na- 
tur, wie  in  der  der  Völker!  Diess  sey  eine  vorläufig 
hypothetische  Antwort  auf  Beaumont's  Hypothese !  — 
Man  wird  mich  nicht  pedantisch  auffassen,  als  meinte  ich: 
die  Erde  werde  sich  innerlich  etwa  verstopfen,  an  diesem 
Übel  sterben,  —  oder  unsere  Vulkane  spucken  lassen,  wenn 
sich  im  Innersten  überschüssige  Steife  gebildet.  Was  sollte 
eigentlich  in  diesen  Räumen  überschüssig  heissen?  doch 
vrahrhaftig  nicht  das  Fingerhut-grosse  Maas  der  Laven,  die 
die  postdiluvLsche  Zeit  auf  die  Oberfläche  ausgoss ,  selbst 
wenn  man  sich  aussinnen  wollte,  solche  Massen  hätten  seit- 
her zahllose  Riesenhöhlen  im  Innern  der  Erdrinde  um  ein 
Bedeutendes  schon  verstopft !  Legt  man  auch  das  Maas  eines 
Infusionsthierchens  an  das  ffimala^a-Gehirge  und  vei'gisst, 
dass  dieses  kaum  ein  Sandkörnchen  auf  einem  Globus  vom 
Durchmesser  einer  Elle  ist  ?  Nein  I  ich  denke,  man  wird  mich 
verstehen  und  einsehen,  dass  ich  mit  dem  mythischen  Bilde 
„nur versuche,  meine  Gedanken  ganz  imAllgemeinen  zu 
versinnlichen"  *). 

Diese  Ansicht  von  der  Erderhaltung,  als  einer  fortge- 
setzten Schöpfung  verträgt  sich  übrigens  sehr  wohl  mit  der 
spezifischen  Dichtheit  der  Erde  (=  4,713),  die  sich, 
gleich   ihrer  ganzen   Gestalt,    ohne    ursprüngliche  Hitze  gar 

*)  Vgl.  V.  Hoff  über  Karlsbad  S.  65. 

Jahrgang  1834.  12 


-     17Ö     — 

niölit  erklären  lassen  würde,  so  wie  mit  der  Annahme,  das» 
einzelne  Regionen  der  unbekannten  Erdrinde 
durch  vorzügliche  Schwere  sich  auszeichnen,  was 
gleichfalls  ohne  ihre  innerlich  bildende  Thätigkeit  ni(^t  ge- 
dacht werden  könnte. 

Was  haben  wir  aber,  da  wir  doch  von  einer  Anwen- 
d  u  n  g  solcher  Art  sprachen,  über  den  Heerd  unserer  jetzi- 
gen Vulkane  aus  diesen  Ansichten  gewonnen  ?  Dass  wir 
uns  entfernen  müssen  nicht  nur  von  Przystanowki's  selt- 
samer Theorie,  die  bei  allen  sonstigen  Verdiensten  die  Wir- 
kungen des  Vulkanismus  mit  seinen  Ursachen  verwechselnd, 
den  Ursprung  namentlich  der  Italienischen  Vulkane  im  Schwe- 
fel und  Asphalt  sucht  *) ,  wie  ihn  Andere  in  anderen  u  n- 
tergeordneten  Produkten  derselben  suchen,  —  son- 
dern auch  von  der  gewöhnlichen  Ansicht,  die  alle  vulkanische 
Erscheinungen  des  heutigen  —  beruhigten — Weltentages  unmit- 
telbar von  der  E  r  d  m  it  t  e,  dem  sog.  Erdkern,  ausgehen  lässt. 
Denn  allem  Bisherigem  zufolge**)  müssen  zwar  diese  Phänomene 
ihren  spezifischen  Heerd,  wenigstens  zum  Theil,  in  den 
tiefsten  Tiefen  der  Erdrinde,  alle  aber  müssen  ihn  jeden 
Falls  in  dieser  selbst  haben,  wenn  sie  auch  nicht  alle, 
direkt  genommen,  von  dem  Punkte  ausgehen ,  w  o  d  i  e  s  o 
Rinde  eben  aufhört,  fest  und  entschieden  flüs- 
sig zu  seyn,  wo  also  das  Innerste  mit  ihrer  Na- 
tur im  Konflikt  oder  Verkehr  ist.  Einige  dürften 
vielleicht  von  den  Grenzen  ausgehen,  wo  das  Feuer-Flüssige  der 
Tiefe  ein  Festes  zu  werden  beginnt  ***) ;  diess  wären  aber 
nicht  diejenigen,  die  die  treueste  Ähnlichkeit  mit  unseren 
(wichtigsten)  Äerolithen  verrathen,  denn  diese  würden  in  grös- 


"*)  Meine  Vorlesung  über  die  Natur  ünteritaliens  in  den  ,,yermisehten 
Aufsätzen  etc."  S.  198. 
**)  Selbst  wenn  man  die  Ansicht  halten  wollte ,  die  einseitig  auf  die 
Gesetze  der  Schwere  sich  beziehend,  unsere  wie  die  ältesten 
vulkanischen  Phänomene  einzig  durch  den  Einfluss  des  Druckes 
erklären  will,  den  die  festen  Regionen  der  Erdrinde  auf  die  feuer- 
flüssigen Massen  ausüben,  die  konzentrisch  ihre  Tiefe  umgürten. 
***)  Athene  Heft  3.  S.  284. 


—     177     — 

seren  Tiefen  zu  suchen  seyn  ♦).  Wie  dem  auch  sey,  die  Rinde 
kann  auf  keine  Weise  so  gedacht  werden,  als  sey  sie  haar- 
scharf (durch  eine  abstrakte  Grenze)  von  dem  tieferen  In- 
nern geschieden.  In  der  Rinde  der  Erde  herrscht  über  dem 
Feuer-Flüssigen  das  Starre  und  mit  und  auf  diesem  das 
Flüssige,  in  der  Erdmitte  keines  von  beiden.  Ihr  höheres 
Innere  kann  man  sich  in  dieser  Beziehung  als  ein  Gegen- 
bild ihrer  Pole  denken,  deren  einer  der  Ländervt^elt  so  nahe 
steht,  als  der  andere  dem  Reich  des  Flüssigen  anheimgege- 
ben ist.  Denn  auf  beiden  ist  das  Flüssige  durch  Kälte  un- 
mittelbar starr,  es  ist  Eis;  ein  Gebilde,  welches  Leo- 
pold V.  Buch  früher  unter  die  Felsarten  aufgenommen  wis- 
sen wollte.  In  jenem  Inneren  aber  ist  das  Feste  durch  Hitze 
unmittelbar  flüssig:  im  Zustande  der  Expansion. 
Die  höchste  Expansion  herrscht  im  tiefsten  Innersten.  Wie 
kann  diese  einen  Kern  bilden  ?  —  Das  Feuer  ist  nur  ge- 
gen das  Wasser  ein  Extrem.  Die  fluidisirende  Kraft  des 
Vulkanismus  ist,  wie  gesagt,  ein  neptunisches  Moment  in 
ihm  selbst,  wenn  man  nicht  sagen  will,  die  fluidisirende  Kraft 
überhaupt  sey  ein  vulkanisches  Moment  im  Neptunismus. 
Ja,  man  kann  beides  sagen,  je  nachdem  man  das  Reich  des 
Flüssigen ,  abgesehen  von  seiner  Ursache,  Temperatur  etc. 
oder  nicht,  dem  Neptun  zuschreibt.  Was  soll  nun  der  Streit 
solcher  Extreme  in  der  Wissenschaft?  Aufräumen  und  neu 
gestalten,  nichts  weiter!  Wasser  ist  nur  flüssig  in  einer  be- 
stimmten Temperatur.  Diess  muss  der  strengste  Neptunist 
anerkennen  —  wo  nicht,  so  hat  sein  Neptun  nichts  weiter, 
als  ein  gewisses  Maass  von  Sauerstoff  und  Wasserstoff  etc., 
nicht  einmal  allen  Sauerstoff  und  Wasserstoff  etc.  zu  seinem 
Gebiete  (und  dieses  nur  innerhalb  der  Grenzen  eines  be- 
stimmten vulkanischen  Momentes  —   einer  bestimmten  Tem- 


*)  Einige  Geologen  haben  versucht,  die  grössere  oder  geringereTiefe 
nach  der  längeren  oder  kürzeren  Dauer  der  vulkanischen  Krisis 
zu  bestimmen,  z.  B.  E.  Donati  (vgl.  v.  Leonhard's  und  Bronn's 
N.  Jahrb.  1833.  V.  S.  579.).  Man  könnte  sich  eben  so  au  deu 
Umfang  halten. 

12* 


—     178     — 

peratur,  die  man  wohl  übersehen,  aber  nicht  ableugnen  kann;. 
Will  man  einen  solchen  Neptun  mit  den  Gewalten  des 
Feuers  in  die  Schranken  stellen  ?  Verständigte  sich  der 
Neptunist  über  das,  was  er  "Wasser  nennt  *),  es  würde  bald 
kein  Sektenmesser  mehr  an  die  Kehle  eines  Geologen  gesetzt 
werden  **). 

Wir  kehren  aus  dieser  hypothetischen  Sphäre  allmählig 
auf  den  festeren  Boden  der  Erde  zurück  und  halten  an  der 
einfachen  Wahrheit  fest,  dass  die  Ausbildung  ihrer  speziel- 
len (mithin  ihrer  wesentlichen  ganzen)  Natur  hauptsächlich 
von  ihr  selbst  ausging,  dass  weder  ihr  Inneres  allein,  noch 
irgend  Eine  Seite  ihrer  Rinde  die  ausschliessende  Kraft 
dieser  Ausbildung  an  sich  reissen,  und  dass  sich  überhaupt 
die  Rinde  von  diesem  Inneren  nicht  so  abtrennen  konnte, 
als  sey  die  Erde  im  Innern  an  einem  scharf  begrenzten  Punkte 
mit  einem  Male  Rinde  und  mit  einem  Male  ganz  hohl.  In 
solchem  Sinn  hat  die  Natur,  wie  Göthe  in  weiterer  Be- 
ziehung sagte,  weder  Kern  noch  Schale. 

Der  Akt,  welcher  den  Dunstkreis  um  unse- 
ren Planeten  bildete,  war  demna-ch  der  Akt,  in 
welchem  sichFestes  und  Flüssiges  auf  derErde 
geschieden  und  das  Innere  in  demselben  Maasse 
mehr  expandirt,  in  welchem  sich  die  Oberfläche 
konzentrirt  hat  oder  erstarrt  ist  ***). 


*)  Nicht  bloss  im  chemischen,  sondern  im  allgemein  physikalischen 
Sinne.  Denn  seine  Kämpfe  gegen  die  Chemie  kennen  keine  Gren- 
ze, mag  er  sich  unter  dem  alten  Wasser  immerhin  etwas  Anderes 
denken,  als  unter  dem  heutigen,  mag  er  es  sogar  als  eine  Art 
Urschleim  betrachten. 

**)  Es  ist  sonderbar,  welche  Vorstellungen  manche  Geologen  von  der 
Natur  des  Äthers  und  der  Erde  haben.  Noch  seit  Menschengedenken, 
sagen  sie,  duixh  unbiblische  Auslegung  der  mosaischen  Genesis 
verleitet,  habe  der  Planet  Wassermassen,  welche  die  Himalaya- 
Gipfel  und  alle  Höhen  der  Erde  gleichzeitig  fünfzehn  Ellen  hoch 
bedeckt  hätten,  in  den  Weltraum  verdunstet,  wie  er  die  Seelen 
der  Sterbenden  -auf  andere  Sterne  entfliegen  lasse.  Alles,  was 
sie  für  hoch  und  herrlich  halten,  mit  den  Seelen  lassen  sie 
sogar  die  Wasser,  Massen-weise  der  Erde-  entweichen  und  die 
allgedultige  Erde  leer  ausgehen. 

*)   Mehr  als  die    Grundzüge  davon  zu  erkennen,  wird  man  heute 


-      179     — 

Wir  haben  damit  die  Grundzüge  nicht  nur  der  N  a^ 
tur  desErdinnern,  sondernauch  —  seiner  Geschichte! 
Werfen  wir  nun  einen  Blick  auf  die  allgemeine  Geschichte 
des  Dunstkreises,  Meeres  und  Festlandes,  um  uns 
über  die  Natur  der  Wärme  auf  der  alten  Erdoberfläche 
genauer  zu  verständigen!  Denn  diese  ist  doch  eigentlich  der 
streitvollste  Punkt  der  heutigen  Geologie. 

a)  Nach  jener  Scheidung  herrschte  im  anfänglichen 
Dunstkreis  das  Wasser  wohl  noch  mächtiger,  als  in  der 
heutigen  Atmosphäre.  Denn  die  erste  Scheidung  war 
nur  der  Beginn  der  jetzigen  und  die  erste  Atmosphäre,  al- 
ler Analogie  zufolge,  minder  rein  und  ausgeschieden,  als  die 
heutige,  es  mochte  jene  einen  grösseren  Reichthum  an  Stoffen 
verschiedener  Art  haben,  als  [diese,  oder  nur  quantitativ,  oder 
nur  sofern  von  ihr  sich  unterscheiden,  sofern  letztere  noch  heute 
einen  Mikrokosmus  des  ganzen  materiellen  Wesens  der  Erde 
in  der  expandirtesten  Form  ihrer  Stoffe,  obwohl  unter  anderen 
Verhältnissen,  darstellt. 

Musste  demnach  die  alte  feuchte  Atmosphäre  ein  stär- 
keres Gewicht  auf  die  Oberfläche  dier  Erde  ausüben,*  als  die 
heutige?  Musste  mithin  die  Verdunstung  der  alten  Erdober- 
fläche von  dieser  Seite  mehr  zurückgedrängt  werden  *?  Muss- 
ten  die  ältesten  Wolkenschichten ,  die  man  annehmen  darf, 
das  sog.  Ausstrahlen  der  Wärme  verhältnissmässig  mächti- 
ger, als  die  heutigen,  hemmen  ? 

Die  Erdoberfläche  hatte  damals  eine  weit  höhere,  selbst 
den  Dunstkreis    tiefer  durchdruigende    Temperatur.     Wohl 

so  wenig  fordern,  als  man  jemals  zu  wissen  braucht,  wie  viele 
Sandkörner  das  todteMeer  enthält.  Fragt  man  z.  B.,  ob  das  Erd- 
innere unser  Kalziu.m  etc.  enthalte,  so  sagen  wir,  wenn  vom 
Innersten  die  Rede,  ja  und  nein:  Nein,  weil  es  dasselbe  unmög- 
lich so  enthalten  kann,  wie  unsere  chemische  Küche.  J  a ,  weil  es 
nicht  nur  das  einfache  Wesen  dieses,  sondern  aller  Stoffe,  die  auf 
der  Erde  zum  Vorschein  kommen,  enthalten  muss.  Aber  einfach 
(s  o  einfach ,  um  es  im  Erd-Centrum  suchen  zu  dürfen)  ist  nicht 
was  wir  noch  nicht  zersetzen  können.  Diess  ist  bloss  einfach 
für  uns,  darf  aber  auch  nicht  von  uns  willkürlich  behandelt: 
werden. 


—     180     — 

begünstigt  ein  gewisser  Druck  einer  bewegten  Atmosphäre, 
niemals  aber  die  Feuchtigkeit  derselben  die  Verdunstung  der 
Wasser,  doch  das  Maas  dieser  Bewegung  fehlt  uns.  Unsere 
Luft  nimmt,  je  höher  ihre  Temperatur,  um  desto  leichter 
Wasserdünste  auf  und  in  warmen  Klimaten  schlagen  sich 
diese  seltener,  aber  desto  stärker  als  Regen  nieder.  Wasser- 
dämpfe vermindern  indess  die  Dichtigkeit  und  das  Gewicht 
der  Luft  *). 

Will  man  in  der  alten  Umgebung  der  Erde,  im  Äther, 
eine  luftleere  Grenze  ihres  Gebietes  suchen,  so  ist  zu  be- 
denken, dass  die  Flüssigkeiten  im  luftleeren  Raum  schneller, 
als  im  lufterfüllten  verdampfen.  Aber  auch  in  jenem  kann, 
nach  neueren  Ansichten,  nicht  mehr  Dampf  als  in  diesem 
existiren.  Der  Dampf  der  Flüssigkeiten  hat  so  gut  seine 
Grenze,  als  die  Luft.  Würde  man  also  statt  der  atmosphä- 
rischen Luft  nur  eine  Dampfhülle  um  die  Erde  annehmen, 
so  würde  desswegen  die  Verdampfung  des  Flüssigen,  wie 
der  Neptunismus  zum  Theil  fordert,  noch  nicht  ins  Unbe- 
stimmte, Unendliche  fortgehen,  sondern  dennoch  eine  be- 
stimmte Grenze  haben  **).  Nur  in  Analogieen  kann  man  sich 
bis  jetzt  weiter  bewegen.  Und  diesen  zu  Folge  nimmt  nach 
Saijssure  und  Gay-Lussac,  ohnerachtet  der  grossen,  durch 
die  Atmosphäre  genährten  Feuchtigkeit  hoher  Berggipfel, 
mit  der  Höhe  der  Luft  die  Feuchtigkeit  ab,  wie  sie  in  einer 
gewissen  Tiefe  der  inneren  Erde  auf  eine  umgekehrte  Weise 
in  heissen  Dämpfen  versehwindet. 

Dieses  Verhältniss  unterliegt  nur  innerhalb  der  Grenzen 
einer  bestimmten  Höhe  (wie  die  Temperatur  der  Erde  nur 
bis  zu  einer  bestimmten  Tiefe)  dem  Wechsel  der  Jahres- 
und Tageszeiten,  so  dass  diese  Differenz  am  Morgen  stärker, 
als  am  Mittag,  im  Winter  stärker,    als  im  Sommer  ist  ***). 

*)  Nur  dadurch  habe»  sie  nach  Saüssure  und  d'Aubuisson  einen  je- 
denfalls mittelbaren  Einiluss  auf  Strahlenbrechung.  Journal  de 
Phys.  71,  39. 

**)  Über  diese  Grenze  vgl.  mit  Dalton's  neuem  System  etc.  I.  185. 
MuwcKB  in  Gehler's  phys.  Wörterb.  Leipzig,  1825.  B.  I.  ,S.  473. 
Vgl.  Kastner's  Meteorolog.  etc. 

•**)  Bibl.  univ.  X.  264.  MuNCKE  ».  0.  I.  (1825.)  S.  469. 


—     181     — 

Unter  höheren  Breitegraden,  im  Winter,  und  in  grösseren  Hö'' 
hen  vermindert  sich,  ganz  entsprechend  den  bisherigen  Bemer- 
kungen, der  Wasserdampf  der  Atmosphäre  und  umgekehrt. 
Schon  desshalb  fallen  die  stärkeren  Regen  in  tropischen  Ge- 
genden und  in  den  Semmer-Monaten.  —  Der  Anfang  der 
Regenzeit  unter  den  Wendekreisen  und  der  elektrischen 
Explosionen,  welche  beide  unter  den  Tropen  zu  bestimmten 
Epochen  eintreten,  werden  indess  nach  Alexander  von  Hum- 
boldt *)  von  der  veränderten  Abweichung  der  Sonne  und 
von  den  dadurch  in  ihrer  Stärke  modificirten  oberen  Luft- 
strömen vom  Äquator  gegen  die  Pole  bestimmt.^; —  Wir  über- 
lassen dem  denkenden  Leser  die  Folgerungen  aus  diesen 
flüchtigen  Vorerinnerungen  **). 

b)  Mögen  wir  nun  annehmen,  es  habe  sich  v  o  r  jener 
Scheidung  des  Festen,  Flüssigen  und  der  Atmosphäre  die 
Wärme  der  Erder  ***)  allmählig  oder  in  verschiedenen  Epo- 
chen plötzlich  vermindert  t3  oder  mehr ,  nach  Innen  ft)  ge- 
zogen, oder  auf  ihrer  Oberfläche  auf  beiden  Wegen  zugleich 

*)  Abhandl.  Berh  Akad  3.  Juli  1827.  S.  309. 

**)  Meine    Schrift  über   den  Ursprung    der/  Mensclien  und  Völker  nach 

der  mosaischen  GenesiR  §.  96.  f.,  wo  S.  59,  Z.  11.  uns,  statt  aus, 

und  S.  60.  Z.  1.  nach,  statt  noch  zu  lesen. 

•*.>)  Vgl.   Malten's   neueste   Weltk.    Jahrg.    1832.    Th.  XU.  S.  186.  ff. 

zum  Theil  wohl    nach   Marcel   de  Serres  Revue   encyclopedique 

1832,  Juillet.    Vgl.    v.    Leonhard  und  Bronn's    Neues    Jahrbuch 

1833.  Heft  V.  S».  590  ff. 

t)  Durch  diejenige  Entwickelung  derselben,  die  uns  in  Form  der  sog. 
Au  s  s  tr  a  h  1  u  n  g  bekannt  geworden. 

Diese  würde  hier  die  unbewiesene  Annahme  voraussetzen,  dass 
die  Erde,  die  kein.  Sonnenstäubchen  aus  ihrem  Reiche  entweichen 
lässtj.  dem  erfüllten  Weltraum  von  ihrer  Wärme  nicht  wenig  abge- 
treten  habe.  In  gewissem  Maase  Hesse  sich  in  dem  ersten  Lebens- 
stadium unseres  Planeten,  diese  Annahme,  wenn  sie  von  anderen 
Mängeln  gereinigt  würde,  scheinbar  rechtfertigen,  zumal  der  sog, 
Wärme-Stoff  nu»  eine  Hypothese  und  mindestens  ebenso  unhaltbar 
Ist  als  die  Erklärung  der  Wärme  für  eine  blosse  Kraft.  In  je. 
nem  Fall  wird  sie  eine  quantitas  occulta,  wie  sie  in  diesem 
nur  eine  qua  Utas  occulta  ist,  was  sie  in  jenem  zugleich  bleibt« 
tt)  Thatsache  ist  und  bleibt  es,  dass  die  Erd-Ober fläche  gegen- 
wärtig eine  ungleich  geringere  Temperatur,  als  früher,  zeigt,  und 
dass  diese  Temperatur  schon  in  den  ältesten  Perioden,  die  uns 
kenntliche  organische   Reste  hinterlassen,   weit  mehr  abgenommeo 


—     182     ~ 

abgenommen  *),  so  haben  wir  den  Akt,  wo  sich  das  Flüs- 
sige, das  Wasser,  sammelte  und  von  dem  Festen  schied,  der 
Vorstellung  näher  gebracht. 

Ohne  eine  solche  oder  ähnliche  Bedingung  —  zu  einer 
Zeit,  da  die  gährenden  Lebenskräfte  der  Erde  die  Invidua- 
iität  dieses  Weltkörpers  noch  bei  Weitem  nicht  so,  wie  es  heute 
oder  seit  der  Bildung  der  Atmosphäre  der  Fall  ist,  von  den 
Einflüssen  des  Äthers  frei  gemacht  —  bleibt  jene  Scheidung 
kaum  denkbar.  Die  erste  Abnahme  der  Temperatur 
auf  der  Oberfläche  der  Erde  erklärt  aber 
schon  eine  Verdichtung  ihrer  Rinde  und  eine 
Sammlung  der  Wasser  auf  dem  Boden  dieses  er- 
sten Festen  **). 

Nach  der  Scheidung  des  Flüssigen  und  Festen  mag  dieses 
zuerst  nur  Insel-artig  der  Sonne  offen  gelegen  haben.  Die 
ungleich  grössere  Ausdehnung  des  Wassers  auf  der  Erdober- 
fläche dürfte  sich  durch  eine  geringere  Tiefe  desselben  aus- 
geglichen haben,  da  man  nicht  voraussetzen  kann,  eine  so  un- 
geheure Wassermasse  sey  von  der  Erde  grossentheils  ver- 
schwunden. Später  erhöhte  Gebirge  erzeugten  grössere  Tie- 
fen***) und  wiesen  dem  Meere  ein  nach  oben  begrenzteres, 


als  die  gleich  alte  Sonne  ersetzen  konnte,  von  deren  Geschichte 
so  wenig  zu  sagen  ist,  als  von  der  des  Äthers,  der  unser  Weltsy- 
stem umgibt. 
*)  Könnte  nicht  dieSelbstthätigkeit  der  Erde  theils  durch 
sog.  Ausstrahlung,  theils  durch  C  öil  z  en  trat  ion  der  War- 
m  e  nach  Innen  (mittelst  der  späteren  Überlagerungen  durßh  min- 
der dichte  Massen  und  schlechte  sog.  Wärmeleiter)  auf  jenem 
Wege  allmählig,  auf  diesem  oft  plötzlich  ihre  Ober- 
flache  der  früheren  Wärme  beraubt  haben??  Im  gesunden  or- 
ganischen   Leben    zeigt   sich    die  analoge    Erscheinung,    dass  sich 

[^       der  Puls  des  Kindes  allmählig  mässigt,  im  kranken  oft  plötzlich. 

*'   ,.  Und  ist  die  Erdvvärme  nichtein  eben  so  grosses  und  eben  so  löss- 
.      bares  E-ätbsel,    als  die   Blutwärme    oder    allgemeine    Wärme    des 
Organismus?  —  Davon  weiter  unten. 

**)  Eigentlich  hat  diese  Idee  in  früherer  Zeit  Niemand  tiefer  als 
Leibnitz  aufgefasst.  Ihm  war  das  erste  Erkalten  der  Erde 
ihr  erster  Schöpfungsakt,  während,  nach  ihm,  De  Luc  diesen 
Akt  im  ersten  Aufthauen  des  Gefrorenen  suchte. 

*-^*)  Im  stillen  Ozean  soll  die  mittlere  Tiefe  4  Meilen  betragen.  SoM- 
MERviLLE  in  Edinb.  n.  phil.  Journal  i832.  XXVI,  376.  f. 


—     183     — 

aber  tieferes  Gebiet  an.  Dazu  kommt  noch,  als  untergeordne- 
tes Moment,  die  ausdehnende  Eigenschaft  der  höheren  Tem- 
peratur des  ersten  Flüssigen  der  Oberfläche.  Die  Meeres- 
Temperatur  kann  aber  seit  der  Schöpfung  marinischer  Orga- 
nismen in  das  Gebiet  dieser  Erklärungsgründe  nur  so  weit 
mit  Erfolg  gezogen  werden,  so  weit  sie  die  Existenz  solcher 
Wesen  nicht  ausschliesst.  Ulven  und  Moose  leben  noch  heute 
am  Rande  des  Karlsbader  Sprudels  wie  des  Isländischen 
Geysers.  Ja  das  grüne,  vegetabilische  Wesen,  das  \om  Karls^ 
hader  Kalksinter  oft  eingeschlossen  wird  *),  wurde  von  Ei- 
nigen für  ein  Thier  gehalten.  Andere  untersuchten  die  Hitze- 
Grade,  unter  welchen  pflanzliche  und  thierische  Organismen 
überhaupt  leben  können.  Aber  wie  gross  auch  diese  seyn 
mögen  —  auf  die  Ausdehnung  der  Wasser  koniiten  sie, 
selbst  unter  der  Voraussetzung,  dasS  die  Natur  der  ältesten 
Organismen  hohe  Wärmegrade  liöbte ,  nur  einen  be- 
schränkten Einfluss  üben.  Diess  gilt  mehr  oder  weniger  auch 
\on  späteren  Erhitzungen  empörter  Gewässer  durch  plutoni- 
sche  Aufregungen,  sowohl  allgemeiner,  als  örtlich  beschränk- 
ter Katastrophen j  die  gleichwohl  ganzen  Reichen  von  See- 
Geschöpfen  den  Untergang  gebracht  haben  dürften. 

Dass  aber  das  alte  Meer  lange  Zeit  weit  ausgedehnter 
war  und  eine  höhere  Temperatur  hatte ,  als  das  heutige, 
muss  man,  unter  der  höchst  wahrscheinlichen  Voraussetzung, 
dass  die  Analogie  der  alten  Felsarten,  die  das  heutige  Meer 
mit  denen,  die  unsere  Atmosphäre  umhüllt,  allgemein  durch- 
greift, schon  aus  der  Natur  der  organischen  Reste  folgern, 
die  in  den  ältesten  und  in  den  sog.  sekundären  Schichten 
normaler  Gebirgs-Massen  liegeni  Der  bei  Weitem  grösste 
Theil  dieser  Organismefrt  scheint  nämlich  das  Daseyn  von 
bildungskräftigem  Wasser  und  eine  ziemlich  hohe  Tempera- 
tur torauszusetz^n.  Selbst  die  Vegetabilien  jener  Zeit  äh- 
neln zu  einem  grossen  Theile  solchen,  die  heute  nur  an 
feuchten  Orten  oder  durch  Wasser  gedeihen,  wiewohl  schon  in 
den  Gruppen  des  alten  Steinkohlen-Gebildes,  in  dem  Gebiete  des 

*)  GÖTHE  zur  Naturwissenschaft  I.  S.  50. 


—     184     - 

Bergkaiks   nnd    nach    den  Angaben  einzelner  Naturforscher 
sogar    schon   in    dem    des    alten    rothen    Sandsteins    pflanz:» 
liehe     Reste    sichtbar    sind,     die    eine,  ziemlich    entwickelte 
Land  Vegetation  verrathen.     Selbst  die  Vegetabilien    der 
Grauwacke,  in  denen  man  Palmen-artige  Blätter  und  Calamiten.- 
Abdi'ücke  findet,    und   die  den  gegenwärtigen  Pilanzenarten 
im  Ganzen  nur  entfernt  ähnelu,  entsprechen  denen  der  Stein- 
kohlengruppe,     in   der    man   neuerdings    auch    Seemuscheln 
gefunden.      Was    mau    aber    von^    diesen,     wie     von     den 
Monokotyledonen  der  Grauwackenschiefer,  urtheilen  mag,  so 
vi«!  bleibt  gewiss,    dass   nicht   nur   die  Anzahl  der  Verstei- 
nerungen mit  dem  steigenden  Alter  der  ersten  normalen  Ge- 
bilde abnimmt,    sondern    auch  dass  ihre  Mehrzahl  ursprüng- 
lich auf  umfangreichere  Wasser  hin weisst.     Und  wenn — um 
an  DE  Luc's  und  Buckland's  Theorieen  zu  erinnern  —  in  der 
mosaischen    Genesis    dijel  ersten   Pflanzen   älter   erscheinen^ 
als  die  Wasserthiere,  so  konnten  jene  dooh  nur  einem  feuch;- 
ten  Boden  entspriessen,   oder  unter  den    Nebeln    der  alten 
Erdoberfläche  gedeihen  *).    Darf  man  sich  hier  nur  salzige 
Wasser  oder  überhaupt  schon  einen  vollkommen  ausgebilde- 
ten   Salzgehalt   des   Meeres    denken?    Die    Frage  wird  uns 
weiter  unten  beschäftigen.  Hier  dürfen  wir  bloss  bemerken : 
diese   Eigenschaft   des   Meeres,    sie    sey  eine  ursprüngliche 
oder  nicht,  hängt  keineswegs  von  den  Gesetzen  der  blossen 
Schwere  ab,  was  schon  daraus  hervorgeht,  dass  der  Saljsr 
Gehalt  in  der  Tiefe  des  Meeres  nicht  eigentlich  zunimmt  **), 
—  Die  Ursprüngliehkeit  des  Salz-Prinzips  im  Meere  wider- 
streitet keineswegs  einer  weiteren  Herausbildung  dieser  Be- 
schaffenheit.    Das     Salz   bleibt    jedenfalls,    wie    Berzeliüs 
sagte***)  ein  Produkt  des  Prozesses  entgegengesetzter  Momente. 


*)  1  Mos.   26   S.  Meine  Schrift:   Über  den   Ursp.  der  Menschen  und 

Völker  nach  der  mos.  Genesis.  Nürnberg,  bei  Schräg.  1829.  §,  15 

und  §.  90. 
**)  Vgl.  P.  H.  Hollemann  dissert,  meäico-chemica  inauffuralis  de  aqua 

marina.  Trajecti  ad  Rhentim.  1833.    v.  Leonhard's  und  Bronn's 

N.  Jahrb.  f.  M.  etc.  1833.  V.  S.  626. 
***>  Vgl.  Bjbrzblius  Lehrb,  der  Chemie.  Pohl  in  dem  Berliner  Jahrb. 


—     185     — 

c)  Die  erste  Bildung  des  Festen  war  also  naeh  dem 
Bisherigen  auch  die  erste  Bildung  des  Flüssigen  und  der 
Atmosphäre.  —  Sie  setzt  demnach  eine  allgemeine  Einheit 
dieser  drei  Hauptmomente  des  tellurischen  Organismus  voraus. 

Fragen  wir  UHUj  woher  das  erste  Feste  kam,  soha- 
b  e  n  wir  im  Allgemeinen  schon  die  Antwort !  Es  kann  wö- 
der  bloss  aus  Aussonderungen  des  Wassers,  noch  der  At- 
mosphäre, noch  bloss  aus  Stoffen  der  Tiefe  herrühren  *). 
Alles  aber  hat  daran  Antheil,  nur  muss  Eines,  eben  wenn 
das  erste  Feste  schon  ein  bestimmtes  Festes  ist,  einen  vor- 
zugsweise bestimmten  Antheil  haben.  Erinnern  wir  uns  aber 
der  Beschaffenheit  der  anfänglichen  tellurischen  Masse,  so  wer- 
den wir  als  das  kräftigst  wirkende  Prinzip  derselben  die  von 
Innen  heraustreibende  Hitze —  das  Feuer—  anerkennen**). 

Diese  Kraftäusserung  des  Planeten  ist  aber  so  alt,  als 
er  selbst,  mithin  der  erste  Augenblick  seines  Daseyns  schon 
der   Beginn    des    Prozesses  dieser  Scheidung  ***),    so, 


1824.  April.  Die  bekannten  Worte  von  Berzeliüs  nennen  das 
Salz  das  Produkt  vom  Gleichgewicht  der  entgegengesetzten  Kraft- 
Ausserungen.  (Franklin  sagte:  das  Meer  bestehe  aus  nicht  elek- 
trischem Wasser  und  aus  elektrischem  Salze.  Experim.  ahä  ob- 
serv.  of  Electricity.  London  1769.  4.  Werke  Th.  II.  S.  367.) 

*)  Ad  hominem:  Woher  sollten  denn  die  Niederschläge  eines  Wassers, 
das  noch  nicht  als  Wasser,  einer  Atmosphäre,  die  noch  nicht  als 
solche  existirte,  woher  die  festen  Stoflfe  eines  nicht  vorhandenen 
Erdkerns  kommen  ? 

**)  Wem  es  etwa  gefallen  sollte,  das  Wort  Feuer  in  einem  Sinne  zu 
nehmen,  in  welchem  es  in  der  verhüllten  Tiefe  unmöglich  gedacht 
werden  kann,  der  fällt  in  einen  Irrthum,  der  schon  vor  mehr 
als  tausend  Jahren  widerlegt  worden  ist.  Er  kann  sich  bei 
gutem  Willen  aus  Philipon.  ad  Aristotel.  de  anima.  I,  2,  zum 
Theil  sogar  aus  dem  Kirchenvater  Clemens  Strom.  V.  14,  davon 
überzeugen,  um  zu  lernen  ,  was  Feuer  heisse,  wie  er  aus  einer 
oben  gegebenen  Weisung  entnehmen  konnte,  was  Wasser  nicht  heisst. 

***)  Man  dürfte  an  die  geringe  Abnahme  der  Hitze  erinnern, 
unter  der  die  ältesten  plutonischen  Massen  erstarren  konnten. 
Ein  Grad  unter  der  Weissglühhitze  würde  die  granitische  Masse 
schon  in  Erstarrung  versetzen.  Aber  solcher  Ausführungen  bedarf 
es  hier  so  wenig,  als  eines  Beweises,  dass  die  Gleichzeitigkeit  der  Bil- 
dung des  Festen  und  Flüssigen  dadurch  nicht  gefährdet  wird. 
Die  Natur  will  einfach  gefasst,  aber  in  alleu   Beziehungen 


—     186     — 

dass  die  Erde  als  glühender  Planet  im  Äther  geboren ,  so-^ 
gleich  einen  grossen  Theil  ihrer  Hitze  entband,  und  ihr 
^eigenes):!  Wesen  in  ihr  selbst  fester  zu  begründen  —  zu 
entwicMeln  strebte. 

Dieser  energische  Proz«s&  war  in  ihrer  wesentlichen 
Ausbildung,  was  in  ihrer  äusseren  Bewegung  ihr  Umschwung 
um  sich  und  um  die  Sonne  war.  —  Wollte  man  sich  für 
diesen  an  den  Ausdruck  kosmischer  Magnetismus  binden, 
so  dürfte  man  jenes  einen  kosmischen  Galvanismus  der 
Erde  nennen  *).  Es  war  Entbindung  der  Wärme  und  eiJies 
Theils  der  flüchtigsten  Materiö  (?)  in  den  umgebenden  Äther 
und  Kontraktion  ihres  Wesens  und  ihrer  Materie  in  sich  selbst*, 

Nur  in  der  Einheit  dieser  doppelten  Beziehung  der  Erde 
-offenbarte  sich  die  volle  Kraft  ihres  chemischen,  Wesens : 
ihr  absoluter  Chemismus,  in  eben  demselben  Akte;,  in 
welchem  sie  sich  dem  Äther  entwand  und  sibh  aus  sich  »u 
entwickeln,  als  Planet  d  a  zu  seyn  begann. 

Demnach  treten  erst  mit  der  anfänglichen  Scheidung  des 
Inn fern  und  der  Rinde,  des  Landes,  Meeres  und  Dunstkrei- 
ses auch  die  physikalischen  Elemente  in  ihre  volle 
Existenz.  Das  Feuer  kann  erst  hier  als  Feuer,  das  Wasser 
als  Wasser,  die  Erde  in  bestimmten  Formen  auftreten 
und  die  Luft  in  der  Atmosphäre  sich  ausbilden.  Erst  von 
da  an  gibt  es  einen  meteorologischen  Prozess,  in 
welchem  alle  Elemente  ihr  Bestehen  haben  und  sich  wieder 
erzeugen;  wie  sich  auf  der  ganzen  Erde  unablässig  alle 
Kräfte  eben  dadurch  erhalten,  dass  sie  fortan  in  ihrer  Schö- 
pfung begriffen  sind  **). 


erkannt  werden.  Es  handelt  sich  um  die  Einheit  ganzer  Perioden, 
nicht  einzelner  Tage  und  Stunden.  (Selbst  bei  unseren  Laven 
dauert  die  Gluth  im  Innern  oft  Jahre  lang.) 

*)  Vgl.  y.  Leonhard  Vorles.  in  der  Münchner  Akad.  12.  Okt.  1816.^ 
Bedeutung  und  Stand  der  Mineral.  Frankf.  a.  M.  1816.  S.  101  f. 

*'■')  Je  genauer  ich  z.  B.  die  Streitfragen  über  die  Wiedererzeugung 
des  Sauerstoffs  in  der  Luft  erwäge,  je  weniger  kann  ich  mir  den- 
ken, dass  der  sogenannte  Abgang  ihres  Sauerstoffs  durch  dieAus- 
athrauugen  der   Pflanzen,  durch  ihre  Zersetzung    der  Kohlensäure^ 


—     187     — 

Ist  nun  die  Atmosphäre  der  Erde  wirklich,  wie  sie 
betrachtet  wird,  die  Sammlung  aller  diesem  Planeten  ent- 
steigenden Dünste,  —  so  kann  offenbar  seit  ihrer  Ausbil- 
dung *)  der  Äther  keinen  Stoff  mehr  von  der  Erde  erhal- 
ten, wie  er  mindestens  seit  dem  jetzlgen-postdiluvischen 
Stand  der  Dinge  **)  auch  keine  Wärme  mehr  erhalten  konnte  ***), 


»;<**• 


vollständig  ergänzt  wurde:  eine  Ansicht,  gegen  die  unter  Andern 
schon  Berzelius  gestritten.  Auch  die  neueren  Theorieen  dieser 
Art  scheinen  mir  zu  künstlich.  Mitwirkenden  Antheil  mögen  die 
Organismen  haben,  aber  sie  haben  ihn  nur  innerhalb  des 
meteorologischen  Prozesses,  kraft  dessen  die  physikali- 
schen Elemente  der  Erdoberfläche  und  ihrer  Atmosphäre  allseitig 
bestehen  und  sich  erzeugen.  Was  gegen  diese  Ansicht  geltend  ge- 
macht werden  könnte  s.  bei  Muncke  in  Gehler's  phys.  Wörterb. 
B.  I.  a.  1825.  S.  460.  Man  darf  dabei  an  das  von  Hoff  bezeich- 
nete, weiter  unten  berührte  Räthsel  errinnern ,  dass  der  Spiegel 
des  Meeres  bei  Erhöhung  seines  Bodens  seit  der  Diluvialkatastro- 
phe so  wenig  gestiegen,  als  die  Wärme  der  Erdoberfläche  sich 
verändert  hat.  Das  Räthsel  löst  sich,  wenn  man  den  Zusammen- 
hang dieser  Erscheinung  mit  anderen  vollständig  untersucht  und 
die  Erhöhung  des  Meeresbodens  weder  zu  hoch ,  noch  die  Ver- 
dunstung des  Wassers,  und  was  damit  verbunden,  zu  gering  an- 
schlägt, und  nicht  verkennt,  dass  die  Atmosphäre,  fortwährend 
in  Thätigkeit,  zersetzende  Kräfte  so  gut  als  bildende,  uns  unsicht- 
bar, auch  da  ausübt,  wo  man  sie  heute  noch  nicht  verfolgen 
konnte.  Wie  könnte  auch  sonst,  um  nur  etwas  zu  erwähnen,  der 
meteorologische  Prozess  derjenige  seyn,  durch  dessen  Vermittelung 
die  unorganische  Natur  sich  in  die  organische  übersetzt?  Die 
befruchtende  Macht  und  die  ganze  Natur  der  Gewitter  zeigt, 
dass  diese  noch  unerklärte  Erscheinung  eine  weit  allseitigere 
Äusserung  dieses  Prozesses  ist,  als  die  Bildung  von  Sternschuppeo 
einerseits  und  von  Nordlichtern  anderseits. 

')  Erinnern  wir  uns,  was  oben  von  der  Feuchtigkeit  und  von  den 
Wolkenschichten  der  alten  Atmosphäre  gesagt  wurde,  so  werden  hier 
viele  Andeutungen  klarer  werden. 

)  Ob  etwa  der  Einfluss  des  Lichtes  früher  ein  anderer  war,  ob 
er  eben  so,  oder  stärker  oder  schwächer  auf  die  Erdoberfläche 
wirkte,  kann  man  aus  der  Natur  der  alten  Athmosphäre  und  aus 
den  Spuren  klimatischer  Einflüsse  entnehmen,  die  schon  die  ante- 
diluvische  Welt  zeigt.  (Ausserdem  vgl.  Ojlbers  in  Bode's  astro- 
nomischem Jahrbuch  1826.  S.  110. 
)  Denn  das  Erkalten  der  Oberfläche  nach  der  ersten 
Scheidung  ist  kein  Kälterwerden  der  Erde  im 
Ganzen. 


-     188     - 

die  nicht  fortan  in  gleichem  Maasse,  keineswegs  bloss  8  o 
sich  wieder  ersetzt  hätte,  wie  der  thierische  Organismus 
einen  Theil  des  entlassenen  Blutes  gleich  wieder  erzeugt. 
Die  angegebene  Begriffsbestimmung  der  Atmosphäre  scheint 
uns  nämlich  eine  der  treuesten  Bestimmungen  zu  seyn,  die 
der  Naturforschung  oblagen,  w^enn  man  den  Ausdruck  Dün- 
ste mit  Freiheit  (d.  i.  allseitig)  fasst,  und  alle  Gas-artig  aus- 
gedehnten Stoffe,  die  die  Erde  in  Fülle  aushaucht,  und  unter 
dem  Worte  Sammlung  (gewöhnlich  Sammelplatz)  kein  reines 
Passivum  versteht,  sondern  einen  im  meteorologischen  Pro- 
zesse wesentlich  mitthätigen  Heerd  der  Empfängniss  und 
Fortbildung  dieser  expandirten  Stoffe. 

Mit  ihrer  Selbstentwickelung  hat  also  die  Erde  die  Ein- 
flüsse des  Äthers  bis  auf  ein  Minimum  bezwungen.  Ihre 
Ausathmungen  hält  sie  in  ihrer  Atmosphäre  gebunden.  Sie 
lässt  kein  Stäubchen  von  sich,  und  spottet,  so  lange  sie  leben 
bleibt,  seiner  beraubenden  Kraft,  oder  vielmehr  sie  saugt 
seine  bildende  Kraft  so  weit  in  sich  ein,  dass  in  ihrer  Nähe 
kein  neuer  Weltkörper  zu  entstehen  vermag. 

Diese  Betrachtung  führt  uns  weiter:  Erwägen  wir  näm- 
lich statt  der  einfachen  Natur  des  Äthers  den  vielbesprochenen 
Einfluss  anderer  Weltkörper  auf  unseren  Planeten,  so  kenne 
ich,  auch  von  dieser  Seite  her,  bis  jetzt  keinen  sicheren 
Grund,  der  mich  zur  Annahme  verleiten  könnte,  die  Erde 
habe  jemals  irgend  einen  Stoff  in  den  Weltraum  verlo- 
ren —  ja,  man  müsste  da  entweder  den  Gedanken,  dass 
die  Erde  ein  wahres  Ganze  ist,  völlig  aufgeben,  oder  sich 
ein  Wechselspiel  ersinnen  und  sagen,  sie  habe  alle  solche  Stoffe 
bei  der  Bildung  ihrer  Atmosphäre  sogleich  wieder  an 
sichgezogen.  Aber  diese  Bildung  erfolgte  mit  jener 
Wärme-Entbindung   *),    so   dass    die    erste  Au  s- 

*)  Diese  ist  mithin  kein  förmlicher  Verlust  an  Wärme  für  die  Erde. 
Nichts  zwingt  uns,  eine  solche  zu  behaupten.  Das  Gesetz ,  nach 
welchem  die  Temperatur  der  Atmosphäre  mit  der  Er- 
hebung von  der  Erdoberfläche  abnimmt,  ist  nur  durch 
Gay-Lüssac's  Luftreise  (Bullet,  des  sciene.  math.  phys.  et  chim. 
Mag.  S.  304.)  durch  von  Humboldt'»  etc.  Beobachtungen  auf  Ge- 


—     189     — 

athmung  der  flüchtigsten  Stoffe  der  Erde,  in 
denen  sich,  um  kühn  zu  sprechen ,  ein  Mikrokosmus  ihres 
ganzen  materiellen  Bestandes  in  der  expandirtesten,  durch 
eben  diese  Wärme  vei'mittelten  Gestalt  darstellte,  der 
Beginn  der  Bildung  ihres  durch  ihre  Kraft  an  sie 
gebundenen  Dunstkreises  war.  Und  so  fällt  jener  Zwei- 
fel hinweg  und  mit  ihm  der  Glaube  an  reellen  Verlust  der 
Wärme. 

Es  bleibt  allerdings,  wenn  wir  die  einfachen  Gesetze 
der  Schwere  betrachten ,  eine  anerkannte  Thatsache ,  dass 
irgend  ein  Weltkörper,  der  eine  Gravitation  auf  einen  anderen 
äussert,  die  Schwere  auf  demselben  (die  Gravitation  sei- 
ner Theile  gegen  einander)  mässigt,  wie  man  sagt,  schwächt. 
Denn  diese  Äusserung  der  eigenen  Schwere  eines  Weltkör- 
pers, die  mit  seiner  Hitze  die  sphäroidische  Gestalt  dessel- 
ben bedingt,  geht,  im  Ganzen  gefasst ,  aus  derselben  Quelle 
hervor ,  aus  welcher  die  Anziehung  der  Weltkörper  gegen 
einander,  die  ihre  Bahnen  mitbedingt,  und  dieselbe  Kraft  kann, 
wenn  sie  einfach  als  Eine  gedacht  werden  soll,  nur  insofern 
doppelte  Wirkung  äussern,  sofern  sie  in  dieser  Äusserung 
sich  selbst  begrenzt,  d.  h.  sofern  jede  dieser  Wirkungen 
die  andere  mässigt  und  begleitet.  So  sind  beide  nur  in  und  mit 
einander.  Aber  der  Unterschied  dieser  Wirkungen  liegt  ei- 
gentlich schon  in  ihrer  Quelle. 

Diese  Thatsache  ist,  wie  Parrot  *)  gezeigt,  von  Be- 
deutung für  die  Lehre  von  Ebbe  und  Fluth:  es  wird 
aber  Niemand  auf  diese  Weise  Wasser  oder  Luft  von 
der  Erde  entfliehen  lassen:  Wie  aber  mit  der  sg.  Gra- 
vitation, so  steht  es  auch  mit  den  anderen  Kräften, 
von  denen  man  sagen  mag,  dass  durch  sie  Weltkörper  auf 
einander   wirken,    wenn    wir  dieselben   auch    dem  Zustande 


birgshöhen  und  durch  wenige  Andere  zumTheil  von  Arago  berührte 
Momente  zu  begründen.  Vgl.  Poggendorf's  Annal.  IV.  1825.  S. 
116.  Noch  räthselhafter  ist  die  Höhe  der  Erdatmospsäre. 
*)  Poggendorf's  Annal.  IV,  2.  224.  Parrot  scheint  dabei  die  Lehre 
von  der  Ebbe  und  Fluth  verwickelter  gemacht  zu  haben,  als  sie  ist. 


—     190     — 

noch  ganz  nahe  denken,  wo  sie  alle  eben  begonnen  haben 
da  zu  seyn.  Wie  sich  nun  im  ernsten  Reiche  der  Wirklich- 
keit das  angegebene  Verhältniss  nirgends  so  einseitig  aus- 
gebildet, dass  man  ein  System  von  Weltkörpern  um  irgend 
einen  einzelnen  Weltkörper  annehmen  könnte ,  welches  die 
Schwere  an  dem  letzteren  nicht  etwa  so  weit,  als  sich  alle 
Weltkörper  gegenseitig  tragen  *) ,  sondern  so  speziell  auf- 
heben würde,  dass  „jeder  nicht  durch  F I  ä  c  h  e  n  -  Anziehung 
konglomerirte  Theil  über  demselben  frei  schweben  würde"  — 
noch  weniger  kann  man  von  einem  selbstthätig  sich  entwi- 
ckelnden '  Planeten  erwarten,  dass  ihm  irgend  ein  anderer 
etwas  von  seiner  Materie,  ohne  welche  nach  der  allgemeinen 
Ansicht  auch  keine  Wärme  entfliehen  könnte ,  entziehen 
würde.  Wäre  ihm  seine  eigene  Masse  so  äusserlich,  so 
wäre  der  Planet  am  Ende  der  wahre  Tempel  Swifts,  der 
so  vollkommen  nach  den  Gesetzen  des  Gleichgewichts  erbaut 
war,  dass  ihn  der  erste  Flügelschlag  eines  Spei'lings  umge- 
weht.    Die  Wirklichkeit  spottet  einer  solchen  Theorie! 

Das  innere  Band,  welches  die  Körper  unseres  Sonnen- 
systemes  verbindet,  mag  noch  so  mächtig  seyn,  es  wird  nie 
darauf  beruhen,  dass  ein  Weltkörper  irgend  einen  Stoff  von 
dem  anderen  erborgen,  oder  letzteren  veranlassen  müsste, 
ihn  dem  Äther  zu  überlassen,  damit  dieser  etwa  seine  Ko- 
meten oder  Gott  weiss  welche  Körper  daraus  bilden  könnte. 
Ist  die  Werkstätte  unseres  Äthers  so  arm,  dass  er  so  weit 
von  den  Grenzen  der  Welten,  die  in  ihm  kreisen  —  zur 
Bildung  der  Kometen  solcher,  so  materieller  Hülfe  be- 
dürfte, er,  dessen  Schoosse  das  Weltall,  gleich  ursprünglich 
mit  ihm  selbst,  entstiegen  ist  und  noch  entsteigt  ?  soll  man 
die  Kometen  in  diesem  Sinne  Wolken  unseres  Welt- 
systems nennen?  Man  würde  ein  Gegenstück  zur  Theorie 
jenes  Naturforschers  liefern,  der  Böhmen  sammt  seinen  Be- 
wohnern als  ein  Meteor  vom  Monde  auf  die  Erde  fal- 
len  liess ! 


')  Vgl.  in  Uckert's  Geograph,  der  G.  und  Römer  I.  2.  S.  29  ff.  37.  ff. 
II.  1.  S.  32.  ff.  die  Ansichten  der  Alten  über  diesen  Punkt. 


~     191     — 

,.  In  der  That !  etwas  ganz  Anderes,  als  Verlust  an 
Stoff  ist  das  scheinbare  Verschwinden  oder  Sinken  eines  gewis- 
sen Maasses  von  Wärme,  denkbar  zumal,  ehe  es  eine  Atmosphäre 
gab.  Es  hat  etwas  Analoges  mit  vielen  Erscheinungen  wahrer 
Körper,  die  es  zum  Theil  begleitet,  z.  B.  mit  dem  Festwer- 
den des  Flüssigen  in  der  Kr  y  stall -Bildung,  fällt  aber  nicht 
in  das  Gebiet  wirklicher  (mithin  wägbarer)  Stoffe.  Wahre 
Imponderabilien  sind,  wie  jede  Erfahrung  und  jede 
gründliche  Theorie  beweisst,  so  wenig  Körper,  so  wenig 
ein  Ton  oder  eine  Empfindung  ein  Körper  ist.  —  Sie  wir- 
ken wohl  auf  Körper,  gehen  aber  eben  so  wenig  verloren, 
als  irgend  etwas  *).  Die  Abnahme  der  Wärme  auf  der 
Erde,  d.  i.  auf  ihrer  Oberfläche  ist  keine  Abnahme  ihres 
Wesens,  Die  Erde  ist  noch  heute  so  kräftig,  als  sie  jemals 
war:  Ihre  Kraft  wirket  bis  jetzo,  nur  vermittelter:  ihre 
Kräfte  haben  sich  nur  selbst  gemässigt,  in  ihren  Wirkungen 
sich  geordnet :  es  hat  keine  Noth,  dass  sie  je  ermüde.  Wie 
könnte  das  Verschwinden  der  Wärme  in  der  Bildungszeit 
i^er  Atmosphäre  ein  reeller  Verlust  seyn?  Was  verliert  der 
wahre  Magnet,  was  der  bewegte  Erdkörper  an  der  Kraft, 
die  er  äussert  —  oder  vielmehr,  verliert  die  Sonne  Licht  — 
wenn  sich  Licht  in  ihrem  Verhältniss  zu  den  Körpern,  die 
sich  um  sie  bewegen,  erzeugt  und  die  Atmosphären  derselben 
mitbelebt?  oder  soll  sie  früher  etwa  mehr  Licht  im  Welt- 
raum entzündet  haben?  —  Aber  die  Vergleichungen  wanken, 
wie  man  sie  auch  wählen  möge.  Jede  Lebensseite  hat  ihre 
Eigenthümlichkeit.  Sollen  wir  erst  fragen,  was  man 
Latent  werden  der  Wärme  nennt,  oder  gar,  wie  weit  etwa 
die  sog.  Wärme-Strahlen  oder  ihre  Undulationen  von  der 
Erde  bei  der  Bildung  ihrer  Atmosphäre  gedrungen  oder 
welche  Temperatur  der  alte.  Äther  gehabt??  und  der  jetzige 
habe??  **) 


*)  Die  Erinnerung   an  Leibnitz  allein  vertritt   eine  Reihe  von  Bewei- 
sen für  diesen  Satz ! 
**)  Kann  man  die   ersten  Wirkungen  der  von  Innen  heraustreibenden 
Jahrgang'  1834.  13 


—     192     -- 

Man  sieht,  wohin  man  getrieben  wird,  weiin  man  den 
Boden  der  Wirklichheit  verlässt,  oder  nach  den  Grenzen 
der  Morgenröthe  und  der  uns  merkbaren  Strahlenbrechung 
sogleich  die  Grenzen  der  Erdatniosphäre  bis  auip  einzelne 
Meilen  abmisst.  Nehmet  die  Flügel  der  Morgenröthe  und 
des  Lichtes,  erreichet  diese  Grenzen,  ihr  werdet  auch  da 
noch  die  Macht  der  Erde  empfinden,  anders  zwar,  als  ihr 
sie  fühlen  würdet,  wenn  ihr  euch  in  die  Höllen- Nacht  ihrer 
Tiefe  betten  könntet,  d.  h.  in  ihrer  Peripherie  anders,  alä 
in  ihrem  Zentrum.  Denn  von  jener  steigt  das  Leben  naeh 
nnten,  von  dieser  nach  oben  und  nicht  weniger,  als 
das  Erdinnere  von  der  Erdrinde,  mussvomÄther 
die  Atmosphäre,  ja  sie  muss  von  ihm  noch  be- 
stimmter, als  das  Licht  des  Thierkreises  und 
seineBewegu  n  g  *)  g  e  sc  h  i  e  d  e  n  s  e  y  n  ,  weil  die  Erde 
ein  konkreterer  Körper,  als  die  Sonne  ist. 

Wir  sehen  dabei  wohl,  dass  man  sich  diese  Grenze  als  ver- 
schwindend denken  kann,  ja  dass  man  sie  in  gewissem  Sinne^ 
aber  nicht  ins  Unendlich-Unbestimmte  so  denken  muss.  ^ 
weit  nämlich  die  Erde  von  dem  Äther  allgemeiner  äh 
irgend  ein  einzelnes  grosses  Gebiet  derselben  von  cinerti  aii^ 
deren  (ihm  nicht  völlig  gleich  geordneten  [koordinirten]  Ge- 
biet) unterschieden  ist,  so  weit  odör  insofern  muss  die 
Grenze  der  Atmosphäre  gegen  den  Äther  nöthwendig  (näm- 
lich im  Allgemeinen)  schärfer  seyn,  als  die  Grönze  des  Efd*- 
innern  gegen  seine  ausgebildete  Kruste.  Wir  iiennen  hiet 
mit  Absicht  d  i  e  s  e  Gebiete,  niclit  etwa  (^-^  ivlr'^w ahnen  es  nur, 

Hitze  der  Erde  als  eine  Art  Verdattipfong  in  den  umgebendiBB 
Weltraum  betrachten,  so  beginnt  offenbar  mit  ihr  die  Bildung  der 
Atmosphäre.  Man  kann  aber  diese  darum  nicht  älter  als  das  Feste 
und  Flüssige  nennen,  wenn  ma**  nicht  das  Verfahren  einiger  My- 
thologeii  nachahmen  will,  welche  sich  durch  alle  Kategorien  ihrer 
Wissenschaft,  durch  die  physischen,  wie  durch  die  ethischen  hin- 
durch, darüber  gestritten,  warum  Zeus  der  jüngste  Bruder  des 
Ais  und  Poseidon  hcisst. 
*)  Man  vergleiche  La  Place  Exposition  du  Systeme  du  moiide  Livr. 
IV.  chap.  9.  f.  eine  merkwürdige  Untersuchung  über  die' Grenzen 
des  Zodiakallichtes. 


—     193     — 

um  dem  Gegner  selbst  einen  Pfeil  in  die  Hand  zu  drücken !  — ) 
die  Grenzen  des  Festlandes,  Meeres  und  Dunstkreises.  Denn 
der  Gegensatz  derselben  will  nicht  bloss  nach  einem  allge- 
meinen, sondern  nach  dem  bestimmtesten  Maassstabe  der 
Coordination  bemessen  und  so  erkannt  werden  ,  dass  jedes 
dieser  Glieder,  mit  dem  anderen,  als  eine  Entwickelung  des- 
selben Prinzips,  welches  das  Innere  von  der  Rinde  geschie- 
den, und  aus  d  e  m  Gesichtspunkte  angesehen  wird,  auf  dem 
es  einleuchtet,  dass  in  dieser  Dreiheit  die  allgemeine  Differenz 
der  tellurischen  Natur  ihre  eigenthümlichste  Grund- 
bestimmtheit gleichzeitig  ausspricht.  Selbst  diese  drei  Mo- 
mente sind,  sofern  sie  dem  Einen  Ganzen  der  Erde  gehören, 
von  einander,  was. ihre  innerste  Beziehung  angeht,  ganz 
offenbar  unendlich  weniger  getrennt,  als  die  Erde  von  dem 
Äther,  dessen  Unbestimmtheit  neben  ihrer  Realität  gleichsam 
verschwindet.  Denn  er  ist  nur  die  allgemeinste  reinste  Grund- 
lage ilu'es  Wesens,  während  das  Innere  der  Erde  schon  eine 
individuelle  Grundlage  ihrer  Rinde  ist.  Vor  dem  Leben 
der  Erde  verschwindet  seine  Existenz  und  wird  mehr  oder 
weniger  gleich  Null,  daher  wenig  beachtet  von  der  heutigen 
Naturforschung  ••=). 

Näher  über  die  Grenze  der  Erdatmosphäre  und  des 
Äthers  zu  sprechen,  ist  ohne  die  bestimmteste  Erklärung 
über  den  Begriff  des  Weltraums,  die  hier  zu  weit  führen 
würde,  nicht  wohl  möglich.  Hier  kommt  es  auf  die  Grenze 
der  Atmosphäre,  weniger  sofern  sie  den  Äther,  als  sofern 
sie  die  Erde  begrenzt,  an.  Auch  diese  Grenze  mag 
ihre  Geschichte  haben,  aber  noch  Niemand  hat  sie  ge- 
schrieben. 

Sollen  wir  also  nach  den  heutigen  Grenzen  der  At- 
mosphäre, nach  ihrer  Höhe  forschen,  um  die  MögHchkeit 
zu  beweisen,  dass  alle  Wärme,  die  die  Erde  bei  der  Bil- 
dung ihrer  Rinde  auf  der  Oberfläche  verloren,  noch  immer 
in  ihrem  Gebiete  gebunden  sey,  weil  die  Atmosphäre  gleich- 

*>  Vgl.  z.  B.    Newton    Pr.    Phil.    Nat.   Lit.    II.    propos.  10.     Siehe 
hier  S.  200.  Not.  '•'*)• 

13* 


—     194     — 

zeitig   mit   dem    Land    und   Meere   entstanden?     Zu   jedem 
Schlüsse  bedarf  man  mindestens  zweier  Prämissen. 

Zwei  bestimmte,  sichere,  in  das  ganze  atmosphärische 
Leben  der  Erde  eingreifende  Faktoren,  die  uns  schon  heute 
die  Höhe  der  Atmosphäre  vollgültig  berechnen  Hessen,  sind, 
mir  wenigstens,  nicht  bekannt,  denn  die  Zusammenstellungen 
der  nur  innerhalb  gewisser  Grenzen  bekannten  Abnahme 
der  Wärme  und  der  Dichtigkeit  der  Luft,  die  Bestimmun- 
gen der  Punkte,  wo  die  sog.  Fliehkraft  oder  Schwungkraft 
der  Erde  und  die  specifische  Elastizität  der  Luft  mit  der 
Schwere  ins  Gleichgewicht  kommt,  wo  das  Licht  keine  merk- 
bare Strahlenbrechung  *)  mehr  zeigt  —  eine  Grenze,  die 
noch  bedeutend  höher,  als  die  Grenze  liegt,  auf  die  die 
Beobachtung  der  Dämmerung  zuerst  geführt  hat  **),  diese 
Untersuchungen  geben  zwar  der  Atmosphäre  eine  ungefähre 
Höhe  von  25  bis  30  geographischen  Meilen,  aber 
sie  belehren  uns  nicht  über  die  Natur  ihrer  obersten  Regio- 
nen, lassen  mithin  in  der  Seele  des  ernsten  Naturforschers 
immer  noch  erhebliche  Zw^eifel  zurück.  Er  beachtet,  ohne 
dabei  zu  verweilen,  die  Räthsel  der  Atmosphären  der  lunarischen 
und  planetarischen  Körper  unseres  Sonnensystems  ***) 
und  des  Thierkreis-Lichtes,  das  man  als  Sonnen-Atmosphäre 
ansieht.  Er  verweilt  nur  kurz  bei  den  Fragen  über  die  sog. 
Anziehung,  welche  Sonne  und  Mond,  wie  auf  das 
Meer,  so  mit  anderem  Erfolgt)  auf  die  Atmosphä- 
r  e  üben,  wenn  er,  im  Sinne  der  Abgeschlossenheit  oder  des 


•)  Eine  Lichtverändernde  Kraft  schrieb  Oxbers  auch  dem  Äther  zu. 
Diese  würde  auch  hier  von  Bedeutung  seyn,  hätten  diejenigen  Recht, 
die  der  Atmosphäre  gar  keine  Grenze  beimessen. 

■*)  Diese,  die  auch  die  höchste  Höhe  der  Nordlichter  zu  seyn  scheint,  ist 
nach  Brandes  (in  Gehler's  phys.  Wörterb.  IL  277.)  etwa  4  geo- 
graphische Meilen. 

'"■•"*;  Denn  die  Natur  der  kometarischen  Weltkörpcr  ist  selbst  sokonkret- 
at  mosphärisch,  dass  man  keine  v/eitere  bestimmte  Atmos- 
phäre von  ihnen  erwarten  kann. 

t)  La  Place  Mem.  de  l'acad.  1775.  S.  76.  Mec.  cel.  II.  livr.  IV. 
c.  4.  n.  44:.  Dazu  Muncke  in  der  neuen  Ausg.  v.  Gehler's 
phys.  Wörterb.  1.  (1825.)  S.  500  auch  S.  67  ff. 


—     195     — 

eigenen  Lebens  unseres  Planeten,  ihre  Höhe  beurtheilt  se- 
hen will.  Er  wird  diess  Alles  erwägen,  selbst  die  Frage 
sich  stellen,  welches  Verhältniss  die  Höhe  der 
Atmosphäre  zur  Masse  des  Festen  und  Flüssi- 
gen, so  wie  zurGrösse  der  Erde  und  zudenftua- 
draten  ihre'r  Entfernung  von  andern  Weltkörpern  des 
Systems,  dem  sie  angehört,  und  zur  vermeintlichen  Höhe 
der  Atmosphären  solcher  Weltkörper  habe,  an  welchen  man 
eine  Art  von  Dunstkreis  beobachtet. 

Er  wird  nichts  zu  klein  achten,  was  ihn,  auch  entfernt^ 
zu  grösserer  Gewissheit  führen  könnte  :  jedes  einzelne  Mo- 
ment, jede  Ansicht  wird  er,  wie  der  Philolog  jede  Lesart, 
wie  der  Zoolog  und  Geognost  jedes  Petrefaktum  prüfen,  auf 
nichts,  was  genau  ist*),  mit  Stolz  herabsehen,  aber  er  wird 
sich  nicht  schmeicheln,  wenn  der  Atmosphäre  keine  über  30 
geograph.  Meilen  hohe  Grenze  gesichert  ist,  ihre  W  ä  r  m  e  a  b- 
sorbirenden  Kräfte  völlig  bemessen  oder  die  ausserirdische 
Stätte  begriffen  zu  haben,  aus  der  die  Bleteorsteine  und  Stern- 
schnuppen (Phänomene  derselben  Art)  kommen  sollen. 

Kennen  wir  noch  nicht  einmal  die  Tiefen  des  Meeres 
und  des  Landes,  das  Verhältniss  ihrer  Masse  und  Natur 
zu  der  der  Atmosphäre,  wie  wollten  wir  sagen,  welches 
Maass  von  Wärme  bei  der  Bildung  der  letzteren  **)  noth- 
wendig  war  ?  Selbst  die  übrigen  Wärme-absorbirenden  Kräfte 
der  Natur  sind  noch  räthselvoll!  Und  auf  den  Boden  unse- 
res in  diesem  Gebiete  so  jungen  Wissens  sollten  wir,  in 
babylonischer  Verwirrung,  die  seltsame  Vorstellung  aufbauen, 
dass  die  Erde  an  Wärme  reell  verloren,  wenn  wir  nicht  h  a  n  d- 
grei flieh    bis   ins   Einzelne  nachweisen  können,   wie  das 


*)  Aristoteles  Metaph.  B,  II.  gegen  Ende.  Ein  Irrthum,  so  klein, 
dass  man  ihn  gleich  Null  schätzen  könnte,  erzeugt  bei  weiterem  Ver- 
folg (wenn  ihm  eine  Einheit  vorgesetzt  ist)  Millionen  Irrthümer 
und  erbt  sich  fort. 
"~*)  Bedeutende  Winke  über  Li  ch  tabsorbtion  im  Luftkreise,  über  Wär- 
me-Erzeugung durch  Lichtschwächung  etc.  gab  kürzlich  Arago. 
Vgl.  Conn.  des  temps  pour  1828.  S  225.  mit  Alex.  v.  Humboldt 
in  Abhandl.  Berl.  Akad.  3  Jul.  1827.  S,  307. 


—     196     — 

erste  Sinken  der  Temperatur  ihrer  Oberfläche  bei  der  Bil- 
dung ihrer  Atmosphäre  vor  sich  gegangen?  Wie  geht  denn 
die  Wärme  -  Abnahme  des  Organismus  bei  seinem  Sterben, 
oder,  weil  jenes  eher  ein  neues  Leben,  als  ein  Untergehen 
war,  wie  der  Prozess  vor  sich,  den  wir  Bewegung  des  Blu- 
tes, der  Nerven  etc.  nennen  ?  Wie  unsere  Physiologie  in  diesen 
organischen  Gebilden  Kügelchen  entdeckte,  entdeckte  unsere 
Chemie  in  der  Atmosphäre  eine  Menge  beweglicher  Gasarten. 
Aber  damit  weiss  weder  diese  noch  jene  sogleich,  was  sie 
eigentlich  entdeckt  hat,  wie  ihr  reicher  Fund  entständen, 
wie  er  zu  begreifen  ist  7  Denn  ohne  Genesis  gibt  es  keinen  Be- 
griff! und  ohne  Einsicht  in  die  weitere  Entwickelung  kein 
Verständniss  der  Entstehung! 

Die    später   abnehmende    Temperatur    der    Atmosphäre 
geht    Schritt   vor    Schritt    mit  der  zunehmenden  Ausbildung 
der    Erdkruste.     Je    mehr   diese    an   Massenbildung  gewon- 
nen, je   tiefer   bannte  sie  die  Wärme  in  das  Innere  der  Erde. 
Wer  also  unter  den    bisher    entwickelten    Bedingungen 
wunderbarer     Weise    einen    reellen    Verlust    der    Erd- 
wärme behaupten  wollte,  müsste    nicht   nur    die   Grösse  der 
Atmosphäre    —    der    ursprünglichen    und    der    heutigen,    — 
sondern  auch  die  wärme-bindende  oder   wärme-absOrbirende 
Kraft  der  ganzen  Erde,  vom  ersten  Sehöpfungsakte  an,  weit 
bestimmter,  als  es  bisher    gelungen,    erkannt,    und  zugleich 
das  ohngefähre  M  a  a  s  s  der  Wärme  bemessen  haben,   das 
bei  dieser  Scheidung  des  Landes,  Meeres  und  Dunstkreises, 
wie  der  Rinde  und  des  Lineren  in  das  Gebiet    der   ur- 
sprünglichen Umgebung  des  Planeten  entwichen  und 
von    ihm    für    immer  —  entflohen    seyn     soll.      Er    müsste 
auch  sagen,  ob  dieses  Gebiet    immer  Gebiet  des  Äthers 
blieb,  oder  sogleich,  durch  den  bezeichneten  Scheidungs- 
akt,   in    das    Gebiet    der    Atmosphäre    überging. 
Weil  aber  mit  diesem  Sinken  der    Temperatur   jene  gleich- 
zeitige Selieidung  begonnen,    so  würde    er    sich    vor    dieser 
Scheidung  die  ganze  Erdmasse    gleichmässig    etwa    so    weit 
espandirt  denken,  als  noch  jetzt  die   Erde    vom  Erdcentrum 


—     197     — 

an  bis  zur  Grenze  der  Atmosphäre  reicht ,  oder  gar 
noch  weiter,  wobei  er  wiederum  die  plutonische  von  Innen 
heraustreibende  Natur  der  ältesten  Festgebilde  —  mithin 
den  Verlust  jener  Wärme  selbst,  wenigstens  zum  Theil,  also 
eben  das  vergessen  würde,  worum  es  sich  handelt.  Einzelne 
dieser  Fragen  lassen  schon  heute  eine  beruhigende  Antwort 
zu,  ja  diese  liegt,  wie  man  sieht,  im  Vorhergehenden  *),  na- 
mentlich die  der  letzteren.  Denn  wir  sahen,  dass  die  Tem- 
peratur der  Erde  ursprünglich  ihre  ganze  Masse  gleichmäs- 
sig  durchdrang  und  die  Oberfläche  nur  dadurch,  dass  sie 
von  ihr  entwichen  ist,  zum  Heerd  des  Festen  und  Flüssigen 
machte ,  dass  ferner  jener  Akt  der  Scheidung  dem  Inhalt 
nach  in  so  weit  eine  Kontraktion  des  Erdkörpers  war,  so 
weit  er  eine  Expansion:  Expansion  nämlich  des  Inneren, 
Kontraktion  der  Rinde ,  beides  ohne  Pause,  gleichzeitig, 
mit  dem  ersten  Moment  des  Daseyns  der  Erde,  so  dass  die 
Theorien,  welche  unseren  Erdkörper  in  solchem  Sinne 
wachsen,  wie  die,  welche  ihn  kleiner  werden  lassen,  in 
ihrer  Einseitigkeit  verschwinden.  Auch  diese  Lösung  spricht 
für  unsere  Ansicht,  gegen  die  Annahme  eines  reellen  Ver- 
lustes an  Wärme,  so  dass  man  das  Gegentheil  nur  dann 
behaupten  könnte,  wenn  die  befriedigende  Lösung  aller  hier 


*')  Das  Maximum  der  Wärme -Abnahme  bei  der  Entstehung  des  Mee- 
res bestimmt  sich  aus  der  Temperatur,  unter  welcher  die  ältesten 
Wasser  (nach  Maasgabe  ihres  damals  entschieden  reicheren  Inhalts) 
als  Wasser  zuerst  auftreten  konnten.  Das  Minimum  bestimmt 
sich  nach  dem  geringeren  Sinken  derselben ,  bei  welchem  die 
ältesten  plutonischen  Gebilde  erstairen  mussten,  Jenes  ist 
noch  räthselhafter  als  dieses,  weil  wir  weder  vom  chemi- 
schen Inhalt  des  ältesten  Wassers,  noch  von  der  ursprung- 
lichen Wärme  des  ganzen  Planeten  ein  Maass  haben. 
Diese  lässt  sich  eigentlich  nur  mit  sich  selbst  oder  im  Ver- 
hältniss  zur  unbekannten  Wärme  anderer  Himmelskörper  messen, 
deren  Bewegung,  Dichtigkeit  u.  s.  w.  leichter  auszumitteln  war. 
Fragen  kann  man  indes»,  ob  das  Innere  des  Planeten  in  dem 
Maase  an  Wärme,  in  welchem  an  Expansion,  d.  h.  in  welchem  die 
Oberfläche  an  Kontraktion  gewonnen  hat.  Man  müsste  aber  über- 
all die  Ausdehnung  und  Wärme  der  Atmosphäre  mit  einrechnen. 
Diese  iet  eine  noch  unbekannte  Grösse. 


—     198     — 

znsammengreifenden  Räthsel  nnd  alles  dessen,  was  mit  ihnen 
im  Verbände  steht,  für  dasselbe  sprechen  könnte  und  würde. 
Denn  ohne  die  dringendsten  Gründe  darf  man  nichts  vor- 
aussetzen, was  der  in  sich  geschlossenen  Natur  des  einmal 
geschaffenen  Planeten,  so  lang  er  besteht,  bestimmt  zu  wi- 
dersprechen scheint,  ja  ganz  offenbar  dann  widerspricht, 
wenn  man  das  Verschwinden  der  Wärme  als  Verlust  eines 
Stoffes  vorstellt  —  als  wäre  es  eine  ergänzende  Seite, 
eine  Dankbarkeit  der  Erde,  für  den  Äther,  durch  welchen 
sie  nach  derselben  Hypothese  das  Licht  der  Sonne  als  einen 
Stoff  erhalten  soll,  obwohl  nirgends  zu  verspüren  ist,  dass 
die  Erde  immer  lichter  werde,  oder  alles  Licht  so  lange 
Abschwäche,  bis  es  in  W^ärme  sich  verwandele. 

Das  Räthsel,  das  unsere  Ansicht  übrig  lässt,  ist,  um 
viel  zu  sagen  —  nicht  einmal  so  gross,  als  das,  welches 
nach  V.  Hoff  in  der  Thatsache  liegt,  dass  seit  der  Diluvial- 
Katastrophe  der  Meeres-Spiegel  denselben  Stand  innehält, 
während  der  Meeresgrund  fortwährend  sich  erhöht  und  die 
Feuchtigkeit  in  der  Atmosphäre  nicht  zunimmt,  und  doch 
kann  niemand  wegen  dieser  Schwierigkeit  jene  Thatsache 
in  Abrede  stellen  *). 

Da  aber  jene  Frage  hier  nicht  ins  Einzelne  verfolgt 
werden  darf,  so  stellen  wir  das  Resultat  unserer  Betrach- 
tungen, nur  so  weit  es  unserem  Zwecke  genügt:  die 
Grenze  der  Atmosphäre  kann  nicht  beschränk- 
ter seyn  und  nicht  weiter  reichen,  als  die  Kraft 
der  Erde,  an  sich  zu  binden,  was  ihr  gehört 
und  von  ihr  kommt.  —  Will  man  sich  diesen  Gedanken 


'•')  Sie  hängt  zusammen  mit  der  ungeheueren  Menge  von  Wasserstoff, 
welcher  alltäglich  in  die  Atmosphäre  emporsteigt,  und  die  Parbt 
durch  die  Nordlichter,  wozu  vielleicht  schon  die  unzähligen  Stern- 
schnuppen hinreichen  würden,  verzehren  lässt.  Ferner  mit  den 
Fragen  nach  der  Widererzeugung  des  SauerstofTs  in  der  Luft, 
nach  der  Abnalnne  des  Wassers  mancher  Flüsse ,  nach  den  Sen- 
kungen einzelner  Strecken  des  Meeresbodens  bei  Emportrcibung 
neuer  Inseln  etc. ;  —  überhaupt  mit  der  Frage  nach  dem  Begriffe 
der  fortgesetzten  Erhaltung  aller  Lebensseiten  der  Erde.  S.  o.  S.  187. 


—     199     — 

zur  Anschauung  bringen,  so  kann  man  sich,  vorausge- 
setzt, dass  man  begreife,  was  Anschauung  in  diesem 
Gebiete  heisse,  da  uns  der  Äther  selbst  unsichtbar  bleibt, 
—  am  einfachsten  aus  Göthe's  Weltanschauung  darüber 
belehren,  wenn  man  auf  das  Wesen  des  Lichtes,  das 
erst  in  unserer  Atmosphäre  zu  Dem  wird,  was  es  uns 
ist,  den  Blick  zurückwendet.  Der  unendliche  Weltraua* 
oder  der  Äther  unseres  Sonnensystems  erscheint  uns  dun- 
kel. Durch  atmosphärische,  vom  Tageslicht  erleuchtete  Dünste 
angesehen,  erscheint  uns  daher  die  Grenze  dieser  Finsterniss 
blau,  denn  Blau  entsteht,  wo  das  Helle  üb e r  das  Dunkle 
und  Schattige  sich  ausbreitet  *).  Wo  also  im  blauen  Him- 
melsgewölbe das  Helle  endet  und  der  unendlich  finstere 
Raum  beginnt,  da  beginnt  der  Äther  **).  Unbestimmt,  wie 
diese  Anschauung  ist,  hat  man  in  ihr  ein  Bild  jener  Unbe- 
stimmtheit, in  der  die  Grenze  des  Äthers  und  der  Atmos- 
phäre gesucht  wird.  Man  kommt  von  dem  Subtilsten  auf 
das  Einfachste  zurück.  Göthe  sagt,  in  wenig  veränderten 
Worten : 

Blau  ist  der  Äther  und  doch  von  unergründeter  Tiefe, 

Offen  dem  Auge,  dem  Witz  bleibt  er  doch  ewig  geheim! 
Allem  Bisherigen  zu  Folge,  hat  die  Erde  weder  an 
Wärme,  noch  an  Wasser,  noch  an  irgend  etwas  —  je  einen 
reellen  Verlust  erlitten.  Sie  ist  ein  Ganzes  in  sich.  Der 
Äther  ist  zwar  der  Grund,  aus  dem  sie  entstand,  und  darum 
auch  der  Abgrund,  in  dem  sie  allein  wieder  zu  Grunde  ge- 
hen kann.  Aber  er  geizt  nicht  nach  dem  Reichthum  des 
Lebens,  das  mit  ihrer  Entstehung  ihr  verliehen  ist.  Er  ist 
das  einfache,  allgemeine  Element,  in  welchem  alle  Systeme 
der  Welten  kreisen.     Seine    Natur    lebt   in   allen   und  ist, 


**>  Göthe's  Farbenlehre  I.  §.  155.  II.  109.  mit  I,  151,  778.  II.  90,  9E, 
114,  492,  493,  517,  520.  Über  die  atmosphärische  Luft  in  Bezie- 
hung  auf  die  Beleuchtung   s.  Göthe's  Farbenlehre  I.  §.  153—173. 

*>  Eine  Bemerkung,  auf  die  mich  ein  Gespräch  mit  Daue  in  Heidelb. 
geführt  hat.  Man  kann  sie  nicht  missverstehen ,  wenn  man  be- 
denkt, was  oben  von  der  Grenze  der  Strahlenbrechung  bemerkt 
worden. 


—     200     — . 

wie  ScoTUS  sagte,  ohne  Welten  gar  nicht  zu  denken.  So 
ist  ei',  als  existirte  er  nicht — der  reine  Anfang  des- 
sen, was  in  und  mit  ihm  immer  zugleich  da  ist  *),  wie  es 
nie  ein  Allgemeines  gibt,  ohne  ein  Besonderes,  nie  eine 
Leere,  die  nur  Leere  wäre,  ohne  Ei'füllung. 

Lebt  aber  seine  Natur  mittelbar  auch  in  der  Erde, 
so  dai'f  man  ein  Analogon  der  reinsten,  flüchtigsten 
Stoffe,  die  uns  die  Erde  zeigt,  auch  in  ihm  suchen.  — 

Dahin  geht  z.  B.  der  Gedanke  der  dva^Ujtttacrtg  ^t]Qa. 
(„trockene  Dünste")  **)  des  Aristoteles,  wenn  man  seinen 
Zusammenhang  mit  dem  aristotelischen  Begriffe  des  Chaos^ 
den  wir  oben  berührt,  und  mit  den  uralten  Streitfragen  ***) 
über  Luft  und  Äther  würdigt  f).  Denn  je  bestimmter  man 
den  Gedanken  eines  Äthers  auf  die  Natur  der  Erde  bezo- 
gen hat,  um  so  mehr  ging  er  in  dem  Begriff  der  Luft, 
des  jrvsüjna,  u.   s.  w.  auf.  — 

Setzt  man  demnach  ft)  zur  Versinnlichung  der  be- 
zeichneten Prozesse  —  was  bis  heute  das  Wahrscheinlichste 


•)  Man  wird  diesen  Ausdi'uck  keines  unlogischen  Widerspruchs  zei- 
hen,  wenn  man  sich  eriiinert,  was  oben  über  den  Impuls  der 
Welt^ntwickelung  gesagt  worden  und  mit  den  allgemeinen  Räth- 
sein  bekannt  ist,  die  Platon  schon  vor  zweitansend  Jahren  im 
Parmenides  und  Sophistes  gelösst  hat. 
Dass  die  neuere  Philosophie  über  den  Äther  nirgends  „etwas  Er- 
kleckliches" gesagt,  erklärt  sich  aus  dem  bisherigen  Gang  ihrer 
Entwickelung. 

•*)  Aristoteles  z.  B.  Meteorol.  IL  7.  mit  II.  9.  End.  Vgl.  Ukbrt 
Geograph,  der  Gr.  und  Römer.  II.  1.  S.  183. 

•**)  Diese  dvaSv/iiiaöis  ist  nach  Aristoteles  dieselbe  Kraft  und  die- 
selbe Natur  (cpvöis) ,  die  in  der  Luft  den  Wind,  in  der  Erde  da» 
Beben,  in  den  Wolken  den  Donner  schaflft :  etwas  anderes,  als 
der  erschütternde  Äther  des  Anaxagoras. 
t)  Jacob  Bernoulli  de  gravitate  Aetheris.  S.  Acta  eruditor.  1683. 
S.  106. 

tt)  Über  die  materielle  Bedeutung  des  Äthers  in  Beziehung  auf  die 
Schwere  s.  Newton  Princip.  phil.  natur.  Lib.  II.  propos.  10, 
Laplace  und  Schubert'«  Ansichten  in  Bode's  astronom.  Jahrbuch 
1802.  S.  165.  und  in  Beziehung  aaf  das  Licht  Olber's  in  Bode's 
Jahrb.  126.  S.  110.  Man  hat  in  diesen  Citaten  ein  ganzes  System 
mannigfach  abweichender  Ansichten,  aber  noch  nicht  die  letztfe,  wahre. 


—     201     - 

—  das  Daseyn ,  und  bei  der  Bildung  der  Weltkör- 
per, eine  Verdichtung  Gas-förmiger  oder  unseren  Gas- 
förmigen ähnlicher  Stoffe  im  alten  Äther  voraus  (so  weit 
in  ihm  etwas  Positives  gedacht  werden  soll),  so  m  u  s  s  t  e 
sich,  gemäss  den  Gesetzen,  die  auf  der  Erde  gelten,  bei 
dieser  Konzentration ,  ( oder  Kontraktion )  ungemessene 
Wärme  entbunden  haben  =-) :  ein  Gedanke,  den,  wenn  ich 
nicht  irre,  in  ähnlicher  Beziehung  unter  Andern  auch  Klo- 
ben geäussert.  Seine  Ausführung  mit  Anwendung  auf  die 
bisherige  Entwickelung  läge  in  der  Aufnahme  weniger,  doch 
auf  unverrückte  Analogieen  gegründeter  Bemerkungen,  die 
Alexander  von  Humboldt  schon  zu  einer  Zeit,  da  er  noch 
der  alten  Schule  huldigte,  aussprach,  dass  nämlich  das 
Festwerden  der  Felsarten  bei  der  Bildung 
des  Dunstkreises  von  wesentlichem  Einfluss 
war,  dass  neue  Mischungen  sich  ergeben  und  mit  den  auf- 
steigenden Gas-artigen  Substanzen  eine  grosse  Wärme  in 
den  Dunstkreis  übergehen  musste. 

übersetzen  wir  diese  Ansicht  in  die  Sphäre,  in  der 
nns  das  erste  Bild  von  der  Entstehung  des  Festlandes,  des 
Meeres  und  Dunstkreises  aufging,  so  werden  sich  die  ver- 
schiedenen Fälle,  die  sich  gleich  oben  bei  der  Frage  nach 
der  Abnahme  der  Temperatur  auf  der  Erdoberfläche  erga- 
ben, in  einem  deutlicheren  Lichte  zeigen. 

Wir  werden  nämlich  nach  Reinigung  der  dort  gegebe- 
nen Vorstellungen,  geneigt  seyn,  diese  Abnahme,  die  die 
erste  Scheidung  des  Landes,  Meeres  und  Dunstkreises  be- 
dingte, durch  Ausstrahlung  der  Wärme  bei  der  Bildung  der 
Atmosphäre,  und  mit  der  gleichzeitigen  Erstarrung  der 
Oberfläche,  durch  Koncentration  im  Innern  zu  erklären,  so 
jedoch,  dass  wir  mit  dieser,  die  durch  die  Bildung  des  Fest- 
landes bedingt  ist,  —  ein  unablässiges  Streben  der  Hitze 
von  Innen  nach  Oben,  bis  zu  den  Grenzen  des  Erd-Gebietes 


*;  Unendlich    kleine    Analogieen   könnten    uns    die  Bildungen  der  Me- 
teorsteine bieten,  wären  diese  uicht   selbst  noch  räthselhaft  genug. 


—     202     — 

anzuerkennen,  nie  versäumen  dürfen.  Denn  so  wenig,  als 
das  Mysterium  des  thierisehen  Organismus,  seine  Wärme, — 
bloss  im  Herzen  oder  Blute  lebt,  so  wenig  wohnt  die 
Wärme  der  Erde  bloss  im  Centrum  und  in  ihren  Vulkanen, 
und  so  wenig  sie  in  jenem,  so  lange  er  lebt,  mit  den  Jah- 
ren stirbt,  so  wenig  kann  sie  im  tellurischen  Organismus 
jemals  vermisst  werden.  Er  ist  mit  ihr,  sie  mit  ihm  gebo- 
ren: Ihr  Pulssehlag  kann  sich  massigen:  sie  selbst,  seine 
Quelle,  bleibt! 

Und  da  die  Erhaltung  der  Erde  eine  fortgesetzte 
Schöpfung,  so  leben  in  ihr  alle  jene  Mächte  unablässig 
fort.  Sie  selbst  haben  sich  durch  ihre  Wirkungen  die 
jetzigen  Grenzen  ihres  Ki-eislaufes  bestimmt*).  Die  schei- 
dende Kraft  der  Vergangenheit  thront  in  der  Tiefe  der 
Erde:  ihr  Inneres  ist  ihr  chemischer  Heerd,  ihre  Ober- 
fläche die  Krone,  ihre  Atmosphäre  der  königliche  INTimbus 
und  Heiligenschein  ihres  Hauptes.  So  lässt  die  griechische 
Mythe  den  alten  Hephästos  erlahmen,  ohne  dass  er  aufhöre, 
der  unübertreffliche  Künstler  zu  seyn.  So  setzt  sie  ihre 
neuen  Götter  in  den  heiteren,  spiegelreinen  Olymp.  Hier 
herrschen  sie  trotz  aller  Empörungen  der  Titanen  und  Gi- 
ganten „in  ewigen  Festen  und  schreiten  von  Bergen  zu 
B  er  gen  hinüber."  — 


'')  Ad  hominem :  Allem  Bisherigen  zu  Folge  setzt  die  verän- 
derte Temperatur  der  Erde  eben  so  wenig  einen 
reellen  Verlust  an'Wärme,  als  der  veränderte  Stand 
des  Meeres  einen  reellen  Verlust  an  Wasser,  oder 
das  Festwerden  der  Erdkruste  einen  Gewinn  an  an- 
derswo herkommenden  materiellen  Stoffen  voraus. 
Vielmehr  erklärt  sich  der  Stand  des  Dunstkreises,  Meeres  und 
Landes,  wie  uns  scheint,  einfach  aus  dem  Einen  Akte,  dem 
sie  alle  gleichzeitig  ihren  Ursprung  danken.  —  Eine  Hypothese 
aber,  die  ihre  Möglichkeit  im  Allgemeinen  bewiesen,  ist  nur  so 
weit  zu  tadeln,  so  weit  sie  die  Phänomene,  die  sie  erklären  soll, 
nur  einseitig  und  unvollständig  fasst  und  mit  irgend  einem  wirk- 
lich erkannten  Naturgesetze  unverträglich  ist.  Die  bleibt  die 
beste ,  die  die  meisten  Erfahrungen  für  sich  hat  und  durch  spre- 
chende Analogieen  unterstützt  wird. 


—     203     — 

Wir  haben  dem  gemäss  in  jener  von  Innen  heraustrei- 
benden, auf  der  Oberfläche  sinkenden  Hitze  der  Erde  die 
anschaulichste,  in  ihr  und  ihrer  Stellung  zu  dem  Weltsy- 
stem, dem  sie  angehört,  gegründete  (wenn  auch  nicht  aus- 
schliessende)  Initiative  ihrer  Entwickelung  —  als  eine  Auf- 
forderung an  alle  Seiten  ihres  Lebens,  sich  thätig  zu  ent- 
scheiden, zu  dem  sich  zu  bestimmen,  was  sie  werden 
mussten,  so  dass  in  und  mit  diesem  Agens  ihre  ganze, 
noch  unentschiedene  Natur  allzumal  und  unablä8> 
sig  wirkte. 

Diese  noch  durch  und  durch  räthselvolle  Zeit  ist  bis 
zum  Anbruche  der  nächsten  Umbildung  diejenige,  welche 
man  mit  Fug  und  Recht  U  r  z  e  i  t  nennen  könnte. 

Wer  aber  möchte  heute  schon  zu  entscheiden  wagen, 
dass  ihr  dieses  oder  jenes  einzelne  Gebilde,  was  die  Schule 
„primitiv'*  nannte ,  angehöre  ?  —  Und  doch  ?  denn  das 
Schlimmste,  was  gegen  die  Wissenschaft  begangen  werden 
kann,  ist  in  jeder  Sphäre,  wenn  der  Mensch  verzichtet 
auf  die  Erkenntniss  der  Grundlagen  seinesWis- 
sens!  Da  ist  eine  irrige,  wenn  nur  tief  gehende  Hypo- 
these oft  verdienstlicher,  als  vornehme  Gelassenheit.  —  Wer 
möchte  dieses  leugnen? 

Weil  indess  ein  verneinender  Satz,  wie  Winkelmann 
irgendwo  *)  ironisch  sagt,  eher ,  als  ein  Bejahender  gefun- 
den wird,  so  Hessen  sich  Kennzeichen,  welche  unsere^  älte- 
sten Formationen  dieser  Urzeit  nicht  angehören, 
leichter  aufstellen,  als  positive  Merkmale  eines  sol- 
chen Alters.  Aber  die  negative  Betrachtung  muss  sich  von 
selbst  in  eine  positive  umkehren.  So  kann  z.  B.  unserer 
Ür-Periode  keine  granitische  oder  andere  Felsart  zugeschrie- 
ben werden,  welche  Gänge  bildet.  Ob  man  ihr  aber 
Granite  zutheilen  darf,  die  auch  im  entferntesten  Sinne  keine 
Spur  einer  Gang-ähnlichen  Form  erkennen  lassen,  kann  man 
schwerer  sagen,    weil  diese    doch    Statt  finden    dürfte    (wie 


*)  WiNKELMANN  Kuiistgcsch.  V,  6.  §.  13.  (Aristotel.  Mcthapli.  III,  2.) 


—     204      - 

selbst  bei  dem  ältesten  ffeidelberger  GTanif)  ohne  nns  irgend 
wie  aufgeschlossen  zu  seyn  und  weil  die  Form  aller  Granite 
eine  mehr  oder  minder  gestörtere  -  Bildungsweise  zu  ver- 
rathen  scheint,  als  man  von  dieser  Periode,  wo  idie  Ent- 
stehung des  Festen  durchaus  keine  Kruste  vor- 
fand, die  sie  hätte  durchbrechen  müssen,  ;erwarten  kann. 
Wir  sprechen  es  unverholen  aus :  Eine  Epoche ,  wie  die 
dargestellte,  war  i n  B e z i e h u n g  auf  Störungen,  die  ein 
ä  US  ser  er  Widers  t  and  veranlassen  könnte,  die  ein- 
fachste, ruhigste,  so  sehr,  als  sie  die  allge- 
meinste war,  ganz  gegen  die  gewöhnlichen  Vorstellun- 
gen von  der  Urzeit.  Das  Wort:  ,>(5rott  sprach :  es  werde 
Licht  und  es  ward  Licht  !^^  dessen  Erhabenheit  ein  Alexan- 
drinischer  Grieche  *)  als  Musterbild  erkannte,  gleicht  hier 
dem  Worte:  „Es  M^erde  eine  Veste  zwischen  den  Wassern!" 
und  gibt  uns  ein  Bild  der  Erhabenheit  dieser  Epoche  in 
Mitten  ihrer  Ruhe.  ;;,    . 


*)  Der  vermeintliche  Longinos  in  geinein  Werke  über  das  .Erhaltene. 
Man  erinnere  sich  an  Hayden's  Schöpfung,  'yvenn  man  sich  diese 
Epoche  zur  Anschauung  bringen  will. 

.iiVylhmeih'i'rf  J'to  ö8*3rrii 
(Schluss  folgt.)  ,  .r     w  -i. 


:       Mb 

-od 


Briefwechsel. 

Mittheilungen  an  den  Geheimenrath  v.  Leonhard 
gerichtet. 


Hacienda  S'w».  Trinidad,  Real  Angangueo,  7.  Junius,  1833. 
Meiac,  durch  anhaltendes  Erz -Probiren,  angegriffene  Gesundheit 
veranlasste  mich  zum  Besuchen  der ,  nur  eine  Tagereise  von  hier  ent- 
legenen BadequeUe  Tepetonco.  Der  Weg  führte,  fünf  Leguas  weit, 
über  unseren  Porphyr;  sodann  erreichte  ich  das  Revier  von  Tlalbux- 
huaba,  wo  Thonschiefer  herrscht,  der  von  vielen  Quarz-Gängen  durch- 
setzt wird,  auf  welche  die  nun  verlassenen  Gruben  gebaut  hfi|)en.  Zwei 
Jjeguas  ]&\i&&iis  Tlalbuxhuaba  tritt  weisser  Sandstein :  auf,  und  nun  folgt 
ein  höchst  fester  schwarzer  Kalkstein,  frei  von  allen  Beimengungen. 
Er  setzt  in  dieser  Gegend  viele  Berge  zusammen.  Im  Thale  steht  ein 
Konglomerat  an,  suis  Rollstücken  jenes  Kalksteines  und ,  aus  Porphyr- 
Geschieben,  lose  gebunden  durch  einen  sandigen  Kitt.,,    .,,(,. 

Julius  Schwarz. 


Freiberg,  22.  Aug.  1833. 
Im  verflossenen  Monate  habe  ich  eine  Exkursion  nach  Teplitx  und 
Karlsbad  gemacht.,  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  der  Ausbruch 
dortiger  Basalte  mit  der  Braunkohlen -Formation  gleichzeitig  ist,  Bei 
Stracha  unfern  TeplÜTi  w&t  ic\\  glücklich  genug,  in  dem  Erdbrande  ei- 
nen Eisenkönig  zu  finden,    ein  Stück  Thon-Eisenstein   mit  einpnj,, Knopf 


von  metallischem  Eisen. 


EzaUERRA   DEL''Bwt«l'     '■ 


Lausanne,  31.  Aug.   1833. 
Ich    habe   der  Versammlung    unserer  Helvetischen    naturljistorischcn 
Sozietät    zu    Lugano    beigewohnt.     Die   Sitzungen    fanden    am   22.,    23. 


—     206     — 

und  24.  Julius  Statt.  Es  waren  unser  mehr  als  dreissig  Mitglieder 
von  der  anderen  Alpenseite  und  ausserdem  mehrere  Italienische  Ge- 
lehrte. Mein  Rückweg  führte  mich  über  den  Gotthard.  Hier  sah  ich 
zum  ersten  Male  die  prachtvollen  Axinite,  welche  man  neuerdings  auf- 
gefunden hat.  Sie  kommen,  zuweilen  von  opalisirendem  Feldspathe  be- 
gleitet, am  Scopi  oder  Pcopello  vor,  oberhalb  Santa  Maria  in  Grau- 
bündten.  — ' 

Lardy. 


Wolfsberg,  23.  Nov.  1833. 
Im  Granite  der  Murinen  Scharte  habe  ich  eine  Chloritschiefer- 
Masse  als  Einscbluss  bemerkt,  die  in  zwei  Theile  geschieden  ist,  welche, 
obwohl  von  einander  getrennt,  durch  dazwischen  eingedrungenen 
granitischen  Teig,  sich  so  scharf  und  bestimmt  zeigen,  dass  man  sie 
auf  das  Genaueste  zusammenfügen  könnte.  Das  grössere  unter  beiden 
Schiefer-Stücken  hat  zwei,  mit  Granit  erfüllte,  Sprünge.  Niemand  kanH 
zweifeln,  dass  der  Schiefer  fest  war,  als  er  vom  Granit  umhüllt  wurde, 
und  dass  dieser  in  flüssigem  Zustande  gewesen  ist,  da  derselbe  den  Schie- 
fer einschloss.  —  Mich  beschäftigt  gegenwärtig  die  Ausarbeitung  einet 
Abhandlung,  in  welcher  ich  zeigen  werde,  wie  die  Schichten  der  Alpen 
gestellt  sind,  dass  Alles  auf  Gneiss,  der  in  Granit  übergeht,  ruht,  und 
dass  dieser  Granit-Gneiss  nicht  Züge,  sondern  Kuppen  bildet,  auf  denen 
die  anderen  Glieder  aufliegen.  Ich  habe  dieses  durch  zahlreiche  Beob- 
achtungen ausgemittelt.  Leider  war  ich  auch  den  heurigen  schlechten 
Sommer  nicht  im  Stande,  die  Arbeit  zu  schliessen  und  muss  nun  deren 
Vollendung  bis  zum  nächsten  Herbste  aufschieben.  —  —  Der  Glimmer- 
schiefer von  Guttenstein  führt  keine  Turmaline;  dagegen  triflft  man  in 
den  Schiefern,  welche  scheinbar  mit  Granit  wechseln,  bisweilen  Ti- 
tansputh.  — 

F.   V.    RoSTHORN. 


:,    ,  StuUgardt,  \5.  Dezemh.  18ZZ, 

'Ich' eile^  Ihnen  eine  geognostische  Entdeckung  mitzutheilen,  die  Ih- 
neh,  Vlrie  ich  hoffe,  interessant  sein  wird. 

Sie  erinnern  sich  vielleicht  noch,  dass  ich  Ihnen  voriges  Jahr 
scliriebj  von  Wemdingen,  bei  Nördlingen,  Braunkohlen  aus  dem  Jura 
erhalten  zu  haben,  und,  wenn  ich  nicht  irre,  legte  ich  ihnien  ein  Exem- 
plar diei^er  Kohle  bei.  Unser  Präsident  des  Bergraths,  Herr  Geheime- 
rath  V.  Kerpter,  der  sich  für  alles  Neue  in  dieser  Beziehung  sehr  inter- 
essirt,  reisste  selbst  nach  Wemdingen  ,  und  brachte  eine  Suite  der  Ge- 
birgs-Art  und  des  Kohlen-Gebirges  mit,  aus  welcher  ersichtlich  war,  dass 
die  Kohlen  auf  Jura-Dolomit  liegen  und  mit  Lehm  (Diluvial)  bedeckt 
sind.  Das    Flötz  oben  her  aus  erdiger,  unten  aus  fester  Braunkohle  be- 


-      207      ~ 

stehend,  war  10—14'  mächtig,  und  wurde  durch  Schachtbau  ausgebeutet. 
Mehrere  bei  uns  in  voiigem  und  diesem  Jalire  vorgenommene  Bohr- 
versuche, die  V.  Kerner  vornehmen  Hess,  gaben  kein  genügendes  R.e- 
sultat,  bis  es  in  diesen  Tagen  unserem  Hüttenverwalter  Zobel  in  Li(d- 
wiffsthal  bei  Tuttlingen  ghickte  auf  dem  Plateau  des  Jura,  2500'  hoch, 
nacli  mehreren  misslungenen  Bohrversuchen  zuerst  durch  5  Fuss  Jura- 
Trümmergestein,  dann  durch  ein  14'  mächtiges,  oben  herab  weisses,  dann 
braunes,  graues  und  endlich  schwarzes  Letten-Lager,  in  welchem  sich  schon 
viel  bituminöses  Holz  zeigte,  in  20'  Tiefe  auf  ein  bis  jetzt  16'  mächti- 
ges, noch  nicht  durchsunkenes  Braunkohlen-Lager  zu  kommen.  Die  Braun- 
kohle besteht  mehr  aus  bituminösem  Holz,  als  aus  erdiger  Braunkohle, 
und  geht  mit  der  zunehmenden  Tiefe  des  Schachtes  immer  mehr  in  Pechkohle 
über;  das  Kohlen-Lager  durchziehen  einzelne  Lettenschichten,  wie  im 
Thüringischen,  und  in  diesen  Lettenschichten  liegen  sehr  häufig  Bruchstücke 
von  Kreide,  die  man  allda  noch  nirgends  auf  ihrer  uranfänglichen  La- 
gerstätte gefunden  hat. 

Es  kommt  nun  noch  darauf  an  zu  wissen,  ob  diese  Braunkohlen 
unter  dem  Bohnerz  vorkommen  und  zur  Formation  desselben  gehören, 
was  jetzt  genauer  untersucht  wird,  und  worüber  Sie  das  Weitere  er- 
fahren sollen:  bei  Liidwigstlial  ist  bis  jetzt  v/enigstens  kein  Jura-Dolo- 
mit, wie  in  Wemdingen,  weder  als  Dach,  noch  als  Seiten  -  Gestein  vor- 
gekommen. — 

Hehl. 


Wien,  21.  Dezemb.   1833. 

Herr  v.  Brant,  Sohn  des  Marquis  v.  Bareacena,  brachte  aus  den 
ihm  eigenthümlichen  Gruben  in  Brasilien  einige  Golderze  mit  nach 
Freiberg,  Er  schreibt  mir  so  eben,  dass  zn  Folge  der  von  dem  Herrn 
Prof.  Lampadius  und  Gewerke-Probirer  Plattner  angestellten  Versuche 
jene  Stoffe  kein  reines  Gold  sind,  sondern  Verbindungen  dieses  Metalls 
mit  Platin  ,  Osmium,  Palladium,  Iridium  und  Rhodium.  —  Den  letztver- 
flossenen August-Monat  verbrachte  ich  zu  Annaberg  im  Er.-'.gebirge. 
Die  Stadt  ist  auf  dem  oberen  Theil  des  Gehänges  eines  Gneiss-Berges 
erbaut  j  den  Gipfel  der  Höhe  bildet  ein  etwas  zugerundetes  Plateau,  in 
dessen  Mitte  sich  eine  grosse  Basalt-Masse  erhebt,  der  Poehlberg  ge- 
nannt. Man  hatte  mir  gesagt,  dieser  Basalt  ruhe  auf  einer  Töpferthon- 
Lage.  Ich  fand  rings  um  den  Fuss  des  basaltischen  Berges  in  der 
That  den  Töpferthon,  blaulichweiss  von  Farbe  und,  wenn  man  ihn 
frisch  aus  der  Grube  erhält,  so  weich,  dass  er  mit  einem  Messer  sich 
in  die  dünnsten  Blättchen  schneiden  lässt ,  welche,  nachdem  sie  trocken 
geworden,  sich  sehr  zerbrechlich  zeigen.  Meiner  Ansicht  zu  Folge  ist 
der  Thon  eine  Lage  zersetzten  Feldspathes  ,  welche  aus  den  Gneissen 
abstammt,  und  die  sich  in  Berührung  mit  dem  Basalt  befunden  hat.  Diese 
Meinung  erscheint  mir  um  so  mehr  glaubhaft,  da,  je  näher  man  dem 
Poehlberg    kommt ,     die    Sand-Menge    von  zersetztem    Gneisse    herrüh- 

Jahrgang  1834.  i  14 


—     208     — 

rend,  mehr  und  mehr  zunimmt.  Am  Fusse  des  Berges  liegt  auch  an 
Stellen,  wo  örtliche  Verhältnisse  das  Wegführen  des  Gneiss- Detritus 
durch  Wasser  hinderten  ,  ein  Konglomerat  aus  jenem  Material  und  aus 
kleinen  Basalt-Rollstücken. 

R.  V.  Amar. 


Klausthal,  21.  Dezember  1833. 
Zur  Besclireibung  der  Gang  zu  ge  in  meinem  Buche  über  das 
Harz  -  Gebirge  '•')  kann  ich  jetzt  schon  den  Nachtrag  liefern ,  dass 
höchst  wahrscheinlich  der  im  Schiefer  -  Gebirge  aufsetzende  edle 
Gang  audi  in  den  Grünstein  mit  seiner  Schwerspath-Ausfüllung,  die 
für  diesen  Gang  charakterisirend  ist,  einschneidet,  d.  h.  den  Grünstein 
durchsetzt.  Die  Bestätigung  der  Thatsache  behalte  ich  mir  nocli  vor, 
und  Sie  werden  sich  alsdann  entschliessen  müssen,  einen  ziemlich  um- 
ständlichen Bericht  über  die  bergmännischen  Arbeiten  in  Ihr  Jahrbuch  aufzu- 
nehmen, welche  zu  diesem  Resultate  gefülirt  haben  ■'■').  —  Auf  dem  Andre- 
aser-Oii&  zu  St.  Andreasberg  ist  vor  einiger  Zeit  scUwarzer  Datolitli 
derb  mit  krystallisirtem  Apophyllit,  Desmin,  Schwefelkies  u.  s.  w.  vor- 
gekommen, als  Einlagerung  zwischen  Thonschiefer,  jedoch  nur  in  einer 
sphäroidischen  Masse  von  geringer  Ausdehnung.  Auf  der  Grube  Neu- 
fang hat  sich  Chabasie  auf  Kalkspath  gefunden. 

Zimmermann. 


Freiberg,  30.  Dezember  1833. 

Zu  dem,  was  ich  in  meiner  letzten  Zuschrift  über  den  Linear-Paral- 
lelismus  mancher  Felsarten  mittheilte,  erlaube  ich  mir  noch  Folgendes 
ru  bemerken: 

In  manchen  Fällen  scheint  dieser  Parallelismus  unmittelbar  mit  der 
Richtung  der  Emportreibung  der  Massen  zusammenzufallen.  So  lässt 
K.  B.  der  faserige  Diorit  von  Böhringen  (bei  Hähnchen)  sehr  auflal- 
lend senkrechte  Linear-Textur  in  den  gleichfalls  senkrechten  Felstafeln 
wahrnehmen,  welche  er  mitten  zwischen  regellos  gewundenen  und  ganz 
konfusen  Massen  zeigt.  Weit  auffallender  ist  diess  an  dem  Gneiss  von 
Geringswalde,  dessen  sehr  Feldspath-reiche  Masse  eine  Dependenz  des 
Granulites  zu  seyn  scheint,  und  in  dem  das  Granulit-Gebirge  begren- 
zenden Glimmersciiiefer-Walle  Stock-artig  eingeschoben  ist.  Dieser  Gneäss 
fällt  40^—500  in  NW.  und  zeigt  den  Lincar-Parallelismus  mit  einer  Voll- 
kommenheit, wie  ich  ihn  selten  gesehen  habej  2  bis  3  Ellen  lange,  völ- 
lig gerade  und  parallele  Linien  treten  durch  die  Vertheilung  und  Stre- 
ckung der  verschiedenen  Gemengtheile  auf  den  Schichtungs-Klüften  hervor, 


*)  I.  Theil,  S.  320.  ff. 
*«)  Einf  •oUhe  Zuü-ige  kann  uns  niir  sehr  erfreulieh  seyn. 


-     209      — 

iukI  zwar  immer  so,  dass  ihre  Richtung  mit  der  Richtung  der  Fall-Li- 
nien der  Schichten  genau  zusammenfällt. 

Dagegen  hat  der  Übergangsgneiss,  welcher  das  unmittelbare  Lie- 
gende für  die  steil  aufgericlitcten  Siidflügel  des  älteren  Steinkohlen-Ge- 
birges von  Hainichen  und  Ebersdorf  bildet,  zwar  gleichfalls  einen  mehr 
oder  weniger  deutlichen  Linear-Parallelismus  ,  dessen  Richtung  sich  je- 
doch im  Aligemeinen  mehr  der  Streichlinie  der  Schichten  nähert. 

Dass  die  Erscheinung  am  Glimmerschiefer  nicht  selten  vorkojinnt, 
ist  bekannt;  die  stängelige  und  Scheit -förmige  Absonderung  manches 
Glimmerschiefers  hängt  unmittelbar  mit  ihr  zusammen,  und  ist  nur  eine  be- 
sonders gesteigerte  (z.  Th.  durch  Verwitterung  erhöhte)  Manifestation 
derselben.  Gewöhnlich  verräth  sie  sich  durch  eine  mehr  oder  wenio-er 
deutliche  parallele  Faltung  auf  den  Schichtungs-  und  Spaltuno-s-Flächen 
auch,  wo  der  Quarz  sehr  hervortritt,  durch  ein  streifiges  Arrangement 
der  Gemengtheile.  Auch  vieler  Thonschiefer  zeigt  die  Erscheinung  be- 
sonders auffallend  durch  eine  zarte  Streifung  oder  Fältelung  seiner  Spill- 
tungsflächen;  so  höchst  deutlich  die  Schiefer  im  Liegenden  des  Zwic- 
kaiicr  Übergangs-Gebirges  J  aber  wohl  kaum  der  wirkliche  Grauwacken- 
Schiefer  aus  der  dortigen  Gegend.  Es  ist  auch  nicht  wahrscheinlich 
dass  ursprünglich  Schlamm-artige  Sedimente  die  Erscheinung  so  zeigen 
können,  wie  sie  z.  B,  an  dem  gefalteten  Thonschiefer  zwischen  Haara 
und  Kirchberg  und,  nach  Dr.  Cotta's  Beobachtungen,  an  so  manchen 
anderen  Schiefern  im  Erzgebirge  vorkommt,  in  welchen  sich,  nur  ia 
kleinerem  Maassstabe,  die  parallele  Fältelung  vieler  Glimmerschiefer 
wiederholt.  Sollte  vielleicht  dieses  Verhältniss  dazu  geeignet  seyn,  ein 
sicheres  Kriterium  für  die  bisweilen  so  schwierige  Fixirung  der  Grenze 
zwischen  ür-  und  Übcrgangs-Sc!n"efer  an  die  Hand  zu  geben?  —Wenn 
die  Urschiefer  der  primitiven  Erstarrungs- Kruste  des  Erdballs  augehö- 
ren,  während  die  Übergangs  Schiefer  aus  dem,  durch  tief  eiiigtci- 
fende  mechanische  und  chemische  Zerstörungen  dieser  Kruste  gebild'etea 
Schutte  und  Schlamme  hervorgingen,  so  möchten  wohl,  gleichwie  die 
Bedingungen  ihrer  Entstehung,  also  auch  die  inneren  Textur- Verhältnisse 
wesentlich  verschieden  seyn. 

Es  war  mir  bei  einer,  zunächst  nur  auf  Grenzbestimmungen  be- 
rechneten, Revisionsreise  nicht  vergönnt,  den  Erscheinungen  ein  so  zu- 
sammenhängendes Studium  zu  widmen,  dass  eine  genaue  Erforschung 
ihrer  räumlichen  Gesetzmässigkeit  möglich  gewesen  wäre.  Nach  einigea 
zerstreuten  Beobachtungen  dürfte  sie  einem  allgemeineren  Gesetze  un- 
terworfen seyn,  als  ich  Anfangs  glaubte ;  der  Glimmerschiefer  zwischen 
Wittchensdorf  und  Röhrsdorf  (bei  Chemnitz)  zeigt  z.  B.  fast  genau  die- 
selbe Richtung  des  Linear-Parallelismus  (wenn  man  die  geneigten  Schich- 
ten auf  ihre  ursprunglich  horizontale  Lage  reduzirt),  wie  der  Gneiss 
bei  Freiberg.  Es  wäre  daher  zu  wünschen,  dass  die  Geologen  dieses 
Verhältniss,  wo  es  bestimmt  ausgebildet  ist,  berücksichtigen  möchten, 
weil  die,  auf  die  ursprüngliche  Lage  der  Schichten  reduzirte  RicTi'tung 
des  Linear-Parallelismus   der   ältesten  Gneissc    und    Schiefer   ein  Beob- 

14  * 


—     210     — 

aclitungs-Elomeiit  zu  seyn  scheint,  welches  für  manche  geologische 
Probleme  wichtig  werden  kann.  Ist  wirklich  die  Erdkugel  Ursprung- 
licl)  aus  dem  Zustande  feuriger  Flüssigkeit  zur  Konsolidation  gelangt, 
so  müssen  ja  wohl  durch  die  Rotationsbewegung  ähnliche  Strömungen 
der  Masse  veranlasst  worden  seyn,  wie  sie  noch  jetzt  der  Ozean  dar- 
bietet: Siröniungen,  welche  in  dem  Linear-Paralleiisnuis  der  erstarrenden 
Massen  ein  Monument  fanden,  aus  welchem  sich  noch  gegenwärtig  ihre 
Piichtung  erkennen  Hesse.  Vielleicht  würde  die  so  oft  ventilirte  Hypo- 
these, einer  Axen-Verrückung  des  Erdbalis  in  den  einfachen  Zügen  die- 
ser Lapidarschrift  ihre  Bestätigung  oder  Widerlegung  finden. 

Naumann. 


Mittheilungen  an   Professor  Bronn  gerichtet, 

Tharand,  26.  Dezember  1833. 

Der  Herr  Baurath  Sartop.ius  in  Eisenach  hat  vor  Kurzem  einen 
recht  schönen  Fund  gethan.  Unter  seiner  Aufsicht  wurde  die  Strasse 
von  Krembury  nach  Treffurth  gebaut,  und  bei  dieser  Gelegenheit  fand 
er  in  dem  graugclben  Keupersandsteine  des  Pferdeberges  eine  grosse 
Anzahl  zum  Theil  sehr  schöner  und  wohl  erhaltener  Ptianzen-Abdrücke. 
Ich  war  so  glücklich,  die  schönsten  davon  durch  seine  Güte  zu  erhal- 
ten: es  sind  Exemplare  von  Equisetites  Bronn  ii  Stkrivb.  (Ca- 
lamites  aren  accus  major  J'Ag.)  und  Calamites  arenac#u,« 
mitior  Jag.;  aber  auch  der  untere  Theil  eines  Cy  c  a  d  e  en  -  Wedels  ist 
dabei,  und  zwei  andere  Abdrücke,  die  ich  ohne  vollständigere  Exemplare 
nichi  zu  bestimmen  wage.  Der  eine  davon  ist  wahrscheinlich  eine 
Glossopteris,  der  andere  aber  eine  runde,  platt  gedrückte  Frucht, 
oder  der  Abdruck  einer  Abgliederung  von  Ec|uisetites  Bronnii: 
ich  vermisse  jedoch  jene  radialen  Streifen,  die  man  bei  Ihren  Exempla- 
ren so  deutlich  erkennt;  auch  bemerkt  man  auf  den  Rückseiten  der  bei- 
den Steinplatten,  welche  diesen  Abdruck  einschliessen  ,  keine  Spur  von 
durchgehenden  Stengeln. 

Bei  dieser  Gelegenheit  erlauben  Sie  mir  zugleich  eine  Fiage  über 
jene  C  alam  i  te  n  -  ähnlichen  Stämme,  welche  in  dem  Konglomerate  bei 
Hainchen  (in  Sachsen)  zuweilen  aufrecht  stehend  gefunden  werden. 
Ich  weiss  nämlich  nicht,  ob  man  berechtigt  ist ,  diese  Stämme  zu  dem 
Geschlechte  der  Calamiten  zu  rechnen,  da  sie  eine  ganz  andere  Art 
der  Abgliederung  zeigen  ,  als  die,  welche  man  als  bezeichnend  für  das 
Geschlecht  der  Calamiten  beschrieben  hat. 

Man  findet  bei  Hainchen  zwei  Arten  solcher  Stämme;  die  eine  Art 
rcigt  '1'"  bis  4'"  breite,  wenig  erhabene  Streifen,  die  durch  die  Abglie- 
derungeu  hindurch  gerade  fortsetzen,  so  dass  diese  Abgliederungen  als 
blosse  Einschnitte  erscheinen,  die  rings  um  den  Stamm  herum  durch  alle 
Strcifeu  rechtwinkelig    hindurchgehen.     Wo    sie   die    schmalen    Furchen 


—     211     — 

durclikieutzen,  da  erweitern  sich  dieselben  etwas  auf  Kosten  der  Streifen 
so,  dass  kleine  rhombisehe  Vertiefungen  entstehen. 

Wenn  man  diese  Stäniiiie  vollkonmien  erhalten  und  aufreclit  stehend 
findet,  so  zeigen  sie  gegen  oben  eine  schnell  zulaufende,  abgerundete 
Spitze.  Diese  schnelle  Abnahme  an  Dicke  bringt  auch  eine  Mpdifikatian 
der  äusseren  Struktur  hervor,  indem  immer  einzelne  Streifen  gegen  oben 
verschwinden  [gleichsam  sich  auskeulen],  Diess  geschieht  dann  gewöhn- 
lich in  regelmässigen  Abständen  und  so  plötzlich ,  dass  man  von  einem 
Streifen ,  der  am  oberen  Ende  einer  Abgliederung  sich  bis  zum  Ver- 
schwinden verengert  5  am  unteren  noch  ganz  die  normale  Breite 
vorfindet. 

Die  andere  Art  dürfte  vielleicht  nur  eine  Modifikation  der  vorigen 
seyn ;  sie  entspricht  ziemlich  genau  dem  von  Schlothuim  Tf.  XX,  Fig. 
4.  abgebildeten  Calam.  s  er  obi  cu  lat  u  s  ,  bei  welchem  die  Abgliede- 
rung nicht  durch  eine  zusammenhängende  Zirkellinie,  sondern  nur  durch 
eine  kleine  Zusammenschnürung  der  Längesfreifen  hervorgebracht  wird, 
während  es  doch  eigentlich  als  Regel  gilt ,  dass  die  Streifen  der  Cala- 
mitten  an  den  Abgliederungcu^  abweciiselnd  stehen. 

Das  Konglomerat,  in  welchem  sich  diese  Stämme  bei  Hainchen  fin- 
den, wurde  früiier  für  Ptothliegendes  gelialtcn.  Herr  Professoi-  Nau- 
mann hat  aber  bei  genauerer  Untersuchung  gefunden,  dass  es  keines- 
wegs Rothliegendes  ist,  sondern  einer  älteren  Kolilen  -  Formation  ange- 
hört, welche  unter  dem  Zwickauer  und  CheirnüHer  Kohlen  -  Gebirge 
liegt,  und  wahrscheinlich  dem  jEw^ZiSc/««'«  Steinkolilen-Gebirge  entspiicht. 
Das  Nähere  hierüber  wird  H.  Prof.  Naumann  bald  selbst  bekannt  ma- 
färgn;  ich  erwäiuie  der  Beobaclitung  nur,  weil  sie  einigen  Aüfschluss 
über  die  abweichenden  Formen  der  Haincher  Versteinerungen  zu  geben 
vermag.  Denn  nicht  nur  diese  gestreiften  Stämme  sind  jenem  Konglo- 
merate eigenthümlich,  sondern  auch  kolossale,  Lepid  o  d  en  dr  a-ähn- 
liche  Pflanzen  bis  zu  2'  Stammdurclnnesser,  welche  theils  langgezogene, 
theils  flach  gedrückte,  rhomboidale  Gestalten  auf  der  Oberfläche  zeigen, 
die  jedoch  den  Blattnarben  von  Lep  i  d  o  d  en  d  ro  n  keineswegs  ent- 
sprechen, da  sie  entweder  nur  aus  flachen,  entfernt  von  einander  stehen- 
den Erhöhungen,  oder  aus  unrcgelmässigen,  in  die  Breite  gezogenen 
Vertiefungen  bestehen.  Beide  Formen  scheinen  in  einander  überzugehen, 
und  zwar  so,  dass  man  zu  glauben  geneigt  wird ,  der  obere  jüngere 
Theil  der  Stämme  habe  die  ersteren  erzeugt ,  welche  sich  beim  älter- 
werdenden in  die  tetzteren   umgewandelt  hätten. 

Sind  Ihnen  vielleicht  ähnliche  Formen  aus  der  alten  Englischeu 
Kolden-FormatioH  bekannt?*) 

B.    CoTTA. 


Dieser  Brief  vejanlassle  mich,  meine  rftanten-Refte  von  Havuhtn,  die  ich  der 
Gute  der  Herrn  E/.arnRRA  Terdanke,  pciiaiier  anzusehen.  Ich  fand  jene  C  a  I  a  m  i- 
ten  darunter,  blieb  aber   wcg-en  dieser  Lepidodendra  noch  etwas  zweifelhaft. 


—     212     — 

Tübhiffe»,  29.  Dezember  1833. 

Einige  Bemerkungen  zu  den  10  Lieferungen  der  geo- 
gnostisch-petrefaktologiscIienSammlu  n  g  des  Heidelberger 
Comptoirs.  Die  beiden  unter  dem  Namen  Lias-Sandstein  von  Weilheim 
gelieferten  Gebirgsarten,  Nro.  325  und  Nro.  327  der  älteren,  oder  Nro. 
234  und  236  der  neueren  Ausgabe  geboren  zum  Ivferior-Oulite  (Eisen- 
Rogenstein):  CS  sind  dieses  die  Sandsteine  dieser  zwischen  dem  Jura- 
kalk und  Lias  liegenden  Formation  ,  welche  in  Handstiicken  allerdings 
oft  viele  Ähnlichkeit  mit  Liassandstein  haben  und  aus  diesem  Grund 
auch  früher  oft  obere  Liassandstcine  (in  Württembery  Eisensandsteine) 
genannt  wurden.  —  Der  körnige  Thoneisenstein  von  Wasseralfinffen 
Nro.  326  der  altern  oder  Nro.  235  der  neueren  Nummern  liegt  in  diesem 
Sandstein  des  Inferior-Odlitc's. 

Die  beiden  unter  Liassandstcine  von  Ti'ibingcm  und  Göppingen  ge- 
lieferten Gebirgsarten  (Nro.  502  und  324  der  älteren,  oder  Nro.  237  und 
238  der  neueren  Ausgabe)  sind  die  ächten  Liassandstcine:  sie  liegen 
oft  unmittelbar  auf  Keupermergel  und  sind  in  einigen  Gegenden,  wie 
bei  Tübingen,  von  dem  Nagelkalk  der  Lias-Formation  bedeckt :  nach  ih- 
rer Alters-Folge  würden  sie  daher  richtiger  zAvischen  Nro.  250  und  251 
der  neuern  Nummern,  zunächst  unter  den  Nagelkalk,  eingeordnet.  Der 
quarzige  (sog.  krystallisirte  )  Keupersandstein  von  Stuttgart  (Nro.  412 
der  älteren  oder  Nro.  257  der  neueren  Nummern)  liegt  nicht  über,  son- 
dern unter  dem  oberen  Keupersandsteine  von  Degerloch  (Nro.  412  der 
älteren  öder  Nro.  258  der  neueren  Nummern). 

Der  Fundort  des  Muschelkalks  mit  eingewachsenen  Brnchstucken 
von  Keupermergel  (Nro.  275  der  neueren  Nummern)  ist  Unter-Jesingen 
bei  Tübingen,  nicht  Ischingen. 

ScHÜSLER. 


Auch  waren  Stigraarien  mit  ansitzentlen  Blättern  dabei.  Diese  Resfe  sind  äus- 
serst merkwürdig  und  wichtig,  weil  an  der  Stelle  der  gewbhnliclien  Kohlenriiide 
sie  noch  oft  mit  einer  dicken  Lage  einer  Substanz  umgeben  sind,  welche  die  vege- 
tabilische Textur  deutlich  zeigt.  Aber  kaum  traue  ich  meinen  eigenen  Augen. 
Dte  schwächsten  Exemplare  zeigen  das  oben  beschriebene  Wesen  der  Calaniiten 
am  deutlichsten.  Die  Längenstreifen  bestehen  immer  aus  einer  Doppelliiiie.  Die 
Gliederung  ist  von  obiger  zweifacher  Art;  doch  g-ehört  die  undentlicbere  den  grös- 
seren Exemplaren  an.  Ein  Exemplar  mittler  Grösse  reigte  Streifnng  und  Glie- 
derung zwar  undeutlicher,  doch  zum  Erkennen  noch  immer  genügend,  und  auf 
jedem  Gliede  eine  Menge  rundlicher  Bnichc:  Ast  oder  Blätter-Ansätze.  Bei  noch 
grösseren  Exemplaren  endlich  verschwindet  die  Gliederung  fast  völlig,  die  Strei- 
fung verlieit  an  Regelmässigkeit,  dieNarben  treten  deutlich  hervor:  es  sind  S  t  i  g- 
niarien.  Ich  vvünsclite  sehr,  dass  Hrr.  Cotta  diese  Beobachtungen  bei  einem 
reichereu  Materiale,  als  mir  zu  Gebote  steht,  zu  bestätigen  suchte.  Die  Lepi- 
dodendra,  wenn  es  anders  dieselben  sind,  wovon  er  spricht,  scheinen  mir  eben 
nicht  sehr  von  Lycopodites  elegans  Sterkb.  abzuweichen.  Br. 


-      213     — 

NeufchutH,  28.  Januar  1834, 
Die  zweite  Lieferung  meiner  Recherche s  snr  les  puissons  fossiles  ist  nun 
ebenfalls  gedruckt;  sie  zu  versenden  warte  ich  nur  auf  einige  Tafeln, 
welche  noch  gezeichnet  werden  nuisstcn,  da  sie  Arten  vorstellen,  die  ich 
noch  auf  meiner  letzten  Reise  gefunden.  In  4  Wochen  sollen  Sie  indess  die- 
selbe haben.  Eben  so  regelmässig  werden  die  anderen  Hefte  folgen. 
Ich  bin  jetzt  an  der  Ausarbeitung  einer  kleinen  Abhandlung  über  fossile  Se  c- 
st'erne,  die  Sie  erhalten  sollen;  auch  eine  Notitz  über  unsere  Kreide 
und  deren  Versteinerungen  werde  ich  Ihnen  bald  senden  können. 
Wenn  nur  die  Tage  doppelt  so  lang  wären,  so  gienge  es  leichter.  —  Wenn 
ich  kann ,  komnie  icli  nach  Stultyurt  und  Strassbiti'g.  Es  wäre  aber 
auch  möglich ,  dass  ich  diesen  Sommer  nach  England  oder  nach 
Italien  ginge,  wenn  ich  bis  dahin  die  3.  und  4.  Lieferung  fertig  brin- 
gen kann. 

ÄGASSIZ. 


Neueste   Literatur 


A.    B  ü  c  h  er. 
1830. 

BouiJXET  et  Leco(i  :  Vues  et  Coupes  des  pi'incijjales  /'ormatiuns  yäologi- 
ques  du  departernent  de  P uy  -de  -  Dome ,  accompagnees  de  la 
description  des  echantillons  des  roches,  qui  les  compusent.  {266  pp. 
et  31  tbb.  S**.)  Clermunt. 

Fischer  de  Waldheim:  Oryctographie  du  gouvernement  de  Muscou 
{32  pp.  et  66  pll,  in  Fol.)  Moscou. 

Em.  Gueymard:  sur  la  miiieralogie  et  la  geologie  du  departement  des 
Hautes-  Alpes.  (121  pp.  8**  avec  1  carte  geul.)  Grenoble. 

1831. 

Girardin:  considerations  gener ales  sur  les   Volcans  et  un  examen  cri- 

tique  des  diverses    theories  proposees  pour  expliquer  les  phenome- 

nes  volcaniques.     Bauen. 
Em.  Gueymard  :  sur    la  mineralugie   et  la  geologie  du  departement  de 

Vis  er  e  {219  pp.  8"  avec  1  carte  geol.)  Grenoble. 
Hüot:    Coup  d^oeil  sur   les  volcans   et  sur  les  phenomenes  volcaniques 

consideres  sous  les  rapports   mineralogiques,  geologiques  et  physi- 

ques.    Paris, 
G.  SucKow :    die  bedeutendsten  Erz  -  und    Gestein  -  Lager  in  Schweden. 

Jena  8^. 

1832. 

A.  H.  Dumont:  Memoire  fiiH'^'la  Constitution  geologique  de  la  Province 
de  Liege  {372  pp.  4",  /  carte  geol.  et  2  f'euitl.  da  coupes). 
Bruxelles. 

Ebenezer  Emmons  :  Manual  of  Mineralogy  and  Geology.  Second  Edi- 
tion. {299  pp.l2°).  Albany.  [Die  Krystallographie  nacli  Brooke, 
Klassifikation  und  Nomenklatur  nach  Mohs]. 


-     215     — 

Glocker:  Versuch  einer  Charakteristik  Aer  Scklesischen  mineralogischen 
Literatur  von  1800  bis  1832.  65  SS.     Breslau  4<*. 

Ch.  U.  Shepard  :  Treatise  on  Mineralogy.  Neiv  Haven.  [Terminologie, 
Klassifikation,  Nomenklatur,  Charakteristik  und  Physiographie  der 
Mineralien,  zum  Theil  nach  Mohs], 

1S33. 

R.  Bakevvell  :  an  Introduction  to  Geology,  intended  to  convey  a  practi- 
cal  Knoivledge  of  the  Science  and  comprising  the  most  recent 
Biscoveries.  4'^'  edit.  (609  pp.  8"  mit  8  Kupfert.  und  18  Holz- 
schnitten), London  [l  Pf.  1  Sh.J. 

H.  S.  Boase:  coutrihutions  towafds  a  Knowledge  of  the  Geology  of 
Cormvall.  310  pp,  8^.  with  a  map  and  2  plates.  (aus  den  Geol. 
Transact.  Cornwall,  IV.). 

BoBLAYE  et  Virlet:    Expedition  scientifique  de  Moree,    —   üection  des 
Sciences   physiques ,    geologie   et  mineraloyie.     {Livrais.    I — III 
53  pp.  avec  1  planche).     Paris. 

H.  Cotta:  der  Karamerbühl  nach  wiederholten  Untersuchungen  auf's 
Neue  beschrieben.     Dresden  S". 

Deshayes  .  Description  des  co</itilles  fossiles  des  environs  de  Paris,  4'*. 
Uvr.  XXX— XXXI  F.    Paris. 

A.  Eaton:  geological  Text  Book,  second  edition  (140  pp.  8'^  mit  68 
Uttiogr.  Figures  of  organic  remains.)  New  York.  [Diess  ist 
eigentlich  die  6te  Auflage;  die  fünf  ersten  waren  erschienen  unter 
den  Titeln 

I.  et  II.  =  Index  to    the   Geology  of  the    Northern  States, 
1818  und  I8S0. 

III.  =  Reportofa  geological  siirvey  ofErie  Cunal,  1824. 

IV.  =  Geological  Nomenclature. 

V.  =  Geological  Text  Book,  1830.] 

A.  GoLDFUSs:  Abbildungen  und  Beschreibungen  der  Petrefakten  der 
K.  Pr.  Rhein  -  Universität  zu  Bonn.  Heft  IV.  Fol.  Düs- 
seldorf. 

Grateloüp:  Notice  geognostique  sur  les  rockes  de  Feras  aiix  environs 
de  Dax,  Dept.  des  Landes.     Bordeaux  S". 

S.  Hibbekt:  History  of  the  extinct  Volcanoes  of  the  Bassin  of  New 
Wied  on  the   lower  Rhine.     {261  pp.  8°  mith   mups).   Edinburgh. 

LiNDLEY  and  Hutton  :  the  Fossil  Flora  of  Great  Britain,  Nro.  VI  [f. 
[Vgl.  Jahrb.   1833.  S.  329]. 

G.  Mantell:  Geology  of  the  South  East  of  England,  containing  a  com- 
prehensive  Sketch  of  the  Geology  of  Sussex  and  of  the  adjacent 
parts  of  Hampshire,  Surrey  and  Kent,  with  Figures  and  Descrip- 
tions  of  the  Extraordinary  Fossil  Reptiles  of  Tilgate-Forest  (with 
75  Plates,  Maps  and  Woodcuts,  8'\)    London  121  Sh.]. 

H.  Reboul:  Geologie  de  la  periode  quaternaire  et  introduction  ä  l'hi- 
stoire  anviemie.  8'\  Paris. 


—     216     — 

A.  W.  J.  Uhde;  Versuch  einer  genetischen  Eutwickelung  der  mechani- 
schen Krystallisations- Gesetze,  nebst  vorläufigen  Erörterungen 
über  die  mechanischen  Bedingungen  des  dreifachen  Aggregat -Zu- 
standes  der  Körper  überhaupt,  (395  pp.  S*'  mit  4  Steindrucktafehi), 
Bremen. 

C.  H.  V.  Zieten:  die  Verstenierungen  Württembergs,  XI,  und  XII.  Heft. 
Stuttff.  roy.  fol.  [Das  ganze,  nun  vollendete  Werk  kostet  nun  40  fl. 
mit  schwarzen,  4S  fl.  mit  iiluminirten  Abbildungen]. 

Angekündigt  sind: 

R.  Bakewell:  Indroduktionto  Geoloffi/ etc.  (s.  S.  215),  zweite  Amerikani- 
sche nach  der  vierten  Englische»,  sehr  vermehrte  Ausgabe,  unter 
Aufsicht  von  Silliman. 

Deshayes  et  Duchatel:  Monographie  des  fossiles  du  solcretace,  enpar- 
ticulier  de  celui  de  la  Belgique. 

Des  Longchamps  :  sur  les  Crocodiles  fossiles. 

Hitchcock:  Report  of  the  Geology  of  Massachusetts,  I  Band  in  4**  von 
600  —  700  Seiten,  mit  mehreren  Karten  und  Zeichnungen,  und  vie- 
len Holzschnitten. 

B.   Zeitschriften. 

l.Kongl.  Svenska  Vetenskaps  Academiens  H  a7idlingar 
f.  1831.  Stockholm  1832.  gr.  8"  mit  7  Tafeln. 

S.  NiLSSon :  in  Schoonen  gefundene  fossile  Gewächse,  mit  4  litliographir- 
ten  Tafeln  S.  340—351,  (F.  f.) 

S.  Nilsson:  über  Thier-Versteinerun gen  in  den  Steinkohlen-Gebilden  von 
Schoonen,  mit  Abbildungen.  S.  352—355.  [Mefallglänzende  Flügel- 
Decken  eines  Insekts,  ein  ?  Kr  okodil-Zahn,  ein  Yisch  (Handling. 
1823.),  Avicula  inaequ  i  v  al  vis  Sow.,  Os  tr  e  a  H  i  sin  ge  r  i 
Nils.,  M  o  d  i  o  1  a  H  o  f  f  m  a  n  n  i  Nils.,  Donax  arenacea  Nils. 
und  V  e  n  e  r  itcs]. 

S.  W.  Featherstonehaugh :  the  Monthly  Am  erikan  Journal  of 
Geology  etc.  S".  IX.  Hefte  von  Juli  1831  bis  May  1832.) 

3.  C.  HARTftiANN's :  Jahrbücher  der  Mineralogie,  Geologie, 
Berg-  und  Hütte  n-Kunde.  Nürnberg  S*'.  Jährlich  ein  Band 
in  3  Heften.  I.  i.   1834.    199  SS. 

Seebeck:  über  die  Prüfung  der  Härte  an  Krystallen.    S.  123 — 144*). 


*_)  Das  Übrige  sind  Übersetzungen  aus  dem  Report  of  tht  Britith  Äsiociatio»,  aus\ 
hTiEVi.'sPriiidpfes  of  Geology,  aus  Taylor'»  Rernrds  nf  Minh'p;,  eine  kleine  An- 
zahl Auszüge  aus  andern  Zeitschriften  und  Bticher-An/.eigen.  Wer  bei  dem  Ver- 
leger Stein  in  Nürnberg  „Moll's  neue  Jahrbücher"  und  Kastiher's  Grund- 
züge der  Physik  und  Chemie"  vor  Ende  März  für  20  fl.  zusammennimmt, 
erhält  dieses  Heft  gratis. 


—     217     — 

4.  Annales  des  Mines  etc.  [cfr.  1833.  S.  422.] 

III.  I,  183  3.  enthält,    ausser  Berg-  und  Hiitten-münnisclien  Aufsätzen 
und  Auszügen. 
P.  Berthier:  Analyse  verschiedener  metallischen  Mineralien  S.  39—62. 

[Jahrbuch  1834,  S.  49  ff.]. 
DüFRENOY :  über  die    Natur    und  geologische    Lagerung   der    unter    dem 
Namen  „c«ic«ir«  s    amygdalin  s'^   bezeichneten    Marmore.    S. 
123—137.  Tf.  II.  [Jahrb.   1834,  S.   77  ff.]. 
III.  11,   1833.  enthält 
DüFRENOY :    Note    über  Lagerung  und  Zusammensetzung  einiger  Alaun- 
Silikate.  S.  393—400. 
A.  Boue:    über  die  grosse  Jahresversammlung   der  Deutschen  Gelehrten 
zu    Wien  im    Septemb.    1832  ,    und  über   den  jetzigen  Zustand  der 
Mineral-Industrie  im  Östreichischen  Kaiser thume  S.    401 — 422. 

5.  Bullet,  de  la  Societe  g  e  ologique  de  France.  Paris  8<*. 

1832-1833;    in,     209-376     und    p.     I -  CLXXXVIII. 

[Jahrb.  1833.   S.  550. 
E.  Robert  :  Geologische  Beobachtungen  in  der  Picardie  und  Nurmandie 

i.  J.  1831.  S.  209—211. 
DüFRENOY:  theilt  v.  Leonhard's  Beobachtungen  mit  über  die  Granite  von 

Heidelberg.  S.  214—215. 
De  Montlosier  :  über  die  Bildung  der  Thäler  und  die  Theorie'n  der  Ge- 

birgshebungen.  S.  215—217. 
Schmerling:  über  die  Knochen-Höhlen  der  T?io\inz  Lüttich.  S.  227 — 222. 

(Vgl.  Jahrbuch  1833.  S.  592.) 
De  Bonnard:  Knochen  in  der  Höiile  von  At^cg  sur  Cure.  S.  222—223. 
Virlet:  über  Knochen-Höhlen.   S.   223—224. 

v.  Leonhard:  über  körnigen  Kalk.  S.  226— 228.  (=  Jahrb.  1833.  S.  312), 
D.  Prevost  :  über  Knochen-Höhlen.  S.  228. 
Hericart  de  Thury:  Notiz  über  die  Kalk-Höhlen  von  Cusy  in  den  Beau- 

ges  in  Savoyen,  und    über    den  Gold- führenden    Sand    im  Cheran. 

S.  229-234.  (Jahrb.   1834.  Heft  2). 
Rozet:  Geologische  Abhandlung  über  die  Umgegend  von  Or««  \n  Afrika 

S.  234—236. 
Hericart  de  Thury:  Gold  bei  rMri«.  S.  236— 237.  (Jahrb.  S.834,  S.  221.) 
Boubee  :  Erinnerungen    von    seiner  letzten    Reise    nach    den  Pyrenäen. 

S.  237—238. 
Leymerie  :    über  gediegenen    Schwefel    und  Selenit    in    der   Kreide  von 

Blontgueux,  Aiihe.  S.  240—241. 
C.  Prevost  :  über  den  Sandstein  von  Beauchatnp.  S.  241  —  242. 
Razoümowski:  Geoiogisclidr   Versuch  über  das  Thal,    in  dessen  Grunde 

äie  StaAt  Karlsbad  Uvgt,  und  über  dessen  Umgebungen.  S.  242  — 248. 
DüFRENOY:  über  die  Lagerung   des  Eisen  -  Erzes  von  Rande,    und  das 

Gebirge,  worinn  es  eingeschlossen  ist.    S.  248—249.    (ausfülulicher 

in  Ann.  Scienc.  wtt.  1833,  XXX,  69—79.) 
Virlet:    Naclitrag  (zu    S.    585.    des    Jahrbuchs  1833.)    über  die    untere 


—     218     — 

Kreide  von  Morea.  S.  251—253.  Sie  ist  in  3  Etagen  getheilt.  [Vgl. 

BoBLAYE  Jahrb.   1834,  S.  97]. 
Darchiac:    über   einen   Bohr-Brunnen    zu  haneuville  sous  Laon,    Aisne. 

S.  254—255. 
Boüe:  Plan  seiner  „Bibliographie  generale  des  sciences  geolugique,  mi- 

neralogique  et  paleo/itologique".  S-  259—261. 
J.  Levallois  :  über  die  unterirdische  Temperatur  der  Steinsalz-Grube  zu 

Dieuze.  S.  261. 
Reboül:  Erläuterung  eines  geognostischen  Durchschnittes  des  Cevennen- 

Pyrenäen-Beckens.  S.  261—264. 
Teixier  :    Betrachtungen   über    die    Geologie   der    Sieben    Hügel    Roms, 

S.  264—267. 
Über  die  Knochen-Höhlen  von  Plombier es-Us-Bijuns.  S.  267. 
BouBEE  :  über  die  Anfüllungs-Weise  der  Höhlen.  S.  267 — 268. 
A.  Benoit:   Beschreibung  der   Lagerungs  -  und  der  Gcwinuungs -Weise 

des  Blei-Erzes    von  Longwilly ,    Canton   Bastugne ,    in    der  Provinz 

Luxemburg.  S.  272—174, 
Elie  de  Beaumont  und  Dufrenoy  :  (di'itter  Theil  einer)  Abhandlung  über 

die  Gruppen    des  Cantal  und  Mont-Dore   und   über  die  Hebungen, 

vt^elchen  diese  Gebirge  ihre  jetzige  Form  verdanken.  S.  274 — 276. 
Bertrand-Geslin  :  über  einen  Mega  1  o  s  au  r  u  s -Wirbel.  S.  281. 
Hericart-Ferrand  :    Erläuterung    eines     geognostischen  Durchschnittes 

von  Paris  bis  Harn.  S.  281—285. 
Bertrand-Geslin:    Geologische  Notiz  über  die  Insel  Noirmoutiers ,   im 

Vendee-Dept.  S.  285—287. 
Virlet:    Prüfung    von    L.  v.  Büch's    Theorie    der    Erhebungs  -  Kratere. 

S.  287—295,  301—309,  und  315—316. 
,v,  Rosthorn:    über  die  Gegend  von  Radeboy  in  Croatien,  S.  299—300. 
DE  Beaumont,    Dufrenoy,    Prevost,    d'Omalius    d'Halloy,    de  MoNTto- 

siER  und  Boubee  Bemerkungen  über    Virlet's  Prüfung    von    L.    v. 

Buch's  Theorie.  S.  195—197,  309—313  und  317—326. 
Caüchy:  über  die  Erzlager  der  Ardennen.  S.  321—321. 
BouE :  über  die  Gegend  von  Narbonne,  Pexenas,  la  Corniche  zwischen 

'Nix'ia    und    Genua,     und    einige    Örtlichkeiten    im     Vicentinischen. 

S.  324—326. 
täber  ein  Austern-  [Gr  yph  e  e  n?]  Lager    zwischen   Germilly  CYonneJ 

und  Ervy  CAubeJ,  S.  347. 
M.  BE  ÄERREs:  Beobachtungen  über  die  Ursachen  des  grössere»  Schla- 
ges der  fossilen  und  humatilen  Arten,  mit  den  lebenden  verglichen. 

S.   a56. 
A.  BüUE  :  Zusammenstellung    der    Fortschritte  der  Geologie  und  einiger 

iluer  Haiipi-Anwendungen  in  dem  Jahre  1832.  S.  I— CLXXXVHl. 


u    s    z    II   g    e. 


I.  Mineralogie,  Krystallographie,  Mineralcliemie. 

Stromeyer  und  Hausmann  haben  der  K.  Soz,  d.  Wissensch.  am  5. 
Dez.  1833.  mineralogische  und  chemische  Bemerkungen 
über  eine  neue  Mineral  Substanz  übergeben,  deren  Eigen- 
thümlichkeiten  zuerst  von  K.  Volkmar  aus  Braunschweig  %vahrge- 
nomnien  worden.  Das  Mineral ,  welches  im  Aiidreasberyer  Erzgebirge 
auf  den  durch  das  sogenannte  Andreaser  Ort  überfahrenen  Gängen,  in 
Beeleitung  von  Kalkspath,  Bleiglanz  und  Speiskobalt  sich  gefunden  hat, 
zeigt  einige  Ähnlichkeit  mit  Kupfernickel,  unterscheidet  sich 
aber  von  diesem  schon  durch  seine  Farbe,  und  besteht  aus  Nickel 
und  Antimon,  daher  ihm  der  Name  Antimonnickel  gebührt.  Es 
kommt  eingewachsen  vor  in  kleinen  und  dünnen,  theils  einzelnen,  theils 
zusammengehäuften  oder  aneinandergereihten,  sechsseitigen  Tafeln,  wel- 
che Bildung  in  das  Krystalloidisch-Dendritische  übergeht;  oder  auch  klein 
und  fein  eingesprengt,  und  dann  mit  dem  Bleiglanz  oder  Speiskobalt  oft 
innig  verbunden;  selten  in  etwas  grösseren,  derben  Parthieen.  Die 
Krystalle  scheinen  regulär-sechseckig  zu  seyn;  doch  ist  bis  jetzt  eine 
genaue  Winkeiniessung  nicht  möglich  gewesen.  Ihre  Endflächen  haben 
eine  sechseckige  Reifung,  die  den  Endkanten  des  Prisma  entspricht, 
und  worin  sich  eine  Anlage  zur  Bildung  von  Flächen  einer  pyramida- 
len Krystallisation,  vermuthlich  eines  Bipyramidaldodekaeders,  zu  erken- 
nen gibt ,  sind  aber  übrigens  glatt.  Die  bis  jetzt  wahrgenommenen 
Krystalle  messen  selten  über  eine  Linie.  Versuche,  eine  Spaltung  zu 
bewirken,  sind  nicht  gelungen;  hin  und  wieder  sind  aber  Zusammen- 
setzungs-Absonderungen bemerkbar,  die  den  Endflächen  der  Tafeln  ent- 
sprechen. Der  Bruch  ist  uneben ,  in  das  Kleinmuschelige  übergebend. 
Die  Endflächen  der  Krystalle  sind  stark  metallisch  glänzend  ;  die  Bruch- 
flächen glänzend.  Die  Farbe  erscheint  auf  den  Krystallflächen,  wegen 
des  lebhaften  Glanzes  derselben,  lichter  als  auf  dem  Bruche,  und  wird 
durch  das  Anlaufen  etwas  dunkler.  Das  Pulver  hat  eine  röthlichbraune 
Farbe  und  ist  dunkler,  als  der  Bruch.  Das  Erz  ist  spröde.  In  der  Härte 


—     220     — 

steht  es  dem  Kupfernickel  ziemlich  nahe,  indem  es  von  Feldspath  ge- 
ritzt wird,  aber  Flussspath  ritzt.  Das  spezifische  Gewicht  konnte  we- 
gen der  Kleinheit  der  bis  jetzt  erhaltenen  Stücke  und  wegen  ihrer 
innigen  Verbindung  mit  anderen  Körpern  nicht  bestimmt  werden.  Das 
Mineral  hat  keine  Wirkung  auf  den  Magnet.  —  Vollkommen  von  einge- 
mengtem Elciglanz,  Speiskobalt  und  gediegenem  Arsenik  freie  Stücke 
dieses  Erzes  gaben  beim  Glühen  und  Verblasen  vor  dem  Löthrohr  we- 
der einen  arsenikalischen  Knoblauchgeruch,  noch  einen  sulphurischen 
Geruch  aus ,  und  auf  der  Kolile  zeigte  sicii  nur  ein  Antimon-Anflug. 
Dabei  bewies  sich  dasselbe  sehr  strengflüssig  und  Hess  sich  nur  in 
ganz  kleinen  Stücken  zum  Fliessen  bringen.  —  In  einer  Glasröhre  ge- 
glüht sublimirte  sich  aus  demselben  etwas  Antimon.  —  Die  einfachen 
Säuren  haben  nur  eine  sehr  geringe  Einwirkung  darauf.  Aus  Bleiglanz- 
haltigen  Stücken  scheidet  Salpetersäure  Schwefel  aus.  Salpetersalz- 
säure löst  dasselbe  aber  leicht  und  vollständig  auf.  Diese  Auflösung 
mit  Weinsteinsäure  versetzt,  wird,  wenn  das  Erz  keinen  Bleiglanz  einge- 
mengt enthalten  hat,  durch  salzsauren  Baryt  nicht  gefällt,  und  gibt  mit 
Schwefelwasserstoff  vollständig  niedergeschlagen  einen  rein  Orange- 
farbenen Niederschlag,  der  von  Kali  gänzlich  wieder  aufgenommen  wird 
und  bei  der  Reduktion  durch  Wasserstoffgas  nur  Antimon  ausgibt. 
Die  durch  Schwefelwasserstoff  von  Antimon  befreite  Auflösung  gibt 
mit  kohlensaurem  Natron  einen  rein  apfelgrünen  Niederschlag,  der  in 
oxalsaures  Nickel  umgeändert,  sich  in  Ammoniak  vollständig  mit  rein 
Saphir-blauer  Farbe  auflöst.  Diese  an  d6r  Luft  von  selbst  zersetzt,  hin- 
terliess  eine  völlig  ungefärbte  Flüssigkeit.  —  Da  es  nicht  möglich  war, 
für  eine  quantitative  Untersuchung-  eine  hinreichende  Menge  ganz  rei- 
nen Erzes  zu  erhalten,  so  wurden  dazu  etwas  bleiglanzhaltige  Stücke 
angewandt.  Diese  fanden  sich  in  100  Theilen  zusammengesetzt,  aus: 
nach  Analyse     I,  II. 

Nickel 28,946 27,054 

Antimon        ....     63,734 59,706 

Eisen 0,866 0,842 

Schwefelblei     .     .     .       6,437 12,357 

99,983  99,959 

Wird  nun  das  Schwefelblei  und  Eisen  als  nicht  zu  der  Mischung  die- 
ses Erzes  gehörend  abgezogen  und  aus  beiden  Analysen  ein  arithmeti- 
sches Mittel  genommen ,  so  ergibt  sich  daraus  die  Mischung  des  Anti- 
mon-Nickels in  100  Theilen  zu: 

Nickel      ...     31,207 

Antimon 68,793 

100,000 
Die  Bestandtheile  dieser  natürlichen  Legirung  befinden  sich  dem- 
nach in  dem  Verhältniss  gleicher  Äquivalente  mit  einander  vereinigt, 
und  der  Antimon-Nickel  ist  mithin  eine  dem  Kupfernickel,  in  dem  eben- 
falls gleiche  Äquivalente  Nickel  und  Arsen  zusammen  verbunden  vor- 
kommen,    ganz    analoge    Verbindung.    ~    Durch    Zusammenschmelzen 


-      221     — 

gleicher  Äquivalente  Nickel  und  Antimon  erhalt  man  eine  diesem  Erze 
in  der  Farbe,  dem  Glänze,  der  Härte  und  der  Sprödigkeit  völlig  ähn- 
liche Legirung-,  die  ebenfalls  nicht  magnetisch  ist,  und  auch  im  Feuer 
und  gegen  die  Säuren  ganz  dasselbe  Verhalten  zeigt.  In  dem  Augen 
blick,  wo  beide  Metalle  sich  mit  einander  verbinden  ,  findet ,  wie  dieses 
schon  von  Gehlen  beobachtet  worden  ist,  eine  sehr  lebhafte  Feuerer- 
scheinung Statt.  Bei  einem  grösseren  Verhältnisse  von  Antimon  nimmt 
die  Legirung  eine  weisse  Farbe  an,  und  wird  schmelzbarer.  (Göttinff. 
gel.  Anz.  1833.  Nro.  201.) 


Nach  Hericart  de  Thury  hat  man  kürzlich  ein  Stück  Goldes  von 
8,000  Francs  Werth  im  AUuvial-Land  bei  Turin  gefunden.  CBull.  Soc. 
geol.  France,  iS33,  IIT.  237 J 


BoussiNGAULT  Aualyse  des  Halloysit's  von  Guateque  in  Neu- 
Gratiada.  (Annal.  d.chimie  et  de  pliysique,  1833,  Äoüt,LIII.439—44:L) 
Das  Dorf  Guateque  liegt  in  der  östlichen  Curdillere  unweit  Sogamoso, 
Das  Gebirge  ist  ein  sehr  verbreiteter  Sandstein,  welcher  auf  der  Por- 
phyr- und  Scliiefer-Gruppe  von  Pomplona  ruht.  Bei  Guateque  geht  der 
Sandstein  in  einen  schwarzen  sehr  Kohlen-reichen  Schiefer  über,  worin 
unansehnliche  Nester  von  Anthrazit  vorkommen.  Indier,  welche  eine 
Smaragd-Lagerstätte  suchten,  fanden  1826  in  diesem  Schiefer  den  Hal- 
loysit.  Er  ist  weiss,  kompakt,  sehr  zart  anzufühlen ,  mit  muschligem 
und  wachsartigem  Bruche,  an  den  Kanten  durchscheinend,  wird  im  Was- 
ser unter  Entwickelung  vieler  Luftblasen  durchscheinend,  lässt  sich  mit 
dem  Nagel  kratzen,  und  klebt  sehr  stark  an  der  Zunge.  Er  stimmt  in 
seiner  Zusammensetzung  (nach  Verdunstung  des  mechanisch  gebundenen 
Wassers  im  Wasserbade)  völlig  überein  mit  einem  zu  Avreur  bei  Lüt- 
tich gefundenen,  von  Berthier  analysirten  und  nach  Omalius  D'HALLor 
(von  dem  es  entdeckt  worden)  benannten  Minerale,  wie  folgende  Ne- 
beneinanderstellung ergibt 

H  a  1 1  0  y  s  i  t  I  von  Avreur         II  von  Guateque, 

Kieselerde    .     ,     ,     .     0,449     ....     0,460      .      ]  0,470  j 

Alaunerde    ....     0,391     ....     0,402      .      foderj0?262(    ' 

Wasser     .....     0,160     ....     0,148     .      (  0137 1^'^*^^ 

1,000  1,010  ) 

was  der  Formel  2  AI  Si"   -f-  AJ  H^  entspricht. 


G.  Rose:  über  die  Krystallform  des  Plagionits,  eines 
neuen  Antimon -Erzes.  (Poggend.  Ann.  d.  Phys.  XXVIIL  B.  S. 
421.  ff.)  Die  Krystalle  sind  2-  und  1-  gliederig,  und  in  Drusen  auf 
der  derben  Masse,  so  wie  auf  krystallisirtem  Quarz  aufgewachsen.  Das 
derbe  Mineral  hat  unebenen  Bruch.   Wegen  der  übrigen  Merkmale  wird 


—     222      — 

auf  Zinken's  Abhanclhing  (A.    a.  0.  XXII.  E.    S.  492)    verwiesen,  der 

die  Substanz  unter  den  Antimonerzen  vom  Wolfsberg   eatdeckte.    Nach 

H.  Rose  besteht  dieselbe  aus: 

Blei 40.52 

Antimon    ...........     37,94: 

Schwefel 21,53 

99,99 

r       tn 
und  die  Formel  ist  Pb"'Sb^. 


BoussmcAUJLT :  Zerlegung    des  Alauns   vom   Vulkan   von 
Pasto  CAnn.  de  Chim.  et  de  Phys.  Ävril ,  1833.  P,  348.  etc.J: 

Schwefelsäure 35,68 

Thonerde ^     14,98 

Wasser 49,34 

100,00 
Die  Zusammensetzung,  identiscl)  mit  jeuer  des  Alauns  von  Saldagna,  ent- 
spricht der  Formel:  AI  S*  -|-   18  Aq.     Der  zerlegte  Alaun  findet  sich  im 
Krater  des  Vulkans  von  Pasto,  begleitet  von  Gypsspath,  auf  einem  durch 
schwefelige  Dämpfe  zersetzten  trachytischen  Gestein. 


G.  Rose:  über  die  Krystallform  des  S  i  Ib  er- Kup  f  e  r- 
glanzes,  und  das  Atomen -Gewicht  des  Silbers.  (Pog- 
GEND.  Ann.  d.  Phys.  XXVIII.  B,  S.  427.)  Fundort:  Rudolstadt  in  Schle- 
sien. Die  Krystalle  sind  sechsseitige  Prismen,  deren  Winkel  wenig  von 
120"  abweichen,  und  die  mit  sechs  Flächen  zugespitzt  sind,  welche  mit 
den  Flächen  des  Prismas  Winkel  von  ungefähr  116^  machen.  Sind  auch 
die  Winkel  weder  beim  Silber-Kupferglanz,  noch  beim  Kupferglanz  mit 
grosser  Genauigkeit  bestimmbar,  so  kann  dennoch  kein  Zweifel  Statt 
finden,  dass  die  Krystall-Foi  aien  beider  isomorph  sind.  In  der  chemischen 
Zusammensetzung  kommt  der  Silber -Kupferglanz  von  Rudolstadt  mit 
dem  vom  Schlanyenberge  überein;  er  enthält  Schwefelsilber  und  Schwe- 
felkupfer in  demselben  Verhältnisse.  —  Die  wiederholten  Beobachtungen, 
dass  sich  Schwefelsilber  A^  S  und  Schwefelkupfer  gegenseitig  erset- 
zen, und  dass  nicht  allein  Schwefelkupfer  Cu  S  in  der  Form  des  Glas- 
erzes, sondern  auch  Scliwcfelsilber  Ag  S  in  der  Form  des  Kupferglanzes 
vorkommen,  scheinen  es  nun  immer  mehr  nöthig  zu  machen,  das  Atomen- 
Gewicht  des  Silbers  durch  2  zu  dividiren,  und  die  chemische  Zusam- 
mensetzung des  Glaserzes  mit  Ag  S  zu  bezeichnen,  wie  die  des  Kup- 
ferglanzes mit  Cu  S,  damit  die  chemische  Formel  des  Glaserzes  dieselbe 
Anzahl  Atome  enthalte,  wie  die  des  Kupferglanzes. 


—     223     — 

Nach  A.  Breitmauft  ist  das  Kry  s  t  al  lis  ations- S  ys  te  m  des 
rot  he  n  Nickel-Kieses  rhombisch  und  zwar  holoedrisch.  (ScHWBie- 
ger-Sbidel,  n.  Jahrb.  d.  Chemie  1833.  Heft  16,  S.  444.) 


Wolkonskoit,  zerlegt  von  P.  Berthier.  (Ann.  des  Min.  3'»« 
Serie  T.  III,  p.  39  etc.)  Vorkommen  in  Adern  und  auf  Nestern  am 
Berge  Jefimictski  im  Permischen  Gouvernement.  Das  Mineral  ist  schön 
grasgrün,  dicht,  muschelig  oder  uneben  im  Bruche,  matt,  erlangt  aber 
durch  Reiben  mit  den  Fingern  Glanz.  Hin  und  wieder  findet  man  Kör- 
ner eisenschüssigen  Quarzes.  Der  Wolkonskoit  gibt  viel  Wasser  und 
wird,  in  der  Glasröhre  erhitzt,  unrein  bräunlich-  und  grünlich-grau.  Mit 
erhitzter  konzentrirter  Salzsäure  gelatinireud.     Chemischer  Gehalt: 

Chromoxyd     , 34,0 

Eisen-Peroxyd 7,2 

Talkerde 7,2 

Kieselei'de 27,2 

WassQi 23,2 


Kupfererz  von  Escouloiibre  im  Atide-'D  ejtsn'tement ,  ana- 
lysirt  von  demselben,  (Ibid.  p.  46.  etc.)  Derb,  oder  körnig- 
blätterig, dunkelbraunrotli  und  mit  Kupferkies  durchadert.  Hin  und  wie- 
der nimmt  man  in  den  Massen  zarte  Spalten  wahr,  deren  Wände  mit 
grünem  kohlensaurem  Kupfer  bedeckt  sind.     Gehalt: 

grünes  kohlensaures  Kupfer      ....     32,6 

Eisen-Peroxyd-Hydrat 51,5 

Eisen-Peroxyd 12,7 

Quarz  und  Kieselerde       ......       2,8 


Bunt-Kupfererz  von  Nadmd  im  Dep.  Haitte-Vienne,  zer- 
legt von  demselben.  (Ibid.  p.  48.  etc.)  Vorkommen  im  Walde  von 
Nadmid  in  der  Gemeinde  Saint-Sylvestre.  Derb,  dicht,  uneben  im  Bru- 
che.     Chemischer  Bestand  : 

Kupfer 70,0 

Eisen 7,9 

Schwefel     ...........     20,0 

Glimmer  und  Quarz 0,2 

98,1 


C.   F.    Plattnfr    untersuchte    den    charakteristischen 
braunen  Erdkobalt    von    Saalfeld  vor    dem    Löthrohre   und 
fand  ihn  siusammengesetzt   aus  :    Kobaltoxyd,    Eisenoxyd ,    Manganoxyd, 
Jahrgang  1834.  15 


—     224     — 

arseniger  Säure,  Thonerdc,  Talkerdc  und  Wassci\  (Schweigger-Sejdel, 
n.  Jahrb.  d.  Chem.  1834,  1.  H.,  S.  9  ff.)  Breithaupt  sieht  jenes  Erz 
als  ein  homogenes  Opal-artiges,  zu  den  Porodinen  gehöriges  Mineral  an. 


Tantalit   von    Tamela,  analysirt  von  Nordenskiöld  (Berzeliüs, 
Jahresbr.,  XTl.  Jahrg.  S.  190): 

Tantalsäure 83,44 

Eisenoxydul 13,75 

Manganoxydul 1,12 

Zinnoxyd 1,69 

100,00 
Er  ist  also  Fe  Ta  mit    Spuren    von  Mn   Ta.  Eigenschwere  rr  7,264. 
Krystallform  prismatisch,  Winkel  der  Grundform  98"  59';  105«  1'J125''47'. 


3,408  .  , 

.  .   5,959 

1,600  .  . 

.  .   1,177 

39,221  .  . 

.  39,235 

•     Stbomeyer:    chemische  Untersuchung  d    s  kohlensauren 
Mangans  (M  a  n  g  a  n  s  p  a  t  h)  von  Freiherg,  von  Kapnik  und  von  Na~ 
gyag.  (Gott.  gel.  Anz.  1833. 109.  Stück,  S.  1081  ff.)  Nach  einem  Mittel  zweier 
Analysen  des  blättrigen  und  des  krystallisirten  Manganspaths  enthält  der: 
von  der  Grube  Be-     von  Kapnik  in     von  Nagyag  in 
schert  Glück  bei     Siebenbürgen:     Siebenbürgen: 
Freiberg : 
Manganoxyd      ...     45,603     .     .     .     55,623     .     .     .     53,608 
Eisenoxydul       ...       3,570     ...         —        ...        — 
Kalk    ......       7,355     . 

Talkerde        ....       3,514     , 

Kohlensäure  nebst   De- 

krepitations-Wasser    39,849     . 

99,901  99,852  99,977 

Die  beiden  krystallisirten  Abänderungen  des  Manganspathes  aus 
Siebenbürgen  unterscheiden  sich  demnach  sehr  wesentlich  in  ihrer- 
Mischung  vom  blätterigen  Manganspath  von  Freiberg  dadurch,  dass  sie 
nicht  eine  Spur  von  kohlensaurem  Eisenoxydul  enthalten ,  wie  diess 
schon  Berthier  an  dem  von  Nagyuag  bemerkte.  Da  beide  mit  eisen- 
haltigen Fossilien  vorkommen,  und  alle  andern  bekannten  Mangan-Erze 
stets  etwas  Eisen  enthalten,  so  ist  diese  Eigenthümlichkeit  um  so  auf- 
fallender. Übrigens  ist  das  kohlensaure  Manganoxyd,  wie  das  Freiber- 
ger,  mit  etwas  kohlensaurem  Kalk  und  kohlensaurer  Talkerde  verbunden, 
und  die  Behauptung  Berthier's,  dass  im  Naggager  Erze  ebenfalls  keine 
Talkerdc  vorkomme,  wird  durch  die  Analyse  Stromeyer's  widerlegt. 
Kieselerde  aber  ist  in  keinem  der  untersuchten  Manganspathe  gefunden 
worden;  es  steht  demnach  zu  yermuthen,  dass  der  von  Lampadius  und 
DU  Menil  angegebene  Kieselerde-Gehalt  entweder  bloss  von  beigemeng- 
tem Quarz  (dieses  Mineral  findet  sich  eingewachsen  im  Freiberger  und 


—     225     - 

Nagyager  Manganerze),    oder    vielleicht    auch   von  etwas    eingewachse- 
nem Rothsteine  herrühre. 


Plattner's  Auffindung  des  Uran-Oxyduls  im  Schwedischen  Automo- 
lit  hat  sich  nicht  bestätigt.  (Schweigger- Seidei..  neues  Jahrb.  der 
Cham.  1833.  Heft  18;  S.  105.) 


D.  BrewsteFl  :  über  die  Struktur  und  de  ir  Ursprung  des 
Dianiants.  CProceedings  of  the  geol.  Soc  of  London.  T833.  N.  31, 
p,  4^66.)  Nach  Newton's  Muthmaassung  ist  der  Diamant,  gleich  dem 
Bernstein,  eine  geronnene,  fettige  Substanz.  Als  Beweis  des  innigsten 
Verhältnisses  zwischen  der  Entzündbarkeit  und  der  absoluten  Refraktiv- 
Kraft  von  Körpern  fügt  Br.  dieThatsache  bei,  dass  Schwefel  und  Phos- 
phor sogar  den  Diamaut  in  diesem  Vermögen  übertreffen,  und  dass  die 
drei  genannten  Inflammabilien  alle  anderen  festen  und  flüssigen  Körper 
in  ihrer  absoluten  Wirkung  auf  das  Licht  übertreffen.  Eine  andere,  dem 
Diamant  und  dem  Bernstein  zustehende ,  Analogie  beruht  auf  ihrer 
polarisirenden  Struk^ar.  Beide  enthalten  kleine  mit  Luft  erfüllte  Zellen 
oder  Höhlungen,  durch  deren  Expansiv-Kraft  die,  die  Atmosphäre  un- 
mittelbar berührenden  Theile  jener  Substanzen  eine  polarisirende  Struk- 
tur erhalten  haben.  (Zeicimungen  erläuterij  dieses  Verhältniss.)  Der 
Verf.  behauptet,  dass  die  polarisirende  Kraft  in  der  Rundung  der  kleinen 
Höhlungen,  im  Bernstein  sowohl  als  im  Diamant,  ihren  Grund  haben 
müsse,  in  der  Expansiv -Gewalt  der  eingeschlosnenen  Substanz,  für 
welche  muthmaasslich  ein  Gas-artiger  Zustand  angenommen  wird^  wäh- 
rend die  Körper  noch  weich  oder  nachgebend  waren,  erlitten  die  Wände 
jener  Höhlungen  eine  Zusammendrückung.  (Eine  ähnliche  Struktur  lässt 
sich  im  Glase  oder  in  gelatinösen  Massen  hervorbringen  durch  eine 
von  einem  Punkte  aus  sich  Kreis-förmig  verbreitend^  Kompressions-Kraft). 
Von  der  Annahme  ausgehend,  dass  der  Diamant  einst  in  weichem  oder 
Teig:-artigem  Zustande  sich  befunden  habe,  schliesst  Br,  dass  er  kein 
Feuergebilde  sey.  Seine  Untersuchungen  der  Höhlungen  manchfacher 
natürlicher  undkünstlicherKrystalle  — Topas,Quarz,  Amethyst,  Chrysoberyll 
—  so  wie  der  salzigen  Substanzen,  Hessen,  weder  in  den  durch  feurige 
Schmelzung,noch  durch  wässerigeAuflösungerzeugten,Krystallen  auch  nicht 
eine  Höhlung  bemerken,  in  welcher  das  eingeschlossene  expansibleFIuidum 
eine  polarisirende  Struktur  mitgetheilt  hätte ,  ähnlich  jener ,  die  man  im 
Diamant  rund  um  die  Höhlungen  wahrnimmt.  Er  glaubt  demnach,  dass  die 
einstige  Weichheit  des  Diamanten  jener  eines  halb  erhärteten  Gummis  am 
nächsten  gestanden  haben  müsse,  und  dass  derselbe,  gleich  dem  Bern- 
stein, aus  dem  Pflanzenreiche  abstamme  und  Resultat  Statt 
gefundener  Zersetzung  sey.  Die  krystallinische  Struktur  der  Diamanten 
spricht  nicht  gegen  diese  Folgerung,  denn  auch  der  Honigstein  erscheint 
regelrecht  gestaltet,  obgleich  er,  sowohl  seiner  Zusammensetzung  nach, 
als  in  Betreff  seines  Vorkommens,  unläugbar  vegetabilischer  Abkunft  ist. 

15* 


—     226     — 

Weiss  :  über  den  Haytorit  (gelesen  in  der  Akad.  d.  Wissensch. 
ZK  Berlin  am  31.  März  1828,  abgedruckt  in  den,  1832  erschienenen 
Abhandl.  der  K.  A.  d.  W.  aus  dem  Jahre  1829;  physikalische  Klasse; 
S.  63  ff.)  Der  Haytorit  ist  —  obwohl  er  nach  Wöhler's  Untersuchung 
nur  Kieselerde  im  Wesentlichen  in  seiner  Mischung  hat,  und  sonach  von 
Quarz  sich  chemisch  nicht  verschieden  zeigt  —  eine  eigenthiimliche 
Gattung;  er  bietet  für  den  Quarz  ein  Gregenstiick  von  dem,  was  Arra- 
gonit  für  Kalkspath,  was  Binarkies  für  Schwefelkies,  und  was  Graphit 
für  den  Diamant  (vielleicht  auch,  was  Vesuvian  für  den  Kalk-Granat)  zu 
seyn  scheint.  Sein  Krystallsystem  ist  ein  zwei-  und  eingliedriges;  in 
der  Härte  steht  er  dem  Quarz  fast  gleich ;  Eigenschwere  etwas  unter 
2j6.  Sein  gewöhnliches  Bruch-Ansehen  gleicht  dem  des  gemeinen  Quar- 
zes, jedoch  zeichnet  ihn  ein  J'Jl3hnfter  Fettglanz  aus.  Die  von  Levy  be- 
merkte überaus  grosse  Übereinstimmung,  wo  nicht  vollkommene  Iden- 
tität des  Krystall-Systems  des  Haytorits  mit  jenem  des  DatoHths  oder 
Humboldtits,  bewog  ihn  und  Phillips,  die  Haytorit-Krystalle  für  After- 
krystalle  von  Humboldtit  zu  halten.  Weiss  thut  dagegen  die  Achtheit 
der  Haytorit-Krystalle  dar.  Er  sagt  am  Schlüsse  seines  Aufsatzes,  in 
dessen  Einzelnheiten  wir,  aus  Mangel  an  Raum,  nicht  eingehen  können : 
Beobachtet  man  die  feineren  Unterschiede,  welche  mit  mehrerer  oder 
minderer  Deutlichkeit  in  ächten  Krystallen  immer  die  Flächen  verschiede- 
nen Werthes  auszeichnen,  an  Afterkrystallcn  hingegen  in  der  Gleich- 
und  Einförmigkeit  des  Ansehens  der  Masse  verschwinden,  und  bloss 
mechanisch  nach  den  Stellen,  die  etwa  ein  Angriff  getroffen  hat,  wäh- 
rend er  den  Nachbar  nicht  traf,  einen  Unterschied  lassen',  aber  keinen 
physikalisch  konstanten  an  jedem  Individuum,  entsprechend  dem  inneren 
physikalischen  Unterschied  in  seinen  verschiedenen  Ptichtungen ,  und 
verfolgt  man  diese  schönen  konstanten  Züge  der  physikalischen  Eigenthüm- 
lichkeit  der  verschiedenen  Krystallflächen  des  Haytorit's ,  -so  ist  jeder 
Zweifel  an  der  Achtheit  seiner  Krystalle  als  beseitigt  zu  erachten. 


Erman:  Beiträge  zur  Monographie  des  Marekanits, 
Turmalins  und  des  Brasilianischen  Topases  in  Bezug  auf 
Elektrizität.  (Abhandl.  der  K.  Akad.  der  Wissensch.  zu  Berlin 
aus  dem  Jahre  1829.     Physikal.  Klasse.     S.  41   ff.). 


A.  Breithaupt:  vorläufige  chemische  Untersuchung 
des  schwersten  metallischen  Körpers,  den  man  kennt 
(Schweiggek-Seidel,  neues^Jahrb.  d.  Chem.  1833;  Heft  18,  S.  97  ff.). 
Nach  den  mit  Lami-ai>iixs  und  unter  dessen  Leitung  angestellten  Ver- 
suchen erscheint  er  als  Irid  mit  sehr  wenig  Osmium,  und  wird,  als  neue 
Mineral-Spezies,  gediegen  Irid  genannt.  Es  erscheinen  vier  sehr 
merkwürdige  Eigenschaften  bei  dem  Irid  vereinigt,  indem  es  nicht  bloss 
das  härteste  und  schwerst«  der  bekannten  Metalle  ist,  sondern  auch  der 


—     227     — 

Einwirkung  der  Säuren  vollkommen  widersteht  und  in  Iioliem,  vielleicht 
in  höchstem  Grade  strengflüssig  ist. 


J.  Bryce :  ü*"'rsicht  der  einfachen  Mineralien  in  den 
Grafschaften  Down,  Antrim  und  Berry.  Cl-ondon  and  Edinb. 
phil.  Mag.  August,  1833.  p.  83  etc.).  In  einer  kleinen  Schiift:  ,yTab- 
les  of  simple  minerals ,  rocks  and  Shells,  with  lucal  catalogues  of 
species'*  hatte  der  Verf.  vor  einigen  Jahren  ein  Verzciclmiss  sämmtli- 
cher  im  nördlichen  Irland  vorkommenden  Mineralien  mitgctheilt;  er 
beschränkte  sich  jedoch  auf  die  Mineralien  der  drei  nördlichen  Graf- 
schaften, indem  die  unorganischen  Erzeugnisse  der  übrigen  Theile  des 
Landes  weniger  bekannt  sind.  Giesecke  hat  neuerdings  eine  Irländi- 
sche Mineralogie  herausgegeben,  als  Anhang  zu  seinem  beschreibenden 
Katalog  von  der  Sammlung  der  königlichen  Gesellschaft  von  Dublin. 
Die  Veranlassung  zu  obiger  Zusammenstellung  fand  Bryce  in  den  Lü- 
cken, welche  man  hin  und  wieder  in  der  GiESECKE'schen  Arbeit  trifft. 
Seine  Übersicht  enthält  manclie  neue  Spezies;  alle  sind  von  Thomson 
analysirt  und  benannt  worden,  manche  derselben  wurden  durch  den 
thätigen  Mineralien-Kändler  Patrick  Doran  entdeckt. 

Gemeiner  Quarz.  —  Sehr  allgemein  verbreitet;  setzt  mächtige 
Gänge  in  der  Grauwackc  von  Down  zusammen,  so  wie  im  Glimmer- 
schiefer des  westlichen  Derry. 

Bergkrystall.  —  Häufig  in  der  Trapp-Formation  in  besonders 
grossen  Krystallen,  so  namentlich  zu  Beuhradagh  unfern  Dungiven : 
man  fand  vor  Kurzem  eine  70  Pfund  wiegende  Masse,  allem  Anschein 
nach  nur  Bruchstück  eines  Krystalls.  Auch  die  Granite  von  Down  und 
die  Glimmerschiefer  von  Derry  führen  den  Bergkrystall.  —  Rauch 
topas.  Im  Mourne-Graimi  "')  und  in  dem  tracljytischen  Porphyr  von 
Sandy  Brae,  Antrim.  —  Amethyst.  Im  Granit  von  Mourne.  — 
Chalzedon.  Sehr  gewöhnlich  im  Trapp.  Karniol.  Am  Ufer  von 
hough-Neagh ;  auch  Chalzedon,  Onyx  und  Achat  finden  sich  da- 
selbst. —  Heliotrop.  Am  Ufer  von  Lough-Neagh.  —  Jaspis.  In 
manchen  Theilen  des  Trapp-Distrikts ,  auch  mit  der  Kohle  von  Coal 
Island,  ferner  in  Pvoüstücken  zu  Holywood  und  in  Down.  —  Hörn- 
stein.  Als  Geschiebe,  Ballynieva ;  im  Grünstcin,  Carnmoney  bei 
Belfast.  Ilolzstcin.  Im  Alluvial -Boden  der  Gegend  des  Lough- 
Neagh.  —  K i  e s e  1  s  c Ii  i e f  e  r.  Im  Tiapp  [?]  zu  Magilligan  in  Derry. 
Feuerstein.     In  der  Kreide  von  Derry  und  Antrim. 

Gemeiner  Opal.  —  Sehr  gewöhnlich  in  dem  Trapp-Gcstein.  so 
wie  in  den  Gruusteia-Gängen,  welche  die  GraHwacke  in  Down  durch- 
setzen. — 


*)  Diess  ist  bekaimflich  der  ausgezeiclinet  schöne  Granit,  in  dessen  Drusenraumen 
mau  nicht  selten  die  drei  Gemengtheile  des  Gesteins  in  den  vollkommensten  Kry- 
stallen mit  einander  grnppirt  findet.  D.  R. 


-     228     - 

Halbopal.     Selten,  im  Trapp  von  Antrim.  — 

Edler  Opal.  Im  Porphyr  von  Sandy  Brae)  spielt  mit  rothen 
und  grünen  Farben.  —  Hyalith.  In  wasserhellen,  Tranben-förmigen 
Massen  im  Mourne-Graimt.  —  Pech  st  ein.  Auf  Gängen  im  Granit 
bei  NfJtfri/,  auch  in  den  Porpliyrcn  von  Sandy  Brae.  Perlstein. 
Häufig  in  den  Porphyren  der  genannten  Gegend,  dessgleichen  in  dorti- 
gem Grünstein. 

Gemeiner  Feldspat  h.     Sehr  häufig  verbreitet.  — 

Glasiger  F.,  in  oft  sehr  grossen  Massen  in  den  Trapp  Gesteinen, 
—  Opalisirender  F.,  meist  etwas  zersetzt,  Mourne.  —  Labrador, 
daselbst.     Auch  in  den,  im  Granit  aufsetzenden,  Porphyren.  — 

Albit,  Mourne. 

Apophyllit,  Bunseverie  unfern  Giants  Causetoay, 

Mornit,  grünliche  und  rothe  Massen,  bestehend  aus  Kieselerde, 
Thonerde  und  Kalk  (Thomson).     Vorkommen  im  Grünstein  von  Marne. 

Chlorophäit.  Im  Grünstein  von  Carnmoney  bei  B'jlfast.  Derb, 
dunkelgrau,  Glas-glänzend;  begleitet  von  Eisenglanz.  (Übertrifft  die 
Englischen  und  Schottischen  Chlorophäiten  bei  weitem  an  Schönheit.) 

Hornblende.     Sehr  allgemein. 

Kirwanit.  Im  Grünstein  und  Porphyr  von  Mourne.  Strahlige, 
dunkelgraue  Massen.  Bestand  r=  Kieselerde,  Eisen-Protoxyd,  Kalk, 
Thonerde  und  Wasser. 

Asbest-artiger  Tremolith.     In  der  Grauwacke  zu  Mourne. 

.     '^'l  I    sehr  gewöhnlich  in  allen  Trapp-Gesteinen. 

Turmaliu.  Im  Glimmerschiefer  von  Antrim  und  Derry ;  im 
Granit  von  Mourne. 

Zoisit.     Im  Thonschiefer  zu  Annalong  in  Mourne. 

Granat.  Kleine  Rauten- Dodekaeder  im  Glimmerschiefer;  auch 
im  Granit. 

Natrolith,  Skolezit,  Mesolitli,  Stilb it ,  Heulandi t,  Mer 
s  0 1  e,  A  n  a  1  z  i  m  und  C  h  a  b  a  s  i  t ,  mehr  oder  minder  häufig  in  allen  Trapp- 
Gesteinen.  Der  Stilbit  wird  auch  im  Moiirne-Gvami  getroffen.  — 
L  a  u  m  0  n  t  i  t  ebenso.  —  T  h  o  m  s  o  n  i  t  ,  im  Grünstein,  Ballymoney. 

Hydrolith  und  Levyne,  im  Mandelstein  von  Little  Beer  Park 
in  Glenarm. 

Antrim  olith,  Analysirt  und  beschrieben  von  Thomsopj.  Bestand 
=  Kieselerde,  Thonerde,  Kalkerde ,  Kali  und  "Wasser.  Zylindrische 
und  konische  Massen  mit  einer  Kalkspath-Axe ;  Textur  strahlig.  Hat 
viel  Ähnlichkeit  mit  dem  gewöhnlichen  Faser  -  Mesetyp.  Eigenschwere 
=  2.09. 

Lehuntit.  Derb;  gelblichwciss.  Bestand  =  Kieselerde,  Thon- 
erde, Natron  und  Wasser.     Vorkommen  zu   Carncastle  bei  Glenarm. 

Harr  in  gt  0  nit.  Derb;  schnecweiss.  Bestand  =  Kieselerde, 
Thonerde,  Wasser,  Kalk  und  Natron. 

E 1'  i  n  i  t.      In  stängligen  Massen    im    Grüustcin.      Bestand  =  Kie- 


—     229     — 

scicide,  Wassor,  Tlioncrdc,  und  Eisen  -  Profoxyd.  Vorkommen  zu 
Dunseverie. 

Phillip  Sit.  Gelblich;  rhomboedrischc ,  jnancbfach  niodiRzirte 
Krystallc.     Im  Mandelstein  auf  der  Insel  Mai/ee. 

Chalilit.  Im  Porphyr  von  Sandy  Brae.  Bestand  =  Kieselerde, 
Thonerde,  Kalkerde,  Wasser  und  Eiscn-Protoxyd. 

Harmotom.  In  kleinen  Kugei-förmigen  Massen  (wie  der  vordem 
sogenannte  Gismondin)  im  Mandelstcin  auf  Magee. 

Epistilbit.     Im  Trapp  von  Ratidin  und  Portrush. 

Speckstein.     Im  primitiven  Trapp-Gestein  nicht  seilen. 

Chlor  it.     Hin  und  wieder  in  primitiven  Felsarten. 

Bergleder  und  Bergkork.  Angeblich  zwischen  den  Schichten 
von  Kreide. 

S  mir  gel.    Angeblich  in  Mourne. 

Ber  Vi   j      im  i»fonr«e-Granit. 

Kalkspath,  in  manchfachen  Krystallen  :  sehr  allgemein.  —  Fa- 
serkalk, häufig  in  Trapp-Gestein.  —  Kalktuff  und  kalkige  Sta- 
laktiten, letztere  zumal  in  Höhlen  von  Trapp-Gesteinen.  — 

Berg  milch,  im  Innern  von  Feuerstein-Massen,  Bfdlycastle- 

Faser- Ar  ragon.     Zu  Dotvnhill  und  au£  Giaiits  Causetvay. 

Schaumkalk.     Angeblich  im  Transitions-Schiefer,  Mourne. 

Hydrocarbotiate  of  Urne  and  Mai/nesia,  im  Mandelsteiii 
von  Downhill.     Sphäroidische  Massen  *). 

Bitterspath,  im  Dolomit  zu  Ilolly  und  Belfast. 

Gyps,  in  verschiedenen  Varietäten  an  mehreren  Stellen  von  Antrim 
in  den,  dem  neuen  rothen  Sandstein  untergeordneten,  bunten  Mer 
geln.  —  Vulpinit,  blätterig  und  von  Himmel-blauer  Farbe,  in  einem 
Trapp-Gang  am  Fusse  des  Cai^e  Hill  unfern  Belfast. 

Barytspath,  an  mehreren  Orten  in  Bieigruben,  ferner  im  alten 
rothen  Sandstein  von  CusJiendim. 

Schwefelsaurer  Strontian,  angeblich  in  den  Bleigruben 
von  Newtonards  in  Down. 

Kohlensaurer  Strontian,  mit  dem  Arragon  in  Giants  Caiise- 
way,  aber  nur  in  geringer  Menge. 

Alaun,  als  Ausblühung  auf  Liasschiefer  zu  White  He  ad  ua  fern 
Carrickferffiis  und  auf  Coal  Island  in  Berry. 

Aluminit,  im  Trapp  zu  Gerron  Point  und  Portrush. 

Kupferkies,  begleitet  von  Bleiglanz  zu  Neivtonards. 

Eisenkies,  häufig  in  Trapp-  und  andern  Gesteinen. 

Magneteisen,  oft  in  Oktaedern  krystallisirt,  sehr  häufig  im 
Trapp  zu  Portmuck,  auf  Island  Mayee. 


*)  Ob  dieses  Mineral  das  nämliche  ist,  welches  von  Philiips  als  Hydrocarbonate  of 
Urne  beschrieben  worden,  möge  daliiii  gestellt  bleiben.  Nach  ihm  soll  das  Minfral 
ein  Produkt  der  Einwirkung  der  Trapp-Gänge  auf  die  Kreide  an  der  Giants  Cau- 
sewmj  seyn.  Da  Costa  hat  dasselbe  zerlegt  und  gefunden,  dass  es  aus  4  Atomen 
kohlensauren  Kalkes  und  aus  3  Atomen  Wasser  besteht; 


-      230     — 

"Eisenglanz,  mehreren  Trapp-Gesteinen  eigen,  und  mitunter  in 
rhomboedrischen  Krystallen  sich  darstellend.  —  Eisenglimmer,  Mourne 
Mountains.  —  Roth-Eisenstein,  Thon-Eisenstein  und  Sumpf- 
erz, an  mehreren  Orten. 

Blei  glänz  und  'phosphorsaures  Blei,  in  den  Bleigruben 
von  Newtonards  in  Down. 

Antimonglanz,  angeblich  in  der  Nähe  von  Londonderry. 

Rutil,  in  Quarz,  Mourne, 

Bernstein,  angeblich  in  der  Kohle  von  Rathlin,  in  kleinen 
Stücken. 


O.  L.  Erdmann  :  chemische  Untersuchung  des  Wavel- 
lit  und  Striegisan  von  Langenstriegis.  Schweigger-Seide/.,  neues 
Jahrb.  d.  Chem.  1833.  H.  19.  S.  154  ff,). 


Blauer  Wa- 

Grüner  und 

vellit 

gelber  W  a- 
V  e  i  1  i  t. 

Thonerde       .     .     . 

36,600 

.     .     36,393 

Phosphorsäure  .     . 

34,064       . 

.     .     33,280 

Eisenoxyd     .     .     . 

1,000       . 

.     .       2,694 

Wasser    .     .     . 

27,400       . 

.     .     27,099 

^lusssäure     .     . 

Spur       , 

.     .       Spur 

99,064  99,466   * 

Die  Ursachen  der  blauen  Färbung  des  einen  der  zerlegten  Wa- 
vellite  scheint  phosphorsaures  Eisenoxydul  zu  seyn  'y  von  Kupfer  fand 
sich  wenigstens  keine  Spur.  Diese  Analysen  stimmen  sehr  nahe  mit 
denen  des  Englischen  Wavellites  von  Berzeliüs  und  des  Amberger 
von  Fuchs. 

Brauner  Schwarzer 


Strie 

g 

s  an 

Thonerde      .     . 

34,900 

.     35,392 

Phosphorsäure  . 

.       31,553       . 

.     22,458 

Eisenoxyd     .     . 

2,210 

.        1,500 

Wasser     .     .     . 

24,010 

.     24,000 

Kieselerde     .     . 

7,300        . 

.        6,650 

Flusssäure     .     . 

.        Spur 

Spur 

99,973 

100,000 

Der  aufgefundene  Kieselerde-Gehalt,  so  wie  ein  Theil  der  Thon- 
erde und  das  Eisenoxyd  geliören  dem  Mineral  nicht  wesentlich  an; 
diess  ergibt  sich  daraus,  dass  der  gepulverte  Striegisan  sich  sowohl  in 
Salzsäure,  als  in  Aezkah'-Lauge  bei  längerer  Digestion  mit  Hinterlas- 
sung eines  gelbbraunen  oder  schwärzlichgrauen,  sandigen  Pulvers  auf- 
löst, welches  sich  als  unreine  Thonerde  und  Eisen-haltige  Kieselerde 
ohne   Spur   von   Fbosphorsäure  erwiess.    —   BftEiTHAurx's   sogenannter 


—     231     — 

Striegisan  ist  niclits  als  ein  von  der  Masse  des  Kieselschiefers,    auf 
welcher  er  vorkommt,  mehr  oder  weniger  verunreinigter  Wavellit. 


G.Rose:  im  Ural  vorkommende  krystall  isi  r  te  Verbin- 
dungen von  Osmium  und  Iridium  (Poggendorff,  Ann.  d.  Phys. 
1833,  N.  11.  S.  452  fF.).  Das  Osmium-Irid  von  Newiansk  findet 
sich  in  Krystallen  und  Körnern.  Jene  sind  Kombinationen  eines  Hexa- 
gon-Dodekaeders  und  des  sechsseitigen  Prismas,  und  parallel  der  gera- 
den Endfläche  ziemlich  vollkommen  spaltbar.  Zinnweiss;  metallisch 
glänzend;  ritzt  Feldspath ;  Eigenschwere  =  19,386  bis  19,471.  Vor 
dem  Löthrohr  auf  Kohle  unveränderlich;  nicht  nach  Osmium  riechend. 
Im  Kolben  mit  Salpeter  geschmolzen,  wenig  nach  Osmium  riechend  und 
nach  dem  Erkalten  eine  grüne  Masse  bildend.  Mit  Phosphorsalz  ge- 
schmolzen wird  die  Substanz  nicht  aufgelöst,  eben  so  wenig,  wenn  sie 
mit  Königswasser  gekocht  wird.  Vorkommen  im  Goldsande  von  Newi- 
ansk, 95  Werste  nördlich  von  Katharinenburg ;  Platin  findet  sich  mit 
diesem  Osmium-Irid,  jedoch  in  viel  geringerer  Menge.  Ausserdem  bei 
Bilimbajeivsk ,  Kyschtein  u.  m.  a.  0.  im  Ural.  —  Die  Krystalle  des 
Osmium-Irid  von  Nischne  Tayil  haben  dieselbe  Form  und  die  näm- 
lichen Winkel,  auch  sind  sie  eben  so  vollkommen  spaltbar.  Bleigrau. 
Härte,  wie  beim  vorigen.  Eigenschwere  =  21,118.  Schmilzt  vor  dem 
Löthrohr  auf  Kohle  nicht,  verliert  aber  seinen  Glanz,  wird  etwas 
schwarz ,  ufid  verbreitet  dabei  einen  durchdringenden  Geruch  nach 
Osmium.  Vorkommen  im  Piatinsande  voa  Nischne  Tagil,  ohne  Gold.  — 
Da  beide  Verbindungen  von  Osmium  und  Iridium  gleiche  Krystallform 
haben,  so  bestätigt  die  RosE'sche  Beobachtung  die  schon  von  Berzeliüs 
ausgesprochene  Vermuthung,  dass  Osmium  und  Iridium  isomorph  seyen. 


Derselbe:  Vanadin-Bleierz  von  Beresow  im  Ural  (a.  a.  O. 
S,  455  ff.).  Findet  sich  in  sechsseitigen  Prismen  von  kastanienbrauner 
Farbe  und  ist  stark  glänzend.  Vor  dem  Löthrohr  stark  dekrepitirend 
und  zur  Kugel  schmelzend,  die  sich  unter  Funkenspriihen  zum  reguli- 
nischen Blei  reduzirt  und  dabei  die  Kohle  gelb  beschlägt.  In  Phosphor- 
salz auflösbar  und  damit  zu  Glas  schmelzend,  das  in  der  äusseren 
Flamme  rötlilichgelb,  in  der  inneren  chronigrün  erscheint.  In  Salpeter- 
säure leicht  auflösbar.  Vorkommen  auf  dünnen  Klüften  im  Granit,  wel- 
che von  den  Quarzgängen  auslaufen ,  in  denen  das  Gold  sich  findet, 
welches  der  Gegenstand  des  Beresoicer  Bergbaus  ist.  —  Bemerkens- 
werth  ist  bei  diesem  Vanadi.i-Bieierz  die  Umhüllung  des  Grün  Bleierzes 
durch  dasselbe.  Da  beide  Substanzen  in  regulären  sechsseitigen  Pris- 
men vorkommen,  und  beide  Verbindungen  von  einem  Bleioxyd-Salze  mit 
Chlorblei  sind,  so  könnte  man  auf  die  Vermuthung  kommen ,  dass  sie 
isomorph  scyn  könnten J  was  jedoch  weder  bewiesen  noch  wahischein- 
lich  ist.  —  Das  Vanadin-Bleierz  von  Beresow  ist  mit  dem  von  Zimapan 


—     232     — 

iibcreinsümiuend ,  verschieden  aber  davon  scheiHt  jenes  vanadinsaurc 
Blei,  welches  Johnston  von  Berzelius  erhielt,  und  das  nach  dessen 
Vermuthung  ein  zweifach  vanadinsaures  Bleioxyd  ist. 


Weiss:  über  das  Staurolith -System,  als  abgeleitet  aus 
dem  regulären  Krystall-System.  (Abhandl.  der  Königl.  Akad. 
der  Wisseusch.  zu  Berlin  a.  d.  J.  1S31,  S.  312  fF,).  Zu  einem  Aus- 
zuge nicht  geneigt. 


II.     Geologie  und  Geognosie. 

SiLLiMAN :  Notiz  überdieAnthrazit-Regionen  im  Lacka- 
tvanna  und  Wyominij-Tha\  am  Susquehanna  (Sill.  Amer,  Journ.  of  Scienc. 
1830,  Jiily ;  XVII f.  308—338,  with  1  map  and  3  woodcuts).  Es  gibt 
in  Pennsylvanifn  drei  Gegenden,  wo  Anthrazit  hauptsächlich  gewonnen 
wird;  Am  Susquehanna,  a.m  Lehiffh  hei  Manch  Chunk,  und  am  SchuitkilL 
Das  Wyoming-Thal  ist  eine  Strecke  des  Susquehanna -Thaies  und  geht 
an  einer  Krümmung  desselben  in  gerader  Richtung  ins  Thal  des  Lacka- 
tvanna  aufwärts  fort,  welcher  sich  in  jenen  FIuss  ergiesset.  Der  An- 
thrazit in  beiden  Thälern  gehört  nur  einer  Formation  an,  und  die  Thal- 
gegend, in  der  er  gewonnen  wird,  ist  60 — 70  Meilen  lang  und  5  M. 
breit.  Dieses  Thal  stellt  seiner  Form  nach  einen  horizontalen ,  oben 
offenen,  hohlen  Halbzylinder  dar,  mit  dessen  konkav  -  bogen  -  förmigem 
Queerschnitte  auch  die  Gebirgs-Schichten  parallel  sind ,  doch  so  dass 
sie  durch  eine  Menge  kleinerer  Undulationeu  noch  viele  kleinere  Bogen- 
Ifnien  in  der  Hauptform  hervorrufen.  Auf  der  tiefsten  Linie  dieses 
Halb-Zylinders  nun,  etwas  mehr  nach  der  westlichen  Seite,  winden  sich 
die  zwei  Flüsse  fort.  Wo  die  ganze  Schichtenfolge  der  Anthrazit  -  For- 
mation vorhanden  ist,  findet  man  von  oben  nach  unten : 

1.  Ein  Trümmergestein  mit  meist  kieseligen  Bruchstücken  imd 
kieseligem  Zäment;  erstere  sind  bald  grösser,  bald  nur  von  der  Fein- 
heit des  Sandes ,  wornach  man  Puddingstein  und  Sandstein  unter- 
scheidet; Geognosten  bezeichnen  dieses  Gestein  als  Grauwacke  und 
Grauwacke-Schiefer. 

2.  Thonschiefer  von  verschiedenen  Graden  der  Härte  und  Feinheit, 
oft  voll  Pflanzen-Abdrucken  ,  die  zuweilen  auch  einzeln  in  ersterer  Ge- 
birgsart  vorkommen. 

3.  Anthrazit-Kohle  in  regelmässigen  Schichten  zwischen  Dach  und 
Sohle.   — 

Diese  letzteren  werden  gewöhnlich  von  Thonschiefer  gebildet;  zuwei- 
len aber  fehlt  der  Thonschiefer  darüber  und  der  Sandstein  bedeckt  die 
Kohle  unmittelbar;  zuweilen  fehlen  beide,  so  dass  sich  die  Kohle  mit 
dem   A':kergrunde   mengt.      Das  Streichen    geht   zwisclicn  N.    und  NO. 


—     233     - 

nach  S.  und  SW.;  das  Fallen  geht  von  beiden  Seiten  dem  Thalc  zu, 
und  wechselt  fast  vom  Vertikalen  bis  zum  Horizontalen;  im  Detail  aber 
ist  es  Wellen -förmig.  Nur  wo  der  Fluss  sich  sehr  auf  die  Seite  wen- 
det, findet  auf  einer  der  Thalseiten  ein  entgegengesetztes  Fallen  Statt. 
Die  Kohlen-Lagen  dieses  Thaies  haben  1'— 27'  Mächtigkeit;  wenn  sie 
aber  nicht  mindestens  3' — 4' — 6'  Mächtigkeit  besitzen,  werden  sie  nicht  für 
bauwürdig  geachtet.  Zuweilen  bilden  sie  den  Grund  des  Flusses.  Ihre 
seitliche  Erstreckung  ist  sehr  beträchtlich,  und  gar  nicht  genau  bekannt. 
Man  hat  sie  mit  verschiedenen  Stollen  durchsunken  ,  ohne  sie  in  ihi'er 
ganzen  Mächtigkeit  kenneu  zu  lernen.  Eine  mindest  fünfmalige 
Wechsellagerung  der  oben  erwähnten  Gebirgsschichten  mit  den  Kohlen 
wird  allgemein  angenommen,  ein  Unternehmer  behauptet  eine  sieben- 
malige in  einer  Mächtigkeit  von  |  Engl.  Meilen  beobachtet  zu  haben, 
ohne  das  Ende  zu  eiTeichen.  Zu  Carboudale,  am  obern  Ende  des  La- 
ckawanna-Thales  findet  ein  ausgedehnter  Tagebau  auf  diese  Kohle  Statt. 

Der  Anthrazit  ist  von  verschiedener  Qualität  und  ungleichem  Werth 
bei  seiner  Verwendung,  selbst  jener,  der  aus  einer  Grube  kommt.  Die 
besten  Sorten  aber  sind  auch  die  besten  in  der  Welt.  Obschon  es  an 
Braunkohlen  und  Holz  in  jener  Gegend  nicht  mangelt,  so  geht  das  An- 
thrazit-Feuer in  den  Schmiede-Essen  und  in  den  Küchen  nicht  aus.  Auch 
kommt  viel  Thoneisenstein  und  Sumpferz  in  Verbindung  mit  diesem  An- 
thrazite vor,  die  aber  noch  nicht  genug  beachtet  werden.  Stahlquellen 
kommen  an  vielen  Orten  zum  Vorschein. 

Man  hat  einen  Kanal  begonnen,  der  schon  8  Meilen  von  Wükes- 
barre  (im  Wyoming)  vorgerückt  ist  und  durch  das  ganze  Thal  fortgesetzt 
und  nach  Norden  hin  mittelst  mehrerer  anderen  Kanäle  mit  den  See'n  und 
Flüssen  von  New  York  in  Verbindung  gesetzt  werden  soll.  Auch  grosse 
Eisenbahnen  sollen  dazu  kommen ;  kleinere  sind  bereits  in  den  Minen 
selbst  angelegt.  Der  Boden  ist  gegen  den  gewöhnlichen  Fall  in  Berg- 
werksGegenden  ausserordentlich  fruchtbar;  die  Gegend  schön  und 
blühend. 

Die  Pflanzen-Abdrucke  kommen  meist  wohlerhalten  und  ausgebreitet 
im  Dach. über,  zuweilen  in  der  Sohle  unter  dem  Anthrazit,  weniger  im 
Sandsfein,  selten  im  Anthrazit  selber  vor.  Zuweilen  füllen  sie  den  Schie- 
fer in  einer  Mächtigkeit  von  10'  aus  und  deuten,  bei  ihrer  grosser  Zu- 
sammendruckung  ein  einst  viel  grösseres  Volumen  dieser  Schichten  an. 
Sie  stammen  nicht  von  weit  hergeflössten  Vegetabilien ,  meistens  von 
Fahren,  die  alle  tropisch  und  ausgestorben  seyn  sollen  ;  —  andere  Ab- 
drücke stellen  mehrere  Fuss  lange  und  breite  Rinden  von  Riesengewäch- 
sen, ?  Palmen,  dar;  —  andere:  Blätter  von  Q"  —  7"  Durchmesser;  — 
auch  Halmgewächse  und  Wasseralgen  sind  häufig;  —  auch  sollen  nach 
Cist's  Versicherung  Stern-förmige  Blüthen  [  ?  R  o  t  u  1  a r  i  e  n  ]  gefunden 
worden  seyn,  —  und  Hitchcock  glaubt  eine  Blume  mit  entfalteten  Blu- 
menblättern zu  besitzen. 

Dass  die  faserige  Holzkohle,  welche  zwischen  dem  Anthrazit  häufig 
cvscheint,  vegetabilischen  Ursprungs  seyc,  ist  wohl  keinem  Zweifel  un- 


-     234     — 

terworfen,  aber  der  Anthrazit  selbst,  dem  der  Vf.  früher  einen  unor- 
ganischen Ursprung  zugeschrieben,  scheint  ihm  nun  auf  demselben  Wege 
gebildet  worden  zu  seyn ,  seitdem  er  ihn  in  so  inniger  Berührung  mit 
dieser  unsäglichen  Menge  von  vegetabilischen  Resten  gefunden.  Die 
Pflanzentheile  scheinen  ihm  durch  Wasser  eine  theilweise  Zersetzung 
erlitten,  und  sich  daraus  rein  ,  oder  mit  Erde  verunreinigt  ( —  bis  zum 
Übergang  in  wirklichen  Thonschiefer)  niedergeschlagen  zu  haben,  und 
der  mächtige  Druck  hat  unverkennbar  zur  weiteren  Zerstörung  der  or- 
ganischen Textur  mitgewirkt. 

Folgt   noch  die   detaillirte    Angabe    der  Schichtenfolge    in  mehreren 
(16)  einzelnen  Grubenwerken. 


SiLLiMAN :  Bemerkungen  auf  einer  Reise  von  New  Haren 
Coiineld.,  nach  Manch  Chunk  u.  a.  Anthrazit-Gegenden  Pennsylranien's 
(SiLLiM.  Amer.  Journ.  of  Scie?w.  I830,0ct.  XIX,1—21,  th.  I.).  Manch 
Chunk  liegt  am  Lehigh,  welcher  46  Meilen  weiter  hin  und  364'  tiefer, 
bei  Easfon,  in  den  Delaware  fäUt.  Ein  Kanal  mit  54  Schleiissen  und  7 
Dämmen  zieht,  die  Kohlen-Au.sbeute  zu  verführen,  längs  des  Lehigh  bis 
Easton,  von  wo  der  Absatz  hauptsäch],ich  nach  Bristol  und  Philadelphia 
geht,  weiches  nach  den  Kanälen  124  Engl,  Meilen  von  Manch  Chunk 
ist.  Eine  Eisenbahn  verbindet  die  Kühlenwerke  hier  vollends  mit  dem 
Flusse.    — 

Die  geognostische  Konstitution  der  Gegend  ist  ausserordentlich  ein- 
fach. Zu  oberst  liegt  wieder  ein  gröberer  oder  feinerer  Sandstein  mit 
Quarzgeschieben  und  Kiesel-Zäment,  eine  Grauwacke,  welche  Pudding- 
stein-artig wird.  Darunter  folgen  thonige  Schiefer  von  verschiedenen 
Abänderungen,  dann  die  Kohle,  zuweilen  aber  folgt  sie  auch  unmittel- 
bar unter  der  Grauwacke.  Der  Schiefer  kommt  wieder  als  Sohlengestein 
der  Kohle  vor.  Die  jetzige  Kohlengrube  ist  ein  Tagebau  von  8  Acres 
Ausdehnung  mit  mehreren  Flächen-Stufen,  wo  der  Anthrazit  in  unge- 
heuren Massen  liegt.  Er  steht  in  mehreren  Bänken  von  10' — 45' 
Mächtigkeit  zu  Tage ,  welche  nur  von  einigen  dünnen  Schiefer- 
streifen durchbrochen  sind;  allein  man  weiss  bereits,  dass  er  in 
einer  Mächtigkeit  von  54'  und  an  einer  Stelle  von  100'  nieder- 
setzt. Im  Allgemeinen  fallen  die  Schichten  5°  — 15**  und  zwar  mit 
der  äusseren  Bodenfläche  ein,  öfters  aber  werden  sie  auch  Wellen-, 
Sattel-  und  Mantel- förmig,  nehmen  selbst  auf  kurze  Zeit  eine  fast 
senkrechte  Stellung  an,  und  winden  sich  auf  eigenthümlichc  Weise. 
Die  Grauwacke  hat  an  einigen  Stellen  ,  wo  sie  in  Berülirung  mit  der 
Kohle  ist,  ein  gebackenes  Ansehen,  sie  ist  erhärtet,  spröde,  trocken,  und 
wie  voll  feiner  Bläschen.  —  Eine  Meile  von  dieser  Grube  entfernt  sind 
neuerlich  ganz  andere  Gruben  angelegt, %vorden,  welche  guten  Fortgang 
versprechen.  Ausserdem  hat  man  neuerlich  noch  mehrere  Stellen 
in  der  Umgegend  aufgefunden,  wo  fünf  12' —  50'  mäclitige  Anthrazit- 
Bänke  übereinander  zusammen  120'  Mächtigkeit  einnehincn:  an  einer 
zweiten  Stelle  kennt  man    eine  15'    mächtige  Bank,  —  eine    dritte,  wo 


—     235     — 

eine  solche  von  39'  Mächtigkeit  zu  Tage  geht.  Etwas  später  hat  man 
noch  8  andere  Schichten  von  19',  10',  6',  20',  11',  6',  5'  und  5'  Mächtigkeit 
gefunden,  welche  alle  übereinander  zu  liegen  scheinen,  so  dass  die  reine 
Kohleninasse  im  Ganzen  noch  240'  betrüge,  ausser  der  des  ersten 
Werkes.  — 

Schlägt  man  von  Manch  Chunk  den  Weg  über  den  Broad  Mmitain 
nach  dem  berühmten  Wyoming -VS&A  ein,  dessen  sich  die  Indianer  zu 
ihren  Wanderungen  vom  Lehigh  nach  dem  Wyoming-ThaXc:  am  Susque- 
hanna  bedienten,  so  gelangt  man  auf  diesem  nach  der  Beaver-Meadow- 
Grube,  \h  Meilen  vom  Wege,  der  nach  dem  22  Meil.  entlegenen  Berwick 
am  Susquehanna  führt.  Diese  Grube  ist  zwar  seit  1813  eröflFnet,  ge- 
winnt aber  jetzt  erst  Fortgang.  Eine  Eisenbahn  soll  nach  dem  Schuil- 
kÜl  odar  dem  Lehigh  angelegt  werden,  nach  welch'  letzterem  Flusse 
der  Weg  11  Meilen,  und  7  bis  Manch  Chunk  beträgt.  Doch  soll  die 
Kohle  von  erster  Qualität  und  ganz  frei  von  Schwefel  seyn.  Sie  wird 
ebenfalls  zu  Tag  abgebaut. 

Von  den  Gruben  am  Susquehanna  war  schon  oben  die  Rede. 


W.  W.Mather:  Erläuterung  eines  Durchschnittes  durch 
einen  T  h  e  i  I  von  Connecticut,  von  Killingly  bis  Haddam  am  Connec- 
ticut-Flusse (SiLLiM.  Amer.  Journ.  of  Scienc. ;  1831,  Oktob.;  XXI, 
94 — 97,  mit  einer  Zeichnung).  Der  Durchschnitt  beginnt  schon  nörd- 
lich von  Killingly  mit  Feldspath-Gestein,  dessen  Schichten,  1"— 1'  dick, 
mit  15**  N.  nach  W.  fallen,  und  im  Ganzen  wenigstens  300'  Mächtig- 
keit besitzen.  Zuweilen  kommen  dünne  Glimmerschiefer-Lagen  darin 
vor;  weiterhin  geht  das  Gestein  in  Kaolin  über.  —  Nach  ihm  folgt 
körniger  Quarz-Fels  mit  ?  einem  Lager  faserigen  Arragonites ;  es  fallt, 
wie  alle  13—14  Meilen  weit  westlich  davon  vorkommenden  Schichten, 
mit  10<> — 15"  in  WNW.  —  Dickschichtiger  Gneiss  beginnt  und  geht 
etwas  weiter  nördlich  {Killingly)  in  Granit  über.  Zwischen  Killingly 
und  Brooklyn,  nördlich  und  südlich  von  der  Durchschnittslinie,  erschei- 
nen die  Gneisslagen  nach  allen  Richtungen  Wellen-  und  Zickzack-för- 
mig ;  gegen  den  vorhergehenden  Gneiss  hin  wird  dieser  Porphyr-artig. 
In  Brooklyn  geht  er  in  Hornblendeschiefer  über  und  wird  in  allen  Rich- 
tungen von  dünnen  Epidot-Gängen  durchsetzt,  welche  Eisenglimmer  und 
zuweilen  Sphen  aufnehmen.  Kleine  Steatit-Lagcr  sind  mit  Gneiss-  und 
Granit-Blöcken  bestreut.  Dieser  Charakter  der  Gesteine  hält  bis  Wind- 
ham  so  an,  nur  dass  zuweilen  der  Gneiss  in  Glimmerschiefer  übergeht. 
4  Meil.  W.  von  Brooklyn  ist  der  Schichtenfall  sichtlich,  nach  WNW., 
bei  Windham  Ah&x  unter  6**— 7**  nach  OSO.  Hier  wird  der  Gneiss 
überall  von  Granit-Gängen  durchsetzt,  worin  der  Feldspath  oft  durch 
Albit  ersetzt  wird.  Cleavelandit  bildet  im  Allgemeinen  die  Masse  der 
Gänge ,  welche  auch  phosphorsauren  Kalk  und  Granaten  enthalten. 
Von  Windham  nach  Lebanon  hat  man  nur  anstehendes  Gestein  an  der 
nördlichen  Strasse.     Längs    der  südlichen    und    noch    südwärts    von  ihr 


—     236     — 

bemerkt  man  umlierliegende  Syenit-  und  Hornblendefels-Triimmer  vom 
Shetucket -'Flusse  bis  Lebanon.  1—2  Meil.  W.  von  diesem  Orte  ge- 
hen beide  Felsarten  in  Gneiss  über,  welcher,  mit  Übergängen  in  Gh'mmer- 
schiefer  his  East  Eaddam  am  Connecticut  fortsetzt.  Y om  Shetucket-Rwer 
an  ist  der  Schichtenfall  im  Allgemeinen  in  W.  nach  N.,  und  übersteigt 
gewöhnlich  nicht  20",  bei  Haädam  aber  wird  er  fast  vertikal.  —  W. 
von  Colcliester  zerfällt  der  Gneiss  zu  Hügeln  von  geschichtetem  Gneiss. 
—  Von  3filUngton  nach  Lyme  sieht  man  den  Gneiss  mit  10°  nach  N. 
gegen  W.  fallen.  —  Bei  der  Baptist -ILir che  in  East  Eaddam  bis 
nach  Old  Uaddam  am  W.-Üfer  des  Connecticut  setzen  mächtige  Granit- 
Gänge  in  Gneiss  auf;  ja  der  Granit  erscheint  zwischen  den  Gneiss- 
schichten selbst  in  Lagern ,  welche  mit  jenen  Gängen  gleich  alt  zu 
seyn  scheinen.  Dieser  Granit  enthält:  Smaragd,  Beryll,  Chrysoberyll, 
schwarzen,  an  beiden  Enden  auskrystallisiiten  Turmalin ,  Columbit, 
Granat,  Cleavelandit,  u.  s.  w.  In  dieser  nämlichen  Gegend  hört  man 
öfters  die  sg.  „Moodus  noises,"  die  in  der  Geschichte  von  Connecticut 
wichtig  geworden.  Es  sind  Töne,  die  so  genannt- werden,  weil  man 
sie  am  deutlichsten  am  Moodus -Y\\iss&  vernimmt;  sie  erinnern  an  den 
Fall  eines  schweren  Baumes  zur  Erde,  und,  wenn  man  sie  vernommen, 
sollen  oft  ausgedehnte  Spalten  im  Boden  gefunden  werden. 


C.  SiLVERTOP :  Skizze  der  Tertiärformation  in  der  Pro- 
vinz Granada.)  mit  Kupfertafeln.  ("James.  Edinb.  n.  phil.  Jonrn.  1833, 
XV,  364  —  377'.  F.  f.J  Die  zerrissenen  Tertiär -Ablagerungen  dieser 
Provinz  werden  durch  die  ür-  und  Übergangs-Gesteine  der  Sierra- 
Nevada -Kette  in  südliche  und  nördliche  getheilt.  Erstere  ziehen  sieb 
längs  der  Küste  des  Mittelmeeres  von  Malaga  bis  Cartagena,  die  äl- 
teren Formationen  oft  bis  zum  Meere  herab  unbedeckt  lassend,  hin  und 
setzen,  in  kleinere  Theile  zerrissen,  in  die  Queerthäler  fort.  Sie  sind 
die  Küsten  -  Gebilde  der  nämlichen  Formation.  Die  binnenländ'schen 
Theile  nördlich  von  der  Nevada-Kette  stellen  verschiedene  Züge  dar. 
I,  Gebilde  der  Küste  von  Malaga  bis  Cartagena. 

A.  Bei  Malaga  selbst  erscheinen  sie  hauptsächlich  am  oberen  Theile 
der  Stadt,  —  aufwärts  am  Guadamedina,  der  zwischen  der  Stadt  und 
Vorstadt  durchfliesst ,  und  zu  Alaurin  el  gründe  in  einem  Thale,  das 
zwischen  der  Stadt  und  dem  8  Engl.  Meilen  S.W.  gelegenen  Dorfe 
Churiana  gegen  das  Meer  ausmündet. 

a)  Die  untere  Gruppe  besteht  aus  bräunlichgelbem  und  dunkel- 
blaugrauem ,  zähen  Ziegelthon ,  welcher  gegen  70'  mächtig ,  von 
unregelmässigen  Selenit  -  Gängen  von  h"  —  2"  Dicke  durchsetzt  ist 
und  eine  Menge  fossiler  Konchylien  enthält,  worunter  Deshayes, 
SowERBY  und  Clift  Pecten  pleuronectes,  ?P.  corneus, 
Dentalium  sexangulare,  D.  striatum,  Lucina  incras- 
sata,  Natica  canrena,  Tritonium  nodiferum,  Strom- 
bus gallus,   Kanilla  [?  Tom atella]  gi gan tea,  Pleu- 


~     237     — 

rotoma  Colon,  Turritella  incrassata,  Ostrea,  iiiikro 
skopische  Fe  r  amini  feren,  Hai- Zähne  und  Wirbel  von  Del- 
phinus  11.  s.  w.  erkannt  haben.  Zu  Malaga  hat  das  Gebirge  nur 
50',  zu  Alauriii  aber  lOOO'  Seehöhe J  es  ruht  hier  auf  einem  Kalke 
von  sehr  krystallinischer  Beschaffenheit  und  unfern  einer  tiefer  ge- 
legenen Serpentin-Masse, 
b)  Die  obere  Gruppe  ist  aus  horizontalen  Wechsellagern  von 
Sand,  grobem  Sandstein,  sandigem  Lehm,  Mergel  und  Konglomerat 
gebildet,  enthält  grosse  Austern  (?Ostrea  crassissima  Lamk,)^ 
Pecten,  Balanen,  auch  Cardien  lebender  Art  u,  s,  w.  Doch 
scheint  diese  Gruppe  nicht  in  unmittelbarer  Überlagerung  mit  vo- 
riger vorzukommen.     Sie   liegt    jedoch  in    deren    Nähe   in    höherem 

Niveau. Ausserdem  linden  sich  beide  Gruppen  noch  an  mehreren 

Stellen  dieser  Gegend,  doch  in  minder  beträchtlicher  Ausdeh- 
nung vor. 
Bemerkenswerth  ist  noch,  dass  sich  seit  Menschengedenken  das 
Mittelmeer  von  dieser  Küste  so  sehr  zurückgezogen  hat,  dass  jetzt  ein 
Theil  der  Stadt  und  die  von  zwei  Reihen  schöner  Häuser  eingefasste 
Alameda  da  ^teht,  wo  einst  Schiffe  ankerten.  Die  Stelle  des  alten 
See-Thoreä  und  der  Maurische  Wall,  einst  vom  Meere  bespült,  liegen 
jetzt  einwärts  der  Küste. 

B.  Von  da  bis  Vele%  Malaga,  20  Meilen  östlich  von  Malaga,  findet 
man  nur  beim  Castillo  del  marquex  einen  kleinen  Strich  tertiären  quar- 
zigen Sandsteines  und  Konglomei-ates  voll  Pecten,  Ostreen,  Ba- 
lanen u.  s.  w.j  auch  etwas  Muschel-Konglomerat  und  sandigen  Lehm. — 
Weiterhin  hat  man  nördlich  vom  Weg  hoch  ansteigendes  Glimmerschie- 
fer-Gebirge, südlich  erheben  sich  tertiäre  Hügelzüge.  Wo  derselbe 
nach  dem  Rio  de  Velez  (noch  1  Meil.  von  Velez  Malaga)  hinabgeht, 
sieht  man  einen  Durchschnitt,  wo  Konglomerat  aus  Stücken  von  Glim- 
mer-, Talk-  u.  a.  Schiefern  und  von  Quarz  in  erhärteter  thoniger  Erde 
gebunden,  ohne  alle  Konchylien-Reste,  überlagert  wird  von  einem  Gliedd 
der  obenerwähnten  zweiten  Gruppe:  Lehm  mit  abgerundeten  Stücken 
tertiären  Sandsteines  und  vielen  Exemplaren  von  Pecten,  Chama, 
Baianus  und  Trümmern  von  Austern.  Südwärts  grenzt  das  Ende 
jenes  tertiären  Hügels  an  ,  welcher  aus  dicken  hcrizontalen  Schichten 
verkleinerter  Konchylien  (Chama,  Pecten,  Cardium  eduIe,Ba-T 
lanus,  Ostrea),  mit  Quarzsand  oder  Geschieben  in  Wechsellagerung 
mit  anderem  Sandstein-Konglomerat  besteht,  bis  250'  Seehöhe  hat,  und, 
obschon  er  fast  1  Meile  von  der  Küste  entfernt  ist,  auf  der  Seeseite 
steil,  überhängend,  von  der  Brandung  zerrissen  und  voll  Höhlungen  ist. 
Nach  N.  hin  verliert  sich  diese  Bildung  über  Ur-Schiefer.  Velez  Ma- 
laga liegt  in  einem  nach  S.  offenen  Amphitheater,  über  dessen  Boden 
aus  Glimmerschiefer  sich  noch  einzelne  tertiäre  Parthieen  erheben. 

C.  Auch  von  Vele%  Malaga  bis  Almeria  geht  der  Weg  über  Thon- 
schiefer,  Glimoierschiefer  mit  Andalusit  und  Kyanit,  südlich  an 
und  durch  di^  Sierra  de  Gador,   deren    Übergangskalk    die   reichsten 


—     238     — 

Bleierz-Gänge  in  Spanien  enthält.  Tertiäre  Bildungen  sind  auf  dem 
ganzen  Wege  kaum  oder  nur  von  geringer  Ausdehnung  und  nicht 
sehr  bezeichnet,  vorhanden. 

Fast  zwei  Meilen  vor  Almeria  erscheint  die  Tertiär-Formation  wie- 
der in  Form  eines  ungeschichteten,  weisslichen  erdigen  Grcbkalkes  oder 
feinen  Kalk-Konglomerates  mit  Geschieben  jenes  Übergangskalkes  und  mit 
Pecten,  Cardium,  Baianus  und  Ostrea,  und  hält  his  Almeria 
an,  dessen  altes  Schloss  darauf  erbaut  ist.  Doch  reicht  sie  nicht  über 
2 — 3  Meilen  Land-einwärts,  und  nicht  über  200'  —  300' über  den  Seespie- 
gel.  Noch  diesseits  Almeria  tritt  ein  dunkelbraunes  Konglomerat  mit 
vielen  grossen  und  kleinen  Kalksteinstücken  darunter  hervor ,  welches 
selbst  auf  jenem  Übergangskalke  ruht,  der  sehr  zersetzt  ist  und  30*'  N.  fallt. 

D.  Ostlich  von  Almeria,  welches  noch  18  Meilen  vor  Cabo  de  Gata 
liegt,  findet  man  in  der  Niederung  bis  La  Carbonera  einen  Zug  vulka- 
nischer Felsarten,  theilweise  von  tertiären  Gesteinen  überdeckt.  Nord- 
wärts erhebt  sich  der  Boden  bis  zum  Fusse  der  aus  Glimmerschiefer 
gebildeten  Sierra  de  Alhamilla  und  ist  bis  dahin  wahrscheinlich  aus 
neuem  Sand,  Mergel,  Thon  und  Lehm  gebildet;  im  westlichen  Theile 
dieses  Striches  aber,  bei  Almeria,  findet  man  noch  groben  Quarzsandstein, 
losen  und  gebundenen  Kies ,  erdigen  und  erhärteten  Thonmergel  mit 
Pecten  benedictus,  P.  dubius,  P.  striatus  (nach  Deshayes's 
Untersuchung),  Balaneu,  Austern,  E  eh  initen- Stacheln  u.  s.  w. 
Diese  Schichten  fallen  20**  WSW.  und  scheinen  unter  die  Tertiärgebilde 
des  Schlossberges  von  Almeria  einzuschiessen.  —  Offenbar  bespülte  das 
Mittelmeer  früher  den  Fuss  der  Sierra  de  Alhamilla  und  der  Sierra 
de  Gador, 


Al.  Brongniart:  Bericht  an  die  K.  Akademie  der  Wissen- 
schaften über  Gay's  geologische  Arbeiten  {Ann,  scienc.  nat.; 
1833,  Avril;  XXVIII.  394— 402 J.  C.  Gay  hatte  sich  in  Frankreich 
schon  6  Jahre  lang  zu  einer  naturwissenschaftlichen  Reise  vorbereitet, 
als  er  eine  Anstellung  als  Professor  der  Physik  und  Chemie  in  San- 
tiago, der  Hauptstadt  ChiWs ,  erhielt ,  hier  eine  Zeit  lang  seine  Lehr- 
stelle verwaltete ,  dann  aber  mit  Unterstützung  der  dortigen  Regierung 
das  Land  in  naturwissenschaftlicher  Absicht  zu  bereisen  begann.  Er 
machte  grosse  Sammlungen  in  allen  Reichen  der  Natur,  und  brachte  sie 
grösstenthfcils  mit  nach  Paris,  als  er  1832  dahin  ging,  um  physikalische 
Apparate  einzukaufen,  wozu  ihm  die  Regierung  25,000  Franken  gegeben. 
Diese  mitgebrachten  Sammlungen  und  die  Reise  -  Journale  sind  es ,  mit 
deren  Hülfe  Ajl.  Brongniart  gegenwärtigen  Bericht  verfasst  hat. 

Die  geognostischen  Beobachtungen  Gay's  erstrecken  sich  hauptsäch- 
lich nur  auf  die  Umgegend  von  Santiago  und  auf  das  Becken  der  Flüsse 
Cachapual  und  Tinguiririca  (woran  Juan  Fernando  liegt),  von  deren 
Quelle  in  den  Cordilleren  an  bis  zu  ihrer  Vereinigung  zum  Flusse 
Rapel  und   bis    zu   dessen   Einmündung  ins  Meer,     Es  sind  Urgebirge, 


—     239     — 

plutonisch-vulkanisclie  und  neptunische  Gebirge,  welche  jenes  Gebiet 
zusammensetzen.  Erstere  sind  selten  unbedeckt  zu  Tage  stehend  ,  die 
zweiten  herrschend ,  die  dritten  nur  lokal  und  oft  den  zweiten  ver- 
bunden. —  Die  krystallinischen  Urgebirge  bieten  nichts  Elgenthümliches 
dar.  —  Die  plutonischen  oder  Feuer-Gebilde  begreifen  ,  wie  anderwärts, 
Porphyre,  Basalte,  Trachyte,  Argilophyre,  Dolerite  u.  s.  w.  in  sich,  die 
bald  in  Massen  und  unrcgelmässige  Bänke  gesondert  auftreten,  bald 
ohne  Ordnung  durcheinander  gemengt  ersclieinen.  Sie  bilden  Hugcl  und 
Berg-Züge,  welche  sich  durch  steile,  spitz  Ujjid  zackig  eingeschnittene 
Säge-förmige  Kämme  auszeichnen,  wesshalb  sie  den  Namen  Cerro  er- 
balten. Die  Thäler  zwischen  ihnen  stellen  nach  Länge  und  Tiefe  un- 
ermessliche  Spalten  mit  so  senkrechten  Wänden  dar,  dass  es  oft  in 
meilenweiter  Erstreckung  nicht  möglich  ist,  sie  zu  erglimmen.  Unfern 
der  Hacienda  de  Cauquenes,  wo  auf  10  Meilen  in  die  Runde  keine  an- 
dere als  solche  plutonische  Felsarten  vorkommen,  sind  diese  Thäler  bis 
zu  ^  ihrer  Höhe  und  auf  10 — 12  Stunden  Länge  durch  eine  unermess- 
liche  Anhäufung  von  Granit- Blöcken  und  -Stücken  ausgefüllt;  das 
Phänomen  der  Felsblöcke  wiederholt  sich  daher  hier  in  der  grössten 
Entfernung  von  Europa  nach  einem  unerhörten  Maasstabe  und  auf 
einer  sonst  nie  beobachteten  Unterlage.  Von  allen  Seiten  durch  die 
steilen  Thalwände  umgeben,  scheinen  sie  ihrer  weitern  Fortbewegung  eine 
unübersteigliche  Schwelle  gefunden  zu  haben.  G.  weiss  weder  eine 
Quelle  anzugeben,  woraus,  noch  eine  Kraft,  durch  welche  jene  Blöcke 
dahin  gekommen.  — 

Die  neptunischen  Gebilde  erreichen  über  25"^^  Mächtigkeit  über  dem 
Meeresspiegel  und  nehmen  zwischen  ihren  regelmässigen,  durch  Absatz 
aus  dem  Meere  entstandenen  Schichten  wohl  zuweilen  Trümmer  der  vo- 
rigen auf.  Diese  Gebirge  zeigen  in  ihren  Beziehungen  zu  den  plutoni- 
schen Gebilden  die  allergrösste  Ähnlichkeit  mit  denen  des  Viceutmischen, 
Die  plutonischen  Gesteine  selbst,  ihre  Aggregate  ,  ihre  Mineralien  u.  s, 
w.  sind  dieselben.  Bei  La  Navidad  an  der  Mündung  des  Bio  Jiapel 
wechseUagern  Schichten  von  niedergeschlagenen  zerreibHchen  Stoffen  mit 
solchen,  die  aus  vulkanischen  Trümmern  gebildet  worden  und  zuweilen 
durch  ein  Kalk-Zäment  gebunden  sind,  in  welchem  fossile,  versteinerte 
Konchylien  vorkommen.  Diese  letztern  sind  von  den  nämlichen  Ge- 
schlechtern, wie  die  der  Europäischen  Tertiär-Formation  und  zeigen  mit 
diesen  überhaupt  ein  weit  grössere  Ähnlichkeit  als  mit  jenen  ,  die  noch 
in  den  Chileser  Seegewässern  wohnen:  es  sind  Arten  von  VCytherea, 
Cardium,  Pectunculus  (dem  P.  p  u  I  v  i  n  a  t  u  s  ähnlich),  P  y  r  u  I  a, 
Fusus,  Cassis  (fast  ganz  wie  C.  intermedia  Brocchi),  A  n  c  i  I- 
laria,  Oliva,  Doliuni,  Natica  und  ein  S  i  g  a  ret  u  s,  welcher 
dem  S.  ca  naliculatus  von  Bordeaux  schv  nahci  sic\\t.  Das  Aggregat, 
worin  sie  liegen,  und  welches  oft  ganz  frei  von  Kalk  ist,  stimmt  mit 
der  Vicentinischen  'Rte.ccioXe.  überein.  Selbst  solche  Schichten  von 
Navidad,  welche  dem  Ansehen  nach  feine  Mergel  zu  seyn  scheinen, 
enthalten    (im    Gegensatze  jener  von   Val  nera)    keine    Spur    von  Kalk: 

Jahrgang  ISM^  10 


—     240     — 

•ie  sind  ein  feiner,  Tripel -ähnlicher  Sand.  —  Von  diesen  Gebilden 
im  Alter  verschieden,  jünger,  sind  andere,  welche  nur  wenige  Meter 
hoch  über  das  Meer  ansteigen,  aus  Sand  und  losen  Stoffen  bestehen 
und  nur  wenig  veränderte  Konchylien-Reste  enthalten,  zumal  von  C  o  n- 
cholepas,  welches  für  jene  Gewässer  so  bezeichnend  ist.  Auch  diese 
sind  auf  ähnliche  Art  emporgestiegen,  wie  ein  grosser  Theil  der  Küste 
Chili's  i.  J.  1822.  gehoben  worden  ist. 


III.   Peti'efaktenkunde. 

Ad  .Brongniart :  Note  über  eine  fossile  Conifere  des  Süss- 
wassergebildes  der  Insel  Iliudroma,  Nord-Griechenland  (Ann. 
scienc.  nat  1833.  Aoüt,  XXX,  168  —  176J.  Von  den  Lagerungs-Ver- 
hältnissen dieser  Reste  ist  an  einem  anderen  Orte  die  Rede.  Sie 
sind  zahlreich,  wohlerhalten  und  bieten  selbst  Früchte  dar.  Die  Stel- 
lung der  Zweige  und  Blätter  ist  wie  bei  den  Coniferen  im  Allgemeinen  J 
die  Früchte,  aus  deutlichen  Schuppen  bestehend,  schliessen  jedoch  so- 
gleich jede  Annäherung  von  Juniperus  aus,  und  gestatten  nur  die  von 
Callitris  *),  Cupressus,  Thuja  und  Taxodium;  die  Form 
der  Schuppen  der  Frucht,  welche  Blatt-,  nicht  Nagei-förmig  ist,  schliesst 
Cupressus,  die  spirale,  nicht  entgegengesetzte,  Stellung  dieser  Schup- 
pen wie  der  Blätter  Cupressus,  Thuja  und  Callitris  aus,  und 
nähert  sie  dem  Geschlecht  Taxodium  gänzlich.  Taxodium  näm- 
lich hat  wcchselständigc  Blätter,  deren  8  auf  drei  Umgänge  einer  Spi- 
rale kommen,  mithin  fast  3  Reihen  der  Länge  nach  entstehen  müssen, 
die  Schuppen  der  Früchte  stehen  in  ähnlicher  Spirale,  in  8  Längenrei- 
hen. Br.  rechnet  ausser  T.  distichum,  (Cupressus  disticha 
LiN.)  noch  T.  Chinense  (Cupressus  Chinensis  hört.  Paris.)y 
T.  Japonicum  (Cupressus  Japonica  Thunb.)  und  eine  Varietät 
desselben,  vielleicht  besondre  Art,  Taxus  nucifera  Thünb.,  endlich 
T,  sempervirens  Lame,  zu  jenem  Geschlechte,  dessen  Verbreitung 
auf  Nordamerika  und  Ostasien  beschränkt  ist,  und  es  ist  T.  Japoni- 
cum, die  sich  der  fossilen  Art  am  meisten  nähert,  (Aus  den  Cupres- 
sus- und  Thuja- Arten,  welche  ebenfalls  wechselständige  Blätter  und 
sehr  abweichende  Früchte  haben,  bildet  er  in  einer  nachfolgenden  Note 
sein  Geschlecht  Pachylepis  *"),  mit  den  Arten  Cupressus  juni- 
peroides  Willd.,  Thuja  eupressoides  Lm.,  und  einer  Art,  die 
CoMMERSON  von  Isle  de  France  brachte,  P.  C  o  m  m  e  r  s  o  n  i  i).  Die  fossile 
Art  von  Taxodium  nun  wird  auf  folgende  Weise  charakterisirt: 


*)  Callitris  hat  kurze  Zapfen  niit4— 6  Schuppen,  welche  in  doppelter  Reihe  gegen- 
über oder  zu  dreien  in  einem  Wirtel  stehen,  mit  in  Zahl  und  Form  ungleichen, 
nämlich  je  3,  6  und  9  Eychen  in  der  Achsel  jeder  Schuppe,  die  geflügelt  sind  und 
oft  theilweise  -verkümmern;  die  Blatter  sind  gegenständig  oder  zu  3  in  einem  Quirle. 
**)  Pachylepis  hat  kurze  Zapfen  aus  4  Schuppen,  welche  in  einfacher  Reihe  wie 
Klappen  stehend,  an  der  Spitze  zusammen  neigen  und  alle  gleich  yiele  gcfliigelte 
Saamen  decken,  deren  nämlich  5  oder  10,  in  1  oder  2  Reihen  unter  jeder  Schuppe 
lind.  Blätter  wechtelständig,  Sauf  3  Umgänge  der  Spirale.  3  Arten  aus  Südfi/rika. 


—     241     - 

Taxodlum  Europaeum  Br.  ramis  fastigiatis,  elonga- 
tis,  gracilibus;  foHis  subtristichis,  alternis,  brevis- 
simis,  basi  in  ramulos  decurrentibus,  apice  acutius- 
eulis;  strobilis  subglobosis  vel  ovoideis;  squainis  suboc- 
tofariis,  disco  terminali  superiie  arcuato,  crenulato, 
medio  crista  transversal!  prominente  partito,  sulcis 
radiantibus  in  parte  superiore  notato.  Auf  Jliodroma,  zu 
Oeningen  C^^flsruher  Kabinet_^  und  zu  Comothau, 

Die  Äste  sind  mit  vielen  geraden  Zweigen  dicht  besetzt,  die  sich 
übereinander  kreutzen,  und  abwechselnd  zu  beiden  Seiten  entspringen.  Die 
Zweige  sind  schlank,  verlängert,  an  ihrer  Basis  sehr  getheilt,  bald 
dick  (om,002)  mit  dichten,  bald  schlank  mit  entfernt  stehenden  Blättern; 
Blätter  wechselständig,  in  2 — 3  Reihen  der  Länge  nach,  bald  in  Form 
kleiner  3-eckiger  Wärzchen,  welche  weit  herablaufen,  bald  verlängert, 
so  dass  der  freistehende  Theil  0m,002  lang  ist,  fast  dreikantig,  an  der 
Spitze  massig  abgestumpft.  Die  Früchte  stehen  zu  je  1 — 3 — 4  am  Ende 
der  Haupt -Zweige,  die  oft  schlank  und  schon  kahl  sind,  und  bereits 
Seitenzweige  tragen.  Sie  sind  Ey-  oder  Kugei-förmig,  an  Grösse  das 
Mittel  zwischen  jenen  von  Thuja  orientalis  und  Cupressus 
sempervirens  haltend,  bestehen  aus  18 — 20  Schuppen,  die  in  8  Län- 
genreihen zu  stehen  scheinen,  so  dass  2  —  3  auf  eine  Reihe  kommen. 
Die  Schuppen  entspringen  aus  der  Basis  des  Zapfens,  bilden  mit  ihrer 
freien  Aussenfläche  eine  Scheibe,  wie  bei  Pinus,  Thuja  und  Ta- 
xodium, der  obere  Rand  dieser  Scheibe  ist'  gerundet  und  gekerbt, 
unten  ist  sie  von  den  Eindrücken  der  Ränder  zweier  tieferstehenden 
Schuppen  begrenzt,  in  der  Mitte  hat  sie  einen  gebogenen,  nach  oben 
konvexen  Queer-Kamni,  an  dessen  oberer  Seite  Furchen  entspringen 
und  bis  zu  jenen  Kerben  fortsetzen. 

T.  Japonicum  hat  längere  und  spitzere  Blätter,  aber  ähnlich- 
Btehende  Zweige.    Die  Blätter  der  übrigen  Arten  sind  noch  viel  länger. 


Witham:  V  ortrag  über  die  fossile  Veg  etation ,  bei  der 
Britischen  Versammlung  in  Oxford  1832  gehalten.  (Report  of  the  i. 
and  2.  meetings  of  the  Britisch  Associat.  Lond.  1833.  p.  578.)  *) 
Die  gymnospermen  Phanerogamen  sind  in  den  ältesten  Steinkohlen  -  Ab- 
lagerungen schon  viel  häufiger,  als  die  Schriftsteller  über  diesen  Ge- 
genstand wollten  gelten  lassen.  Bei  Edinburgh,  Berwick,  New  Castle 
und  Durkam  sind  sie  überaus  zahlreich.  Die  Stämme  von  Craigleith 
bei  Edinburgh,  40'— 50'  lang  und  bis  5'  dick,  und  jener  von  Widespen 
hei  New  Castle  von  72'  Länge  scheinen  Coniferen  anzugehören. 
Aber  gleichwohl  zeigen  einige  aus  dieser  Abtheilung  Eigenthümlichkei- 
ten  der  Struktur,  zumal  auf  dem  Längenschnitte,  wodurch  sie  sich  den 
wahren  Dicotyledoncn  mehr  nähern.  —  Die  kryp  togamisch  ea 


Vel.  Jahrb.  18X3,  S,  «T-««!. 

16 


—     242     — 

Gefässpflanzen  jedoch  sind  ohne  Zweifel  noch  häufiger  in  einigen 
Theilen  derselben  Formation;  aber  in  dem  Lothian-Becken ,  welches  33 
Kohlen-Flötze  enthält,  in  der  unteren  Kohle  von  Northumberland,  Dur- 
harn  und  Yorkshire  sind  die  Reste  kryptogamischer  Pflanzen,  zumal 
der  Fahren  ausserordentlich  selten,  so  dass  der  Vf.  geneigt  istj  den 
Unterschied  zwischen  dem  Kohlensystcm  von  Yorkshire  und  Nawcastle 
einerseits,  welches  in  seinen  oberen  Theilen  an  kryptogamischen  Resten 
so  reich  ist,  und  von  Schottland  anderseits,  wo  so  viele  phanero- 
gamischen  Stämme  vorkommen,  einer  Verschiedenheit  in  der  alten  pflan- 
zengeographischen Natur  jener  Gegenden   zuzuschreiben. 

Auch  W.  hat  Spuren  von  organischer  Struktur  in  mehreren  Kohlen- 
Arten  gefunden  *)•  Boivey -'Ko\i\e  und  Gagat  sind  beide  sichtbarlich 
Holz  gewesen,  und  bei  ersterer  lässt  sich,  wenn  schon  unklar,  eine 
Ähnlichkeit  zwischen  parallelen  Reihen  vier-  oder  sechseckiger  Zeich- 
nungen in  derselben  mit  der  Struktur  der  Coniferen  nicht  verkennen. 
Die  Cannel-Yi.o\i[e  zeigt  auf  ihrem  Längsschnitte  verwirrtes  Zellgewebe, 
dem  von  Gefässpflanzen  ähnlich.  In  der  Faser-  und  Schiefer -Kohle 
des  Bergkalks  erkannte  der  Vf.  entschiedene  Spuren  einer  Struktur, 
welche  der  der  Coniferen  ähnlich  ist  und  keinen  Zweifel  gestattet, 
dass  die  Pflanzen,  wovon  sie  abstammen,  zu  den  Phanerogamen  gehörten. 


L.  Agassiz:  Recherches  sur  les  Poissons  fossiles  {Neufchatel  1833, 
Premiere  Uvraison).  Diese  erste  schon  ini  Juli  ausgegebene  uns  aber 
verspätet  zugekommene  Lieferung  des  ersehnten  Werkes  über  die  fossilen 
Fische  enthält  den  Anfang  des  Textes  und  die  ersten  Tafeln  aus  vier 
verschiedenen  Bänden,  woraus  dasselbe  bestehen  soll  (Jahrb.  1833.  S. 
247.),  um  den  Leser  sogleich  mehr  in  die  Tendenz  des  Werkes  einzu- 
führen und  zugleich  den  Beweis  zu  geben,  dass  das  Material  für  das 
ganze  Unternehmen  bereits  vollständig  geordnet  seye. 

Band  l|,  S.  I— XII  und  1  —  16.  Tf.  A—G.  Einleitung.  Das 
Studium  der  fossilen  Fische  ist  äusserst  wichtig,  weil  es  uns  von  den 
ältesten  Gebirgs  -  Formationen  bis  zu  den  neuesten  eine  Reihe  von  500 
Arten  mit  ihrem  ganzen  Skelette  und  meist  aui  h  mit  ihren  Schuppen  erhaltener 
Organismen  von  einer  schon  hohen  Organisation  kennen  lehrt,  die  wesentli- 
chen Lücken  in  der  Zoologie  wie  der  vergleichenden  Anatomie  ausfällen,  und, 
ftufs  Innigste  an  das  Wasser  geknüpft,  uns  auch  am  besten  die  Veränderungen 
anzudeuten  vermögen,  denen  dasselbe  während  der  Bildungszeit  der  Erd- 
oberfläche unterworfen  gewesen.  Denn  man  vermag  wohl  von  einander 
zu  unterscheiden  jene  Arten,  welche  im  Meere,  in  Sümpfen,  in  Flüssen, 
jene  welche  an  der  Küste  und  in  der  Tiefe  des  Ozeans  lebten ,  jene 
welche  einem  wärmeren  und  einem  gemässigten  Himmelsstriche  ange- 
hörten. Sie  zeigen  uns  die  Entwicklungs  -  Weise  einer  ganzen  Klasse 
von  Organismen.  Alle  Knochenfische  vor  der  Kreide  sind  mit  grossen 
rhomboidischen,  Schmelz-artigen  Schuppen  versehen  und  gehören  ausge- 


•)  Vgl.  Nicot,  Jahrb.  1833,  S.  6^8,  619," 


—     243     — 

storbenen  Geschlechtern  an;  die  mit  ihnen  vorkommenden  Knorpelfische 
haben  alle  abgeplattete,  rauhe  und  faltige  Zähne,  wie  jetzt  C  es  tracion.  — 
Bei  seinen  Vorarbeiten  zur  Naturgeschichte  der  Brasilischen  Fische  und 
der  Europäischen  Susswasserfische  hat  der  Vf.  überall  auf  die  Charak- 
tere sorgfältig  geachtet,  welche  zum  Erkennen  der  Familien,  Genera 
und  Arten  im  fossilen  Zustande  dienen  könnten.  Er  hat  die  Schuppen 
von  200  Arten  in  ihren  Formen  -  Übergängen  zeichnen  und  die  von  50 
wieder  einzeln  aufkleben  lassen.  Ohne  die  in  Paris  aufgestellten 
tertiären  Fische  vom  Bulca  hat  der  Vf.  etwa  10,000  Exemplare  fossiler 
Fische  für  die  gegenwärtige  Arbeit  untersucht.  —  Von  seinen  übrigen 
Hülfsmitteln  und  der  Eintheilung  des  Werkes  war  schon  früher  (a.  a.  O.) 
die  Rede.  —  —  I.  Nachweisungen  über  die  vom  Vf.  unter- 
sucht en  Samml  u  n  gen  fossiler  Fische  und  über  die  von 
ihm  benutzten  Materialien  zur  Bestimmung  ihrer  Arten 
(S.  1—7).  Wir  haben  sie  bereits  genannt  (Jahrb.  1833.  S.  247).  — 
Ihnen  folgt  eine  Notitz  über  diejenigen  Sammlungen,  welche  der  Vf, 
noch  nicht  gesehen  hat  (S.  8—11.).  Es  sind  vorzüglich  die  von  England 
(obsebon  er  viele  gute  Zeichnungen  von  da  benutzen  konnte),  von  Italien 
(woher  er  jedoch  eine  reiche  Sammlung  in  Paris  studirte),  einige  in  Frank- 
reich und  im  östlichen  und  nördlichen  Deutschland  (woselbst  er  jedoch  die 
wichtigsten  seither  besucht  hat  (Jahrb.  1833.  S.  675.).  —  II.  Nach  weis  u  n- 
gen  über  die  Literatur  von  den  fossilen  Fischen  (S. 12— 16). 
Man  könnte  noch  einige,  meist  minder  wichtige  hinzufügen:  Hitchcock  (in 
Silliman's  Americ.  Joitrn.  of  Scienc.  1823.  VI.  1—86  \xnA201—237J 
über  Ganoiden;  —  Notitz  über  (die  ältesten?)  Fisch  Schuppen  in  old 
red  Sandstone  CBrewst.  Edinb.  Journ.  1829.  Jan.  184—185J;  H.  v. 
Sternberg  Note  über  einige  Fische  in  des  Grafen  Coronini's  Samm- 
lung zu  Görz  bei  Triest,  aus  Jura-Schiefer  (Flora,  1826,  I.,  Beilage  I. 
53.  54.);  Gerwar  über  die  Mansfelder  Fische  (v.  Leonh.  Mineral,  Ta- 
echenb.  1824.  I.  61);  Bourdet  über  fossile  Fischzähne  (Meissner's 
Naturwiss.  Anzeig.  IV.  i.  27—28);  Knox  über  die  Grösse  ,, der  fossilen 
Haifisch-Zähne  (Brewst.  Edinb.  Journ.  No.  IX.  16'—18_);  DifsLONGCHAMPs 
über  einen  fossilen  Rogen-  Schwanzstachel  *)  (Mem.  Soc.  Linn.  Cal- 
vados IL  271—282  >  Ferus.  bullet.  1826;  VII  1,27 ff. J ;  Sowerby, 
George  und  Ure  über  ?B  al  is  t  es  -  Stacheln  (Zoolog.  Journ.  1825, 
April,  II.  5,  p,  22—24.  tf.  I.  ;>  Isis  1830.  p.  820 ;  Ure  hist.  of  Buther- 
ylen  tf.  XII,  fg.  6J.  —  Die  sieben  erwähnten  Tafeln  in  Folio  aus  dem 
I.Band  enthalten  ergänzte  Umrisse  von  Acanthodes ,  Catopterus, 
Amblypterus,  Palaeoniscus,  —  Platysomus,  Tetragono- 
lepis,  Dapedius,  —  Notagogus,  Pholidophorus,  Semio- 
notus,  Lepidotus,  Microps,  —  Acrolepis,  Ptycholepis, 
Pygopterus,  Sauropsis,  Pachycormus,  Trissops,  Uraeus 
Megalurus,  Leptolepis,  —  Aspidorhynchus,  Bloch ius  — 
Pycnodus,  Spaerodus  und  M  i  c  r  o  d  o  n. 


»)  Auch  ich  besitze  einen  solchen,  tertiären  ans  Italien. 


—     244     — 

B^nd  II,  S.  1—48,  Taf.  A,  B,  C  und  1—7.  Von  I.  der  Klassi- 
fikation der  Ganoiden  auf  den  ersten  18  Seiten  des  zwesiten  Ban- 
des haben  wir  bereits  eine  Übersicht  mitgetheilt  (Jahrb.  1833.  S.  470, 
481).  Ihr  folgt  in  derselben  Ordnung  die  Monographie  .  der  einzelnen 
darin  aufgestellten  Genera.  So  zuerst:  II.  das  Geschlecht  .  Acan- 
thodes  (S.  19— 22.);  dann  III,  das  Geschlecht  Ca  top  t^r^s(S, 
•23—57.);  IV,  Amblypterus  (S.  28— 40);  V,  P  alae  o  n  is  c  us  ,(S. 
41— ¥?;.),  nach  deren  ausführlicher  Charakteristik  ihre  schon  früher  er- 
wähnten Arten  beschrieben  und  abgebildet  werden.  Die  zu  diesein 
Bande  gehörigen  Tafeln  geben  auf  A— C  die  genaue  äussere  Ansicht 
und  Osteologie  zweier  lebenden  Geschlechter  derselben  Klasse:  :df^ 
Lepidosteus  und  des  Pol  y  pt  e  r  u  s,  und  auf  Tf.  1—7  Abbildangep 
ausgewählter  Exemplare  von  A  c  a  n  t  h  o  d  e  s  B  r  o  n  n  i ,  -^  von  D  i  p  t  e  r  ujs 
macropygopterus,  D.brachypygopt  erus,  D.  Valencienn  esii 
und  D.  macro  lepidö  t  US,  —  von  Amblypterus  macro;pterus 
■und  A.  e  u  p  ter  y  gi  us;  —  A.  lat  era  lis  und  A.  latus;  -^yon 
Palaeo  nis  c  us  B  lain  viilei,  —  P.  Vo  Iz  ii,  —  P.  Du  verqoy. 
Band  IV,  S.  17—32,  Tf,  A.  und  1—2.  Diese  Blätter, geben,  die 
Monographie  II.  des  Ge  s  ch  1  e  chte  s  Cyclopoma  (S.  17-r23,) 
mit  seinen  Arten:  C.  gigas  Ag.  Tf.  2,  und C:  s  pinosum  Ag.  Tf.  1* 
vom  Bolcd  ;  —  dann  III.  des  GcRchlechtes  L  ates  (S.. ,24—31.),  dessen 
Osteologie  durch  Abbildung  des  L.  Nil  oticus  (Tf.  A.)  erläutert,, und 
dessen  fossile  Arten  L.  gracilis  Ag.  (Tf.  3.)  y om  Bolca,  L.  gibbus 
Aö.  (Tf.  4.),  L.  notaeus  Ag.  (Tf.  6.)  alle  vom  ^oica^.  L.niac  ruru  s 
Ag.  aus  Grobkalk  von  Sevres  beschrieben  werden.  IV«  Von.  S  merdis 
ist  nur  noch  der  Anfang  vorhanden.  ,  .    s 

Band  V,  S.  17—24,  Tf.  A.  und  1—2.  Hier  erscheint  eine  Abbil- 
dung einer  lebenden  Vomer-Art,  Tf.  A,  zum  Vergleiche  der  fossilen 
Formen  mit  den  lebenden;  dann  die  Monographie  IL  des  Geschlechtes 
Gasteronemus  Ao.  (S.  17—23)  mit  zwei  Arten :  G.rhombeus 
Ag.,  Tf.  2,  und  G.  oblongus  Ag.  Tf.  1,  welche  beide  vom  Monte 
^oic«  abstammen.  Von  III.  Acanthonemus  ist  der  Anfang  gegeben. 
Wir  haben  in  diesem  Werke ,  dessen  gründliche  Bearbeitung  kei- 
ner Lobeserhebungen  bedarf,  noch  insbesondere  die  Namengebung  zu 
rühmen,  und  anderen  Naturforschern  im  Gebiete  der  Petrefaktenkundcs, 
die  nicht  selten  ohne  alle  Rücksicht  auf  die  bestehenden  Regeln  verfah- 
ren, als  Muster  zu  empfehlen:  die  neuen  Geschlechtsnamen  sind  elcr 
gant  und  richtig  gebildet,  bezeichnend,  und  die  Personen-Namen,  welche  bei 
Benennung  der  Arten  angewendet  werden ,  erscheinen  unverstümmelt. 
Ebenso  zweckmässig  ist  es,  dass  der  Vf.  in  einem  Werke  der  Art  die 
besten  unter  den  vor  ihm  liegenden  Exemplaren,  seyen  sie  auch  noch  so 
unvollständig,  oder  das  Fehlende  noch  so  leicht  beizufügen,  unverändert 
and  pünktlich  (in  meisterlicher  Arbeit!)  abbilden  lässt,  und  die  aus  al- 
len bekannten  Details  ergänzten  Figuren  für  sich  besonders  gibt. 


—     245      - 

C.  H.  V,  ZiSTEN  :  d  i  eVerst  einer  un  gen  Württember^Sy  XI. 

und  XII  Heft,  Stuttg.  1833.  (vgl.  Jahrb.  1833,  S.  624.) 

Heft  XI.  enthält  Muscheln,  deren  Schloss  man  selten  kennt,  derea 

Genus  daher  meisst  zweifelhaft  ist. 

Unio  (Tf.  LXI):  4.  U.  d>pressus  Z.J  5.  ü.  liasinus  ScHtrBL.;  St 
ü.  abvductus  Phil. 

Astarte:  1.  A.  elegans  Sow. ;  (Tf.  LXII)  2.  elegan$,  niajpi:^ 
3.  Cr  ass  in  a,  min  i  ma  Phil,  .    .  ,.  .  j; 

Isocardia:  1.  I.  cordiformis  Schüel.J  2.  I.  minima  Sow.;  3,  I. 
leporina.  Klöd,  J  4.  I.  elongata  Z.)  6.  I.  angul  ata  Phii^  , 

Cardium:  1.  C.  aculeiferum  Schübl.  ,  •!;, i-, A 

Lucina  (Tf.  LXIII):  1.  L.  lyr  ata  Phil.  ; ..  ,m  ,  lul 

Amphidesma:  I.A.  r  ec  urvum  Phil.  J  2.  R.  d  onaci  formte  P.h^Lp 

Cytherea:  1.  C.  tr igone  11  ar is  Voltz  (Venulites  tr,  Schloth.) 
[kaum!  wenn  die  Zeichnung  nämlich  genau  ist.] 

Corbula:  1.  C.  ca  r  d  i  oi  d  es  Phill.  [ist  aber  gleichklappig!]       .  . 

L  u  t  r  a  r  i  a  (Tf.  LXIV.) :  L.  gregaria  Mer.  [und  D  o  n  a  c  i  t  e$ 
A  1  d  u  i  n  i  Brongn.  ;  doch  nicht  gut  gewählt,  oder  nicht  gut  gie- 
zeichnet!].  , 

Mya:  1.  M.  depressa  Sow.;  2.  ^M.  ventricosa  Schloth.  3.  Ml 
angulifera  Sow.  4.  M.  literata  Sow.  , 

Pholadomya:  (Tf.  LXV.)  1.  P  h.  ambig  ua  Sow.J  (Lutraria  a. 
Sow.  anteä);  2.  Ph.  fidicula  Sow.  (Lutraria  lyrata  Sow. 
antea)  3.  ?Ph.  ovalis  Sow.  (Lutraria  o.  Sow.  ««tea.)  [vollkom- 
men];  4.  Ph.  Murchisoni  Sow.  [diese  Art  scheint  uns  eher  Ph. 
producta  Sow.  zu  seyn,  und  das  Cardium  Protei  Brongn.]«  — 
(Tf.  LXVL)  5.  Ph.  acuminata  Hartm.  ;  6.  P  h.  decorata  Z. 
etvariet;  7:  Ph.  clathrata  Münst.  et  var,  oviformis  Zieten. 
[Die  Figuren  der  letzten  Tafel  verlieren  dadurch  an  Bestimmtheii, 
dass  die  Seitenansichten  in  schiefer  Richtung  gegeben  sind,  daher 
die  Form  des  Längendurchschnittes  unbestimmt  bleibt.] 
Heft  XII.  enthält  Nachträge  zu  allen  vorhergehenden: 

Ammonites  (Tf  LXVIL):  A.  colubratus  Schloth.  (seine  Loben)  J 
98.  A.  Humphresianus  Sow.J  A.  B  lagd  e  n  i  Sow.  (Loben) 
(Tf.  LXVin.)  99.  A.  Jurensis  Z.J  und  A.  Murchisonae  Sow, 
(Loben.) 

Nautilus  giganteus  im  Längen-Durchschnitte. 

Turritella  terebra  Lamk.  (Molasse). 

Trochus:  8.  T.  Albertinus  GoLDF. 

Gryphaea  (Tf.  LXIX.) :  4.  G.  ovalis  Z.  [vielleicht  nur  junge 
Individuen]. 

Plagiostoma:  8.  PI.  pectinoides  Sow.;  9.  PI.  regulär e  Klöd. 

Pecten:  15.  P.  I  ae  vi  ga  tu  s  Goldf.  (Pleuren  ectit  es  1.  Schloth. 
5.  P.  discites  (Pleuronectites  discites  Schlotm.) 

Avicula:  3.  A.  subcostata  Goldf.;  4.  A.  socialis  Desh.  (My- 
tulites  Boc.  ScuLOTH.);  5.  A.  s  üb  striata  Z. 


—     246     — 

Area  CTf.  LXX):    S.A.   gigantea  Z. ;  4.  A.   obHqua   Z.;   S.A. 

in  aequi  vai  vis    Goldf. 
Trigonia  (Tf.  LXXI):    6.   T.    Goldfussii   Alb.    [eine   Myopho- 

r i a.  Br.] ;  7.  T.  laevigata  Goldf.  [eben  so], 
Venus:  1.  V.  n  u  d  a  Goldf. 

Mactra:  1.  M.  t r i g o n a Goldf,  [Scheint  ebenfalls  eine  Myophoria.] 
Mya:  5.  M.  musculoides  Schloth. 

Myophoria  1.  M.  Kern?   [Allerdings !  und  zwar  der  Kern  von   Tri- 
gonia laevigata.  Br.]  2.  M.  Kern  *). 
Aniphidesma:  3.  A.  rotundatum  Phill. 
Astarte:  4.  A.  excavata  Sow. 
Lucina:  2.  L.  plana  Z. 

Inoceramus:    1.  I.    spec.  indet.\   2.   I.    dubius    Sow.  (Mytilus 
'     gryphoides  Schloth.)}  3.  I.  undulatus  Sow. 

Diesem  Hefte  ist  versprochener  Maassen  ein  alphabetisches  Re- 
gister beigegeben,  wo  die  Autoren,  die  Namen,  die  Tafeln  der  Abbil- 
dungen, die  Seite  des  Textes,  die  Formation  und  Berichtigungen,  theils 
bei  Angabe  der  Formationen  nach  an  Ort  und  Stelle  gemachten  Beob- 
i^Qhtungen,  theils  bei  der  Bestimmung  der  Ai'ten  beigefügt  sind,  letztere 
eiithommen  hauptsächlich  aus  den  Bemerkungen  von  Goldfuss  in 
Dechen's  Bearbeitung  von  De  la  Beche  und  aus  unseren  Anzeigen  in 
diesem  Jabrbuche.  Inzwischen  scheinen  dem  Vf.  noch  zwei  Quellen 
von  Berichtigungen  entgangen  zu  seyn ,  nämlich  die  Recensiön  in  der 
Jenaischen  allgemeinen  Literatur-Zeitung  1831,  II,  nro.  68,  S.  57—67, 
und  ein  Brief  von  Voltz  im  Jährbuche  1830,  S.  484—485. 

Dieses  Werk  enthält  auf  102  Seiten  Text  und  72  Tafeln  Abbil- 
dungen, nun  alle  in  Württemberg  bekannt  gewordene  Fossil-Reste  von 
IWollusken ,  und  bietet  Wenigstens  durch  die  meistens  schönen  Abbil- 
dungen ein  willkommenes  Mittel  leichter  Verständigung  über  die  mei- 
sten in  Deutschlands  Flötzgebilden  (ausser  der  Kreide)  öfters  vorkom- 
menden Versteinevuugen,  für  den  massigen  Preiss  von  40  fl,  (schwarz). 
Vollständigere  Übersicht  und  Hiilfsmittel  wird  uns  freilich  das 
GoLDFUss'sche  Werk  gewähren,  dessen  Voranschreiten  leider  nur  gar  zu 
sehr  gehcnmit  ist. 


S.  G.  Morton:  Übersicht  der  organischen  Reste  in  der 
Eisen-schüssigen  Sand-Formation  der  Vereinigten  Staaten, 
mit  geologischen  Bemerkungen  (Sillim.  Arner.  Journ.  of 
Science  1830,  July ;  XVIII,  243-250,  tf.  1—3.)  Indem  sich  der 
Vf.  auf  eine  frühere  Abhandlung  (Sillim.  XVII,  295)  bezieht,  berichtet 
er,  dass  er  die  Kalk-Ablagcrungcn  im  Mergel-Distrikt  von  New  Yersey 


»)  Wenn  die  Einkerbung  der  Einschnitts  an  den  Buckeln  fg.a.  links  natürlich  ist,  So 
ist  es  eher  eine  Trigonia.  Bk- 


—     247     — 

nun  von  der  Grafschaft  Gloucester  an  mehrere  Meilen  weit  in  die 
Grafschaft  Burlington  verfolgt  habe,  wo  sie  bei  Vincentown  vorkommen. 
Auch  im  südlichen  Theile  der  Halbinsel,  bei  Salem,  scheinen  sie  sich 
zu  finden.  Sie  nähmen  demnach,  mit  zufalligen  Unterbrechungen,  gegen 
50  Engl.  Meilen  Erstreckung  parallel  dem  Delaware  und  7  bis  11 
Meil.  östlich  von  iiim  ein.  Sie  finden  sich  nunmehr  in  fast  allen  Staa- 
ten von  New  Yersey  h\s  Alabama.  Ein  wissenschaftlicher  Beobachter 
habe  sie  auf  gemeinen,  grünen  und  blauen  Mergeln  aufgelagert  gese- 
hen, so  dass  die  Sand-  und  Kalk-Schichten  jener  Gegenden  in  Lage- 
rungs-  und  organischen  Charakteren  ganz  mit  Europäischer  Kreide  und 
Grünsand  übereinstimmten.  In  den  Mergeln  aber  kommen,  mit  den 
wichtigeren  der  schon  früher  angezeigten  und  zum  Theil  im  VI.  Bande 
d«s  Journal  of  the  Academy  of  Natural  Sciences  gut  abgebildeten, 
folgende  Arten  vor: 

Ammonites;  waren  früher  2  Arten  angegeben,  nämlich 

1  —  placenta  M.  tb.  II,  fg.  1—3;  wird  bis  15"  hoch 

2  — 

Dazu  kommen 

3  —  Delawarensis  M.  (tf.  IL  fg.  4):   Bruchstücke   in   den    unteren 

Schichten  des  Chesapeake-  m\^  Delaware-KsinsAs 

4  —  Vanuxemi  M.  mit  vorigem,  doch  selten,     (tb.  III.  fg.  3,  4.) 

5  —  Bruchstücke,  unbestimmbar,  in  der  Sammlung  der  Akademie. 

Scaphites  (in  der  früheren  Abhandlung) 
1  —  Cu Vieri  (Journ.  Acad.  Nat.  Scienc.  vol,  F^O..]}    j,-;  iy.; 
Baculites.  ;.'   i  u  ■;  l  »  ;  . 

1  —  ovatus  M.    (in  der  früheren  Abhandlung)    ist  tb.  I,  fg.  ,6-r8  ab- 
gebildet.    Er  findet  sich  ausser  im   Mergel  New  Yerseg'!s  auch  am 
Missouri  mit  Resten,  die  dem  Sauro  ceph  aius  nahe  stehen. 
Belemnites  (in  der  früheren  Abhandlung). 

1  —  American  US  M.  tb.  I,  fg.  1  —  3.    [dem    B.   niucronatus    sehr 

nahe  verwandt], 

2  —  ambiguus  M.  tb.  I,  fg.  4—5.  [klein,  ganz  zylindrisch.] 

Pate  IIa  Lamk. 
1  —  eine  kleine  Art,  ^"  breit,  fein  gerippt. 

Cypraea, 

Natica,  •        , 

VF)  •   S  calaria  c 

^ilr-  angulata  M.  in  voriger  Abhandl.  p.  281  ohne  Namen  anj;(\fnhrt, 

hier  tb.  III.  fg.  6  abgebildet,     (cfr.  Journ.  acad.  vol,  VI.) 

Plagios  toma  Sow. 

1  —  Eine  1"— 3"  lange  Art  mit  vielen    zarten    Längenrippen  und  erha* 

benen  konzentrischen  schuppigen    Platten.      An    andern    Kqnchylicn 
ansitzend  [?] 

2  ?  —  Bruchstücke ,    welche    vielleicht,  picht   einmal   zu    diesem    Genus 

gehören,  jedoch    mit  P.  rusticuio    Sow.  tf.  381  sonst    gut   über- 
einstimmen, —  mit  Araraon.  Delaw, 


—     248     — 

Ostrca 

1  —  falcata  M.  tb.  III.  fg.  19—20.  '  ' 

2  ~  cristagalli?  tb.  III.  fg.  22.  '"A. 
6  —  Eine  über  1"  lange  Art,  zusammengedrückt  mit  vielen  aas  einan- 

derlaufenden  dornigen  Rippen.    Wohlerhalten,  von  Arneytown  N.Y, 

Gryphaea 
i  —  tautabilis  (Journ.  Acad.  nat  scienc.  vol.  VI,  Fig.)  "'^* 

4  —  convexa  (Journ.  acad.  nat.  Sc.  VI,  Fig.)  ^■"' 

3  —  vom  er  M.  tb.  UI,  fg.  1—2.  '-"^ 

Exogyra  -rittni 

1~  coßtata  (Journ.  Acad.  Nat' Sc.  vol.  VI,  Fig.)  i'"K>.nir<t) 

■       Pecten  ^-l^-Ulvr 

1  •—  quinquecostatus  Sow.  (in  vorig;er  Abhändi;  erwäHlit)  tb;  III.  fj^'rfi 

2_  •;,;   ■.!... .10» 

3  —  zusammengedrückt,    dünn,  gestrahlt,    ütid   dem    P.  nitidus    Sow. 

tb.  394  aus  der  Kreide  sehr  ähnlich. 

4  —  Bruchstücke    einer  grossen   Art,    mit    grossen    konvexen   Rippen, 

zwischen  denen  immer  eine  feinere  ist. 

Cucullaea  (in  früherer  Abhandlung) 
1  —  vulgaris  M.  Kern  tb.  III.  fg.  21, 

Cla  vage  IIa  Sovt^. 
1  —  Ein  Exemplar  aus  New  Yersey. 

Terebratula 

1  —  Sayi  M.  tb.  HI,  fg.  14,  15. 

2  —  Harlani  M. 16. 

3  —  fragilis  M. 17.  > 

■Vermetus 
1  —  rotula    (ein    Spirorbis    in    früherer  Abhandlung,    pg,   282) 
tb.  III.  fg.  18. 
Cid  a rite s  Lamk. 

1  —  Warzenschilder  tb.  III,  fg.  12. 

2  —  Stacheln,  tb.  III,  fg.  13. 

Spatangus 
1?  —  cor  marin  um  Park,  aus  voriger  Abhandlung,  hier  tb.  III,  fg.  10. 

2  — 

3  •—  Stella  M.  tb.  III.  fg.  11,    klein,    kugelig,    mit  Furchen,  die  eine 

fünfblättrige  Blume  darstellen,  und  sich  von  der  ersten    (früher  be- 
schriebenen)  Art   dadurch    unterscheidend,    dass    die    Längengrube 
nicht  bis  zur  Basis  reicht.     Gemein  in  den  Kalkmergeln. 
Ananchy  tes 

1  —  ein  et  US    M.     in    voriger    Abhandlung   p.    287    angeführt,    hier 

tb.  III  fg.  7  abgebildet. 

2  A.  cruciferus  M.    tb.  III,    fg.  8;    oval,    nicht    l"  langj    Scheitel 

subcentral;  die  zwei  Linien  der  fünf  Paare  von  Fühlergängen 
durchaus  parallel}  keine  Grübe.  —  Genus  etwas  zvreifelhaft.  Von 
T.  R.  Pealu. 


—     249     — 

3  —  fimbriatus   M.  tb.  III,  fg.  9,  mit  4  Paaren   punktirter   Fühler- 
gänge ,    mit    8—9  von    dem    Scheitel    nach    dem  Munde    ziehenden 
Linien  und  einer  Längengrube  hinten.     Mit  voriger  Art  von  Pealb 
aus  den  Kalkschichteu  von  New  Yersey, 
j\  1 V  e  0  I  i  t  e  s  Lamk. 

1  —  Eine  Art  sehr  ähnlich  A.  glomeratus  Say,   welche  an  dortigen 
Seeküsten  lebt  und  gemein  ist. 
A  n  t  h  0  p  h  y  1 1  n  m  (in  voriger  Abhandlung) 

1  —  Atlanticum  M.  tb.  1,  fg.  9—10. 
Im  Kalke. 

Saurodon  Haits. 
.1  S.  Leanus  Hays,  Kieferstücke,  Verwandschaft  mit  denen  von   S a u- 
rocephalus   Harlan   zeigend,   im  Mergel    von  Wuodbury^  New 
Yersey. 
Mosasaurus 

1  —  Blainville   hatte  die    Zähne   für   solche    von   Ichthyosaurus 
erklärt.    De  Kay    sich    neuerlich    unbedingt     dafür    ausgesprochen, 
dass  die,  vom  Vf.  schon  vordem  ervpähnten,   Reste  zu    Mosasau- 
rus gehörten  {Annais  of  the  New  York  Museum,  vol.  III.) 
Geosaurus  Cuv. 

1  —  Auch    hievon   versichert   De  Kay    einige   Zahnreste    gefunden   zu 
haben  (a.  a.  0.) 
Pflanzenreste. 

Die    Lignite    des    eisenschüssigen    Sandes    stammen    durchaus    von 

Dikotyledonen    ab,  deren  Holzfaser  in  einigen  seltenen  Beispielen 

durch  Feuerstein  ersetzt  ist,    in    welchem  Falle,    wie    auch    sonst  wohl 

öfters,  sie  von  Teredo  durchbohrt  sind.  — 

Thonschiefer  mit  Ligniten  liegen  bald  in,  bald  über,  bald  unter  den 

sandigen  Mergeln  dieser  Formation.     Auch  Bernstein  kommt  vor. 


S.  G.  MoRTOPf:  über  die  Analogie  zwischen  dem  Mergel 
von  New  Yersey  und  der  Kreide-Formation  in  Europa. 
(Su.LiM.  Amer.  Journ.  of  Sciences,  1832,  April;  XXII,  90—93.) 
M.  führt  zwei  Briefe  von  Alex.  Brongniart  und  Mantell  an,  welche 
seine  Ansicht  über  obige  Formation  bestätigen.  Brongniart  bezieht 
sich  auf  dasjenige,  was  er  bei  Gelegenheit  seines  Berichtes  über  die 
DuFRENOY'schen  Beobachtungen  in  der  Kreide-Formation  im  SW.  von 
Frankreich  über  Morton's  Abhandlung  schon  gesagt  hatte,  dass  sich  nämlich 
in  New  Yersey  die  charakteristischsten  Kreide-Geschlechter  vorwaltend 
mit  einigen  Exemplaren  von  solchen  Geschlechtern  linden ,  die  man 
sonst  erst  in  tertiären  Formationen  zu  sehen  gewöhnt  ist,  wie  Cypraea, 
Scalaria,  Ampullaria,  Patella,  und  hier  mithin  derselbe 
Fall  eintrete,  wie  in  der  Kreide  zunächst  den  Pyrenäen.  Übrigens 
wagt  Br.  nicht  zu  entscheiden,   ob  die  Amerikanischen  Versteinerungen 


—     250     — 

mehr  für  den  untern  Kalk  (Kreide-Glauconie  uHd  Tufeau)  oder  für  den 
obern ,  weissen  Kalk  sprechen ,  oder  ob  die  ganze  Reihe  dort  ent 
wickelt  seye. 

Mantell  hatte  von  Morton  einige  fossile  Reste  zugesendet  bekom- 
men, wornach  er  jene  Formation  mit  Bestimmtheit  für  die  untere  Ab- 
theilung der  Europäischen  KreiderFormation  erklärt;  der  Kalk  jedoch, 
welchen  Morton  in  seiner  ersten  Abhandlung  Kalk  über  Grünsand 
nenne,  scheine  ihm  den  Schichten  von  Mastricht  zu  entsprechen,  die 
sich  schon  mehr  den  tertiären  Bildungen  nähern,  und  Baculiten 
neben  Turritellen  und  Voluten  enthalten.  Es  ist  diess  jener 
Kalk  zwischen  Salem  und  Vincentown  (40  Meilen  auseinander),  wel- 
cher Belemnites  ambiguus,  Scalaria,  Gryphaea  convexa, 
G.  vom  er,  Echiniten  und  Madreporen  geliefert  hat. 

Nutall  hat  kürzlich  die  Grünsand-Formation  auch  bei  Cahawba  in 
Alabama  und  somit  in  einer  Erstreckung  von  1000  Meilen  nachgewiesen, 
Sie  enthält  dort  Exogyra  costata,  Ostrca  falcata  u.  a.  A.,  wie 
in  New  Yersey.  Dr.  Blanding  hat  sie  bei  Camden  in  SM  Carolina 
mit  Exogyren,  Belemnites  Americanus  u.  s.  w.  gefunden, 
welch  letztere  Art  auch  Mantell  für  verschieden  von  B.  mucrona- 
t  u  s  hält. 


IV.  Verschiedenes* 

Silliman:  über  den  Fall  der  Meteoriten  von  Tetmessee 
(Sillim.  Amer.Journ.  of  Scienc.  1830,  July  r  XVIII,  378—379).  Zu- 
erst theilt  Silliman  eine  Nachricht  des  Wohlehrwürdigen  Hugh  Kirk- 
patrick  mit,  welche  seiner  Zeit  auch  im  Nashville  Banner  erschienen 
ist.  Am  9  Mai  um  4  Uhr  Abends  bei  sehr  hellem  Wetter  waren  der 
Sohn  und  mehrere  Arbeiter  des  Berichterstatters  zu  Drake^s  Creek  in 
der  Grafschaft  Sumner,  18  Engl.  Meilen  von  Naslmlle  im  Felde  be- 
schäftigt. Sie  hörten  einen  Schlag,  dem  einer  Kanone  ähnlich,  der  sich 
in  der  Luft  fortsetzte,  wie  ein  Peloton-weises  Abfeuern  von  Mus- 
keten und  das  Trommelwirbeln  während  einer  Schlacht.  Man  sah  einige 
kleine  Wolken  mit  einem  Schweife  von  schwarzem  Rauche,  die  Schre- 
cken erregten,  und  von  ihnen,  ohne  Zweifel ,  kam  eine  Anzalil  von 
Steinen  unter  Zischen  oder  Sausen  (Whizzing  noise)  uinl  fielen  mit 
einem  Schalle  wie  von  schweren  Körpern  auf  die  Erde.  Einen  dersel- 
ben sah  der  Sohn  des  Beiichterstatters ,  50  Yards  weit  von  ihm,  zur 
Erde  fallen.  Er  traf  und  zersplitterte  im  Fallen  ein  Baumstämmchen, 
wodurch  es  möglich  wurde,  den  Stein  sogleich  aufzufinden,  welcher 
noch  8"— 10"  tief  in  den  Boden  gedrungen  war,  und  Sj  Pfd.  wog. 
Auch  James  Düsge  war  dabei  zugegen.  Der  Stein  war  nicht  warm, 
als  man  ihn  fand,  hatte  aber   einen    Geruch   nach    Schwefel, Am 


—     251     — 

nämlichen  Tag  und  zur  selben  Zeit  befand  sich  auch  der  Schwiegersohn 
des  Berichterstatters,  Peter  Ketsing,  mit  seinen  Arbeitern  im  Felde, 
über  eine  Meile  von  vorigen  entfernt,  als  ein  lli  Pfd.  schwerer  Stein 
herabfiel  neben  ihm,  seiner  Frau  und  drei  andern  Weibern.  Viele 
respektable  Leute  waren  gegenwärtig,  als  man  ihn  12"  tief  unter  der 
Oberfläche  des  Bodens  eingedrungen  fand.  Einen  dritten  Stein  sah  der 
Referent,  der  bei  David  Garrett's,  ein  Stück  eines  vierten,  welcher 
bei  John  Bones's  gefallen  war,  und  von  einem  fünften  höhrte  er  noch 
sprechen.  Alle  waren  sich  ganz  gleich  im  Ansehen,  verglaset,  und  mit 
einer  dünnen  Kruste,  welche  die  Einwirkung  des  Feuers  und  schwar- 
zen Rauches  zu  verrathen  schien. 

SillimaN  fügt  diesem  Berichte  nach  Ansicht  eines  Exemplars  noch 
bei:  Zahllose  Metall-Punkte  erscheinen  durch  die  hellgraue,  (meist 
weisse)  Oberfläche  der  Masse,  welche,  obschon  durch  die  Hitze  abge- 
rundet, fast  wie  Silber  glänzten.  Dabei  findet  sich  ebenfalls  eine  zahl- 
lose Menge  glänzend  schwarzer  Glaskügelchen,  die  in  völligem  Flusse 
gewesen  zn  seyn  scheinen,  und  die  ganze  Masse  fühlt  sich  rauh  und 
scharf  an ,  wie  Laven  und  tracbytische  Felsarten.  Die  schwarze  [?] 
Kruste  war  im  Zustande  wenigstens  Teig-artiger  Flüssigkeit  gewesen, 
ihre  Rauigkeiten  sind  abgerundet  und  lassen,  wenn  man  sie  anfeilt, 
sogleich  das  glänzende  Eisen  wahrnehmen.  Dass  eine  Feuerkugel  beim 
Falle  dieser  Meteoriten  sichtbar  gewesen,  wird  nirgend  berichtet  J  viel- 
leicht  fiel  sie  am  hellen  Tage  nicht  genug  auf. 

(Eine  weitere  Beschreibung  steht  im  nämlichen  Journal  XVIII, 
200;  die  Analyse  ist  ebendaselbst  XVII,  326  mitgetheilt.) 


SiLLiMAW  über  das  Meteor  und  den  Aerolitheii  in  Georgia 
(SiLLiM.  Am.  Jonrn.  of  Scienc.  1830,  Jiily',  XVI JI,  3S8—380J.  Es 
war,  —  so  bericiitet  Elias  Beall  in  einem  Briefe  Dr.  Boykin's,  welcher 
auch  Stücke  des  Aerolithen  übersandte,  im  März  1829,  zwisclien  3  und  4 
Uhr,  als  eine  kleine  schwarze  Wolke  südlich  von  Forsyth  erschien,  aus 
welcher  sich  zwei  Explosionen  unmittelbar  hintereipandcr  vernehmen 
Hessen,  worauf  ein  schreckliches  Rausciien  oder  Rumpeln  durch  die  Luft 
2—4  Minuten  lang  anhielt.  Dieses  Brausen  wurde  an  diesem  Abende 
auch  von  Herrn  Sparks  und  Capt.  Postian,  welche  eine  Meile  südlich 
im  Felde  waren,  gehört,  und  von  ihnen  dabei  ein  Stein  aus  der  Luft 
herabfallen  gesehen,  welcher,  wie  sich  nachher  ergab,  36  Pf.  wog. 
Er  wurde  jedoch  erst  am  andern  Morgen  früh  gefunden.  Er  war  2^' 
tief  in  den  Boden  gedrungen.  Äusserlich  sah  er  aus,  als  ob  er  aus  ei- 
nem Ofen  gekommen  wäre,  eines  Federmesser-Rückens  dick  war  seine 
Oberfläche  mit  einer  schwarzen  Substanz,  wie  geschmolzene  Lava,  be- 
deckt, beim  Abschlagen  von  Stücken  entwickelte  er  einen  starken  Schwe- 
felgeruch, und  licss  eine  metallische  Substanz,  wie  Silber,  wahrnehmen. 
Er  war  innen  weiss,  mit  Adern  und  gab  Funken  mit  dem  Stahle, 

Nach    einer    anderen   von    Boxkin   erhaltenen    Notiz    kann  Niemand 


—     252     — 

sagen,  aus  welcher  Richtung  das  Meteor  kam.  Zuerst  wurde  der  Knall 
wahrgenommen  ähnlich  dem  eines  groben  Geschützes  J  dieser  Haupt- 
explosion sollen  nach  Einigen  mehrere  schwächere  rasch  aufeinander 
gefolgt  seyn,  wie  beim  Abbrennen  eines  Schwärmers ;  Einer  versichert 
jenes  Rumpeln  seye  ein  Wiederhall  gewesen.  Kurz  nach  der  Explosion 
hörten  einige  Neger  das  Zischen  (whizmingj,  und  als  sie  darnach  blick- 
ten, gewahrten  sie  einen  schwachen  „Rauch"  gegen  den  Boden  herab- 
kommen und  hörten  dann  den  Fall  des  Steines.  Sie  liefen  darnach, 
und  fanden  den  Stein  in  einem  in  den  harten  Thon-Boden  geschlagenen 
a'  tiefen  Loche,  bemerkten  auch  einen  Schwefelgeruch.  Er  war  unter 
einem  schwachen  Winkel  mit  dem  Horizonte  eingefallen. 

Nach  Silliman's  Zusatz  ist  der  Stein  sehr  einförmig  licht  aschgrau, 
jedoch  mit  Tausenden  von  glänzenden  Punkten  metallischen  Eisens  be- 
sprengt, welches  fast  die  Farbe  und  den  Glanz  des  Silbers  hat.  Jene 
Punkte  sind  selten  über  Nadelkopf-gross,  aber  so  häutig,  dass  der  Mag- 
net fast  alles  aus  dem  Steine  geriebene  Pulver  anzieht ,  so  dass  dann 
die  Spitzen  jener  Punkte  vom  Magnete  wegstehen.  Er  ist  dem  Meteo- 
rit von  Tennessee  sehr  ähnlich.  Er  hat  allerdings  eine,  wie  halb  ge- 
schmolzen gewesene,  schwarze  Kruste,  in  der  man  aber  mit  der  Feile 
die  Eisen-Punkte  sogleich  hervortreten  machen,  kann.  Innen  ist  er 
voll  halbgeschmolzener  schwarzer  Punkte  und  Streifen,  die  der  Kruste 
ähnlich  sind,  so  dass  er  einem  unvollkommen  geschmolzenen  Glase 
gleicht.    Eigenschwere  =  3,37. 


Du  Menil  Analyse  des  Heilwassers  zu  Hiddingen  im  Lxin- 
neburgischen  (Kastner's  Archiv  182  9.  XVIII.  m.  2  5  7  —  270.)  Dorf 
Hiddingen  am  Fusse  eines  Sandbügels,  des  Hdjtdenberges ,  liegt  niedrig 
von  Torfmooren  und  sauern  Wiesen  umgeben  j  der  Boden  aus  Lehm  und 
Letten  und  in  25'— 30'  Tiefe  mit  schwarzem  saurem  Schlamme,  10  Pfd. 
Wasser  entlialten  in  2  benachbarten  Quellen 

L  (1829) 
Kohlensaures  Gas     ....     70,49  Cubzoll. 
Calciumoxyd-Carbonat    .    .     .     13,333  Gran. 
Eisenprotoxyd-Carbonat       .     .       9,250      — 
Magniumoxyd-Carbonat       .     .       1,000     — • 
Chlornatrium     ......     18,400      — 

Chlorcalcium 2,650      — 

Chlormagnium        .....       1,410      — 
Schlammige  Materie      »     ,     .       2,100      — 

Humussäure 1,850      — 

Siliciumoxyd 0,500      — 

Essigsäure 1,040     — 

51,533      — 
IL  (1822) 
Kohlens.  Gas     .....     71,40  Cub.  ZolL 
Calciumoxydsulphat     ...       0,75  Gran. 
Eisenprotoxyd-Carbonat  .     .     10,00      — 

Chlornatrium 13,41      — 

Chlorcalcium 10,48      — 

Chlormagnium 2,60      — 

Extractive  Theile  ....  12,76  — 
Humussäure  .....  1,62  — 
und  noch  rauthmaaslich  .     .       1,50      — 

Essigsäure  

53,12      — 


über 
das  erste  Lebensalter  der  Erde 

von 

Herrn  Professor  Christian  Kapp. 

(Scbluss). 


Vergleichen  wir  die  Katastrophen  der  Folgezeit,  so 
entsteht  der  neue  Zweifel,  ob  noch  ein  Theil  dieser  ältesten 
Bildungen  zu  Tage  ausgeht,  ob  sie  nicht  alle  von  jüngeren 
und  jüngeren  Gebirgsmassen  ähnlicher  und  verschiedener 
Art  unergründlich  bedeckt  sind.  Es  gibt  nichts,  was  uns 
zwingt,  die  erste  Frage  zu  verneinen,  wenn  wir  mitten  in 
der  Beti'achtung  der  sturmvollsten  Perioden  unseren  Blik 
auf  die  Einfachheit  ihrer  Natur  werfen.  Halten  wir  aber 
bei  der  raschen,  gesetzlich  wechselnden  Aufeinanderfolge 
der  Bildungen  an  diesem  Glauben  mit  Vorsicht  fest,  so 
müssen  wir  nach  der  Felsart  fragen,  die  wir  suchen  dürf= 
ten.  Die  ganze  sog.  Flötzzeit  zeigt  eine  Reihe  thoniger, 
kieseliger  und  kalkiger  Gebilde  in  gese  t  z  mä  ssiger  Folge. 
Eine  andere  Dreiheit  zeigen  uns  die  alten  Granite  unmit- 
telbar in  sich  selbst.  Sie  geben  uns  das  Bild  einer  gewis- 
sen Allseitigkeit,  der  jedoch  die  geschichtete  Natur  kalkiger 
und  anderer  Massen  als  ein  ergänzendes  Moment  — 
Jahrgang  1834.  17 


-     254     - 

mächtig  zur  Seite  tritt.  Eine  andere  Einfachheit  verrathen 
bei  gleicher  Allseitigkeit  die  ältesten  Gneisse :  nirgends  eine 
Spur  von  Gang-Bildung,  oder  von  eingebackenen  Stücken, 
die  sie  enthielten.  Nicht  einmal  die  ältesten  Glimmerschie- 
fer zeigten  sich  bisher  in  Formen,  die  jeder  Geognost  für 
Gänge  angesprochen  hätte.  —  und  wo  der  Gneiss  in  Gra- 
nit übergeht,  wissen  wir  weder,  ob  diess  kein  jüngerer 
Gneiss  ist,  der  nur  wo  er  sich  widerstandlos  bilden  konnte, 
seine  einfache  Struktur  entwickelte,  wo  er  durch  ältere 
Massen  gestört  wurde,  in  granitischer  Form*)  sich  gestal- 
tete, noch  ob  der  Granit  beim  Emporsteigen  durch  den 
Gneiss  mit  dieser  gleichartigen  Masse  sich  verband  **).  Der 
Gang  wäre  in  beiden  Fällen  vorhanden,  nur  seine  Spur  bis 
jetzt  verhüllt. 

Im  Ganzen  scheint  der  Gneiss  eine  einfache  Mitte 
«wischen  Granit  und  Glimmerschiefer  zu  behaupten, 
Jener  ist  ihm  seinem  Bestände,  dieser  seiner  Form  nach 
am  ähnlichsten.  Durch  diese  entfernt  sich  jener  von  ihm, 
während  der  Glimmerschiefer  durch  seinen  gewöhnlichen 
Mangel  an  Feldspath  ihm  ungleich  wird,  was  beim  Granit, 
namentlich  dem  jüngeren  ***)  oft  durch  ein  ungeheures 
Übergewicht  an  Feldspath  geschieht.     Alle  drei   sind   feuer- 


*)  Dieser  Granit  wäre  nur  ein  granitischer  Gneiss,  oder  eine  durch 
die  ältere  Kruste  nach  oben  strebende  Entfaltung  des  Gneiss  es. 
(Vgl.  Schubert's  allgem.  Naturg.  1826.  S.  186.) 

")  Vielleicht  Kontaktprodukte  erzeugte?  Gehört  z.  B.  daher  der 
kleinkörnige  Granit,  den  L.  v.  Buch  bei  Kielwig  im  nördli- 
chen Norwegen  gefunden  und  der  dem  auf  den  Shetlands-Inseln 
gleicht?  Er  geht  in  G  rana  t -führenden  —  Gneiss  über.  —  Sei- 
ner übrigen  Merkmale  wegen  verglich  ihn  Alex.  v.  Humboldt 
dem  sog.  Urporphyr  und  rechnete  ihn  desswegen  nicht  zu 
den  ältesten  Graniten.  (Geognost.  Vers.  e.  d.  Franz.  v.  Leop?- 
HARD  S.  98.) 

'■*)  Diess  ist  bei  dem  dritten  Heidelberger  Granit  der  Fall,  dem  die 
berühmten  sog.  Feldspath-Gänge  im  Karlsbader  Granit  sehr  ähn- 
lich sind.  Diese  sind  offenbar  Granitgänge.  (S.  die  Anmer- 
kung S.  257). 


—      255     - 

geborene  Brüder,  aber  der  Gneiss  scheint  im  Durchschnitt 
der  älteste  izu  seyn,  wenigstens  scheint  der  älteste  Gneiss 
ältei',  als  die  meisten  Granite,  auch  da,  wo  diese  stellen- 
weise in  ihn  eingedrungen  sind,  so  dass  er  sie  scheinbar 
überlagert.  Oder  man  setze  Glimmerschiefer  und 
Syenit  als  die  Extreme  —  dann  behaupten  Gneiss  und 
Granit  die  Mitte. 

Betrachten  wir  die  äussere  Form,  oder  das  innere  Ge- 
füge, die  gleichmässige  Vertheilung  der  Gemengtheile  des 
Gneisses,  beide  vei'rathen  eine  Einfachheit  und  Ruhe,  unter 
der  seine  Bestandtheile  die  Struktur  annehmen  konnten,  die 
so  Viele ")  an  seiner  pyrogenetischen  Entstehung  zweifeln 
machte.  Auf  diesem  Wege  ist  seine  Struktur  einfach 
erklärt,  ohne  dass  die  denkwürdigen  Unterschiede  des 
Alters,  die  manche  Gneiss-Gebirge  zeigen,  dagegen  sprächen. 
Sie  folgt  seiner  inneren  speziellen  Natur  so  ungehin- 
dert, als  dem  allgemeinen  Zug  und  Trieb  der  Schwere 
und  Ei'kaltung.  Hat  man  doch  selbst  die  jüngeren  Gneisse 
für  älter  erklärt,  als  alle  Granite,  obwohl  sie  mit  einigen 
Graniten  gleich  alt  und  jünger  seyn  können  **),  als  die 
ältesten  Granite.  Ist  nun  der  älteste  Gneiss,  er  gehe  heute 
noch  zu  Tage  aus  oder  sey  überall  ringsum  bedeckt,  das 
erste  Feste,  oder  ein  Theil  desselben,  so  hindert  das  nicht, 
an  seiner  im  Allgemeinen  gleichartigen  Entstehung  mit  den 
jüngeren  Graniten  im  Geringsten  zu  zweifeln.  Denn  es 
leuchtet  nunmehr  ein,  dass  der  Teig  der  Tiefe, 
der  dieser  entstiegen,  im  Allgemeinen  dersel- 
be ist,  der  vor  aller  Bildung  des  Festen  auch 
die  Grundmasse   des    Gneisses  war.    —    Die  allge- 


•)  Auch  Lyell  Hess  sich  dadurch  auf  Irrwege  verleiten:  vielleicht 
aus  Mangel  an  Würdigung  oryktognostischer  und  solcher  Merk- 
male ,  die  besser  als  alle  Übergänge  die  Feuer-Geburt  des  Gneis- 
ses beweisen.  Man  vergleiche  v.  Leonhard's  entscheidende  Worte 
in  der  Geologie  zur  Naturgeschichte  der  drei  Reiche.     S.  432.  S. 

*)  über  die  primitiven  Formationen  des  Granits  etc.  vgl.  z.  B.  d'Au- 
BUissoN  Tratte  de  Geol.  Strasö.  1819.  mit  v.  Hümboldt's  geogn. 
Versuch  S.  71. 

17* 


—     256     — 

meine  Bildungsvveise  aber  bleibt  in  beiden  dem  Prinzip  nncb 
gleichfalls  dieselbe :  die  Bedingungen  des  Widerstandes,  und 
was  mit  ihnen  verbunden,  die  weitere  Ausbildung  dei*  gan- 
zen Erde,  bewirkten  Änderungen. 

Diese  Analogie  kann  uns  sogar  über  das  Alter  der 
Granite  einige  Aufschlüsse  geben.  Sie  gibt  sie  jedoch 
in  einem  zum  Theil  entgegengesetzten  Sinne  mit  der  An- 
sicht, die  Alexander  von  Humboldt  früher '•=)  äusserte,  in- 
dem er  den  Granit  um  so  älter  schätzte,  je  weniger  er 
geschichtet,  je  reicher  er  an  Quarz  und  ärmer  an  Glim- 
mer ist  ''"'O. 

Die  sog.  Schichtung  des  Granits,  Gneiss  und  Glim- 
merschiefers ist  immer  und  überall  nur  eine  vermeint- 
liche Schichtung.  Sie  ist  (oft  ganz  deutlich)  *"•')  eine  ein- 
fache Folge  seiner  Feuerflüssigkeit,  indem  sich  die  Natur 
seiner  Masse  da ,  wo  sie  beim  Aufsteigen  am  wenigsten 
Widerstand  fand,  am  einfachsten  entwickeln  konnte.  Im 
Durchschnitt  aber  musste  gerade  der  älteste  Granit  den 
geringsten  Widerstand  finden,  mithin  am  meisten  eine  ver- 
meintliche Schichtung  zeigen:  er  hatte  nur  durch  die  erste 
Kruste  (wenn  er  nirgend  zu  ihr  gehören  sollte)  und  über 
ihr  nur  durch  das  Meer  zu  steigen.  Daher  zeigen  alle  un- 
sere bekannten  Granite,  die  man  ^geschichtet  nannte ,  weil 
isie  alle  Widerstand  in  der  Erdrinde  fanden,  diese  Form  nie 
durchaus.  Die  vermeintliche  Schichtung  der  Granite  hört 
überall,  wo  ich  sie  verfolgen  konnte,  bald  auf  und  verliert 
sich  in  eine  Zerklüftung  ihrer  Masse,  die  sich  nach  allen 
Richtungen,  vorzüglich  nach  der  senkrechten,  verbreitet; 
in  der  Fortsetzung  Eines  und  Desselben,  nicht  bloss  an  den 
Grenzen  eines  anderen  Granites.  Diess  ist  z.  B.  deutlich 
im  Harz,  noch  deutlicher  im  Fichtelgebirge  an  den 
Granitfelsen  5    die  sich  auf  dem  Rücken   der   Kösseine   nach 


*)  Geogn.  Vers.  S.  71.  80.  Vgl.  Goldfoss  Fichtelgeb.  I.  172.  ff. 
**)  Und  doch    tritt  nach  Boue  gerade  im    Gneiss    der  Quarz  öfters, 

als  die  anderen  Bestandtheile  zurück. 
;?>>*>)  fUs^n  vergleiche  sogar  Ubb's  Neue     System  der  Geologie.'   S.  138. 


—     257      - 

dev  Luisenburg  hinziehen,  &m  Burgstein  (und  wahrscheinlich 
auch  am  Haherstein,  dessen  Tiefe  verschlossen  ist).  Eben 
so  am  Sauerbrunneh  bei  Karlsbad,  Obgleich  die  Karlsbader 
Granit-Bildung  verschiedenen  Epochen  zugeschrieben 
werden  muss  *),  so  ist  doch  der  Granit,  in  dem  die  ver- 
meintliche Schichtung  sich  verliert,  offenbar  Ein  und  Der- 
selbe mit  dem  sog.  geschichteten.  Seine  Bestandtheile  sind 
von  ujigleichem  Volumen  und  in  ungleichem  Verhältnisse 
gemengt:  er  hat  auch  da  das  Porphyi'-ähnliche  Ansehen, 
das  den  ganzen  Karlsbader  Gebirgs-Granit  auszeichnet  und 
ihn  so  wohl  von  den  Graniten,  die  ihn  Trümmer-weise  ein- 
schliessen,  als  von  denen,  die  ihn  in  ganz  schmalen  Gängen 
dui'chsetzen,  unterscheidet. 

Die  sog.  Schichtung  plutonischer  Felsarten 
geht  nach  dem  Bisherigen  —  wir  müssen  diesen  Gedanken 
ganz  allgemein  und  bestimmt  fassen I  —  aus  der  wesent- 
lichen Natur  des  Gesteins  hervor,  wo  dieses 
unter  offenem  Himmel,  oder  im  Gebiete  überde- 
ckender W asser  (?)  Raum  und  Ruhe  hatte, 
sich  einfach  zu  entwickeln,  wo  es  ungestört  er- 
kalten und  dem  Zug  der  Schwere,  der  alle  Kör- 
per bindet,  nur  so  weit  folgen  musste,  als  diese 
Folgsamkeit  in  seinei'  speziellen  Natur  lag. 
Kraft  dieser  Natur  quellen  durch  die  Bedingungen  ihrer 
Entstehung  diese  Gebilde  nach  oben,  und  stürzen  in  Feuer- 
flüssigem Zustande  nur  da,  wo  sie  abhängige  Zwischen- 
klüfte oder  Gipfelpunkte  erreicht,  wieder  nach  unten.  Die 
ältesten  dieser  Gebilde,  unbezwungen  durch  die  Hindernisse, 
die    erst    eine    schon    dichtere   Kruste    verursacht,    konnten 


*)  Eine  Ansicht,  die  ich  in  einer  Anmerkung  zu  meiner  Vorlesung-,  über  die 
Natur  Unteritaliens,  in  der  Athene.  B.  I.  H.  3.  S.  284.  angedeutet, 
obgleich  v.  Hoff  in  seiner  trefflichen  Monographie  über  Karlsbad  das 
Gegentheil  annimmt:  ich  fand  Granit  im  Granit  eingebacken  und 
muss  ausserdem,  wie  gesagt,  die  sog.  Feldspath-Adern  für  Granit- 
Gange  in  älterem  Granit  erklären,  was  ich  ohne  Kenntniss  der 
LEONHARD'schen  Entdeckung  des  dritten  Heidelberger  Granits 
nicht  gewagt  haben  würde.     (Vergl.  267.  not.) 


—     258     - 

ungehemmt  ihre  IS  a  t  u  r  entwickeln.  Dass  uns  aber  diese 
noch  räthselhaftj  begründet  keine  Einwendung  gegen  diese 
Ansicht  ■■\). 

Um  letztere  so  deutlich  zu  erklären,  als  in  Kürze  mög- 
lich, müssen  wir  vor  Allem  spätere  Absonderungen  vulka- 
nischer oder  plutonischer  Massen,  wenn  sie  noch  so  Schich- 
ten-ähnlich sind,  von  primären,  von  solchen  unterschei- 
den, die  gleich  bei  Entstehung  und  Erkaltung  dieser  Mas- 
sen sich  bildeten.  Auf  letztere  kommt  es  hier  eigentlich 
allein  an,  wie  wohl  man  auch  sie  in  gewissem  Sinne  sekun- 
där nennen  kann,  so  fern  sie  nämlich  nicht  im  Momente 
der  Bildung  **),  sondern  erst  durch  den  Einfluss  umgeben- 
der Gesteine  und  erkaltender  Massen  entstanden  sind  ***). 

Bei  jüngeren  vulkanischen  Erzeugnissen,  namentlich  bei 
Laven,  ist  die  lagenweise  Absonderung  oft  eine  Folge  mehr 
oder  weniger  ungleichzeitiger,  sich  über  einander  legender 
Ergiessungen.  Das  auffallendste  Beispiel  der  Art  zeigten 
mir  die  inneren  Krater- Wände  des  Vesuv  im  Jahre  1S29, 
wo  die  sog.  Lavenschichten  durch  den  früheren  Einsturz 
der  Kraterdecke  entblösst  waren.  Von  Innen  aus  erschie- 
nen die  verschiedenen  Lagen  der  Laven  ziemlich  horizontal, 
während    sie    in    der    Richtung    nach  Aussen    ringsum,   zum 


*)  Ich  kann  die  Bemerkung  nicht  unterdrücken,  dass  mich  auf  diese 
Ansicht  von  der  sog.  Schichtung  der  Granite  einige  Gespräche 
mit  Blum  in  den  Marmorbrüchen  von  Wunsiedel  und  auf  dem  Gra- 
nitgebiet des  Fichtelgebirges,  so  wie  v.  Leonhard's  Entdeckungen 
an  dem  Heidelberger  Granit  geführt  haben.  Es  wird  sich  sogleich 
zeigen,  dass  mit  dieser  Form  die  materielle  Natur  des  Ge- 
steins, so  weit  es  zu  Tage  ausgeht,  in  wesentlichem  Ver- 
bände steht. 

**)  In  einem  folgenden  Abschnitte  hoffe  ich  Gründe  aufzustellen,  die 
es  wahrscheinlich  machen,  dass  auch  die  Schichten  acht  neptuni- 
scher Gebilde,  z.  B.  des  bunten  Sandsteins,  keineswegs  alle 
im  ersten  Momente  der  Bildung  entstanden  sind.  Die  Form  ih- 
rer Ebenen  und  gewisser  Absonderungen  derselben,  verlangt  eine 
andere  Erklärung,  als  die  Bildung  gewisser  Wellenlinien  und  Ein- 
drücke, die  sie  zeigen.  —  — 

*'="'')  Vgl.  V.  Leonhard's  Basalt-Gebilde  I.  296.  flf. 


—     259     — 

TheiJ  unter  bedeutenden  Winkeln,  der  Tiefe  zufielen.  D« 
sich  nun  auf  dem  ebenen  Boden  des  innei'en  Kraters  ein 
kleiner  thätiger  Kegel  erhoben,  so  hätte  man  hier,  wenn 
an  den  Streit  über  die  sog.  Erhebungski-atere  erin- 
nei't  werden  soll,  eigentlich  einen  Senkungskrater '0. 
Denn  die  Lava-Schichten,  die  diese  Kratei'wände  des  Vesuv 
bildeten,  dessen  Kegel-Erhebung  den  Einsturz  des  Somma 
zu  den  Zeiten  des  Titus  (?)  verursachte,  sind  nichts  ande- 
res, als  die  Lagen  vei'schiedener,  dem  Krater  entflossener 
Lavaströme.  Sie  mussten  demnach,  rechtwinkelig  gegen  ihren 
Abfall  entblösst  (was  durch  den  Einsturz  der  Kraterdecke 
des  Vesuv  geschah)  nothwendig  mehr  oder  weniger  hori- 
zontale Linien  zeigen.  Solche  Erscheinungen  sind,  da  sie 
auf  S  trömun  gen  vulkanischer  Massen  beruhen,  die  ein- 
zigen ,  die  man  vulkanische  Schichtungen  nennen 
könnte  und  gerade  da  sieht  man  unverkennbar,  dass  von 
Hejitunismus  keine  Rede  **).  Man  sieht  aber  mehr,  als  die- 
ses, was  auch  der  orthodoxeste  Neptunist  keinen  Augen- 
blick zu  verkennen  im  Stande  wäre. 

Man  hat  nämlich  in  diesem  Fall  Ströme  verschiede- 
nen Alters  vor  sich.  Die  Zwischenzeit  konnte  aber  bei 
ähnlichen  Erscheinungen  (wo  vulkanische  Massen  über 
gleichartige  Gesteine  von  oben  nach  unten,  als  wo  sie  von 
der  Tiefe  nach  oben  hinströmten)  sehr  ungleich  seyn.  Sie 
fällt  nicht  immer  in  getrennte  Perioden  und  Epochen.  In 
einer  Epoche,  die  kurze  Zeit  anhielt,  hat  man  oft  volle 
Ursache,  eine  Emportreibung  verschiedener  Lagen  unmit- 
telbar nach    einander   anzunehmen.     Dieser   Annahme    steht 


*)  Man  sieht  daraus,  dass  nicht  alle  Einwendungen  gegen  die  Er- 
hebungs-Kratere  Leopold  v.  Büch's  berechtigt  sind,  was  schon  aus 
seiner  Reise  nach  den  Kanarischen  Inseln  erhellt. 

*)  Eine  genauere  Beschreibung  des  Vesuv  im  Sommer  1829  gab  ich, 
unterstützt  v.  K.  F.  Scholler,  im  dritten  Heft  der  Athene,  d.  i. 
in  den  vermischten  Aufsätzen  aus  philosophischen  und  historischen 
Gebieten  von  mehreren  Verfassern,  herausgegeben  v.  Chr.  Kapp. 
(Kernten  bei  Daivnheimer  1833.)  S.  253.  ff.,  wo  ich  das  Vul- 
kanen-Systetn  Italiens  im  Ganzen  darzustellen  versucht  habe. 


—     260     — 

nichts  entgegen,  als  einige  wässei'ige,  in  sieh  zerfliessende 
Theorien.  Die  Gewalt  des  Wassers  selbst,  deren  Bedeu- 
tung nicht  verkannt  werden  darf,  widerspricht  ihr  nirgends. 
Wo  diese  dazu  kam,  hat  sie  solche  Bildungen  nur  modifi- 
zirt,  nirgends  völlig  umgeändert.  Diese  Beti'achtung  führt 
uns  von  vulkanischen  Bildungen  im  engsten  Sinne  zu 
dem  sog.  plutonischen,  wenn  man  nur  diejenigen  vulka- 
nisch nennen  will,  die  einem  Krater  entflossen*). 

Wir  halten  uns  an  Erfahrungen,  die  den  Geogno- 
sten  bekannt  sind.  Diesen  zu  Folge  dürfte  (?)  die  lagen- 
weise Absonderung  gewisser  Porphyr-Massen  auf  ein  jün- 
geres Alter,  als  die  gi'anitartige  Gestalt  anderer  Porphyre 
bezogen  werden.  Wir  sehen  z.  B.  in  Dossenheim  an  der 
Bergstrasse  Porphyrmassen  emporsteigen,  die  jünger  zu 
seyn  scheinen ,  als  die  granitartigen  Porphyre  z.  B.  von 
Würzen,  deren  ganze  Natur  nach  von  Leonhard's  Beobach- 
tungen, einen  dem  granitischen  sehr  ähnlichen  Teig,  keines- 
wegs einen  durch  Umwandlung  veränderten  Granit  voraus- 
setzt. Jene  Porphyrmassen  sind  nicht  bloss  durch  Kluft- 
flächen ,  sondern  zum  Theil  durch  Flächen  getrennt  und 
verbunden,  die  als  halbe  Rutschflächen  erscheinen. 
Man  wird  daher  sicher,  gehen,  da  das  Ganze  den  Charak- 
ter Einer  Entwickelung  an  sich  trägt,  anzunehmen,  dass 
hier  der  Porphyr  stossweise,  arterienartig,  aus  der  Tiefe 
nach  oben  in  verschiedenen  Lagen  emporgestiegen.  Diese 
Lagen  sind  alle  mehr  oder  weniger  senkrecht.  Wer  könnte 
sie  aber  Schichten  nennen,  da  unter  Schichten  nur  nep- 
tunisch gebildete,  erst  später  vulkanisch  aufgerichtete  Ab- 
sätze verstanden  werden,  die  niemals  Spiegelflächen  zeigen, 
wo  sie  nicht  durch  plutonische  Gewalten  an  sich  selbst,  oder 
an  anderen  Massen,  wie  schon  Saussure  sagte,  von  der 
Natur  polirt  worden.'    (1833.  VL  664,  ff.) 

*)  Ein  äusserlicher  Unterschied,  selbst  wenn  sich  v.  Humboldt,  der 
Granit,  und  Rozet,  der  sogar  Dolomit  Strom-artig  geflossen  beob- 
achtet haben  \ji\\,  geirrt  haben  würden.  —  Was  heisst  am  Ende 
Krater  und  Spalte?  plutonisch  heisst,  was  antediluvisch  vom 
Feuer  gebildet  wurde ! 


__     261     — 

Diese  lagenweise  Absonderung  der  Porphyr-Massen  ist 
indess  was  anderes,  als  die  sog.  Schichtung  der  Gneisse 
und  Glimmerschiefer.  Letztere  steht  mit  der  einfachen  Ver- 
theilung  der  vielartigen  Gemengtheile  in  wesentlichem  Ver- 
bände. Die  Porphyre  dagegen  haben  eine  mehr  gleichartige, 
feldspathige  Masse,  in  der  sich  jene  Absonderungen  leichter 
entwickeln  konnten.  Sie  haben  stets  ein  anderes  Anse- 
hen, als  die  derberen  der  Granite,  die  im  Durchschnitt  mehr 
massig  als  lagenweise  vereinzelt  emporgequollen  seyn  dürf- 
ten.   Übrigens  ist  jene  Ansicht  ihres  Altei's  noch  zweifelhaft. 

Hier  kommt  es,  wie,  nach  Alexander  von  Hümboldt's  *) 
entschiedener  Warnung,  „in  allen  Aggregaten  empirischer 
Kenntnisse,  die  zu  früh  Wissenschaften  genannt  worden, 
auf  ein  denkendes  Begi'eifen  der  Natur,  auf  eine  i-ichtige 
Ansicht  dessen  an,  was  aus  den  wohlgeordneten  Ein- 
zelheiten gefolgert  werden  darf.^<  Wer  möchte  demnach 
sagen :  wenn  die  schiefrig  abgesonderten  Granite  im  Durch- 
schnitt älter  sind,  als  die  massigen,  körnigen,  gleich  bei 
ihrer  ersten  Entstehung  verworfenen,  müssten  auch  die 
schieferartigen  Porphyre  älter  seyn,  als  die  granitartigen! 
Mag  immerhin  das  Material  beider  in  d  e  r  Tiefe,  in  der  es 
schon  anfieng,  zu  werden,  was  es  geworden,  gleicharti- 
ger gedacht  werden,  als  das  Material,  woraus  Gänge  von 
Quarz  und  Gebirge  von  körnigem  Kalke  hervorgingen,  wenn 
man  diese,  wie  jene,  nicht  vereinzelt,  sondern  unter  sich 
vergleicht  **)  —  mag  es  sogar  einen  wesentlichen  Fort- 
schxntt  der  geologischen  Wissenschaft  bedingen,  wenn  es  ihr 
gelingt,  die  mannigfaltigen  Gebilde  Einer  Kategorie  unter 
ihrem  höheren,  einfachen  Gesichtspunkte,  der  allein  das 
rechte  Licht  über  sie  verbreitet,  zusammenzufassen  —  nim- 
mermehr wird  man  sagen  können,  ganz  dasselbe,  was  bei 
den  Graniten,  sey  auch  bei  den  Porphyren   die  sog.  Schich- 


"■)  lu  den  Abhandlungen  der  Berliner  Akad.  d.   3.  Jul.  1827.  S.  305. 
^''^)  Denn  in  Beziehung  jedes    dieser  Gesteine    auf  sich  sind  Quarze 
und    Kalke    gleichartige,    Granite     und    Porphyre    ungleichartige 
Felsarten. 


—     262     — 

tnng.  Eher  noch  könnte  man  die  sekundären,  durch  die 
Grenzen  und  Stadien  der  Erkaltung  bedingten  Absonderun- 
gen plutonischer  und  vulkanischer  Felsarten  in  diesem 
umfassenden  Gebiete,  dem  vergleichen,  was  in  einem  weit 
anderen,  vereinzelten  Gebiete  die  Versuche  einer  Krystall- 
Bildung  (IL  162.)  sind.  Aber  auch  da  würde  man  sich  leicht 
ins  Vage  verlieren,  denn  solche  Absonderungen  sind,  wie 
V.  Leonhard  in  seinen  Basalt-Gebilden  entscheidend  gezeigt, 
nichts  weniger  als  Krystallisationen.  Nur  der  könnte  sie 
noch  so  nennen,  dem  es  juckte,  mit  Friedrich  v.  Schlegels 
Lüsternheit  die  Baukunst  eine  gefrorene    Musik  zu  nennen. 

Da  wir  an  v.  Leonhard's  Basalt-Gebilde  erinnert,  dür- 
fen wir  uns  enthalten,  über  die  Natur  solcher  Absonderun- 
gen bei  den  Basalten,  Porphyren  etc.  ausführlicher  zu 
sprechen  ■■"). 

Noch  müssen  wir  des  Falles  gedenken,  wo  sich  eigen- 
thümliche  Schichtungs  -  artige  Absonderungen  vulkanischer 
Auswürflinge  unter  dem  Einfluss  neptunischer  Anschwem- 
mungen gebildet  haben. 

Ein  solcher  Doppel-Prozess    zeigt   sich,   wie    Cotta  **) 


*)  Nur-  hiex'  unten  bemerken  wir,  dass  die  vielbesprochene  Säulen- 
förmige Absonderung,  die  sich  vorzüglich  an  Basalten,  auch  an 
Porphyren,  körnigen  Kalken  (z.  B.  bei  Wunsiedel)  und  anderen 
plutonischen  Massen  zeigt,  nach  v.  Leonhard  nichts  ist,  als  eine 
Folge  des  Abkühlens,  des  Zusammenziehens  dieser  Gebilde  mittelst 
^der  Berührung  mehr  oder  weniger  dichter  oder  flüssiger  Medien 
(Wasser  und  Luft)  oder  fester  Körper  (Wandungen  der  Spalten). 
Dadurch  erklärt  sich  auch  genau  die  Richtung  und  Lage  dieser  Ab- 
sonderungen, die  bisweilen  Formen  annehmen,  welche  in  Freiberg 
und  Mimchen  noch  heut  zu  Tage  (mitunter)  als  Schichten  be- 
trachtet werden.  Platten-förmige  Absonderungen  fand  ich  seither 
auch  in  Quarz  Gängen. 

*'•')  Der  Kammerbühl  v.  Heinrich  Cotta  mit  Zusätzen  von  B.  Cotta. 
Dresden;  1833.  8.  Ich  beziehe  mich  zugleich  auf  einen  Brief 
an  V.  Leonhard  ,  in  dessen  und  Bronn's  N.  Jahrb.  Jahrgang 
1833.  VL  670.  über  den  Pechsteinkopf  in  Rheinbaiern  und  sein 
Verhältniss  zum  Systeme  des  Uardgebirges ,  um  hier  nicht  aus- 
führlicher darlegen  zu  müssen,  dass  die  schieferige  Form  plutoni- 
scher Urgebilde  nicht  etwa  durch  einen  Einfluss  überdeckender 
Fluthen  zu  Stande  gebracht  worden. 


—     263      — 

dargelegt,  am  Kammerbühl  bei  Eger.  Er  fand  unter  andern 
Verhältnissen  anders  geartet,  auch  sonst  und  ohne  Zwei- 
fel häufiger  Statt,  als  die  Einseitigkeit  entgegengesetzter 
j,Sehulen^^  bisher  einsehen  oder  zugestehen  mochte. 

Was  soll  man  vollends  von  Theoretikern  sagen,  die  un- 
kundig der  belehrungsreichsten  Erfahrungen,  alles  verw^ech- 
selnd  und  in  alles  die  Vorurtheile,  die  sie  fern  von  der 
offenen  Natur  auf  Schulbänken  eingesogen,  hineintragend, 
noch  heute  jede  Schichten-ähnliche  Absonderung  vulka- 
nischer Massen  für  Schichtung  erklären?  Sie  würden, 
hätten  sie  von  seiner  Entstehung  nichts  gelesen,  den 
Monte  Nuovo  bei  Pozzuoli-0  für  eine  neptunische  Aufschich- 
tung erklären ,  gebräche  ihnen  nicht  die  Kraft  des  Ent- 
schlusses, den  Berg  selbst  zu  sehen,  wie  Werner  bei  seiner 
Reise  nach  Paris  versäumt  hat,  die  nahe  liegenden  Basalte 
zu  untersuchen.  Sie  müssten  sogar  die  Lava-Reihen  im 
Innern  des  Vesuvischcn  Kraters  für  Niederschläge  einer 
neptunischen  Brühe  ausgeben,  ermangelten  sie  nicht  der  Kraft 
ernster ,  kühner  Konsequenz !  Würde  ihnen  der  Jorullo 
oder  die  Auvergne  Lavaströme  über  den  Mund  ausgiessen, 
sie  würden  sterbend  sagen:  nein!  es  brennt  mich  nicht,  es 
galvanisirt  mich  nur  —  zum  Tode !  Warum  ?  Werner  hat 
A  gesagt  und  Keilhau  Z!  Der  Vulkan  ist  nur  der  Zu- 
ckerhut dieses  ABC's,  das  Stiebfass  alter  Kinderbücher:  die 
Mitte  des  Lebens  das  jusie  milieu  Neptuns,  die  ganze 
Erde  ein  ab-  und  ausgewaschener  Katechismus  der  „heiligen 
Salzfluth."  Lass  sie  gehen,  sagt  Schiller,  es  sind  ,>2Ve- 
fenbacherl'<   (II.  177.) 

Wir  ziehen  in  Kürze  das  Resultat:  die  sog.  Schichtung 
plutonischer  Felsarten  ist  nichts  anderes,  als  entweder  eine 
schieferige  Bildung,  wie  beim  Gneiss,  Glimmerschiefer 
etc.,  oder  eine  stärkere  lagenweise  Absonderung,  wie 
bei  mehreren  Graniten,  köi'nigen  Kalken   und  bei  den  Dolo- 


'■')  Vgl.  Vermischte  Aufsätze  etc.,  herausgegeb.  v.  Ch.  Kapp.  Kempten 
1833.  S.  274. 


—     264     — 

miten  dieser  Kalke  *),  wo  sie  aus  dex*  speziellen  Natur  des 
Gesteins,  wenn  es  Zeit  und  Ruhe  hatte  sich  zu  gestalten, 
hervorging.  Oder  sie  ist  eine  Folge  lagenweiser  Auf- 
quellun gen  der  Tiefe  bald  Einer,  bald  verschiedener 
Epochen,  wie  besonders  bei  einigen  Porphyren.  Das  aus- 
gebildetste Extrem  dieser  letztgenannten  Erscheinung  herrscht 
vorzugsweise  bei  jüngeren  vulkanischen  Produkten,  nament- 
lich bei  Laven,  deren  Ströme  sich  oft  über  einander 
ergossen.  Da  dieses  nur  da  genau  beobachtet  worden,  wo 
es  langsam  und  unter  offenem  Himmel,  nicht  in  allseitig 
widerstrebenden  5  durch  ihr  Empordringen  gebrochenen 
Spalten  geschah,  darf  es  uns  nicht  wundern,  dass  man 
hier  keine  Reibungsflächen,  wie  an  Porphyren  etc.,  be- 
merkt hat  **). 

Erwähnen  müssen  wir  noch,  dass  Granite,  die  in  ihrer 
Zerklüftung  eine  vermeintliche  Schichtung  zeigen,  oft  fremd- 
artige sogenannte  Lager  enthalten.  Aber  mit  diesen  sog, 
„Lagern"  sieht  es  sehr  zweideutig  aus ,  wie  z.  B.  mit  den 
angeblichen  Lagern  von  sog.  Ur-Grünstein  im  Granit  einiger 
Gegenden  des  Fichtelgebirges.  Solche  Granite  rechnete 
V.  Humboldt  zu  den  jüngeren  —  mit  Recht,  wenn  er  sich  in 
der  Voi"stellung  jener  Lager  nicht  getäuscht,  wenn  diese 
Lager  keine  Gänge  sind. 

Es  ist  hier  nicht  der  Ort,  über  das  Alter  der  Gra- 
nite und   anderer    sog.    üi-gebilde    ausführlich    zu   urtheilen. 


*)  Etwas  ganz  anderes  ist  die  Schichtung'  des  Rab ensf einer  DolomUSf 
der  den  Jurakalk  begleitet,  im  Baireuthischen.  Versteinerungsreicli 
nicht  bloss  au  seinenGrenzen  ist  erplutonisch  nur  gehoben  und  von 
ganz  anderem  Ansehen,  als  der  Dolomit  bei  Wunsiedel.  1833.  VI.  669. 

**)  Und  wie  lange  ist  es  denn,  dass  man  Saussüre's  Winke  über 
Felsen,  die  die  Natur  polirt  hat,  benutzt?  Laven  haben  schon  eine 
dickere  Erdkruste  zu  durchbrechen,  als  Granitc,  also  schon  in  der 
Tiefe  kältere  Erdschichten  als  diese,  zu  berühren.  Wo  sie  halb 
erkaltet  und  fest,  durch  enge  Spalten  aufstiegen,  müssen  sie  Rutsch- 
flachen  an  sich,  und  an  dem  umgrenzenden  Gestein  gebildet  ha- 
ben. Wo  sie  nach  oben  flüssig  blieben,  konnten  sie  höchstens 
dieses,  nicht  sich  an  ihm  poliren. 


—     265     — 

bemerken  müssen  wir  aber,  dass,  bei  Ei'wägung  und  Ver- 
gleichung  örtlieber  Verhältnisse ,  so  wohl  das  innere 
Gefüge,  als  die  äussere  Struktur  Anhaltspunkte  ge- 
ben kann,  die  bedeutend  werden,  wenn  man  sie  alle  zusam- 
menfasst.  Alex.  v.  Humboldt  legte  bei  dieser  Frage  mit 
Recht  ein  Gewicht  auf  die  Form  scheinbarer  Schichtung, 
■wenn  er  sich  gleich  in  der  Anwendung  geirrt.  Denn  lagen- 
weise Absonderung  wird  der  jüngere  Granit  nur  d  a  zei- 
gen, wo  er  sich  durch  weite  Spalten  ungehindert  ergos- 
sen. Aber  alle  Granite,  die  für  die  jüngsten  gelten 
müssen,  haben  bisher  nirgends  solche  Absonderungen  erken- 
nen lassen,  sie  sind  vielmehr,  wie  die  Schriftgranite,  reich 
an  inneren  Durchkr-eutzungen.      ' 

Ehe  wir  von  der  Betrachtung  der  äusseren  Struktur 
auf  die  Anhaltspunkte,  die  die  innere  Struktur,  das  Gefüge 
bietet,  übergehen,  dürfen  wir  nicht  übersehen,  dass  voi'züg- 
lich  jene  öfters  durch  spätere  Einflüsse  verändert  worden. 
Granite  aber,  von  denen  sich  nachweisen  lässt  *),  dass  sie, 
wie  z.  B.  ein  Theil  der  Karlsbader,  in  fester  Form,  theils 
wieder  durch  Granite,  theils  durch  andere  Gesteine  geho- 
ben worden,  sind  nichts  desto  minder,  als  sie  gebildet  wur- 
den, in  Feuer-flüssiger  Form  emporgestiegen.  Jene  Hebun- 
gen sind  offenbar  spätere  Veränderungen,  wie  sie  sich  an 
vielen  sehr  alten  Porphyr-artigen  Graniten  finden,  wovon 
T,  B.  die  steilen  Wände  des  Karlsbader  Granits  mit  zacki- 
gen und  spitzigen  Enden  Zeugniss  geben  **). 

Wie  demnach  die  äussere  Struktur,  so  muss  sich  das 
innere  Gefüge,  das,  was  man  im  engeren  Sinne  Struktur 
nennt,  bei  den  ältesten  Felsarten    einfach    darstellen*    um 


*)  Wie  es  z.  B.  Murchison  versucht  hat.    Vgl.  Ure  a.  d.  S.  432. 

"*)  Ist  der  von  Macculloch  untersuchte,  durch  Conybeare  und  Phillips 
bekannte  Gneiss  der  Hebriden,  <ler  zum  Theil  über  Lias  liegt, 
in  fester  Form  emporgestossen ,  oder  Feuer- flüssig  nach  der 
Bildung  des  Lias  aufgetrieben  worden?  Ist  es  vielleicht  blosser 
Granit? 


—     266     — 

so  mehr  dieses  mit  jener,  wie  z.  B.  bei  dem  Gneiss,  oft 
augenscheinlieh  zusammenhängt. 

Sehr  schwierig,  sagt  v.  Humboldt  *),  würde  es  seyn, 
einen  Granit  namhaft  zu  machen,  den  alle  Gebirgsforscher 
einstimmig  für  älter  ansehen,  wie  alle  übrigen  Formationen. 
Was  vom  Granit  gilt,  gilt  auch,  wenn  gleich  in  geringerem 
Maasse ,  heute  noch  vom  Gneiss ,  Glimmerschiefer  etc. 
Wenigstens  gibt  es  einen  Gneiss,  der  älter  ist  als  alle 
wahrhaft  geschichteten  Felsarten,  und  diesen  keineswegs 
ergänzungsweise  zur  Seite  steht.  In  Beziehung  auf  seine 
inneren ,  so  zu  sagen ,  oryktognostischen  Verhältnisse  dürfte 
der  älteste  Granit  derjenige  seyn,  der  meist,  jedoch  nicht 
ausschliessend,  und  auch  nicht  er  allein  —  bei  etwas  grob- 
körnigem **)  Gefüge  ziemlich  gleichförmig  gemengt 
ist.  Seine  Krystallisation  wird  jedenfalls  einen  sehr  ein- 
fachen, wenig  gestörten  Charakter  haben.  Dieses  alles 
negativ,  ausgedrückt,  heisst:  er  ist,  wenn  auch  entfernt 
Porphyr-artig,  doch  nicht  auf  vermittelte  Weise,  weder 
durch  einseitiges  Hervortreten  eines  besondern  Momentes, 
noch  durch  Einsprengung  fremdartiger  Bestandtheile  quali- 
tativ verungleicht,  noch  durch  eingebackene  Stücke  jünge- 
rer Felsarten  ***),  —  um  die  Streitfragen  über  die  Auf- 
nahme untergeordneter  sog.  Lager  und  Nester  kaum  zu  be- 
rühren —  förmlich  charaktei'isirt. 

Betrachten  wir  dieses  näher,  so  zeigt  sich,  dass  auch 
der  unteri'ichtetste  Geognost  aus  solchen  Bestimmungen  nur 


*)  Geogn.  Vers.  Lag.  Geb.  S.  70.  ff.  Vgl.  L.  v.  Buch.  Reise  nach 
Norw.  II.  188.  geogn.  Beob.  I.  16.  ff.  und  in  Gilbert's  Ann.  Phys. 
1820  S.  130.  V.  Leonhard  Charakteristik  der  Felsarten. 

**)  Der  jüngste  Heidelberger  und  Karlsbader  Gvemit  ist  noch  grob- 
körniger, als  der  älteste.  Der  Granit  von  Uoheiistein,  Weinböhla 
«nd  Zscheila  zeichnet  sich  keineswegs  durch  feines  Korn  aus,  der 
Albit-führende  von  Massachusets  ist  auch  grobkörnig,  wenigstens 
in  den  Handstücken,  die  ich  gesehen. 

*"*)  Der  Granit  von  Zcheila  hat  Versteinerungs  -  reichen  Plänerkalk 
eingebacken.  —  S.  v.  Leonhard,  in  Dessen  und  Bronn's  neuem  Jahr- 
buch 1834.  H.  2. 


-—     267     — 

im  Angesichte  deutlich  aufgeschlossener  Brüche,  nach  ihren 
speziellen  Verhältnissen,  etwas  machen  kann,  und  doch 
sind  sie  zu  beachten,  keineswegs  aber  als  förmliehe  Regeln» 
Die  Natur  überhaupt  kennt  nur  Gesetze,  keine 
Regeln.     Nur  jene  können  entscheiden. 

Das  grössere  oder  kleinere  Korn  des  Granits 
und  anderer  sog.  Urgesteine  entscheidet  allein  nichts 
für  ihr  Alter  und  kann,  vorsichtig,  nur  als  untergeordnetes 
Moment,  nach  seinem  Verhältniss  zu  den  übrigen  Merkma- 
len beigezogen  werden.  Schon  Alexander  v.  Humboldt  *) 
bemerkte  ausdrücklich,  dass,  bei  dem  häufigen  Vorherrschen 
des  Feldspaths  im  Granit,  die  Grösse  seiner  Krystalle  ver- 
schiedenen Formationen  zuständig  sey  und  selbst  den  erfah- 
rensten Beobachter  irre  leiten  könne :  immerhin  scheint  der- 
jenige Granit,  der  noch  besondere  Feldspath-Krystalle  ent- 
hält, in  vielen  Fällen  sehr  alt,  wie  der  Schriftgranit,  dessen 
Feldspath  oder  Albit  Quarztheile  einschliesst,  sehr  jung 
zu  seyn  **). 

Wo  aber  der  alte  Granit  feinkörnig  erscheint,  ist  er 
darum  noch  nicht  fein  durchbildet,  so  dass  er  diese  Form 
dem  wi  der  strebenden  Einfluss  bestehender  Verhältnisse  in 
den  Tiefen  der  Erde,  die  sich  schon  weiter  entwickelt  hat- 
ten, während  seines  Emporsteigens  verdanke.  Sie  ist  kei- 
neswegs nothwendig  von  irgend  einer  Vereinseitigung 
oder   vorherrschenden  Entwickelung   eines   seiner 


*)  Geogn.  Vers.  Lag.  Geb.  S.  8. 

'*)  Der  jüngste  Granit  in  Karlsbad,  wie  der  in  Weinb'öhla  zeigt  sich 
hie  und  da  als  Schrift-Granit.  Die  Erfüllung  seines  Feldspaths  mit 
Quarz  scheint  bestimmte  Hemmungen  vorauszusetzen,  und  errinnert 
z.  B.  an  die  Hornblende-Krystalle  mancher  körnigen  Kalke,  welche 
körnigen  Kalk  einschliessen,  der  wieder  Hornblende  führt.  Der 
älteste  Heidelberger  Granit,  wie  der  Karlsbader  u.  s.  w.  zeich- 
net sich  durch  besondere  Feldspath-Krystalle  aus.  (v.  Leonhard.) 
Der  Schrift- Granit  unterhalb  des  Neubronns  in  Karlsbad  dürfte 
dem,  der  die  sog.  Feldspath- Gänge  dort  bildet,  sehr  nahe  stehen. 
Ich  errinnere  mich  nie  etwas  von  einem  sog.  geschichteten 
Schrift-Granit  gelesen  zu  haben.     Gesehen  habe  ich  keinen. 


-     268     - 

Gemengtheile  bedingt,  so  dass  er  zugleich  fremdartige  und 
solche  Bestandtheile  in  sich  enthalten  könnte,  welche  die 
Unterdrückung  eines  seiner  wesentlichen  Bestandtheile  er- 
gänzen oder  ausgleichen  würden.  Die  Feinkörnigkeit  und 
Grobkörnigkeit  ist  mehr  eine  quantitative,  als  eine  qualita- 
tive Verschiedenheit,  minder  durch  das  Alter,  als  durch 
das  Verhältniss  während  der  Bildung  bedingt. 
Daher  ist  derselbe  Granit  in  Einem  Stücke  grob  und  fein- 
körnig, und  diese  Verschiedenheit  hängt  vorzüglich  von  der 
Art  seiner  Erkaltung  ab,  so  dass  der  in  der  Tiefe  grob- 
körnige Granit  auf  seinen  Höhen  hie  und  da  das  feinste 
Korn  zeigt*).  Nur  das  qualitativ,  nicht  das  quantita- 
tiv Feinere  kann  über  ein  jüngeres  Alter  ent- 
scheiden, und  auch  dieses  steht  in  der  engsten  Verbin- 
dung mit  der  Lagerungsbeziehung,  mit  der  Stelle, 
die  eine  Felsart  in  der  allgemeinen  Reihe  der  Gebilde  ein- 
nimmt **)^  Was  bloss  auf  der  äusseren  Haltung  (habitus) 
beruht,  kann  überall  und  immer  täuschen  *-^*). 

Etwas  sicherer  als  die  Grösse  des  Korns,  weil  sie 
nichts  entscheidet,  könnte  die  Gleichförmigkeit  der 
Mengung  der  Bestandtheile  für  das  Alter  einer  pla- 
tonischen Felsart  sprechen.  Aber  bei  ihr  allein  bleibt  man 
auch  verlassen.     Nach  v.  Humboldt  f)  neigt    sich   z.  B.  die 


*)  Auf  der  Oberfläche  wird  der  im  Inneren  grosskörnige  Granit  oft, 
aber  nicht  immer,  feinkörnig.  Grosskörnige  Granite  enthalten 
in  ihrem  Inneren  hin  und  wieder  znsammengedrängte  Glimmer- 
reiche Massen  von  feinem  Korne.  Vgl.  v.  Humboldt  a.  O.  S.  113. 
In  den  Cordilleren  hielt  v.  Humboldt  einen  kleinkörnigen  Granit 
mit  weissem  und  gelblichwcissem  Feldspath  für  den  ältesten.  Geogn. 
V.  S.  71.  und  79.,  dessen  Relat  hist.  d.  voyag.  aux  reg.  Vol.  II. 
100.  299.  207.  Welche  Bedeutung  die  kr  y  s  t  a  1  1  in  i  s  ch  c  Aus- 
bildung für  das  Alter  habe,  ist  schwer  bis  ins  Einzelne  zu  ver- / 
folgen  :  In  den  Drusenräumen  eines  Irländischen  Granit's  hat  die  Kry- 
stalHsation  alle  Bestandtheile  ergriffen.  Audi  im  Schwarzwald  und  an- 
derwärts kommen  solche  Erscheinungen  vor,  an  jüngeren  (?)  Graniten. 

**)  L.  V.  Buch  über  den  Begriflf  einer  Gebirgsart  im  Magazin  der  Ge- 
■  Seilschaft  naturf.   Freunde  zu  Berlin.  Jahrgang  1810.  S.  128—133. 

***)  V.  Humboldt  geogn.  V.  S.  7.  f. 
t)  Geogn.  Vers.  S.  71. 


-     2C9     — 

Struktur  des  Granits  In  Hochgebirgen,  durch  Häufigkeit  und 
Gleichmässiglteit  der  Gllmmerblättchen  öfters  zur  Blätter- 
Textur,  während  sie  in  den  Ebenen  mehr  gleichartig  kör- 
niges Gefiige  zeigt:  eine  Bemerkung,  die  ganz  dem  ent- 
spricht, was  wir  oben  von  den  Übergängen  des  Granits  in 
Gneiss  und  von  seinem  Alter  im  Allgemeinen  gesagt,  und 
sich  daher  mit  der  Ansieht,  die  von  Humboldt  über  das 
Alter  scheinbar  geschichteter  Granite  geäussert,  nicht  wohl 
verträgt.  Ebenso  zeigen  höhere  Regionen  nicht  bloss  fein- 
köi'nigeren,  sondern  auch  gleichförmiger  gemengten  Granit, 
wo  er  in  der  Tiefe  grobkörniger  und,  wie  man  sich  aus- 
drückt, Porphyi'-artiger  auftritt  *).  Hier  ist  indess  die 
Gleichheit  des  Alters  nicht  überall  bewiesen  ,  obwohl  die 
Stadien  der  Erkaltung  übei-all  mächtig  auf  die  Ausbildung 
seiner  krystallisirenden  Masse  einwirken.  Denn  die 
neuere  Chemie,  besonders  Mitscherlich,  hat  nachgewiesen, 
dass  der  Krystallisations-Akt,  dem  Vulkanismus  kei- 
neswegs fremd,  aus  Feuer-flüssigen  Erdarten  deutlich  her- 
vortritt. 

Was  die  eingebackenen  Stücke  betrifft,  so  er- 
hellt, dass  gar  wolil  der  älteste  Granit  Stücke  von  Gneiss 
eingebacken  haben  kann,  wenn  der  älteste  Gneiss  älter  ist, 
als  jeder  Granit.  Hat  aber  der  Granit  Stücke  jüngerer 
Felsarten  in  sich  eingeschlossen,  so  ist  ausser  Zweifel,  dass 
er  jünger  ist,  als  diese.  —  Denn  es  würde  der  ganze  Über- 
muth  eines  sogenannten  Naturphilosophen  erfordert ,  um 
etwa  anzunehmen,  diese  Stücke  seyen  objektive  Prophe- 
zeihungen  einer  Bildung,  die  da  kommen  sollte.  —  Bevor- 
wortungen  späterer  Bildungen  kündigen  sich  allerdings  in 
älteren  Felsarten  an.  Die  thonige  und  kieselige  Reihe  der 
F 1  ö  t  z  zeit  ist  schon  im  Gneiss,  die  kalkige,  wie  sich  wei- 
ter unten  zeigen  M-^ird,  vielleicht  im  alten  Meere  bevorwor- 
tet.  Alle  Momente  des  Gneisses  legen  sich  in  der  Folge- 
zeit, wie  GöTHB  sagte,  auseinander,    aber  ein  eingebackeues 


*>  T.  Hoff.  Karlsbad  S.  «.  ff. 
Jahrgang  1834.  13 


—     270     - 

iStiick  ist  und  bleibt  eine  Reliquie  der  Vergangenheit.  — 
Daher  kann  man  auch  auf  das  Alter  der  Granite 
ßchliessen,  die  so  gut,  als  manche  Gneisse  in  uralten 
Ti'ümmergesteijien,  in  Grauwacken,  liegen.  Man  verfolge 
die  Natur  dieser  Trümmer  und  die  Gebirge,  denen  sie  ur- 
sprünglich vielleicht  angehört ,  und  man  wird  erhebliehe 
Aufschlüsse  gewinnen. 

Fremdartige  B  e  s  tan  d  t  he  ile  können  sich  in  ur- 
alten Felsarten  durch  das  Spiel  chemischer  Verwandschaf- 
ten  auch  sekundär  erzeugt  haben ,  wo  sie  an  ihren  Gren- 
zen, dtirch  das  Feuer-flüssige  Aufsteigen  einer  jüngeren 
Masse,  die,  mit  der  durchbrochenen,  die  Bildungs-Elemente 
derselben  enthielt,  (d.  h.  als  Kontakt-Produkte),  entstanden 
sind.  Diess  ist  bisweilen  mit  den  Granaten,  mit  dem  Pinit 
und  Idokx'as,  selbst  mit  dem  Turmalin  (?)  und  vielen  anderen 
Mineralien,  auch,  wie  v.  Leonhard  gezeigt,  mit  dem  Speck- 
stein der  Fall,  den  man  besonders  als  Urkunde  einer  jun- 
gen sog.  Ur-Gebirgsart  betrachtet.  Er  ist  durchaus  ein 
vermitteltes  (sekundäres)  Produkt :  selbst  wo  er  ziemlieh 
mächtig  ist,  erscheint  er  als  Erzeugniss  des  Kontaktes,  so 
B.  bei  Thiersheim  ohnweit  Wunsiedel-'),  wo  in  mitten  eines 
mächtigen  Glimmerschiefer  -  Gebirges  der  körnige  Kalk  an 
den  Grenzen  eines  Protogyns  oder  Protogyn-ähnlichen  Gra- 
nits Rutsch-Flächen  von  Speckstein  gebildet  **),  wie  er  bei 
Auerbach  am  Gneiss  Idokras  erzeugt  hat. 

Man  muss  daher  mit  grosser  Vorsicht  die  Theorie  prüfen, 
die  alle  gi'anitische  Gesteine,  welche  Hornblende  ***),  Speck- 


*)  Eine  Äteüe,  auf  die  uns  Fr.  Fikenscher  in  Redwitz  ausdrücklich 
hingewiesen. 

**')  Der  Speckstein  muss  daher  schon  in  grösseren  Tiefen  während 
des  Emporsteigens  entstanden  seyn ,  selbst  dann,  wenn  jenes  Pro- 
fopyn-artige  G<'stein  statt  von  Kalk  gepaltt  worden  zu  seyn  ,  in 
diesem  selbst  als  jüngeres  Gebilde  aufgestiegen  wäre. 

**'•')  Hornbjeiide  tritt  im  Ganizen  mehr  in  älteren,  Aueit  mehr  in 
jüngeren  phttonisehen  Gesteinen  auf.  Jene  fordert  nach  Rose  eine 
langSiime,    dieser  eine   schnelle    Abkühlung.     Daraus    erklärt 


-     271     - 

stein,  Granaten,  Epidot,  Strahlstein,  Zinnerz  und  Eisenglim- 
mer  statt  des  Glimmers,  führen,  für  jünger  erklärt,  als  die, 
denen  sowohl  diese  Bestandtheile  und  Einsprengungen ,  als 
jene  feinkörnigen  und  giimmerreichen  Nester'  fehlen,  Molche 
nach  V.  liuMBOLDT  '•=)  von  gleichartiger  Entstehung  und  der 
Hauptmasse  gleichsam  eingebacken  sind  **). 

Wo  solche  Bestandtheile  nur  an  den  Grenzen,  nicht 
tief  im  Innern  des  sog.  Ui'-Gesteins  ***)j  oder  nur  in  schma- 
len Gängen  sich  finden,  hat  man  in  den  meisten  derselben 
Kontaktprodukte  beim  Aufsteigen  jüngerer  Massen  zu  er- 
warten, wenn  sie  gleich  in  der  älteren,  die  sie  berührt,  so 
gut,  als  in  letzteren  sich  entwickelt  haben  f). 

Man  sieht  hieraus  den  untergeordneten  und  bedingten 
Werth    aller   einzelnen    Merkmale    des    Alters,    die    der 


8  i  c  li  vielleicht  dieser  U  n  t  e  r  s  c  h  i  e  tl  i  li  r  e  s  Alters  im 
Allgemeinen.  —  Die  jüngeren  Felsarten  linden  schon  in  grös- 
seren Tiefen,  durch  die  sie  emporsteigen,  käifcre  Massen,  ganz 
analog  der  vorhergehenden  Entwickelung, 

")  Geogn.  Vers,  S.   72. 

"0  Letztere  trifl't  man  z.  B.  in  dem  alten  Granit  Ac^r  Louisenburg  im 
Fichtelgebirge,  so  dass  sie  beim  ersten  Anblick  das  Ansehen  kleiner 
durch  die  urspn'ingliclie  Hitze  des  sie  umschliessenden  Gesteins  ver- 
änderter Glimmerschiefer-Trümmer  haben.  Was  sie  keineswco-s  sind 

■"■"')  Wo  z.  B.  die  Granaten  im  Granit  und  Gneiss  mehr  als  blosse  Kontakt 
Produkte  sind  (254.  Anmerk.),  da  könnte  sich  vielleicht  durch  die 
rnliigere  Ausbildung  des  letzteren  die  durch  v.  L£OiViur.D  schon  vor 
Jahren  entdeckte  Tiiatsache  erklären,  dass  die  Kernform  des  Gra- 
nates, das  Rautendodekaeder,  nie  im  Granit,  aber  immer  im  Gneiss 
im  Granit  dagegen  nur  das  Trapezoeder  vorkommt?  —  Doch  wir 
müssen  sparsam  seyn  mit  vereinzelnden  Andeutungen  und  unzu- 
länglichen Folgerungen  und  mit  der  Bemerkung  schKessen ,  dass 
nur  in  Granit-artigem  Gneiss,  wie  an  dem  Culmer  Berge  in  Röhmni 
Granaten  in  Trapezoedern  vorkounnen.  Diese  Gestalt  entspricht 
der  gestörteren  Form  des  Gneisses.  Sie  bestätigt  unsere  Ansicht, 
t)  Grundbestandtheile  der  älteren  Felsart  durchdringen  öfters  das 
ganze  eingedrungene  Gestein,  wo  es,  wie  z.  B.  der  Quarz  bei 
Wiesbaden,  in  schmalen  Adern  sich  verliert.  Der  Quarz  ist  da 
chloritisch  durch  das  chloritische  Schiefergestein ,  das  er  durch- 
setzt. S.  Baeine  Bemerkungen  in  v.  Leonhard's  und  Bronn's  N. 
Jahrb.  etc.   1833.  H.  4.  S.  416). 

IS* 


-      272      - 

chemische  oder  mineralische  Bestand  gibt  *),  wenn 
man  die  g  e  o  g  n  o  s  t  i  s  c  h  e  n  Merkmale  der  Felsarten  nicht 
verfolgt.  Diese,  nicht  z.  B.  der  Zirkon,  der  statt  des  Quar- 
ees  auftritt,  lassen  über  das  jugendliche  Alter  des  grobkör- 
nigen Gesteins  von  Christiania  urtheilen,  das  von  Vielen  für 
die  schönste  aller  sog.  Ur-Gebirgsarten  erklärt  vrurde. 
Aber  die  nähere  Betrachtung  dieser  Felsart  würde  uns  auf 
das  Gebiet  des  Zirkon-Syenits,  überhaupt  des  Syenits  füh- 
ren, der  allerdings,  wie  z.  B.  bei  Weinböhla^  oft  älter  ist, 
als  mancher  Granit,  da  er  von  diesem  bisweilen  durchsetzt 
wird,  während  er  an  vielen  Stellen  Spuren  jüngeren  Alters, 
als  andere  Granite,  trägt. 

Wer  kann  daher  verlangen ,  das  Alter  der  Granite 
durch  einseitige  Merkmale  zu  bestimmen?  Und  der  Kom- 
plexus  aller  Merkmale,  der  allein  entscheiden  könnte '•'*), 
ist  so  lange  nur  durch  Vermnthungen  zu  verfolgen,  bis  man 
das  Alter  verschiedener  Granite  Eines  Gebietes  an  vielen 
Punkten  der  Erde  unter  den  verschiedenartigsten  Verhält- 
nissen mit  vollständiger  Zuverlässigkeit  bestimmt  hat.  Diess 
ist  aber  bis  jetzt  vielleicht  nur  auf  Einem  Punkte  —  der 
J£rde  geschehen.  Denn  andere,  z.  B.  Macculloch's  gewicht- 
volle Untersuchungen  auf  Tyree,  einer  der  westlichen  In- 
seln Schottlands,  deren  Gneiss- Gebirge  wohl  von  zwei  Gra- 
nit-Formationen durchsetzt  wird,  sind  bald  durch  Mangel 
an  oryktognostischer  Sicherheit,  bald  durch  andere  Mängel, 
meist  dadurch,  dass  die  sprechendsten  Stellen  nicht  aufge- 
schlossen waren,  bei  weitem    nicht    erschöpft.     W^ir  meinen 

*)  V.  Humboldt,  Gcogn.  Vers.  S.  196. 
**)  Bisweilen  spricht  schon  die  Verbindung  einzelner  Merkmale  ( —  wenn 
die  Lagerungs-Verhältnisse  dafür  entscheiden)  sehr  deutlich,  z.  ß. 
der  AI  bi  t- fährende  Granit,  der  reich  an  Turin  al  in  ist,  zu 
Chesterßeld  in  Massachusets  scheint  ziemlich  jugendlich,  und  zeigt 
(unseres  Wissens)  keine  Lagenweise  Absonderung.  Der  Turma- 
li n  -  führende  Granit  scheint  zwar  ziemlich  alt,  keineswegs  aber 
der  älteste  zu  seyn.  lu  Heidelberg  tritt  der  Turmalin  im  ersten 
Gang-Granit,  nirgends  im  älteren  Gebirgs  -  Granit  auf.  Erscheint 
er  da  vielleicht  als  Produkt  des  Koutaktes? 


-    27a    — 

V.  Lbonhard's  Entdeckungen  in  dem  Granit  -  Gebirge  von 
Heidelberg j  die  jeden  Zweifel  nicht  nur  an  der  ohnediess 
entschiedenen  Pyrogeneität  der  Granite ,  sondern  auch  an 
ihrer  relativen  Altersfolge  in  diesem  Gebiete  niederschlagen. 
Sie  eben  sprechen  vor  Allem  für  unsere  Ansicht.  Denn 
wäre  auch  der  älteste  der  Heidelberger  Granite,  den  der 
Natui'forscher ,  der  ihn  enträthselt  hat ,  Gebirgs  -  Granit 
nannte,  nicht  der  älteste  von  allen  —  immer  gehört  er 
nachweissbar  zu  den  sehr  alten,  und  sein  inneres  Gefüge 
verräth  grosse  Ähnlichkeit  mit  dem  ältesten  Karlsbader 
Granit,  und  mit  dem  Fichtelbergischen^  der  an  den  oben  be- 
Eeichneten  Stellen  nicht  bloss  Polster-förmige  und  schalige, 
sondern  lagenweise,  dem  Schieferigen  hie  und  da  nahe  kom- 
mende Absonderungen  angenommen.  Wenn  daher  der  in 
Heidelberg  gleichwohl  keine  solchen  Absonderungen  zeigt, 
so  spricht  er  in  dieser  Zusammenstellung  dennoch 
mehr  für,  als  gegen  die  Vermuthung,  dass  in  Beziehung 
auf  Gehalt  und  Form,  —  mithin  auf  sein  gan- 
zes, durch  seine  Genese  bedingtes  Wesen,  —  im 
Allgemeinen  derjenige  Granit  der  älteste  seyn 
dürfte,  dessen  Bestandtheile  noch  die  einfachste 
Differenz,  die  gleichförmigste  Vertheilung  und 
dessen  Struktur  die  ruhigste  B  ildungs  weise 
verräth.  Eben  diese  Vermuthung  fanden  wir  oben  — 
um  auf  das  andere  Extrem  zu  blicken !  —  in  den  Brüchen 
von  Hohnstein  oder  Hohenslein,  Weinböhla  und  Zscheila  in 
Sachsen  auch  an  dem  jüngsten  Granit  bestätigt.  Keiner 
dieser  Gi'anite,  die  beiden  letztei'cn  offenbar  Einer  Formation 
ungehörig,  zeigen  Spuren  lagenweiser  Absonderung.  (S.  265.) 
Sie  sind,  wohl  mit  Einschluss  der  Granite,  die  Graf  Marzari 
Pencati  im  südlichen  Tyrol  schon  im  Jahre  1806  entdeckt 
hat*),  jünger,    als  Kreide,    so  dass  sie    ihrerseits  die  erson- 


*)  Marzari  Pencati  Cenni  geologici.  S.  21  und  45.  Vgl.  Brelslak 
sulla  yenitura  di  alcune  rocce  porphyritiche  e  granitose.  a.  1821. 
S.  22 — 35.  Dessen  v.  Strombeck's  übersetzte  Geolog.  Ferner  Mar- 
zari in  Nuovo  osservature    Vene%iam.  1820.  Nio.  113.  127.  und 


—     274      — 

nene,  nur  In  Theorieen  existirende  Lücke  zwischen  der 
sekundären  und'  tertiären  Zeit  erfüllen,  und  die  Katastrophe 
mitbedingeuj  in  der  Elie  de  Beaumont  jene  Haupt-Erhe- 
bung im  Pyrenäen-System  sucht,  die  er  mit  Hebungen  soge- 
nannter Ür-Gebirge  in  der  Gegend  von  Dresden  und  des 
Harzes  gleichzeitig  setzt  *).  ' 

Diese  Granite  Sachsens  und  der  Gebirgs  -  Granit  von 
Heidelberg  bilden  bis  jetzt  die  Extreme  unserer  e  n  t- 
s  chie  denen  Ei'kenntnisse  vom  Alter  der  Granite.  Wird 
man  diese  Extreme  auch  ah  andern  Orten  verfolgen ,  so 
wird  man  nicht  bloss  über  ihre  Mitte,  sondern  selbst  über 
das  Verhältniss  der  Granite  zu  den  Gneissen  und 
Glimmerschiefern  urtheilen  können. 

Bis  dahin  kann  Niemand  auf  r  e  i  n  empirischem  Wege 
eine  Entscheidung  fordern,  ob  unsere  ältesten 
Gneisse  dieser    Ür-Periode    angehören  **).     So  viel  bleibt 


dessen  lettere  al  Signor  Cordier.  1822.  S.  3.  Wir  füliren  diese 
letztere,  uns  unbekannte ,  Stelle  nach  v.  HuivrBOLDT's  geogn. 
V.  S.  265.  an.  CLeopold  v.  Buch's  Einwendungen  scheinen  una 
zu  kühn), 
*)  Vgl.  z.  B.  1833.  VI.  S.  664  und  Jeiiaische.  Lit.  Zeit.  Okt.  1819.  S.  86. 
**)  Wo  Thatsachen  fehlen,  sprechen  blosse  Analogiccn:  sie  geben  keine 
Entscheidung,  Avenn  sie  nicht  v  o  1 1  st  ä  u  di  g  durchzuführen  sind. 
Bildet  z.  B.  der  Gneiss  eine  wahre  Mitte  zwischen  Glimmerschie- 
fer und  Granit,  so  wird  man  im  Ganzen  die  beiden  letzteren, 
wenigstens  unter  sich,  für  gleich  alt  halten  müssen.  Entsprächen 
sich  Gneiss  und  Glimmerschiefer  (—  in  welchem  der  Feldspath) 
wie  Granit  und  Syenit  (  —  in  welchem  der  Quarz  zurück  tritt), 
60  würde  man  im  Ganzen  den  Syenit  nicht  für  jünger  erklären  kön- 
nen, als  den  Glimmerschiefer,  wenn  man  den  Granit  für  eben  so 
alt  erklärte  als  den  Gneis.  Wollte  man  diesen  Satz  von  den  äl- 
testen dieser  Gesteine  fest  behaupten,  so  würden  unsere  ältesten 
Granite  mit  den  ältesten  Gneissen  ,  unsere  ältesten  Glimmers^chie- 
fer  mit  den  ältesten  Syeniten  die  Urgrundfeste  unserer  Länder 
bilden.  Findet  man  auf  der  anderen  Seite  im  Gneiss  allein  die 
einfachste  und  allseitigste  Felsart,  so  würde  er  allein  die  ursprüng- 
liche Felsart  seyn.  (S.  254.)  Allen  andern  Urgcbilden  würden  bald 
andere,  neptunisehe  Felsarten  zur  Seite  treten  ,  während ,  statt 
dieser,  neben  dem  Gneiss  nichts  als  das  inhaltvolle  alte  Meer 
«ngenomiuen   würde.    -^   Ents  eheide,   wer  es  kann!    Man 


—     275     - 

indess,  dass  die  ältesten  Gneisse  nach  ihren  Lage- 
rungs-Verhältnissen, wie  nach  ihrer  einfachen 
inneren  und  äusseren  Struktur  unter  allen  uns 
aufgeschlossenen  Felsarten  diejenige  sind, 
die  man  um  so  mehr  als  Resultat  der  ersten  Schei- 
dung des  Festen,  Flüssigen  und  der  Atmo- 
sphäre betrachten  dürfte,  je  gewisser  einzelne  Trümmer 
derselben  —  wie  auch  der  Granite  —  in  .uralten  normalen 
Felsarten  eingeschlossen  sind,  und  je  gewisser  sie  in  uner- 
gründete  Tiefen  der  Erde  hinabreichen.  Denn  wir  sahen 
uns(S.  173.)  zur  Annahme  berechtigt,  dass  in  grösseren  Tiefen 
die  ße  st  andt  heile  der  Erde  noch  dieselben  sind,  und 
dass  sich  der  Stand  der  Wasser  (S.  182.)  seit  der  Urzeit 
zwar  der  Ausdehnung,  wie  der  Art  nach  verändert,  dass  er  aber 
an  Umfang  vex'loren,  nur  an  Tiefe  und  Reinheit  gewonnen. 
Niemand  >vird  ferner  alle  Reste  der  ältesten  Landbildung 
für  jetzt  untermeerisch  halten,  der  sich  einigermassen  über 
die  Bildung  und  Vertheilung  der  Länder  auf  der  Erd-Ober- 
fläche  verständigt  hat*).  Sind  demnach  die  Gneisse  der 
bisher  entdeckten  tiefsten  Tiefen  dieselben,  welche  an  eini» 
gen  Stellen  noch  zu  Tage  ausgehen,  so  dürften  wir  in  ihnen 


bewegt  sich  da  in  einem  Forraalismns,  den  man  leiclit  weiter  foit- 
8pielen  könnte,  —  z.  B.  durch  Beachtung  der  BouE'schcn  Bemerkung, 
nach  welclier  im  Gneiss  der  Quarz  öfter  als  die  andern  Bestandtheile 
zurücktreten  soll  etc.  Vollständig  durchgeführte  Erfahrungen, 
die  an  die  Stelle  formeller  Versuche  treten  könnten  ,  sind  im  Ge- 
biet der  Urgebirge  bis  heute  nur  Wiinsclie.  —  Daher  kommt  man 
heute  mit  solchen  Parallelen  weder  auf  dem  Wege  der  mineralo- 
gischen, noch  auf  dem  der  geognostischen  Charakteristik  der  Fels- 
arten  zum  Ziel,  wolil  aber  dem  Ziel  allmählich  näher.  Selbst  der 
fernste  Wink  zu  diesem  verdient  Beachtung  so  lange,  bis  er  über- 
flüssig geworden. 
*)  Die  Thatsache,  dass  wir  Reste  von  Pflanzen  und  Thieren  in  den 
Kohlen-Gebilden  der  Englischen  Küste  und  bei  Valencienncs  600 
bis  900  Fuss  tief  unter  dem  Meere  finden,  spricht  so  we- 
nig gegen  diese  Bemerkung,  als  die  Thatsache,  dass  Alex,  von 
Humboldt  Knochen  von  Landthieren  in  Amerika  8000  F.  über  dem 
Meeresspiegel  traf  und  dass  andere  in  Asien  solche  Reste  sogar 
16,000  F.  hoch  aunebmen,  für  sie  spricht. 


~     276     - 

einen  Theil  der  Ür-Grundlage  unserer  Erdfeste 
erkennen.  —  Man  mag  den  späteren  Epochen  noch  so 
grosse,  zerstörende  und  umbildende  Wirkungen  zuschreiben, 
in  ihrer  Tiefe  können  sie  nicht  ohnmächtiger,  als  auf  ihrer 
Oberfläche  —  auf  ältere  Felsarten  gewirkt  haben,  weil  die 
gewaltigsten  Stürme  der  Erde  alle  von  der  Tiefe  ausgehen. 
Daher  würde  man  auch  junge  plutonische  Gebilde  bis  in 
ähnliche  Tiefen  verfolgen,  nie  aber  annehmen  können,  die 
späteren  Erdrevolütionen  hätten  bloss  die  äusserste  Ober- 
fläche der  Erde  zerrissen.  Dass  aber  die  Tiefe  der  Erd- 
rinde, bis  zu  der  wir  unsere  Gneisse  getroffen,  so  durch-i 
ans  verändert  worden,  dass  von  ihrem  ersten  Bestände 
auch  keine  Spur  mehr  zu  finden  wäre,  wer  möchte  dieses 
behaupten  ? 

Will  man  sich  die  erste  Bildung  des  Festen  ganz  ein- 
fach, doch  allseitig  denken,  so  hätte  man  im  Gneis s  und 
im  alten  Meere  die  Grundlagen  der  doppelten  Ober- 
fläche. Glaubt  man  sich,  vielleicht  durch  das  Alter  neptu- 
nisch er  Gebilde,  befugt,  schon  von  diesem  Anfang  bestimm- 
tere DiflFerenzen  zu  erwarten,  so  bleiben  nur  glimmerschie- 
ferige und  granitische  Gebilde  übrig.  Beide  wären  dann 
entweder  \n  einer  späteren  Epoche  dieser  Periode,  indem 
sieh  die  ganze  Erde  weiter  fortgebildet,  oder  gleichzeitig 
mit  jenem  hervorgetreten.  Im  ersteren  Fall  könnte  diese 
Epoche  den  Anfang  der  zweiten  Periode,  wie  das 
Ende  der  ersten  bilden.  Im  anderen  Fall  aber  kann 
inan  diese  Differenz  wenigstens  nicht  leicht  auf  die  Natur 
unserer  Erdtheile  gründen,  deren  Eigenthümlichkeit  kein 
gleichgültiges,  aber  ein  höheres  Moment  ist,  als  dass  sie  von 
jener  hypothetischen  DiflFerenz  abhängen  könnte.  Allgemei- 
ne, sich  entsprechende  Felsarten  bildet  die  Natur  unter  al- 
len Himmelsstrichen  sehr  gleichartig  aus ,  nur  wenige  ein- 
feine, meist  jüngere  *),   sehr  eiiifache  und  individuelle  Mi- 


*)  Einzelne  Spielarten    alter   Minerfil-Gattungen   machen   charakte- 
ristische Ausnahmen  von  untergeordneter  Bedeutung.    In  Eu~ 


—     277     — 

neralien,  nnmentllch  solche,  die  die  Technik  der  Menschen 
als  Edelsteine  liebt,  zeigen  in  verschiedenen  Erdtheilen  sehr 
ungleiche  Reinheit  etc. 

Mit  dem  Gneiss  würde  der  Glimmerschiefer,  mit  dem 
Granit  der  Syenit,  alle  mit  einander,  nämlich  die  ältesten 
derselben,  in  Einer  Periode  gebildet  worden  seyn.  Finden 
wir  bei  dieser  Annahme  eine  höhere  Befriedigung,  als  bei 
jener,  oder  ist  sie  geeignet,  auf  dem  heutigen  Standpunkt 
der  Beobachtung  noch  mehr  zu  verwirren  $  Diess  würde 
sie  nicht,  wüsten  wir  die  ältesten  dieser  Gebilde  immer 
von  den  jüngeren  zu  unterscheiden !  Indess  haben  die  Spuren 
von  Übergängen  des  Thonschiefers,  der  keines  Falls  ein  Urge- 
bilde  im  aufgestellten  Sinne  dieses  Wortes  seyn  kann,  in  Glim- 
merschiefer, wie  z,  B.  bei  Chur,  noch  immer  etwas  ebenso 
Zweideutiges,  als  die  angeblichen  Übergänge  des  Thonschie- 
fers in  das  talkige  und  chloritische  Schiefergestein  des  Tau- 
nus, wie  lehrreich  auch  Keferstein's  und  Anderer  Bemer- 
kungen über  jene,  undSxiFFT's  etc.  über  diese  seyn  mögen. 


ropa  sind  z,  B.  die  Turmaline  meist  schwarz,  in  Nord -Ame- 
rika meist  grün  und  rotli.  Doch  kommen  grüne  auch  auf  Elba  und  in 
der  Schweiz,  wie  in  Brasilien,  und  rothe  in  Mäln'en  und  in  Sibe- 
rien,  blaue  in  Schweden  etc.  vor.  Vgl.  Reinhard  Br.uiw's  Taschb. 
der  Edelstein-Kunde  §.  27.  Weit  entscheidender  sind  die  Eigen- 
thümlichkeiten  der  Pflanzen-  und  Thierwelt  verschiedener  Erdtheile, 
als  die  ihrer  Mineralien,  ferner  ihre  klimatischen  Verhältnisse,  ihre 
Stellung  zum  Meere  und  zu  einander,  die  von  der  Natur  ihrer 
Gesteine  unabhängig  ist.  Das  vereinzelte  Auftreten  eigenthüm- 
licber  Felsartcn,  z.B.  des  Pyromcrid's  (kugeligen  Granits,  Por- 
phyre  Napoleon)  und  des  Ku  ge  1-D  io  r  its  auf /tor^iÄrt  oder 
des  Topasfels  (eines  vielleicht  granitischen  durch  Berührung 
eines  Anderen  veränderten  Gesteins)  am  Schneckenstein  bei  Auer- 
bach im  Sächsischen  Voigtlande  sind  höchst  bedeutende,  doch  im- 
mer nur  lokale,  keine  solche  Ercheinungen ,  die  einen  Welt- 
theil  charakterisirten.  Bedeutender  wäre  noch  der  Mangel 
ganzer  Formationen  (z.  B.  des  Muschelkalks  in  England),  Aber 
auch  dieser  Mangel  triflFt  nie  ganze  Welttheiie,  und  ob  er  auffallend 
in  einigen  herrsche,  in  anderen  eben  so  auffallend  verschwinde, 
jgehört  zu  den  Zweifeln,  bei  welchen  ein  allverehrter  Geognost 
sagen  würde:  „Frage  mich  das  nicht:  ich  weiss  es  nicht!"  Nur  bei 
srenigeo  Gesteinen  lässt  sich  darüber  heute  schon  etwas  sagen. 


—     278     — 

Sie  sprechen  nicht  von  bloss  eingebackenen,  durch  das  um- 
schliessende  Gestein  veränderten  Stücken. 

Der  wahre  Thonschiefer  setzt  eine  neptunisühe  iJm* 
vrandelung  des  älteren  Glimmerschiefers  voraus.  Gehörte 
nun  dier  Feldspath-reichere ,  dem  Thonschiefer  ähnlichere 
Glimmerschiefer,  wie  z.  B.  der  bei  Tharand  —  zu  den  äl- 
testen Glimmerschiefern,  so  würde  jene  Auflösung  von  Glim- 
merschiefer in  Thonschiefer  offenbar  eine  Art  Rückkehr  in 
seinen  Ursiirung  seyn,  jedoch  nur  eine  halbe.  Denn  dei* 
wahre  Glimmesschiefer  ist  platonischen  Ursprungs  und  die? 
Masse,  aus  der  er  in  der  Tiefe  gebildet  wurde,  könnte  wohl 
eine  sehr  t  honerdige,  nie  aber  Thonschiefer  gewesen 
seyn.  Enthält  nun  gleich  der  letztere  chemisch  alle  Be- 
standtheile  des  ersteren,  so  ist  eine  ümwandelung  desselben 
in  Glimmerschiefer  durch  vulkanische  Einwirkungen,  weil 
diese  auf  der  Erdoberfläche  hätte  vor  sich  gehen  müssen, 
doch  nur  in  wenigen  Fällen  und  n  u  r  so  weit  denkbar,  so 
weit  die  Mächtigkeit  der  Lage  nicht  widerstreitet.  Ein 
solcher  Glimmerschiefer  wäre  keines  Falls  der  älteste.  Der 
älteste,  vielleicht  am  meisten  zerstörte,  bliebe 
eher  der  an  sich  thon reichere,  der  stellenweise, 
wie  z.  B.  der  angeführte  Tharander,  mit  dem  Thonschiefer 
fast  verwechselt  werden  könnte,  zumal  wo  dieser  gleich  in 
der  Nähe  auftritt.  —  Auf  einem  ähnlichen  Schein -Grunde 
dürfte  vielleicht  die  gewöhnliche  Ansicht  bei'uhen,  welche 
j«nes  räthselhafte  Schiefergestein  bei  Wiesbaden  auf  rein 
neptunischem  Wege  entstehen  lassen  will.  Denn  aussei'dem 
zeigt  es  Spuren  jilutonischer  Abkunft.  Talk-  und  Glimmer- 
Schiefergehen  in  einander  über,  sind  oft  dieselbe  Formationen 
wie  z.  B.  die  Trümmer  von  beiden  zeigen,  die  der  kör- 
nige Kalk  von   Wunsiedel  einschliesst. 

Blicken  wir  auf  die  ältesten  Gebilde,  so  bleibt  als  Haupt- 
sache die  Wahrscheinlichkeit,  dass  nach  der  ersten  Schei- 
dung des  Festen  und  Flüssigen  die  Natur  nicht  lange  ge- 
ruht, sondern  sogleich  bestimmtere  Ausbildungen  durchge- 
setzt, dass  sie  bald  darauf  immer  neue  Massen  ausgcstossen, 


-     279     — 

flindepe  niedergeschlagen  *),  und  nicht  viel  später  sehr  ent- 
geg e n g e s e  t z  t e  Gebilde,  einerseits  öuarzgänge  **), 
andererseits  körnige  Kalke  u.  s.  vv.  in  den  Schooss  äl- 
terer Felsgebilde  emporgetrieben,  diese  von  unten  aus  durch- 
schiittert,  wie  von  oben  verändert  habe. 

Von  jeher  liebte  die  Natur  eine  Vereinigung  entgegen- 
gesetzter Momejite  und  gefiel  sich  in  gleichzeitigen  Bildun- 
gen solcher  Massen  und  Formen,  die  sich  gegenseitig  er- 
gänzen, so  jedoch,  dass  dieses  immer  unter  dem  allgemeinen 
Charakter  einer  bestimmten  Periode  oder  Epoche  ge- 
s6hih,  deren  Typus  wieder  durch  den  Typus  anderer  Perio- 
den und  Epochen  ergänzt  wurde.  Denn  diese  gros- 
sen Züge  der  iE  rdaus  bi  Id  u  ng  machen  Ein  Gan- 
zes, Ein  System,  in  welchem  jedes  Glied  nach  Maas- 
gabe seiner  Bedeutung  einen    bestimmten    Mikrokosmus  dar- 


*)  Da  tlie  ältesten  Thonschiefer  zu  den  ersten  neptunrscben  Gebilden 
der  Erde  gehören,  mid  das  Daseyn  von  Glimmerschiefern 
voraussetzen,  so  dürften  letztere  schon  zu  den  ältesten  (plu- 
;  tonischen).  >Fe  Is  arten  gehören  ^  es  bleibt  dabei  unentschieden, 
ob  zur  ersten,  oder  zur  zweiten  Epochp  der  walircn  Urzeit?  — 
Da  das  alte  Meer  Wohl  an  Inhalt  reicher,  an  Tiefe  aber  unmäch- 
tigej*  war  als  das  spätere,  so  lässt  sich  ;nici»t  vpuhl  annehmen^ 
dass  die  ältesten  .Giiavmerscin'efcr  g  1  ei  c  Ii  .nach,  ilircr  Ent- 
.  stehung  in  Thonschiefer  umgt'bildet  wurden,  wo  dje  ältesten  Tlion- 
sch'iefer  sehr  mächtige  Schichten  bilden. 

"*)  Die  pyrogenetischc  Natur  eines  solchen  Quarzganges  glaube  ich 
in  V.  Leonhard's  und  Bkoniv's  Neuem  Jahrbuch  etc.  1833.  Hft.  4, 
S.  412-^417.  bewiesen  zu  haben.  Sie  wäre  leicht  durch  neueBcob- 
achtungen  — z.  B.  durch  die  Angabe  zu  unterstiitzcii,  dass  Quarz- 
gänge unweit  Badcmveiler,  die  durch  Gliinmers.Iiirier  setzen,  ein- 
gebakene  (?)  Bruchstücke  -von  letzteren  enthalten  sollen.'  Statt 
:desseu,,  bemerken  wir,  dass  uns  solche  Quarzg;inu:e  oft  uömittel- 
bar  nach  der  Bildung  mancher  alten  Felsai  ten,  z.  B.  der  Gneisse 
(vielleicht  der  jüngeren?),  die  sie  durchsetzen,  aufgestiegen  zu 
seyn  scheinen,  wie  z.  B.  bei  Mariaschein  unweit  Töplitn,  wo  die 
Gneisslagen  ganz  den  Windungen  der  schmalen  Quarzgänge  fol- 
f  gen,  deren  ility^  einen  schon  ganz  fest  gewordenen  Gnciss  un- 
möglich so  weit  Jiätte  erweichen  können.  (S.  300.) 


—     280     — 

entwickelung  seiner  erfreuen  kann.  So  im  Grossen  wie  im 
Kleinen,  im  unorganischen  wie  im  organischen  Leben.  Die 
erste  Entwickelung  muss  aber  nothwendig  als  die  einfachste 
gedacht  werden.  Die  erste  allgemeinste  Differenz 
wären  demnach  die  Gneisse  und  das  alte  Meer  unter  der 
ersten  Atmosphäre  der  Erde. 

Betrachten  wir  die  ursprüngliche  Physiognomie  der. 
Erde,  so  erheilt,  dass  wir  uns  nie  eine  reine  Ebene  auf 
der  Festrinde  der  Erde  denken  werden.  Selbst  vor  der. 
Ausbildung  eines  bestimmten  Festen  ist  eine  solche  Ebene 
noch  undenkbarer,  als  eine  mathematisch  gerade  Linie  *)  in 
der  Natur.  Vollends  war  die  erste  Scheidung  des  Festen 
und  Flüssigen  schon  die  erste  Entstehung  der  Gebirge.  Ohne 
allgemeines  Becken  kein  Wasser !  Erst  mit  und  nach  dieser  Schei- 
dung tritt  der  Gegensatz  neptunischer  und  vulkanischer  Bil- 
dungen in  zunehmender  und  ab-  und  zunehmender  Schärfe 
auf,  so  dass  massige  und  geschichtete  Gebilde  oft 
mit  einander,  oft  plötzlich  nach  einander  entstanden. 

Diese  weitere  Entwickelung  der  Erdoberfläche  war 
eine  Erhebung  neuer  fester  Massen,  die  aufsteigend  die  äl- 
teren verschoben,  durchbrochen,  zerrissen,  trümmerweise 
festgebacken,  ganze  Schichtenreihen  seitwärts  gedrängt,  an- 
dere völlig  zerstört  und  die  Meere  erschüttert  haben.  Die 
dadurch  empörten  Fluthen  wälzten  die  Trümmer  der  zer- 
sprengten Gebirge  so  oder  so  zusammen,  und  setzten  einen 
Theil  ihres  eigenen  älteren  Inhalts  mit  ab,  den  ihre  Natur  aus- 
geschieden, so  lange  sie  in  dieser  Katastrophe  sich  selbst 
reiner  ausbildete.  (S.  285.)  Auch  die  Atmosphäre  konnte  bei  sol- 
chen Bewegungen  nicht  theilnahmlos  bleiben.  Auch  sie  hat 
ihre  Geschichte  und  nach  einem  alten  Worte,  das  wir  auch 
auf  diese  Katastrophen  anwenden  dürfen,  mögen  sich  mit 
den  Feuern  und  Brunnen  der  Tiefe  auch  die  Fenster  des 
Himmels  geöffnet  haben. 


*)  Selbst  der  kleine  Bienenstachel,  die  geradeste  bekannte  Linie 
in  der  Natur  ist  keine  matheraatUch-gerade  Linie. 


—     281     — 

So  erfolgte«,  wie  man  leicht  begreift  *),  Flötzablage- 
rungea  auf  vulkanische  Hebungen.  So  mussten  selbst  die 
Wasser  mitwirken,  den  Länderboden  zu  erweitern,  ihr  ei- 
gä«ies  Reich  auf  der  Erdoberfläche  zu  begrenzen. 

Was  nun  diesen  Länderboden  betrifft,  so  waren  zuerst 
die  Insel-artigen  Grundlagen  unserer  heutigen  Erdtheilo 
vorhanden.  Ein  Meer  umfasste  alle,  bis  neuere  Gebirge 
neben  und  zwischen  den  älteren  sich  hoben ,  ujid  mit  den 
Grundlagen  der  jetzigen  di'ei  Meeresbecken,  die  ersten  Bin- 
nen-Meere  bildeten.  Diess  wäi'e  die  eigentliche  interme- 
diäre und  die  sekundäre  Zeit.  In  dieser  Periode 
könnte  man  auch  den  Ursprung  der  Seen  suchen,  wenig- 
stens sind  diese  wohl  nicht  so  alt,  als  die  ersten  Hebun- 
gen, vielleicht  aber  so  alt  als  bestimmte  submarinische  Flüsse 
und  als  die  ersten  Landflüsse. 

Denn  ehe  das  Land  ausgedehnte  Seen  halten  konnte, 
musstc  es  schon  eine  ziemlich  umfassende  Betleutung  ge- 
wonnen haben.  Diese  Bedeutung  gab  ihm  die  Kraft,  aus 
seinen  offenen  und  aus  seinen  meerbedeckten  Tiefen  mäch- 
tige Quellen  eu  entsenden.  Selbst  das  Extrem  des 
Flüssigen,  das  Meer,  ist,  wie  die  g.iiize  Erde, 
vulkanisch  begeistet:  Daher  seine  alte  Temperatur, 
sein  Salzgehalt,  seine  schiciitenbüdende    Kraft.      Ebenso  of- 


*)  Ich  brauclie  hier  nicht  cinmaJ  an  die  Verglcichunj;  zu  crrinnern, 
die  ich  einigen  Bemerkungen  über  den  Pechsteinkopf  \n  Rheinbaiern 
und  sein  Verhältniss  zum  System  der  Gebirge,  die  das  dortige 
Becken  des  Rheines  bilden,  gewählt  imbe :  die  Rp^on-Ergiissc,  die 
ölters  «ach  vulkanisclicn  Ausbrüchen  fallen,  überliaupt  der  nach- 
gewiesene Ziiüam nie n hang  vieler  vulkanischen  Phänonieue  mit  Re- 
genstürnien,  mit  meteorischen  Erscheinungen,  mit  ungewöhnlichem 
Empordringen  der  Wasser  aus  der  Tiefe  (1824),  nicht  bloss  mit 
Verschwinden  der  Quellen.  Ziehen  wir  die  alte  Temperatur  der 
Erdoberfläche,  wie  wir  Huissen.  in  diese  Betrachtung,  so  sprechen 
noch  zahllose  Analogieeii  für  diese  Ansicht  (»um  Theil  seihst  die 
oben  erwähnte  Thatsache ,  dass  es  in  warmen  KJimaten  zwar  sei 
teuer,  doch  mächtiger  regnet,  als  in  kälteren  etc).  Genug:  je- 
des gründliche  Lehi'buch  der  Meteorologie  bietet  eine  Reihe  *!prc- 
thender  Tbatsachen  zur  Vergleichung. 


—     282     — 

fenbart  sich  in  dem  Extreme  des  Festen,  in  den  Gebirgen, 
da,  wo  sich  Felsarten  von  verschiedener  Masse  und  Struk- 
tur begrenzen,  das  neptunische  Moment  in  der  quellbilden- 
den Kraft,  welche  Flüsse  und  Seen  hier  erzeugt,  dort  nährt 
und  deren  tiefstes,  vielleicht  galvanisch-vulkanisches  *)  (we- 
nigstens vulkanisches)  Prinzip  in  der  Schöpfung  minerali- 
scher Quellen  und  achter  Thermen  durch  seine  Wirkungen 
selbst  dem  Zweifler  die  Augen  aufschliesst  **). 

Mit  der  Entstehung  von  bestimmten  Festlanden,  Mee- 
ren und  Seen  ist  demnach  das  Daseyn  flussbildender 
Landquellen,  wohl  von  abweichender  Temperatur,  entschie- 
den. Die  jetzige  Temperatur  der  Quellen  scheint  indess, 
zum  giössten  Theil,  nicht  älter  zu  seyn,  als  die  diluvische 
Katastrophe,  der  die  meisten  unserer  heutigen  Flüsse, 
wenn  man  auch  De  Lucs  und  Anderer  Berechnungen  be- 
zweifelt, angehören  dürften.  Denn  die  Hauptrichtung  die- 
ser Flüsse  kann  nicht  älter  seyn,  als  die  letzte  Hebung 
der  Gebirge,  dei'en  Queerthäler  sie  durchschneiden,  und 
diese  Hebujig  scheint  an  mehreren  Stellen,  als  Viele  glau- 
ben,  jciier  Katastrophe  zugeschrieben  werden  zu  müssen. 

Man  hat  wohl  die  Scheidung  innerer  und  äusserer 
Meere  zu  spät  gesetzt,  wenn  man  sie  erst  durch  die  Erhö- 
hung des  Tei'tiärbodeiis  entstehen  T^pss,  dem  man,  wenn 
das  D!!iivlimi  von  ihm,  w  i  e  es  muss,  getrennt  wird,  a?U'h 
«larin  v.n  viel  zumuthet ,  wenn  man  ihm  zugleich  die  Bil- 
dung der  Grenzen  belmlsstj  inner  welchen  sich  die  Meere 
jetzt  bewegen  ***).  Diese  Grenzen -Bildung  scheijit  uns 
erst  die  Diluvial-Katastrophe,  die  die  tertiäi'e  beendet,  und 
die  heutige  Zeit  beginnt;    jene  Scheidung   innerer  und  äus- 


")  Vgl.  V.  Hoff  über  Karlsbad.  1825.  S.  81. 

*")  Thermen  mögen  so  alt  seyn,  als  Gebirge,  wenn  kuhlere  Quellen 
eben  so  alt  sind ,  obwohl  letztere  noch  mehr  als  erstere  über- 
all ein  näheres  oder  ferneres  Zusammentreffen  verschiedener  Fels- 
gebilde, oft  nur  Einer  Art,  voraussetzen. 

•■-)  Vgl.  Maltens  Neueste  Wcltkunde  Jahrg.  1832.  Tli.  XII.  S.  188. 
Maucell  DK  Serres  ReoHC  encyclopedique  i832.  Jidllet, 


—     283     — 

serer  Meei*e  schon  die  sekundäre  (wenigstens  die  jüngere 
sekundäre)  Zeit  theilweise  bewirkt  zu  haben.  Letztere 
schliesst  mit  einer  grossen  kalkigen  Absetzung,  mit  der 
Kreide-Bildung,  deren  Ende  schon  der  Anfang  der  tertiären 
Zeit  ist.  Dieses  Ende  oder  dieser  Anfang  dürfte,  so  weit 
man  ihm  *)  die  Bildung  von  Süsswasser-Seen  zuschreiben 
muss,  die  jetzige  Natur  des  Salzgehaltes  im  Meere 
vorzüolich  mit  entschieden  haben.  Denn  die  Erdrinde  dul- 
det,  als  die  Region  aller  Entfaltung  (S.  168),  kein  einseitiges  Mo- 
ment: Seit  es  Süsswasser  gab,  muss  es  auch  Salzwasser 
geo-eben  haben,  die  jenen  nach  dem  Verhältnisse  der  Zeiten 
in  demselben  Maasse  entsprechen,  in  welchem  das  heutige 
Meerwasser  dem  heutigen  Süsswasser  entspricht.  Die  letzte 
allgemeine,  die  diluvische  Umwälzung,  hat  aber  weniger  das 
Meer,  als  das  Land  betroffen  und  umgebildet. 

Da  aber  nicht  einmal  das  Verhältniss,  in  welchem  die 
Süsswasser  und  Meerwasser  heute  zu  einander  stehen,  voll- 
kommen ermittelt  ist,  wie  will  man  verlangen,  zu  sagen, 
wie  dieses  früher  stand?  Hypothesen  lassen  sich  leichter 
ersinnen,  als  Thatsachen  bestimmen.  Es  ist  nsisslich,  hier 
zu  urtheilen.  Wer  wird  uns  sagen,  ob  die  Vc  rsteinerungs- 
Kunde  ganz  i'echt  thut,  wenn  sie  stillschweigend  annimmt, 
alle  antetertiärer.  Gewächse  hätten  nur  von  Salzwassern 
und  etwa  noch  von  atmosphärischen  Dünsten  g;]ebt?  Wa- 
rum erfolgt  die  Trennung  gewisser  Thierarten  in  verschie- 
dene Geschlechter  erst  dann,  weiui  man  weiss,  aus  welchen 
Schichten  sie  abstammen,  ob  aus  raeeinschen  oder  Süsswas- 
ser-Niederschlägei;  ?  So  unsicher  steht  es  oft  mit  der  Er- 
kenntniss  des  Lebens-Elenientes  längst  entschwundener  Or- 
ganismen. Man  weiss  wohl,  dass  es  untermeerische  Süss- 
wasser-öuellen  und  Strömungen  gibt,  aber  noch  Niemand 
hat  die  Natur  des  Wassers  der  ältesten  Flüsse  und 
Quellen  chemisch    bemessen  und  das  Maass    der  Petrefakto- 


")  Schon  die  ältcstpn  Teitiat  Formationen  entlialten  Reste  von  Süss- 
wasser- Organismen. 


—     284     — 

logie  ist  noch  nicht  für  alle  Fälle  gemacht.  Aber  es  ist 
gefährlich,  an  seiner  Autorität  zu  rütteln.  (II.  S.  1S4.) 

Nachdem  wir  indess  bemei'kt,  dass  die  Geschichte  der 
pflanzlichen  und  thierischen  Organismen  —  so  alt,  als  die 
ei'ste  Bildung  der  Meere  und  Länder  —  eine  weit  umfang- 
reichere Oberfläche  des  Wassers,  als  die  heutige,  bei  ge- 
ringerer Tiefe,  voraussetzt;  so  dürfen  wir  nicht  unterlas- 
sen, einige  Lichtpunkte  zu  bezeichnen,  die  diese  organischen 
Reste  auf  die  Natur  des  alten  Meeres  warfen ,  um  seine 
Qualität  sowohl,  als  seinen  Umfang  zu  beleuchten.  — 
Denn  das  Meer  hat  so  gut,  als  das  Land  und  die  Atmo- 
sphäre, wie  alles  Wirkliche,  eine  innere  Geschichte.  Nach 
Blumenbach  und  Camper  haben  Cuvier,  Brongniart,  v.  Söm- 

MERING,     DE     LaMARK  ,     DeFRANCE,     BeUDANT  ,     DE     LA    BeCHE, 

Desmarest,  Prevost,  Marcel  de  Serres,  v.  Ferussac,  Web- 
ster, Phillips,  Greenough,  Buckland,  Warburton,  Parkin- 
son,    NlLSON,     SoVERBY,    BrOCCHI,     SoLDANI,     CoRTESI,   WaH- 

lenberg,  Deshayes,  Desnoyer,  V.  Schlotheim,  Goldfuss, 
G.  Jäger,  Graf  v.  Sternberg,  Bronn,  Graf  v.  Münster,  Studer, 
Boü#.,  f.  W.  Höninghaus  und  viele  Andere  die  Ei'kenntniss  die- 
ser Organismen  und  ihre  Beziehungen  zu  den  Felsarten,  die  sie 
uraschliessen,  so  weit  gefoi'dert,  dass  sie  immerhin  zu  über- 
raschenden Resultaten  führen  kann.  Betrachten  wir  die 
Extreme  der  Ür-Geschichte  dieser  Geschöpfe,  besonders 
der  Konchylien,  nämlich  die  ältesten  und  die  letzten  ante- 
diluvischen  —  so  wird  auch  die  Mitte  ihres  Lebens  klar, 
die  wir  hier  nicht  in  der  Bestimmtheit,  in  der  sie,  wie 
CuviER  sie  erfasste,  das  System  der  heutigen  Pflanzen-  und 
Thier-Welt  dieser  Klassen  gleichsam  ergänzt,  sondern  in 
Beziehung  auf  die  Natur  des  alten  Meeres  verfolgen. 

Die  Spuren  organischer  Wesen  in  den  ältesten  Grup- 
pen neptunischer  Gebilde,  sind  nicht  bloss  aus  dem  Thier» 
reiche.  Die  ältesten  jedoch,  die  aus  diesem  sich  vorfinden 
und  die  häufigsten  sind,  verrathen  im  Allgemeinen  solche 
Formen,  deren  Leben,  aller  Analogie  zu  Folge,  dem  Mee^e 
anheimfällt. 


—      285     — 

Diejenigen  dagegen,  die  in  tertiären  Gruppen  iiegt-n, 
haben  Beudant,  Macculloch  und  Andere  *;  zur  Untersu- 
chung veranlasst,  welche  Wasser-Thiere  sich  durch  allmäh- 
lige  Abstumpfung  an  See-  und  Süssvvasser  gewöhnen  kön- 
nen. Die  Schlüsse,  die  man  auf  untergegangene  Arten  an- 
wendete ,  ruhen  natürlich  auch  hier  nur  auf  der  Natur 
jetzt  lebender  Geschöpfe. 

Welches  Gewicht  man  auf  Schlüsse  der  Analogie  über 
diese  untergegangenen  Wassei'-Thiere  legen  möge,  so  viel 
bleibt,  dass  sie  nicht  ohne  Bedeutung  für  die  Frage  nach 
dem  Ursprung  des  Salzgehaltes  im  Meere  sind.  (IL  1S4.) 

Dieser  Gehalt  scheint  aus  vielen  Gründen  dem  Meere 
so  wesentlich  zu  seyn,  als  dieses  sich  selbst  ist.  Er  muss 
demnach  an  sich  so  alt  seyn,  als  Meer  und  Land.  Aber 
seine  eigentliche  Entscheidung  oder  Ausbildung 
( —  d.  i.  die  Natur,  die  er  jetzt  im  Meere  behauptet  — ) 
scheint  dennoch  auf  eine  spätere  Epoche,  ja  auf  mehrere 
Epochen  —  zurückzuführen.  —  Und  hie  mit  haben  wir 
den  Schlüssel  zur  Würdigung  der  Ansicht,  die  wir  oben 
aufgestellt,  dass  das  alte  Meer  unter  den  Aufiforderungen 
einer  plutonischen  Tiefe  (bis  zu  einer  bestimmten  Katastrophe) 
oft  mächtige  (immer  kalkreichex*e)  Schichten  aus  seinem  eigenen 
Inhalt  ausgeschieden  und  mitten  in  den  ungleich  grösseren 
Massen  abgesetzt,  deren  Bänke,  ausserdem  durch  und  durch, 
eine  Abkunft  aus  zei'störten  Felsarten  verrathen.  (S.  280.). 

Man  darf  es,  helfe  ich,  wagen,  diesen  Gedanken  der 
Prüfung  voi'zulegen.  Seine  Entwickelung  könnte  auf  eine 
ganz  andere  Weise,  als  die  alte,  anfangs  ganz  willkürliche, 
schon  von  Delametherib,  dann  besser  von  Wernbr  versuchte, 
endlich  mit  kenntnissreichem  Zweifel  v.  Raumer  wieder 
hervorgezogene     Ausdehnung    der    Krystallisations- Theorie, 


•)  Über  die  neuesten  Beobachtungen  der  Art,  wo  da«  durth  einen  Ka- 
nal in   den    Süsswasser-See    Lotking  ru  Lowestoft  plötzlich  einge- 
drungene  Seewasser  Süsswasscrfische    tödtete    vgl,  r.  Lbomhabd'« 
und  Brown's  n.  Jahrb.  f.  M.  et«.  183J.  H.  V,  S.  613. 
Jahrgang  1834.  1* 


-     286     — 

die  Thatsache  erklären,  dass  die  einzelnen  Theile  acht  nep- 
tunischer Massen  nicht  immer  nach  den  Gesetzen  der 
Schwere  vertheilt  sind  und  dass  die  Schichten- Wechsel 
Einer  Formation  oder  Gruppe  oft  so  gesetzlich  mannigfach^ 
so  gleichzeitig  *)  gebildet  erscheinen,  als  die  Wolken- 
Schichten  der  Atmosphäre  Eines  Sonnentages.  —  Man  darf 
nur  nicht  übersehen,  dass  in  jeder  allgemeinenEnt- 
wic  ke  lun  gs  -  Epoch  e,  mehr  oder  minder  die 
ganze,  auch  die  neptunische  Erd-0  b  erf  lache, 
so  weit  sie  Neues  bildete,  vulkanisch  begei- 
stet  war.    (S.  281.  294.). 

Wir  M'ollen  uns  gegenwärtig  auf  keine  Untersuchung, 
die  überraschen  könnte,  einlassen,  z.  B.  ob  sich  vielleicht 
mit  der  Scheidung  des  Meeres  und  Landes  eine  Theilung 
d;er  beiden  mächtigsten  und  verbreitetsten  Alkalien  entschie- 
den habe,  so  dass  sich  im  Festen  (Granit  u.  s.  w.)  mehr 
das  Kali,  im  Seewasser  mehr  das  Natrum  hervorgestellt. 
—  Schon  V.  Saussurb  und  Klaproth  haben  gezeigt,  dass 
.  das  Natrum  auch  in  ziemlich  alten  und  in  sog.  Ui*-Felsarten 
vorkommt  **).  Diess  ist  anders  gar  nicht  zu  erwarten, 
wenn  auch  jene  Theilung  eine  gewisse  Wahrheit  enthalten 
möchte,  von  der  mich  das  Urtheil  eines  ausgezeichneten 
Chemikers  auf  eine  frühere  Anfrage  überzeugt  hat,  obgleich 
die  neuere  Chemie  in  noch  mehreren  Bestandtheilen  alter 
massiger  Felsarten  Natron  entdeckte***). 


*)  Ich  beziehe  micli  auf  eine  vorhergehende  Andeutung  über  die  Bil- 
dung neptunischer  Schichten.    (S.  258.  Anm.). 

**)  Namentlich  im  Feldstein  des  Weisssteins  und  des  Griinsteinschiefers, 
im  Jade  der  Euphotiden  und  im  Lasurstein  von  Baldalkschan. 
Vgl.    Al.   V.  Humboldt's   geogn.    Vers.  a.  d.  Fr.  v.  v.  Leonhard. 
S.   101.  mit  S.  380.     Ausbliihungen  des  kohlensauren  Natrum's  fin- 
den sich  auf  dem  Biliner  Glimmerschiefer  und  mancher  Lava. 

***)  Z.  B.  im  Albit,  Periklin,  Labrador,  Saussurit,  Pinlt  etc.  Dass  z.  B. 
der  Albi  t- führende  Granit  meist  zu  den  jüngeren  Graniten  zu 
gehören  scheine ,  haben  wir  oben  bemerkt.  Eben  so  herrscht  der 
Labrador  vorzüglich  in  den  mittelzeitigen  und  jüngeren  pluto- 
nischen    Gebilden,   kommt  aber   auch,   wie  der  Periklin,  im  Syenit 


—     287      — 

Ohne  alle  Berücksichtigung  nuissen  wh'  Hbei«  die  längst 
widerlegten  Vorstellungen  Derei*  verschwinden  lassen,  deren 
Neptunismus  so  gross  war,  dass  sie  die  Urgebirge  für 
Süssw asser-Gebilde  der  Tiefe  erklärt  haben,  —  ohne 
sich  Rechenschaft  zu  geben ,  was  beide  Worte  bedeuten, 
wenn  gleich  achtungswürdige  Männer  *;  dieser  Hypothese 
freundlich  gedachten. 

Das  Ähnliche  der  wesentlichen  Beschaffenheit  vieler 
organischen  R.este,  die  den  K  a  1  k  der  ältesten  Übergangs- 
Zeit,  wie  mancher,  die  den  jüngsten  Flötzkalk  hin  und 
wieder  erfüllen  **) ,  mit  der  Natur  heutiger  Seethiere, 
spricht,  mit  anderen  Gründen  für  einen  frühen  Salzge- 
halt des  Meeres.  Aber  sie  entzieht  sich  in  den  ältesten 
Schichten  nicht  selten  einer  genauen  Prüfung.  Wenig- 
stens beweist  sie  nirgends,  dass  das  älteste 
Meer,  in  gleich  era  Verhältnis  s  e  zu  seinen  unter- 
geordneten Beimischungen,  nicht  einmal,  dass 
es,  abgesehen  von  diesem  —  eben  so  reich  an 
Salz  war,  als  das  heutige.  Vielmehr  verträgt  sie 
sich  sehr  gut  mit  den  Thatsachen,  auf  die  man  die  Ansicht 
gebaut  hat,  dass  das  alte  Meer  reicher  an  Kalk  war, 
als  das  jetzige  ***). 

Man  braucht  es  dai'um  keineswegs  als  ein  juste  milieu 
von  Salz-  und  Süss- Wasser  vorzustellen.  Eine  solche  mit- 
telmässige  Einheit  würde,  wäre  sie  überhaupt  denk- 
bar f)»    jedem    entwickelten    Leben,     das    ein    bestimmtes 


Tor.    Der  Pinit  tritt  zwar  in  einem  Granit  auf,  der  älter  zu  seyn 
scheint,  als  der  bunte  Sandstein,  doch  nicht  im  ältegten.    In  Hei- 
delberg   kommt  er  im  dritten  Granit  (Gang-Granit  nro.  2>  vor,  in 
Grönland  im  Feldstein-Porphyr  (sog.  Giesekit)   etc. 
*)  Z.  B.  Schubert  allgem.  Naturgcsch.  1826.  S.   192.  (174.  ff.; 

*'•■)  Vgl.  d'Aubuisson  Traite  de  Geogmsie.  Strasb,  1819.  I.  379.  ff. 

'•'=*")  Die  Hypothese  eines  Reisenden,  dass  dieser  Kalkgehait  von  Mu- 
scheln herrühre  —  er  hat,  durch  einzelne  Riffe  betrogen,  nie  ge- 
sagt, woher  die  Bildung  solcher  Muscheln  kam  —  wird  weiter 
unten,  doch  nur  im  Vorbeieilen  erwähnt  werden. 

•f)  Eine  solche  Annahme  würde  in  die  Zeiten  passen ,  da  Bbringer 
seine   Lithographia  Würceburgiensis   (itätl.J   schrieb.     Wie  mau 

19* 


—     288     — 

Element  fordert ,  selbst  dem  amphibischen  •),  Widerstreiten, 
und  doch  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  das  Meer,  so  bald  ea 
da  war,  sein  unendliches  Lebens-Prinzip ,  so  gut  als  das 
Festland,  sogleich  in  vielseitigen,  nicht  bloss  in  infusorisch 
anfangenden  Schöpfungen  äussern  musste.  Ja,  die  Wasser- 
thiere  wei'den  im  Ganzen  für  älter  gehalten  als  die  Land- 
thiere,  und  der  Beginn  der  Pflanzen-  und  Thier-Welt  ist 
nothwendig  so  alt,  als  Land  und  Meer,  die  Heerde  ihres 
Lebens  unter  der  Atmosphäre  des  Himmels. 

Die  Versteinerungen  in  den  Kalk- Gebirgen  mussten 
wir  aus  mehrfachen  Gi'ünden  hervorheben  **),  einmal,  weil 
es  darauf  ankommt,  den  Kalkgehalt  des  alten  Meeres  zu 
prüfen  —  es  ist  bekannt,  dass  sich  die  ältesten  plu toni- 
schen Gebilde,  Granit,  Gneiss,  Glimmerschiefer,  eben  so 
wenig  durch  kohlensauren  Kalkgehalt  auszeichnen,  so  wenig 
sie  Muscheln  etc.  enthalten  ***). 

Dann,  weil  der  Kalk,  besonders  der  sekundäre,  fast  in 
demselben  Maasse  thierische  Reste,  in  welchem  der 
Sand  pflanzliche,  zeigt,  obwohl  beide  auch  beiderlei  enthal- 
ten, und  weil  er  im  Durchschnitt  an  organischen  Resten  die 
reichste  Felsart  ist. 

Dinttens  weil  Niemand  leugnen  kann,    dass  viele  grosse 


etwa  „Nothstaaten**  angenommen,  eo  wäre  das  alte  Meer  da 
nur  „ein  Nothmeer"  gewesen:  eine  Ansicht,  unhaltbar  wie  die, 
welche  in  den  Versteinerungen  nur  Versuche  der  Natur,  das 
Organische  hervorzubringen,  sieht. 

*)  Obgleich  z.  B.  unsere  Krokodile  in  süssem  und  salzigem  Was- 
ser leben.  Man  denke  an  die  Untersuchungen  von  De  la  Beche 
über  die  alten  Saurier. 

**)  Wer  über  das  Ganze  der  Erdgeschichte  in  Kürze  sprechen  soll, 
sieht  sich  genöthigt,  oft  einzelne  Punkte  hervorzuheben.  Warum 
gerade  diese,  davon  muss  er  sich  überall  strenge  Rechenschaft 
geben,  braucht  aber  diese  Rechenschaft  nur  bei  den  auffallendsten 
Verhältnissen  auszusprechen.  So  thua  wir  es  hier,  wie  oben  bei 
der  Wärme.  (S.   153.  179.) 

***)  Über  den  Kalkgehalt  mancher  für  sehr  alt  gehaltener  Granite  Tgl. 
%.  B.  A.  V.  Humboldt  geogn.  Vers.  S.  73.  * 


-      289     — 

und  mächtige  Kalkgebirge  dem  Meeresgrunde  mit  Ge- 
walt enthoben  wurden. 

Nun  ist  aber  durch  v.  Lkonhard's  grossartige  Beobach- 
tungen entschieden*),  dass  der  körnige  (der  älteste)  Kalk, 
der  sog.  Ür-Kalk,  nichts  weniger  als  eine  marinische  Bil- 
dung, vielmehr  überall,  wo  er  in  grossen  Massen  auftritt, 
ein  plutonisches  ens  sui  generis,  und  nur,  wo  er  in  schwa- 
chen Lagen  erscheint,  ein  später**)  umwandeltes  Ge- 
bilde ist. 

Demnach  mögen  viele  zerstörte  Gebirge  körnigen  Kal- 
kes die  Masse  zur  Bildung  unserer  Flötzkalke  geliefert  ha- 
ben. Wer  aber  diese,  wie  sie  offen  am  Tage  liegen,  genau 
verfolgt,  wird  schwerlich  geneigt  seyn,  sie  alle  und  alle 
bloss  aus  zertrümmerten  Massen  körniger,  sogenannter  u  r- 
kalkiger,  nach  Art  anderer  plutonischer  Gebilde,  die 
Felsarten,  durch  die  sie  in  Gängen  emporstiegen,  hie  und 
da  überdeckender  Gebirge  entstehen  zu  lassen.  Es  müssten 
ja  diese,  deren  Spuren  keineswegs  die  häufigsten  sind,  und 
deren  Material,  wenn  auch  locker  genug,  doch  nicht  das 
lockerste  ist,  verhältnissmässig  ärger  zerstört  worden  seyn, 
als  weiter  verbreitete,  theils  ältere,  theils  jüngere,  nicht 
eben  festere  Felsgebirge.  —  Und  abgesehen  davon ,  wie 
wollte  man  dann  auch  denjenigen  Habitus  der  einzelnen 
Theile  ihrer  Schichtenglieder  fassen,  der  den  Gesetzen  der 
blossen  Schwere  widerstreitet,  ohne  dui'ch  später  eingrei- 
fende, vulkanische  Hebnng^  und  Erschütterungen  erklärbar 
zu  seyn?  Sturmvolle  Bewegungen  bei  Ablagerung  der  zer- 
trümmei'ten  Reste  der  älteren  Flötzkaikmassen  würden  ohne 
Annahme  einer  gleichzeitigen  Erregung  der  plutonischen 
Tiefe  zur  Erklärung  solcher  Verhältnisse  nicht  ausreichen. 
Denn  bei  anderen  Stürmen    ist  das    Meer    in  seinen  Tiefen 


*)  Vgl.  meine  Vorlesung  über  die  Natur  üntfritalit'ns  im  3.  Heft 
der  Athene.  (Vermischte  Aufsätze  aus  philosopliischen  und  histori- 
schen Gebieten  von  mehreren  Verfassern.  Kempten  bei  Dawkeimkr 
1833.)  S.  277.  flf. 

•>  Nämlich  auf  plutonischem  Wege. 


—     2ÜQ     — 

ruhig.  Nur  oben  spielt  der  Sturm,  wie  der  Schmerz,  nach 
Winkelmann's  Kunstanschauung,  auf  Laokoon's  Stirne,  wäh- 
rend die  Tiefe  seines  Gemüthes  unerschüttert  bleibt.  Wer 
aber  möchte  einer  solchen  plutonisch  erregten 
Tiefe  die  Kraft  d  er  Auf  forder  ung  an  das  alte 
Meer  absprechen,  sich  in  sich  selbst  bestimmter 
EU  entscheiden?  D  as  nächste  Resu  Itat  di  es  er  Aus- 
scheidung Aväre  dann  ein  Theil  der  Ablagerung 
kalkiger  und  anderer  Massen,  solcher,  die  dem 
Meere  selbst,  mit  solchen,  die  ihm  nur  durch 
Zerstörung  älterer  Gebirge  einw^ohnten*).  .— * 
Sein  Salzgehalt  würde  sich  nach  diesen  Niederschlägen 
nothwendig  reiner  entschieden  haben,  und  zwar  im  Gan- 
zen, weil  man  annehmen  muss ,  dass  Katastrophen  der 
Art  nicht  wohl  vereinzelt  eintreten  konnten.  —  Freilich 
sind  diess  Momente,  wo  der  ernsteste  Mann  nach  einer 
schwachen  Seegelstange  greift,  um  dem  Sturm  zu  ent- 
rinnen ,  in  den  ihn  die  Bewegung  auf  diesem  Elemente 
stürtzt*  Aber  nur  der  Feige  wird  den  tadeln,  der  es  wagt, 
sich  dem  Sturme  anzuvertrauen,  ohne  den  Keiner  das  er- 
sehnte Ufer  erreichen  kann. 

Die  erhöhte  Temperatur,  die  die  ganze  Erde,  mithin 
auch,  wie  vor  Allen  Mitscherlich  geltend  machte,  das  alte 
Wasser  durchdrang,  das  in  keiner  Erdgeschichte  umgangen 
werden  darf,  steigerte  die  auflösende  Kraft  des  alten  Nep- 
tuns, zumal  in  kohlensauren  Gewässern.  Unsere  chemischen 
Versuche,  ob  zwar  unendlich  schwache  Nachahmungen  der 
WerkthätigUeit    des    chemischen  Heerdes    der  Natur,    über^^ 


*)  Von  diesem  Gesichtspunkte  aus  glauben  wir  bei  näherer  Entwicke- 
lung  viele  der  schwierigsten  Probleme  der  Geologie  einfach  und 
allseitig,  auf  dem  Grund  entschiedener  Thatsachen,  lösen  zu  können. 
r—  Denkende  Leser  errinnern  wir  hier  nur  an  die  letzte  kolos- 
Bale,  für  die  Geschichte  des  jetzigen  Salzgehaltes  im  Meere  be- 
deutungsvolle Epoche  der  Kalkablagerung:  an  die  Kreidebildung, 
an  ihre  Feuersteine,  die  der  Richtung  der  ursprünglichen  und  gehobe- 
nen Schichten  folgen,  an  ihren  eigenthümlichen  Klang  beim  Zerschla- 
gen grosser  Blöcke  etc.,  an  das  Gewebe  von  Versteinerungen  in  der 
Kreide,  an  die  Formen  ihrer  Schichtung  oder  Ablagerung^.  (S.  283. 


—      *i91      — 

zeugen  uns  indess ,  dass  eine  erhöhte  Wärme  die  Auflöss- 
barkeit  der  Erden  im  Wasser  nur  wenig  steigern  kann. 
Wir  gestehen  5  dass  die  Wärme  unserer  Ofen  und  Heerde 
nicht  erwirkt,  was  die  Wärme  der  Sonne  und  der  Erdtiefe, 
wenn  sie  auch  quantitativ  denselben  Grad  erreicht.  Der 
Karlsbader  Sprudel  und  seine  gelungenste  Nachahmung  ge- 
nügt, diesen  Satz  zu  begründen.  Die  Kalkerde  aber 
zeigt  unserer  Ghemie  im  Wasser  eher  eine  verminderte,  als 
eine  erhöhte  Auflössbarkeit  bei  gesteigerter  Temperatur  *). 
Nur  ein  Neptunist,  der  so  urtheilte,  wie  der  Rezensent  der 
Basalt-Gebilde  v.  Leonhard's  in  den  Baieiischen  Annalen, 
könnte  sich  versucht  fühlen,  vielleicht  auf  solchem  Wege  **) 
die  schroffen  Gestaltungen  der  grossen  und  mächtigen  Kalk- 
gebirge zu  erklären,  die  eine  plutonische  Emporhebung  aus 
dem  Meeresgrunde  verrathen.  Wollte  man  aber  —  wenn 
wir  den  leichten  Schluss ,  der  daraus  zu  ziehen  ist,  noch 
andeuten  sollen  —  alle  Übergangs-  und  Flötzkalke  nur  aus 
mechanischen  Zertrümmerungen  körniger  Kalkgebirge,  ohne 
andere  Mitwirkung  chemischer  Bildungskräfte,  im  Meer  ent- 
stehen lassen,  woher  kam  dann  z.  B.  die  Autlössung  dieses 
Kalkes  im  alten  (wärmeren)  Meere,  die  unsere  Flötzkalke 
voraussetzen?  Aus  Zertrümmerungen  intermediärer  Kalk- 
gebirge können  aber  unsere  Flötzkalke  nimmer  mehr  erklärt 
werden,  weil  sich  dann  Niemand  den  konstanten  Charakter 
ihrer  Versteinerungen  und  den  Mangel  an  eingebackenen 
Stücken  jener  Kalke  denken  könnte.  Reichen  aber  weder 
diese  noch  jene  hin,  was  bleibt  dann  übrig,  als  unsere  auf 
anderem  Wege  entstandene  Ansicht?  Auch  dieses  scheint 
für  sie  zu  sprechen,  dass  man  von  so  vielen  Seiten  zu  ihr 
getrieben ,  von  keiner  abgestossen  wird.  Ja ,  der  sog. 
Ubergangskalk  selbst,  nicht  bloss  die  späteren,  grösseren,  sekun- 
dären Kalkablagerungen  —  blieben  ohne  Annahme  M'achsender 

*)  Vgl.  z.  B.  MuNCKE  in  Gehler's    pli.  Wörterb.  JV.  Ausg.  IV.   ß,  S. 
1289.  a.   1828.    (Atmosphärische    Wasser    und    noch    inöhr 
kohlensaure     Quellen    haben    die    Kraft    der    Außössung 
kalkiger  Massen  in  hohem  Grade). 
*•)  Der  Auflössuug  im  Wasser. 


—     2D2      — 

innerer  Ausscheidungen  des  Meeres  unbegreiflich.  Denn  Jener 
Uann,  trotz  seines  Reichthums  an  Versteinerungen,  (der  einer 
Entstehung  nach  Art  der  Moja  an  vielen  Stellen  widerspricht)  so 
wenig  als  die  Flötzkalke  bloss  aus  Schaalthier-Resten  abgeleitet 
werden.  Das  Material,  welches  der  Bau  dieser  Thiere  voraus« 
ßetztj  gab  das  Meer,  und  s  e  i  n  K  a  1  k  war  ihm  anfänglich,  bevor 
es  sich  selbst  reiner  ausgeschieden ,  so  wesentlich ,  als  ihm 
heute  noch  sein  Salz  ist.  Das  Meer  war  nämlich  so  gut 
bIs  das  Festland  Anfangs,  wie  oben  dargelegt  wurde,  unent- 
wickelter als  beide  jetzt  sind. 

Es  würde  indess  zu  w  eit  abführen,  wollten  wir  auf  die 
Geschichte  des  Salzgehaltes  im  Meere  genauer  eingehen. 
Wir  müssten  die  chemische  Natur  der  Salze,  die  im  Was- 
ser theils  leichter,  theils  schwerer  auflösslich  sind,  so  wie 
das  Verhältniss  des  Salzes  zum  Meere,  in  welchem  e«  nicht 
völlig  gleichmässig  vertheilt  ist ,  das  Auftreten  der  Salze  in 
Quellen,  Thermen  und  Gebirgen  des  Festlandes  nach  allen 
ihren  Formen,  mit  Beachtung  des  Alters  und  der  Streichungs- 
Linien  dieser  Gebirge  und  (iuellen  darlegen ;  das  Steinsalz 
verfolgen,  das  bis  in  die  ältesten  Flötz-Bildungen  der  sog. 
Übergangs-Zeit  wunderbar  hinaufreicht,  dann  zwischen  Zech- 
stein, buntem  Sandstein  u.  s.  w.  auftritt,  mit  Gypsgebilden, 
besonders  des  Muschelkalks,  in  nachbarlichen  Verhältnissen 
steht,  und  mit  Gyps,  dem  Keuper,  selbst  dem  Grünsand  und 
der  Kreide,  ja  nach  Dufrenoy  allen  Foi'mationen  zukommt; 
müssten  bemerken,  dass  Salzkrystalle  in  thonigen  und  kalki- 
gen Gebirgen  vorzüglich  zu  ünden  sind.  Wie  sie  in  den 
erkaltenden  Laven  des  Vesuvs  vorkommen  und  verschwinden, 
müssten  wir  angeben ,  die  Ansichten  über  die  Erzeugung 
der  salzsauren  Dämpfe,  die  man  fast  bei  allen  vulkanischen 
Ausbrüchen  beobachtet,  prüfen;  die  Blasen  von  Hydrogen- 
Gas,  welche  das  Knistersalz  zu  Wteliczka,  unter  grossem 
Drucke  erstarrt,  in  mikroskopischen  Räumen  einschliesst,  und 
die  Thatsachen  würdigen,  auf  deren  Grund  schon  Dufrenoy 
da«  Steinsalz  von  Cardona  im  südlichen   Pyrenäen-Ge\iä.ng& 


—     293     — 

durch  plutonische  Massen  emportreiben  lässt  *) ;  müssten  zahl- 
lose Streitigkeiten  und  die  widersprechendsten  Theorieen  be- 
rühren, da  selbst  nach  den  Ansichten  antivulkanischer  Natur- 
foi'scher  das  Streichen  der  Salzgebirge  keineswegs  auf  nep- 
tunische Prinzipien  zurückgeführt  werden  kann,  da  Jameson, 
noch  zu  der  Zeit,  als  er  ein  eben  so  eifriger  Neptunist  war, 
wie  jetzt  Vulkanist,  bemerkt  haben  will,  dass  diejenigen  Ge- 
birgslager, denen  die  Salzbildungen,  die  man  auf  marinische 
Prozesse  bezog,  ganz  nahe  verwandt  seyen,  keine  Seethier- 
reste  enthalten  **).  Ja  einige  Naturforscher  nahmen  me- 
teorologische Prozesse  zur  Erklärung  der  Salzbildungen 
zu  Hülfe. 

Es  genügt  vorab,  zu  wissen,  dass  weder  die  geschicht- 
liche, noch  die  chemische  Natur  des  Salzgehaltes  im  Meere 
gegen  die  Annahme  streitet,  er  sey  an  sich  so  alt  als  dieses 
selbst,  und  zu  vermuthen,  er  habe  sich  im  Verlaufe  der 
ersten  Perioden  nach  der  Bildungszeit  der  wahi'en  Urge- 
birge  auf  bestimmtere  Weise  hervorgebildet,  als  vordem,  da 
das  Meer  noch  kalkhaltiger  war,  und  habe  sich  mit  der 
Ausbildung  der  Süsswasser  in  ein  Verhältniss  gesetzt,  wel- 
ches, vielleicht  mit  geringer  Veränderung,  noch  das  jetzige 
ist.  —  Die  Geschichte  des  Salzes  im  Meere  ist  eine  Ge- 
schichte seines  Vulkanismus,  wie  die  Geschichte  der  Quellen 
und  Flüsse  unserer  Gebirge  eine  Geschichte  ihrer  neptuni- 
schen Kraft  ist. 

Die  neptunischen  Bildungen  waren,  wie  sie  es  mussten, 
und  M'ie  sie  jederzeit  sind,  in  der  ganzen  sog.  Flötzperiode, 
in  der  sie  doch  am  meisten  geherrscht  haben  sollen,  zwar 
an    Umfang    oder    an    Ausdehnung    auf   der    Erdobep- 

*)  Leonhard,  Geol.zur  Nat.  d.  drei  R.  3  Liefer.  S.  321.  ff. 
••)  Vgl.  NÖGGERATH  Übers,  v.  Cuvier's  Umwälz.  Erdr.  II.  1830.  S.  204. 
Ausserdem  vgl.  Nöggerath's  und  Paul's  Sammlung  von  Arbeiten 
ausländischer  Naturforscher  über  Feuerberge  und  verwandte  Phä- 
nomene, S.  106  f.  Anmerk.  J.  v.  Charpentier  und  L,  v.  Buch  in 
Poggendorff's  Annal.  III,  1.  S.  75  ff.  mit  IV.,  S.  115.  über  die 
vulkanische  Bildung  der  Steinsalz-Lagerstätten  im  Übergangs«  uod 
Flötzgebrige  etc. 


—     294     — 

f  1  ä  c  h  e  grösser  und  überwiegender ,  an  G  e  w  a  1 1  aber  ge- 
ringer, überhaupt  oberflächlicher,  als  die  vulkanischen. 
Dieser  äusseren  (vorzüglich  auf  der  Oberfläche  herrschen- 
den) Extension  der  neptunischen  entspricht  (durch  die  ganze 
Erdgeschichte)  die  Intension  der  vulkanischen  Mächte. 
Jene  geht  in  die  Breite,  diese  erhebt.  Sie  extendirt  sich 
durch  Explosionen.  Beide  geben  sich  iiifimer  gleichsam  Rede 
und  Antwort.  Ihre  Bildungen  berühren  sich  nicht  nur,  son- 
dern sie  ziehen  und  gehen  in  einander,  bis  in  die  äusser- 
sten  Erscheinungen.  Sie  laufen  sich  nicht  äusserlich  paral- 
lel, sondern  durchdringen  sich  einander  und  sind  in  ein- 
ander. (S.  286.)  In  der  Massenbildung  —  soweit  sie  zu  Tage 
ausgeht  —  sparsamer,  wirkten  die  vulkanischen  Mächte  — 
immer  mitthätig  —  auch  in  der  tertiären  Zeit  stärker,  als 
die  neptunischen  *).  Den  letzten  gewaltigsten  Konflikt  mit 
neptunischen  Prozessen  mögen  sie  in  der  diluvischen 
Katastrophe  bestanden  haben,  in  der  der  heutige  Welten- 
Tag  anbrach,  da  sich  in  ihr  die  Erdoberfläche  beruhigt,  wie 
«ie  mit  der  ersten  Scheidung  des  Festen  und  Flüssi- 
gen ihre  Entwickelungen  und  Umwälzungen  begann. 

Die  Umwälzungen  der  tertiären  Epochen  scheinen  sich 
uns  von  denen  der  sekundären  auf  doppelte  Weise  zu  unter- 
scheiden:  sie  sind  einerseits  einfacher,  oder  vielmehr  den 
Ereignissen  und  Wirkungen  der  geschichtlichen  Zeit  ähn- 
licher, andererseits,  weil  ihre  plutonischen  Gebilde  alle  äl- 
teren Formationen  durchbrochen  haben,  complicirter.  Die 
neptunischen  Gebilde  auf  den  Festländern  der  tertiären  Zeit 
sind  zwar  viel  weiter  verbreitet,  als  man  früher  glaubte,  be- 
schränken sich  aber  mehr  auf  Binnen-Gebiete,  als  die  älteren. 

Dazu  liegen  die  tertiären  Gebilde  schon  mehr  disseits 
der  Grenze  ganz  ausgestorbener  und  noch  lebender  Geschöpfe, 
sofern  man**)  diese  Grenze  in  der  Kreide  suchen  darf,  mit 

*>  Wenn  gleich  die  Wechsel  von  Meeresgrund  und  Festland,  die  man 
gar  zu  häufig  anzunehmen  geneigt  ist,  weit  sparsamer  oder  doch  anders 
und  weit  einfacher,  individueller  zu  erklären  sind,  als  von  Vielen 
versucht  worden,  wie  x.  B,  im  Mainier-Becken.  1833.  VI.  ßlO,  f. 
**)  Zum  Theil  mit  Likk. 


—     395     — 

deren  Ablagerung  sich  der  jetzige  Stand  der  Salz-  undSüsf;- 
Wasser  im  Allgemeinen  entschieden  zu  haben  scheint. 

Im  Durchschnitt,  worauf  es  hier  allein  ankommt,  be- 
rechnet, nähert  sich  die  tertiäre  Pflanzenwelt  schoi  i 
der,  welcher  unsere  gemässigte  Zone  in  der  mittleren  Breitn 
von  Nordamerika  und  Europa  sich  erfreut.  Nur  wenige) 
Reste  forderten  einen  weit  milderen  Boden.  Viele  zeugen 
schon  von  einer  Einwirkung  verschiedener  Erd-  oder  Him- 
melsstriche auf  das  organische  Leben.  Eine  mithin  noch 
mildere,  doch  nach  verschiedenen  Himmelsstrichen  schba 
merklich  ab^veichende  Temperatur  des  Bodens  und  der  At- 
mosphäre beurkunden,  im  Verhältniss  zur  postdiluvischerl 
Zeit,  bei  immerhin  noch  geringerer  Ausdehnung  der  Erd- 
theile  *) ,  die  organischen  Hieroglyphen  in  den  Mausoleen 
der  tertiären  Wunderwelt. 

Die  diluvische  Katastrophe  setzt  kein  Übermaass  von 
Gewässern  voraus,  wohl  aber  eine  gewaltige  Empörung  der 
Meere,  Seen,  Bergkessel,  Flüsse  und  Quellen  und  bei  Ver- 
nichtung vieler  Seen  eine  Schöpfung  neuer  Flüsse,  ein  Auf- 
brechen neuer,  mineralischer  und  gewöhnlicher  öuellen  **). 

Kein  blosses  Zusammenlaufen  von  Wassern  in  einzelne 
Mulden,  wenn  gleich  die  Seethierreste  dieser  Formation 
tief  im  Lande  nur  sparsam  vorkommen  und  meist  vonThier-- 
arten  sind,  die  in  den  nächsten,  wenigstens  in  den  südliche  - 
ren  Meeren  (selbst  Europa  Sy  wie  die  diluviscben  Seethier  e 
Polens)  noch  heute  leben  ***). 


*;  Was  auch  üre,  unter  vielen  anderen  Verkehrtheiten ,  in  seine  m 
Neuen  System  der  Geologie  Verkehrtes  dagegen  wieder  cntwickt  ^It 
haben  mag. 

"*)  Stammen  einzelne  unserer  kalten  Mineral-Quellen  noch  aus  antn- 
diluvischer  Zeit  —  was  keineswegs  ausgemacht  ist  —  so  dai  -f 
man  fragen,  ob  vielleicht  einige  derselben  vorher  Thermen  waren. 

'■*^)  Meine  Sclirift:  (iber  den  Ursprung  der  Menschen  und  Volker  nach 
der  mosaischen  Genesis  §.  94.  S.  154.  ff.  Die  grosse  Verände-- 
rung  der  Temperatur  in  der  Diluvialkatastrophe  suchte  die  Süd- 
europäischen  Länder  weniger  stark  heim  ,  als  viele  annehmen. 
Athene  B,  I.  H.  3.  (Vermischte  Aufsätze  etc.)  S.  168.  ff.  220.  not.. 


—     2Ö6     — 

Kein  Schmelzen  des  Gletscher-EiseS;  wie  Elib  db  Beaumont 
niit  Entschiedenheit  behauptete.  Er  hat  das  Daseyn  ante- 
dliluvischer  Gletscher  *)  so  wenig  bewiesen,  so  wenig  die- 
jenigen, die  der  Atmosphäre  keinen  Antheil  an  dieser  Ka- 
tastrophe gönnen,  das  Daseyn  antediluvischer  Meteorsteine 
land  Nordlichter. 

Zwei  Hauptmomente  sind  es ,  deren  Missachtung  die 
jgrössten  Irrthümer  über  die  Natur  dieser  Katastrophe 
ganz  besonders  veranlasst  haben  dürften,  um  so  mehr,  da 
Einige  bloss  darum  an  ihr  fest  halten,  weil  sie  in  alten  und 
heiligen  Sagen  lebt,  während  sie  von  Anderen  gerade  dess- 
halb  hartnäckig  übersehen  wird. 

Der  eine  Irrthum  scheint  uns  darauf  zu  beruhen,  dass 
man  oft  nicht  einsehen  will,  wie  diese  Katasti'ophe  eben  so 
«ehr  durch  vulkanische  Umwälzungen,  als  durch  Bewegun- 
gen der  Gewässer  herbeigeführt  wurde;  der  andere,  dass 
man  nicht  gestehen  will,  dass  sie  mehrere  untergeordnete 
Epochen  gebildet,  ohne  aufzuhören,  Ein  Ganzes  zu  seyn. 

Würde  man  diese  beiden  Momente  ernstlich  und  in 
ihrem  tieferen  Zusammenhang**)  gewürdigt  haben,  so  hätte 
ider'^  fromme  Fraysingus  ***)  weder  die  Allgemeinheit  die- 
ser Katastrophe  im  Ganzen  bezweifelt,  noch  dem  Cüvier 
l'erdacht,  dass  sich  dieser  über  die  Höhe  ihrer  Wasser  so 
vorsichtig  geäussert,  noch  hätte  Cuvier  selbst,  mit  sich  in 
offenbarem  Widerspruche,  den  seltsamen  Gedanken  ausge- 
Sf  »rochen,  alles  von  Menschen  bewohnte  antediluvische  Land 
svj  submarinisch  geworden ;  auch  hätte  Buckland  nun  und 
n/mmermehr  seine  sonderbare  Theorie    von  der  Thalbildung 


'•)  Die  Entstehung  der  Hauptgletscher  scheint  uns  Ein  Akt  zu  seyn, 
der  mit  einer  mehr  oder  weniger  plötzlichen  Abnahme  der  Wärme 
zusammenfällt:  ein  Akt  der  Diluvial-Katastrophe. 

"•)  Meine  Ansichten  darüber  habe  ich  vorläufig  in  dem  zweiten  und 
dritten  Hefte  der  Athene  S.  120-128  und  S.  168.  ff.  ent- 
wickelt. 

••*)  Wenn  ihn  keine  feineren  Gründe  aus  einem  ganz  anderen  Gebiete 
dazu  veranlasst  haben.  Vgl.  meine  Schrift  über  den  Urspruqg  der 
Meaicben  uod  Völker  nach  der  mos.  Geneais  §.  64.  ff. 


—     297     — 

ausführen,    noch  hätten  Andere  diese  Katastrophe  mit  einer 
jüngei'n  verwechseln  mögen  und  was  dergleichen  mehr  ist. 

Man  hätte  sieh  vor  Allem  gehütet,  die  ür- Sache  die- 
ser Umwälzung,  die  uns  noch  so  gut,  als  die  Ursache,  wa- 
rum z.  B.  gerade  nach  der  Kreide-Bildung  die  Granite  von 
Zscheila  und  Weinböhla  aufgestiegen  sind,  verdeckt  ist,  mit 
ihren  Veranlassungen,  die  man  klar  erkannt  haben 
wüi'de,  zu  verwechseln,  und  sich  weniger  darauf  eingelassen., 
ob  diese  Katastrophe  noch  irgend  eine  Veränderung  in  der 
sphärischen  Gestalt  der  Erde,  oder  in  ihrer  Achsenstellung 
bewirkt,  als  darauf,  welche  Veränderungen  sie  im  Stande  dei* 
Gebirgssysteme  und  der  Meereshöhe,  welche  in  der  Temperatur* 
der  Oberfläche  und  im  Reiche  der  Pflanzen  und  Thiere,  und 
welche  sie  selbst  im  menschlichen  Organismus,  dessen  Daseyn 
vor  ihr  trotz  des  völligen  Mangels  ächter  Anthropolithen  —  nua 
physiologischen  und  urgeschichtlichen  Gründen  *),  bewiesen 
werden  kann,  hervorgebracht  hat,  und  warum  alle  diese  —> 
anter  sich  völlig  analogen  —  Umbildungen  fortan  konstant 
geblieben. 

Diese  Untersuchung  wäre  geeignet,  mehr  denn  irgend 
eine  andere,  den  Geschichtforscher  mit  dem  Naturforscher 
so  zu  versöhnen,  dass  jener  sich  selbst  gestehen  müsste: 
Ohne  Geologie  keine  Geschichte!  Sie  würde  sogar 
den  sprödesten  Feind  der  Natur,  den  modernen  Theologen, 
zwingen,  die  Predigt  der  Erde,  wie  sich  Shakespeare  aus- 
drückt, aus  den  Steinen  zu  vernehmen  und  sich  fest  zu  stel- 
len, bevor  er  Andere  zu  erbauen  hofft.  Eben  in  diesen 
Beziehungen  ist  jede  Prüfung  der  v.  BEAUMONx'schen  An- 
sichten von  allgemeiner  Wichtigkeit. 

Schliesslich  nur  noch  Folgendes :  Alle  diese  grossen, 
Land,  Meer  und  Atmosphäre  bildenden,  umbildenden  und 
ausbildenden  Perioden  und  Epochen  sind  von  Veränderungen 
der  Erd-Temperatur  begleitet,  welclier  gleichmässige  Verän- 


*)  Jene  erklären   noch    dazu  den,  schon  von  Vuxion  gcwürd^ten, 
Maugel  an  Authropolithen. 


—     298     — 

derüngen  In  der  Geschichte  der  organischen  Welt  entsprechen. 
Plötzliche  Wärme-Abnahme  war  plötzlicher  Tod  ganzer  Ge- 
schlechter   und    mit  der  Abnahme    dieser   eigenthümlich  be- 
lebeiulen  und  Leben  bedingenden  Kraft  auf  der  Oberfläche 
der  Erde  giengen  ganze  Reihen  von  Geschöpfen  unter:  Er- 
hicbungen  neuer,    Zertrümmerungen  älterer  Gebirge,    Empö- 
iningen  und  Zurückzüge,  ausgedehnte    oder  beschränkte  Er- 
bitzungen    der  Meere,    Durchbrüche    mächtiger    Berg-    und 
Birtnen-Seen,  im  Verein  mit  förmlichen  vulkanischen  *)  Aus- 
brüchen an  einzelnen  Stellen ,    Gährungen    einer  wilden  At- 
mosphäre ,     veränderte     Mischungsgrade     der     Feuchtigkeit, 
Elektrizität,  des  Druckes  der  Luft  und  der  Wirkungen  des 
ILichtes,  Veränderungen  des  Lebensbodens  etc. -—-alles  dieses 
wirkte  mehr  odei*  minder  mächtig    störend  und  neubelebend 
auf  die  Reiche  der  organischen  Welt.     Riesenartige  Schilf© 
und  Fahren,  Baum-artige  Kannenkräüter,  deren  Gattungsver- 
^^andte  jetzt  nur  noch  Zwerg-artig  auf   der  Erde  leben  **), 
au  Grosse  und  Muskelbau  eigenthümliche  Thiere  bewohnten 
die  heissere  Oberfläche  des  ältesten  Bodens.    Gewächse  mit 
iiiikenntlichoi  Befruchtungsgliedern  (Kryptogamen)  herrschten 
auf  diesem  Boden,  denen  bald  eine  reichere,  mannigfaltigere, 
tiefer  ausgebildete  Pflanzenwelt,    deren  Anfänge    sehr  hoch 
litnaufreichen,  folgte.     Mit    der  Entstehung  der  Süsswas^ser^' 
Seen   entstanden  Geschöpfe,  die  wir  in  salzigen  Binnen-Mee- 
reii    vergeblich    suchen.      Sie    alle     sind    Ergänzungen    oder 
Vorboten  des  ausgebildeten  Systems  der  Thier-  und  Pflan- 
zen-Welt, das  heute  die   Erde  bewohnt. 

Endlich  ti'at,  noch  mitten  unter  ihnen,  ein  Zuschauer 
der  jüngsten  Katastrophe,  das  Wunder  der  Welt  (und  sei- 
ner selbst),  der  Mensch,  an  das  Licht  des  Tages  und  erhob 


*)  So  fern  man  nämlich  solclie  stlion  in  der  diluviselien  Zeit  anneh- 
men muss.  Der  Unterschied  von  platonischen  und  vulkanischen 
Bildungen  zeigt  sicli  auch  hier  schwankend.    (S.  260.  Anmerk.) 

•')  Malten's  N.  Weltk.  a.  O.  De  Serres  Revue  encyclopediifiie  1882. 
JuiUet 


—     299     — 

sich  «um  Herrn  seiner  Umgebung*).  Sein  Geschlecht 
wusste,  als  Herr  seiner  Welt,  die  Stürme  zu  bestehen,  die 
die  Umwälzung  heraufgefiihrt,  in  der  sich  die  Unterschiede 
seiner  Racen  erst  ausgebildet**).  Mit  dieser  Umwälzung, 
welche  im  Ganzen  versöhnend  wirkte ,  waren  keineswegs 
alle  Veränderungen  der  Länder,  Meere  und  Flüsse  been- 
det***). In  ihr  hatten  sich  die  Naturkräfte  auf  die  umfas- 
sendste Weise  geäussert.  Nachher  wirkten  sie  fort  und 
fort,  nur  weit  gemässigter,  nicht  mehr  mit  der  Tendenz,  neue 
Schöpfungen  hervorzubringen  f). 

In  ihr  hatten  sich  die  Mächte  der  Tiefe  auf  Jahrtau- 
sende genug  gethan  und  die  Temperatur  der  Erd-Oberfläche 
sich  in  das  Verhältniss  gesetzt,  das  sie  seither,  im  Durch- 
schnitt, gleichmässig  ft)  behauptet.  Die  letzte  Erhebung 
ganzer  Länderstrecken  und  neuer  Rücken  in  älteren  Ge- 
birgen ,  die  ungeheure  Ablagerung  von  Sand ,  Lehm  und 
Gruss,  vorzüglich  in  den  nordischen  Gegenden,  deren  Wär- 
meabnahme   am    grössten    war ,    kurz    alle    ihre    Wirkungen 


*)  Dadurch  erklärt  sich  mir  auch  die  Bevölkerung  des  Norden,  das« 
sich  die  Menschheit  über  diese  Länder  vor  der  Katastrophe, 
die  ihr  mildes  Klima  vertilgte,  verbreitete.  Vgl.  Vermischte  Aufs. 
(Athene)  a.  O.   S.  173.  fF. 

■■*•■*)  Vermischte  Aufsätze  etc.  (oder  Athene  Heft.  2.)  S.  120—128.  Eine 
ähnliche  Ansicht  finde  ich  über  diesen  Punkt  nun  auch  bei  Mar- 
CELL  DE  Serres  Revue  encyclopedique  1832.  Jaulet.  S.  v.  Leon- 
hard's  und  Bronn's  N.  Jahrb.   1833.  V.   S.  591. 

***)  Nach  dem  grossen  Götterkampfe,  d.  i.  nach  dem  Siege  der  neuen 
Götter  über  die  alten,  suchen  in  der  griechischen  Mythe  die  Gi- 
ganten jene  Titanen  zu  rächen. 
t)  Sie  bildeten  nur  einzelne  Theile  der  Erdoberfläche  weiter  aus. 
'  Unter  ihnen  zeichnet  sich  vorzüglich  Eine  aus,  die  die  sog.  alte 
Welt  betraf.  Wir  nannten  sie  die  Umwälzung  unter  Peleg.  Ver- 
mischte Aufsätze  etc.  S.   170. 

tt)  Vermischte  Autsätze  etc.  (oder  Athene  H.  2.)  S.  134.  £P.  (aus  mei- 
ner Vorlesung  über  die  Natur  Oheritalieiis),  Seit  der  Diluvial- 
Katastrophe  haben  sich  die  Klüfte  der  Tiefe  fast  überall  geschlos- 
sen oder  ausgefüllt,  so  dass  die  äussere  Temperatur  der  Erde 
fast  nur  von  ihrer  Stellung  gegen  die  Sonne  herrührt,  in  der  sich, 
nach  A.  v.  Humboldt's  Ausdruck,  Wärme  durch  Lichtschwächuug 
erzeugt.  Abhandl.  Berlin.  Akad.,3  Jul.   1827.  S.  307. 


—     300      — 

auf  dem  unorganischen  Boden  des  Lebens  bannten,  obwohl 
ihre  Wasser  nicht  mehr  im  Stande  waren,  auch  nur  Eine 
Schicht,  deren  Festigkeit  den  älteren  Formationen  gleich 
käme,  zu  bilden  *),  die  Feuer  der  Tiefe  unter  die  ausge- 
bildete Kruste,  und  zu  dem  neuen  Olympos  empor  dampft 
aus  ihren  Schlünden  nur  sparsam,  doch  beruhigend,  ,,der 
Athem 

erstickter  Titanen, 
gleich  Opfergeriichen, 
ein  ieiclites  Gewölke."  — 

GÖTHK  im  Lied  der  Parcen. 


•)  Stoffe  der  dichtesten  Art  sind  im  Allgemeinen  die  besten  Wärme- 
leiter. Sie  ruhen  in  dem  tieferen  Schooss  der  Erdrinde.  Unter 
ihnen  nimmt  die  Feuerflüssigkeit  des  Inneren  mächtig  zu :  Gewal- 
tige lose  Massen  hemmen  das  Aufsteigen  der  Wärme  aus  den 
Tiefen  am  meisten.  —  Dadurch  wollen  wir  aber  die  Tempera- 
tur-Veränderung der  diluvischen  Katastrophe  nur  zum  Theil  er- 
klärt haben. 


Nachträglich  muss  ich  (zu  S.  273  und  265.)  bemerken,  dass  ich 
seither  auch  in  Heidelberg,  auf  dem  linken  Necjcar-Ufer ,  östlich  von 
der  Brücke,  lagen  weise  abgesonderten  Granit  fand.  Auch  hier 
ist  es  der  älteste  Granit.  Seine  Lagen  zeigen  mitten  in  ihrer  Zer- 
klüftung Spuren  von  Verschiebungen  durch  spätere  Hebungen.  Quarz 
spielt  in  den  ältesten  Graniten  Heidelbergs  eher  eine  untergeordnete, 
als  eine  ausgezeichnete  Rolle.  (S.  256  und  275.  Anmerk.).  Ebenso  im 
ältesten  Karlsbader  und  Fichtelberger  Granit  etc. 

Zu  S.  279.  Z.  1.  von  unten  setze  man:  Dass  aber  solche  Quarz- 
Gänge  die  Wandungen  des  Glimmerschiefers  oft  schon  im  Zustande 
einer  gewissen  Erkaltung  trafen,  geht  aus  den  Platten-förmigen  Abson- 
derungen hervor,  die  ich  an  mehreren  Quarz -Gängen  wahrnahm. 
(S.  262.  Anmerk.). 

Zu  S.  292:  Die  Mojcn  habe  ich  nach  der  geistreichen  Hypothese 
eines  der  ruhmwürdigsten  deutschen  Geologen  berührt.  Demselben 
verdanke  ich  auch  die  Ansicht  über  den  Sächsischen  Topasfels.  (S.  277. 
Anmerk.). 


über  das  Alter 

der  Glarner  Schiefer  -  Formation»  nach 

ihren  Fisch -Resten, 

von 

Herrn  Professor  Agassiz. 


Anencheluin;  Dieses  Genus  hat  de  Blainville  so 
genannt,  ohne  es  gerade  genau  zu  charakterisiren;  er  sagt 
nur,  die  Schriftsteller  seyen  einig,  dieses  Fossil  unter  die 
Aale  zu  rechnen,  aber  mit  Unrecht;  doch  gibt  er  gar  nicht 
an,  wohin  er  es  stelle.  Hätte  DE  Blainville  selbst  die 
Verwandtschaft  dieses  Fisches  mit  den  jetzt  lebenden  nur 
geahnt,  ich  zweifle  daran,  dass  er  ein  neues  Genus  daraus 
gebildet  haben  würde,  weil  die  charakteristischen  Merkmale 
alle  auf  Eigenthümlichkeiten  beruhen,  von  denen  er  nichts 
meldet.  Von  der  Ansicht  aber  ausgegangen,  als  gehörten 
die  Glarner  Schiefer  zur  Grauwacken -Formation,  musste 
ihm  jede  etwas  auffallende  Fisch-Form  als  ein  von  jetzt  leben- 
den ganz  verschiedenes  Genus  erscheinen;  und  in  der  That 
ist  es  ihm  mit  der  Aufstellung  der  Genera  Anenchelum 
und  Palaeorhynchum  so  ergangen.  Keinem  von  bei- 
'den  weiset  er  einen  Platz  im  Systeme  an,  und  doch  sind 
Jahrgang  1834.  20 


—      302      - 

beide  Genera  mit  jetzt  lebenden  Fischen  so  nahe  verwandt,, 
dass  sie  kaum  generisch  zu  unterscheiden  sind ;  nämlich 
Anenchelura  mit  dem  Genus  Lepidopus,  Palaeo- 
rhynchum  mit  li  is  tiophor  us,  welche  beide  in  die  Fa- 
milie der  Scomberoiden  im  weitern  Sinne  des  Wortes 
gehören ,  und  zwar  in  die  Abtheilung  der  Band-förmigen 
und  langschnäbllgen.  Bei  dieser  Ähnlichkeit  mag  die  allge- 
meine BemerkujTig  nicht  unwichtig  erscheinen,  dass  bei  den 
vielen  fossilen  Fischen,  die  ich  zu  untersuchen  Gelegenheit 
gehabt,  mir  in  Formationen  vor  der  Kreide  noch  nie 
eine  Spur  vorgekommen  ist,  welche  mit  Scomberoiden 
eine  nur  entfernte  Verwandtschaft  zeigte;  während  man  in 
den  Scliiefern  des  ß/Ionle  Bolca,  im  Grobknlke  der  Umge- 
gend von  Pmns,  in  den  Mergeln  von  Sheppey  viele  Arten 
aus  dieser  Familie  antrifft,  ja  sogar  mit  den  Glarner  nahe 
verwandte.  Aber  auch  in  der  Westphälischen  Kreide  kom- 
men schon  Sc  omb  e  ro  id  en  vor.  Indess  kenne  ich  eigentliche 
Ä  n  e  n  c  h  e  1  u  m  "  und  P  a  1  a  e  o  r  h  y  n  c  h  u  m  -  Species  bloss  von 
Glaris.  Der  Hauptunterschied  zwischen  Lepidopus  und 
Anenchel'am  liegt  in  der  Beschaffeidieit  der  Banchflossen, 
welche  bei  dem  letztern  aus  einigen  langen  Strahlen  beste- 
hen, während  sie  bei  ersterem  bloss  durch  ein  Schiip])c]ien 
angedeutet  sind.  Übrigens  ist  das  Skelett  beider  Genera 
bis  in  die  kleinsten  Verhältnisse  sich  gleich. 

Unter  dem  Namen  A  n.  Glarisianum  liat  de  Blainville 
mehrere  Arten  verwechselt,  welche  sich  durch  »lie  verhält- 
nissiiiässige  Länge  der  Wirbelliöi-per  und  ihrer  Slachel- 
Fortsätze  unterscheiden.  Ich  habe  dieselben  unter  den 
Namen  An.  latum,  A.  isopleurum  und  A.  hetero- 
pieurum  unterschieden,  von  jeder  Art  mehrere,  zum  Theii 
auch  ganz  vollständige,  alte  und  junge  Exemplare  gesehen, 
so  dass  über  ihre  Verschiedenheit  kein  Zweifel  obwalten 
kann :  sie  hier  zu  beschreiben  ist  nicht  der  Ort ,  da  Bc- 
sciireibungen  ohne  Abbildungen  der  fossilen  Arten  nicht 
hinreichen  würden.  Die  schönsten  befinden  sich  in  den 
Sammlungen  von  Bern,  Zürich  unii  Basel '^  auch  Hr,  v.  Haber 


—      303     — 

in  Karlsruhe  hat  ein    selir    lehrreiches    Exemplar    eines  jun- 
gen Individuum. 

Palaeorhynchum  steht  Te  t  r  ap  t  u  ms  sowolil  als 
Histiophorus  sehr  nahe,  unterselieidet  sich  aber  von 
beiden  durch  die  schlankere,  längere  Gestalt,  und  vorzüg- 
lich durch  die  langen  und  hohen  Rücken-  und  After-Flossen, 
wovon  erstere  den  ganzen  Rücken,  letztere  über  die  Hälfte 
der  untern  Seite  des  Leibs  einnimmt.  Auch  sind  bei 
Palaeorhynchum  Bauchflossen  vorhanden,  mit  mehreren 
langen  Strahlen.  Dieses  Genus  hat  mit  Esox  Belone 
nicht  die  entfernteste  Ähnlichkeit  in  seinem  Bau ,  sondern 
bloss  die  gestreckte  Gestalt  bringt  einen  solchen  Schein  hcr^ 
vor.  Belone  hat  ja  eine  nur  sehr  kurze,  weit  hinten  ste- 
hende Rückenflosse,  und  Bauchflossen,  welche  an  der  Mitte 
der  Leibshöhle  befestigt  sind;  bei  Palaeorhynchum  sitzen 
sie  am  Brustgürtel  fest.  Was  die  Ähnlichkeit  mit  Bloch ius 
betriff"t,  so  ist  sie  auch  nicht  sehr  gross :  dieses  Genus  hat 
sehr  kurze  Strahlen  in  der  Rücken-  und  der  After-Flosse  im  Ver- 
hältnlss  zu  Palaeorhynchum.  Mit  den  langschnabeligen 
Aspi  d  orhyn  ch  US- Arten  ans  der  Jura  -  Formation  hat 
Palaeorhynchum  endlich  auch  nur  diese  äussere  Älin- 
lichkeit  in  Aev  Form  des  Kopfes  ;  jedes  dieser  Genera  ge- 
hört aber,  wie  Belone  und  Bloch  Ius,  in  andere  Fami- 
lien. Mit  Palaeorhynchum  eigentlich  verwandt,  dem 
Baue  nach  nämlich,  sind  also  bloss  Tetrapturus  und 
Histiophorus  aus  der  Familie  der  Scomberoiden; 
von  welchen  Gattungen  zwei  Arten  im  Grobkalke  bei  Paris 
nnd  in  den  Mergeln  von  Sheppey  vorkommen. 

Unter  dem  Namen  Pal.  Glarlsianum  hat  de  Blain- 
viLLE  die  ihm  bekannt  gewordenen  Stücke  aufgeführt;  da 
indess  Iji  den  Pariser  Sammlungen  Bruchstücke  von  mehreren 
Arten  vorkommen ,  von  denen  ich  in  Zürich ,  in  Bern^  in 
Basel,  bei  Prof.  Scheitlin  und  geh.  Rath  v.  Leonharü 
ganz  vollständige  Exemplare  gesehen  habe ,  so  bin  ich  in 
jStand  gesetzt  worden,  diese  genau  zu  charakterislren,  oJme 

20  * 


~      304     — 

beitimmen    en    können,    nach    welcher   die  bereits  über  die- 
ses Genus  bestehende  Notiz  entworfen  worden. 

ich  weiss  noch  nicht  ganz  gewiss,  in  welche  Familie 
ich  zwei  Genera  einreihen  muss,  die  ich  unter  den  Namen 
Palimphyes  und  Archaeus  aufgestellt  habe.  In  meinem 
vorläufigen  Verzeichnisse  standen  sie  bisher  mit  Fragzeichen 
in  der  Familie  der  Gadoiden,  von  welcher  mir  sonst 
nichts  Fossiles  bekannt  ist.  Es  wäre  aber  auch  möglich, 
dass  diese  Fische  in  eine  andere  Abtheilung  gehörten;  ich 
habe  noch  nicht  sehr  vollständige  Exemplare  gesehen,  und 
da  bei  den  Glarner  Versteinerungen  keine  Spur  der  orga- 
nischen Substanz,  mithin  auch  die  Form  der  einzelnen  Kno-^ 
eben  nicht  sehr  gut  erhalten  ist,  so  sind  vollständige  Ex- 
emplare noch  durchaus  nothwendig  zur  festen  Begründung 
einer  Ansicht  der  Organismen  dieser  Ablagerung.  Indess 
kann  ich  eine  Angabe  de  Blainville's  berichtigen,  der  Aen 
(^alimphyes  zu  einer  Clupea  macht,  die  er  Clupea 
elongata  nennt.  Palimphyes  hat  aber  ganz  bestimmt 
rwei  Rückenflossen  und  die  Bauchflossen  am  Gürtel  befe- 
stigt, mithin  nichts  mit  Clupeen  gemein!  Ich  übergehe 
indess  das  Nähere  über  die  beobachteten  Theile  dieser 
Genera,  da  sie  ein  bloss  zoologisches  Interesse  haben,  und 
mir  sonst  nirgends  vorgekommen,  sie  auch  keine  Zusammenstel- 
lung und  Vergleichung  mit  andern  geologisch  wichtigen  Gat- 
tungen jetzt  schon  zulassen.  Dasselbe  ist  der  Fall  mit  zwei 
andern  Sippen ,  deren  Existenz  mir  aus  Exemplaren  des 
Baseler  und  Karlsruher  Kabinets  gewiss  geworden. 

Ich  gehe  daher  zu  den  angeblichen  Clupeen  von  Glaris 
über,  von  denen  ausser  der  bereits  erwähnten  noch  zwei 
Arten  aufgeführt  worden :  Cl.  Scheuchzeri  und  Cl.  me- 
gaptera  DE  Bl.  Eigentliche  Clupeen  sind  diese  Fische 
gewiss  nicht,  obgleich  sie  wohl  in  dieselbe  Familie  mit 
ihnen  zu  stehen  kommen  mögen.  Die  Häringe  haben  in- 
dess an  der  Bauchkante  ein  eigenes  Gerippe ,  sogenannte 
Stern al- Rippen,  von  welchen  man  bei  den  Glarner  Fischen 
ni«  eine    Spur    wahrnimmt;    auch    sind    die    Flossenstrahlen 


—     305     — 

bei  diesen  Fischen  stets  schlanker  nnd  lünger,  nia  bei  de» 
Clupeen,  und  die  Wirbelkörper  schmächtiger.  Sie  zeigen 
<laher  weit  mehr  Ähnlichkeit  mit  einigen  Salmoneen,  na- 
mentlich Osmerus  und  Mallotus,  als  mit  Clupea.  Beide 
Familien  kann  ich  aber  nicht  sondern;  ich  halte  vielmehr  da- 
für, dass  Clup  een  und  Salmonen  nur  eine  Familie  aus- 
machen, deren  ganzer  Unterschied  in  der  Anwesenheit  der 
Fettflosse  beruht,  die  aber  wahrlich  nicht  als  ein  wichtiges 
organisches  Merkmal  angesehen  werden  kann;  um  so  weni- 
ger als  sie  in  mehrei'n  andern  Familien  bei  manchen  Gattun- 
gen vorhanden  ist,  und  bei  andern  fehlt.  Die  so  ausgedehnte 
Gruppe  soll  dann  Halecoides  heissen.  In  der  weisse« 
Kreide,  im  Pläner  von  Böhmen,  so  wie  in  dem  Weitphälischen 
Kreidesandstein  kommen  mehrere  solche  O  smerus -artige 
Fische  vor,  eigentliche  Clupeen  aber  kenne  ich  nur  in  den 
tertiären  Ablagerungen  vom  Monte  Bolca,  vom  Libanon  und 
von  Oran  an  der  Nordafrihanischen  Küste.  Bis  in  die  juras- 
sische Zeit  reichen  beide  Gruppen  gewiss  [nicht,  und  die 
Ichthyolithen ,  welche  bisher  aus  dieser  Formation  für 
Clupeen  gehalten  worden,  gehören  in  eine  andere  Ordnung 
der  Klasse,  in  das  Genus  Leptolepis.  Das  Genus  der 
Kreide -Haie coiden  will  ich  mit  dem  Namen  Osmeroi- 
des  belegen.  — 

Noch  wichtiger  scheinen  mir  für  die  Bestimmung  de» 
Alters  der  Glarner  Schiefer  diejenigen  Fische,  weiche  von 
Blainville  als  Zeus  Regleysianus,  Z.  platessa  und 
Z.  spinosus  bestimmt  worden,  indess  gar  nicht  zum  Ge- 
nus Zeus  gehören,  sondern  in  die  Familie  der  Percoi- 
den  zu  bringen  sind,  wo  sie  ein  eigenes  Genus  bilden,  das 
jetzt  keine  Repräsentanten  mehr  hat.  Ich  habe  es  Acanua 
geheissen;  sein  Platz  im  System  ist  neben  Holocentrum 
und  Beryx.  Diese  Erscheinung  ist  mir  darum  geogno- 
stisch  sehr  wichtig,  weil  ich  in  allen  Formationen  vor  der 
Kreide  nie  eine  Spur  von  Stachelflossern  gesehen  habe,  in 
welche  Familie  die  Fische  auch  gehört  haben  mögen.  .Da 
ich  die  Abtheilung  der  Fische  in  Weichflosser  und  Stachel- 


—     30Ö     — 

flosser  nicht  annehme,  wWl  ich  damit  sagen,  dass  bei  den  zahl- 
reichen Fisch-Gattungen  der  altern  Formationen  die  Rücken- 
Flossen  nie  aus  harten,  einfachen,  stacheligen  Strahlen  gebildet 
sind.  Zwar  habe  ich  noch  nie  Acanus- Arten  angetroffen, 
als  von  Claris^  aber  bei  der  oben  angeführten  Wahrneh- 
mung scheint  mir  das  Vorkommen  ähnlicher,  wenn  nicht 
identischer  Formen  in  andern  Ablagerungen  von  grosser 
Wichtigkeit  für  die  Erkenntniss  der  Bildungsperiode  der 
erstem.  So  kommen  eigentliche  Beryx- Arten  vor:  einß 
Species,  die  ich  Beryx  Zipj)ei  geheissen,  im  Pläner  von 
Prag,  eine  andere  in  der  weissen  Kreide  von  Kent,  die  von 
MAjfTELL  den  ^amen  Zeus  Lewesiensis  erhalten  hatte. 
In  WestphaJen  kommt  ein  andei*es  nahe  verwandtes  Genus 
in  der  Kreide  vor,  das  ich  Acrogaster  nenne,  welches 
piit  einem  zweiten  Genus  der  Percoiden  aus  Glaris  grosse 
Ähnlichkeit  hat,  mit  meineni  Podocys  minutus.  Holo- 
centrum  und  My  ripristi  s- Species  kommen  dagegen 
^ißhrere  am  Monte  Boica  vor. 

Aus  diesen  Beobachtungen  geht  hervor,  dass  die  schie- 
ferigei)  Gebilde  von  Glaris  jünger  sind,  als  alle  jurassischen 
Ablagerungen ;  ich  halte  sie  aber  für  älter  als  die  tertiären 
Formationen ,  theils  wegen  der  Übereinstimmung  mit  den 
Fischen  anderer  Ablagerungen,  theils  weil  in  Glaris  mehr 
ausgestorbene  Genera  vorkommen ,  als  in  den  tertiären 
Schichten.  Demnach  h^tte  die  Ablagerung  von  Glaris  das 
Alter  der  Kreide,  ohne  dass  ich  im  Stande  wäi-e,  die  Forr 
mation  mit  einer  ifhnlichen  in  andern  Ländern  genau  zu 
parallelisiren, 

Alle  die  hier  erwähnten  Fische  sollen  i»  meinen  Re-r 
cherches  snr  les  poissons  fossiles  genau  beschrieben  und  ab- 
gebildet werden;  dazu  kommen  dann  noch  einige  kleinere 
Arten,  die  ein  mehr  zoologisches  Interesse  haben, undi  b,ie^ 
füglich  übergangen  ■yverden  können.  ;,,,  ti.»,;i> 


Geognostisclie  Beobachtungen 
im  Riesgau  und  dessen  Umgebungen, 

von 

Herrn  Di%  B.  Cotta. 


Das  Riesgau  ist  eine  flache  fruchtbare  Ebene,  rings  von 
Kalkbergen  umgeben.  Die  Wernitz  und  die  Eger  durch- 
strömen es  von  NNW.  nach  SSO.  und  vereinigen  sich  bei 
Heroldingen  ^  ehe  sie  den  Kalkdamm  der  östlichen  Rauhen 
Alp  durchbrechen,  um  bei  Donauicörth  in  die  Donau  zu 
münden.  Beide  Flüsse  laufen  vorher  in  der  Ebene  neben 
einander  hin,  ohne  durch  eine  merkbare  Erhöhung  getrennt 
zu  seyn  5  denn  das  ganze  flache  Riesgau  zwischen  Nördlin- 
gen,  Otlingen  und  Wemdingen  besteht  bloss  aus  Marschland, 
dessen  Dicke  überall  die  Untersuchung  des  Grundgebirges 
verhindert.  Es  ist  desshalb  sehr  fruchtbar,  und  würde 
einen  hohen  landwirthschaftlichen  Ertrag  geben,  wären  die 
Dörfer  wie  in  Sachsen  an  den  Bächen  und  Strassen  hin 
vertheilt ,  und  nicht  auf  kleine  Plätze  zusammengedrängt, 
so  dass  mancher  Bauer  mehr  als  eine  Stunde  Wegs  zurück- 


—     308     ~ 

Jiegen  muss,  ehe  er  seine  entfernten  Felder  erreicht.  Bei 
solcher  Beschaffenheit  kann  natürlich  der  flache  Boden  dea 
Riesgaues  dem  Geognosten  wenig  Interessantes  darbieten; 
diesen  Mangel  ersetzen  jedoch  seine  bergigen  Ränder  zur 
Genüge. 

Das  Riesgau  liegt  in  dem  Jurakalkzuge,  der  sich  aus 
Württemberg  nach  Regensburg  zu  erstreckt,  und  die  umge- 
benden Berge  bestehen  daher  meist  aus  Jui'akalk,  nur  we- 
nige aus  Dolomit;  der  kleine  Hügelrand  aber,  welcher  den 
flachen  Marschboden  zunächst  einschliesst,  aus  Süsswasser- 
kalk,  der  an  den  Felsen  bei  Wallerstein  und  Nördlingen 
besonders  schön  entwickelt  ist.  Untersucht  man  die  dahin- 
ter liegenden  Jurakalkberge  genauer,  so  findet  man  sie  bei 
1  bis  2  Stunden  Entfernung  von  dem  Süsswasserkalk-Rande, 
der  die  eigentliche  Ebene  einschliesst,  an  vielen  Orten  von 
Basalt-Gebilden  dui'chbrochen ,  die  aber  nirgends  zu  einer 
eigentlichen  Entwickelung  gekommen  sind ,  sondern  sich 
nur  durch  vulkanischen  Tuflf  zu  erkennen  geben,"  den  man 
in  dieser  Gegend  Trass  zu  nennen  pflegt. 

Diese  Eruptions-Punkte  liegen  fast  in  einer  regelmässi- 
gen Kreislinie  rings  um  die  i?2'e*-Ebene  herum;  ich  selbst 
kenne  sie  theils  durch  eigene  Beobachtungen,  theils  durch 
die  gefälligen  Mittheilungen  des  Herrn  Oberjägermeisters 
V.  Seckendorf  zu  Wallerstein j  an  folgenden  Orten:  bei 
Zipplingen,  Osterholz,  Altenburg,  Bollstadt  und  Mauer.  Auf 
der  KEFERSTEiNschen  Karte  *)  sind  aber  dergleichen  auch 
noch  bei  Haarburg,  Wemdingen  und  Ottingen  angegeben,  so 
dass  dadurch  der  Kreis  ziemlich  vollkommen  geschlos- 
sen wird. 

Es  scheint  nicht  Zufall  zu  seyn,  dass  diese  Basalt-Ge- 
bilde den  Süsswasserkalk  auf  diese  Weise  einschliessen ; 
doch  darauf  werde  ich  später  zurückkommen  und  will  jetzt 
erst  einiges  Genauere  über  die  Gesteine  und  ihre  Lagerung«' 
Verhältnisse  vorausschicken. 


*)  In  Kefbrsteih's  Detäschlatid,  B.  6  H.  1, 


-     309     - 
Jurakalk  und  Dolomit. 

Beide  werde  ich  petrographisch  nicht  schildern:  diess 
ist  in  Bezug  auf  diese  Gegend  hinlänglich  geschehen  durch 
V.  Buch  im  Taschenbuche  f.  M.  XVIII  2.  Abth.  1824,  und 
durch  BouE  in  seinem  geogn.  Gemälde  von  Deutschland.  Auch 
über  ihre  Lagerungs- Verhältnisse  ist  nichts  Näheres  zu  sa- 
gen nöthig.  Der  Dolomit  nimmt  den  oberen  Theil  der 
Berge  über  dem  dichten  Kalksteine  ein ,  und  erscheint  da- 
selbst gewöhnlich  in  grotesken  Felsen.  Nur  einer  beson- 
deren Erscheinung  muss  ich  gedenken,  die  man  an  einem 
Felsen  östlich  von  Ehermergen  bei  Haarhurg  beobachtet. 
An  diesem  links  neben  der  Strasse  nach  Donauwörth  gele- 
genen Felsen,  findet  innerhalb  des  grossen  daran  angelegten 
Steinbruches  eine  Art  von  Übergang  aus  dichtem  Kalkstein 
in  Dolomit  Statt,  Während  nämlich  die  westliche  Seite  des 
Bruchs  aus  graugelbem  Dolomit  besteht,  findet  man  in  der 
östlichen  nur  dichten  Kalkstein,  ohne  jedoch  eine  eigentli- 
che Grenze  und  noch  weniger  eine  Auflagerungsfläche  zwi- 
schen beiden  angeben  zu  können.  Der  Kalkstein  selbst 
aber  besteht  an  den  meisten  Stellen  dieses  Bruches  (undeut- 
lich vielleicht  überall)  aus  einem  scheinbaren  oder  wirkli- 
chen Konglomerate ;  d.  h.  abgerundete  feste  Kalkstücke  von 
Erbsen-  bis  Nuss-Grösse  werden  von  einer  gleichfarbigen 
aber  weniger  festen  Kalkmasse  in  so  grosser  Menge  einge- 
schlossen, dass  das  Volumen  des  Bindemittels  ungefähr  dem 
Volumen  der  Geschiebe  gleichzusetzen  ist.  Oft  ist  diese 
Verbindung  so  innig,  dass  jene  Struktur  nur  durch  Ver- 
witterung erkennbar  wird,  und  ich  kann  desshalb  nicht  ent- 
scheiden, ob  nicht  auch  der  scheinbar  gleichförmige  Kalk- 
stein hier  auf  dieselbe  Weise  zusammengesetzt  ist.  Scharfe 
Grenzen  zwischen  beiden  kann  man  eben  so  wenig  beob- 
achten, als  nach  dem  Dolomite  zu.  Ob  es  scheinbare  oder 
wirkliche  Geschiebe  sind,  die  hier  durch  ganz  ähnliche 
Kalkraas&e  gebunden    worden!   ich  wage   es    nicht    zu   ent- 


—     310     — 

scheiden;  in  manchen  Stücken,  wo  die  Geschiebe  alle  klein 
und  sehr  abgerundet  sind,  sieht  das  Gestein  dem  Roggen- 
steine ähnlich  werden :  unterscheiden  kann  man  es  jedoch  immer 
davon.  Merkwürdig  ist  es,  dass  ein  ganz  ähnliches  Kon- 
glomerat bei  zweien  der  obenerwähnten  Trass-Brüchen  sich 
wiederfindet,  wo  es  durch  Einwirkung  vulkanischer  Kräfte 
erzeugt  zu  seyn  scheint.  Der  Dolomit  enthält  in  der  Nähe 
dieser  Kalkstein-Abänderungen  eine  Menge  kleiner  Höhlun^ 
gen,  die  mit  einem  weissen  Kreide-ähnlichen  Pulver  ange- 
füllt sind.  Dieses  Pulver  besteht  nach  den  Untersuchungen 
des  Herrn  Oberhüttenamts-Assessors  Kersten  in  Freiberg 
aus:  Kieselerde,  kohlensaurer  Kalkerde,  Talkerde,  Alaun- 
erde, Eisen  und  Mangan.  Wir  lassen  die  ausführlicheren 
Resultate  dieser  Analyse  in  einem  besondern  Anhange  nach- 
folgen, da  dieselben  für  die  Erklärung  der  Dolomit-Entste- 
hung nicht  unwichtig  zu  seyn  scheinen. 

Trass. 

Unter  diesem  allgemeinen  Ausdrucke  verstehe  ich  hier 
eine  ziemliche  Anzahl  von  Mineralien  und  Felsarten,  die 
sich  zu  einer  ungleichartigen  Masse  vereinigt  haben,  welche 
zum  Theil  abgebaut,  gemahlen  und  als  Trass  benutzt  wird, 
ähnlich  wie  jener  Trass  im  Brohl-Thale  am  Rhein,  Damit 
will  ich  aber  keineswegs  eine  nahe  Vei'wandtschaft  und 
Ähnlichkeit  beider  Produkte  andeuten,  die  im  Gegentheile 
sehr  von  einander  verschieden  sind.  Vulka  nisch-e^'  Tuff 
wäre  vielleicht  ein  besserer  Name  dafür;  da  aber  in  jener 
Gegend  der  Name  Trass  einmal  eingeführt  ist,  so  wähle 
ich  diesen  zur  allgemeinen  Bezeichnung  für  ein  gebundenes 
Haufwerk  von  vielerlei  Gesteinen  und  Mineralien. 

Die  Mineralprodukte  ,  welche  diesen  Trass  zusammen- 
setzen, sind  folgoide : 

liDas  Bindemittel,  eine  graue ,  im  Bruche 
erdige,:  etwas  kalkhaltige,  hauptsächlich  aus  verwitter- 
ten   Feldspath  -  Theilen     bestehende    Masse.     Dieses   ist   es 


^     311     — 

ejorentlich,  was  gemahlen  und  als  Trass  benutzt  wird; 
wobei  natürlich  die  vielen  fremdartigen  Einschlüsse  nur 
störend  einwirken» 

2.  Kalkstein,  theils  als  einzelne  Bruchstücke 
in  Nro.  1.  enthalten,  theils  zusammenhängende  Kalk- 
Konglomerate  mitten  in  der  übrigen  Trassmasse  bildend; 
so  in  den  Brüchen  bei  Altenburg  und  bei  Baldern,  Diese 
Kalk-Konglomerate  gleichen  mehr  oder  weniger  dem  vorhin 
beschriebenen  bei  Ebermergen,  Bei  Altenbiirg  unweit  Nurd- 
lingen  finden  sie  sich  von  zweierlei  Art;  die  einen  bestehen 
aus  hellgelben  völlig  abgerundeten  Kalkgeschieben,  gebun- 
den durch  eine  gleichfarbige  Kalkmasse ,  die  andern  iaus 
dunkelgrauen  Kalkbruchstücken,  durch  etwas  hellere  Kalk- 
masse fest  verkittet,  zuweilen  noch  von  Spathadern  durch- 
bogen. Wahrscheinlich  gehört  der  Kalkstein  der  ersteren 
iAa't  der  Jura-Formation  5  der  der  letzteren  dem  Lias  an. 
Versteinerungen  liessen  sich  leider  nicht  darin  auffinden. 

3.  Basaltische  Lava  und  Schi  ackenmass  en, 
beide  theils  als  runde ,  Bomben-ähnliche  Klumpen ,  theüs 
ohne  bestimmte  Gestalt  in  die  Masse  von  Nro.  1  hineinge- 
drängt, so  dass  oft  keine  scharfen  Grenzen  erkennbar  sind. 
Die  Schlackenmassen  selbst  scheinen  häufig  bloss  aus  Augit 
zu  bestehen,  der  auf  dem  frischen  Bruche  sich  durch  Glanz 
und  Blättergefüge  zu  erkennen  gibt;  ihre  Blasenräunie  sind 
gewöhnlich  mit  Kalkspath  ausgefüllt,  oder  doch  wenigstens 
ihre  Wandungen  damit  überzogen.  Die  basaltische  Lava 
findet  sich  auch  Gang-förmig,  die  übrigen  Massen  durchset- 
zend, und  einzelne  Stücke,  welche  bei  Altenburg  umherlie- 
gen,  zeigen  mit  grosser  Deutlichkeit  jene  merkwürdige, 
'Tau-ähnlich  gewundene  Struktur,  die  man  mehrorts  auf  der 
Oberfläche  der  Lavaströme  beobachtet  hat.  Die  eigentliche 
Geburtsstätte  dieser  Stücke  konnte  ich  nicht  auffinden  ;  sie 
liegen  im  Bruche  und  auf  den  nächsten  Feldern  zerstreut 
umher  und  sind  gewöhnlich  von  vielen  Sprüngen  durchzo- 
gen.    Schwerlich- rühren  sie    von    der  Oberfläche    eines  La- 


—     312     — 

vastromes  her,  da  man  von  einem  solchen  keine  Spur  wei- 
ter findet;  wahrscheinlicher  sind  sie  durch  gewaltsames 
Hindurchtreiben  durch  unregelmässig  gestaltete  Klüfte  ent- 
standen *). 

4.  Obsidian-ähnliche  Gesteine  finden  sich  beson- 
ders bei  Baldern,  wo  der  Trass  im  Wege  ansteht,  wie  es 
scheint,  gewaltsam  hineingedrängt  zwischen,  das  übrige, 
geringmächtige  Gänge  bildend.  .■)in<\\puyÄ-'A\'iv}l 

5.  Bruchstücke  älterer  Gesteine,  sehr  verän- 
dert, aus  der  Tiefe  mit  emporgebracht.  Am  Kolbus  bei 
Bollstadt  und  bei  Altenburg  liegen  in  der  Trassmasse,  ge- 
wohnlich mit  Schlacken  verschmolzen,  in  hohem  Grade  ver- 
änderte Gneiss-Stücke  (?).  Sie  sind  gänzlich  von  Kalkspath- 
masse  durchdrungen,  der  Feldspath  ist  mürbe  und  Kaolin- 
artig geworden,  der  Glimmer  schwarz,  der  öuarz  unschein- 
bar und  zerborsten;  nur  bei  genauer  Untersuchung  kann 
man  erkennen,  dass  es  früher  Gneiss  gewesen  seyn  mag. 
Die  öuarztheile  ritzen  noch  am  Glase ;  die  Feldspaththeile 
schmelzen  vor  dem  Löthrohre;  der  schwarze  Glimmer  gibt 
dem  Ganzen  ein  flaseriges  Ansehen.  Überall  aber  hat  sich 
Kalkspath  zwischen  die  ursprünglichen  Theile  hineinge- 
drängt, und  macht  dadurch  die  Masse  um  so  mehr  un- 
kenntlich. 

Auf  ähnliche  Weise  liegen  bei  Mauer  dunkelgraue, 
wenig  veränderte  Schieferthonstücke  in  der  Trassmasse 
inne,  und  als  besonders  merkwürdig  muss  noch  ein  Hand- 
stück vom  Kolbus  bei  Bollstadt  erwähnt  wei-den,  welches 
ausser  vielen  eingetriebenen  schlackigen  Theilen  ein  stark 
gewundenes  Stück  Schieferthon  enthält,  dessen  Klüfte  über- 


•)  Herr  v.  Meyer  in  Frankfurt  bewahrt  ein  wahrscheinlich  auf 
gleiche  Weise  entstandenes,  sehr  merkwürdiges  Stück  Dolerit  auf, 
welches  einem  unrcgelmässig  auf  einen  Haufen  zusammengeleg- 
ten Taue  gleicht,  und  ausserordentlich  an  die  Gestaltung  de« 
Spritzkuchens  erinnert,  den  man  gewaltsam  durch  eine  sternförmig 
ausgezackte  Öffnung  bindurchpresst. 


—     313     — 

all  mit  kleinen  Gypskrystallen  bedeckt  sind.  —  Beide  ge- 
hörten wahrscheinlich  der  Lias-Formation  zu. 

6.  Endlich  ist  die  ganze  Trassmasse  noch  häufig  von 
Kalk-  und  Kalkspath- Trümmern  und  Drusen  durchzogen, 
die  jedoch  oft  keine  eigentlichen  Krystalle,  sondern  nur 
körnigen  Kalkspath  enthalten. 

Im  Ganzen  genommen  ist  dieser  sogenannte  Trass  dem 
Basalttuif  des  Habichtstvaldes  ausserordentlich  ähnlich;  nur 
enthält  er  noch  mehr  und  besonders  grössere  fremdartige 
Bruchstücke  eingemengt  als  jener,  so  die  Kalksteinbreccien, 
welche  bei  Altenburg  als  hausgi'osse  Massen  darinne  liegen. 
An  bearbeiteten  Stücken  ist  die  Ähnlichkeit  zwischen  bei- 
den täuschend;  wenn  man  z.  B.  die  Werkstücke  am  Nörd- 
linger  Kirchthurme  mit  den  Stufen  und  Einfassungen  der 
Freitreppe  unter  dem  Herkules  auf  Wilhelmshöhe  vergleicht, 
so  sollte  man  kaum  glauben,  dass  sie  aus  zwei  verschiede- 
nen Brüchen  entnommen  seyn  können.  Gewöhnlich  ist  aber 
der  Trass  in  der  Gegend  um  Nördlingen  nicht  fest  genug, 
um  ihn  bearbeiten  zu   können. 

Eigentlichen  Basalt  habe  ich  nie  in  oder  neben  diesen 
Trassbrüchen  anstehen  sehen;  wahrscheinlich  steckt  er  noch 
in  der  Tiefe  und  ist  durch  das  viele  Haufwerk  durchbx*o- 
chener  Gesteine,  das  er  vor  sich  herschob,  am  Ausbru- 
che behindert  worden.  Ganz  besonders  gilt  hier,  was 
V.  Leonhard  im  Allgemeinen  über  die  basaltischen  Konglo- 
merate sagt  *) : 

„Die  Basalte  umgaben  sich,  aus  den  Erd-Tiefen  empor- 
steigend, mit  eigenthümlichen  Hüllen ,  bezeichnet  durch  be- 
sondere Struktur,  eine  Folge  ihres  Entstehungs-Prozesses, 
und  auffallend  durch  gewisse  Manchfaltigkeit  des  Bestandes, 
welche  im  Beisammenseyn  der  Basalte  mit  anderen  Felsar- 
ten ihren  Grund  hat.  Es  sind  diess  die  basaltischen  Kon- 
glomerate, Phänomene,    die    keineswegs    zu    den    am  wenig- 


*)  In  der  Iten  Abthl.  der  Basalt-Gebilde  pag.  310. 


—     314     — 

sten  fleakwürdigen  gehören  bei  den  Untersuchungen,  welche 
uns  beschäftigen  5  denn  obwohl  die  Basalte  als  bedingende 
Ui'sachen  des  Daseyns  jener  Trümmer-Gesteine  gelten  müs- 
sen, so  liefei'n  diese  wiederum  über  die  basaltische  Genese 
und  über  mancherlei  dabei  eingetretene  Umstände  aufklä- 
rende Andeutungen,  werthvolle  Belege  und  selbst  entschei- 
dendes Zeugniss,  besonders  wenn  sie  als  Hüllen  fester 
Massen  sich  darstellen." 

8  ii  s  s  w  a  s  s  c  r  k  a  1  k. 

Er  bildet,  wie  schon  frülier  erwähnt,  den  Rand  des 
eigentlichen  flachen  Riesgau-^ecketxs  und  ist  am  Deutlich- 
sten entwickelt  an  den  Felsen  bei  Nördlingen  und  bei 
Wallcrstein. 

Am  ersteren  Orte  erstreckt  sich  ein  Hügelzug  dessel- 
ben von  Oberreimlingen  bis  nahe  an  die  Stadt  heran,  wo 
am  Richtplatze  früher  mehrere  Brüche  darin  betrieben 
worden  sind.  In  diesen  alten  Brüchen  beobachtet  man  mit 
ziemlicher  Deutlichkeit  die  Auflagerung  dieses  Süsswassei*- 
kalkes  auf  ein  Gneiss- ähnliches,  höchst  verwittertes  Gestein, 
das  einzige  der  Art,  was  in  der  Gegend  weit  und  breit 
anstehend  zu  linden  ist,  wahrscheinlich  dasselbe ,  von  dem 
die  veränderten  Gneiss-Stücke  im  Trass  bei  Bollstadl  und 
AUenhiirg  herrühren. 

.  Diese  Auflagerung  ist  keineswegs  eine  scharf  begrenzte; 
denn  gangartige  Ausläufer  des  Kidks  gehen  tief  in  den  Gneiss 
hinein,  und  Bruchstücke  des  letzteren  finden  sich  bis  zu 
einer  ziemlichen  Höhe  in  den  Kalk  eingebackeu,  während 
da,  wo  man  die  eigentliche  Grenze  zu  vei'muthen  hat,  ein 
Breceien-artiges  Gestein  sich  findet ,  fast  bloss  aus  verwit- 
terten Gneiss-Bruchstücken  bestehend,  fest  gekittet  durch 
kaum  sichtbaren  Kalkteig. 

Doch  ich  gehe  nun  über  zur  näheren  Beschreibung  des 
Kalkes  selbst.  Er  ist  blassgelb  und  graulichgelb,  porös, 
voller  Höhlen  und  Löcher,  gewunden,  und  merkwürdig  wectt- 


-     313     — 

( 

selnd  in  seiner  Beschaffenheit.  Bald  ist  er  dicht  und  fest, 
bald  locker,  zeliig  und  mürbe,  bald  horizontal  geschichtet, 
bald  konzentrisch  gewunden,  bald  wieder  kraus  durcheinan- 
der gewirrt,  an  vielen  Orten  von  jüngeren  Kalksinter-Bil- 
dungen tropfsteinartig  überzogen. 

Betrachtet  man  den  merkwürdigen  Felsen ,  auf  dem 
früher  das  alte  fürstlich  OxTiNGEN'sche  Schloss  Wallerstein 
gestanden  hat,  so  wird  man  von  lauter  Widers])rüchen 
überrascht;  man  kann  es  kaum  für  möglicli  halten,  dass 
alle  diese  sonderbaren  Bildungen,  auf  einerlei  Weise ,  auf 
dem  Wege  ruhigen  Niederschlags,  entstar.den  seyn  können. 
Konzentrisch  schalige  Kugeln  und  Cylinder,  durch  merk- 
würdig gewundene  Zwischenlagen  ineinander  greifend  oder 
unmittelbar  verbunden,  dazwischen  wieder  gerade  Schich- 
ten und  andere  Wellen-formig  gebogen ,  alle  aber  von  un- 
regelmässig gestalteten  Höhlungen  und  Löchern  durchzogen, 
von  späteren  Kalksinter-Bildungen  unter  manchfachen  For- 
men überkleidet,  bietcji  sich  dem  Auge  dar,  und  bei  nähe- 
rer Untersuchung  findet  man  einzelne  Parthie'n  des  Gesteins 
voll  kleiner  Pa ludinen  und  Cy pris-Schakn,  oder  wohl 
gar  nur  daraus  bestehend ,  w  ährend  an  anderen  Orten  mit 
Kalkspath  ausgefüllte  Gehäuse  einer  grösseren  Helix-Art 
unregelmässig  vertheilfc  sind.  Da  ist  nichts  zu  sehen  von 
einer  Übereinstimmung  zwischen  der  Lagerung  der  Schich- 
ten und  der  Vertheilung  der  Versteinerungen :  Alles  liegt 
bunt  durcheinander;  selbst  in  dem  tropfsteinartigen  Kalk- 
sinter-Uberzuge  finden  sich  dieselben  Vei'steinerungen  einge- 
schlossen, die  den  Kalkstein  selbst  charakterisiren.  Boue 
schildert  diesen  Kalk  ")  mit  folgenden  Worten:  „Dieser  wahr- 
hafte Travertin  ist  weisslicli  oder  gelblich,  sehr  ])orös,  und 
zeigt  alle  denkbaren  Ubei'gänge  einer  zusammengehäuften 
Struktur,   bis  zum  Zustande  geringerer  und  grösserer  Dicht- 


*■•)  In  seinem  „gt'Opn.   Geiiiülde     von    DfuLscidund.    übersetzt    ciiii,-!i  y. 
_     Lkonhard"  p.  410. 


—     S16     - 

heit,  so  dass  man  endlich  einen,  von  röhrenförmigen  Wei- 
tungen durchzogenen,  Süssvvasserkalk  vor  sich  hat.«  Nach 
ihm  enthält  er  Versteinerungen  aus  den  Geschlechtern  Lym- 
naeus,  Planorbis,  Paludina,  Physa  und  Helix  nebst 
Wasser-  und  Sumpf-Pflanzen.  Bei  Nördlingen  und  Waller- 
ttein  habe  ich  nur  Helix  fruticum  (Müller),  Paludina 
similis  (Pf.),  oder  wenigstens  eine,  dieser  sehr  ähnliche 
Art,  Cypris  ornata*)  und  geringe  Spuren  einer  Schilf- 
ähnlichen Pflanze  gefunden. 

Der  Generalsuperintendent  Michel  **)  erzählt,  an  zwei 
Bergen  bei  Hainsfurth  Folgendes  gefunden  !«u  haben : 

„1)  Lithoxylon,  2)Osteocolla,  3)Cochlites  ter- 
restrifor niis  minor,  4)  inkrustirte Binsen  und  Rohr  mit 
dazwischenliegenden  Schnecken,  5)  eine  Masse  von  Millionen 
kleinen,  kaum  eines  Hirsekorns  grossen  Muscheln  und  Tur- 
biniten,  welche  mit  dazwischen  gemengtem  Mergel  und  kla- 
rem Sand  zusammengebacken.  Diese  Masse  macht  ein 
ganzes  Stratum  aus,  welches  in  gleicher  Höhe  fast  eine 
Klafter  dick  durch  beide  Berge  hindurch  geht."  Auch  bei 
Reimlingen  und  Mayhingen  erwähnt  er  ähnlicher  Vorkomm- 
nisse, die  er  für  seine  Zeit  recht  ausführlich  schildert. 

An  der  Aussenfläche  dieser  Kalkfelsen  findet  man  bei 
Nördlingen  zur  Herbstzeit  häufig  festangeklebte  sandige 
Erdballen;  schlägt  man  sie  entzwei,  so  sieht  man  darin  eine 
Menge  eingesponnene  Wespen  liegen.  Es  ist  Apis  cae- 
mentaria,  die  sich  auf  diese  Weise  mit  einem  ziemlich 
festen  künstlichen  Sandsteine  umgibt,  um  so  ihren  Winter- 
schlaf ungestört  zu  halten. 

Resultate. 

Fassen  wir  nun  die  eben  geschilderten  Verhältnisse 
dieser  Gesteine  und  ihre    gegenseitigen    Beziehungen  in  der 


•)  Dieselbe  Art,  welche  auch  im  ßict.  d.  Sc.  NaL  T.  XII  p.  407, 
als  im  Süsswasserkalk  von  Balme  Ballier  vorkommend,  er- 
wähnt wird. 

*)  In  seiner  Öttingischen  Bibliothek.    Anspack  1758.  pag.  154. 


-      317     — 

Kürze  zusammen,  so  eingeben  sich  ungefähr  folgende  Resul 
täte  hinsichtlich  der  Erklärung  des  Vorhandenen. 

Das  Riesgau  war  wahrscheinlich  ein  Süsswassersee, 
als  rings  an  seinen  Ufern  basaltische  Eruptionen  begannen. 
Aufgeregt  dadurch,  und  vielleicht  mit  Kohlensäure  und  koh- 
lensaurem Kalke  geschwängert,  bildete  dieser  See  an  seinen 
Rändern  kalkige  Absätze,  deren  regelmässige  Gestaltung 
durch  heftige  Bewegungen  oft  gestört  wurde,  bis  endlich 
ein  gewaltsamer  Durchbruch  des  Sees  zwischen  Haarhurg 
und  Donauwörth  erfolgte,  wo  noch  jetzt  die  Gewässer  des 
Riesgaues  ihren  Abfluss  nach  der  Donau  hin  nehmen.  Nicht 
ohne  mächtigen  Eintluss  können  dabei  die  nahen  basaltischen 
Eruptionen  gewesen  seyn,  die  eine  grosse  Menge  zerstörter 
Gesteine  aus  der  Tiefe  vor  sich  herschoben  und  aus  ihnen 
die  bedeutenden  Trassmassen  bildeten,  die  wir  oben  be- 
schrieben. Der  Basalt  selbst  ist,  wie  es  scheint,  nirgends 
zum  eigentlichen  Durchbruche  gekommen ;  er  beurkundet 
sich  aber  hinlänglich  durch  jene  basaltischen  Schlacken  und 
durch  die  veränderten  Bruchstücke  unterliegender  Gesteine, 
die  zugleich  mit  dem  mürben  Trasse  zwischen  den  Jura- 
kalk hineingeschoben  sind,  der  selbst  theils  in  einzelnen 
Bruchstücken,  theils  in  grossen  Breccien-Massen  jenem  merk- 
würdigen Haufwerke  beigemengt  ist.  Die  Umänderung  vie- 
ler   diesei'    Gesteine    deutet    auf    bedeutende     Einwirkunffcn 

o 

durch  Gas,  Hitze  und  Druck  hin :  so  die  Zersetzunw  der 
Gneiss-Gemengtheile,  die  Kalkspath-Eintreibungen  manchfa- 
cher  Art,  die  Umänderung  in  körnigen  Kalk,  die  Gyps-Bil- 
dung,  die  merkwürdigen  Gestalten  mehrerer  Schlacken  und 
basaltischen  Laven. 

Dieser  Trass  möchte  demnach  ein  eigentliches  Eriip- 
tions-Produkt ,  ein  Reibungs  -  Konglomerat  seyn,  während 
jener  im  Brohlthale  am  Rhein  vielmehr  durch  Wasser  um- 
geändert und  abgelagert  zu  seyn  scheint.  Oder  sollte  viel- 
leicht auch  hier  eine  Einwirkung  des  Wassers  anzunehmen 
•Tahrgang-  1834.  21 


~     318     — 

»«yn  ?  Könnten  vielleicht  jene  basaltischen  Aasbrüche  innei  - 
halb  dei'  Grenzen  unseres  See's  Statt  gefunden  haben? 
Könnten  sie  nicht  unmittelbaren  Antheil  an  der  Bildung  und 
Erhärtung  des  Süsswasserkalkes  haben? 

Nicht  zu  verkennen  ist  jedenfalls  die  Einwirkung  der 
abnormen  Gesteine  auf  die  Bildung  oder  Umbildung  der 
normalen  (hier  die  Einwirkung  des  Basaltes  auf  den  Süss- 
wasserkalk  und  auf  die  Breccien-Bildung  des  Jurakalkes), 
eine  Einwirkung,  die  sich  in  grösserer  Ausdehnung  viel- 
leicht noch  für  die  meisten  Flötzgebirge,  besonders  für  die 
Kalk-  und  Sandsteine,  nachweisen  lassen  dürfte. 


üntersuchunK 


weissen  Pulver-förmigen  Substanz  aus  dem 
Dolomit  von  Ebermergen  in  Baiern, 


Herrn  Ober-Hüttenamts-Assessor  L.  M.  Kersten. 


Diese  Substanz  besitzt  eine  blendendweisse  Farbe,  völ- 
lige Homogenität  und  fühlt  sich  zwischen  den  Fingern  rauh, 
wie  geglühte ,  bei  Mineral-Analysen  erhaltene  Kieselerde 
an.  —  In  Borax  ist  diese  Substanz  leicht  löslich  und  bildet 
ein  Glas,  welches  nach  dem  Erkalten  klar  bleibt  und  nur 
schwach  die  Reaktion  des  Eisens  zeigt;  in  Phosphorsalz  löst 
sie  sich  nur  äusserst  wenig  auf,  bildet  dagegen  mit  kohlen- 
saurem Natron  ein  ungefärbtes ,  nach  dem  Erkalten  klar 
bleibendes,  Glas.  Wird  dieses  Mineral  mit  Soda  auf  einem 
Platinblech  geschmolzen,  so  bemerkt  man  nur  eine  höchst 
geringe  Reaktion  auf  Mangan.  Bei  dem  Erhitzen  dieses 
Minerals  in  einer  Glasröhre  entwickelt  sich  ein  wenig  Was- 
ser, welches  die  Pigmente  nicht  verändert,  und  nach  dem 
Verdampfen    keinen    Rückstand    hinterlässt ;  dieses  W^as- 

ser  möchte  keineswegs  dem  Minerale  angehören,  sondern  von 
diesem  bloss,  wegen  seines  Pulver-förmigen  Aggregat-Zustan- 
des  ans  der  Luft  angezogen  worden  seyn.  Wird  diese 
Sid)stanz     mit    raässigstarker     Chlor- WasserstofFsäure     über- 

21* 


—    32a   — 

goisen,  so  findet  nur  eine  geringe  Entwiekelung  von  Kohlen- 
säui-e  Statt,  und  es  scheint  sieh  nur  wenig  aufzulösen.  Die 
Solution  ist  gelblich  gefärbt  und,  enthält  Kalkerde,  Talkerde, 
Eisenoxyd  nebst  einer  Spur  Mangan;  Kali  wurde  in  derselben 
nicht  aufgefunden.  Der  Rückstand  besass  eine  reine  weisse 
Farbe  und  löste  sich  vollständig  vor  dem  Löthrohre  inkohlensau- 
i*em  Natron,  dagegen  unmerklich  in  Phosphorsalz  auf.  Mit 
Kobalt-Solution  zusammengerieben  und  auf  Kohle  geglüht, 
bemerkte  man  weder  eine  blaue  noch  rothe  Färbung  5  — 
der  Rückstand  schien  demnach  aus  reiner  Kieselerde  zu 
bestehen.  Um  völlige  Gewissheit  hierüber  zu  erhalten, 
wurde  er  mit  Atzkali  im  Platintiegel  geschmolzen.  Die  ge- 
schmolzene Masse  lieferte,  nach  dem  Aufweichen  mit  Chlor- 
Wasserstofifsäure,  Eindampfen  etc.,  Kieselerde  und  eine  nur 
höchst  schwach  gefärbte  Flüssigkeit,  in  welcher  weder 
Thonerde  noch  Talkerde,  dagegen  eine  Spur  Kalkerde  und 
Eisenoxyd  aufgefunden  wurde!  — 

Durch  Digestion  des  zum  feinsten  Pulver  zerriebenen 
Minerals  mit  Wasser  wurde  nichts  anfgenommen,  denn  das 
Wasser  reagirte  weder  auf  die  Pflanzenpigmente,  noch  hin- 
terliess  es  nach  dem  Verrauchen  einen   Rückstand. 

Zur  Bestimmung  der  quantitativen  Zusammensetzung 
dieser  interessanten  Mineralsubstanz  wurde  dieselbe  mit 
Chlor- Wasserstoffsäure  digerirt,  und  aus  der  Auflösung 
Kalk,  Talkerde  und  Eisencxyd  gefällt.  Der  unauflösliche 
Rückstand  wurde  geglüht,  und  nachdem  sein  Gewicht  bc- 
ßtimmt  war,  mit  Atzkali  geschmolzen,  die  geschmolzene 
Masse  mit  Chlor- Wasserstoffsäure  versetzt  und  auf  die  be- 
kannte Weise  weiter  zerlegt.  Hundert  Theile  des  bei 
50**  R.  zuvor  erwärmten  Minerals  wurden  zusammengesetzt 
gefunden  aus : 

65,8  Kieselerde 

0,S  Alaunerde 
20,1   kohlens.  Kaikerde 
n.2  -  Talkerde.  — 

2,1  Filsenoxyd  mit  ehier  Spur  Mangan. 

100,0 


—     321     — 

Die  untersuchte  Mineralsubstaiiz  besteht  also  im  We- 
sentlichen aus  Kieselerde;  denn  da  Säuren  aus  dersel- 
ben sogleich  die  kohlensauren  Erden  ausziehen,  ohne  das» 
die  Kieselerde  gelatinirt,  oder  sich  in  ihrem  Aggregat-Zu- 
stand  verändert,  so  hat  es  den  Anschein ,  dass  sie  nur  mit 
Dolomit  gemengt  ist.  Schliesslich  will  ich  nochmals  auf  die 
Ähnlichkeit  dieser  Substanz  mit  frisch  geglühter  Kie- 
selerde, die  zuvor  im  gelatinösen  Zustand  war,  aufmerk- 
sam machen. 

Freiberg  den  7.  Jan.  1834. 


Briefwechsel. 

Mittheilungen  an  den  Gelieimenrath  v.  Leonhard 
gerichtet. 


Berlin,  1.  Septbr.  1833  *). 

Auf  meiner  diessjährigen  Reise  durch  Rügen  habe  ich  unter  den 
Geschieben,  welche  sich  auf  dieser  Insel  finden,  dieselben  Gebirg-sarten 
gefunden,  welche  in  ähnlicher  Weise  auch  in  der  Mark  vorkommen. 
Auch  der  Übergangskalk  ist  derselbe,  und  führt  dieselben  Versteinerun- 
gen. Interessanter  aber  ist  es  mir  noch  gewesen ,  auch  den  von  mir 
beschriebenen  Oolithenkalk  ganz  in  gleicher  Weise  vorzufinden,  wie  in 
der  Mark,  und  eben  so  reich  an  schönen  Versteinerungen.  Jfaraentlich 
besitzt  der  Gastwirth  Schepelfr  zu  Sagard  in  seiner  Sammlung  einen 
ansehnlichen  Block  dieses  Gesteins,  in  welchem  ein  schönes  Exemplar 
des  Ammonites  communis  Sow.  enthalten  ist.  Obgleich  dieser 
Kalk  noch  nicht  auf  der  Baltischen  Halbinsel  gefunden  ist,  so  macht 
doch  ein  so  nördliches  Vorkommen  eine  Herleitung  aus  südlichen  Ge- 
genden nicht  wahrscheinlich.  Denselben  Kalk  habe  ich  auch  in  Pom- 
mern in  der  Gegend  des  Madife-Seß''s  gefunden.  Unter  den  Versteine- 
rungen aus  dem  Übergaugskalke,  welche  Schepeler  besitzt,  befindet 
*icb  auch  eine  sehr  schöne  Conularia  quadrisulcata  Sow.  — 

Klöden. 


Wien,   20.  Dezbr.  1833. 

Ich  habe  den  verflossenen  Monat  in  Ober-Schlesien  verbracht.  Ich 
besuchte  die  Zinkgruben  und  die  zahlreichen  Eisenschmelzen;  aber 
auch  zu  manchen  nicht  uninteressanten  geognostischen  Beobachtungen 
bot  sich  Gelegenheit  dar.     In  mehreren    Gegenden    sah   ich  die  Blöcke, 


')  Psteh  «tufall  Tersp.itcf. 


—     3i23      - 

von  denen  gesagt  wird,  dass  sie  aus  Skandinavien  abstammen^  Zwi- 
schen Gleiwitz  und  Tarnowit%,  in  ungefähr  1000  F.  Meereshöhe  kom- 
men sie  in  Menge  vor,  und  wechseln  in  der  Grösse  von  der  einer 
Faust,  bis  zu  4  und  5  F.  im  Durchmesser.  Bei  Untersuchung  dieser 
Blöcke  kann  man  in  denselben  die  Trümmer  einer  vollständigen  Granit- 
Formation  erkennen J  d.  h.  einen  Granit  von  grossem  Korne,  einen 
feinkörnigen,  und  einen  dritten  von  noch  feinerem  Korne ,  der  schon 
ein  Porphyr-artiges  Aussehen  hat.  Hornblende  findet  sich  häufig  in 
allen  diesen  Felsarfen  ein,  und  durch  Abwesenheit  des  Glimmers  ent- 
steht sodann  mitunter  Syenit.  Der  Feldspath  ist  in  manchen  Stücken 
roth ;  diese  lassen  sich  gewissermassen  als  die  am  meisten  charakteri- 
stischen betrachten.  Man  kann  die  granitischen  Trümmer  in  zwei  Klas- 
sen abtheilen;  eine  derselben  würde  der  Formation  von  weissem,  die 
andere  der  von  rothem  Granit  angehören ;  aber  in  jeder  von  beiden 
Klassen  trifft  man  eine  Folge,  eine  Reihe  von  verschiedener  Grösse 
des  Korns.  Auch  mehr  und  weniger  grosse  Quarz-Blöcke  kommen  vor; 
sie  scheinen  von  Gängen  abzustammen.  An  Quarz-,  wie  an  Granit- 
Blöcken  sind  mitunter  Reibungs  -  oder  Rutschflächen  waljrnehmbar. 
Alle  diese  Phänomene  deuten  darauf  hin,  dass  an  den  Orten,  wo  diese 
Granite  u,  s.  w.  anstehend  vorhanden  sind,  die  nämlichen  Verhältnisse 
bestehen,  wie  bei  Ihren  HeidHberffer  Graniten  :  wie  ich  solches  unfern 
Meissen,  der  Brücke  gegenüber  gesehen  habe ,  bei  Karlsbad  (an  der 
Böhmischen  Ruhe)  und  an  so  vielen  anderen  Orten ;  d.  h.,  dass  auf 
eine  erste  Eruption  von  grobkörnigen  Graniten  eine  andere  folgte,  in 
einem  (aus  geologischem  Standpunkte  genommen)  ziemlich  kurzen  Zeit- 
raum ;  letztere  hat  die  erste  durchsetzt  und  ist  hin  und  wieder  in  sie 
eingedrungen.  —  Die  losen  Fcisblöcke  finden  sich,  wie  bekannt,  im 
Diluvial-Boden  begraben.  Um  Gleiwitz  ruht  das  Diluvium,  wie  man 
behauptet,  unmittelbar  auf  Kohlen-Sandstein;  allein  bei  Sabr%e,  im 
Distrikt  der  Grube  Königin  Louise  ,  sieht  man  sehr  deutlich  in  einem 
dicht  neben  der  Hauptstrasse  angelegten  Steinbruche,  dass  über  dem 
eigentlichen  Kohlen-Sandstein  eine  20  bis  30  F.  mächtige  Ablagerung 
eines  andern  Sandsteins  ansteht;  auf  diesen  Sandstein  folgt  erst  das 
Diluvium,  welches  die  Blöcke  umschliesst.  Der  letzte  Sandstein  könnte 
wohl,  nach  der  Art  wie  seine  Körner  verkittet  sind,  dem  Süsswasser- 
Quarz  der  tertiären  Epoche  angehören.  Aber  was  auffallend,  das  ist 
die  Analogie  zwischen  diesem  Sandsteine  und  den  die  Granit-Blöcke 
zusammensetzenden  Theileu.  Man  könnte  geneigt  seyn  zu  glauben,  dass 
jener  Sandstein  aus  dem  Detritus  der  Berge  gebildet  worden,  von  denen 
die  Blöcke  abstammen.  Die  feinsten  Körner  dürften  in  Sandform  durch 
Wasser  bei  den  grossen  Überschwemmungen  am  Raschesten  weggeführt 
und  niedergelegt  worden  seyn ;  die  gröbern  Körner,  die  Blöcke,  folgten 
nur  sehr  langsam,  wegen  ihrer  Masse,  sie  wurden  folglich  um  Vieles  später 
in  den  nämlichen  Gegenden  abgesetzt,  wo  die  Sandlagen  bereits  gebil- 
det worden  waren.     Der  Sandstein,  von  welchem   die   Rede,  ist  keines- 


-     324     - 

Wegs  auf  die  Umgebung  von  Sabrze  beschränkt;  ich  habe  ihn  in  meh- 
reren geognostischen  Sammlungen  in  Ober-Schlesien  gesehen,  und  stets 
als  „Kohlen  -  Sandstein"  bezeichnet.  Was  zu  dieser  Verwechselung 
Anlass  gegeben  haben  kann,  dürfte  der  Umstand  seyn,  dass  der  frag- 
liche Sandstein  in  gleichförmiger  Lagerung  auf  dem  Kohlen-Sandstein 
ruht;  aber  das  beweisst  nur,  dass  das  Relief  dieses  Gebiets  zwi- 
schen den  Bildungs- Epochen  beider  Felsarten  keine  Änderung  er- 
fahren hat. 

EzaUERRA    DEL    BaYO. 


Catania,  5.  Januar  1834. 

Ich  habe  kürzlich  eine  Abhandlung  über  den  Ursprung  des  Schwe- 
fels in  der  Accademia  Gioenia  vorgelesen.  Aus  dem  Vorkommen 
des  Schwefels  in  einem  tertiären  Mergel  in  der  Nähe  von  Sandstein 
und  von  Salz-führendem  Thon,  so  wie  aus  der  niederen  Lage  glaube 
ich  beweisen  zu  können,  dass  derselbe  von  thierischenTheilen  herrührt, 
welche  bei  den  Fäulniss-Prozessen  von  Mollusken,  zersetzt  worden,  die 
in  der  Tertiär-Periode  beim  Rückzüge  der  Wasser  in  Meeres-Busen, 
oder  in  Sec'n  zurückblieben.  Diese  Ansicht  dürfte  als  eine  etwas  kühne 
erscheinen ;  allein  bei  genauer  Untersuchung  sämmtlicher  geognostischen 
und  geologischen  Umstände  scheint  sie  mir  sehr  evident.  Sie  erhalten 
mit  erster  Gelegenheit  meine  Abhandlung. 

C.  Gemmellaro. 


Stuttgart,  6.  u.  19.  Jan.  u.  Ö.  Febr.  1834. 

In  Betreff  der  Braunkohlen-Urttersuchung  bemerke  ich,  nachträglich 
KU  meinen  früheren  Mittheilungen,  Folgendes.  Jetzt  ist  man  mit  dem 
Schacht  24'  in  der  Kohle  und  19'  im  Hangenden,  also  im  Ganzen 
43'  tief.  In  der  Kreide,  die  sich  in  den  untern  Lagen  mehr  der  Craie 
tufau  näliert,  fanden  sich  einige  Terebratulitcn:  also  doch  wohl 
keine  Infiltration  von  oben !  Mit  dem  Abteufen  in  Braunkohle  wurde 
bis  auf  30'  fortgesetzt,  dann  kam  eine  5'  mäclitige  Letten-Schicht,  und 
nach  dieser  wieder  ein  Flötz,  bei  dem  die  Kohle  weit  vorzüglicher  ist, 
als  die  in  der  obern  Teufe,  namentlich  ist  die  erdige  Kohle  so  rein, 
dass  sie  in  einzelnen  Schichten  in  Glanzkohle  übergeht,  also  wie  am 
Meissner  in  Hessen.  Der  nächste  Basaltberg  bei  Höweneck  in  Högau 
ist  aber  zwei  Stunden  von  Liidwigsthal  entfernt.  Nun  sind  noch 
2  Schächte,  jeder  1000'  vom  ersten  Schacht,  einer  gegen  W.,  der  andere 
gegen  S.  angefangen  worden,  um  die  Erstreckung  des  Kohlen-Lagers 
j?u  untersuchen. 

Feuerstcinkugeln  finden  sich   in  den   obersten   Schichten    de«  Jura- 


—      325      " 

kalks,  der  vielleicht   Dolomit    ist,    am    Rande    der  Ebene,   auf  der   das 
Kohlen-Lager  aufgefunden  worden. 

Bei  dem  Versuchbau  auf  Steinkohlen  ist  der  Sehacht  in  dieser 
Woche  (vom  27.  Jan.  —  1.  Febr.)  nur  wenige  Schuh  tiefer  geworden, 
und  der  braune  Thon  hält  immer  noch  an,  dagegen  sind  in  geognost. 
Beziehung  sehr  merkwürdige  Verhältnisse  eingetreten.  Die  Schichten 
von  gelbem  Thon,  Dolomit,  grobem  Sand,  braunem  Thon  mit  verkohl- 
ten Pflanzen,  wieder  gelbem  Thon,  und  Mergelsandstcin  mit  Konglo- 
merat stehen  in  einem  Winkel  von  fast  80°  saiger. 

Hehl. 


Strassburg,  8.  Febr.  1834. 

Ich  habe  nun  angefangen,  Mineralogie  zu  lehren,  und  da  ist  mir 
aufgefallen,  wie  sehr  empirisch  deren  ganzes  Wesen  nocli  ist:  kaum 
dass  man  ihr  den  Namen  Wissenschaft  geben  darf  J  denn  als  wahrhaft 
wissenschaftlich  kann  nur  das  Krystallographische  gelten,  und  aus  dem 
Gebiete  des  Krystallographischen  wiederum  nur  das  zur  Physik  und 
Mathematik  Gehörende.  —  Was  soll  eigentlich  die  Mineralogie  seyn? 
„Die  Lehre  der  physischen  Kennzeichen ,  welche  jeder  chemischen  Na- 
tur angehören."  Und  wenn  sie  eine  Lehre  seyn  soll,  so  muss  sie  all- 
gemeine Grund-Prinzipien  aufstellen;  also  soll  Mineralogie  nur  die  Ge- 
setze der  Veriiältnisse  zwischen  der  chemischen  Natur  und  den  physi- 
schen Eigenschaften  der  Körper  kennen  lehren,  so  wie  die  Anwendung 
dieser  Lehre  zur  Erkenntniss  und  Klassifikation  der  unorganischen  Kör- 
per; sie  soll  den  Grad  der  Wichtigkeit  und  den  Sinn  jeder  physikali- 
schen Eigenschaft  zeigen.  Wie  arm  erweiset  sich  aber  die  Mineralogie 
nicht  in  dieser  Hinsicht J  ist  sie  doch  meistens  niciit  viel  mehr,  als 
Spezies-Kramerei.  Und  damit  sie  noch  ärmer  werde,  so  hat  man  das 
Studium  der  Laboratoriums-Produkte  ausgeschlossen-  So  dürfen  die 
verschiedenen  Salzarten  nur  in  so  fern  im  System  eine  Stelle  finden, 
als  dieselben  in  der  Natur  vorkommen J  und  das  mineralogische  Studium 
der  vielen  Salz-Krystallisationen,  welche  man  so  leicht  in  den  Labora- 
torien erzeugt,  würde  der  Wissenscliaft  ganz  gewiss  seiir  grossen  Ge- 
winn bringen.  Sind  es  nicht  die  nämlichen  Natur-Gesetze,  welche  die 
einen,  wie  die  andern  Körper  entstehen  lassen?  Werden  die  Natur- 
Kräfte  verändert,  wenn  des  Menschen  Hand  chemische  Verbindungen 
und  KrystalHsationen  hervorruft?  Wie  kann  man  leichter  die  Gesetze 
der  Verhältnisse  zwischen  chemischer  Natur  und  den  physischen  Eigen- 
schaften kennen  lernen,  als  durch  das  Experimentiren  im  Laboratorium. 
Da  heisst  es  nun:  solches  Experimentiren  ist  Chemie  oder  Physik  ge- 
trieben. Aber  diese  Einrede  bat  keinen  Grund;  denn  Chemie  und  Phy- 
sik suchen  die  Gesetze  zu  ergründen,  nach  welchen  die  chemischen 
und  physischen  Kräfte  sich  äuesern;   beide  Wissenschaften    zeigen  uns, 


-     326     - 

wie  8ic!r-je«c  Kräfte  in  den  Terscliiedenen  Substanzen  ycrhaÜen.  Die 
Naturhistorie  der  unorganischen  Welt  hingegen,  die  Mineralogie,  soll 
nur  die  Charaktere  dieser  Substanzen  darstellen,  d.  h.  nur  gesetzmäs- 
fiig  die  Eigenschaften  zeigen,  an  welchen  wir  sie  bestimmt  zu  erkeu- 
ueu  vermögen,  die  uns  ihre  chemische  Natur  entziffern  lehren ,  wie 
die  Zoologie  durcli  ihre  Gesetze  der  vergleichenden  Anatomie  nur  die 
Charaktere  der  Thierarten  zeigt,  an  welchen  wir  sie  bestimmt  erkennen 
können,  und  aus  denen  man  ganz  untrüglich  auf  ihre  innere  organische 
Natur  schlicssen  kann. 

Die  erste  Frage,  welche  sich  darbietet,  ist:  was  soll  man  sich  für 
einen  Begriff  von  der  Materie  machen,  und  von  was  soll  man  die  phy- 
sische und  chemische  Natur  herleiten?  Die  Materie  kennen  wir  nuy 
durch  die  Eindrücke  auf  unsere  Sinne,  und  diese  Eindrücke  sind  nichts 
Anderes,  als  Äusserungen  der  Kräfte,  die  in  ihr  liegen.  Wir  können 
folglich  von  den  Substanzen  durchaus  nichts  Anderes  wissen,  als  was 
von  den  Kräften  herkommt,  welche  sie,  so  zu  sagen,  beleben,  und  alle 
Phänomene,  welche  uns  dieselben  darbieten,  müssen  von  solchen  Kräf- 
ten hergeleitet  werden.  Diese  Kräfte  bilden  nothwendig  ein  Ganzes, 
Unveränderliches,  wovon  nichts  vereinzelt  %verden  kann.  Hätten  die 
Grundkräfte  der  Materie  nur  eine  Richtung,  so  würde  die  Materie  sich 
als  Linie  darstellen,  und  könnte  nicht  die  Eigenschaft  haben,  einen 
Raum  zu  erfüllen;  auch  würden  die  Substanzen  nur  durch  die  Inten- 
sität dieser  einzigen  Kraft  von  einander  differiren ,  was  gar  nicht  mit 
den  chemischen  und  physikalischen  Verschiedenheiten  der  unorganischen 
Körper  übereinstimmt;  auch  niüssten  dann  diese  Körper  eine  ganz  ein- 
fache Reihe  bilden,  wo  jedem  seine  Stelle  nach  dem  Werth  dieser  Kraft 
angewiesen  wäre;  eine  solche  einfache  Reihe  ist  aber  in  offenbarem 
Widerspruch  mit  der  Natur  jener  Körper.  Hätten  die  Grundkräfte  der 
Materie  nur  zwei  Richtungen,  so  vermöchten  sie  noch  immer  keinen 
Raum  zu  füllen ;  aber  ihre  Eigenschaften  könnten  schon  anders  als 
durch  ihre  Intensität  differiren,  denn  sie  hingen  auch  noch  vom  Ver- 
Iiältnisse  der  Intensität  dieser  Kräfte  in  beiden  Richtungen  ab.  Drei 
Richtungen  müssen  also  zum  wenigsten  diese  Kräfte  haben  und  ihre 
Intensität  kann  nicht  die  nämliche  in  den  drei  Richtungen  seyn.  Man 
kann  diese  drei  Kräfte  immer  auf  drei  rechtwinkelige  a,  ß,  y  reduzi- 
ren:  ja  man  muss  es  sogar  thun ,  wenn  man  den  Effekt  jeder  Kraft 
rein  berechnen  will. 

Von  diesen  Grundkräften,  welche  die  Natur  jeder  Substanz  ausma- 
chen, müssen  nothwendiger  Weise  alle  ihre  Eigenschaften  herkommen. 
Die  Dichte  und  das  spezifische  Gewicht  stehen  in  einem  einfachen  Ver- 
hältnisse mit  dem  Produkt  a -\-  ß  -^  y.  Die  Krystall-Form  ebenfalls  j 
denn  sind  die  Axen  a,  b,  c  so  ist  /3  ==  aj  und  y  =  a^.  Weil  die 
Dichte  und  das  spezifische  Gewicht  von  den  Kräften  a,  ß,  y  abhängen, 
80  muss  die  Dichte  in  der  Richtung  der  drei  Axen  verschieden  seyn; 
daher  kommen  tbeilweise    die   Reftexione-  und    Refraktions-Verschieden- 


—      327     — 

liciten  des  Lichtes  auf  den  verschiedenen  Krystallflächcn;  daher  auch 
die  doppelte  Strahlenbrechung,  die  nur  in  jenen  Krystallen  Statt  hat, 
wo  a  b  c  sich  nicht  alle  drei  gleich  sind. 

Die  üng'leichheit  der  Kräfte  a,  ß,  y  scheint  mir  ein  Grundprin- 
zip fnr  alle  einfache  und  zusammengesetzte  Substanzen  zu  seyn;  also 
müssen  in  den  Urformen  auch  die  Axen  a,  b,  c  ungleich  seyn.  Hier- 
mit befinden  sich  die  tetragonalen,  tessulai'en  und  hexagoualen  Krystall- 
Formen  gar  nicht  im  Widerspruch,  denn  diese  Formen  entstehen  nur 
aus  Kombinationen  der  Kräfte  a,  ß,  y.  Das  hatte  Weiss  schon  langst 
angedeutet;  nur  muss  man  nicht  vom  regulären  System  ausgehen,  son- 
dern von  dem  trimetrischen;  das  Reguläre  ist  sodann  die  äusserste 
Grenze  der  Verbindungen  der  Kräfte  a,  ß.  y,  welche  auf  den  drei 
Axen  so  verbunden  sind  a  -{-  ß  -\-  y,  a  -p  /3  -)-  y,  a  -\-  ß  -\-  y. 

In  Kurzem  werde  ich  Ihnen  eine  Mittheilung  über  meine  Theorie 
des  Dimorphismus  nach  diesen  Grundsätzen  tmachen. 

VoLTZ. 


Gotha,  27.  Februar  1834. 

Indem  ich  Ihnen,  verehrtester  Freund,  den  richtigen  Empfang  eini- 
ger  in  der  letzten  Zeit  von  Ihnen  mir  zugegangenen  Mittheilungen  und 
Sendungen  dankbarlich  bekenne,  darf  ich  nicht  unterlassen,  Ihnen  ein 
geologisches  Phänomen,  das  sich  vor  Kurzem  in  meiner  Nähe  ereignet 
hat,  zu  berichten. 

Am  9.  Februar  d.  J.  entdeckte  ein  Landcigenthümcr  beim  Besuchen 
eines  seiner  mit  Getreide  besäcten  Äcker  einen  Erdfall,  der  sich  ganz 
neuerlich  ereignet  hatte,  doch  von  dessen  Entstehung  Tag  und  Stunde 
nicht  bekannt  geworden  sind.  Erst  einige  Tage  nach  dieser  Wahrneh- 
mung von  derselben  benachrichtigt,  begab  ich  mich  am  16.  an  Ort  und 
Stelle  und  fand  Folgendes. 

Der  Erdfall  befindet  sich  westlich  von  Gotha,  auf  der  ersten  An- 
höhe, über  welche  die  Landstrasse  von  dieser  Stadt  üach  Elsenach  führt, 
und  die  eine  Fortsetzung  des  Krahenbergs  (der  beträchtlichsten  der 
Anhöhen  um  Gotha)  gegen  Süden  bildet.  Ungefähr  fünf-  bis  sechshun- 
dert Schritte  nördlich  von  dem  höchsten  Theile  der  Strasse  (welcher 
zugleich  der  höchste  Punkt  der  ganzen  Strassenlinie  von  Jena  bis 
Eisenach  ist),  auf  einer  von  diesem  Punkte  zum  höchsten  Punkte  des 
Krahenberys  -  Waldes  gezogenen  Linie  ist  die  Öffnung  des  Erdfalls. 
Der  letztgenannte  Punkt  (S.  25.  Nr.  20  meines  Thüringischen  Höhen- 
biichleins,  welches  Ihnen,  wie  ich  hoffe,  richtig  zugekommen  ist)  liegt 
461  P.  F.  Über  dem  tiefsten  Punkte  der  Stadt  Gotha,  und  1354  F.  über 
der  MeeresHache.  Der  erstgenannte  Punkt  (Birnbaum,  cbendas.  S.  24 
Nr.  19)  337  F.  über  dem  tiefsten  Punkt  von  Gotha  und  1230  F.  über  der 
Meeresfläche.     Die  Stelle  des  Erdfalls  mag  ungefähr  30  F.  höher  liegen 


—     328      - 

als  der  Birnbaum.  Die  ganze  Hochfläche  umher  von  Gotha  bis  zu  die- 
sem Punkte  und  noch  viel  weiter  westlich  bis  nahe  an  Eisenach  besteht 
aus  Muschelkalk,  der  nur  wenig  von  Dammerde  bedeckt  ist,  und  dessen 
Schichten  auf  dieser  Höhe  horizontal  liegen. 

Das,  was  man  vom  Erdfalle  sieht,  ist  ein  länglich  rundes  Loch  von 
unregelmässig  ausgezacktem  Umkreise,  im  grössten  Durchmesser  10  bis 
12,  im  kleinsten  7  bis  &  Fuss  haltend.  Die  Öffnung  setzt  in  ziemlich 
gleicher  Weitung  und  Form  senkrecht  in  die  Tiefe  nieder,  soweit  man 
dieses ,  wegen  der  tiefer  Statt  findenden  Dunkelheit  von  oben  hinab 
erkennen  kann,  d.  i.  ungefähr  40  bis  höchstens  50  Fuss.  Sie  hat  ganz 
das  Ansehen  eines  alten  Schachtes,  in  welchem  die  Zimmerung  nieder- 
gegangen ist. 

Von  oben  herab  bis  ungefähr  in  10 — 12  F.  Tiefe  bestehen  die 
Wände  dieses  hohlen  Cylinders  aus  loser  schlechter  Erde  mit  eckigen 
Stücken  von  Muschelkalkstein  vermengt.  Von  da  an  abwärts  Zeigen 
sich  die  horizontal  liegenden  soliden  Schichten  dieser  Fcisart  mit  ihren 
ringsum  scharf  abgebrochenen  Enden. 

Ich  Hess  ein  grosses  Bündel  angezündeten  und  mit  heller  Flamme 
brennenden  Strohes  hinabwerfen,  um  etwas  tiefer  hineinsehen  zu  können; 
aber  dieses  erlosch,  als  es  kaum  50  Fuss  tief  gefallen  war.  Tags  zu- 
vor hatte  man  eine  Sondirung  der  Öffnung  vorgenommen,  und  wollte 
bei  180  Fuss  Grund  gefunden  haben. 

Einige  Tage  später  Hess  man  einen  Menschen  in  die  Tiefe  hinab. 
Leider  aber  ist  dieser  gefährliche  Versuch  nicht  auf  eine  Weise  vorge- 
nommen worden,  welche  einige  Belehrung  hätte  gewähren  können.  Die 
Leitung  des  Versuchs  war  einem  Polizeibeamten  anvertraut  worden, 
der  nicht  verstand,  was  dort  eigentlich  zu  untersuchen  war.  Dieser, 
ungeachtet  sich  zwei  Bergleute  freiwillig  zum  Einfahren  erboten  hatten, 
nahm  einen  gemeinen  Steinbrecher  dazu.  Dieser  Mensch  wurde  mit 
einem  Stricke  um  den  Leib  hinabgelassen,  und  es  ist  nicht  einmal  kon- 
statirt,  ob  er  Licht  mitgenommen  hat.  Das  Seil,  an  dem  man  ihn  hinab- 
liess,  war  nur  110  Fuss  lang,  und  als  er  in  diese  Tiefe  gekommen  war, 
zog  man  ihn  sehr  bald  wieder  herauf. 

Er  hat  ausgesagt,  dass  er  in  eine  sehr  grosse  Hohle  gekommen 
»ey  und  Alles  umher  aus  Thon  und  Schlamm  bestehend  gefunden  habe. 
Gesteins-Proben  hat  er  nicht  mitgebracht.  Aus  Besorgniss  grosser  Ge- 
fahr ist  der  Versuch  nicht  wiederholt  worden. 

Auf  der  Oberfläche  um  die  Öfiriung  her,  bemerkt  man  nur  eine  un- 
bedeutende Einsenkung  des  Bodens,  die  im  Halbmesser  von  etwa  12  F. 
von  der  Öff"uung  nicht  liber  zwei  Fuss  Tiefe  haben  mag.  Der  Boden 
hat  einige  kleine  Risse. 

Ungefähr  100  bis  150  Schritte  östlich  von  dem  neuen  Erdfall  siebt 
man  den  Überrest  eines  sehr  alten,  von  dessen  Entstehung  die  jetztU- 
bende  Generation  Nichts  weiss.  Dieser  besteht  aus  einem  vollkomme- 
nen Zirkei-förmigen  Trichter  von  mehr  als  100  Schritten  im   Umfange 


—     329     — 

und  einer  Tiefe  von  etwa  30  bis  40  Fuss.  Sein  Boden  und  seine  Wände 
sind  mit  Gras  und  kleinem  Gesträuche  bewachsen.  Noch  weiter  oben 
auf  der  Höhe  befinden  sich  einige  flache  runde  Vertiefungen,  die  Tgel- 
See^n  genannt,  weil  sie  gewöhnlich  Wasser  enthalten,  die  aucli  für  Erd- 
fälle gelten.  In  der  Krahenbergs  Waldung  selbst  sind  ein  paar  alte 
Erdfälle. 

Da  in  unserer  Gegend  das  Lager  des  Muschelkalks  ein  mächtiges 
Lager  von  Gyps  bedeckt,  das  in  einigen  Thälern  zu  Tage  ausgeht,  am 
Seeberge  durch  grosse  Steinbrüche  entblösst,  und  bei  dem  Salzwerke 
zu  Buffleben  erbohrt  worden  ist,  so  ist  mir  sehr  wahrscheinlich,  dass 
sich  unter  der  Hochfläche  des  Krahei\bergs  beträchtliche  Höhlen  in 
diesem  Gypslager  befinden,  durch  welche  die  Erdfalle  entstehen,  wenn 
einzelne  Stellen  ihrer  Gewölbdecken,  zernagt,  zu  schwach  geworden 
sind,  um  die  aufliegende  Masse  zu  tragen. 

In  der  Ebene  von  Buffleben,  die  455  F.  tiefer  liegt,  als  die  Höhr 
des  Krahenbergs  i  wo  aber  der  Muschelkalkstein  noch  von  134  Fuss 
dicken  neueren  Fejsartcn  bedeckt  ist,  so  dass  dort  seine  Oberfläche 
589  F.  tiefer,  als  auf  dem  Krahenberge  liegt,  ist  er  selbst  367  Fuss 
mächtig,  und  erst  in  dieser  Tiefe  liegt  die  Oberfläche  des  Gypslagers. 
Da  aber  diese  überall,  wo  man  sie  in  Thüringen  kennt,  sehr  ungleich 
ist,  und  beträchtliche  Bogen  macht,  so  kann  es  wohl  seyn,  dass  auf 
der  Höhe,  wo  der  Erdfall  entstanden  ist,  der  Gyps  mit  seinen  Höhlen 
sehr  hoch  hinauftritt,  und  niclit  mehr  als  110  Fuss  Muschelkalk  über 
sich  liegend  hat. 

Da  alle  alten  Erdfälle,  die  ich  gesehen  habe,  eine  Kessel-  oder 
Trichterform  haben,  und  eben  so  die  aus  alten  verfallenen  Scliachten 
entstandenen  Pingen,  so  vermuthe  ich,  dass  auch  dieser  neue  Erdfall 
allmählich  durch  Nachbrechen  der  Seitenwände  diese  Form  erhalten 
wird.  Ich  werde  nicht  unterlassen  ,  ihn  dann  und  wanu  zu  besu- 
chen. Die  unaufliörlichen  Regengüsse  der  verflossenen  Monate  haben 
vielleicht  den  letzten  Akt  des,  wahrscheinlich  in  der  Tiefe  schon 
seit  längerer  Zeit  vorbereiteten,  Einbruchs  der  obersten  Schichten  her- 
beigeführt. 

Hoff. 


Tharand,  28.  Februar  1834. 

Sie  erhalten  hier  einen  etwas  ausführlichen  Brief  über  gewisse 
Verhältnisse  des  körnigen  Kalksteins,  die  mir  von  grosser  Wichtigkeit 
scheinen.  Auch  ist  es  kein  Wunder,  wenn  mich  der  reiche  vorliegende 
Stoff  zur  logisch  geordneten  Sclireibwcise  nicht  kommen  lässt;  da  sich 
bei  Betrachtung  eines  jeden  einzchien  Umstandes  immer  zehn  andere 
melden,  die  auch  bcfücksichtiget  und  beschrieben  seyn  wollen.  Die 
Hauptresultate  der  nachfolgenden  Untersuchungen  scheinen  mir  sehr 
augenfällige  Beweise  für  Ihre  Hypothese  vom    Ursprünge  körnigen  Kai- 


—      330       - 

kes;  darum  beeile  ich  dpren  Mittheilung  auch  in  diesem  rohen  Zustande ; 
später  wird  sich  wohl  Gelegenheit  finden,  sie  weiter  zu  bearbeiten. 

Gestern  lockte  mich  das  schöne  Wetter  nach  dem  Triebisdithale. 
Meine  Hauptabsicht  v/ar,  mir  Aufschluss  über  die  dortigen  körnigen 
Kalksteine  zu  verschaffen ;  Sic  werden  bald  sehen,  in  wie  höchst  erfreu- 
lichem Grade  mir  derselbe  zu  Thei!  wurde. 

Das  Triebischthal  ist  von  Herzogswalde  bis  Meissen  überhaupt  so 
überaus  Ithrreicli,  und  aus  so  vielartigen  Gesteinen  zusammengesetzt, 
dass  es  den  Raum  für  die  lolniendsten  Excursioncn  darbietet,  die  man 
in  hiesiger  Gegend  unternehmen  kann.  Ehe  ich  nun  aber  zur  Haupt- 
sache, zur  Beschreibung  der  äusserst  wichtigen  Phänomene  bei  Miltitz 
übergehe,  erlaube  icii  mir,  Sie  flsichtig  durch  dieses  ganze  Thal  hin- 
durchzuführen. 

Schon  in  Herzogswalde,  ehe  noch  die  Strasse  den  Triebischbach 
erreicht,  sieht  man  zwischen  dem  Tiionschiefer  des  rechten  Gehänges, 
der  häufig  von  festen  Grünsteinmassen  durchzogen  ist,  einen  Porphyr- 
gang  von  40  bis  50  Schritt  Mächtigkeit  in  die  Höhe  steigen.  Leider 
Bind  seine  Grenzen  zu  beiden  Seiten  mit  Boden  und  Vegetation  über- 
kleidet, so  dass  man  von  den  Kontakt-Gebilden  nur  einzelne  umherlie- 
gende Stücke  finden  kann.  Im  Triebischtkale  abwärts  wechseln  lier- 
vorstehende  Grünsteinfelscn  unzählige  Male  mit  dem  gewöhnlichen 
Thonschiefer,  und  gewähren  beiden  Thalgehängen  eine  höchst  anmu- 
thige  Abwechslung.  Auch  einzelne  Lager  körnigen  Kalksteins  finden 
sich  ein,  ich  übergehe  jedoch  einstweilen  ihre  nähere  Besclireibung,  um 
sie  weiter  unten  im  Zusammenhange  nachzuliolen. 

Vor  Munzig  kommt  man  aus  dem  Thonschiefer  in  Glimmerschiefer 
und  Gneiss,  die  zuweilen  von  Porphyr  durchsetzt  sind.  Sodann  folgen 
die  merkwürdigen  Gebilde  bei  Miltits:  Hornblende-  und  Glimmer- 
Schiefer,  wechselnd  mit  Granit  und  körnigem  Kalksteine;  ferner  die 
Syenite  bei  Robschütz,  ein  Petrefakten-reiches  '0  über  30  Fuss  mächtiges 
KalktuiTlager  tragend ,  und  endlich  die  schönen  Meissner  Pechsteine 
und  ihre  Übergänge  in  Porpliyr,  von  denen  man  zwischen  Karsbach 
und  dem  Buschbade  (also  in  halbstündiger  Entfernung)  mehr  als  100 
wesentlich  verschiedene  Varietäten  sammeln  kann  **). 

Ich  wende  mich  nun  zu  dem  Miltitzcr  Kalksteinbruche  '"**)  zurück, 
von  dem  ich  Ihnen  eine  flüchtige  Skizze  hier  beilege.  Stellen  Sie  Sich 
in  Gedanken  mit  mir  vor  diese    intcresr-ante  60  bis  70  Fuf's    hohe  Fels- 


*)  Mein  Vcater  besitzt  eine  sehr  vollstiindige  Suite  der  dort  vorlvonimenden  Versteine- 
rungen, worunter  sicii  ein  Mensclien-Scliiidel  besonders  auszeichnet.  Blätter, 
Moose,  Haselnüsse,  Hirschgeweihe,  Knochen,  vollständige  Schlangengerippe,  Land- 
schiiecken  u.  s.  w.  sind  alle  in  grosser  Deutlichkeit  vorhanden. 

'i"')  Herr  Professor  Rossmässi-er  allhier  sammelte  in  kurzer  Zeit  eine  Meisi/ifr  Pecli- 
stein-Suite  von  mehr  als  1.50  Abänderungen. 

♦'■*)  Am  linken  Gehänge  des  'friehitchChaUs,  östlich  von  Miltilz  gelegen,  dem  Herrn 
■».  HEisiTi  gehörig. 


~      331      — 

wand,  die  durch  einen  früheren  Tagebau  auf  Kalkstein  gebildet  worden 
ist,  und  jetzt  leider  einzustürzen  droht. 


Zuoberst  sehen  Sic  ein  dunkelfarbiges  Schiefergesteiu  (a).  welches 
sich  auch  in  der  Mitte  wiederholt,  und  aus  Hornblendeschiefer 
Gesteht,  der  jedoch  oft  in  grauen  Glimmerschiefer  übergeht,  ohne 
dass  man  irgend  eine  Grenzlinie  zwischen  beiden  wahrnehmen  konnte. 
Nur  aus  heruntergefallenen  Bruchstücken  kann  man  dieses  Phänomen 
beurtheilen,  da  die  Felswand  selbst  sich  ohne  hohe  Leiter  nicht  be- 
steigen lässt. 

Das  erste  auffallende  Lager  von  oben  herein  ist  hierauf  eine  4  bis 
6  Fuss  mächtige  Granit  bank  (b),  das  zweite,  am  Boden  des  Bruches, 
eine  S  bis  25  Fuss  mächtige  Lager- förmige  Kalkraasse  (c).  Alle 
diese  Gesteine  zeigen  theils  durch  ihre  Schieferung  im  Innern,  theils 
durch  ihre  äusseren  Begrenzungen,  ein  unter  sich  paralleles  Fallen  von 
etwa  20°  gegen  NW.  —  Das  Gehänge  ist  mit  Schutt  und  Gerolle 
bedeckt  (d). 

Betrachten  wir  nun  zunächst  jene  Granitbank  genauer,  so  fisidcw 
wir  ihre  obere  und  untere  Grenzfläche  etwas  Wellen-förmig  gebogrii, 
so  dass  dadurch  die  Verschiedenheit  ihrer  Mächtigkeit  hervorgebracht 
wird,  die  wir  oben  angaben.  An  der  südlichen  Kante  der  Felswand 
enthäjt    diese    Lager-förmige    Granitmasse    ein     ansehnliches    Schiefer- 


,  -     332      - 

Fragment  (a)  völlig  in  sich  eingeschlossen  und,  wie  es  seheint,  mehrfach 
von  Granitadern  durchdrungen.  Ausserdem  zeigt  dieses  Gestein  überall 
scharfe  Grenzen  gegen  den  Schiefer,  die,  %vie  es  sich  aus  umherliegen- 
den Stücken  ergibt,  zum  Theil  glatte  Rutschflächen  sind.  Es  ist  scharf- 
kantig und  glattflächig  abgesondert,  fleischroth  von  Farbe ,  viel  mehr 
Quarz  und  Feldspath,  als  Glimmer  enthaltend  *),  von  mittelmässigem, 
doch  ungleichförmigem  Korne  und  auf  den  Klüften  gewöhnlich  mit  tal- 
kiger Substanz  überzogen,  welche  auch  im  Innern  sich  wieder  findet. 
Oft  sind  kleine  Granaten  eingemengt  und  an  den  Grenzen  gegen  den 
Hornblendeschiefer  führt  es  einzelne  Turmalin-Krystalle  und  enthält  da- 
selbst sogar  ansehnliche  Massen  dieses  Minerals,  wie  man  an  einem 
grossen  Blocke  sehen  kann,  der  neben  dem  Stollenmundloche  liegend, 
halb  aus  Granit,  halb  aus  Hornblendeschiefer  besteht,  die,  beide  fest  mit 
einander  verschmolzen,  dennoch  eine  scharfe  Grenze  zeigen. 

Sie  werden  in  diesem  Gesteine  leicht  den  Granit  von  Hohenstein, 
fZscheila,  Weinböhla  und  Meissen  wieder  erkennen  **),  der  hier  aber 
nicht  den  Syenit,  sondern  den  Hornblendeschiefer  durchbrochen  hat, 
und  zwar  nicht  Gang-förmig,  sondern  in  Gestalt  eines  Lagers,  wie  es 
ihm  die  Richtung  der  Schieferung  am  leichtesten  gestattete. 

Der  körnige  Kalkstein  wurde  an  dieser  Stelle  schon  seit  der  Mitte 
des  vorigen  Jahrhunderts  abgebaut,  zuerst  steinbruchweise,  jetzt  unter- 
irdisch durch  Pfeilerbau,  der  bei  Fackelschein  befahren  einen  grossarti- 
gen Eindruck  hervorbrinjjt.  Dieser  Kalkstein  ist  nach  allen  Richtungen 
zerklüftet,  und  auf  den  Klüften  stets  mit  rothem  Eisenoxyd  überzogen, 
so  dass  seine  Masse  im  Ganzen  als  rother  Streif  im  dunkelfarbigen 
Schiefer  erscheint.  Im  frischen  Bruche  aber  ist  er  gewöhnlich  rein 
weiss  und  vollkommen  körnig  blätterig,  selten  ins  Röthliche  oder  Grau- 
liche spielend  ***).  Seine  Grenzen  gegen  den  Schiefer  sind  stets  sehr 
scharf,  im  Grossen  oft,  im  Kleinen  selten  Wellen-förmig,  oder,  wie  es 
aus  umherliegenden  Bruchstücken  hervorgeht,  verzahnt,  in  der  Weise, 
dass  der  Kalk  Gang-förmig  in  den  Schiefer  eingedrungen  ist.  Merk- 
würdig sind  besonders  die  manchfachen  Kontakt-Erscheinungen,  welche 
an  diesen  Grenzen  sich  finden.  Gegenwärtig  lässt  sich  am  anstehen- 
den Gestein  über  Tage  nur  die  obere  Grenze  beobachten  ;  hier  ist  der 
Schiefer  zunächst  dem  Kalk  gewöhnlich  sehr  verwittert  und,  wie  es 
scheint,  an  sich  selbst  herumgerieben,  ohne  jedoch  eigentliche  Rutsch- 
flächen zu  zeigen.  Braunes  Eisenox^'d,  kleine  Kalkfragmente  enthal- 
tend, dient  oft  als  Zwisrhenlagc,  und  ein  anderes  ähnlich  vorkommen- 
des pulveriges  Mineral  ist  wahrscheinlich  Mangan.  Noch  auffallender 
und  schöner  sind  die  Kontakt-Erscheinungen,  die  man  an  ausgeförder- 
ten Stücken  beobachtet,  und  die,  wie  ich  vermuthe,  von  der  unteren 
Grenze  herstammen.     Der  körnige  Kalk   ist    hier    dicht    mit    dem  Horn- 


■■■)  Letzterer  felilt  zuweilen  gnna  und  das  Gesitein  erscheint  dann  als  Scliriftgranit. 
*■)  S.  oben  S.  132  ff. 

r««)  Auch  Drusenräume,  mit   i^knlenocdrischcn   KrystallcQ  besetzt,    ünden  si«h  im  li 
nern,  doch  selten. 


—     333     — 

blendeschiefer  zusammengesclmiolzen,  welcher  letztere  in  seiner  Nähe 
gänzlich  verändert,  viel  fester,  blasser  von  Farbe  und  undeut* 
lieh  schieferig  geworden  ist*);  er  verhält  sich  zum  unveränderten 
etwa  so,  wie  am  Harz  gewisse  Hornfelse  zum  Grauvvackcnschiefer. 
Einige  scharfkantige  Bruchs  tücke  sind  rings  vom  körni- 
gen Kalksteine  umschlossen,  der  hier  an  der  Grenze  zuweilen 
viel  feinkörniger,  (fast  dicht  und  Clialzedon-artig)  oft  mit  einem  bräun- 
lichen Rande  umgeben  ist.  Besondere  Mineralien  als  Produkte  der 
gegenseitigen  Einwirkung  finden  sich  ein:  Eisenkies  in  ziemlicher 
Menge,  kleine  schwarze  Magneteisenkörner  und  feine  prismati- 
sche Krystalle  eines  bis  jetzt  nicht  näher  bestimmten  Minerals.  Zwar 
sieht  man  über  Tage  den  Kalk  nirgends  von  Glimmerschiefer  begrenzt, 
dennoch  befinden  sich  unter  den  ausgefördcrten  Stücken  solche,  wo 
körniger  Kalk  in  das  Gewebe  des  Glimmerschiefers  eingedrungen  ist, 
und  hier  gerade  Magneteisen,  nebst  jenen  feinen  Krystallen  enthält. 

Ausser  diesen  merkwürdigen  Kontakt-Produkten  finden  sich  auf  der 
Halde  auch  noch  Breccien-artige  Gesteine,  deren  Lagerstätte  und  Be- 
ziehung ich  leider  nicht  zu  ermitteln  vermochte.  Sie  bestehen  fast  nur 
aus  Kalk;  indem  nämlich  körnige  Kalkstücke  durch  Kalkmasse 
gebunden  sind,  die  zuweilen  krystallinisch  und  drusig  einzelne  Gra- 
nit-  und  Schiefer-Fragmente  enthält.  Ein  ähnliches  Gestein 
haben  Sie,  wenn  ich  nicht  irre,  in  dem  unteren  verfallenen  Bruche  ne- 
ben der  Rossbach  bei  Auerbach  gefunden ,  und  desslialb  erwähne  ich 
seiner,  ohne  mich  in  weitere  Vermuthungen  über  seine  Entstehung  einlas- 
sen zu  können. 

Suchen  wir  nun  für  alle  die  obigen  Erscheinungen  eine  befriedi- 
gende Erklärung,  so  sind  wir  offenbar  genöthigt,  den  Miltiizer  körni- 
gen Kalkstein  gleich  vielen  anderen  nach  Ihrem  Vorgange  für  feurig 
flüssig  zwischen  die  Lagen  des  Hornblendeschiefers 
eingedrungen  zu  halten;  eben  so  wie  wir  dieses  von  dem  darüber 
liegenden  Granite  mit  Bestimmtheit  zu  glauben  bereclifigt  sind.  Ohne 
hier  die  ungezwungene  Weise,  mit  welcher  diese  Hypothese  alle  Neben- 
umstände von  selbst  erläutert,  weiter  zu  entwickeln,  müssen  wir  so- 
gar anerkennen,  dass  es  an  und  für  sich  die  einzige  mögliche  Erklä- 
rungsart ist. 

Dem  Neptunisten  steht  bei  diesem  Falle  schon  der  plötzliche  Wech- 
sel dreier,  ihrem  Wesen  nach  ganz  verschiedener,  Gesteine  entgegen; 
denn  wie  sollte  es  wohl  denkbar  scyn,  dass  durch  krystallinischen  Nie- 
derschlag aus  einerlei  wässeriger,  oder  anderer  Auflösung,  mitten  wäh- 
rend der  Hornblende-  und  Glimm  erschief  er-Bild  aug,  erst  ein 
gering-mächtiges  Lager  ganz  reinen  Kalksteins,  und  dann  eine 
schwache  Schicht  von  Granit  gebildet  worden  sey,  ohne  dass  die  geringste 


0  Auf  1   bis  2   Z.0II    Entfernung    erscheint    der     ausierdem     dimkelgrfine    Scliiefer 
hellgrün,  dicht  und  splitterig  im  Bruch,  co  dasB-«r  nicht  mehr  Echiefcrig,  londern 
nach  allen  Richtungen  ipaltet. 
Jahrgang  1834.  22 


-     334     - 

Spur  von  Übergang  (sondern  vielmehr  überall  vollkommen  scharfe  Gren- 
zen) zu  sehen  wären.  Nicht  zu  gedenken,  dass  auch  die  anderen  Um- 
gtände  die  manchfachen  Kontakt-Erscheinungen  u.  s.  w.  auf  neptunische 
Weise  unbedingt  nicht  erklärt  werden  können.  Fast  alle  diese  Hinder- 
nisse stehen  auch  der  Annahme  einer  gleichzeitigen  Erstarrung  au« 
heissfliissi!2;or  Planctenmasse  im  Wege. 

Wer  dagegen  allen  körnigen  Kalkstein  für  umgewandelten  dichten 
halten  wollte  (wie  es  einiger  allerdings  gewiss  ist),  auch  dem  stehen 
hier  eine  Menge  Verhältnisse  entgegen,  die  auf  solche  Weise  nicht  zu 
erklären  sind.  So  besonders  die  scharfkantigen  Bruchstücke  des  Schie- 
fers im  Kalk,  und  die  allgemeinen  Lageruugs-Verhältnisse,  welche  zu 
erklären  man  voraussetzen  müsste:  der  Hornblendeschiefer  habe  bei 
seinem  licissflüssigen  Empordringen  eine  ungeheuer  grosse,  aber  nur 
einige  Fuss  dicke  Kalkplatte  aus  allem  früheren  Zusammenhange  ge- 
rissen, zwischen  sich  eingeschlossen  und  durch  und  durch  gleichförmig 
umoewandelt,  so  dass  von  dem  ehemaligen  dichten  Kalksteine  nicht  eine 
Spur  mehr  aufzufinden  wäre  :  —  so  eine  grosse  dünne  Platte,  ohne  sie 
zu  zerbrechen!!  —  Die  vicljährigen  Abbaue  haben  ihren  Umfang  schon 
auf  mclircre  1000   □  Fuss  mit  Bestimmtheit  nachgewiesen. 

Für  die  Annahme  des  selbstständigen  Empordringens  hingegen 
nprcchcn  nicht  nur  alle  am  Kalke  zu  beobachtenden  Umstände,  sondern 
auch  der  darüberliegendc  Granit  bietet  in  aller  Hinsicht  ein  sehr  ana- 
loges Parallel-Phänomen  dar;  so  dass  die  Erklärung  des  einen  gewiss 
auch  die  des  anderen   seyn  muss. 

Vergleicht  man  nun  aber  die  Erscheinungen,  unter  welchen  dieser 
Kalkstein  bei  MiltiH  auftritt,  mit  denen,  welche  man  an  den  anderen 
körnigen  Kalksteinen,  weiter  oben  im  Triebischthale ^  (und  in  dessen 
Nähe)  bei  Sckmiedetvalde,  Burkhardsdorf.)  Blankenstein,  Steinbach  und 
Belhigsdorf  beobachtet,  und  vergleicht  man  ferner  diese  Gesteine  selbst 
mit  jenem,  so  ergeben  sich  eine  Menge  wesentlicher  Unterschiede. 

Was  zunächst  das  Gestein  selbst  betrifft,  so  sind  alle  jene  anderen 
Kalksteine  in  hiesiger  Gegend  mehr  grau  von  Farbe  und  weniger 
krysfallinisch  ;  nie  durchaus  weiss,  sondern  höchstens  von  weissen  kry- 
staUinisclicren  Lagen  in  der  Pvichtung  der  Lagerung  durchzogen,  in 
der  Art,  dass  oft  eine  auftallcnde  Streifung  dadurcii  entsteht:  ein  Wech- 
sel von  grauen  und  weissen  Streifen,  die  auf  merkwürdige  Weise  ge- 
bogen, durcheinander  gewunden  und  aneinander  abstossend,  aber  immer 
dei-  Lagerung  mehr  oder  weniger  parallel  crsclieinen.  Diese  Kalksteine 
putsprechen  alle  in  vieler  Beziehung  dem  Tharander ,  den  Sie  selbst 
anstehend  gesehen  haben:  nur  so  viele  Drusen  und  Braunspatliadern 
enthalten  sie  niclit,  wainsclicinüoh  weil  sie  von  keinen  Porphyr-Gängen 
durchbrochen  sind,    wie  der   hiesige  '■').     Ihre